Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 105

1881 - Merseburg : Steffenhagen
106 in welcher Stellung er sich trotz offenbarer Nichtswürdigkeiten viele Jahre lang behauptete. (Streben nach der Königskrone.) Von vornherein war Friedrichs Streben darauf gerichtet, die Königskrone zu erwerben. Aber nicht nur eitle Ehrbegierde, nicht blos Sucht nach Glanz machten dies Verlangen in ihm rege. Er fühlte, welcher Rang ihm unter den Herrschern Europas' gebühre, er ahnte die große Zukunft seines Hauses und wollte an seinem Teile ebenfalls zur Erhöhung desselben beitragen. Zur Verwirklichung seines Wunsches glaubte er der Zustimmung des Kaisers nicht entbehren zu können, obgleich er nicht Brandenburg zum Königreich zu erheben gedachte, sondern Preu ß eu, dessen souveräner Fürst er war. Er trat deshalb mit dem Wiener Hofe in Unterhandlung, und nach ^ langem Zögern erklärte sich auch derselbe bereit, Friedrich als König anzuerkennen, wogegen dieser versprach, 10000 Mann brandenbur-gischer Hilfstruppen für den bevorstehenden spanischen Erbfolgekrieg zu stellen. (D,ie Krönung.) Kaum war die Einwilligung des Kaisers in Berlin eingetroffen, als Friedrich mit seiner Gemahlin Sophi e Char lotte, dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm und einem zahlreichen Gefolge die Reise nach Königsberg antrat. Am 29. December 1700 langte man daselbst an, am 15. Januar wurde die Erhebung Preußens zum Königreiche öffentlich bekannt gemacht, und am 17. Januar stiftete Friedrich den hohen Orden vom schwarzen Adler, dessen Stern die Umschrift trägt: „suum cuique“ d. i. „jedem das Seine". Am Morgen des 18. Januar endlich verkündete das Geläute der Glok- ris. Jan. fen und der Donner der Geschütze, daß der wichtige Tag der L 1701 Krönung angebrochen sei. Um 9uhr erschien derkönigin dem großen Saale des Schlosses, ließ sich auf dem dort errichteten Throne nieder und setzte sich die ihm überreichte Krone aufs Haupt, krönte hierauf auch die Königin und nahm dann die Huldigungen der Prinzen seines Hauses und der Abgeordneten des Landes entgegen. Nun begab man sich in feierlichem Zuge zur Kirche, wo nach der Predigt der reformierte Bischof den König und die Königin mit den Worten salbte: „Gott salbe unsern König, unsere Königin mit seinem heiligen Gerste." Das Volk aber ries: „Amen, Amen ! Glück zu dem Könige, Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Unter Kanonenfutter, Pauken- und Trompetenschall kehrte der Zug nach dem Schlosse zurück, zu einem glänzenden Krönungsmahle, bei dem auch das Volk nicht leer ausging. Den -Schluß der mehrere Monate hindurch zu Königsberg und dann zu Berlin wechselnden Festlichkeiten machte ein Dank-, Buß- und Bettag, an welchem in allen Kirchen des Landes über die Worte aeprediat wurde: „Das hat Gott gethan."

2. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

3. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 35

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
35 Knecht arbeitete bei einem Meister, lernte als Handwerksbursche die Welt kennen und machte am Ende seiner Gesellenzeit sein Meisterstück, wodurch er befähigt wurde, ein eigenes Geschäft zu gründen. In regelmäßigen Zusammenkünften verhandelten die Handwerker über die Angelegenheiten der Innung. Eine solche Versammlung nannte man Morgensprache. Hier wurde der Zunftmeister gewählt, der Lehrjunge zum Gesellen, der Geselle zum Meister befördert und über die Verwendung der Gelder beraten. Die Innungen hatten in der Kirche einen gemeinsamen Platz, gemeinsame Kassen zur Unterstützung für Kranke und Arme und vielfach auch eine gemeinsame Straße. Die Straßen vieler Städte tragen nach den Innungen noch heute die Namen Bäckerstraße, Gerberstraße u. s. w. In allen Dingen mußten die Jnnuugs-genossen treu zusammenhalten, im Kriege kämpften sie unter ihrer Fahne gemeinsam gegen den Feind. Das alltägliche Leben in der Stadt. Der Morgen wurde den Bürgern durch Glockengeläute verkündet. Alsdann begann der Ackersmann seine Feldarbeit, der Handwerker seine Arbeit in der Werkstatt. Ehe die Turmuhren eingeführt waren, wurden die einzelnen Stunden des Tages den fleißigen Bürgern ebenfalls durch den Klang der Glocke kund gethan. Die Glocken zeigten die Mittagszeit an, und war der Abend gekommen, so gaben die Glocken wiederum das Zeichen, Feierabend zu machen. Der Abend war die Zeit der Unterhaltung und des Vergnügens. Marktplatz und Straßen füllten sich mit Bürgern, welche sich die Neuigkeiten des Tages mitteilen. Dieses Leben auf den Straßen hörte aber auf, wenn die Sonne gefunken war und die Dunkelheit hereinbrach, denn Straßenlaternen kannte man noch nicht. Jetzt begann aber ein munteres Treiben in den Wirtsstuben der Schenken, welches erst ein Ende nahm, wenn die Ratsglocke zum ersten Male erschallte. Die Bürger begaben sich alsdann heim, denn wer nach dem letzten Läuten noch auf der Straße weilt, wird auf die Wache geführt. Schweigen herrscht jetzt überall auf den Straßen, nur der Nachtwächter durchschreitet einsam die Stadt, bis die Nacht verrinnt und die Turmglocke die Schläfer zu neuer Arbeit weckt. Vergleiche das Aussehn einer Stadt unserer Zeit mit dem Aussehn einer Stadt des Mittelalters! Warum sind Wälle, Gräben und Warttürme heute überflüssig? Durch welche Eigentümlichkeiten unterscheiden sich die Wohnhäuser im Mittelalter von unseren Wohnhäusern? Auf welche Gegenstände verwandten die Bürger viel Aufwand, auf welche wenig ? Wie zeigt sich bei den Handwerkern ves Mittelalters, daß Einigkeit stark macht? Wie war der Bildungsgang eines Handwerkers? Erzähle von dem alltäglichen Leben einer mittelalterlichen Stadt! 3*

4. Geschichtsbilder für evangelische Volksschulen - S. 72

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
72 bares Land, das einer halben Million Menschen Raum zur Ansiedelung gewährte. Handel und Gewerbe. Nicht minder wandte der König seine Sorge der Hebung von Handel und Gewerbe zu. Er legte Baumwollenspinnereien und Kattundruckereien an; auch die Seidenraupenzucht und den Weinbau führte er ein und befahl den Anbau der Kartoffel; dieselbe wurde jedoch anfangs nur auf kleinen Gartenbeeten gezogen. (Seit der Einführung der Kartoffel sind Hungersnöte fast gar nicht mehr vorgekommen.) In Berlin gründete er die Königliche Porzellan-Manufaktur, welche noch heute besteht. So verschaffte Friedrich zahlreichen Leuten Beschäftigung und Brot. Zur Beförderung des Handels ließ er mehrere Kanäle anlegen. Rechtspflege. Jeder Unterthan konnte seine Wünsche und Beschwerden schriftlich oder persönlich beim Könige vorbringen und durfte auf schnelle und gerechte Erledigung rechnen. Friedrich war der erste Fürst, der die Folter in seinem Lande abschaffte. Er bestimmte, daß die Richter ohne Ansehen der Person urteilten, und daß die Rechtsstreitigkeiten schnell entschieden werden sollten, ohne große Kosten zu verursachen. Mit besonderer Strenge hielt er darauf, daß den armen und geringen Leuten ihr Recht wurde. Er ließ ein Gesetzbuch ausarbeiten, das allgemeine Landrecht genannt, welches noch heute die Grundlage des preußischen Rechts ist. Kirche und Schule. Friedrich n. gewährte seinen Unterthanen völlige Religionsfreiheit. Zur Verbesserung des Volksschulwesens erließ er eine ausführliche Verordnung; in derselben forderte er eine „vernünftige und christliche Unterweisung der Jugend zur wahren Gottesfurcht und anderen nützlichen Dingen." Erwerbungen. Außer Schlesien erwarb Friedrich die Provinz Westpreußen bei der ersten Teilung Polens. In Polen herrschte nämlich beständig Aufruhr. Um das Land zur Ruhe zu zwingen, nahmen Preußen, Östreich und Rußland je einen Teil Polens an sich. Thätigkeit. Des Königs Lieblingsaufenthalt war das Schloß Sanssouci (Sorgenfrei) in Potsdam, welches er nach seinen eigenen Plänen hatte erbauen lassen, und welches von herrlichen Gartenanlagen umgeben ist. Hier verlebte Friedrich einen Tag wie den andern in streng geregelter Thätigkeit. Schon um 4 Uhr stand er auf, und der ganze Tag war für die einzelnen Regierungsgeschäfte aufs genaueste eingeteilt. „Nichts", pflegte er zu sagen, „hat mehr Ähnlichkeit mit dem Tode, als Müßiggang. Daß ich lebe, ist nicht nötig, wohl aber, daß ich thätig bin." Nur nach dem Mittagessen gönnte er sich eine Erholungsstunde, in der er sich mit Flötenspiel unterhielt. Des Abends

5. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 139

1882 - Gütersloh
Wilhelm I. 139 klängen, Glockengeläute, Kanonendonner und jubelndem Hoch und Hurra zog die Armee, allenthalben von Blumen beschüttet, der König an der Spitze, in Berlin ein. Im Lustgarten war ein Altar errichtet, dort wurde ein Dankgottesdienst abgehalten. Die Truppen und die Berliner Bevölkerung sangen zusammen das Lied: „Ein' feste Burg ist unser Gott", und ein Feldgeistlicher hielt eine ergreifende Rede über die Psalmworte: „Das ist vom Herrn geschehen und wunderbar vor unsern Augen." Den Schluß bildete ein Tedeum, der Segen und das Lied: „Nun danket alle Gott." So empfing das dankbare Volk seine tapferen Söhne, welche mit Gottes Hülfe in kurzer Zeit so Unglaubliches geleistet hatten. Am 11. November wurde in allen Kirchen des Landes ein Dankgottesdienst abgehalten und allerorten Friedenseichen gepflanzt. Frankreich aber gönnte Preußen seine Siege in Deutschland nicht; es fürchtete die deutsche Einheit und schrie nach Rache für Königgrätz. Der Kaiser Napoleon Iii., der dort auf dem Throne saß, und bei seinem Volke durchaus nicht beliebt war, fürchtete, daß feine Franzosen demnächst seiner überdrüssig sein und ihn absetzen würden, deshalb mußte er ihnen Beschäftigung geben, damit er ihre Gedanken von feiner Person ablenkte. Weil er nun wohl wußte, daß die Franzosen nichts lieber haben würden, als einen Krieg mit Preußen, so suchte er Mittel und Wege, einen solchen herauf zu beschwören. Das Mittel fand sich. Napoleon sandte seinen Gesandten Benedetti nach Ems, wo König Wilhelm gerade weilte, und ließ ihn schmählich beleidigen (8). Das deutsche Volk aber hielt sich in der Beleidigung des Heldenkönigs tödlich mit beleidigt und als er rief: „Zu den Waffen; das Vaterland ist in Gefahr!" da griff Alldeutschland zum Schwerte, (9) und schrieb mit Stahl und Eisen die Antwort auf die vielgesungene Frage: „Was ist des Deutschen Vaterland?" Was Frankreich verhindern wollte, das hatte es jetzt herbeigeführt: die deutsche Einigkeit. Wie wenig Frankreich das deutsche Volk und den deutschen Geist kannte, zeigte es in seiner thörichten

6. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 196

1882 - Gütersloh
196 Friedrich Wilhelm, Kronprinz. Worte erinnert, erklärte er: „Ich trau' mir's bereits z'sagen was ich lernen möchte." — „Nur 'raus damit!" „'s Trompeten möcht ich lernen." Der Litterat lächelte, er hatte etwas anderes erwartet; — allein des Menschen Wille ist sein Himmelreich, Mang erhielt eine Trompete. Manches Jahr blies er schlecht und recht zu der Menschen Lust bei Scheibenschießen, Hochzeiten, Veteranensesten und andern feierlichen Gelegenheiten, und wurde nach und nach wie andere Menschenkinder 21 Jahre alt. Als Konskribierter hatte Mang Glück, — er zog eine der höchsten Losnummern. 1860 mußte er nach München. Freudig ging er dorthin, er hatte ja die Residenz noch nie gesehen, und gehört, daß man dort gar schön Trompete blase. Jedermann tröstete ihn, daß er seines hohen Loses wegen frei werde, aber trotzdem kam es anders; ein schöner, kräftiger Bursche, wie er war, wurde er Kürassier. In der Orangerie zu Nymphenburg verlebte er die Rekrutentage. Eines Abends nahm er von einem Signaltrompeter das Instrument und blies ernste und traurige Weisen, denn sein Herz war ja drüben in der Heimat, droben in den schönen Bergen und bei all' den Lieben, die dort wohnten, drüben bei den Träumen seiner Jugend. Ein Offizier hörte den fremden Bläser, erkundigte sich nach ihm und so wurde Mang Trompeter. Aus jener Zeit schrieb er mir: „O wie oft denke ich an die Worte: „Mang — lern' was, du weißt nicht, wie du es brauchen kannst!" 1866 war er dabei und 1870, Trompeter der Reiterei geworden , marschierte er mit nach Frankreich. Wie es ihm dort erging, mag ein Auszug aus seinem letzten Briefe selbst erzählen: — Ich habe, wie Sie wissen, nicht blos trompeten, ich habe auch reiten gelernt, und wurde beim Ausmarsche dem Stabe des Generallieutenants und Divisionärs v. St. als Trompeter zugeteilt. Mein General hält etwas auf mich und so ritt ich — ein einfacher Trompeter — unlängst auf einem Generalspferde in Ferneres spazieren. Herr Gott, ist's da schon! Bereits so schon, wie daheim in Schwangau.

7. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 26

1882 - Gütersloh
26 Friedrich I. hier ein die Gesegneten des Herrn!" Unter Pauken- und Trompetenschall gingen der König und die Königin zu dem vor dem Altare errichteten Throne. Lobgesang und Altargebete begannen; der Bischof, Oberhofprediger von Bär, hielt dann die Predigt über die Worte: 1. Samuelis 2, Vers 30: „Wer mich ehret, den will ich rc." Nach der Predigt fand die Salbung statt. Der König trat zum Altar, kniete nieder, nahm seine Krone vom Haupte und legte sie und das Scepter neben sich. Der Bischof von Bär salbte ihn mit Öl an der Stirn und an den Handgelenken, indem er sprach: „Gott salbe unsern König mit seinem heiligen Geiste!" Daraus setzte dieser die Krone wieder aus. Nun trat auch die Königin zum Altar und empfing ebenso die Salbung. Alles Volk aber, das in der Kirche anwesend war, rief: „Amen! Amen! Glück zu dem Könige! Glück zu der Königin! Gott verleihe ihnen langes Leben!" Dabei läuteten alle Glocken, die Soldaten feuerten ihre Gewehre ab, und die Kanonen auf den Wällen donnerten. Das Tuch, welches den Weg zur Kirche bedeckte, wurde dem Volke überlassen, Münzen mit dem Bildnisse des Königs unter dasselbe geworfen und aus dem Marktplatze ein gebratener Ochse und daneben zwei Adler, die roten und weißen Wein sprudelten, für dasselbe ausgestellt. Da konnte sich jeder gütlich thun. Auch die Armen der Stadt hatte der König bedacht, indem er ihnen tausend Thaler schenkte und zehntausend zur Erbauung zweier Armenhäuser in Berlin und Königsberg bestimmte. Im Mai erst verließ der König die Krönungsstadt mit vielem Gepränge, um mit königlicher Pracht in Berlin empfangen zu werden. Zur Erinnerung an diese hohe Feier wird alljährlich am Sonntag nach dem 18. Januar durch Verleihung von Orden und Ehrenzeichen noch jetzt das Krönuugs- und Ordensfest gefeiert. Die Stadt Königsberg hat zum bleibenden Gedächtnis das Standbild Friedrich I. dem Schlosse gegenüber ausgestellt. So hatte Friedrich das Ziel seiner Wünsche erreicht. Die Königskrone schmückte sein Haupt, und das Kurfürstentum Bran-

8. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 151

1882 - Gütersloh
Wilhelm I. 151 ganzes Sinnen und Trachten auf Deutschlands Zersplitterung und Erniedrigung gegangen war, wurde am 18. Januar 1871 König Wilhelm von Preußen zum deutschen Kaiser ausgerufen. Es war derselbe Tag, an dem 170 Jahre früher sein Ahnherr, Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg, sich zum Könige von Preußen gekrönt hatte. Der große Festsaal des Schlosses zu Versailles, der überaus prächtige Spiegelsaal, war zur Feier ausersehen. Mitten unter all der prahlerischen Eitelkeit der französischen Könige war ein bescheidener Altar errichtet, mit rotem Sammet bedeckt und mit zwei brennenden goldenen Armleuchtern geschmückt. Davor stand ein preußischer Geistlicher in seinem schmucklosen schwarzen Ornat. Zu beiden Seiten des Altars standen Soldaten, je einige Mann von allen deutschen Regimentern, die um Paris lagerten. Auch die Fahnen von allen diesen Regimentern waren, jede von einem Unteroffizier gehalten, am Ende des Saales auf einer Erhöhung aufgestellt. Und endlich hatten sich gegen 600 Offiziere von allen Waffengattungen. im bunten Schmucke ihrer prächtigen mannigfaltigen Uniformen, in dem Saale versammelt. Um zwölf Uhr erschienen der König, der Kronprinz und viele fürstliche Gäste und nahmen dem Altar gegenüber Platz. Bismarck und Moltke standen in der Nähe des Königs. Ein Sängerchor, der aus Soldaten bestand, leitete den Gottesdienst ein; er sang: „Jauchzet dem Herr alle Welt" mit Posaunenbegleitung und die Liturgie. Dann folgte ein kriegerisches: „Helme ab zum Gebet" und die Predigt des Hofpredigers Rogge aus Potsdam über den 21. Psalm, der gerade für btefe Feier so passend war: „Herr, der König freuet sich in deiner Kraft, und wie sehr fröhlich ist er über deiner Hilfe. Du giebst ihm seines Herzens Wunsch und weigerst nicht, was sein Mund bittet. Sela. Du überschüttest ihn mit gutem Segen, du setzest eine goldene Krone auf sein Haupt. . . . Du setzest ihn zum Segen ewiglich ... . denn der König hofft auf den Herrn und wird durch die Güte des Höchsten fest bleiben. . . . Sie gedachten dir

9. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 85

1882 - Gütersloh
König Friedrich Wilhelm Iii. 85 Generaladjutanten in Civilkleidern ohne Auszeichnung dort war, erkundigte sich der letztere nach einem angemessenen Sitze, wo man gut hören und den Prediger sehen könnte. Man bezeichnete die Bank des Konsistoriums, und da sie noch leer war, nahm der König auf derselben seinen Platz. Die Mitglieder des Konsistoriums fanden sich bald zahlreich ein und waren sehr verwundert, in einem Sitze, der ausschließlich für sie bestimmt war, einen ihnen unbekannten Fremden zu finden. Als einer nach dem anderen sich einfand, entstand ein Gedränge, daß der König immer mehr zurückgeschoben wurde. Der Adjutant auf der zweiten Bank sagte leise einem Herrn, man möchte doch dem Fremden einen bequemen Platz gönnen, er sei der König von Preußen. Als einer dies dem anderen zuflüsterte, erschraken sie und baten den siegreichen König um Verzeihung, daß sie so wenig Rücksicht auf ihn genommen, sie hätten ihn in Wahrheit nicht gekannt; und die Herren schickten sich nun an, die Bank schleunig zu verlassen. Der König aber winkte sie freundlich zurück mit den Worten: „Bleiben Sie! Es ist noch für uns alle Platz; in der Kirche sind wir alle gleich." 5. Als in den unglücklichen Jahren von 1807 bis 1813 die Franzosen unser Preußenland und namentlich Berlin beraubten und aussogen, wurde auch der damalige Besitzer der Mühle zu Sanssouci hart heimgesucht. Er geriet tief in Schulden und sah kein Durchkommen, da entschließt er sich, seine Mühle zu verkaufen, fo sehr auch fein Herz an diesem teuren väterlichen Erbe hängt. Er geht zum Könige, schildert ihm seine traurige Lage und trägt ihm die Mühle zum Verkaufe an. Wohl wußte er, daß einst Friedrich der Große dieselbe von seinem Vater hatte kaufen wollen, weil sie ihm bei der Anlage des Parks im Wege stand, und er hoffte, Friedrich Wilhelm würde gern auf den Handel eingehen, allein der edle Fürst wies den Antrag zurück und sagte: „Das sei ferne von mir, daß ich Ihnen die Mühle abkaufe; sie bleibe stehen als ein Denkmal der Gerechtigkeitsliebe

10. Lebensbilder und Charakterzüge der Hohenzollerschen Fürsten seit dem dreissigjährigen Kriege - S. 38

1882 - Gütersloh
38 Friedrich Wilhelm I. Leibgarde zu Pferde holten die junge Braut ein, die selbst mit 40 Karossen und Kutschen und mit zwölf kurfürstlich hannoverschen Rüstwagen und 65 Bauernwagen für ihre Ausstattung dahergefahren kam. Die Festlichkeiten währten drei Wochen, und die Feuerwerke, Tierhetzen, Ballette, Komödien, Maskeraden, Opern und Konzerte wollten kein Ende nehmen. Die Neumark lieferte allein zur Vermählungsfeier aus Befehl 640 Kälber, 7600 Hühner, 1102 Puten, 650 Gänse, 1000 Enten, 1000 Paar Tauben und 120 Schock Eier. Die Provinz Preußen hatte die Lieferung von 100 Stück fetten Ochsen, und so geschah es in jeder Provinz je nach Verhältnis. 5. Einst wurde dem Könige Friedrich Wilhelm I. berichtet, daß ein Amtmann 70 Stück Vieh durch eine Seuche verloren habe und dafür eine Entschädigung von 403 Thalern verlange. Er verfügte am Rande des Berichts in feiner kurzen, bündigen Weise: „200 Thaler. Der Kerl hält mehr Vieh, als zum Dünger nötig ist; hofft beim Viehsterben zu profitieren." * * * Ein anderes Mal wurde bei ihm angefragt, ob in einer kleinen Stadt zur Erbauung eines Thorschreiberhauses 613 Thaler zu bewilligen seien. „In Potsdam kann ich so ein Haus für 80 Thaler bauen, ich habe jetzt kein Geld; aber 50 Thaler gebe ich, davor sollen sie was bauen, mit Lehm geklebt." So lautete die Antwort. 6. Als der König eines Morgens früh nach seiner Gewohnheit in Potsdam spazieren ging, fand er Reisende aus der Straße, die mit der Nachtpost von Hamburg gekommen waren und nun schon lange Zeit vergeblich dem schlafenden Postmeister klopften. Da hat denn der König mit seinem Rohrstock den faulen Postmeister eigenhändig aus seinem Bette und auch zugleich aus dem
   bis 10 von 76 weiter»  »»
76 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 76 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 21
1 7
2 11
3 53
4 3
5 174
6 2
7 71
8 4
9 9
10 49
11 1
12 10
13 2
14 2
15 3
16 44
17 0
18 7
19 6
20 1
21 2
22 5
23 6
24 9
25 6
26 6
27 6
28 51
29 12
30 23
31 2
32 1
33 43
34 11
35 4
36 15
37 303
38 19
39 18
40 3
41 2
42 11
43 33
44 2
45 56
46 9
47 15
48 14
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 11
2 0
3 0
4 15
5 6
6 1
7 0
8 1
9 9
10 2
11 2
12 1
13 11
14 0
15 0
16 8
17 19
18 1
19 12
20 0
21 4
22 0
23 1
24 3
25 2
26 1
27 1
28 7
29 4
30 0
31 0
32 1
33 0
34 2
35 2
36 3
37 0
38 20
39 1
40 7
41 0
42 3
43 0
44 0
45 6
46 6
47 1
48 0
49 0
50 0
51 1
52 0
53 0
54 5
55 0
56 0
57 0
58 0
59 0
60 3
61 2
62 1
63 1
64 1
65 0
66 0
67 1
68 2
69 3
70 2
71 7
72 3
73 2
74 3
75 6
76 36
77 23
78 1
79 4
80 0
81 1
82 4
83 1
84 2
85 1
86 0
87 25
88 0
89 0
90 0
91 5
92 27
93 0
94 6
95 3
96 3
97 0
98 8
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 118
1 210
2 2
3 21
4 2
5 22
6 33
7 24
8 4
9 95
10 2
11 47
12 90
13 27
14 22
15 0
16 15
17 3
18 4
19 23
20 6
21 35
22 0
23 0
24 19
25 116
26 0
27 0
28 111
29 5
30 8
31 9
32 47
33 93
34 16
35 25
36 20
37 0
38 8
39 62
40 6
41 0
42 5
43 52
44 46
45 6
46 28
47 13
48 4
49 8
50 30
51 28
52 226
53 30
54 20
55 17
56 0
57 21
58 2
59 70
60 5
61 58
62 2
63 2
64 7
65 12
66 27
67 44
68 7
69 0
70 17
71 71
72 10
73 15
74 7
75 43
76 29
77 0
78 112
79 25
80 5
81 180
82 41
83 49
84 14
85 0
86 55
87 15
88 24
89 8
90 10
91 14
92 0
93 26
94 58
95 10
96 28
97 1
98 16
99 18
100 32
101 80
102 36
103 40
104 12
105 20
106 21
107 47
108 1
109 31
110 14
111 27
112 1
113 108
114 90
115 1
116 1
117 21
118 7
119 26
120 0
121 14
122 102
123 18
124 122
125 20
126 10
127 42
128 2
129 47
130 32
131 29
132 3
133 134
134 9
135 30
136 69
137 136
138 4
139 18
140 25
141 24
142 71
143 8
144 15
145 19
146 0
147 13
148 4
149 6
150 11
151 41
152 35
153 25
154 81
155 26
156 48
157 59
158 3
159 40
160 24
161 3
162 0
163 0
164 0
165 58
166 31
167 22
168 55
169 9
170 13
171 5
172 9
173 34
174 23
175 106
176 56
177 24
178 7
179 8
180 6
181 0
182 63
183 163
184 10
185 14
186 7
187 0
188 223
189 1
190 0
191 7
192 4
193 6
194 11
195 46
196 37
197 16
198 20
199 94