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1. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

2. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 46

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
46 Silber aus Europa. — Großbritannien. Unter den verschiedenen bewundernswerthen Dingen, die man in Manchester sehen kann, nehmen ohne Zweifel die Baumwollenfabriken mit ihren Arbetts- und Riaschinenwundern den ersten Rang ein; denn sie sind es, um welche sich hier das Interesse aller Menschen dreht. Man berechnet das Kapital, welches jetzt jährlich durch Baumwolle in England in Umsatz gesetzt wird, über 400 Millionen Mark. Durch die Erfindungen, die in Bezug aus die Baumwolle gemacht sind, erscheint der Mensch nun wie mit tausend Händen gewappnet Viele jetzt errichtete Spinnräder haben 1100 Spindeln. Durch den Riesengeist der englischen Erfindungen, der in der Baumwolle thätig war, sind neue Länder in europäische Interessen ge- wissermaßen hineingesponnen, die wir früher mit gar keiner Waare ge- winnen konnten. China und Ostindien, diese kunst- und waarenreichen Länder, in denen Bauniwollenzeuae die gewöhnliche Kleidung sind, und die uns sonst vorzugsweise baumwollene Waaren sandten, haben wir, die ur- alte Waarenströmung aus ihrer Richtung werfend und sie umkehrend, mit ihren eigenen Waffen angegriffen. Man hat berechnet, daß in England nicht weniger als 1,200,000 Per- sonen blos mit der Anfertigung von Baumwollenwaaren beschäftigt sind. Jetzt denke man an die Hunderttausende, welche mit der Verhandlung, der Transportirung und Verschiffung dieser Stoffe sich beschäftigen; man denke an solche mit der Entwickelung der Baumwollenfabrikation schwindelnd emporgestiegenen Städte, wie Liverpool; man denke an die Meere, die von mit Baumwolle beladenen Schiffen wimmeln, an die Millionen, die in Nordamerika als freie Pflanzer oder Neger, in Aegypten als Sklaven des Pascha, in Brasilien als Sklaven der Plantagenbesitzer an der Erzeugung der Baumwolle arbeiten und dadurch ihr Leben fristen; man denke ferner an alle Nationen des Erdballs, die sammt und sonders jetzt zwei-, drei-, zehnmal mehr Baumwollenstoffe tragen als früher und deren Sitten und Gewohnheiten dadurch zum Theil wesentlich verändert worden sind, und man erstaune über die Resultate, welche diese merkwürdige menschliche Thätigkeit, deren Mittelpunkt Manchester ist, herbeigeführt hat. Bis auf die neuesten Tage herab ist die Verbesserung der Spinn- und Webemaschinen noch immer fortgegangen. Eine der letzten ist ein Spindelwagen, der sich von selbst, d. h. durch die Maschinerie getrieben ein- und auszieht. Bisher mußte dies Ein- und Ausziehen durch Menschen- hände geschehen, und jetzt haben diese nun weiter gar nichts mehr beim ganzen Spinnen zu thun, als das Einschütten und Vertheilen der rohen Baumwolle und das Anknüpfen der zerrissenen Fäden. Sämmtliche andere Verrichtungen, das Reinigen der Baumwolle, das Kämmen, das Spinnen, das Zwirnen, das Aufrollen, das Abhaspeln u. s. w., werden sammt und sonders von der Maschine übernommen. Es wäre vielleicht möglich, daß man in Zukunft auch das Magazin für rohe Baumwolle und das zur Auf- bewahrung der fertigen Baumwollenwaaren so mit der Fabrik m Ber- bindung setzte, daß die letztere die rohe Baumwolle auf der einen Sette von selbst, ohne Zuthun der Menschen, empfinge und auf der andern dre fertige Baumwolle auch von selbst wieder packetweise in das Magazin niederlegte. Vollkommen undenkbar aber scheint es, daß man je eine Aca- schine so empfindlich machen könnte, daß das Reißen eines der kleinen Baumwollenfäden einen Einfluß auf sie übte, und daß eine Vorrichtung dabei getroffen werden könnte, die diese kleinen Unregelmäßigkeiten wieder auszugleichen vermöchte. Das Anknüpfen der besagten Fäden scheint also das einzige Geschäft zu fein, das immerfort in den Händen der Menschen bleiben wird.

3. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 236

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
236 Bilder aus Asien. Hapsan- und Karawanen-Thee, von dem in Europa ein Pfund wohl über 15 Mark kostet, nichts im Vergleiche zu jenem kostbaren Kaiser- thee, der unter dem günstigsten Himmelsstriche, auf einem von Gräben umgebenen Berge und unter dem Schutze besonders verpflichteter Wächter wachsend, für den Kaiser von China und seinen Hof bestimmt ist, und gar nicht aus dem Lande ausgeführt werden darf. Man wählt dazu oie zartesten Blätter der ersten Triebe bei der ersten Blätterlese im Februar, und erzählt, daß die Arbeiter, welche die Blätter mit feinen Handschuhen pflücken, einige Wochen vorher keine groben Nahrungsmittel genießen dürfen, damit ihr Hauch nicht den feinen Wohlgeruch der zarten Blätter verderbe. Ueberhaupt mag von der ersten Ernte wenig ausgeführt werden; die zweite, dritte und vierte Lese im April, Mai und Juni ist gut genug für die Barbaren außerhalb des „himmlischen Reiches!" Die einzelnen, sorgfältig mit reinen Händen gepflückten Blättchen wer- den untereinander in einer mäßig erwärmten metallenen Pfanne oder über Wafferdamps zum Welken gebracht, dann auf eine Matte ausgeschüttet und noch heiß zwischen den Händen zusammengerollt. In dieser Gestalt kommt er zu uns über die See, oder durch Karawanen über Rußland, als grüner oder schwarzer Thee, sorgfältigst eingepackt in die mit Staniol ausgelegten Pappdosen, aus welchen man in den buntesten Farben leibhaftige Chinesen, wie sie auf den Theemärkten erscheinen, abgebildet sehen und die wunder- baren chinesischen Schriftzüge bewundern kann, welche den Namen des Er- bauers und des Landbezirks — gleich den Etiketten auf unsern Wein- flaschen — nennen. Der Leser aber mag sich nur in Acht nehmen, daß man ihm nicht in England oder Rußland präparirte Schlehen- oder Eschen- blätter für Thee aus Kanton verkaufe. Spricht dann wohl einer oder der andere, wie dre Chinesen doch närrische Käuze wären, und wie die kraft- und saftlose bittere Brühe, die höchstens nach den hineingemischten Zimmet- stengeln und Gewürznelken dufte, ohne diese und ohne Zucker und Milch doch sicherlich nicht zu trinken sei, der vergesse nicht, daß vielleicht keins der grünen Blättlein China und Japan jemals gesehen hat! Barmer Lesebuch. 137. Die Religion des Confucius. Die erste und älteste Religion Chinas ist die des Confucius, welche als Grund die Natur und als Gegenstand der Verehrung den Himmel be- trachtet. Sie läßt sich ungefähr m folgende Sätze zusammenfassen: Aus nichts kann unmöglich etwas werden, daher muß es von Ewigkeit her Grundstoffe gegeben haben. Die Ursache (Lih) der Dinge bestand gleich- zeitig mit den Dingen; daher ist sie auch ewig, unendlich, unzerstörbar, ohne Grenzen, allmächtig und allgegenwärtig; der Mittelpunkt des Ein- flusses (die Stärke), von wo aus diese Ursache hauptsächlich wirkt, ist das blaue Firmament (Tien), und von hier aus verbreiten sich seine Ausflüsse über die ganze Welt; es ist daher die höchste und heilrgste Pflicht des Fürsten, im Namen seiner Unterthanen dem Tien Opfer zu bringen und zwar besonders an den beiden Tag- und Nachtgleichen, bei der ersten um eine glückliche Saatzeit, bei der zweiten um eine reiche Ernte zu erhalten. Aus der auch bei andern Völkern verbreiteten Ansicht, daß der Himmel der Sitz und der Quell der schaffenden Macht sei, erklärt sich die alte Sitte, die Opfer auf dem Gipfel eines hohen Berges, wo man der Gottheit näher zu sein glaubte, darzubringen, und noch jetzt sollen sich auf fast allen hohen Bergen Chinas Opferaltäre (Tan) besinden. Als es später bei der dichter werdenden Bevölkerung zu unbequem wurde, die Opfer auf den Berggipfeln darzubringen, wählte man wenigstens höhere Stellen.

4. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 242

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
242 Bilder aus Asien. der Stadt. Die Barken und Boote auf den Canälen liegen ruhig am Ufer; denn die Schiffsleute schlafen. Man hört kein Geräusch. Dann und wann sieht man Wanderer eilen, eine Mittagsherberge zu erreichen; der Bürger und Arbeitsmann ist nach Hause gegangen; manche Leute liegen in irgend einem kühlen Winkel oder unter den schattenspendenden Bäumen und ruhen. Wer um diese Zeit durch die Straßen schlendert, kann sich ganz gemächlich einen Einblick in das Hauswesen der Japaner verschaffen und mit Muße zusehen, wie die Leute ihr bescheidenes Mittagsmahl ein- nehmen. Die aus feinem Stroh geflochtene Matte wird auf die Erde ge- legt und dient als Tischtuch. In der Mitte steht ein Napf aus lackirt'em Holz; er ist mit Reis gefüllt, welcher so zusagen das tägliche Brot aller Stände bildet. Die Japaner verstehen sich vortrefflich auf die Zubereitung desselben. Jeder am Tische füllt sich aus dem Napf eine Tasse voll und verzehrt den Inhalt, ohne sich der bekannten Stäbchen zu bedienen, welche unsere Gabel ersetzen. Nur wenn er Fisch, Krabben, Fleisch oder eine dergl. Zuspeise genießt, nimmt er die Stäbchen. Die Speisen werden mit Seesalz, Piment und Sopa gewürzt. Die letztere wird bekanntlich aus einer schwarzen Bohne bereitet, die man gähren läßt. Von Gemüse hat man worße Rüben, Möhren und süße Kartoffeln; ein sehr wohlschmeckendes Gericht ist ein Salat aus jungen Bambussprossen mit Zwiebeln vom Lotus. Bei keiner Mahlzeit fehlt Thee und heißer Reisbranntwein; beide Getränke werden ohne Zucker oder irgend eine andere Zuthat genossen. Das Tafel- geschirr ist sehr mannichfaltig und besteht aus allerlei Bowlen und Schalen, Untersätzen, Büchsen und Schüsseln, alles von lackirtem Holze; dazu kommen Vasen, Tassen und Flaschen aus Porcellan, Theetöpfe aus poröser Töpfer- erde, die mit einem Firniß überzogen sind. Die Bewegungen der Leute bei Tische sind graciös. Seltsam ist, daß bei einem sonst so praktischen Volke keine Brunnen vorkommen; man behilft sich mit Cisternenwasser. Die schädlichen Folgen des Cisternenwassers sind indessen nicht so schlimm, weil die Japaner zu allen Zeiten das Wasser abgekocht und warm trinken. Vertheil, nach dem Globus. 139. Die Inder. Südwärts der schneebedeckten Höhen des riesenmäßigen Himalaya erstreckt sich ein fruchtbares, glückliches Land mit einem gesunden, abwech- selnden Klima und reich an kostbaren Erzeugnissen der mannichfaltigsten Art. In diesem vom Indus, Ganges und anderen großen Flüssen durch- strömten Lande wohnten die Inder oder Hindus. Sie waren Nach- kommen der Arier, die einst von Tibet aus Wanderzüge unternommen und die minder kräftigen Urbewohner Indiens unterjocht hatten. , Die Inder waren von jeher in vier Kasten abschieden. Die erste Kaste begreift die Brahmanen (Brammen), welche Priester, Gesetzgeber, Richter, Aerzte und der Könige (Radschas) Rathgeber sind. Dre zwecke Kaste (Kschatryas) umfaßt die Krieger, aus denen die Könige hervorgehen. Die dritte Kaste (Vaisyas) ist der Stand der Gewerbtrerbenden, wozu die Kaufleute, Handwerker und Ackerbauer gehören. Die vierte Kaste (Sudras) ist die Klasse der Dienenden; diese können wohl ein Handwerk oder eine Kunst treiben, dürfen aber die heiligen Bücher weder selbst lesen, noch den Vorlesungen derselben beiwohnen. Außer diesen vier Kasten grebt es noch eine ganz verachtete Volksklaffe, Parias genannt, theils Nachkommen der besiegten Ureinwohner, theils Sprößlinge aus unerlaubten Mischehen. Alle Gemeinschaft mit diesen ist streng untersagt, und ihr Anblick verunreinigt schon. Von diesen Unglücklichen sollen unsere Zigeuner abstammen.

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 270

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
270 Bilder aus Afrika. besonders den Gast bei seiner Ankunst und verschafft sich überhaupt diesen Genuß so oft als möglich. Den bei weitem wichtigsten Theil des ganzen Handels von Timbuktu bildet der Karawanenhandel mit Marokko, wenn derselbe auch zuweilen durch die Fehden der längs der Straßen angesiedelten halbgesetzlosen Stämme unterbrochen wird. Gewöhnlich kommen die Karawanen im Anfang des November in Timbuktu an und kehren von da im December und Januar zurück, haben aber keineswegs die ungeheuere Größe, welche ihnen von einigen Schriftstellern beigelegt wird. Nach Barth. 151. Die Neger. Afrika ist südwärts von der großen Wüste fast durchgehends von Negern bewohnt. Im allgemeinen sind diese ein starkes, kräftiges Volk von mittlerer Statur und wohlgebaut. Die wulstigen Lippen und bte Stulpnase, wodurch manche Negerstämme sich auszeichnen, treten bei andern, z. B. bei den Negern in Aschanti Dahomeh u. s. w. weniger hervor. Die Farbe der Neger durchläuft die mannichfaltigsten Abstufungen vom dunkelsten Schwarz bis zum lichten Braun. Bei der Geburt ist die Farbe der Negerkinder fast nicht von der europäischer Kinder zu unterscheiden, aber sie dunkelt bald. Die Kleidung der Neger ist in der Regel höchst einfach. An der West- küste binden sowohl Männer als Frauen einige Ellen gestreiftes Baumwoll- zeug um den Leib. Dafür überladen sie sich mit Glasperlen, Federn, Muscheln und andervl Schmuck. Ihre Wohnungen bestehen zumeist aus einer Doppelwand von Flechtwerk, deren Zwischenraum mit Lehm ausgefüllt ist. Speisen kennen sie nur wenige, und diese sind größtentheils dem Pflanzen- reich entnommen, Fleischspeisen genießen sie selten. Bananen, Reis, Mais, Jams, Maniokwurzeln machen die Hauptbestandtheile ihrer Speisen aus. Der Aams ist ein Lieblingsgewächs der Tropenländer. Seine Wurzel ist sehr dick und mehlreich und wird von den Aschantis als das wichtigste Geschenk der Götter betrachtet; die Bamsernte ist die festlichste Zeit des Jahres. Die mit unserer Wolfsmilch verwandte Maniokpflanze erzeugt eine bis 30 Pfund schwere, gleichfalls sehr mehlreiche Wurzel, die aber von einem äußerst giftigen Milchsäfte durchdrungen ist. Die Wilden verstehen es jedoch, denselben vollständig aus der Wurzel zu entfernen und bedienen sich dessen zur Vergiftung der Pfeilspitzen. In Bezug auf ihre geistige Entwickelung stehen die Neger im allgemeinen noch sehr weit zurück. Da die üppige Natur fast überall die wenigen Be- dürfnisse des Leibes in reichlichem Maße fast ohne Hinzuthun des Menschen befriedigt, so ist eine Nöthigung zu geistiger und körperlicher Thätigkeit nicht vorhanden, und darum haben sich manche Negerstämme wenig über das Thier eryoben. Doch hat man im Innern Afrikas neulich einige Neger- völker entdeckt, die ziemlich geordnete Staaten bilden und sich auf den Anbau des Bodens, die Kunst Metalle zu verarbeiten und Zeuge zu weben, verstehen. Die Religion der Neger ist das rohe, sinnliche Heidenthum, das Fetisch- dienst genannt wird; doch sind an vielen Orten, namentlich an der Westküste, zahlreiche christliche Missionare mit Erfolg thätig. Das Wort „Fetisch" kommt aus dem Portugisischen und bedeutet Zauberding. Es bezeichnet den Götzendienst der Neger ganz. gut. Die Aschanti z. B. glauben zwar an ein höchstes Wesen, das im Himmel wohnt, und das sie Jan-Kompuna nennen; aber daneben fürchten sie noch eine Menge böser Geister, die auf der Erde hausen und gegen den Willen Gottes ihnen Schaden zufügen. Wenn nun der oberste Gott zürnt im Gewitter, in Krankheiten oder sonst in Unglückssällen, so wenden sie sich an die untern Gottheiten, die Fetische,

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 350

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
350 Bilder aus Australien. seinem Paradiese eine Brodfrucht, die keiner Zubereitung bedarf und frisch vom Baume weggegessen werden kann. Die geröstete Brodfrucht hatte für mich völlig den Geschmack der Krume des Weizenbrodes, die mit gekochten mehlichten Kartoffeln vermischt gewesen wäre. Etwas Süstliches schmeckte man zuweilen vor, insbesondere wenn die Frucht sich der Reife näherte, oder auch wenn sie nach dem Backen ver- legen und alt geworden war. Die schmackhafteste war laut der Ueberein- kunft aller Mitreisenden jene Frucht, welche wir auf den Marquesasinseln eintauschten. Wenn die Frucht ganz reif ist, hat sie eine gelbliche Farbe, ist weich anzufühlen und inwendig einem Brei ähnlich, der widerlich süß schmeckt und riecht. In diesem Zustande sah ich sie ebenfalls auf den Marquesasinseln. Die Einwohner der Marianen und Philippinen essen sie alsdann zwar^ roh, jedoch mit großer Behutsamkeit, weil sie jetzt eine un- gesunde Speise geworden ist. Bor der gänzlichen Zeitigung gebrochen und geröstet, ist sie unstreitig eins der gesündesten und zugleich nahrhaftesten Lebensrnittel, die wir kennen; je weiter man sich aber von der einfachsten Zubereitungsart entfernt, und je mehr fremdartige Zusätze man zur Brodfrucht macht, um ihren Geschmack zu würzen, desto weniger kann sie dem mensch- lichen Körper zuträglich sein. Nachdem der Brodfruchtbaum während eines Menschenalters Früchte getragen hat, ergreift ihn das Schicksal aller natürlichen Dinge: er fängt an abzusterben, und allerlei Gebrechen bedeuten seinen nahen Untergang. Jetzt bleibt also nichts übrig, als den Stamm zu irgend einem häuslichen Gebrauch zu verwenden und entweder einen Kahn daraus zu höhlen ooer wenigstens einen Pfosten oder Balken an der leichten ländlichen Hütte daraus zu verfertigen. Es werden auch mit geringer Mühe manche Ge- räthschaften, wie kleine Schemel, Schüsseln, Tröge und dergl. daraus ge- schnitzt. Den wilden Brodbaum kann man schlechterdings zu nichts anderem als zur Feuerung gebrauchen. Dasjenige zarte Zellgewebe, aus welchem sich jährlich eine neue Holzlage an Stamm und Aesten bildet, oder der gleich unter der Rinde liegende Splint ist am Brodbaum so beschaffen, daß die Einwohner von Tahiti ihre Kleider daraus verfertigen können. Sie pflanzen zu dem Ende eine Menge junger Bäume dicht nebeneinander in lockern Boden und suchen sie so gerade als möglich und ohne Aeste in die Höhe zu ziehen. Im andern oder dritten Jahre werden sie abge- schnitten, und der Splint wird auf die nämliche Art davon abgesondert, vorbereitet und zu mousselinähnlichen Tüchern verarbeitet, wie es mit dem Splint des Papiermaulbeerbaums üblich ist. Minder wichtig ist der Nutzen der Blätter. Außer jener Anwendung, die sie mit allen Laubarten gemein haben, daß sie nämlich, sobald sie abgefallen und verwest sind, dem Stamme, der sie getragen, zur Düngung gereichen, bricht man sie auch häufig vom Baume und bedient sich iljrer, Speisen darin zu wickeln oder auch darin zu backen. Die erste Anstalt zu einer Mahlzeit besteht jedesmal darin, daß eine Menge dieser Blätter auf den mit Heu bedeckten Boden gestreut werden; unmittelbar auf diese legt man die Speisen ohne den entbehrlichen Auf- wand von Tellern und Schüsseln. Ein solches Blatt, welches fast Vs Metev lang ist, vertritt alsdann die Stelle der Serviette, wobei man noch den Vortheil hat, so oft man will, eine frische zu nehmen. Aus den Gewürz- inseln zünden die reisenden Indianer des Nachts ein Feuer von den Blät- tern des wilden Brodbaums ringsum ihre Lagerstätte an, dessen beständiges Krachen die Schlangen verscheucht. Die männliche Blüthe des Brodbaums besteht in einem spannelangen braungelben Kolben, welcher ganz mit kleinen Blüthen bedeckt ist, und da- durch mit den Schilfkeulen, die in unsern Sümpfen wachsen, eine auf-

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 104

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
104 Bilder aus Europa. — Die Schweiz. Alm wie man in Tirol sagt). Gewöhnlich werden sie von Besitzern der Alpenplätze hinaufgeschickt, oder pachten eine Alpe und oft die Kühe dazu. Butter wird droben wenig gemacht; Käserei ist das Hauptgeschäft und wird im Großen getrieben, wodurch es sehr einträglich wird. Die kleinsten Schweizerkäse wiegen^ an 20, die größten an 50 Kilogramm, und Tag für Tag wird in jeder Sennhütte ein solcher Käse verfertigt, wozu man sämmt- liche am Morgen und Abend vorher gemolkene Milch nimmt. Man ver- fährt so: Der große, an einem Krähn hängende Kessel wird über's Feuer gerückt. Die laulich gewordene Milch bringt man durch ein Stück Laab (gedörrter oder gegoltener Kalbsmagen) zum Gerinnen und rührt so lange, ms die Zersetzung der Milch fertig ist. Dann wird mit einem großen Leintuche der Käseteig herausgehoben und in die platte, runde Form gethan, worin er bis zum folgenden Tage liegen bleibt, um dann im Käsesveicher zur völligen Austrocknung aufgestapelt zu werden. Aus dem übrigbleiben- den Käsewasser (Molken) scheidet man nochmals eine Käsemasse, Zieger genannt, die der Senn zur Nahrung gebraucht. An einigen Orten ver- steht man solchen Zieger durch Einmischung gedörrten und gepulverten Alpenklee's gar schmackhaft und wohlriechend zu machen, besonders im glarner Land, dessen grüner Kräuterkäse (Schabzieger) im Auslande sehr beliebt ist. Die ganze Verfahrungsart ist interessant anzusehen, aber viel- leicht nock mehr die ganze Lebensweise von Menschen und Vieh aus einer Alp. Jeoe Kuh kennt ihre Glocke und ihren Namen, und Kühe und Ziegen verstehen den Ruf ihres Senn. Man nennt die wenigen auf- und ab- steigenden Töne, die der Senn zu singen pflegt oder auf einer Schalmei bläst, den Kuhreigen. Er klingt im Gebirge gar lieblich, und die Seele des Bergbewohners hängt so daran, daß er in fernen Ländern leicht das Heimweh bekommt, wenn er ihn blasen hört. Selbst Kühe, die einmal auf der Alp gewesen sind, kann man zuweilen dadurch wild machen. Die Alpzeit dauert nur 12 bis 18 Wochen jeden Sommer, und zwar am längsten auf den niederen Staffeln des Gebirges, am kürzesten auf den höheren, wo der Schnee früher fällt und später schmilzt. Im ganzen ähnelt sich die Alpenwirthschaft in den verschiedenen Theilen der Alpen- länder, jedoch wird sie in der Schweiz, in Tirol und Salzburg am besten betrieben. Tschudi. Holland und Belgien. 61. Die Holländer. Wer nach Holland kommt aus andern deutschen Landen, wenn er die Menschen und ihre Art und ihr Leben sieht, ihre Flüsse, Kanäle, Gräben, Schleusen, Deiipe, ihre mächtigen Häfen, Werften, Landstraßen, Städte, Festen, Schlösser und Thürme, die Tüchtigkeit, Kühnheit, Zweckmäßigkeit, Nettigkeit, Sauberkeit, Klarheit in allem, steht er still und staunt und wundert sich. Alles dies, dieses reiche Land, diese prächtigen Städte, diese blanken, freundlichen, städtegleichen Dörfer hat der denkende und arbeit- same Mensch aus dem Schlamme herausgehoben und zum Theil den Wogen des Meeres abgewonnen. Hier ist nun am meisten von Holland und See- land die Rede, weil diese dem Lande und den Bewohnern desselben das eigentliche Gepräge aufgedrückt haben. Daher müssen sie es sich gefallen lassen, bei den Fremden alle Holländer zu heißen.

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 235

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
235 Der Theebau in China. vermittelst eines Dreizacks in den Mund zu bringen, obendrein auf die Gefahr hin, uns die Lippen zu beschädigen oder gar die Augen auszuftechen. Auch finden sie es außer der Ordnuna, daß wir Nüsse und Mandeln mit der Schale auf den Tisch bringen und den Dienern die Arbeit ersparen, die Obstfrüchte zu schälen und das Fleisch zu zerlegen. Ja es ist nicht blos ein Witzwort, welches man von einem Chinesen erzählt, der darüber erstaunte, die Europäer Billard spielen, Kegel schieben und tanzen zu sehen und dazu die Bemerkung machte, warum doch wohlhabende Leute eine solche Arbeit nicht lieber ihren Dienern überlassen. Schwer. 136. Der Theebau in China. In China wächst ein kleiner Strauch, ähnlich der Myrthe, — der Theestrauch. Bis Ende oes sechszehnten Jahrhunderts kannte man ihn in Europa nicht, und der erste «Lchriststeller, der seiner erwähnt, ein Italiener, erzählt noch: „Die Chinesen haben ein Kraut, aus welchem sie einen zarten Saft drücken, welchen sie statt des Weines trinken; auch be- wahrt er ihre Gesundheit und schützt sie gegen alle die Uebel, welche der unmäßige Genuß des Weines unter uns hervorbringt". Was würden die klugen Chinesen gelacht haben, wenn sie das gelesen oder wenn sie gar dabei gewesen wären, wie man den ersten Thee, den man nach Europa brachte, als grünes Gemüse mit Butter und Salz zum Fleisch kochte, und sie dabei die sauern Gesichter hätten sehen können, die sämmtliche Tisch- gäste des vornehmen Herrn zogen, der das ausländische kostbare Gericht als Delikatesse vorgesetzt hatte, ohne die Theebereitung zu verstehen. Seitdem haben die getrockneten Blätter des chinesischen Strauches mit reißender Schnelligkeit über die ganze Erde sich verbreitet. Wie Chinesen und Japanesen, vom Kaiser bis zum Bauer, vom frühen Morgen bis in die späte Nacht seit undenklichen Zeiten ihren Thee (aber stets ohne Milch und Zucker) tranken und trinken und gekochten Thee selbst auf Märkten feilbieten, so ist in der ganzen civilisirten Welt der Thee ein Lieblings- getränk geworden. Engländer und Amerikaner wetteiferten mit einander, wer den meisten Thee verbraucht, und England nimmt jetzt jährlich an 18 Millionen Kilogramm Thee auf sich. Für ganz Europa kann der Ver- brauch ungefähr auf 30 Millionen Kilogramm geschätzt werden. In allen Familien dampft traulich auf den Tischen die Theekanne und ersetzt in den zahllosen Mäßigkeitsvereinen die Stelle der geistigen Getränke. Man ge- nießt ihn stark gekocht m festen Speisen und thut sich etwas zu Gute darauf, daß niemand in der Welt den Thee so gut zu bereiten verstehe, als die blonden Söhne und Töchter Albions. Mit dem Flieder- und Krausemünze-Thee, diesen medicinischen Hausmitteln unserer deutschen Heimat, macht man freilich weniger Umstände. Es ist mit dem Theestrauche wie mit dem Weinstock; man kann ihn wohl in andere Himmelsstriche verpflanzen, selbst in Frankreich gedeiht er im Freien; nirgends aber erlangt er die heimatliche Gewürzhaftigkeit, und so wird die Welt wohl den klugen Chinesen tributpflichtig bleiben. Es ge- hört aber auch chinesische Geduld und Sorgsamkeit zur Behandlung des Thees. Jahre lang düngt, hackt und jätet der Chinese um die buschigen, immergrünen Sträucher, die er kaum 2 Meter hoch werden läßt und dann die acht bis zehn Jahre alten Stöcke abhaut, damit sie stets wieder frische, blätterreiche Sprößlinge treiben. Er gleicht mit seinen weißen Blüthen etwa unsern Weißdornblüthen; — aber'welchen balsamischen Duft mögen die Blumen und Blätter aushauchen. Man rieche nur in eine Büchse guten Thee's! Doch ist der beste der Souchong-, Congo-, Pecco-,

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 192

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
192 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. Aufladen jener Kisten und Kasten, Ballen, Lasten und Fässer sein. Welche Wagenmassen rollen dann durch die Straßen. Vor allen Gewölben, allen Niederlagen stehen große Kisten und Ballen, und was der Gewerbefleiß vieler Städte, großer Fabrikbezirke ganzer Länder in gedachter Zeit ge- schaffen, hier findet es im Zusammenflüsse seinen Hauptplatz. Die Fa- brikanten und Gewerbmänner Sachsens, Schlesiens/Brandenburgs, der Rheinlande, Bayerns, Würtembergs und Badens und der sächsischen Herzog- thümer stellen sich ein. Selbst die Schweiz hat zahlreiche Vertreter, des- gleichen Frankreich für seine Modeartikel, seine Seiden- und Kurzwaaren, England mit seinen gewaltigen Niederlagen für seine wollenen, baum- wollenen und Stahlwaaren. Zahllose Firmen bedecken die Häuser nicht selten bis zur dritten Etage mit Ortsnamen aus der Nähe und Ferne, dem Inland und Ausland versehen. Welches Drängen unv Treiben in den ersten Wochen einer Messe unter den Ein- und Verkäufern! Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern sie von Niederlage zu Nieder- lage, man verkehrt hier in deutscher, dort in englischer, in französischer, neugriechischer oder italienischer Sprache. Dieser Jude mit dem langen seidenen Kaftan und der braunen Pelzmütze ist aus Polen; für mehr als 300,000 Mark Waaren hat er schon gekauft, und noch immer kann er nicht abreisen; noch immer wartet er auf neu ankommende Waaren. Vergnügt reibt der Fabrikant die Hände; seine Niederlage ist fast geleert und reiche Bestellungen sind für die nächste Messe bei ihm gemacht. Viele derartige Ausräumungen und Bestellungen, wie sie mcht zu den Seltenheiten ge- hören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenden, welcher Jubel, daß die leipziger Messe „gut" ausgefallen. Daher das beständige Nach- fragen nach dem Gange der Geschäfte während der Messe. Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die ungeheuren Geld- massen, welche täglich durch die Hände des Cassirers gehen. Welche kost- baren Schätze in jenen großen Seidenwaarenlagern, welche Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leder, von wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel! Sechs- hundert Buden bedecken den schönen großen Markt in langen Reihen. Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaaren, Dosen und Blechwaaren, Farbekästen, Bleistifte, Fevern, musikalische Instrumente, erzgebirgische Spitzen und Nähwaaren, nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe und tausend andere Artikel liegen und hängen hier wohlgeordnet zum Verkaufe, zahlreiche Menschenmassen wogen vom Markte nach dem Augustus- platze, zwischen der Post und dem ehemaligen grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen Tagen auf beiden Seiten der Straße erhoben. Hier ist der Hauptsitz des Kleinhandels! Längs des Augustusplatzes oder Universitätsgebäudes die Buden der Schnittwaaren- händler, dahinter Glas- und Stemgutbuden und die Kurzwaarengeschäfte. Ihre verführerischen Schilder entlocken Vielen das Geld. — Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter die Buden". Es ist Meßsonntag. Welch' unaufhörlicher Lärm umtobt uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdrg-und Unwürdig- keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und Cosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Hauptstädte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachsfiguren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der heiligen und der Weltgeschichte vor; — daneben Buden, in denen Taschenspieler ihre

10. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 269

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Stadt Timbuktu in Nigritien oder Sudan. 269 einer großen Handelsstadt. Die Zahl der wirklich angesiedelten und dauernd hier Wohnenden beträgt nur etwa 13,000 Seelen, dagegen mögen zur Zeit des lebendigsten Geschäftsverkehrs, besonders von November bis Januar 5000, ja gelegentlich selbst bis 10,000 Fremde die Stadt besuchen und sich hier längere oder kürzere Zeit aufhalten. Dieses sind theils Mauren der Wüste nebst den arabischen Handelsleuten aus dem Norden, theils und ganz besonders die im Betrieb des Binnenhandels biefer Gegenden eine unendlich wichtige Rolle spielenden Wangaraua oder östlichen Mandingo nebst den Leuten von Mo-ffi. Fast das ganze Leben von Timbuktu ist auf fremden Handel begründet, der in Folge der großen nördlichen Biegung des Flusses hier den günstigsten Punkt zum Verkehr findet, während zugleich der herrliche Strom die An- wohner in den Stand setzt, sich auch mit einheimischen Bedürfnissen von außen zu versehen. Namentlich Korn wird hier in oer nächsten Umgebung von Timbuktu, wie in vielen anderen Uferlandschasten des mittleren Niger, nicht in gehöriger Menge gebaut, um auch nur einen kleinen Theil der Bevölkerung zu versorgen, und fast alle Lebensmittel müssen zu Wasser von Ssan-ssandi (am oberen Niger) und der Nachbarschaft eingeführt werden. Die einzigen Gewerke, welche in der Stadt blühen — so weit ich zu beobachten Gelegenheit hatte — beschränkten sich auf das Handwerk des Grobschmiedes und auf etwas Lederarbeit. Von einer Industrie Timbuktu's kann man also kaum reden, wenn man nicht die bedeutende Betriebsamkeit einiger benachbarter Landschaften (z. B. Fermagha) hierher rechnen will, wo sehr vortreffliche wollene und halbwollene Decken und Teppiche von verschiedenen Farben in Menge erzeugt werden. Die Verarbeitung des Goldes zu Ringen und Schmucksachen, die allerdings recht hübsch in Timbuktu gearbeitet werden, ist zu gering, um sie als eignen Gewerbszweig aufzu- führen, und auch das Wenige, was darin geschieht, ist nur schwache Ueber- tragung der ausgezeichneten Goldarbeit von Walata. Man nahm früher allgemein an, daß sich Timbuktu durch seine Weberei auszeichne, und daß die Ausfuhr gefärbter Hemden von hier aus bedeutend sei.. Allerdings mag in früherer Zeit dieser Jndustriezwe:2 hier in gewisser Weise geblüht haben, da die Kunst vom oberen Niger am Flusse herab- gekommen zu sein scheint; aber in Bezug auf die jetzigen Verhältnisse beruht diese Meinung ganz und gar auf einem Irrthum, indem fast alle Kleidung der Eingebornen selbst, besonders aber die der wohlhabenden Klassen, ent- weder aus Kano oder Ssan-ssandi eingeführt wird, abgesehen von dem aus England eingeführten Kaliko. In dem gesammten Handel bildet Gold den Hauptartikel, obwohl der Gesammtwerth dieses von Timbuktu ausgeführten edlen Metalles nach europäischen Begriffen nicht sehr bedeutend ist und im Durchschnitt den jährlichen Werth von 450- bis 600,000 Mark kaum übersteigen wird. Der zweitwichtigste Handelsartikel Timbuktu's ist das Salz, welches schon seit den ältesten Zeiten zugleich mit dem Golde längs des ganzen Niger Hauptgegenstand des Austausches war. Die Guro- oder Kolanuß, welche im Lande der Schwarzen einen der größten Luxusartikel bildet, ist ein dritter wichtiger Hcmdelsartikel für Timbuktu. Diese einer wilden Kastanie sehr ähnliche Nuß vertritt die Stelle des Kaffee's bei den Eingebornen, obschon sie in rohem Zustand genossen und zwar langsam gekaut wird; aber wenigstens jeder Wohlhabende nimmt gleich am Morgen als ersten Imbiß, oder wie die Haussa-Leute sagen,_ „um die Bitterkeit der Nüchternheit zu brechen", eine solche Nuß oder einen Theil davon zu sich; mit ihr bewirthet man den Fremden und
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