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1. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 114

1913 - Wittenberg : Herrosé
114 wattenartige Vogen gepreßt, auf der andern Seite abliefern. Ein Blick in einen solchen Käfig zeigt uns einen Wirrwarr von Freß- und Verdauungswerkzeugen, so schlingt und krümmt und windet es sich darinnen. So geht die Baumwolle durch Reinigungs-, Hechel-, Wurf-, Dresch- und Siebewerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß als ein sich senkender Schnee hinsüuselt, aber ohne sichtbare Zwischen- räume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige Baum- wolle zu großen Rollen geformt ist. wandert sie zu den Krempel- und Kamm-Maschinen, von wo sie den Ziehmaschinen überliefert wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen Stoff zu Fäden verarbeiten. Wenn nun aber einmal unter den Tausenden ein Faden reißt, was dann? Sowie das geschieht, fällt eine Platte an der Stelle hörbar nieder, ein Zeichen für den Maschinisten, das ihn mahnt, eine bestimmte Stelle sofort in Ruhe zu versetzen. Dies erfolgt, und eins der beaufsichtigenden Mädchen holt das davongelaufene Stück Faden zurück, legt es an das Ende des zurückgebliebenen, und der Schaden ist geheilt, ehe wir nur be- merken. daß die Maschine still stand. Dies Ankleben, scheinbar eine gedankenlose Verrichtung, ist eine Kunst, die große Übung verlangt. Wir steigen ein Stockwerk höher, gehen von Saal zu Saal und finden überall Maschinen, die schnaubend und keuchend spinnen und weben, zwischen ihnen nur einzelne verstreute, lautlose, in dem ewigen Gewirr und Gedonner ohnehin unhörbare Menschen, alle gespannt aufpassend und zugreifend, wenn es die Maschine verlangt. Obgleich kaum hier und da einer zu entdecken ist. sind es doch nahe an zweitausend Menschen, deren Gesundheit hier- mit versponnen wird, indem sie Maschinen beaufsichtigen, die über 120 000 spinnende Hände nicht bloß ersetzen, sondern auch an Feinheit und Meisterschaft der Arbeit unendlich übertreffen. Buch der Erfindungen. 84. Die Seide. Die glänzenden, feinen, weichen und dabei außerordentlich festen Fäden, aus denen unsre Seidenstoffe hergestellt werden, erzeugt die Raupe des Seidenspinners, indem sie sich zur Verpuppung einspinnt. Der Seidenspinner ist ein kleiner, schmutzigweißer Nachtschmetterling, dessen Heimat das südliche Asien ist. Zn China war die Seidenindustrie schon im hohen Altertum berühmt; in Europa wurde die Kenntnis des Seiden- baues erst im 0. Jahrhundert bekannt. Zwei Mönche brachten die ersten Seidenraupeneier im Jahr 552 glücklich nach Konstan- tinopel, obwohl Todesstrafe auf die Ausführung des Insekts gesetzt war. In ihren ausgehöhlten Wanderstäben hatten sie die kost- bare Beute verborgen. Nun wurden durch ganz Griechenland Maulbeergärten und Seidenfabriken angelegt. Von dort ver-

2. Staats- und Bürgerkunde - S. 309

1910 - Wittenberg : Herrosé
— 309 Deutsche Reich der Erwerb eigener Kolonien verhindert, seine wirtschaftliche Entwicklung gefährdet und der Erwerb von Reichtum und wirtschaftlicher Blüte in jenen andern Ländern begünstigt. Die hanseatischen Städte vermochten ihre alte Geltung zur See nicht zu behaupten; denn es gab keine deutsche Reichskriegsflagge, die ihren Wünschen auf Teilnahme am Kolonialhandel Rachdruck verschaffen konnte. So bestand ihr Handel als ein Überrest aus großen Zeiten zwar noch fort, er war indes nur sehr geringfügig. Zag und vorsichtig mußten sich der Hamburger und Bremer- Kaufmann, mit dem Hute in der Hand, durch die Länder hindurch- drücken. Nur durch die Eifersucht der einzelnen Mächte gegen- einander, durch die Geschicklichkeit, mit der man sich bald diesem, bald jenem Fremden als Schutzbefohlener unterordnete, blieb man am Leben. Im Kriege schließlich nahm bald dieses, bald jenes Land willkürlich die hanseatischen Schiffe als gute Beute fort. Auch noch im 19. Jahrhundert trat im Hafen von Hamburg die eigene Flagge weit zurück hinter den Flaggen der fremden Mächte, vor allem Englands. Im Jahre 1836 kamen von 640 000 r, die im Hamburger Hafen verkehrten, auf die Hamburger- Flagge 80 000 k oder etwa 12°/0, auf alle deutschen Flaggen zusammen rund 160000 r oder 25°/0, während die Engländer allein über 280 000 t oder 44 °/0 verfügten. Dabei arbeiteten die Hanseaten vielfach mit fremdem Gelde oder gar für fremde Rechnung. Selbst der mächtigste deutsche Staat, Preußen, mußte es sich nach den Befreiungskriegen gefallen lassen, daß er durch die nord- afrikanischen Seeräuber vom Mittelmeerhandel und vom Handel nach Südamerika ausgeschlossen blieb. Preußen konnte nicht zur Abschließung von Verträgen mit jenen Raubstaaten gelangen und mußte, als England die angerufene Hilfe versagte, bei Schweden um Flaggenschutz nachsuchen. Roch am 28. Januar 1842 wandte sich der preußische Gesandte Bunsen im Auftrage des Staats- ministeriums abermals um Hilfe an England, als man sich durch die Entsendung marokkanischer Kreuzer bedroht meinte; und wieder- erhielt man von hier eine hochfahrende, kühle Abweisung. Eine Änderung brachte das mächtige Aufblühen des Deutschen Reiches infolge der siegreichen Kriege von 1866 und 1870/71; erst dadurch konnte man zu einer Kraftentfaltung auf den ver- schiedenen Gebieten gelangen. War das Fehlen des Seeverkehrs eine der für Deutschland verhängnisvollsten Folgen seiner früheren ungünstigen, politischen Zustände gewesen, so mußte jetzt der ^Auf- schwung hier vor allem beginnen. Daher entwickelte sich der deutsche ^Außenhandel gerade in der Richtung nach der See zu seit Anfang der siebziger Jahre in hervorragendem Maße und hob sich in Hamburg um 110 °/0. Zugleich gewann er zusehends an Selbständigkeit, indem er sich vom Zwischenhandel frei inachte und die Waren überseeischer Herkunft durch direkte Zufuhren heranzog. Die Zufuhren von Großbritannien urtb Irland nach

3. Staats- und Bürgerkunde - S. 447

1910 - Wittenberg : Herrosé
447 Die „Wacht am Rhein" hatte in den heißen Sommertagen von 1870 die französische Grenze überschritten. Vor Frankreichs starker Flotte mußte unsere Marine eine Seeschlacht zu vermeiden suchen und sich auf die Verteidigung der Küsten und Häfen be- schränken. Zu ihrem Leidwesen konnten die Franzosen ihren Plan. ein Heer an der deutschen Küste zu landen, nicht ausführen. Aber die deutsche Marine sollte nicht untätig dem gewaltigen Ringen zuschauen. Fern vom heimatlichen Kriegsschauplatz, im Hafen von Havanna lag das deutsche Kanonenboot „Meteor", zu welchem sich der schnellere und größere französische Aviso „Bouvet" gesellte, der am 8. November den neutralen, spanischen Hafen ver- ließ. Nach den Bestimmungen des Völkerrechts durfte ihm unser „Meteor" erst nach 24 Stunden folgen. Nach Ablauf der Frist stach auch er in See, um den Gegner zu suchen und anzugreifen. Bald rollte der Donner der Geschütze über die Meereswogen: der Zwischenraum verringerte sich schließlich auf 200 m. Da ging „Bouvet" unter Volldampf auf das preußische Kanonenboot los. um es mit dem scharfen Rammsporn in den Grund zu bohren. Aber sofort erkennt man dort die große Gefahr und weiß durch ge- schicktes Manövrieren die Absicht des Feindes wenigstens teilweise zu vereiteln. Ein Zusammenstoß, der unserem Schiffe argen Schaden zufügt, ist unvermeidlich. Der Groß- und Vesanmast gehen über Bord. Da trifft eine wohlgezielte preußische Granate den Kessel des „Bouvet" und macht ihn kampfunfähig. Jetzt ist der Augenblick der Revanche für unseren „Meteor" gekommen, doch seine Schraube wird durch überhängendes Tauwerk unklar, und die Maschinen müssen stoppen. Auf dem Franzosen arbeitet man mit fieberhafter Haft: Segel werden gesetzt, um gen Havanna zu entfliehen. Kaum hat „Meteor" die Verfolgung wieder aufge- nommen, als von spanischer Seite ein Signalschuß erdröhnt, der den Kämpfern bedeutet: die neutrale Zone ist überschritten, alle Feindseligkeiten sind einzustellen. — Bald lagen die beiden Schiffe wieder im Hafen von Havanna nebeneinander, wie es vor 24 Stun- den der Fall gewesen war. Im Dezember 1870 erschien die deutsche Korvette „Augusta" im Hafen von Bordeaux und kaperte drei feindliche Schiffe, zwei Segler und einen Dampfer. Letzterer wurde verbrannt, die beiden Segelschiffe aber als wertvolle Prisen nach Deutschland geschickt. Ungeheure Aufregung rief dieser kecke Streich in Frankreich her- vor. Sechs Panzer wurden ausgesandt zur Bestrafung der „Augusta", die aber inzwischen im spanischen Hafen Vigo einen Unterschlupf gefunden hatte und hier den Friedensschluß erwartete. Die aus dem Gefecht von Jasmund rühmlichst bekannte „Nymphe" befand sich bei Ausbruch der Feindseligkeiten in Dan- zig. Als sich französische Panzer in der Danziger Bucht vor Anker legten, ließ der Kommandant der „Nymphe" die Hafensperre von Neufahrwasser beseitigen und ging im Schatten der Küste gegen die Feinde vor. zwei Breitseiten auf sie abfeuernd. Dann eilte

4. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 458

1910 - Wittenberg : Herrosé
458 Xiv. Weite Welt und Wanderung ins Weite. immergrüne, lederartige, lanzettliche Blätter, die als Gewürz gebraucht werden und aus denen man Kränze für die Dichter und Sieger wand. Er wächst int südlichen Europa. 6. Der Baumwollen strauch ist eine der wichtigsten Gespinst- pflanzen. Er wird meterhoch, hat 3lappige Blätter und blaßgelbe Blüten, die in einem gefransten Kelche sitzen. Daraus entwickeln sich Samenkapseln, in denen viele Körner in weichen, wolligen Haar- bettchen liegen. Diese sprengen endlich die Kapsel, die mit 3—5 Klappen aufspringt. Das Sammeln und Reinigen der Baumwolle ist sehr mühselig aber lohnend, da die Bauntwolle einer der wichtigsten tzaudels- artikel ist und Millionen von Menschen beschäftigt. Die Engländer nennen sie „König Cotton". Sie wächst hauptsächlich im heißen Amerika, in Ostindien und Ägypten, wird aber zumeist in englischen Fabriken in der mannigfachsten Weise verarbeitet. Aus Polacks Naturgeschichte. 267. Die wichtigsten Völker Europas. Die hervorragendsten europäischen Völker sind teils romanischer, teils germanischer Abstammung. Die romanischen Völker haben ihre Blütezeit hinter sich, die germanischen befinden sich in derselben oder erwarten sie noch. Die romanischen Völker sind der Mehrzahl nach katholischer Religion, die germanischen haben sich in überwiegender Zahl der protestantischen Kirche zugewandt. Ein Volk romanischen Stammes, das in der Geschichte einst eine Hauptrolle gespielt, eine Zeitlang aber vom Schauplatz derselben ver- drängt war, siitd die Italiens r. Welche Eriirnernngen knüpfen sich an Italien, welche Schätze birgt es noch heute! Noch heute zieht es Tausende mit unwiderstehlichem Zuge in das „Land, wo die Zitronen blüh'n", mit seinen Myrten, Zitronen und Orangen; noch heute sind seine Museen und Kunstsammlungen ein Anziehungspunkt für Künstler und Kunstfreunde. Roms Macht ist zweimal dahingesunken; aber wenn der Reisende die Kuppel der Peterskirche am Himmel auftauchen sieht, da klopft sein Herz höher, und sein Fuß betritt nicht ohne eine gewisse Erregung die Räume der heiligen Stadt. — Das Ideal eines Italieners ist das dolce far niente, das süße Nichtstun; darum ist der Handel der Italiener von geringer Bedeutung, die gewerbliche Tätigkeit der Größe und dem Reichtums des Landes nicht entsprechend. Auch die Volksbildung steht auf niedrigerer Stufe als in den meisten andern europäischen Ländern. Die Regierung hat noch jetzt mit der Unter- drückung des Räuberwesens zu tun. Äußerst zudringliche Bettler be- lästigen den Reisenden, und hundert Hände strecken sich bei jeder Gelegenheit nach einem Trinkgeld aus. Im nördlichen Italien findet man mehr Arbeitsamkeit; von hier aus gehen viele in andere Länder, um als Eisenbahnarbeiter, Maurer, Gipsfigurenhändler, Zuckerbäcker soviel zu verdienen, daß sie sich später in der Heimat ansiedeln können. Der Italiener hat eine schöne Gestalt, meist dunkle Augen und dunkles Haar, ein leidenschaftliches Gemüt, große Zungenfertigkeit und eine schöne, vokalreiche Sprache.

5. Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen - S. 31

1910 - Wittenberg : Herrosé
I. Der Bauernstand sonst und setzt. 31 richtet und erzogen. Die Königin Luise war so entzückt über die Er- ziehungsweise dieses Mannes, daß sie rief: „Ich möchte hin zu ihm, um in der Menschheit Namen ihm zu danken!" In allen Schulen wird jetzt geturnt, und in den meisten Orten sind Tttrn der eine. Das Turnen wurde unter Friedrich Wilhelm Iii. durch den Turnvater Jahn eingeführt, um die Jugend gesund, stark und wehrhaft zu machen. In allen Schulen wurden folgende Lieder gelernt und gesungen: „In dem wilden Kriegestanze" von Schenkendorf, „Was blasen die Tronipeten?" von E. M. Arndt, „Vater, ich rufe dich" von Theodor Körner. Diese vaterländischen Dichter lebten in jener Zeit und begeisterten das Volk durch ihre Lieder. Die Hochschule in Berlin, die heute von mehr als 5000 Studenten besucht ist, gründete der König in jener Zeit. Das Königreich Preußen ist jetzt in Provinzen, Regie- rungsbezirke und Kreise eingeteilt. Das geschah auch unter Friedrich Wilhelm Iii. Dem ganzen deutscher: Vaterlande erwies er eine große Wohltat durch den Zollverein. Bis dahin erhob jeder deutsche Fürst an seiner Landesgrenze von den eingehenden Waren einen Zoll oder eine be- stimmte Abgabe. Manches Zollhaus stammt arrs jener Zeit. Da- durch wurden die Waren merklich teuer. Die Leute aber an der Grenze schlichen heimlich hinüber und herüber, holten die Waren ohne Zoll, also viel billiger, und bestahlerr so den Staat. Dieser mußte viele Grenzwächter anstellen, um die Schmuggelei (vorr schmiegen) zu verhindern. Dieselbe schädigte den Staat, verdarb die Sitten der Leute und kostete manchem Menschen das Leben; denn die Grenzwächter paßten scharf auf und spaßten nicht mit ihren Gewehren. Manches Kreuz und mancher Denkstein an der Landesgrenze erinnert rroch an die Opfer des Schmuggels, die hier fielen. Durch lange, mühsame Verhandlungen brachte es Friedrich Wilhelm dahin, daß nur noch an der deutschen Grenze Zoll erhoben wurde. Der Ertrag desselben wurde unter die eirrzelnen Staaten nach der Bevölkerungszahl verteilt. Der Zollverein bereitete die deutsche Einheit vor. Zur Zeit dieses Königs wurde der Dampf als stärkster Arbeiter irr den Dienst der Menschen genomrnen. Allerlei Dampfmaschinen wurden gebaut. Das erste Dampfschiff befuhr 1825 den Rhein. Die erste Eisenbahn verbarrd 1835 Nürnberg und Fürth, die zrveite Berlin und Potsdam. Die beiden Professoren Gauß und Weber in Göttingen erfanden der: elektrischen Telegraphen oder Ferrr- schreiber, der Schlosser Dreyse in Sömmerda das Zündnadel- gewehr, eiri Amerikaner die Nähmaschinen. Auch die Streich- zündhölzchen, mit denen man jetzt so rasch Licht irr der Dunkelheit macht, wurden in dieser Zeit erfunden. Vorher konnte man nur langsam und mühsam Licht schaffen, indem man einen Feuersteirr gegen Stahl schlug, die Funken mit Schwamm oder Zunder auffing und durch einen Schwefelfaden zur Flarrrrrre entzündete. Unter dem gerechten, schlichten Herrscher wandelten sich alle Ver- hältnisse um. Kein Stand erfuhr das mehr als der Bauernstand.

6. Geschichtsbilder aus der vaterländischen Geschichte für einfache Schulverhältnisse - S. 61

1878 - Wittenberg : Herrosé
— 61 — Xxvi. Friedrich Wilhelm Iii. 1797—1840. 1. Sein Wesen, Streben und Leben. Er war ein Mann des Friedens in einer Zeit, da die Welt vom Waffenlärm widerhallte. Einfach, sparsam, gewissenhaft und gerecht, bemühte er sich redlich, alle eingerissenen Misstände Zn beseitigen. Den Glaubenszwang hob er auf; Günstlinge und gewissenlose Beamte entfernte er; Ordnung und Gewissenhaftigkeit brachte er wieder in die Verwaltung. Das Muster einer Fürstin, Gattin und Mutter war seine ebenso schöne wie edle und geistvolle Gemahlin Luise von Meckleuburg-Strelitz. Sie war der freundliche Leitstern ihres Gatten, die Vorsehung ihrer Kinder, der Engel der Nothleidenden und der gute Geist ihres Volkes. Das schöne Familienleben des königlichen Paares war ein Muster für das ganze Land. 2. Napoleon Bonaparte war ein Advokatensohn von der Insel Korsika. Bald drängte er durch seine Thaten alle in Schatten, die sich in Frankreich von unten auf bis zu den höchsten Stellen empor gearbeitet hatten. Durch scharfen Blick und Verstand, Entschlossenheit und Schnelligkeit wie die Begeisterung seiner Soldaten war er unwiderstehlich. Sieg auf Sieg erfocht er über die Oesterreicher in Italien und entriss ihnen viele Besitzungen. Um die verhassten Engländer in ihrem Handel zu vernichten, wollte er über Ägypten nach Ostindien vordringen. Bei den Pyramiden Kairos siegte er über die Türken, nachdem er seinen Soldaten zugerufen: „Von der Höhe dieser Pyramiden schauen 40 Jahrhunderte auf euch herab." Die Siege des Russen Suwarow in Italien riefen ihn nach Europa zurück. In Paris machte er sich zum ersten Konsul, erfocht in Italien den glänzenden Sieg bei Marengo 1800 und zwang Oesterreich zum Frieden von Lüneville 1801, der das linke Rheinufer an Frankreich brachte. Nachdem er sich mit Kriegsruhm bedeckt und weise Gesetze gegeben hatte, setzte er sich 1804 die Kaiserkrone der Franzosen auf. 3. Deutschlands Erniedrigung. Napoleon strebte nach der Weltherrschaft. In seinem Übermnthe verletzte er vielfach den Frieden. Da schlossen England, Russland und Oesterreich ein großes Bündnis gegen ihn. Wie der Blitz brach er in Deutschland ein, nahm den General Mack bei Ulm gefangen und besiegte Russland und Oesterreich in der Dreikaiserschlacht von Anst erli tz 1805. Oesterreich verlor im Frieden von Pressburg Venedig und Tyrol. Napoleon vereinigte 16 deutsche Fürsten zu dem schimpflichen „Rheinbünde" und nannte sich ihren „Beschützer." Willenlos thaten sie, was der Gewaltige wünschte. Kaiser Franz legte die deutsche Krone 1806 nieder und nannte sich Kaiser von Oesterreich. So ruhmlos endete das deutsche Reich nach tausendjährigem

7. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 203

1910 - Wittenberg : Herrosé
203 deutsche Literatur und Bildung als die bedeutendste aller deutschen Städte. Als Sitz einer der blühendsten Hochschulen, die damals vor allen übrigen die Studierenden aus den höheren Klassen an sich zog, als Herd des deutschen Buchhandels und der gelehrten Jour- imlistik und als vornehmster Handelsplatz im Binnenlande, wo die vielseitige Berührung der gebildeteren Stände unter einander und der Verkehr mit den vielen Fremden, die alljährlich mehrmals die Messe dahin führte, die Sitten abschleifen, den Ton der guten Ge- sellschaft verfeinern und schmeidigen mußten, war diese Stadt zu- gleich für die Interessen der Literatur und des Lebens ein Eini- gungspunkt, wie er sich zu jener Zeit nirgends anderswo in Deutsch- land vorfand. Die Malerei und bildende Kunst hat in dem städtischen Museum und dem Museum für Kunstgewerbe ausgezeichnete Ver- tretung gefunden. Besonders hat aber die Musik und die damit in Verbindung stehende Oper seit lange vorzügliche Pflege genossen. Durch große Männer, wie I. S. Bach, Hilter, ist Leipzig zur Pflanzschule der Tonkunst erhoben worden. Einen Weltruf haben auch die Konzerte im alten Gewandhause erlangt, die 1781 ins Leben gerufen wurden und seitdem einen hervorragenden Einfluß auf die deutsche Musik ausübten. Heutzutage werden diese Konzerte in einem prunkvollen Konzerthause gegeben. Nicht weniger als diese Konzerte verbreitet das 1843 gestiftete Konservatorium seinen Glanz über alle Lande und blüht noch heute als echte und rechte Pflanzschule der Tonkunst, als eine Muster- anstalt musikalischer Bildung. Einzig ist die Bedeutung Leipzigs für den deutschen Buch- handel, der sich seit dem Ende des achtzehnten Jahrhunderts hier seinen Hauptsitz gewählt hat. Anfangs 1901 waren 9488 buch- händlerische Firmen hier vertreten oder hatten daselbst ihren Ge- schäftssitz. Von diesen gehörten 7365 dem Deutschen Reiche, 847 kamen auf Österreich-Ungarn, 303 auf die Schweiz, 750 auf die übrigen europäischen Staaten, 169 auf Amerika, 15 auf Afrika,, 29 auf Asien und 10 auf Australien. Das Buchhändlerhaus und das Buchgewerbemuseum sind preiswürdige Schöpfungen der neueren Zeit und dienen in hervorragender Weise den Zwecken des gesamten Buchwesens. Leipzig ist der ständige Kaufladen für Sachsens Industrie, der große Geschäfts- und Handelsplatz des Staates. Den vorwiegend kaufmännischen und gewerblichen Charakter verdankt es vornehm- lich seinen alten Messen, die es zu einem Platz von universeller Be- deutung für die Handelswelt gemacht haben. Wenn auch die Messen ihre frühere hohe Bedeutung verloren haben, so bieten sie doch noch immer ein buntes und bewegtes Leben. Den Hauptartikel des Großhandels bilden vor allem Rauch- waren (Pelzwerk), in denen kein Ort der Erde außer London einen so großen Umsatz erzielt. Was im vorhergegangenen Winter in Deutschland, Rußland, Sibirien, Nordamerika an Pelzwerk ge-

8. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 479

1910 - Wittenberg : Herrosé
479 in dem Magneten. Jede Änderung des Magnetismus aber ruft wiederum in der umgebenden Drahtrolle elektrische Jnduktions- ströme von größerer oder geringerer Stärke hervor. Werden diese nun durch eine Drahtleitung einem zweiten Telephon zugeführt, so verstärken oder schwächen sie in diesem abwechselnd den Magnetis- mus des Stabes. Die Folge ist,^daß nunmehr auch im zweiten Telephon die Membran in gleiche Schwingungen versetzt wird, wie im ersteren, und daß man also auch an dessen Schalltrichter hört, was in den des ersteren hineingesprochen wurde. Damit ein Tele- phon gut funktioniere, muß die Eisenplatte so vom Magneten an- gezogen werden, daß ihre Eigenschwingungen möglichst unterdrückt werden und sie nur die von den Änderungen des Magnetismus ihr aufgezwungenen Bewegungen annehmen kann. Dabei muß sie andererseits doch noch so beweglich bleiben, daß sie genügend stark alle Schallunterschiede wiedergeben kann. Alle großen Städte des Reiches sind jetzt schon mit einem dichten Netze von Telephondrähten überzogen, und die Reichspost- verwaltung hat eine Verordnung erlassen, welche die Benutzung dieses neuen Verkehrsmittels regelt.*) Seine Brauchbarkeit hat sich bis jetzt geltend gemacht als Signaleinrichtung für Feuermel- dungen, in Gasthöfen und großen Fabriken, bei Eisenbahnen und im Verkehr der Handelshäuser, Geschäftsstellen und Wohnungen. Auch ist durch den Fernsprecher der Anschluß einer größeren Zahl kleiner Orte an das Telegraphennetz möglich geworden. Das Fernsprechen wird in allen größeren Städten durch ein besonderes Amt vermittelt. Jede Stelle wird durch eine besondere Leitung aus Stahldraht, der an eisernen Ständern über die Dächer der Häuser fortgeführt wird, mit dem Fernsprechvermittlungsamte verbunden. Dieses Amt hat die Aufgabe, die einzelnen Leitungen *) Siehe Anhang: Die Fernsprecheinrichtung.

9. Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 226

1897 - Wittenberg : Herrosé
226 Garten enthält und hauptsächlich von den Mittelklassen besucht wird, ist der Hydepark der größte, in dem besonders der hohe Adel Englands sich zeigt. Das Parlamentsgebäude ist ein pracht- volles gotisches Bauwerk. In der Westminsterabtei sind Könige, Staatsmänner, Land- und Seeheldeu, Dichter und Gelehrte in Stein und Erz verewigt. So lebhaft es an den Wochentagen in London zugeht, so ruhig ist es an Sonn- und Festtagen. Ein streng religiöser Sinn zeichnet die Engländer aus. Fortwährend werden in London neue Kirchen ge- baut, und doch sind fast alle kaum hinreichend für den Andrang der Gläubigen. Die Sonntagsfeier ist eine äußerst strenge. Briese können am Sonntage weder empfangen noch aufgegeben werden; der Verkehr der Bahnen ist ein sehr beschränkter; die Wirtshäuser sind zum größeren Teile geschlossen; Unterhaltungen durch Konzerte giebt es nicht. Nach Verschiedenen. 112. Deutschlands wichtigst Industrien. Das deutsche Gewerbe hat sich seit Beginn dieses Jahrhunderts zur Großindustrie entwickelt. Seit dem großartigen Aufschwung derselben im letzten Vierteljahrhundert steht das Deutsche Reich den großen Industriestaaten England, Frankreich und Nordamerika eben- bürtig zur Seite. Die einheimische Industrie versorgt nicht nur die deutschen Staaten mit ihren Erzeugnissen, sondern bringt auch be- deutende Massen von Waren zur Ausfuhr. Am höchsten sind die Gewebe- (Textil-,) und Metallindustrie in Hunderten von Zweigen entwickelt. Auch das Kuustgewerbe hat einen früher nie geahnten Aufschwung genommen, wodurch dem durch die Fabrikarbeit hart bedrängten Handwerk ein neues Gebiet erschlossen ist. Die Papierfabrikation, die Herstellung von Thouwaren, die Spiel- wareniudustrie, die Holzschnitzerei und Klavierfabrikation sind deutsche Spezialitäten von Weltruf. Der wichtigste Träger der heutigen Großindustrie ist die Maschine, die in allen Zweigen des Gewerbes den Handbetrieb verdrängt, die Arbeitsteilung, Massenherstellung und Herrschaft des Kapitals herbei- geführt und die Güte der Arbeitserzeugnisse gefördert hat. Große Jndustriebezirke haben sich besonders da entwickelt, wo der Boden die zur Speisung der Maschinen notwendigen Kohlen schätze birgt, und die nötigen Rohstoffe an Ort und Stelle gewonnen oder doch leicht beschafft werden können. Unter den Rohstoffen ist heut- zutage das Eisen der wichtigste Hebel der Großindustrie. Die größten Steinkohlenmulden in Deutschland sind das rheinisch- westfälische, oberschlesische, niederschlesische, das Saarbecken und das Zwickau er und Plau ensch e Becken. In diesen Gegenden ist daher auch die Großindustrie heimisch. Zur Entwicklung der deutschen Großindustrie hat auch der Eisen- bahnverkehr sehr erheblich beigetragen, indem dadurch schnell und verhältnismäßig billig die verschiedenen Rohprodukte in die großen

10. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 458

1905 - Wittenberg : Herrosé
458 immer klaffender. Es blieb nichts übrig, als die Entscheidung der Waffen. Der gemeinsame Krieg gegen Dänemark wegen Schleswig. Holsteins konnte diese Entscheidung zwar etwas verzögern, aber nicht verhindern. Die Schlacht bei Königgrätz (3. Juli 1866) nötigte Öster- reich. aus dem Deutschen Bunde auszuscheiden und die Führung in Deutschland Preußen zu überlassen. Dieses chul in dem Nord- deutschen Bunde einen festgefügten Bundesstaat, mit dem die süd- deutschen Staaten in ein enges Vertragsverhältnis traten und aus dem nach vier Jahren nach gewaltigen, welterschütternden Ereigniffen das neue Deutsche Reich erblühte. G. Müller. 185. Die Mederausrichtullg des deutschen Kaisertums. „Wann doch, wann erscheint der Meister, der, o Deutschland, dich erbaut, wie die Sehnsucht edler Geister ahnungsvoll dich längst geschaut? O, wann rauschen so verschlungen eure Farben, Süd und Nord? Harfenspiel der deutschen Zungen, wann erklingst du im Akkord?" so hatte in seinem „Einheitsdrange" der gottbegnadete Sänger Emanuel Geibel ausgerufen. Und doch, es kam die Stunde! Die preußischen Waffenerfolge im Jahre 1866 und die sich daraus ergebende Verbindung der meisten deutschen Staaten zu einem nord- deutschen Bunde unter Preußens Führung hatten die französische Eitelkeit tief verletzt. Dazu kamen verschiedene fehlgeschlagene aus- wärtige Unternehmungen, z. B. die Expedition nach Mexiko, durch die das Heer und die Finanzen zerrüttet worden waren. Auch im Lande selbst fehlte es nicht an einer starken antibonapartischen Strömung. So versuchte denn Napoleon Iii. durch einen großen auswärtigen Erfolg der inneren Verlegenheiten Herr zu werden, rechnend dabei auf die Unterstützung Österreichs und besonders der süd- deutschen Staaten. Zum Kriegsvorwande nahm er die bekannte spanische Angelegenheit, die Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern. Obgleich nun mit letzterer König Wilhelm als König von Preußen nichts zu tun hatte, und obgleich der Prinz von Hohenzollern, als er von der Erregung des französischen Volkes hörte, auf den spanischen Thron verzichtete, so erklärte doch Frankreich am 19. Juli 1870 an Preußen den Krieg. Statt des erwarteten Zwiespalts zeigte sich aber in Deutschland überall die größte und einmütigste patriotische Begeisterung: ganz Deutschland erhob sich, von den Alpen bis zum Belt, von der Memel bis zum Rhein. Und der Dichter hatte Recht, wenn er sang:
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