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1. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 126

1891 - Danzig : Gruihn
126 Im neuen deutschen Reich. marck das Fräulein Johanna von Puttkamer aus altem pommerschen Adelsgeschlecht, welches er auf einer Harzreise kennen gelernt, zu seiner Gemahlin erkoren hatte, lebte er in seiner Häuslichkeit sehr glücklich. Erster Zeitraum im Staatsdienst. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. finden wir Bismarck im preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte der Krone vertrat. Ja, der König schickte ihn sogar nach Frankfurt a. M. als Bundesgesandten. Da die Süddeutschen und Österreicher in jener Zeit auf Preußen mit Mißtrauen blickten, so hatte Bismarck in Frankfurt eine schwere Stellung, trat aber stets für die Ehre seines Staates ein. Später wurde er nach Petersburg als Botschafter und darauf als Gesandter nach Paris geschickt. König Wilhelm I. aber berief ihn nach Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Ministerpräsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Da jedoch das Abgeordnetenhaus für die erhöhte Kopfzahl des Heeres nicht auf die Dauer die Mittel bewilligte, so kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Monarchen und den Volksvertretern. Trotzdem nun Bismarck darauf hinwies, daß Preußens starke Rüstungen für die Machtstellung des Reiches notwendig seien, verweigerte das Abgeordnetenhaus doch fortgesetzt die Geldmittel. So führte also der König die neue Heereseinrichtung gegen den Willen des Abgeordnetenhauses durch. Bismarck, sowie der Kriegsminister Roon verteidigten dieses Werk und luden die Feindschaft der Kammermehrheit auf sich; doch beide sahen voraus, daß es früher oder-später mit Österreich zu einem Bruch kommen würde. In diesem Falle aber mußte Preußen stark gerüstet sein. „Nicht durch Reden und Stimmenmehrheitsbeschlüsse," sprach Bismarck, „werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Im Feldzug gegen Österreich. 1866. Als später wirklich der Krieg mit Österreich ausbrach, da erkannten Bismarcks Feinde, wie gut es gewesen, daß Preußen sich beizeiten ein starkes Heer geschaffen hatte. Bei den ersten Siegesnachrichten gerieten die Berliner in die freudigste Stimmung. Tausende zogen vor das Palais des Königs und auch nach der Wohnung Bismarcks. Als dieser den Jubel und das Hochrufen vernahm, öffnete er das Fenster und hielt an die Versammelten eine Ansprache. Da in diesem Augenblick der Donner rollte und die Blitze zuckten, rief er: „Der Himmel schießt Salut zu unsern Siegen." — Wie wir wissen, begleitete Bismarck seinen König auf den Kriegsschauplatz und wich nicht von dessen Seite. Als Wilhelm I. bei Königgrätz in das feindliche Granatfeuer geriet, gelang es Bismarck mit großer Mühe, den obersten Kriegsherrn zu bewegen, die gefahrvolle Stelle zu verlassen. Bismarck steigt in der Volksgunst. Nach den glorreichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der „deutsche Bund ausgelöst wurde, und Deutschland sich ohne Beteiligung Österreichs neu gestalten konnte. Nun verwandelte sich der frühere Haß gegen Bismarck in Bewunderung, und die Volksgunst war aus seiner Seite. Ja, er erhielt sogar, wie andere um das Vaterland verdiente Männer, eine reichliche Geldspende, die er zum Ankauf von Varzin (bei Schlawe in Pommern) und anderer Güter verwendete. Nachdem sich aber der norddeutsche Bund gebildet hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt. Im Kriege gegen Frankreich. Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war auch Bismarck an seiner Seite und teilte

2. Biographien und Monographien - S. 111

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 111 — Regierungskunst. Die Pracht und Üppigkeit am Hofe zu Versailles, die dort zum guten Ton gehörige Überfeinernng und Unsittlichkeit wurde in den meisten Residenzen, besonders in denen unsers Vaterlandes, getreulich nachgeahmt. Wie der Monarch Frankreichs, so wollte jeder kleine deutsche Fürst sein Versailles, seine glänzenden Schauspiele, seine großen Hetzjagden, seine kostspieligen Liebhabereien haben, und der Fleiß der Unterthanen vermochte kaum zu erschwingen, was die gebietenden Herren in wilder Festlust verjubelten. Frankreichs Einmischung in den dreißigjährigen Krieg hatte ihm einen zu schönen Gewinn gebracht, als daß Ludwig Xiv nicht nach neuer Beute hätte lüstern werden sollen. Nachdem er bereits den König von Spanien zur Abtretung einiger Gebiete an den Ostpyrenäen gezwungen, griff er im Jahre 1666 die demselben gehörigen Niederlande an, unter dm Vorwande, daß seine Gemahlin, eine spanische Prinzessin, auf die letzteren Erbansprüche habe. Da vereinigte sich das um seine eigene Freiheit besorgte Holland mit England und Schweden und nötigte den Köiiig, sich mit dem Besitz von zwölf flandrischen Städten zu begnügen. Rachedürstend rüstete Ludwig von neuem, brachte England und Schweden auf seine Seite und drang in raschem Siegeszuge in Holland ein, das er für den ihm bereiteten Widerstand nachdrücklich zu züchtigen gedachte. Doch die Holländer, anfangs erschreckt, ermannten sich bald wieder, setzten das Land mittelst Durchstechung der Dämme unter Wasser und behaupteten sich unter Führung des Statthalters Wilhelm von Orauien mit Glück gegen den überlegenen Feind. Als ihnen auch der Kurfürst von Brandenburg und der Kaiser Leopold I zu Hilfe kamen, traten die Franzosen den Rückzug an. Jetzt bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und Friedrich Wilhelm, der sich durch seine Klugheit und Entschlossenheit zu einem der gefährlichsten Gegner machte, mußte den Kriegsschauplatz am Rheine verlassen, um sein Land ans der Gewalt der nordischen Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge drangen die Franzosen wieder siegreich vor, und als der Friede von Nymwegen im Jahre 1678 den wechselvollen Kämpfen ein Ziel setzte, erhielt Ludwig Xiv die Freigrafschaft Burgund. Die errungenen Erfolge konnten den Übermut des französischen Herrschers nur steigern. So erklärte er mit unerhörter Dreistigkeit, daß er mit den von Deutschland abgetretenen Ländern zugleich ein Recht auf diejenigen Gebiete, Güter und Städte erlangt habe, die ehemals mit denselben vereinigt gewesen. Zur Untersuchung der hierauf begründeten Ansprüche errichtete er vier Gerichtshöfe, die sogenannten Wiedervereinigung^- oder

3. Biographien und Monographien - S. 53

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 53 — Christentums die Wege zu ebnen. Doch die Härte hatte nicht den gewünschten Erfolg, vielmehr erhoben sich die Sachsen zu einem letzten großartigen Kampfe für ihre alte Freiheit und für die Sitten und die Religion ihrer Väter. Nene mörderische Schlachten wurden geschlagen, indes auch diesmal blieb Karl Sieger, und das tapfere, aber in seiner Kraft erschöpfte Volk mußte auf ferneren Widerstand verzichten. Der heldenmütige Wittukind legte die Waffen nieder und ließ sich taufen, und die meisten seiner Landsleute folgten seinem Beispiele. Der von Pipin dem Kurzen unterworfene Baiernherzog, Thassilo vermochte sich nur schwer in die Abhängigkeit von dem Frankenherrscher zu sinden. Er verbündete sich daher mit seinen östlichen Nachbarn, den Avaren, und suchte mit deren Hilfe seine Selbständigkeit zurückzugewinnen. Doch Karl überwand ihn, verbannte ihn in ein Kloster und machte Baiern zu einer Provinz des fränkischen Reiches. Dann drang er siegreich ins Land der Avaren ein, verfolgte sie bis hinter die Raab und gründete zum Schutze gegen etwaige Einfälle die östliche Mark (Österreich). Um dieselbe Zeit brachte er auch die Slaven an der Havel zur Anerkennung seiner Oberhoheit, und noch im hohen Alter unternahm er einen Feldzug gegen die Dänen und setzte ihnen die Eider zur Grenze. So beherrschte Karl ein Reich, das sich vom Ebro bis zur Raab, von der Eider bis zur Tiber erstreckte. Er war in Wirklichkeit der Nachfolger der römischen Kaiser, er sollte es auch dem Namen nach werden. Papst Leo Iii wurde bei einer Prozession überfallen, gemißhandelt und in ein Kloster gesperrt, entkam indes und floh, Hilfe suchend, zu Karl. Dieser führte ihn nach Rom zurück, setzte ihn in seine Würde wieder ein und hielt strenges Gericht Über die Übelthäter. Dafür mußte sich Leo dankbar bezeigen. Als der Frankenkönig am ersten Weihnachtstage des Jahres 800 in der Peterskirche kniete und seine Andacht verrichtete, trat der Papst in Begleitung der hohen Geistlichen herzu und drückte ihm die Krone der römischen Kaiser aufs Haupt. Ein tausendstimmiger Jubel erhob sich, die Trompeten und Posaunen schmetterten, und die versammelte Menge rief: „Karl, dem von Gott gekrönten großen und friedebriugenden Kaiser, Leben und Sieg!" Als sich der Sturm der Begeisterung gelegt hatte, salbte Leo den neuen Augustus und bekleidete ihn mit dem purpurnen Kaisermantel. Ruhmvoll wie nach außen war auch Karls Regierung nach innen. Er teilte das Laub in Bezirke und setzte über bieselben Grasen, benen die Hanbhabung der Gerichtsbarkeit, die Erhebung der Steuern und die Führung des Heerbannes übertragen war. Zugleich bestellte er Senbgrafen, welche von Gau zu Gau

4. Sagen und Geschichten - S. 112

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
112 in Europa hervor. Könige und Fürsten stieß er von ihren Thronen oder beraubte sie ganzer Provinzen, und was er erobert, behielt er entweder für sich oder gab es seinen Brüdern und Günstlingen. Friedrich Wilhelm Iii, der seinem Volke vor allem den Frieden zu erhalten wünschte, stand mit Napoleon lange Zeit auf dem freundlichsten Fuße, und jener ließ es auch an Schmeicheleien und wohlwollenden Versicherungen nicht fehlen. Als aber der Gewaltige die meisten seiner Gegner besiegt hatte, glaubte er Preußen nicht mehr schonen zu müssen und legte es von jetzt ab geradezu darauf an, den König durch ein hochfahrendes und rücksichtsloses Benehmen zu beleidigen. Dies durfte der letztere bei all seiner Friedensliebe nicht dulden, und so trat er mit Rußland und Sachsen in ein Bündnis und erklärte an Frankreich den Krieg. Doch was niemand erwartet, ja was niemand auch nur für möglich gehalten hätte, geschah: die Armee Friedrichs des Großen wurde geschlagen. Am 14. Oktober 1806 erlitten die Preußen bei Jena und Auerstädt eine Niederlage, welche fast das ganze Land den Händen des Feindes überlieferte und die königliche Familie zur Flucht nach dem fernen Osten des Reichs nötigte. Auf dieser traurigen Reife sprach die Königin zu ihren beiden ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzol-lern gekrönt haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück: weinet meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umstürze meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen allein, handelt, entwickelt Eure Kräfte, vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder. Befreiet daun Euer Volk von der Schande, dem Vorwurf und der Erniedrigung, worin es schmachtet; suchet den jetzt üerbunfelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern, werbet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helben!" Noch zwei blutige Schlachten würden im Osten der Monarchie geschlagen, und da auch sie an die Franzosen verloren gingen, sah der König keinen andern Ausweg, als Frieden zu schließen. Er war hart genug. Friedrich Wilhelm mußte alle Länder links von der Elbe und den größten Teil seiner polnischen Besitzungen abtreten, über 100 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, bis zu deren Entrichtung französische Truppen in seine Festungen aufnehmen und sich ver- pflichten, nie mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten. Schwer lasteten die Folgen des unglücklichen Krieges auf Preußen. Der Staat war nicht nur um die Hälfte verkleinert, er war auch bis zur Kraftlosigkeit geschwächt und überdies durch

5. Heft 1 - S. 5

1893 - Merseburg : Stollberg
Gewölbe. Lauschend stand der Küster der Kirche vor der Eingangsthür. Da vernimmt er das Rollen eines Wagens, — leise zieht er sich zurück. Drei stattliche Gestalten, in Mäntel gehüllt, traten ein: der König ists mit seiner Gemahlin und dem Gaste seines Hauses, dem Kaiser Alexander von Rußland. Bei dem Scheine der Kerzen werfen die den Feinden abgenommenen Fahnen, mit denen die Kirche so reich geschmückt ist, ihre schauerlichen Schatten. Die Gruft wird geöffnet — der Hüter tritt zurück — die Lebenden sind mit dem Toten allein! In betender Stille erst verweilen die drei Gestalten vor dem einfachen Sarge. Dann unterbricht Alexander die Stille, und indem er seine entblößte Rechte dem Könige über den Sarg hinüberreicht, sagt er: „Diese heilige Stätte soll es nochmals hören, was ich Ihnen, mein teurer Bruder, mit Hand und Mund bereits versprochen hatte. Und du, verklärter Geist, vernimm es auch, das Gelübde ewiger Treue, welches ich deinem Nachfolger gegeben habe!" „Treue um Treue! antwortete der Preußenkönig. Auch ich gelobe wiederum, was ich versprochen habe." Einige Minuten noch verweilte man am ernsten Orte, dann fuhr man tiefbewegt zum Schlosse zurück. Gegen wen war der Schwur der Mitternachtsstunde gerichtet? Die Wogen der französischen Revolution, seit 1789 entfesselt, hatten Tausend und aber Tausende verschlungen. Wenige nur hatten sie nach oben getragen. Zu diesen Wenigen gehörte der Eine, der auf zwei Jahrzehnte hin der Schrecken Europas werden sollte. Napoleon Bonaparte, als Sohn eines Advokaten auf der Insel Korsika 1769 geboren, hatte als junger Artillerieoffizier bei der Belagerung Toulons glänzende Gaben und todesmutige Tapferkeit gezeigt. Als 1795 in Paris wieder einmal ein Aufstand ausgebrochen, da erinnerten sich seiner die zeitweiligen Machthaber. Sie hatten sich in ihm nicht getäuscht. Mit rücksichtsloser Entschlossenheit ließ er die Kanonen reden; der Aufstand wurde schnell unterdrückt. Zum Danke stellte man ihn, den Sechsundzwanzigjährigen, im nächsten Frühjahr als General an die Spitze des Heeres, welches die Republik noch Italien gegen Österreich sandte. Sieg auf Sieg heftete er an seine Fahnen; Österreich mußte sich zum Frieden bequemen. Dann war er nach Ägypten gezogen und hatte im Angesicht der Pyramiden die Heere der Türken geschlagen. Inzwischen aber waren Frankreichs Waffen im neuen Kampfe mit Österreich und Rußland unterlegen. Napoleon kehrt ans Ägypten zurück. Als erster Konsul der Republik ergreift er die Führung — und wieder heftet er den Sieg an seine Fahnen. Mit dem linken Rheinufer mußte der deutsche Kaiser den Frieden erkaufen. Ab-warteud hatte Preußen zugesehen. Noch immer hatte Friedrich Wilhelm nur den einen Gedanken, feinem Volke den Frieden zu erhalten. Schien es doch anfangs gar, als ob diese Stellung Früchte bringe ohne Kampf. Bei der Teilung der geistlichen Fürstentümer fielen Preußen 230 Quadratmeilen zu für die 48 Quadratmeilen, die es auf dem linken Rheinufer verloren. Land hatte Preußen freilich gewonnen, aber an Achtung bei Freund und Feind verloren. Der Korse wurde kühner; mit seinen Truppen besetzte er das neutrale Hannover. Friedrich Wilhelm ward zum Kriege ermuntert. Aber auch jetzt behielt er das Schwert in der Scheide.

6. Heft 1 - S. 111

1893 - Merseburg : Stollberg
— 111 — friedens. Nach allen Seiten flogen die Boten, um eine neue Rüstung gegen Napoleon ins Werk zu setzen: 300 000 Mann stark wollte man in Frankreich einfallen. Und wieder war es Preußen, wo die alte Begeisterung von 1813 aufflammte, wo die Entlassenen begeistert zu den Fahnen eilten, um einen zweiten Zug nach Paris zu wagen. In neuer Jugendfrische griff Blücher zum Schwerte, um sich noch einmal an die Spitze des Heeres zu stellen. So war Europa denn auf einmal wieder aus tiefstem Frieden in den Krieg gerissen, wieder durch den einen, der, auf die Uneinigkeit der Mächte bauend, noch einmal versuchen wollte, sich und seinen Erben den Thron Frankreichs zu gewinnen. Am 26. Februar hatte er Elba verlassen und war am 1. März an der Südküste Frankreichs gelandet, mit den Generälen, die ihm in die Verbannung nachgefolgt waren, mit den 1000 Getreuen, die man ihm gelassen hatte. Jubelnd umringten sie ihn, als ihr Fuß wieder den französischen Boden betrat. Die Truppen des königlichen Frankreichs traten dem Häuflein entgegen, aber sie riefen ihr Heil dem Kaiser! wenn er seine Stimme erhob. So öffneten sich ihm die Thore der Festungen und die Behörden stellten sich ihm zur Verfügung. Mit einem ganzen Armeekorps ward ihm Marschall Ney entgegen gesandt; auch er ging zu dem Gewaltigen über. Es war ein Triumphzug, den der Verbannte hielt. Am 20. März schon zog er unter dem Jubel der Bevölkerung in Paris ein. Auf ihren Armen trugen die alten Offiziere ihn in die Gemächer des Kaiserschlosses der Tuilerien. Friede nur und die Wohlfahrt seines Volkes, — das sei das Ziel seines Kommens, so sagte er dem Volke, so rief er dem harrenden Europa zu. Aber Europa traute feinen Worten nicht mehr, — Europa rief ihn von neuem auf zum Kampfe, zum Kämpfe auf Leben und Tod. (13. 14. 20.) 48. Unverzagte Keffer nach einer verlorenen Schlacht. Blücher stand mit seiner Armee von 112000 Mann in Belgien, bereit mit dem Herzoge von Wellington, der über 105 000 Mann gebot, nach Frankreich einzubrechen. Doch wollten beide Feldherrn vor dem Juli nicht schlagen, da erst zu diesem Zeitpunkte die Russen und Österreicher den Rhein überschreiten konnten. Sollte Napoleon selbst angreifen, so hatten sie ausgemacht, so wollten sie sich nur verteidigen, in der Verteidigung aber sich gegenseitig unterstützen. Und Napoleon griff an. Am 16. Juni unterlagen die Preußen tu heißem Kampfe bei Ligny. Ein ganzes Armeekorps fehlte Blücher von seinen eigenen Truppen, und die Engländer blieben ans. Es war ein heldenmütiges, heißes Ringen, dem der alte Feldmarschall von einet Anhöhe zusah. Da, als gegen Abend Napoleon den Hauptstoß führte, setzte er sich mit gezogenem Säbel an die Spitze eines Ulanenregiments. Ein Hohlweg hemmt den Angriff, zahlreiche Kugeln schlagen in die Reihen der Reiter; sie machen Kehrt, von feindlichen Kürassieren verfolgt. Blüchers Schimmel, zum Tode

7. Heft 1 - S. 6

1893 - Merseburg : Stollberg
— 6 — Was Friedensliebe und Mäßigung war, deutete Napoleon sich als Schwäche. 1804 zum Kaiser der Franzosen gekrönt, beschloß er, rücksichtslos die vermeintliche Schwäche Preußens auszunutzen. Von neuem schließen England, Österreich und Rußland ein Bündnis gegen Frankreich. Wieder bleibt Preußen fern. Da geschah etwas, was doch auch Friedrich Wilhelm bis in die tiefste Seele erregte. Um den Österreichern in den Rücken zu fallen, gingen die Franzosen durch preußisches Gebiet. Jetzt glühte auch in Berlin die Vaterlandsliebe auf. Ende Oktober kam der Kaiser von Rußland nach Berlin; Preußen versprach bewaffnete Vermittlung und, wenn diese den gewünschten Erfolg nicht hätte, den Krieg. Unmittelbar nach jener Mitternachtsstunde in Potsdam reiste Alexander zu seinem Heere ab. Wenige Tage später — und Österreichs und Rußlands Heere unterlagen in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (2. Dezember 1805). Jetzt schloß Österreich Frieden, und Preußens Gesandter, von den unerwarteten Verhältnissen halb betäubt, schloß mit Frankreich, dem man eben noch den Fehdehandschuh hinwerfen wollte, ein Bündnis ab. Dieses Bündnis hielt das Verhängnis nicht auf. Als Napoleon, kühner und immer kühner, Preußen nur neue Demütigungen auferlegte, als er gar, ohne Preußen zu fragen, den Rheinbund stiftete, welcher nicht bloß dem deutschen Kaiserreiche ein Ende bereitete, sondern auch eine ganze Reihe deutscher Staaten in die Abhängigkeit von Frankreich brachte, da endlich befahl der König die Mobilmachung der Armee. Unterm 8. Oktober 1806 erfolgte die Kriegserklärung. Allein die russischen Truppen standen zu weit, um sobald in den Kampf eingreifen zu können, und Österreich lehnte die Teilnahme am neuen Kampfe ab. So stand denn Preußen allein, aber 'ob auch allein, doch bereit, seine Ehre zu verteidigen ruhmvoll wie die Väter. Sinnend mochte der König jener Worte denken, die ihm einst Friedrich der Große an der Pyramide von Sanssouci zugerufen: „Ich fürchte, Du wirst mal einen schweren Stand haben. Rüste dich, sei firm!" Daß sie so schwer wurden, die kommenden Jahre, wie sie wurden, daß in wenigen Wochen Napoleon in Berlin seinen glänzenden Einzug halten sollte, daran konnte er, daran durfte er nicht denken. (2. 13. 14.) 4. per Heldentod des Urinzen Louis Ferdinand ant ^0. Oktober J806 bei Saalfelö. Prinz Louis Ferdinand hatte schon 1805 zu denjenigen Männern gehört, welche den Krieg mit Frankreich für eine Notwendigkeit hielten. Mit Begeisterung ging er drum 1806 in den Kampf. Der Prinz, damals 32 Jahre alt, von schöner Gestalt, war von kühnem Mut und herzhafter Entschlossenheit beseelt. Er liebte die Gefahr, sie war ihm gleichsam zu einem Lebensbedürfnis geworden. Auf der Jagd, auf tollen Pferden suchte er sie im Frieden; man zweifelte nicht, daß er im Kriege mit gleicher Verwegenheit sie fnchen werde.

8. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 226

1897 - Wittenberg : Herrosé
226 Garten enthält und hauptsächlich von den Mittelklassen besucht wird, ist der Hydepark der größte, in dem besonders der hohe Adel Englands sich zeigt. Das Parlamentsgebäude ist ein pracht- volles gotisches Bauwerk. In der Westminsterabtei sind Könige, Staatsmänner, Land- und Seeheldeu, Dichter und Gelehrte in Stein und Erz verewigt. So lebhaft es an den Wochentagen in London zugeht, so ruhig ist es an Sonn- und Festtagen. Ein streng religiöser Sinn zeichnet die Engländer aus. Fortwährend werden in London neue Kirchen ge- baut, und doch sind fast alle kaum hinreichend für den Andrang der Gläubigen. Die Sonntagsfeier ist eine äußerst strenge. Briese können am Sonntage weder empfangen noch aufgegeben werden; der Verkehr der Bahnen ist ein sehr beschränkter; die Wirtshäuser sind zum größeren Teile geschlossen; Unterhaltungen durch Konzerte giebt es nicht. Nach Verschiedenen. 112. Deutschlands wichtigst Industrien. Das deutsche Gewerbe hat sich seit Beginn dieses Jahrhunderts zur Großindustrie entwickelt. Seit dem großartigen Aufschwung derselben im letzten Vierteljahrhundert steht das Deutsche Reich den großen Industriestaaten England, Frankreich und Nordamerika eben- bürtig zur Seite. Die einheimische Industrie versorgt nicht nur die deutschen Staaten mit ihren Erzeugnissen, sondern bringt auch be- deutende Massen von Waren zur Ausfuhr. Am höchsten sind die Gewebe- (Textil-,) und Metallindustrie in Hunderten von Zweigen entwickelt. Auch das Kuustgewerbe hat einen früher nie geahnten Aufschwung genommen, wodurch dem durch die Fabrikarbeit hart bedrängten Handwerk ein neues Gebiet erschlossen ist. Die Papierfabrikation, die Herstellung von Thouwaren, die Spiel- wareniudustrie, die Holzschnitzerei und Klavierfabrikation sind deutsche Spezialitäten von Weltruf. Der wichtigste Träger der heutigen Großindustrie ist die Maschine, die in allen Zweigen des Gewerbes den Handbetrieb verdrängt, die Arbeitsteilung, Massenherstellung und Herrschaft des Kapitals herbei- geführt und die Güte der Arbeitserzeugnisse gefördert hat. Große Jndustriebezirke haben sich besonders da entwickelt, wo der Boden die zur Speisung der Maschinen notwendigen Kohlen schätze birgt, und die nötigen Rohstoffe an Ort und Stelle gewonnen oder doch leicht beschafft werden können. Unter den Rohstoffen ist heut- zutage das Eisen der wichtigste Hebel der Großindustrie. Die größten Steinkohlenmulden in Deutschland sind das rheinisch- westfälische, oberschlesische, niederschlesische, das Saarbecken und das Zwickau er und Plau ensch e Becken. In diesen Gegenden ist daher auch die Großindustrie heimisch. Zur Entwicklung der deutschen Großindustrie hat auch der Eisen- bahnverkehr sehr erheblich beigetragen, indem dadurch schnell und verhältnismäßig billig die verschiedenen Rohprodukte in die großen
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