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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

2. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 267

1878 - Danzig : Gruihn
Napoleon Bonaparte. — Friedrich Wilhelm Iil -^7 '.rounqen, was ihm später noch dreimal widerfahren ist Und jedes Mal mußte der arme Besiegte an den stolzen, habsüchtigen Sieger schone und volkreiche Lander abtreten. Alle Franzosen sahen auf Bonaparte. Er war ihr Liebling; denn ferner hatte ihnen soviel Ruhm und Gewinn verschafft, als er Napoleon in Aegypten. Auch nach Aegypten schiffte er. um dies Land zu erobern (1799). Die Engländer zerstörten aber seine Flotte bei Alexandrien. Die Franzosen starben in großer Menge in dem heißen Aegyptenland; ste siegten zwar an allen Enden; aber ihre Anzahl wurde dabei immer geringer. Viele wurden krank und Napoleon soll alle Kranken in den Lazarethen haben vergiften lassen, weil er sie nicht mit fortbringen konnte. Endlich brach er mit wenigen Begleitern Plötzlich auf und schiffte wieder heim nach Frankreich. Napoleon als Consul und Kaiser. Dies Vornehmen war also nicht gelungen; ein anderes gelang desto besser. Napoleon eilte nach Paris, machte der dortigen Regierung ein Ende, ließ sich selbst zum ersten Consul ernennen und herrschte unter diesem Namen als unumschränkter Gebieter im Lande. Die ^rcmzosen welche ihren König gemordet und soviel von Freiheit geredet hatten, gehorchten ihm gutwillig und ließen sich gar manches von ihm gefallen. Als er das sah, ward er kühner, setzte sich (1804) die Kaiserkrone auf, und hieß von nun an Napoleon 1-, Kaiser der Franzosen. Das war das Ende der französischen Republik , , Schlacht bei Austerlitz. 1805. Napoleon hatte durch seine Siege Italien in seine Gewalt bekommen und brachte es bald dahin, daß ihn die italienische Jxepublit -um erblicken Könige von Italien erwählte. Von jetzt an verschenkte er eroberte Länder und Kronen an seine Familie und Generale. Diese Willkür verschaffte ihm viele Feinde. England, Oesterreich und Rußland schlossen daher einbundinß, um dem Eroberer entgegenzutreten. Da zog Napoleon in Sturmeseile nach Deutschland gegen Oesterreich. Er drang sogar bis znr Kaiserstadt Wien vor und besetzte dieselbe. Dann zog er nach Mähren gegen die Oesterreicher und Russen, die hier von ihren Kaisern angeführt wurden. Bei Austerlitz, unweit Brünn, kam es zu der berühmten Drei kaiserschl acht, in welcher Napoleon Sieger blieb. Oesterreick Icklofz mit Napoleon den Frieden zu Preß bürg (1805) und verlor einen Theil feiner schönsten Länder. Baiern, Würtemberg und Baden, die Napoleons Bundesgenossen gewesen waren, bekamen citiert Theil dieser abgetretenen Besitzungen. Die Kurfürsten von Baiern und Würtemberg erhielten außerdem noch die Königswürde. Der ruffifcke Kaiser aber kehrte ohne Frieden zu schließen heim. t L , Ter Rheinbund. 1806. Napoleon stiftete nun den Rheinbund, durchweichen sich 16 deutsche Fürsten vom deutschen Kaiser und Reich trennten und Napoleon als ihren Schutzherrn anerkannten. Da legte der österreichische Kaiser Franz L den deutschen Kaisertitel nieder und blieb nur noch Kaiser von Oesterreich. Das tausendjährige deutsche Reich hatte nun ein Ende (1806). Theilweise nach Kappe. 165. Ariedrich Wilhelm Iii. 1797—1840. Deutschlands Erniedrigung. Preußens Demüthigung. Als Friedrich der Große zum letzten Male den damals sechszehnjährigen Prinzen, den svätern König Friedrich Wilhelm Iii., sah, sagte er zu ihm: „Run Fritz, werde was Tüchtiges. Es wartet Großes auf "dich. Ich bin am Ende; mein Tagewerk ist bald fertig. Ich fürchte, nach meinem Tode wird's drunter und drüber gehen, und du wirst einmal einen schweren Stand haben. Rüste dich! Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde auch keine'. Halte es fest mit dem Volke, daß es dich liebe und dir vertraue. Darin allein kannst du stark und glücklich sein. Vergiß diese Stunde nicht". Und er sollte sie nicht vergessen. Zwanzig Jahre nach Friedrichs des Großen Tode wurde Preußen von seinem Feinde, dem Kaiser Napoleon, schwer gedemüthigt. Die Ehre und Selbständigkeit Preußens war durch Napoleons Ueber-ntuth bereits schwer verletzt; doch suchte Friedrich Wilhelm Iii. den Krieg

3. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 288

1878 - Danzig : Gruihn
288 Geschichte der neuen Zeit. sind oft Monate lang zusammen, und da wird alles haarscharf verhandelt, und das Wohl der Unterthanen nach allen Seiten hin erwogen. Tie deutsche National-Versammlnng. Als unser Aönig im Jahre 1848 die Deputirteu aus dem ganzen Lande nach Berlin berief, eilten zu gleicher Zeit aus allen deutschen Ländern Männer nach der Stadt Frankfurt am Main. Dort bildete man auch eine Versammlung, die sich das deutsche Parlament, oder die deutsche National-Versammlung nannte. Fast alle Fürsten Deutschlands hatten aus ihren Ländern Depntirte hingesendet. Man wollte ein Reichsgrundgesetz für ganz Deutschland abfassen, des alten deutschen Reiches Einheit und Herrlichkeit herstellen und an der Spitze einen deutschen Kaiser haben. Zunächst stellte man den österreichischen Erzherzog Johann als Reichsverweser an die Spitze Deutschlands. Aber dieser konnte blutwenig ausrichten. Endlich beschloß man einen deutschen Kaiser zu wählen, welcher das Reichsgrundgesetz in Ausführung bringen sollte. Nach manchem Streite fiel die Wahl auf unsern vielgeschmähten vielgekränkten König Friedrich Wilhelm Iv., und man kam in einen: großen, feierlichen Zuge nach Berlin, um ihm die deutsche Kaiserkrone zu Füßen zu legen. Aber der König lehnte das Anerbieten ab. Nnn entstand in der frankfurter Versammlung große Verwirrung. Der eine wollte es so, der andere so haben. An vielen Orten Deutschlands schlug der Aufruhr in hellen Flammen auf. Der Aufftauö in Baden. In Baden gewann im Jahre 1849 der Aufstand die Oberhand, und der Großherzog mußte aus dem Lande fliehen, die Aufrührer übernahmen die Regierung, und da auch ein großer Theil der badenschen Soldaten treulos von seinem Fürsten abfiel, so kamen die Festungen und Städte und somit das ganze Land in die Hände der Aufständischen. Ebenso ging es in der bairischen Pfalz. Es hätte der Aufruhr gewiß auch die benachbarten Länder ergriffen und überwältigt, wäre auf dringendes Bitten der Fürsten nichts unser König mit feinen braven Truppen eingeschritten. Der Prinz von Preußen (unser jetziger Kaiser Wilhelm I.) erhielt bett Oberbefehl über eine Heeresmacht und rückte gegen die Aufrührer vor. Diese wehrten sich aus allen Kräften; aber bje braven Preußen schlugen die Rebellen, „kräftig,, zurück und nahmen die Länder, Städte und Mstungen ein. Die Fürsten wurden nun wieder in bett Besitz der Länber gesetzt. Oesterreich, Ungarn, Italien. 1848—1849. Um biefe Zeit hatten sich auch die Ungarn unter Führung Kosinths erhoben und wollten sich von Oesterreich losreißen. Mit Hülfe der Russen gelang es aber, der Revolution Herr zu werben. Auch die Lombarbei und Venebig wollten nicht länger unter Oesterreichs Fremb-herrschast stehen. Der Felbinarschau Rabetzki aber verschafft hier der österreichischen Sache bett Sieg. Der Krimkrieg. 1853—1856. Kaiser Nikolaus von Rnßlanb rückte (1853) mit seinen Truppen in bte türkischen Donaufürstenthümer Molbau und Walachei und beanspruchte die Schutzhoheit über sämmtliche griechische Christen in der Türkei. Obgleich Napoleon Iii. den Ausspruch gethan hatte: „Das Kaiserreich ist der Friede", stellte er sich doch mit England und Oesterreich auf die Seite der Türken. Die Franzosen und Engländer zogen nach der Krim und belagerten die Festung Sewastopol. Das Bombardement und die Sturmangriffe waren hier fürchterlich. Als die Franzosen endlich den Malakoff-Thurm einnahmen, sprengte der russische Fürst Gartschakoff den größten Theil der Festungswerke in die Luft. Da es später zum Frieden kam, mußte sich die Türkei verpflichten, die religiösen und bürgerlichen Rechte ihrer christlichen Unterthanen zu schützen. . Schöpfungen Friedrich Wilhelm Iv. Preußen verdankt diesem,geistvollen Könige viele Schöpfungen, z. B. die gewaltige Eisenbahnbrücke über bte Weichsel bei Dirschau, welche 7 mächtige Pfeiler hat. Ein eisernes Gitterwerk, welches dre Seitenwände der Brücke einschließt, und 120 Ketten tragen und- halten bte Brucke. Friedr. Will). Iv. machte auch bett Anfang zur Gründung einer Kriegsflotte. Berlin verschönerte er mit vielen herrlichen Bauwerken, stellte vtele alte Ktrchen und Burgen unsers Vaterlandes wieber her und sorgte für bett Wetterbau des kölner Doms. _ ^ . . „V , , Wohin der König gehört. Friedrich Wilhelm Iv. war ein grimbguttger, durch und durch christlicher Matttt. Sein Wahlspruch war: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen". Einst machte er eine Reise, ^n einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Mädchen sagte ihm ein Gedicht her, worüber er steh sehr freute.

4. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 68

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 68 — Auch in Berlin, wie in andern Städten, brach ein Aufstand ans.. Das Militär siegte zwar in dem Straßenkampfe, wurde aber von dem friedliebenden Könige zurück gezogen. Es wurde hierauf eine Nationalversammlung berufen, in der es aber so toll und wild zuging, dass sie aufgelöst werden musste. Dagegeu erhielt das Laud den 31. Januar 1850 eine Verfassung, wonach seitdem alle Gesetze durch die Zusammenwirkung der Regierung, des Abgeordnetenhauses und des Herrenhauses entstehen. 3. Deutscher Einigungsversuch. Die Sehnsucht eines jeden guten Deutschen war auf ein einiges, starkes Deutschland gerichtet. Die deutsche Nationalversammlung wählte darum in der Paulskirche zu Frankfurt a. M. Friedrich Wilhelm Iv. zum deutschen Kaiser. Aber er lehnte die Krone ab, weil sie ihm nicht von den Fürsten übertragen war. Jedoch versuchte er durch deu Reichstag in Ersnrt eine festere Einigung des deutschen Reiches, scheiterte aber damit an dem Widerstände Oesterreichs. Ja Prenßen wurde durch deu schimpflichen Vertrag von Olmütz 1850 genöthigt, den ohnmächtigen Bundestag wieder aufleben zu lassen und sich dem Willen Oesterreichs zu unter-werfen. Ebenso kläglich mislang in Schleswig-Holstein die Abschüt-teluug des Dänenjoches nach einem fröhlichen Anfange, weil Preußen gezwungen wurde, die Schleswig-Holsteiner ihrem Schicksale zu überlasten. Die in der Begeisterung gegründete deutsche Flotte wurde meistbietend verkauft. 4. Ju Frankreich hatte sich inzwischen Louis Napoleon zum Präsidenten der Republik aufgeschwungen, ja sich 1852 unter dem Schrecken der Kanonen zum Kaiser wählen lassen mit der glänzenden Lüge: „Das Kaiserreich ist der Friede!" Im Krim kriege demüthigte er als Bundesgenosse Englands und der Türkei nach der Eroberung Sebastopols 1856 Russland. Im Bunde mit Sardinien entriss er 1859 Oberitalien den Oesterreichern und unterstützte Viktor Emanuel, sich zum Könige von ganz Italien zu machen. Das Schicksal Europas schien der „Mattn an der Seine" in der Hand zu halten. Der edle Friedrich Wilhelm Iv. war mehr und mehr einer Verstimmung des Gemüthes und Umdüsterung des Geistes verfallen. Nachdem er 1858 feinem Bruder Wilhelm die Regentschaft übergeben hatte, erlöste ihn den 2. Januar 1861 der Tod von seinen Leiden. Xxviii. Wilhelm I. König von Preußen und Kaiser von Deutschland. 1. Vor seiner Thronbesteigung. Wilhelm I. ist den 22. März 1797 als zweiter Sohn Friedrich Wilhelm’5 Iii. und der unvergesslichen Luise geboren. Seine Jugend fällt in die Zeit der „deutschen Schmach" und des preußischett Uuglücks; ein tiefer Eindruck ist ihm

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 192

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
192 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. Aufladen jener Kisten und Kasten, Ballen, Lasten und Fässer sein. Welche Wagenmassen rollen dann durch die Straßen. Vor allen Gewölben, allen Niederlagen stehen große Kisten und Ballen, und was der Gewerbefleiß vieler Städte, großer Fabrikbezirke ganzer Länder in gedachter Zeit ge- schaffen, hier findet es im Zusammenflüsse seinen Hauptplatz. Die Fa- brikanten und Gewerbmänner Sachsens, Schlesiens/Brandenburgs, der Rheinlande, Bayerns, Würtembergs und Badens und der sächsischen Herzog- thümer stellen sich ein. Selbst die Schweiz hat zahlreiche Vertreter, des- gleichen Frankreich für seine Modeartikel, seine Seiden- und Kurzwaaren, England mit seinen gewaltigen Niederlagen für seine wollenen, baum- wollenen und Stahlwaaren. Zahllose Firmen bedecken die Häuser nicht selten bis zur dritten Etage mit Ortsnamen aus der Nähe und Ferne, dem Inland und Ausland versehen. Welches Drängen unv Treiben in den ersten Wochen einer Messe unter den Ein- und Verkäufern! Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern sie von Niederlage zu Nieder- lage, man verkehrt hier in deutscher, dort in englischer, in französischer, neugriechischer oder italienischer Sprache. Dieser Jude mit dem langen seidenen Kaftan und der braunen Pelzmütze ist aus Polen; für mehr als 300,000 Mark Waaren hat er schon gekauft, und noch immer kann er nicht abreisen; noch immer wartet er auf neu ankommende Waaren. Vergnügt reibt der Fabrikant die Hände; seine Niederlage ist fast geleert und reiche Bestellungen sind für die nächste Messe bei ihm gemacht. Viele derartige Ausräumungen und Bestellungen, wie sie mcht zu den Seltenheiten ge- hören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenden, welcher Jubel, daß die leipziger Messe „gut" ausgefallen. Daher das beständige Nach- fragen nach dem Gange der Geschäfte während der Messe. Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die ungeheuren Geld- massen, welche täglich durch die Hände des Cassirers gehen. Welche kost- baren Schätze in jenen großen Seidenwaarenlagern, welche Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leder, von wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel! Sechs- hundert Buden bedecken den schönen großen Markt in langen Reihen. Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaaren, Dosen und Blechwaaren, Farbekästen, Bleistifte, Fevern, musikalische Instrumente, erzgebirgische Spitzen und Nähwaaren, nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe und tausend andere Artikel liegen und hängen hier wohlgeordnet zum Verkaufe, zahlreiche Menschenmassen wogen vom Markte nach dem Augustus- platze, zwischen der Post und dem ehemaligen grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen Tagen auf beiden Seiten der Straße erhoben. Hier ist der Hauptsitz des Kleinhandels! Längs des Augustusplatzes oder Universitätsgebäudes die Buden der Schnittwaaren- händler, dahinter Glas- und Stemgutbuden und die Kurzwaarengeschäfte. Ihre verführerischen Schilder entlocken Vielen das Geld. — Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter die Buden". Es ist Meßsonntag. Welch' unaufhörlicher Lärm umtobt uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdrg-und Unwürdig- keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und Cosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Hauptstädte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachsfiguren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der heiligen und der Weltgeschichte vor; — daneben Buden, in denen Taschenspieler ihre

6. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 48

1878 - Danzig : Kafemann
48 Thüringische Länder. — Der Thüringerwald. Der Kyffhäuser. Sonnenschein für Greiz, Schleiz und Lobenstein". 7) Das Fürftenthum Reuß ältere Linie hat 316 kqm und50000 E., Greiz mit 13 000 E. ist die Haupt- stadt und liegt an der Elster. 8) Das Fürftenthum Reuß jüngere Linie hat 829 qkm und 92000 E. Schleiz, Hauptstadt mit 6000 Einw. Gerra a. d. Elster hat 21 000 E., ist eine wichtige Fabrikstadt für feine Wollwaaren. Loben- stein. — In altern Zeiten betete man in den Kirchen derrenßischen Fürstenthümer an Sonn- und Festtagen: „Wir bitten um Regen und 54. Der Thiiringerwald. (Charakterbild.) Berge» Die beiden höchsten Berge des Thüringerwaldes, der Beerberg und Schneekopf, liegen auf gothaischem Gebiete. Der Juselsberg steht diesen beiden Bergen zwar an Größe nach, macht aber durch seine Form und Lage einen weit großartigeren und angenehmeren Eindruck, als diese. In schönen Wellenlinien erhebt sich seine majestätische Kuppe und überragt meileu- weit die Nebenberge, während der Beerberg und Schneekopf, durch große Vor- berge verdeckt, wenig sichtbar sind. Das Klima des Thüringerwaldes ist nicht rauh; darum gedeihen alle Getreidearten, selbst Obst. Hopfen und Weizen giebt es zwar nur stellenweise; wichtig aber ist der Kräuterbau. Die Kartoffel gedeiht hier vortrefflich. Der Forscher findet manche seltene Pflanze da droben. — Des herrlichen Gebirges schönste Zierden sind die mächtigen Buchenhallen, unter welchen fröhliche Heerden das Waldgras suchen. Die Heerdenglocken, welche in harmonischer Stimmung vom Hirten gekauft werden, klingen wie geheimnißvolle Waldmusik aus der Ferne an unser Ohr, während näher die Kirchenglöcklein der Dörfer dreinklingen. Und in dem gesunden Klima gedeihen auch die Menschen zu einem kräftigen Schlage. Bewohner. Malerisch ist die Tracht der (Gebirgsbewohner- eigentümlich der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopstücher, das schalkische Wesen. Auf dem ruhlaer Schießen oder auf einem Jahrmarkte findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen thüringer Gebirgsvolkes. — Die Thüringer sprechen eine eigenthümliche Mund- art; ihre Stimme fällt und steigt öfters und bekommt eine gewisse Melodie. Man ist gern fröhlich, lebt aber dabei freigebiger, kostbarer und sorgloser, als man eigentlich sollte. Doch herrscht in keinem Bezirke des Gebirges solche Noch, als etwa im Erzgebirge und in Schlesien. Beschäftigung. Viehzucht, Feld- und vorzüglich Kräuterbau, Pechfieden, Kohlenbrennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Gewinnung des Dach-, Tafel- und Griffelschiefers: vorzüglich um Lehesten, von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln nennt mau 100 Millionen Stück. — Merkwürdig ist der Ort Sonneberg als Mittel- 8unkt einer großen Gewerbthätigkeit. Fast in jedem Haufe der Stadt und der lmgegend wird geschnitzt und gedreht, gekleistert, gepappt, gemalt, gestrichen, genäht und gezeichnet. Ganze Wälder werden ausgerottet und in Spielsachen
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