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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 45

1881 - Danzig : Boenig
45 B. Oberstufe. 103. Das walte Gott. Das walte Gott, der helfen kann! Mit Gott fang' ich mein Arbeit an; mit Gott nur geht es glücklich fort; drum ist auch dies mein erstes Wort: Das walte Gott! All mein Beginnen, Thun und Werk erfordert Gottes Kraft und Stärk'; mein Herz sucht Gottes Angesicht; drum auch mein Mund mit Freuden spricht: Das walte Gott! Er kann mich segnen früh und spat, bis all mein Thun ein Ende hat; er giebt und nimmt, macht's wie er will; drum sprech' ich auch fein in der Still': Das walte Gott! Betichms. 103. Der gerettete Handwerksbursche. Ein Handwerksbursche ging unweit Preßburg in Ungarn in der grimmigsten Kälte mit seinem Bündel auf dem Rücken über die Heide. Seine Kleider waren dünn und seine Strümpfe zer- rissen. Ach, da fror es ihn sehr! Er weinte, und die hellen Thränen froren ihm auf den Augenwimpern. „Lieber Gott," seufzte er, „weit und breit kein Dorf und keine Stadt, nicht ein- mal eine Köhlerhütte! Ich werde erfrieren; ach, was wird meine arme Mutter anfangen! Sie hat dann niemand mehr, der für ihren Unterhalt sorgt!" Er wollte laufen, um sich zu erwärmen; aber seine Glieder waren starr. Er wurde schläfrig, legte sich in den Schnee und schlief ein. — Ein Postknecht ritt vorbei und sah ihn starr da liegen; da er indes noch einige Lebenszeichen an ihm bemerkte, ritt er schneller und zeigte es unter dem Thore der nächsten Stadt an. — „Was hilft's?", sagten die Gefühllosen, „bis wir hinauskommen, ist er längst tot." Ein armer Tagelöhner aber, welcher in der Wachtstube war, sich zu wärmen, hörte es, und ihm brach das Herz vor Mitleid. Ohne ein Wort zu sagen, eilte er auf die Landstraße, trug den erstarrten Handwerksburschen in das nächste Dorf, rieb ihn mit

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 49

1881 - Danzig : Boenig
49 Es ist kein liebes Vögelein im Garten draußen so arm und klein, es hat sein warmes Federkleid; da thut ihm Regen und Schnee kein Leid. Es ist kein bunter Schmetterling, kein Würmchen im Sommer so gering, es findet ein Blümchen, es findet ein Blatt, davon es ißt, wird froh und satt. Es ist kein Geschöpf in der weiten Welt, dem nicht sein eignes Teil ist bestellt, sein Futter, sein Bett, sein kleines Haus, darinnen es fröhlich geht ein und aus. Und wer hat das alles so bedacht? der liebe Gott, der alles macht und sieht auf alles väterlich: der sorgt auch Tag und Nacht für mich. Wilh-lm Hey. 110. Der Dachdecker. Ein Dachdecker arbeitete hoch oben auf der Spitze eines Kirchturms. Da riß das Seil, mit dem er sich am Knopf be- festigt hatte, und er fiel vom Turme herab auf das Kirchendach. Hier wollte er sich halten, aber er rollte vom Dach hinab in einen Lindenbaum; hier wollte er sich wieder halten, aber die Aste brachen, und so fiel er von Ast zu Ast und endlich herab auf das Pflaster. Die Leute hatten mit einem Geschrei des Entsetzens ihn fallen sehen, rannten herbei und meinten, ihn zerschmettert zu finden; aber der Dachdecker lebte und zwar ganz unversehrt und rieb sich die Augen, — denn er wußte gar nicht, wie ihm ge- schehen war. Mittlerweile mehrte sich der Menschenhaufe um ihn, und jeder ließ sich die Geschichte erzählen, und endlich rief ein Wirt, der auch hinzugetreten war: „Das ist doch zu wunderbar, der Tag muß gefeiert werden, kommt mit in mein Haus, der Mann muß sich's heute einmal wohl sein lassen!" Gesagt, gethan! Zwei nahmen den Dachdecker in die Mitte, der andere Haufe folgte, und im Triumph ging's ins Wirtshaus, wo gezecht, ge- lärmt und vivat gerufen wurde bis in die späte Nacht. Der Dachdecker wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, auf fremde Kosten sich gütlich zu thun, aß und trank und hörte dabei nicht auf, immer wieder von neuem die Geschichte seines wunder- baren Sturzes zu erzählen. Des lieben Gottes, der seinen Engeln über ihm Befehl gethan, gedachte er dabei mit keiner Silbe; vielmehr erzählte er den Hergang also, als sei das nicht Gottes Beschirmung, sondern eine ganz besondere Geschicklichkeit und Besonnenheit von ihm selber gewesen, zuerst auf das Dach, dann auf den Lindenbaum und dann ganz allmählich von Ast zu Ast Lesebuch für katholische Volksschulen. 4

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 7

1881 - Danzig : Boenig
18* Sonntag. Gott im Himmel hat gesprochen: Sieben Tage sind in der Wochen, sechs davon will ich euch geben, schaffet da, was not zum Leben: doch der Sonntag bleibe mein, da will ich euch unterweisen, mir zu dienen, mich zu preisen, gut und fromm vor mir Zu sein. Liebes Kind, vergiß es nicht. was der Herr vom Sonntag spricht. Hey. 19. Das Märchen vom Mann im Monde. Vor alten Zeiten ging einmal ein Mann am lieben Sonntag- morgen in den Wald, haute sich Holz ab, eine großmächtige Welle, band sie, steckte einen Staffelstock hinein, hockte die Welle aus und trug sie nachhause zu. Da begegnete ihm unterwegs ein hübscher Mann in Sonntagskleidern, der wollte wohl in die Kirche gehen, blieb stehen, redete den Wellenträger an und sagte: „Weißt du nicht, daß auf Erden Sonntag ist, an welchem Tage der liebe Gott ruhte, als er die Welt und alle Tiere und Menschen geschaffen?" — Der Fragende aber war der liebe Gott selbst. Jener Holzhauer jedoch war ganz verstockt und antwortete: „Sonntag auf Erden oder Montag int Himmel, was geht das mich an, was geht das dich an?" „So sollst du deine Reisigwelle tragen ewiglich!" sprach der liebe Gott, „und weil der Sonntag auf Erden dir so gar unwert ist, so sollst du fürder ewigen Montag haben und im Mond stehen, ein Warnungsbild für die, welche den Sonntag mit Arbeit schänden!" Von der Zeit an steht im Monde immer noch der Mann mit dem Holzbündel und wird auch wohl da stehen bleiben bis in alle Ewigkeit. B-chst-r«. 20. Die wandelnde Glocke. 1. Es war ein Kind, das wollte nie zur Kirche sich beque- men, und Sonntags sand es stets ein Wie, den Weg ins Feld zu nehmen. 2. Die Mutter sprach: „Die Glocke tont, und so ist dir's befohlen, und du hast dich nicht hingewöhnt, sie kommt und wird dich holen." 3. Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt da droben auf dem Stuhle. — Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt, als tief es aus der Schule.- 4. Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr, die Mutter hat gefackelt. Doch welch' ein Schrecken hinterher! Die Glocke kommt gewackelt.

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 17

1881 - Danzig : Boenig
Beide bestanden immer hartnäckiger darauf, daß sie einander nicht nachgeben wollten; jede wollte zuerst hinüber, und so. kam es vorn Zanke zum Streite und zu Thätlichkeiten. Sie hielten ihre Hörner vorwärts und rannten zornig gegen einander. Von dem heftigen Stoße verloren aber beide das Gleichgewicht; sie stürzten miteinander über den schmalen Steg hinab in den reißenden Waldstrom, aus welchem sie sich nur mit großer An- strengung ans Ufer retteten. So geht's den Eigensinnigen und Hartnäckigen! Brüder Grimm. 44. Der Kuhhirt. Ein Knabe weidete ein Rind auf einem Grasplatze neben einem Garten. Als er nun in die Höhe sah nach einem Kirsch- baume, merkte er, daß einige reife Kirschen darauf saßen. Die glänzten ihm rötlich entgegen, und es gelüstete ihn, sie zu pflücken. Da ließ er das Tier allein und kletterte auf den Baum. Die Kuh aber, als sie den Hirten nicht sah, ging davon und brach in den Garten und fraß Blumen und Kräuter nach ihrem Gelüste; anderes zertrat sie mit den Füßen. Als der Knabe solches sah, ward er sehr entrüstet, sprang von dem Baume auf die Erde, lief hin, ergriff das Rind und schlug und schmähete es jämmerlich. Da trat der Vater, der alles gesehen hatte, zu dem Knaben, sah ihn ernst an und sprach: „Wem gebühret solche Züchtigung? Dir oder dem Tiere, das nicht weiß, was rechts oder links ist? Bist du weniger deinem Gelüste gefolgt als das Tier, welches du leiten solltest? Und nun übst du ein so unbarmherziges Ge- richt und vergissest deiner Vernunft und deiner eigenen Sünde?" Da schämte sich der Knabe und errötete vor dem Vater. -Friedrich Adolf Krummacher. 45. Soll dein Thun inir Wohlgefallen, so gebeut den Gliedern allen: deinem Auge, daß es spähe Gutes fern und in der Nähe! Deinem Ohre, daß es höre weisen Rat und weise Lehre! Deiner Zunge, daß sie bringe Spruch. Dank dem Schöpfer aller Dinge; deinen Händen, daß sie spenden, das Erworbene nicht verschwenden! Deinen Füßen, daß sie gern gehen zu dem Haus des Herrn! So gebeut den Gliedern allen, soll dein Thun mir Wohlgefallen! Friedrich Rückert. 46. Der König und das Kind. Der König Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen war einst auf der Reise. In einem Dorfe wurde er festlich empfangen. Die Schulkinder mit ihrem Lehrer begrüßten ihn, und ein kleines Lesebuch für katholische Volksschulen. 2

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 30

1881 - Danzig : Boenig
30 72. Der gerettete Prinz. Ein junger Prinz sagte öfter: „Wozu hat doch wohl Gott die Fliegen und Spinnen erschaffen! Dergleichen Ungeziefer nützt ja keinem Menschen etwas. Wenn ich nur könnte, ich vertilgte alle von der Erde." Einst mußte der Prinz sich im Kriege vor dem Feinde flüchten. Ermüdet legte er sich am Abend im Walde unter einem Baume nieder und entschlief. Ein feindlicher Soldet fand ihn und. war imbegriffe, ihn mit gezücktem Schwerte zu töten. Allein plötzlich kam eine Fliege, setzte sich dem Prinzen auf die Wange und stach ihn so heftig, daß er erwachte. Er sprang auf, zog sein Schwert, und der Soldat entfloh. Der Prinz verbarg sich nun in einer Höhle des Waldes. Eine Spinne spannte in der Nacht ihr Netz vor dem Eingänge der Höhle aus. Am Morgen kamen zwei feindliche Soldaten, die ihn suchten, vor die Höhle. Der Prinz hörte sie mit einander reden. „Sieh," rief der eine, „da hinein wird er sich versteckt haben!" „Nein," sagte der andere, „da drinnen kann er nicht sein; denn beim Hineingehen hätte er ja das Spinngewebe zer- reißen müssen." Als die Soldaten fort waren, rief der Prinz gerührt und mit aufgehobenen Händen: „O Gott, wie danke ich dir! Gestern hast du mir durch eine Fließe und heute durch eine Spinne das Leben gerettet. Wie gut ist alles, was du gemacht hast!" Christoph v. Schmid. 73. Die kluge Versammlung. Einst waren die Mäuse in grosser Not, denn die Katze fing und tötete alle, welche sich sehen liessen. Als nun die Katze eines Tages ausgegangen war, hielten sie eine Ver- sammlung und berieten, wie sie dem Übel Einhalt thun möchten. Aber da, war guter Rat teuer; die erfahrensten Mäuse bedachten sich vergeblich. Endlich setzte sich ein junges Mäuschen auf die Ilinterfüfsehen und sagte: „Ich weiss, wie wir es machen. Wir hängen der Katze eine Schelle um’, dann können wir sie schon von weitem kommen hören und schnell in unsere Löcher fliehen.“ Alle Mäuse riefen: „Das ist ein guter Vorschlag, das wollen wir thun“ und blickten fröhlich umher. Die Freude war aber von kurzer Dauer, denn eine alte Maus erhob sich und sprach: „Ja, wer wird aber der Katze die Schelle umhängen f“ Da riefen alle Mäuse: „Ich nicht! Ich auch nicht!“ Und weil kein Mäuschen verwegen genug war, so blieb es beim alten, und die Katze geht heute noch ohne Schelle. Nach Aesop.

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 91

1881 - Danzig : Boenig
91 Du bist ein deutsches Kind, so denke dran! Noch bist du jung, noch ist es nicht so schwer. Aus einem Knaben aber wird ein Mann; das Bäumchen biegt sich, doch der Baum nicht mehr. Sprich ja und nein, und dreh und deutle nicht; was du berichtest, sage kurz und scklicht; was du gelobest, sei dir höchste Pflicht; dein Wort sei heilig, drum verschwend' es nicht! Leicht schleicht die Lüge sich ans Herz heran, zuerst ein Zwerg, ein Riese hintennach; doch dein Gewissen zeigt den Feind dir an, und eine Stimme ruft in dir: „Sei wach!" Dann wach' und kämpf', es ist ein Feind bereit: die Lüg' in dir, sie drohet dir Gefahr. Kind, Deutsche kämpfen tapfer allezeit: du deutsches Kind, sei tapfer, treu und wahr! Roben Keinicr. 173. Die sieben Schläfer. Wenn man schläft, geht einem ja die Zeit fort, man weiß nicht, wo sie hinkommt. Das haben und die Väter vorgebildet in dem, was sie erzählen von den sieben Schläfern, deren gedacht wird den 11. Juli. Das waren sieben Jünglinge zu Ephesus, die, als der Kaiser Decius die Christen aufs grau- samste verfolgte und die Stadt mit Morden erfüllte, in die Höhle eines nahen Berges flohen und daselbst voll Bangens sich ver- borgen hielten, bis sie endlich alle vor übergroßer Traurigkeit entschliefen. Der Kaiser Decius, da er etwas davon sagen hörte, ließ einen großen Stein vor die Höhle wälzen, — sie aber schliefen und merkten davon nichts. Nach 196 Jahren, da mittlerweile das römische Reich christlich geworden, wollte ein Bürger daselbst sich ein Haus bauen und ließ den Stein hinweg nehmen. Da nun der erste Sonnenstrahl in die Höhle fällt, wachen die Sieben auf und beraten sich, und weil sie sehr hungert, soll einer mit Namen Jamblichus heimlich in die Stadt gehen, Brot zu kaufen. Da er herauskommt und sich umsieht, ob kein Verfolger wahr- zunehmen, reibt er sich die Augen; denn es kommt ihm die Gegend ganz anders vor, die Leute gehen auf der Straße und den Feldern ruhig ihrer Arbeit nach, und er meint noch zu träumen. Er kommt an das Thor, sieht ein großes Kruzifix über demselben, erschrickt und will nicht hinein, gehet vor ein anderes, allda findet er desgleichen, dazu auf den Türmen sieht er das Kreuz glänzen. Er gehet wieder zum ersten Thor, gehet hinein unter die Brot- bänke, — es hat sich alles geändert, und in einem Tempel nebenan hört er singen: Te Deum laudamus, „Herr Gott, dich loben wir." Der Bäcker schaut sein Geld an, will's nicht nehmen und

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 95

1881 - Danzig : Boenig
95 wie die Vöglein so lieblich singen? Du gehst ja für dich hin, als wie zur L-chule, und 's ist so lustig draußen in dem Walde." 2. Rotkäppchen schlug die Augen auf, und als es sah, wie die Sonne durch die Bäume hin und her sprang, und alles voll schöner Blumen stand, dachte es: Ei! wenn ich der Großmutter einen Strauß mitbringe, der wird ihr auch lieb sein; es ist noch früh, daß ich doch zu rechter Zeit ankomme, — und es sprang in den Wald und suchte Blumen. Und wenn es eine gebrochen hatte, meinte es, dort stünde noch eine schönere, und lief danach und lief immer weiter in den Wald hinein. Der Wolf aber ging geradeswegs nach dem Hanse der Großmutter und klopfte an die Thüre. — „Wer ist draußen?" — „Das Rotkäppchen, ich bringe dir Kuchen und Wein, mach nur auf." — „Drück' nur auf die Klinke," rief die Großmutter, ,,ich bin zu schwach und kann nicht aufstehen!" Der Wolf drückte auf die Klinke und trat hinein, ohne ein Wort zu sprechen, geradezu an das Bett der Großmutter und verschluckte sie. Dann nahm er ihre Kleider, that sie an, setzte sich ihre Haube auf, legte sich in ihr Bett und zog die Vorhänge vor. Rotkäppchen aber war herumgelaufen nach Blumen, und als es so viel hatte, daß es keine mehr tragen konnte, siel ihm die Großmutter wieder ein, und es machte sich auf den Weg zu ihr. Wie es ankam, stand die Thür auf; darüber verwunderte es sich, und wie es in die Stube kam, sah's so seltsam darin aus, daß es dachte: Ei, du mein Gott! wie ängstlich wird mir's heute zu- mute, und bin sonst so gern bei der Großmutter. Darauf ging es zum Bett und zog die Vorhänge zurück; da lag die Groß- mutter und hatte die Haube tief ins Gesicht gesetzt und sah so wunderlich aus. ,,Ei, Großmutter, was hast du für große Ohren!" — „Daß ich dich besser hören kann." — „Ei, Groß- mutter, was hast du für große Augen!" — „Daß ich dich besser sehen kann." — „Ei, Großmutter, was hast du für große Hände!" — „Daß ich dich besser packen kann." — „Aber Groß- mutter, was hast du für ein entsetzlich großes Maul!" — „Daß ich dich besser fressen kann." Und wie der Wolf das gesagt hatte, sprang er aus dem Bette und aus das arme Rotkäppchen und verschlang es. 3. Wie der Wolf den fetten Bissen im Leibe hatte, legte er sich wieder ins Bett, schlief ein und fing an, überlaut zu schnarchen. Der Jäger ging eben vorbei und dachte bei sich: Wie kann die alte Frau so schnarchen; du ^nußt einmal nachsehen, ob ihr etwas fehlt. Da trat er in die L>tube; und wie er vors Bett kam, so lag der Wolf darin, den er lange gesucht hatte. Nun wollte er seine Büchse anlegen, da fiel ihm ein: Vielleicht hat er die Großmutter gefressen, und ich kann sie noch erretten, und schoß

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 38

1881 - Danzig : Boenig
38 ritt nach bei- Stadt. Der gute Hund bürste auch mit; er bellte vor Freude, machte große Sprünge und lief hin und her. Das Pferb trabte lustig dahin, und der Vater saß vergnügt darauf und freute sich, abends wieder bei seinen Kindern zu sein. In der Stadt angekommen, holte der Vater das viele Geld, und nachdem er etwas gegessen und getrunken hatte, das Pferd ausgeruht und gefüttert war und auch der Hund in der Küche einige Knochen zum Abnagen bekommen hatte, machte er sich ans den Rückweg. Den Geldsack schnallte er mit einem ledernen Riemen auf das Pferd, und nun ging's der Heimat zu. Der Hund lief lustig hin und her, bald war er hinten, bald vorn. Wie er nun so um das Pferd herumlief, sah er, wie der Geld- sack aus dem ledernen Riemen herausrutschte und auf die Erde fiel. Der Herr hatte das nicht bemerkt und ritt ruhig weiter. Da sing der Hund an heftig zu bellen, aber niemand hörte auf ihn, und das Pferd trabte immer fort. Da ward der Hund unruhiger, sprang vor dem Pferde in die Höhe und wollte es durchaus nicht weiter lassen; aber der Vater jagte den Hund fort, und das Pferd lief hierauf nur um so schneller. Da wußte sich der treue Hund nicht anders zu helfen, als daß er ganz unsinnig that und das Pferd in das Bein biß. Darüber erschrak der Vater sehr und rief traurig: ,,Ach, mein guter, treuer Hund ist wütend geworden!" Und damit er keine anderen Tiere oder gar einen Menschen beißen möge, nahm er seine Pistole und schoß den Hund tot. Der Vater ritt mit betrübtem Herzen weiter und kam nach- hause. Als er aber von seinem Pferde stieg, da sah er, daß er feinen Geldsack verloren hatte. Jetzt wußte er, warum sein treuer Hund so wütend gebellt und das Pferd gebissen hatte. Er setzte sich sogleich wieder auf das Pferd und ritt zurück, um das Geld zu suchen. Als er an die Stelle kam, wo er auf den Hund geschossen hatte, da sah er viel Blut, aber der Hund lag nicht da; dagegen bemerkte er, daß sich auf der Straße eine Blutspur hinzog. Dieser ging er nach und fand seinen Hund neben dem Geldsack liegen; er hatte sich noch mit seinen letzten Kräften zu dem Gelde hingeschleppt, um es für feinen Herrn zu bewachen. Der Vater stieg schnell vom Pferd; da leckte der treue Hund noch einmal seines Herrn Hand — und verendete. ©ittmav. 87. Die Bärenhaut. Zwei Jägerburschen hatten von einem Bären gehört, welcher sich in dem Walde aufhalten sollte. Und weil man lange keinen so großen und starken Bären gesehen hatte, so freuten sie sich über den schönen Pelz, den sie dem Bären abziehen wollten. „Wenn ich ihn schieße," sagte der eine, so laß ich mir einen

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 97

1881 - Danzig : Boenig
97 Ritze der Mauer herausfliegen und bald wieder mit Futter hinein- fliegen sah. „Aha!" dachte er, „da ist ein Vogelnest, dahin muß ich einmal klettern und nachsehen, was in dem Neste ist." Und sogleich kletterte er an der Mauer hinauf und kam bis an die Ritze, worin das Nestcheu stand, und da hörte er die Jungen zwitschern und sah sie die Schnäbel aufsperren, weil sie meinten, ihre Mutter käme. Der böse Peter aber wollte sie aus dem Neste herausreißen und wollte mit ihnen sein Spiel treiben, bis sie tot wären. Es ging aber nicht so, wie er dachte. Das Loch, wo die Vögelchen ein- und ausflogen, war so enge, daß er seine Hand nicht leicht hindurchstecken konnte. Nun drückte er zwar so lange, bis er die Hand hindurchgezwängt hatte; als er sie aber drinnen und die armen Vögelchen gefaßt hatte, konnte er die Hand nicht wieder herausziehen. Er mochte ziehen und zerren, wie er wollte, es half ihm nichts, die Hand stak fest. Zuletzt that es ihm wehe und er fürchtete, die Hand werde gar nicht wieder herausgehen. Da sing er erbärmlich an zu schreien, so daß die Leute herbeigelaufen kamen. Die halfen ihm zwar endlich nach vieler Mühe aus dem Loche heraus, aber sie schalten ihn auch, daß er die armen Rotschwänzchen habe stören und quälen wollen, und sagten es seinem Vater. Der strafte ihn hart. Wilhelm Curtman. 179. Oer kluge Richter. Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit ver- loren. Er machte daher seinen Verlust bekannt und bot, wie man zu thun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Be- lohnung, und zwar von hundert Mark, an. Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann daher gegangen. „Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird’s wohl sein! So nimm dein Eigentum zurück!“ So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens, und das war schön. Der andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und dachte unter- dessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund,“ sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Mark in dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Mark; Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure 100 Mark Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Un- wohl daran gethan. Ich danke Euch.“ Lesebuch für katholische Volksschulen. 7

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 111

1881 - Danzig : Boenig
111 zurück. Aber kaum war er fort, so eilten seine Nachbarn herbei und luden das Heu ab; sie thaten auch noch eine ihrer Scheuern auf, damit ihr Widersacher auch mit dem andern Wagen ohne Aufenthalt ins Trockene fahren konnte. Schon sielen einzelne große und schwere Tropfen, als er auf dem Heimwege war. Er konnte nicht anders denken, als seine Heuernte nehme ein schlimmes Ende. Zu seinem Erstaunen fand er aber den ersten Wagen schon bis auf den letzten Halm abge- laden. Nun durfte er mit dem andern nur durch ein weit ge- öffnetes Thor einfahren. Er war so gerührt, daß er kein Wort sagen und mit keinem Worte um Verzeihung bitten konnte; aber seine beiden Hände reichte er den Nachbarn und war mit ihnen von dem Augenblick an ein Herz und ein Sinn. Laß dich das Böse nicht überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem! Karl Stöber. 198. Der Wanderer in der Sägemühle. 1. Dort unten in der Mühle saß ich in guter Ruh' und sah dem Räderspiele und sah den Wassern zu. 2. Sah zu der blanken Säge, es war mir wie ein Traum, die bahnte lange Wege in einen Tannenbaum. 3. Die Tanne war wie lebend; in Trauermelodie, durch alle Fasern bebend, sang diese Worte sie: 4. Du kehrst zur rechten Stunde, o Wanderer, hier ein; du bist's, für den die Wunde mir dringt ins Herz hinein; 5. Du bist's, für den wird werden, wenn kurz gewandert du, dies Holz im Schoß der Erden ein Schrein zur langen Ruh'. 6. Vier Bretter sah ich fallen, mir ward's ums Herze schwer, ein Wörtlein wollt' ich lallen, da ging das Rad nicht ^ehr. I, Kern». 199. Reiters Morgengesang. Ach, wie bald schwindet Schönheit und Gestalt! Thust du stolz mit deinen Wangen, die wie Milch und Purpur prangen? Ach! die Rosen welken all. Darum still füg' ich mich, wie Gott es will. Nun so will ich tapfer streiten; und sollt' ich den Tod erleiden, stirbt ein braver Reitersmann. Hauff. Morgenrot! leuchtest mir zum frühen Tod. Bald wird die Trompete blasen: dann muß ich mein Leben lassen, ich und mancher Kamerad. Kaum gedacht, wird der Lust ein End' gemacht. Gestern noch auf stolzen Rossen, heute durch die Brust geschossen, morgen in das kühle Grab.
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