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1. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 58

1910 - Düsseldorf : Bagel
58 Nach dieser Schlacht von Belle-Alliance (die Engländer nennen sie die von W aterloo, wo ^Vellingtons Hauptquartier war, um damit den Sieg als einen ausschließlich englischen zu bezeichnen) vermochte Napoleon kein neues Heer mehr aufzubringen. Schon Ende Juni standen die Verbündeten zum zweiten Male vor Paris, das (wie 1870) von Südwesten aus angegriffen und nach mäßigen Kämpfen auch eingenommen wurde. Napoleon flüchtete nach Rochefort, um sich hier nach Amerika einzuschiffen, wurde aber von den Engländern gefangen und nach der Insel St. Helena gebracht. Hier starb er am 5. Mai 1821. Das Urteil über ihn war zunächst von Haß, Wut und Erbitterung eingegeben. Zu viel Opfer an Gut und Blut hatte er der Wrelt gekostet. Heute gedenkt man aber auch der Größe des seltenen Mannes, der, wenn er Altbestehendes zerstörte, auch viele Einrichtungen und Gesetze beseitigte, die nicht verdienten, erhalten zu werden. Namentlich aber hat er auch, ohne dies selbst zu wollen, bei seinen Gegnern Tugenden und Kräfte geweckt, welche nötig waren, neue, bessere Zeiten herbeizuführen. Frankreich kam im zweiten Pariser Frieden wieder an Ludwig Xviii. Es verlor an seinen Grenzen Savoyen und Nizza an Sardinien, Saarbrücken und Saarlouis an Preußen, Landau an Bayern und Philippville und Marienbourg an die Niederlande. Außerdem mußte es 700 Millionen Franken Kriegskosten zahlen. Nr. 12. Die Gestaltung der größeren Staaten durch den Wiener Kongreß. Die Gestaltung der Staaten nahmen die vier verbündeten Großmächte in Wien in die Hand. Merkwürdigerweise aber wurde dann auch noch die fünfte hinzugezogen, die all die schweren Kämpfe veranlaßt hatte und die nun doch niedergeworfen war. Und wirklich wußte der gewandte Talleyrand, der Vertreter Ludwigs Xviii., so geschickt aufzutreten, daß er fast ebenso entscheidend mitsprach, wie einst die Gesandten Ludwigs Xiv.; endlich entzog das Wiedererscheinen Napoleons ihm den Boden unter den Füßen.

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 109

1910 - Düsseldorf : Bagel
109 schon 336 Meilen das kleine Land. Auch weitere Ziele steckte man sich bald. Machte sich doch sofort ein lebhaftes Interesse geltend, dem Lande, das sich 1831 von Holland getrennt, für seine Seestadt Antwerpen eine selbständige Eisenbahnverbindung nach dem deutschen Hinterlande zu verschaffen. Langsamer dagegen entwickelte sich der Eisenbahnbau in Frankreich. Und trotzdem behauptete es auch auf diesem Gebiete in Deutschland sein altes Vorrecht, ihm überall seine französischen Bezeichnungen aufzudrängen. So richteten die deutschen Comites und Compagnien ihre Stationen mit den Perrons ein, wo der Con-ducteur den Passagieren gegen ihre Billets die Coupes anwies. Die erste deutsche „Eisenbahn“ wurde 1828 von Linz nach Budweis eröffnet. Sie wurde aber noch mit Pferden betrieben und diente der Abfuhr des Salzes aus dem Salzkammergut über die Wasserscheide ins böhmische Land. Es war also eigentlich nur eine erweiterte Anwendung bergmännischer Fuhrweisen. Eine erste Dampflokomotivenbahn eröffnete man in Deutschland 1835. Es war die Strecke von dem noch immer rührigen Nürnberg, das auch hier wieder an der Spitze marschierte, nach dem nahen betriebsamen Fürth. (6 km) Mit der größten Sorge sah man der Eröffnung entgegen. Als aber weder die Zuschauer über das Dahinbrausen des Zuges den Verstand verloren, (15 Minuten) noch die Mitfahrenden ihre Gesundheit einbüßten und als sogar die Aktionäre ihre 6 °/o Dividende erhielten, da war die Berechtigung für das Bestehen dieser kleinen Bahn auch dem ungläubigsten Thomas erwiesen; bestimmt war sie für den örtlichen Personenverkehr. Fraglich aber blieb es, ob auch der große Verkehr die Neuerung ausbeuten dürfe. Doch woher dann die großen Mittel nehmen? Am ehesten hatten die Staaten den nötigen Kredit. Aber die größeren wagten sich nicht an die verantwortliche Sache heran. Der König Ludwig von Bayern beschäftigte sich lieber mit dem Bau von Wasserstraßen und hatte bei allen Eisenbahnplänen so viele Wenn und Aber, daß die Ausführung vertagt wurde. Von der Bahn Ulm—augsburg könnten ja die Württemberger und von einer Pfälzer Bahn die Franzosen bei einem Angriff -auf Mainz zu große Vorteile haben. Und Friedrich Wilhelm Iii. hatte all die Chausseen gebaut, die nun unbenutzt bleiben sollten! Auch die preußischen Minister verrieten ebensowenig einen

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 276

1910 - Düsseldorf : Bagel
2t0 und dem Grafen Pfeil hatten 1884 unerkannt, als Fahrgäste 2. Klasse, zugleich mit Vertretern Englands die Reise dahin gemacht, sofort mit einigen Dutzend Königen oder Sultanen Blutsbrüderschaft geschlossen und so mit einem Ruck unendlich ausgedehnte Länder erworben. Für ihre Gesellschaft erhielten sie am 27. Februar 1885 einen kaiserlichen Schutzbrief. Daß England auch diese Erwerbungen tadelte, ist selbstverständlich. Unbedenklich hatte es seine Pläne entworfen für die Strecke vom Kap bis Kairo. Um die Anerkennung so ungeheurer Ansprüche auf breiterer Grundlage abzulehnen, lud Bismarck, „im Einvernehmen mit der französischen Republik“, alle in Afrika beteiligten Mächte zu einer Konferenz nach Berlin. Frankreich, bisher ein scharfer Nebenbuhler Englands in Afrika, war damals noch für eine solche Besprechung zu haben. Das wesentlichste Ergebnis der Verhandlungen war die Begründung des großen, freien Kongostaates. Einen ganz bescheidenen Zugang zum Meere konnten England und Portugal ihm nicht verweigern. Im übrigen umfaßt der junge Staat den großen Kern Südafrikas, der damit den Briten entzogen wurde. Es war begreiflich, daß England das Entstehen eines so umfangreichen Staates zwischen dem Kap und Kairo gar nicht gern sah, und bis auf den heutigen Tag hat es alles getan, ihm das Leben sauer zu machen. Die Art der Verwaltung gab freilich manchen Anlaß dazu. Inzwischen setzte Deutschland seine Erwerbungen auch anderswo fort. Im Dezember 1884 nahm es die Nordküste von Neu-Guinea und Neubritannien. Auch hier gab es wieder Reibereien mit England, das nach seiner Versicherung schon zwei Jahre vorher den gleichen Erwerb „geplant“ hatte. Bismarck blieb fest trotz allen Geschreis der australischen Kolonien. 1885 wurden die Marschallsinseln genommen und auch die Karolinen. Die Berechtigung dieser letzten Besitzergreifung wurde allerdings von Spanien bestritten und dann, zum Staunen der Welt, der Papst darüber von Bismarck als Schiedsrichter angerufen. Nach seiner Entscheidung fielen damals freilich die Karolinen an Spanien zurück, wurden aber 1899 mitsamt den Marianen- und Palao-Inseln doch noch käuflich den Deutschen überlassen. Mit England verständigte man sich 1890 über die Grenzen der beiderseitigen Kolonien

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 15

1910 - Düsseldorf : Bagel
15 liehen Lebens einigermaßen genügen konnten. An der Entwicklung deutschen Wesens und auch an der schließlich sich vollziehenden Einigung sollten sie später gerade in dieser Stärke und Gestalt einen recht wertvollen Anteil haben. Bayern bekam im Westen und im Norden wertvollen Zuwachs an den lebhafteren schwäbischen und fränkischen Einwohnern. Württemberg gewann vor allem zahlreiche Reichsstädte, die in dem neuen Verband die alte Regsamkeit wiederfanden. Baden aber entwickelte erst jetzt sich zu einem größeren Staat, der als Vermittler des Verkehrs und der Anschauungen von Nord und Süd, Ost und West eine wirkliche Bedeutung erlangen sollte. Die dritte Koalition: 1805. Die Seele der dritten Koalition war England (Pitt), dem Hannover entrissen war. Seine Bundesgenossen wurden Oesterreich und Rußland. Der zum Kaiser Frankreichs gekrönte Napoleon stand also wieder drei starken Mächten gegenüber. Mochten die, welche Napoleons Feldherrngröße bislang noch bezweifelt hatten, den glänzenden Erfolg von Marengo einem Glückszufall zuschreiben, der neue Feldzug des Jahres 1805, der von Anfang bis zu Ende rasch und großartig verlief, mußte Napoleons Eigenschaften allgemein in das vorteilhafteste Licht stellen. Und dies Bild mußte um so glänzender ausfallen, als seine Gegner im Felde so verblendet wie gedankenlos handelten. Die französische Flotte des Mittelmeeres sollte jenseits Gibraltar mit der ändern französischen Flotte sich vereinigen und anscheinend die westindischen Besitzungen Englands bedrohen, um dessen Flotte nach Westen zu locken, in Wirklichkeit aber sollten beide französische Flotten unbemerkt nordwärts fahren und eine Landung in England unterstützen. So war der Plan Napoleons auf dem Meere. Ihm zu begegnen und Napoleon auf dem Lande zu beschäftigen, hatten die Engländer die Oester-reicher und Russen zu der neuen Koalition vermocht. Die Oesterreicher waren dazu bald gewonnen, denn sie sahen in den letzten Verteilungen sich übervorteilt. Brixen und Trient waren ihnen ein ungenügender Ersatz für den Breisgau und die Ortenau. Alexander von Rußland aber ließ sich durch moralische

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 5

1910 - Düsseldorf : Bagel
bei Aldenhoven, dann über Dumouriez bei Neerwinden und versuchte darnach, statt mit vereinigter Macht auf Paris loszumarschieren, die streitigen Grenzfesten in seinen Besitz zu bringen. Der Uebertritt Dumouriez1 veranlaßte nicht eine Schwächung der französischen Streitkräfte, wohl aber eine Steigerung der Leidenschaften; umgekehrt aber wurden die Erfolge der Verbündeten in demselben Maße geringer, als jeder nur für seine nächsten Absichten kämpfte. Die Engländer kämpften erfolglos um die Eroberung Dünkirchens, die Holländer erreichten nichts von ihrer alten „Barriere“, die Preußen aber, welche Mainz wiedergewonnen und bis zu den Weißenburger Linien vorgedrungen, wichen darnach in eine zweite, weiter zurückliegende Verteidigungsstellung zurück. Und als dann die Oesterreicher, die zuvor eine Reihe von Festungen eingenommen hatten, beim Versuche, Charleroi zu entsetzen, dessen Fall vernahmen, wichen sie nach der Niederlage bei Fleurus mutlos bis über den Rhein zurück. Jourdan verfolgte sie sofort bis dahin. Pichegru aber gewann um dieselbe Zeit mit Leichtigkeit von dem Oranier das ganze Holland. Preußen, das (1795) im Begriff war, zur dritten Teilung Polens zu schreiten, zog sich durch den Baseler Frieden aus diesem ihm so lästig gewordenen Krieg ganz zurück. Es begnügte sich mit der Zusicherung der Franzosen, für seine linksrheinischen Besitzungen weiter östlich entschädigt werden zu sollen. Das alte deutsche Reich wurde damit von Preußen schon jetzt völlig aufgegeben. Nr. 3. Erste Koalition: Fortsetzung 1796 97. Die Kämpfe dieser Jahre sollten auch für Oesterreich die erste größere Entscheidung bringen. Man erwartete sie auf deutschem Boden, wo zwei bewährte französische Feldherren mit ungewöhnlich großen Heeren am Mittel- und Niederrhein standen, um in der Richtung auf Wien den Krieg siegreich zu Ende zu führen. Viel kleiner war die französische Armee, die zwischen Nizza und Savona an der Riviera sich sammelte (anfangs 30 000 Mann, später 60 000 Mann). Sie stand unter dem Befehle eines bis dahin unbekannten, ganz jugendlichen Generals, Napoleon Bonaparte. Er war mit seinen 27 Jahren das

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 16

1910 - Düsseldorf : Bagel
16 Gründe bestimmen. Er war entrüstet über die Willkürhandlungen Bonapartes. Den letzten Ausschlag gab ihm die Verhaftung und Erschießung Enghiens. Die Unternehmungen der französischen Flotte und damit auch die Landungspläne auf englischem Boden scheiterten nun freilich endgültig, als Nelson die französisch-spanische Flotte bei Trafalgar 21. Oktober 1805 bis zur Vernichtung schlug. Um so glänzender aber waren die Erfolge Napoleons auf dem Lande. Hier hatte Mack das österreichische Kommando in Süddeutschland; sein Heer zählte 57 000 Mann. Erzherzog Karl dagegen, der ein erheblich größeres Heer (150 000 Mann) befehligte, war nach Italien bestimmt. Man vermutete, daß der gefürchtete Napoleon wieder hier auf seinem gewohnten Schlachtfelde auftreten würde. Diesmal aber war hier nur Massena mit etwa 50 000 Mann, während Napoleon fast die ganze französische Armee, etwa 200 000 Mann, in Straßburg befehligte. Er plante, mit ihr unmittelbar nach Wien zu marschieren. Und nun beginnt der Feldzug des größten Strategen seiner Zeit mit einer überwältigenden, sieggewohnten Armee gegen einen Führer, dessen Unternehmungen aus lauter Widersprüchen bestanden. 90 000 Russen unter Kutusow sollten diesem helfen. Statt nun auf deren Erscheinen zu w'arten, rückt er zum frischen Angrilf in Bayern ein und macht dann doch, während die bayrischen Truppen nordwärts nach Bamberg auswichen, bei Ulm halt, um vielleicht hier das getrennte Herauskommen der Franzosen aus den Schwarzwaldpässen zu benutzen und die feindlichen Abteilungen einzeln zu schlagen. Den Glauben an die Möglichkeit eines solchen Angriffs läßt Napoleon durch Scheinbewegungen Murats unterstützen. In Wirklichkeit aber kommen seine Truppen von Westen, Nordwesten und Norden her, jeden Tag sich enger aneinander anschließend (ähnlich wie die Preußen 1866 beim Einmarsch in Böhmen), um in dem Augenblick, in welchem sie Mack nahe sind, als ein einheitliches Heer ihm entgegenzutreten. Den gemeinsamen Schlag aller plant er etwa bei Heidesheim oder Nördlingen. Daß Mack das Unvernünftigste tun und in der Stellung bei Ulm tatenlos sein Schicksal erwarten würde, hielt Napoleon lange für unmöglich. Achtmal veränderte Mack ihm gegenüber seine Entschließungen; bei keiner einzigen wurde ernstlich die Ausführung versucht und endlich am

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 28

1910 - Düsseldorf : Bagel
28 bunden, der Süden aber im Etschtal zu Italien geschlagen. Damit glaubte Napoleon auch hier dauernde Zustände geschaffen zu haben. Nr. 9. Preußens Erhebung nach 1807. — Der russische Feldzug 1812. Es liegt im Wesen der französischen Revolution begründet, daß sie in der Ausdehnung der Bewegung die Grenzen nicht anerkennt, welche Nationalität oder Herkommen geschaffen haben. Auch über den Rhein und in die Alpen hinein ging sie unbedenklich weiter. Verkörpert aber war die Idee der Weltherrschaft vollkommen in der Person Napoleons, der die Entwicklung so wunderbar leitete. Rücksichtslos in der Wahl der Mittel, w'ußte er das Zweckmäßige ebenso schnell und leicht zu erkennen, wie er es mit eiserner Willenskraft dann wirklich erreichte. So hatte er nach und nach fast den ganzen Kontinent seinem Willen gefügig gemacht. Nur England war, nachdem die französische Flotte bei Trafalgar vernichtet, mit den gewöhnlichen Mitteln nicht zu bezwingen. Um nun doch auch seinen Widerstand zu brechen, kam Napoleon auf den großen Gedanken der Kontinentalsperre. Die Einfuhr aller englischen Waren sollte auf dem ganzen Festlande verboten werden. Was doch auf dem Wege des Schmuggels an englischen Waren eingeführt wurde, ward rücksichtslos verbrannt. Nur solche Waren, welche die Festlandsindustrie unbedingt nicht entbehren konnte, durften gegen Lizenzen eingebracht werden. An sich wrar es gewiß eine schöne Aufgabe, den Kontinent einmal auf sich selber anzuweisen. Sich unabhängig von fernen Ländern zu machen und heimische Güter und Erzeugnisse soviel wie irgend möglich auszunutzen, war gewiß erstrebenswert. Und Not macht erfinderisch. So fand man die Mittel, aus Rüben Zucker herzustellen, und das sollte der heimischen Industrie ebenso wertvoll werden, wie dem deutschen Ackerbau. Aber die nächste wirtschaftliche Folge war doch eine vollständige Lähmung des Handels, und noch bedenklicher waren andere Wirkungen. So die politischen. Durch die Kontinentalsperre wurde Frank-

8. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 102

1881 - Merseburg : Steffenhagen
102 neten Feldherrn bei dem er die Kriegskunst studierte, und dessen Luise He nrrette er später zur Gemahlin nahm. Fried-rich Wilhelm befaß einen lebhaften Geist, einen scharfen Verstand ein bewundernswürdiges Gedächtnis und dabei ein tief religiöses Gemüt. Die Wohlthaten des Friedens nach Gebühr schätzend war er stets bestrebt, dieselben seinem Volke zu erhalten. Aber 10 brandenburgischen Namens galt, da ariff er unbedenklich zum Schwerte, und den Ruhm und die Größe seines Hauses ließ er nie aus den Augen. (Friedrich Wilhelm's erste Maßregeln.) Als Friedrich Wilhelm die Regierung antrat, war das Land verarmt, entvölkert und von fremden Truppen besetzt, während die eigenen im Dienste des Kaisers standen. Zuerst forderte er von den Besatzungen der brandenburgischen Festuugen den Eid der Treue; die ihn nicht leisteten, wurden entlassen, aus den übrigen bildete er ein kleines Heer von anfänglich nur 3000 Mann, das er indes von Jahr zu ^ahr vermehrte. Danu schloß er mit den Schweden einen Waffen-stillstand, infolge dessen die Feinde die Marken räumten und diesen den so lange entbehrten Frieden wiedergaben. Nun war der Kurfürst bemüht, die Wunden zu heilen, die der Krieg dein Bernde geschlagen. Er zog in Die verödeten Gegenden Ansiedler ans den Niederlanden und der Schweiz und begünstigte den Acker-Ä" auf mancherlei Weise; er förberte Handel und Verkehr durch Einführung der Posten und durch Anlegung von Straßen und Kanalen; er ermunterte die Gerverbthätigkeit, die Kunst und Wissen-Schaft, verbesserte die Schulen und gründete neue. Dank diesem umsichtigen Walten gedieh Brandenburg bald wieder zu schöner Blüte, und Friedrich Wilhelm's Ansehn stieg in kurzem so hoch daß er i'm westfälischen Frieden die oben erwähnten Gebietsvergrößerungen erhalten konnte. _ (Schwedisch-polnischer Krieg.) Im Jahre 1654 brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus, in welchem der Kurfürst uicht wohl neutral bleiben durfte. Er verbündete sich daher zuerst mit den Schweden und besiegte mit ihnen die Gegner in der dreitägigen Schlacht bei Warschau, wofür ihn jene die Unabhängigkeit Preußens zusicherten. Doch Friedrich Wilhelm lag weuig daran, Schweden, das von jeher nach dem Besitze der Ostseeküste getrachtet, noch mächtiger werden zu sehen. Er trat daher jetzt Mit Polen in Unterhandlung und schloß mit ihm den Vertrag 1657zn Wehlau, durch welchen auch das letzterediesouveränität P re ußeus anerkannte. Drei Jahre später kam es zum Frieden von Oliva, und der Wehlauer Vertrag wurde von beiden Parteien bestätigt. (Ludwrg's Xiv Raubkriege am Rhein.) - Jii Frankreich regierte damals der eben so prachtliebende und üppige wie stolze und herrschsüchtige Ludwig Xiv. Dieser suchte aus der Ohn-

9. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 118

1881 - Merseburg : Steffenhagen
118 Es hatte Polen seinen Schutz zugesagt, für den Fall, daß dieses seine Verfassung ändern und das Wahlreich in eine erbliche Mo-narchie umwandeln wolle. Rußland, das seinen Einfluß auf das Nachbarland zu verlieren fürchtete, erhob dagegen Einspruch und ließ die angrenzenden Gebiete durch seine Truppen besetzen. In einen neuen Krieg aber konnte sich Friedrich Wilhelm nicht ein-lasten, und so gab er den Anträgen Rußlands Gehör und einigte 1793sich mit ihm zu einer zweiten Teilung Polens, in welcher Preußen die jetzige Provinz Posen nebst Thorn und Danzia zugestanden wurde. Erbittert über diese Gewaltthat bewaffnete der edle Kosziusko sein Volk mit Sensen, um das Vaterland von den Fremden zu befreien. Doch er war der Macht der Gegner, denen sich diesmal auch Oestreich angeschlossen, nicht gewachsen.' Er wurde geschlagen und gefangen genommen, worauf' die Ver= 1795bündeten die dritte Teilung Polens vollzogen, welche dem letzteren für immer ein Ende bereitete und Preußen durch das ganze Land auf dem linken Weichfelufer vergrößerte. (Napoleon Bonaparte.) Nach dem Baseler Frieden drangen die Franzosen in Süddeutschland ein, wurden aber von den Oest reichern unter Erzherzog Karl zum Rückzüge gezwungen. Desto glücklicher waren sie in Jta li e n, wo der junge, erst 27 jährige Napoleon Bonaparte den Oberbefehl führte. Geboren am 15. August 1769 zu Ajaccio auf Korsika als Sohn eines unbemittelten Edelmannes, kam Bonaparte durch Vermittlung einflußreicher Freunde auf die Kriegsschule zu Brienne und war beim Ausbruch der Revolution noch Leutnant. Doch seine Einsicht und Tapferkeit hoben ihn von Stufe zu Stufe, und der Beistand, den er der Direktorialregierung bei Niederwerfung der Jakobiner leistete, verschaffte ihm die Stelle eines Oberbefehlhabers m Italien. Als solcher überstieg er im Frühjahre 1796 die Alpen und kämpfte in einer Reihe von Schlachten mit solchem Erfolg, 1797daß Oestreich den Frieden von Campo Form io einging, in welchem es gegen den Besitz Venedigs in die Abtretung der Niederlande und der Lombardei willigte. (Bonaparte in Egypten.) Jetzt unternahm Bonaparte zur Vernichtung des englischen Handels im Morgenlande einen Zug nach 1798egypten. Glücklich entging er mit seinen Schiffen den'nachstellungen der Engländer, und erst nach seiner Landung an der westlichen Nilmündung trafen diese ein. Aber ob sie auch nun der französischen Flotte den völligen Untergang bereiteten, die Eroberung Egyptens vermochten sie nicht zu verhindern. Bonaparte drang sogar nach Unterwerfung des Nillandes siegreich in Syrien ein, und nur beunruhigende Nachrichten aus der Heimat konnten ihn zur Rückkehr bewegen. (Erneuerung des Krieges in Süddeutschland und Italien.) Zu Campo Formio war ausgemacht worden, daß die durch den

10. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 121

1881 - Merseburg : Steffenhagen
121 und weigerte sich deshalb auch, an den Kämpfen Oestreichs und Rußlands im Jahre 1805 teilzunehmen. Erst als sich Napoleon jene freche Verletzung des Ansbacher Gebiets erlaubte, drohte der König dem Bunde wider Frankreich beizutreten. Doch über den Verhandlungen ging die beste Zeit verloren und schließlich mußte Friedrich Wilhelm in einen Vertrag willigen, durch welchen er gegen Verzichtleistung aus Ansbach und den Rest seiner rheinischen Besitzungen Hannover erhielt, das aber rechtlich noch immer dem englischen Herrscherhause gehörte. Von jetzt ab legte es Napoleon geradezu daraus an, Preußen seine Geringschätzung empfinden zu lassen. So nahm er ohne weiteres preußische Gebiete in Westfalen in Beschlag, ja er bot sogar England die Rückgabe Hannovers an, ohne den König nur zu fragen. Solche Beleidigungen waren selbst für die Friedensliebe Friedrich Wilhelm's zu viel, und im Bunde mit Rußlan d und S achsen erklärte er 1806 an Frankreich den Krieg. (Beginn des Krieges.) Es war ein gewagter Kampf, den Preußen unternahm. Rußlands Heere standen fern, seine eigenen Streitkräfte aber waren verhältnismäßig gering und die Befehlshaber alt und mit der neueren Kriegsweise wenig vertraut. Napoleon dagegen besaß ausgezeichnete Generale und eine zahlreiche, an Schlachten und Siege gewöhnte Truppenmacht. Dazu kam, daß im preußischen Hauptquartiere eine unselige Konfusion herrschte; jeder maßte sich ein Urteil an, und was der eine für gut fand, tadelte der andere. Noch stritt man sich über den Feldzugsplan herum, als die Franzosen bereits gehandelt hatten. Bei Saalfeld wurde ant 10. Oktober der ritterliche Prinz Ludwig Fer-d in and von dem fünfmal so starken Feinde angegriffen und geschlagen, und mit vielen Tapferen starb er selbst rühmlich fechtend den Tod fürs Vaterland. (Schlacht b ei Jena und Auerstädt.'» Vier Tage später erfolgte die unglücklichedoppelschlachr bei Jena und dem einige Stunden p4.m. davon entfernten Auerftädt. Dort befehligte der Fürst Ho- 1.1806 henlohe gegen Napoleon, hier Ferdinand von Braunschweig gegen den Marschall Davoust. Hohenlohe, der an feinen, so nahe bevorstehenden Kampf dachte, lag noch im ruhigen Schlafe, als die Gegner bereits mehrere der wichtigsten Punkte in ihre Gewalt brachten. Wohl stritten seine Truppen, als er sie endlich in Schlachtordnung aufstellte, mit wahrem Heldenmute, aber die begangenen Fehler vermochten sie nicht wieder gut zu machen, und zuletzt mußten sie sich zum eiligen Rückzüge wenden. Bei Auerstädt, wo sich der König befand, ging es nicht viel besser. Gleich zu Anfang^wurde Ferdinand von Braunschweig tödlich verwundet, und die Folge davon war, daß Schrecken und Verwirrung sich der Kämpfenden bemächtigte. An: Abend befahl Friedrich Wilhelm die Schlacht abzubrechen, um sich mit dem Hohenlohe'schen
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