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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 179

1881 - Danzig : Boenig
179 zur Elbe und Nordsee hin. Wie an den Sitten der Väter, hielten sie fest an ihrem heidnischen Götterdienst. Vonalters- her lagen sie mit den Franken in Streit; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herr- schaft zu unterwerfen und zum Christentum zu hekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen und mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugten sich die Sachsen dem sieg- reichen Frankenkönig und ließen sich die fränkische Herrschaft und die christliche Taufe gefallen. — Einen zweiten Krieg führte Ka^l gegen die Longobarden in Italien, deren König ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen, eroberte die Hauptstadt des Longobarden- königs, setzte ihn ab und vereinigte das longobardische Reich mit dem fränkischen. 3. Mit dem Papste zu Rom stand Karl in guter Freund- schaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen machtvollen Schutz. Als daher Karl einst am Weihnachtsfeste in Rom war und im festlichen Schmucke am Altare der Peterskirche zum Gebet nicder- kniete, trat plötzlich der Papst vor und setzte dem König eine goldene Kaiserkrone aufs Haupt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten römischen Kaiser!" So wurde die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergänge des alten Römer- reiches vor mehr als dreihundert Jahren aufgehört hatte, wieder- hergestellt. Diese Würde machte Karl zum obersten Herrscher in der ganzen Christenheit. 4. Karl, der große Kriegsmann, war auch ein weiser Landes- vater. Sein weites Reich brachte er in die beste Ordnung. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das Ganze in viele kleinere Bezirke oder Gaue, an deren Spitze er angesehene und erfahrene Männer stellte, welche Grafen genannt wurden. Strenge hielt er darauf, daß überall im Reiche sein Wille gelte. — Die christ liche Religion lag ihm sehr am Herzen. Er erbaute viele Kirchen und sorgte, wo er nur konnte, für tüchtige Geist- liche. Für die Jugend stiftete er Schulen und bestellte geschickte Männer zu Lehrern. An seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeit lang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten Knaben mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und hier fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den. steißigen, aber armen Schülern und sagte: „Ich freue mich, liehen Kinder, daß ihr gut einschlaget; zu seiner Zeit soll 12*

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 221

1881 - Danzig : Boenig
221 eintae Gebietsteile von Baiern und Hessen, sowie Schleswig- Holstein in Besitz (1300 Qi. mit 4,296.000 Einw.) Ferner machte es nack Auflösung des deutschen Bundes mit den deutschen Staaten nördlich vom Main einen neuen Bund, den nord- deutschen Bund, bestehend aus 22 Staaten unter preußischer Führung. Mit den süddeutschen Staaten Baiern, Württemberg, Hessen-Darmstadt und Baden schloß es ein Schutz- und Trutz- Bündnis, sowie auch einen Zoll- und Handelsverein, dessen An- gelegenheiten in einem besonderen Zollparlament (in Berlin) be- raten Wurden. Nnch Peter Hopsteiii. 374. Der französische Krieg (1870—1871). I. Der Ausbruch des Krieges. In Spanien hatte man im Sommer 1870 den Prinzen Le opold von Hohenzollern zum Könige gewählt. Darüber wurde die französische Regierung sehr entrüstet und erklärte, sie werde nicht dulden, daß ein Hohenzoller den spanischen Thron besteige. Der Kaiser Napole on 111. sandte deshalb seinen Bot- schafter B ened etti nach Ems, wo sich der König Wilhelm gerade aushielt, um das Verlangen zu stellen, derselbe möge dem Prinzen verbieten, die spanische Krone anzunehmen. König Wilhelm er- klärte, er habe dem Prinzen die Annahme nicht befohlen und könne ihm die Nichtannahme eben so wenig befehlen. Da kam die Nachricht, der Prinz habe freiwillig auf die Krone Spaniens verzichtet, weil er um seiner Person willen Preußen und Frank- reich nicht in einen Krieg verwickeln wolle. Doch auch damit begnügte man sich in Paris nicht; denn Napoleon und seine Minister wollten durchaus den Krieg. Der französische Bot- schafter verlangte daher im Namen seiner Regierung, König Wilhelm solle die bestimmte Erklärung geben, daß er niemals seine Einwilligung geben werde, wenn später ein Prinz von Hohenzollern als Bewerber um den spanischen Thron auftreten sollte. Aber König Wilhelm that, was jeder rechte Mann an seiner Stelle um seiner Ehre willen gethan haben würde: er ließ dem Botschafter sagen, daß er ihm weiter nichts mitzuteilen habe, daß seine ferneren Besuche überflüssig seien. Diese wohl- verdiente Abfertigung war für Frankreich der nichtige Grund, Preußen den Krieg zu erklären. Am 15. Juli reiste König Wilhelm von Ems nach Berlin ab. Ein begeisterter Empfang wurde ihm auf der ganzen Reise zu teil, besonders in Berlin. Am 19. Juli überreichte ihm ein Abgesandter Napoleons die förmliche Kriegserklärung. An dem- selben Tage sprach der König vor dem versammelten Reichstage die schönen Worte: „Wir werden nach dem Beispiele unserer

3. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 121

1881 - Merseburg : Steffenhagen
121 und weigerte sich deshalb auch, an den Kämpfen Oestreichs und Rußlands im Jahre 1805 teilzunehmen. Erst als sich Napoleon jene freche Verletzung des Ansbacher Gebiets erlaubte, drohte der König dem Bunde wider Frankreich beizutreten. Doch über den Verhandlungen ging die beste Zeit verloren und schließlich mußte Friedrich Wilhelm in einen Vertrag willigen, durch welchen er gegen Verzichtleistung aus Ansbach und den Rest seiner rheinischen Besitzungen Hannover erhielt, das aber rechtlich noch immer dem englischen Herrscherhause gehörte. Von jetzt ab legte es Napoleon geradezu daraus an, Preußen seine Geringschätzung empfinden zu lassen. So nahm er ohne weiteres preußische Gebiete in Westfalen in Beschlag, ja er bot sogar England die Rückgabe Hannovers an, ohne den König nur zu fragen. Solche Beleidigungen waren selbst für die Friedensliebe Friedrich Wilhelm's zu viel, und im Bunde mit Rußlan d und S achsen erklärte er 1806 an Frankreich den Krieg. (Beginn des Krieges.) Es war ein gewagter Kampf, den Preußen unternahm. Rußlands Heere standen fern, seine eigenen Streitkräfte aber waren verhältnismäßig gering und die Befehlshaber alt und mit der neueren Kriegsweise wenig vertraut. Napoleon dagegen besaß ausgezeichnete Generale und eine zahlreiche, an Schlachten und Siege gewöhnte Truppenmacht. Dazu kam, daß im preußischen Hauptquartiere eine unselige Konfusion herrschte; jeder maßte sich ein Urteil an, und was der eine für gut fand, tadelte der andere. Noch stritt man sich über den Feldzugsplan herum, als die Franzosen bereits gehandelt hatten. Bei Saalfeld wurde ant 10. Oktober der ritterliche Prinz Ludwig Fer-d in and von dem fünfmal so starken Feinde angegriffen und geschlagen, und mit vielen Tapferen starb er selbst rühmlich fechtend den Tod fürs Vaterland. (Schlacht b ei Jena und Auerstädt.'» Vier Tage später erfolgte die unglücklichedoppelschlachr bei Jena und dem einige Stunden p4.m. davon entfernten Auerftädt. Dort befehligte der Fürst Ho- 1.1806 henlohe gegen Napoleon, hier Ferdinand von Braunschweig gegen den Marschall Davoust. Hohenlohe, der an feinen, so nahe bevorstehenden Kampf dachte, lag noch im ruhigen Schlafe, als die Gegner bereits mehrere der wichtigsten Punkte in ihre Gewalt brachten. Wohl stritten seine Truppen, als er sie endlich in Schlachtordnung aufstellte, mit wahrem Heldenmute, aber die begangenen Fehler vermochten sie nicht wieder gut zu machen, und zuletzt mußten sie sich zum eiligen Rückzüge wenden. Bei Auerstädt, wo sich der König befand, ging es nicht viel besser. Gleich zu Anfang^wurde Ferdinand von Braunschweig tödlich verwundet, und die Folge davon war, daß Schrecken und Verwirrung sich der Kämpfenden bemächtigte. An: Abend befahl Friedrich Wilhelm die Schlacht abzubrechen, um sich mit dem Hohenlohe'schen

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 47

1881 - Merseburg : Steffenhagen
erst seinen Söhnen, die Burgunder völlig zu überwinden. Einige Jahre später rüstete er sich gegen die Westgoten. Sie wurden geschlagen, ihr König fand den Tod ans der Walstatt, und der Sieger nahm alles Land bis zur Garonne in Besitz. (Vereinigung sämtlicher Frankenstämme.) So hattedenn Chlodwig sein Reich über den größten Teil Galliens ausgebreitet. Aber noch war er nicht König über das gesamte Frankenvoll. Um auch die übrigen Stämme unter seine Herrschaft zu vereinigen, räumte er deren Fürsten durch Gewaltthat und Hinterlist aus dem Wege. Der letzte Gegenstand seines Gelüstes war das Land der Rheinfranken. Er verleitete den Sohn des dortigen Königs, den Vater zu ermorden, ließ dann scheinbar zur Strafe auch den Sohn töten und sich selbst an seiner Statt auf den Schild erheben. Doch nicht lange sollte er die Früchte so vieler Frevel genießen. Er starb schon im 45. Jahre seines Lebens, nachdem er sein mit Blut und Unrecht aufgebautes Reich unter seine vier Söhne geteilt hatte.

5. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 35

1881 - Merseburg : Steffenhagen
35 im heutigen Holstein. Erst zu Anfang des 3. Jahrhunderts n.chr. begannen sich die einzelnen Völkerschaften zu größeren Bündnissen zu vereinigen. So bildete sich der Bund der Sachsen im Norden, der Bund der Franken im Westen und der Bund dersueven, dessen Bestandteile später meist in den Alemannen aufgingen, welche die Gefilde des deutschen Südwestens bewohnten. § 26. Die Römer in Deutschland. Hermann der Cherusker. (Feldzüge des Drusus und Tiberius.) Nachdem die Römer bis an den Rhein und bis an die Donau vorgedrungen waren, suchten sie Germanien selbst zu erobern. Drusus, der Stiefsohn des Augustus, unternahm hintereinander vier Feldzüge in vas nordwestliche Deutschland. Als er auf dem letzten derselben auch die Elbe überschreiten wollte, trat ihm ein Weib von übermenschlicher Größe entgegen und mahnte ihn warnend und drohend zur Umkehr. Geschreckt brach er wieder nach dem Rheine auf, starb aber unterwegs infolge eines Sturzes mit dem Pferde. An seine Stelle trat sein Bruder Tiberius, welcher in kurzem die Eroberung alles Landes zwischen Rhein und Weser vollendete. (Varus.) Immer mehr gewöhnten sich die Bewohner Nordwestdeutschlands an die römische Herrschaft. Da wurde Ouinc-tilius Varus Statthalter itt dem Lande zwischen Rhein und Weser. Dieser legte dem Volke schwere Abgaben auf, führte das römische Gerichtsverfahren ein und ließ mit unerbittlicher Strenge die Strafen der Geißelung und Enthauptung vollziehen. Unter solch' unerhörtem Drucke erwachte der Freiheitssinn der Deutschen, und was zu ihrer völligen Unterjochung hatte dienen sollen, bewirkte nur ihre Erhebung und Befreiung. (Hermann und die Schlacht im Teutoburgerw alde.) Hermann oder Arminins, ein Fürst der Cherusker, war wie viele andere deutsche Jünglinge ins römische Heer eingetreten und hatte das römische Bürgerrecht und die Ritterwürde erlangt. Aber mit voller Seele hing er am Vaterlande, und in der Stille bereitete er alles zur Vernichtung der Unterdrücker vor. Da erhob sich in einer entfernten Gegend ein Aufruhr, zu dessen Dämpfung der Statthalter seine ganze Macht aufbot. Sofort nahm Hermann Urlaub, und Varus ließ ihn ungehindert ziehen, trotz der Warnungen des Segest, eines anderen deutschen Fürsten und eifrigen Anhängers der Römer. Als die letzteren die Berge und Schluchten desteutoburger W aldes erreicht hatten, sahen sie 9 n. sich plötzlich auf allen Seiten von den Deutscheu angegriffen. Chr. Vergeblich suchten sie sich in Schlachtordnung aufzustellen, die wilde Gebirgsgegend verhinderte sie daran. Ein rasches Vorwärtskommen aber war nicht möglich, weil der Regen in Strömen fiel und die Wege höchst beschwerlich machte. Da sah denn Varus den Untergang seines Heeres vor Augen, und verzweifelnd stürzte er sich ui sein eigenes Schwert. Die meisten Römer blieben in der 3*

7. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 126

1891 - Danzig : Gruihn
126 Im neuen deutschen Reich. marck das Fräulein Johanna von Puttkamer aus altem pommerschen Adelsgeschlecht, welches er auf einer Harzreise kennen gelernt, zu seiner Gemahlin erkoren hatte, lebte er in seiner Häuslichkeit sehr glücklich. Erster Zeitraum im Staatsdienst. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. finden wir Bismarck im preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte der Krone vertrat. Ja, der König schickte ihn sogar nach Frankfurt a. M. als Bundesgesandten. Da die Süddeutschen und Österreicher in jener Zeit auf Preußen mit Mißtrauen blickten, so hatte Bismarck in Frankfurt eine schwere Stellung, trat aber stets für die Ehre seines Staates ein. Später wurde er nach Petersburg als Botschafter und darauf als Gesandter nach Paris geschickt. König Wilhelm I. aber berief ihn nach Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Ministerpräsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Da jedoch das Abgeordnetenhaus für die erhöhte Kopfzahl des Heeres nicht auf die Dauer die Mittel bewilligte, so kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Monarchen und den Volksvertretern. Trotzdem nun Bismarck darauf hinwies, daß Preußens starke Rüstungen für die Machtstellung des Reiches notwendig seien, verweigerte das Abgeordnetenhaus doch fortgesetzt die Geldmittel. So führte also der König die neue Heereseinrichtung gegen den Willen des Abgeordnetenhauses durch. Bismarck, sowie der Kriegsminister Roon verteidigten dieses Werk und luden die Feindschaft der Kammermehrheit auf sich; doch beide sahen voraus, daß es früher oder-später mit Österreich zu einem Bruch kommen würde. In diesem Falle aber mußte Preußen stark gerüstet sein. „Nicht durch Reden und Stimmenmehrheitsbeschlüsse," sprach Bismarck, „werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Im Feldzug gegen Österreich. 1866. Als später wirklich der Krieg mit Österreich ausbrach, da erkannten Bismarcks Feinde, wie gut es gewesen, daß Preußen sich beizeiten ein starkes Heer geschaffen hatte. Bei den ersten Siegesnachrichten gerieten die Berliner in die freudigste Stimmung. Tausende zogen vor das Palais des Königs und auch nach der Wohnung Bismarcks. Als dieser den Jubel und das Hochrufen vernahm, öffnete er das Fenster und hielt an die Versammelten eine Ansprache. Da in diesem Augenblick der Donner rollte und die Blitze zuckten, rief er: „Der Himmel schießt Salut zu unsern Siegen." — Wie wir wissen, begleitete Bismarck seinen König auf den Kriegsschauplatz und wich nicht von dessen Seite. Als Wilhelm I. bei Königgrätz in das feindliche Granatfeuer geriet, gelang es Bismarck mit großer Mühe, den obersten Kriegsherrn zu bewegen, die gefahrvolle Stelle zu verlassen. Bismarck steigt in der Volksgunst. Nach den glorreichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der „deutsche Bund ausgelöst wurde, und Deutschland sich ohne Beteiligung Österreichs neu gestalten konnte. Nun verwandelte sich der frühere Haß gegen Bismarck in Bewunderung, und die Volksgunst war aus seiner Seite. Ja, er erhielt sogar, wie andere um das Vaterland verdiente Männer, eine reichliche Geldspende, die er zum Ankauf von Varzin (bei Schlawe in Pommern) und anderer Güter verwendete. Nachdem sich aber der norddeutsche Bund gebildet hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt. Im Kriege gegen Frankreich. Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war auch Bismarck an seiner Seite und teilte

8. Biographien und Monographien - S. 111

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 111 — Regierungskunst. Die Pracht und Üppigkeit am Hofe zu Versailles, die dort zum guten Ton gehörige Überfeinernng und Unsittlichkeit wurde in den meisten Residenzen, besonders in denen unsers Vaterlandes, getreulich nachgeahmt. Wie der Monarch Frankreichs, so wollte jeder kleine deutsche Fürst sein Versailles, seine glänzenden Schauspiele, seine großen Hetzjagden, seine kostspieligen Liebhabereien haben, und der Fleiß der Unterthanen vermochte kaum zu erschwingen, was die gebietenden Herren in wilder Festlust verjubelten. Frankreichs Einmischung in den dreißigjährigen Krieg hatte ihm einen zu schönen Gewinn gebracht, als daß Ludwig Xiv nicht nach neuer Beute hätte lüstern werden sollen. Nachdem er bereits den König von Spanien zur Abtretung einiger Gebiete an den Ostpyrenäen gezwungen, griff er im Jahre 1666 die demselben gehörigen Niederlande an, unter dm Vorwande, daß seine Gemahlin, eine spanische Prinzessin, auf die letzteren Erbansprüche habe. Da vereinigte sich das um seine eigene Freiheit besorgte Holland mit England und Schweden und nötigte den Köiiig, sich mit dem Besitz von zwölf flandrischen Städten zu begnügen. Rachedürstend rüstete Ludwig von neuem, brachte England und Schweden auf seine Seite und drang in raschem Siegeszuge in Holland ein, das er für den ihm bereiteten Widerstand nachdrücklich zu züchtigen gedachte. Doch die Holländer, anfangs erschreckt, ermannten sich bald wieder, setzten das Land mittelst Durchstechung der Dämme unter Wasser und behaupteten sich unter Führung des Statthalters Wilhelm von Orauien mit Glück gegen den überlegenen Feind. Als ihnen auch der Kurfürst von Brandenburg und der Kaiser Leopold I zu Hilfe kamen, traten die Franzosen den Rückzug an. Jetzt bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und Friedrich Wilhelm, der sich durch seine Klugheit und Entschlossenheit zu einem der gefährlichsten Gegner machte, mußte den Kriegsschauplatz am Rheine verlassen, um sein Land ans der Gewalt der nordischen Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge drangen die Franzosen wieder siegreich vor, und als der Friede von Nymwegen im Jahre 1678 den wechselvollen Kämpfen ein Ziel setzte, erhielt Ludwig Xiv die Freigrafschaft Burgund. Die errungenen Erfolge konnten den Übermut des französischen Herrschers nur steigern. So erklärte er mit unerhörter Dreistigkeit, daß er mit den von Deutschland abgetretenen Ländern zugleich ein Recht auf diejenigen Gebiete, Güter und Städte erlangt habe, die ehemals mit denselben vereinigt gewesen. Zur Untersuchung der hierauf begründeten Ansprüche errichtete er vier Gerichtshöfe, die sogenannten Wiedervereinigung^- oder

9. Biographien und Monographien - S. 112

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 112 — Reunionskammern, welche ihm fast das ganze linke Rheinufer von Basel bis Koblenz zusprachen. Ohne Umstände nahm Ludwig davon Besitz, und ehe sich noch das deutsche Reich zur Abwehr dieser Angriffe ausraffen konnte, bemächtigte sich der König auch des wichtigen Straß bürg, der einzigen Stadt des Elsaß, die bisher ihre volle Selbständigkeit bewahrt hatte. Ende September 1681, als eben viele Bürger zur Messe abwesend waren, erschienen plötzlich französische £ nippen vor den Thoren und forderten die Bewohner zur Übergabe auf. An einen wirksamen Widerstand durfte man bei dem Mangel an guten Verteidigungsmitteln nicht denken, und so ging die „wunderschöne" Stadt, einer der Hauptsitze deutscher Gelehrsamkeit und deutschen Ge-werbfleißes, an die Fremden verloren. Ein lauter Schrei des Schmerzes und der Entrüstung entfuhr der deutschen Nation, aber zur Züchtigung des Räubers, zur Ahndung des begangenen Frevels kam es nicht. Von den Türken bedroht, schloß der Kaiser mit Frankreich einen Waffenstillstand, der es im Besitze alles dessen ließ, was es sich widerrechtlich angeeignet hatte. Jetzt richtete Ludwig seine Augen auf die Pfalz, die er als Erbe der Herzogin von Orleans, einer pfälzischen Prinzessin, beanspruchte. Da endlich traten die Gegner Frankreichs zu einem großen Bunde zusammen, dem sich außer dem Kaiser und verschiedenen deutschen Fürsten auch Holland, Spanien, England und Schweden anschlossen. Um dem Angriffe zuvorzukommen, rückte der König rasch an den Rhein vor und ließ die Pfalz samt den benachbarten Landschaften aufs grauenvollste verheeren. Viele Hunderte von Städten und Dörfern am Rhein, Main und Neckar sanken in Asche, die Bewohner wurden ermordet oder gewaltsam katholisch gemacht, die Franen und Mädchen in der schändlichsten Weise gemißhandelt. „Der König will's!" war die kalte Antwort der Befehlshaber, wenn die Unglücklichen verzweifelnd um Gnade und Erbarmen flehten. Das prachtvolle Heidelberger Schloß wurde in einen Trümmerhaufen verwandelt, und in Speier wühlte man sogar die geheiligten Gräber der Kaiser auf, beraubte sie ihrer Kostbarkeiten und zerstreute die Gebeine. Nun erschienen zwar die Verbündeten im Felde und trieben die Mordbrenner über den Rhein zurück, aber im weiteren Verlaufe des Krieges waren doch die Heere Ludwigs im Vorteil. Endlich ließen die erschöpfte Staatskasse und die Aussichten auf einen neuen Kampf wegen der spanischen Erbfolge den französischen König die Einstellung der Feindseligkeiten wünschen, und so kam 1697 der Fried e vonryswick zustande, durch welchen Frankreich im Besitze des Elsasses mit Straßburg verblieb. Im Jahre 1700 starb der letzte König von Spanien aus dem Hause Habsburg, nachdem er Philipp von Anjou, den i

10. Biographien und Monographien - S. 41

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 41 — wahren. Arius, ein Presbyter oder Ältester zu Alexandrien, stellte den Satz auf, Christus sei nicht gleiches Wesens mit dem Vater, sondern nur das erste seiner Geschöpfe. Diese Lehre fand viele Anhänger, aber auch viele Gegner, und der Streit verbreitete sich allmählich durch die ganze Christenheit. Constantin war eifrig bemüht, Frieden zu stiften, doch alle seine Versuche, zwischen den Parteien zu vermitteln, blieben vergebens. Da berief er im Jahre 325 eine allgemeine Kirchenversammlung nach Nicäa in Kleinasien, der er die Entscheidung der Angelegenheit überließ und an welcher nicht weniger denn 318 höhere Geistliche teilnahmen. Nach langen Verhandlungen wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt und ein Glaubensbekenntnis abgefaßt, das den Namen des nicäischen führt. Später kam dazu noch ein anderes, welches nach Athanasius, den Hauptgegner des Arius, das athanasianische genannt wird. 20* Die Völkerwanderung. Im Jahre 375 erschienen an den Ufern der Wolga die Hunnen, ein Hirtenvolk mongolycher Abkunft, das bisher im innern Asien gewohnt. Sie waren ein Menschenschlag, eben so häßlich von Ansehn als wild und grausam von Sitten. Nach' dem sie die Alanen zur Unterwerfung gebracht, stießen sie zwischen Don und Dniestr auf die Ostgoten, welche geschlagen und ebenfalls unterworfen wurden. Auch die Westgoten, südlich vom Dniestr, vermochten dem furchtbaren Feind nicht zu widerstehen und gingen daher unter Führung Fridigerus über die Donau, wo ihnen Kaiser Valens Wohnsitze in Thracien anwies. Doch kaum ein Jahr hatten sie hier verlebt, als sie sich gegen die treulosen römischen Statthalter erhoben und raubend und verheerend die Halbinsel durchzogen. Valens rückte wider sie ins Feld, erlitt aber bei Hadrianopel eine Niederlage, in der er selbst den Tod fand. Infolge bessert räumte Theobofius der Große, der nun bett erlebigten Kaiserthron bestieg, den Goten das thracifche Laub völlig ein und ließ sich von ihnen bafür nur Zuzug im Kriege versprechen. Vor seinem int Jahre 395 ersolgenben Hinscheiben traf Theobosius die Bestimmung, daß von seinen Söhnen Atrcabius und Honorius der erstere das Morgenlanb, der letztere das Abendland erhalten sollte. Damit war eine Teilung des römischen Reichs aus die Dauer vollzogen, denn nie wurden tue beiben Hälften, die sich auch bnrch Sprache und Sitte von etnanber schieben, wieber zu einem Ganzen vereinigt. Die Jugeub und Unfähigkeit der Brüber machte die Führung der Regierungs-
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