Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 19

1897 - Stuttgart : Neff
19 Venedig, dem jede der Mächte Gebiete entreissen oder wieder abnehmen wollte. Das Uebergewicht in diesem Bunde hatte Frankreich, das rasch bedeutende Erfolge errang (Sieg bei Agnadello 1509); Max war auch zu der Zeit, da er durch die päpstliche Bannung Venedigs freie Hand erhielt, noch nicht aktionsfähig und erhielt bis 1510 keine Hilfe vom Reich; einen für ihn und das Reich sehr günstigen Frieden, den Venedig anbot, lehnte er ab; seine Eroberungen gingen zumeist sehr rasch verloren, und schliesslich musste er einen Teil dessen, was ihm blieb, seinen Bundesgenossen verpfänden, um seine Truppen unterhalten zu können. Julius Ii., ein genialer, aber bedenken- freier Politiker und trotz seines Alters kampfesfroher Kriegs- mann, sah sich, nachdem er Venedig das Gewünschte (Ravenna) entrissen hatte, jetzt im wesentlichen am Ende des einen seiner Ziele, der Abrundung und inneren Er- starkung des Kirchenstaats. So fasste er den Plan, die Franzosen aus Italien hinauszuwerfen, löste die Venetianer vom Interdikt und arbeitete an einer Liga gegen Frank- reich (1509). Während Spanien neutral wmrde, später aber dem Papste beitrat, blieb Max auf Seiten Frankreichs, er schloss mit Ludwig ein Bündnis auf Lebenszeit und führte dem Papste gegenüber eine drohende, sehr reformfreundliche Sprache (u. a. Abschaffung der Annaten, Einsetzung eines ständigen Primas für Deutschland). Er erklärte sich rasch für die von flüchtigen französischen Kardinälen ausgehende Berufung eines Konzils nach Pisa (1511); aber als es zusammentrat, war sein Eifer schon ganz erkaltet (ob Max aus Anlass einer schweren Erkrankung des Papstes wirklich daran dachte, selbst Papst zu werden, ist strittig). Der Oktober 1511 zwischen dem Papst, Spanien und Venedig abgeschlossenen heiligen Liga gegenüber erfochten die Franzosen zuerst April 1512 den glän- zenden Sieg bei Ravenna, aber Max rief seine Truppen ab und schloss Waffenstillstand mit Venedig, Genua erklärte sich für unabhängig, und das schon 1510 zwischen Julius Ii. und den Eidgenossen abgeschlossene Bündnis (Kardinal Schinner von Sitten) wurde erneuert und jetzt für die Gegner Frankreichs erspriesslich; die Franzosen räumten beinahe ganz Oberitalien, und gegen Ende des Jahres 1512 setzten die Eidgenossen Max Sforza, Sohn Lodovicos, feierlich in die Herr- schaft des vor einem halben Jahr von ihnen besetzten Mailand ein. Noch nach dem Tode Julius’ Ii. und dem Anschluss Venedigs an Frankreich erlitten die Franzosen (Juni 1513) durch die Eidgenossen der westlichen Orte die gewaltige Nieder- lage von Novara.

2. Neue Zeit - S. 35

1897 - Stuttgart : Neff
35 mühungen beider Mächte, den Papst und England zu Bundesgenossen zu gewinnen. Leo X. machte beiden Teilen Anerbietungen, war aber lange bestrebt, eine möglichst grosse Koalition (auch Venedigs und der Eidgenossenschaft) gegen Karl zu stände zu bringen und Franz zum offensiven Vorstoss zu bestimmen. Wolsey hoffte durch Abmachungen mit beiden Teilen England und seine Person, für die er sich von denselben und vom Papst Belohnungen und Würden (u. a. die des Legaten für England) verschaffte, die ausschlaggebende Stellung zu erlangen (Besuch Karls in England auf der Rück- reise von Spanien, dreiwöchentliche Zusammenkunft Heinrichs und Franz’ auf dem Feld des „goldenen Tuches“, dann wieder Zusammenkunft Heinrichs und Karls in Gravelingen). Wormser Reichstag 1521. Seinen ersten Reichstag hielt Karl, der erst etwa Pa Jahre nach seiner Wahl den deutschen Boden betrat, in Worms (Ende Januar bis Mai 1521). Er mus ste den Reichsständen, allerdings nur für die Zeit seiner Ab- wesenheit, die Schaffung eines Reichsregiments zuge- stehen, dessen Befugnisse sich auch über die habsburgischen Erb- lande erstreckten und für das er nur den Statthalter und vier von 22 ständigen Mitgliedern ernennen durfte, sowie die Verlegung des Reichskammergerichts an den Sitz des Reichsregiments (neben dem Kammerrichter ernannte der Kaiser vier von 18 „Beisitzern“). Dann wurden ihm, spätestens bis August 1522, 24000 Mann (in Geld umgewandelt: „Wormser Anschlag oder Matrikel11) auf halb- jährige Dauer zur Erlangung der Kaiserkrone und „Rekuperation“ der dem Reich entfremdeten italienischen Gebiete bewilligt. Luther und seinen Anschauungen war Karl entschie- den abgeneigt und zeigte in dieser Frage schon selbständigen Willen, aber die Rücksicht auf die öffentliche Meinung und auf Sickingens Macht, sowie die zweideutige und schwankende Politik Leos und die spanischen Verhältnisse hatten eine wechselnde Hab tung der kaiserlichen Regierung bewirkt. Dem Verlangen Aleanders, desjenigen von zwei Legaten, der die Luthersche Sache zu be- treiben hatte, die Entscheidung der Kurie ohne weiteres anzuer- kennen, versagten sich die Fürsten, deren Mehrheit es wider- strebte, die Reichsgewalt zum vollziehenden Werkzeug der Kurie zu machen. Luther wurde 15. März in ehrender Form vor- geladen, (zunächst) nicht zu einer Disputation, sondern < um gefragt zu werden, ob er bei den wider den überlieferten und bestehenden heiligen christlichen Glauben verstossenden Schriften und Artikeln beharre. Bei seinem ersten Verhör vor Kaiser und Reich 17. April erbat sich Luther, schüchtern und befangen, Bedenkzeit, am 18. April verweigerte er entschieden den

3. Neue Zeit - S. 67

1897 - Stuttgart : Neff
67 Anspruch nahm, und schloss Mitte 1540 ein Schutz- und Trutz- bündnis mit Frankreich. § 25. Karls V. Zug gegen Tunis, dritter Krieg mit Franz I., Türkenkrieg. Karl gewann an Waffenruhm und persönlichem Ansehen durch die von ihm selbst geleitete, von Portugal und vom Papst Paul Iii. (Farnese: seit Oktober 1534) mit Schiffen unterstützte Expe- dition gegen Tunis, das der griechische Renegat Klieir-ed- Din Barbarossa, als Nachfolger seines Bruders Aroudj Herr von Algier, seit 1518 Lehnsmann, seit 1532 Admiral des os- manischen Sultans, 1533 erobert hatte. Karl nahm Goletta und einen Monat später Tunis, wo er den früheren islamitischen Herrscher wieder einsetzte (1535). Aber Barbarossa ent- kam nach Algier, von wo er sehr bald seine Raubzüge nach spanischem Gebiet wieder aufnahm. Trotz seiner engen Beziehungen mit dem Sultan (1535 Handelsverträge, Kapitulationen) hatte Franz diese Expedition zu einem Angriff auf Karl nicht benützt. Nach dem Tode Franz Sforza’s (November 1535) weigerte sich Karl, Franz’ zweiten Sohn mit Mailand zu belehnen. Franz begann den Krieg 1536 durch Besetzung Piemonts, auf das er ihm vererbte Ansprüche seiner verstorbenen Mutter geltend machte. Er war jetzt offen mit Soliman verbündet und es kam zu gemeinsamen Operationen. Dies nötigte Paul Iii. (Farnese) trotz inneren Widerstrebens immer mehr dazu, Karl zu begünstigen. Nach dem Scheitern zweier Invasionen in Frankreich, einer im Norden, der andern im Süden, und einem Einfall der Franzosen in Artois kam durch persönliche Vermittelung Pauls Iii. Juni 1538 ein zehnjähriger Waffenstillstand in Nizza auf Grundlage des status quo zu stände; von Piemont blieben 2/3 in Händen Frankreichs, Vs behielt Karl. Karl und Franz kamen Mitte Juli in Aigues- Mortes zusammen, aber die Zusagen, die Franz hier dem Kaiser in betreff gemeinsamen Vorgehens gegen die „Abgewichenen“ und die Türken machte, wurden von Karl nach Wert und Trag- weite übertrieben dargestellt. Karl konnte 1540 durch Frank- reich reisen, um das aufständische Gent zu züchtigen; aber er belehnte Oktober 1540 seinen Sohn Philipp mit Mailand. Spanien hatte sich seit 1505—10 verschiedener Küstenpunkte von Oran bis Tripolis bemächtigt, aber seit 1516 folgten Verluste auf Verluste. Barba- rossa suchte von 1580 an wiederholt spanisches Küstengebiet furchtbar heim. Goletta blieb spanisch, Tunis von Spanien abhängig bis 1574. — Der Kaiser und Venedig wurden seit 1537 zur See von Soliman und Barba- rossa bekriegt, Apulien schwer verwüstet, ein Heer Ferdinands

4. Neue Zeit - S. 123

1897 - Stuttgart : Neff
I Stillstandes, im Anschluss an Unterhandlungen von Bischöfen beider Lager, innerlich wenig dogmatisch gerichtet und seiner Gemütsart nach calvinistischem Wesen fremd, 25. Juli 1593 feierlich zur katholischen Kirche zurück. Er wies aber das Verlangen der Ligue, anzuerkennen, dass sein Ueber- tritt und seine Absolution durch den Papst Vorbedingung sei- j nes königlichen Rechtes sei, zurück und setzte den Krieg, im Einvernehmen mit schon 5/g der französischen I Bischöfe, fort. Er zog, auf Grund einer Abmachung mit dem [Gouverneur, 22. März 1594 in Paris ein; die spanische Be- I Satzung erhielt freien Abzug. Die Städte der Ligue, wie auch jj die Grossen erkannten ihn grösstenteils bald darauf an, viele I (so Karl von Mayenne Anfang 1596) gewann Heinrich nach und nach durch bedeutende Zugeständnisse von Geld, Einkünften | und hohen Posten. Die Gefahr, dass die gallikanische Kirche - durch Ernennung eines Patriarchen sich Rom gegenüber selb- > ständig stelle, sowie das Bedürfnis eines Gegengewichts gegen [Spanien überwanden die Bedenken Clemens’ Viii. Er er- kannte September 1595 Heinrich an, der sich formell einer päpstlichen Lossprechung vom Bann unterwarf. Für den • Krieg, den Heinrich seit Anfang 1595 offen mit Spanien führte, gewann er 1596 England und Holland, dann auch Venedig und Toskana zu Bundesgenossen. Unter päpstlicher Ivermittlung schloss Heinrich, ohne Rücksicht auf seine : Verpflichtungen gegen England und die Niederländer, mit P h i- [ lipp 2. Mai 1598 den Frieden von Vervins. Spanien | gab alle Eroberungen zurück, so dass der territoriale Stand des Friedens von Cateau-Cambresis erneuert | wurde. Aber Heinrich unterstützte auch fernerhin die Nieder- [ länder mit Geld und Truppen, Spanien seinerseits gegen Hein- | rieh gerichtete Verschwörungen. Mit Savoyen schloss Heinrich 1601 Frieden; er trat Saluzzo ab gegen Gebiete zwischen Lyon i und Genf. Das ,.beständige und unwiderrufliche“ Edikt von Nantes (15. April 1598) war bestimmt, die Hugenotten (nur noch 720 Ge- [ meinden) zu beruhigen und zu befriedigen. Die katholische Kirche wurde zur Landeskirche erklärt: sie wurde überall, | auch in den bis jetzt ausschliesslich protestantischen Gebieten zugelassen und erhielt ihre Güter zurück; die Protestanten hatten die katholischen Feiertage und die kanonischen Ehegesetze zu beobachten, der Kirche auch den Zehnten zu entrichten. Aber es wurde ihnen Gewissensfreiheit gewährleistet, Kultus- freiheit nur in den Orten, wo sie zur Zeit thatsächlich bestand, und in den Schlössern des Adels, aber nicht in

5. Neue Zeit - S. 82

1897 - Stuttgart : Neff
tober 1555 die Niederlande, 15. Januar 1556 die spanische Krone; als er September 1556 nach Spanien sich einschiffte, liess er durch eine Gesandtschaft den Kurfürsten seine Ab- dankung mitteilen. Er hielt sich in S a n Y u s t e (in Estremadura) in der Nähe eines Klosters auf, seinen Sohn in der Politik fleissig beratend, und starb 21. September 1558. Die mittel- alterliche Kaiseridee, die wieder zu verwirklichen er bestrebt gewesen war, hatte mit seinem Rücktritt vollends ihre reale Bedeutung verloren. Den Krieg mit Frankreich, der im niederländisch- französischen Grenzgebiete und in Italien (hier auch zur See und auch gegen die türkische Flotte) geführt wurde, brach Karl Februar 1556 durch den auf Grundlage des Status quo geschlossenen Waffens tillstand von Vaucelles ab. Aber Paul Iv. (1555—59 Caraffa), leidenschaftlich auch als Feind der Spanier, brachte, hauptsächlich mit Hilfe der Guise, Heinrichil dazu, den Waffenstillstand zu brechen. Vom Papst seines Eides entbunden, nahm Heinrich die türkische Bundesgenossenschaft wieder auf. Der spanische Vize- könig Alba zog zweimal vor Rom (1556 und 57), Guise richtete mit einem französischen Heere gegen das Königreich Neapel wenig aus. Spanien und Paul Iv. schlossen noch 1557 Frieden. England beteiligte sich 1557 am Kriege gegen Frankreich; 10. August 1557 wurde das französische Heer bei St. Quentin geschlagen, dagegen entriss der nach Frankreich zurückgekehrte Guise den Engländern Anfang 1558 Calais. Trotz des Sieges bei Gravelingen (Juli 1558) zeigte sich auch Philipp wegen grosser Geldnot zum Frieden bereit, der April 1559 in Cateau Cambrüsis, für Spanien sehr günstig, abgeschlossen wurde. Spanien behielt, was es in Händen hatte, Frankreich Calais, auf das die neue, ihres Thrones noch nicht sichere, englische Königin Elisabeth gegen eine Geldsumme verzichtete (und Metz, Toul und Verdun, für deren Wiedergewinnung das Reich nichts that, wenn es auch das Verlangen Heinrichs nach Sitz und Stimme im Reichstage ablehnte). Der Herzog von Savoyen erhielt Piemont wieder; in Italien blieben Frankreich nur vier Festungen und die Mark- grafschaft Saluzzo. § 30. Verfassung des Reichs um 1560. Weiterentwickeliing der Territorialstaaten. Der Kaiser, seit Ferdinand I. durch die nun stets in Frankfurt vollzogene Wahl „erwählter römischer Kaiser“, besass

6. Neue Zeit - S. 135

1897 - Stuttgart : Neff
Kapitel Xiii. Westeuropa in den ersten Jahrzehnden des Xvii. Jahrhunderts. § 44. Ende des Freiheitskampfes der nördlichen Niederlande. Moritz hatte bis 1597 die Gebiete der Utrechter Union von spanischen Besatzungen gesäubert (Einnahme Groningens 1594). Parmas (zweiter) Nachfolger war von 1596 an Erzherzog Albrecht, Bruder Rudolfs Ii. Albrecht und seine Gemahlin Isabella, Phi- lipps Ii. Tochter, erhielten 1599 die spanischen Niederlande als scheinbar selbständiges Fürstentum, dem Spanien mit Geld und Offizieren aushalf. Die gemeinsame Gegnerschaft bethätigten Engländer und Holländer hauptsächlich in gemeinsamen Seezügen an die spanische Küste (Cadix 1596 erstürmt und ausgeplündert, aber nicht gehalten), gegen spanische Kolonien und Silberflotten; aber auch zu Lande wurden die Holländer von England unterstützt, so in den für sie siegreichen Schlachten bei Turnhout (1597) und bei Nieuwpoort (1600). Wie Albrecht an Wiedergewinnung der nördlichen Provinzen dachte, so die nördlichen an die der südlichen. Spinöla, der seit 1603 den Oberbefehl führte und für den Krieg selbst Millionen opferte, nahm 1604 nach mehr als dreijähriger Belagerung Ostende. Aber diese und andere spanische Erfolge zu Land wurden durch schwere Verluste zur See mehr als ausgeglichen, die Albrecht unter- stehenden Provinzen waren schwer verödet und hatten bei ge- mindertem Erwerb eine grosse Steuerlast zu tragen. Die General- staaten bezw. ihre Provinzen und Städte hatten ebenfalls eine enorme Schuldenlast aufgehäuft, auch der Steuerdruck war schwer; England hatte mit Spanien 1604 Frieden geschlossen, Frank- reichs offene und volle Hilfe war nur gegen Verzicht auf volle Unabhängigkeit zu erhalten. Ende 1606 begannen Unterhand- lungen; das Ergebnis war ein April 1609 abgeschlossener zwölfjähriger Waffenstillstand. Spanien erkannte die Unabhängigkeit der (sieben) vereinigten Pro- vinzen an, gestand ihnen das Recht zu, mit allen überseeischen Ländern zu verkehren, die nicht unmittelbar unter spanischer Herrschaft standen, und verzichtete darauf, dass Freiheit und Oeffentlichkeit des katholischen Kultus für das Gebiet der freien Niederlande zugesichert werde. Die freien Niederlande, deren geistige Energie, wirtschaftliche Kraft und Erfahrung durch stete

7. Neue Zeit - S. 144

1897 - Stuttgart : Neff
144 Generalständen 1614 liervor und war unter Ancre Mitglied des Staatsrates. Geschmeidig vertrat er bei seinem Vorwärtsstreben ganz andere Anschauungen als später, z. B. einmal die vollständige Freiheit der Kirche, ein andersmal die Selbständigkeit der Provinzen. Bei seiner Regierung war seine Haupt- stütze der gewandte Diplomat (Kapuziner-) Pater Joseph (Franz Ledere du Tremblay). Riehelieus Regiment. Die äussere Politik Hein- richs Iv. nahm Richelieu auf, indem er, mit Savoyen und Venedig verbündet, die Spanier aus dem Veltlin und aus Grau- blinden hinauswerfen liess, obwohl das auch dem Protestantismus zu gute kam; freilich stimmte er, in seiner Stellung durch die katholisch-spanische Partei sehr bedroht, 1626 einem Vertrag zu, der diese Gebiete nach Schleifung der festen Plätze wieder in die Hand Spaniens gab. Auch schloss er 1624 ein Schutz- und Trutzbündnis mit den Generalstaaten. Der Zentralisierung und nationalen Geschlossenheit des Staats, sowie der Alleingewalt der Krone, die er für Frankreich erstrebte, stand die Sonder- stellung der Hugenotten entgegen, die von einem Teil derselben auch missbraucht wurde. Bei seinem ersten Hugenottenkriege 1625/26 wurde er von England (s. S. 141) und Holland mit Schiffen unterstützt. Im zweiten Hugenottenkriege, in dem England die Hugenotten unterstützte, nahm er nach mehr als einjähriger Belagerung La Rochelle 1628 und warf 1629 die Hugenotten des Südens und deren Führer Rohan nieder. Er verfuhr aber meistens mit grosser Milde und erneuerte das Edikt von Nantes, nur dass den Hugenotten die Sicherheitsplätze und das Recht der Assemblées genommen waren. Später verbot ihnen Richelieu die Anstellung nichtfranzösischer Geistlicher und die Abgabe französischer ins Ausland. Den Uebertritt belohnte er, aber sonst hielt er streng das Edikt und schützte die Hugenotten gegen die Intoleranz der Katholiken. Bei seinem Bestreben, die Macht der Krone zu erhöhen, wurde Richelieu im ganzen durch die Stimmung der Bauernschaft und des städtischen Bürger- tums unterstützt. Gegen den Hochadel, der immer wieder sein durchgreifendes Regiment zu stürzen suchte, ging Richelieu mit äusserster Rücksichtslosigkeit vor. Durch ausserordentliche Kommissionen liess er solche Rebellen, die sich von Spanien oder vom Kaiser unterstützen Hessen, und hinter denen nicht selten des Königs Bruder Gaston von Orléans stand, aburteilen. Einige so vollzogene Hinrichtungen waren Justizmorde. Durch energisches Eingreifen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg erreichte er, in zwei Feldzügen über Spanien und das mit ihm verbündete Savoyen-Piemont, sowie die Kaiserlichen siegreich (1629 und 1630), im Frieden von Chierasco 1631 für den nächst- berechtigten französischen Herzog von Nevers die kaiserliche Belehnung mit Mantua, die Räumung Montferrats von spanischen, Graubündens von kaiser- lichen Truppen und für Frankreich Pinerölo und die Bundesgenossenschaft Savoyens. Sein unmittelbares Vorgehen gegen das Haus Oesterreich bestimmte die Königinmutter und die Mehrzahl des Hofes zum Versuch, Richelieu zu stürzen. Aber der König wandte rasch seine Gunst dem Kardinal wieder zu

8. Neue Zeit - S. 196

1897 - Stuttgart : Neff
•/ fji 196 /- 7 I ' fl f b J >y -v P‘ Tochter des Generalstatthalters Friedrich Heinrich (f 1647). Nach deren Tode 1667 vermählte er sich 1668 mit Sophie Dorothea von Holstein-Sonder- burg-Glücksburg. Unter dem bestimmenden Einfluss des Grafen Friedrich von Waldeck verfolgte die kurbrandenburgische Politik eine Zeit lang (1653 bis 1657) den Plan, ein umfassendes Bündnis deutscher Fürsten unter Branden- burgs Führung zu stände zu bringen, um durch Eingreifen in den französisch- spanischen Krieg und mit Hilfe Frankreichs die Habsburger aus der kaiser- lichen Stellung zu verdrängen („ Waldeck’scher Unionsplan“). Des Kurfürsten Steuerreform fand den hartnäckigsten Wider- stand der Ritterschaft in der Mark Brandenburg. Die Kontribution, eine direkte Kopf- und Grundsteuer, traf die ursprünglich ritterschaftlichen Güter des Adels gar nicht, belastete die Bestgestellten am wenigsten und wurde beim Darniederliegen von Gewerbe und Handel von den meisten Steuerträgern zu den bestimmten Terminen nicht aufgebracht. Sie sollte durch die in den Niederlanden längst übliche „A c c i s e“, eine indirekte Steuer auf so ziemlich alle Gegenstände des Verzehrs, ersetzt werden. Diese Accise vor allem hat in vielen deutschen Staaten der fürstlichen Landeshoheit es ermöglicht, sich zu voller Souveränität zu entfalten und finanziell von den Landständen unabhängig zu machen, sowie stehende Heere zu unterhalten. In den cleve’schen Städten war sie schon länger, in denen Preussens fakultativ seit 1656 eingeführt. Sie wurde 1658 in Berlin-Kölln eingeführt, 1667 in allen kurfürstlichen Städten, 1687 auch in den ritter- schaftlichen und stiftischen Landstädten und Flecken und kam mit der Zeit unter volle landesherrliche Verwaltung. — Die Staats- post machte der Kurfürst dem Privatverkehr dienstbar; trotz der Gegen- bemühungen der seit 1615 erblich mit dem Reichsgeneralpostamt belehnten Taxis gestand der Kaiser das Postregal (das auch Oesterreich, Kursachsen u. a. ausübten) 1666 Kurbrandenburg zu. Die Post ergab gegen Ende seiner Re- gierung beträchtliche Ueberschüsse. Das 1643 abgeschaffte Salzmonopol hatte der Kurfürst 1652 wieder eingeführt, 1651 schlug er, in der Finanznot, sehr minderwertige Silbermünzen, die 1660 auf die Hälfte des anfänglichen Nenn- wertes herabgesetzt wurden. Die Kriegskommissare, ursprünglich die vom Fürsten ernannten, kontrol- lierenden Beigeordneten der Obersten und Generale der Soldtruppen, erlangten als Oberkommissäre in den einzelnen Provinzen, da sie nicht nur mit Ver- pflegung und Einquartierung, sondern auch mit dem Einzug der Natural- lieferungen betraut wurden, auch in der Zivilverwaltung immer grössere und den ständischen Freiheiten abträglichere Bedeutung; für die Bezirke wurden ihnen unterstellt: Land-, Quartier- oder Marschkommissäre; ihnen übergeordnet war das Generalkriegskommissariat, es wurde mit der Zeit auch zu einer obersten Steuer- und Landesbehörde. In den Städten erlangten die reisenden Steuerkommissare eine weitgehende Polizeiaufsicht, Kontrolle der städtischen Verwaltung, sowie umfassende Verwaltungsgerichtsbarkeit. Der seit 1651 aus Fürsten, Adeligen und Bürgerlichen aller Landesteile zusammengesetzte geheime Rat wurde für lange Zeit „der Mittelpunkt der kirchlichen, politischen, militärischen und finanziellen Politik im Staate, das treibende Prinzip im Kampfe gegen die Stände und für die Zusammen- fassung der staatlichen Kräfte“. Kurbrandenburgische Kriegsflotte und Kolonien. Im Krieg gegen Schweden erteilte der Kurfürst dem holländischen Reeder Raule zuerst „Kom- missionspatente“ zur Aufbringung schwedischer Handelsschiffe, wobei er sich sechs Prozent der Beute ausbedang, dann stellte ihm dieser als „Generaldirektor der Marine“ gemietete Kriegsschiffe zur Verfügung, von 30 Fahrzeugen war 1681 nur eines Eigentum des Kurfürsten, ein gekapertes, spanisches Kriegs- schiff. Raule veranlasste die Wiederaufnahme früher gehegter Kolonialpläne.

9. Neue Zeit - S. 165

1897 - Stuttgart : Neff
Spaniens und Wallensteins maritime Plane. Wallensteins imperialistische Politik und rücksichtsloses Schalten. Ende des Dänenkriegs. Zur völligen Unterwerfung der Dänen wäre t eine Kriegsflotte nötig gewesen; Wallenstein, seit April 1628 [ „General der ganzen kaiserlichen Schiffsarmada zu Meer, wie auch des ozeanischen und des baltischen \ Meeres General“ hatte schon einige Zeit her einen zunächst I von Spanien ausgehenden Plan unterstützt. Vor allem, um die I Holländer schwer zu schädigen, unter Umständen ihre Wieder- | Unterwerfung zu ermöglichen, sollte zur Erneuerung des direkten Seehandels zwischen Spanien und den deutschen Küsten unter kaiserlichem Schutze'eine spanisch-deutsche Handelsgesell- schaft gegründet werden; davon erwartete Spanien als | baldigen Vorteil, dass die Hansestädte ihm Kriegsschiffe stellen j und in ihren Häfen Bau und Aufenthalt spanischer Kriegsschiffe gestatten würden. Auch sollte alsbald eine ausgiebigere Unter- stützung Polens gegen Schweden ermöglicht werden. Aber die Hansestädte (die wendischen) lehnten den Vorschlag September 1628 endgültig ab aus Misstrauen gegen das katho- I lische Haus Oesterreich, und weil ihr Zusammengehen mit i Spanien ihnen notwendig die Feindschaft Frankreichs, Englands, I Dänemarks und Schwedens zugezogen hätte. Versuche, selbst in einigen Häfen (besonders Wismar) eine spanisch-kaiserliche I Kriegsflotte zu schaffen, führten nicht weit, da die spanische i Silberflotte 1628 von den Holländern abgefangen wurde. Die i Belagerung der Hansestadt Stralsund, die die Aufnahme einer kaiserlichen Besatzung verweigert hatte und von Däne- mark und Schweden unterstützt wurde, musste Wallenstein Ende Juli 1628 aufgeben, schlug aber 2. September den Dänenkönig bei Wolgast. Dieser Versuch, die Hansa der Politik Spanien-Oesterreichs dienstbar zu machen, war für Wallen- stein, wenigstens so lange, bis er selbst Reichsfürst geworden war, der Teil eines Gesamtplanes, dem Kaiser, insbesondere auch durch Erwerb des dominium maris Baltici, und dem damals für die habsburgische Politik massgebenden Spanien die Vorherrschaft in Europa, im Reiche dem Kaiser wieder monarchische Gewalt zu verschaffen. Wallenstein selbst aber dachte eine Art Vicekaiser zu bleiben, und wahr- scheinlich bald an den Erwerb eines zweiten Reichsfürstentums (Kurbrandenburgs?). Er und nach seinem Vorgang seine Offi- ziere erhoben überall ungeheure Kontributionen, Tafel- gelder u. a., auch in Gebieten, die gegen den Kaiser keine Feindseligkeit gezeigt hatten, insbesondere in Kurbrandenburg; durch Einquartierungen und Werbeplätze, später auch durch

10. Neue Zeit - S. 216

1897 - Stuttgart : Neff
Diplomatie mit einer Verschwörung ungarischer Magnaten — einen Neutralitätsvertrag geschlossen. Schweden schloss mit Frankreich, weil es besser zahlte als die Niederlande, April 1672 ein zehnjähriges Bündnis, in dem Schweden sich verpflichtete, jeden Reichsfürsten anzugreifen, der Holland beistehen würde. Der damalige Leiter der Niederländischen Politik Johann de Witt erkannte die von Frankreich drohende Gefahr ziemlich spät; aber selbst die von ihm für notwendig er- kannte Vermehrung des Landheeres war infolge des Widerstands der Mehrheit seiner Partei nur zum Teil durchgeführt worden. Der holländische Krieg* bis zur Erklärung: des Reichs- krieg*s 1672—74. England erklärte den Niederlanden zuerst den Krieg (Seeschlacht bei Solsbay zwischen der englisch- französischen und der holländischen Flotte unter de Ruyter Juni), Frankreich, Köln-Lüttich und Münster im April. Die schlecht vorbereiteten und uneinigen Niederlande wurden von verschiedenen Seiten zugleich angegriffen; die französische Haupt- macht drang aus dem Lütticher und Kurkölner Gebiet vor (clevische Festungen wurden jetzt von Frankreich besetzt). Schnelle Fortschritte und Eroberungen der Franzosen und die Verzweiflung grosser Teile der niederländischen Handelsaristo- kratie brachten „Holland in Not“; ein Friedensanerbieten, das Frankreich die Generalitätslande u. a. abtrat, wies Ludwig durch höhere Forderungen ab. Aber nachdem Wilhelm Iii. von Oranien (geb. 1650) zuerst Statthalter der Provinz Holland, dann Generalkapitän und Generaladmiral der ge- samten Republik geworden war (Juli), that das Durch- stechen der Deiche dem französischen Vordringen Einhalt. Der Sieg der oranischen Partei über die Aristokraten und der Entschluss der Volksmasse zu zähem Widerstande gegen Frank- reich wurde besiegelt und geschändet durch die tumultuarische Ermordung der Brüder Jan und Cornelius de Witt im Haag (August). Der Befehl, den Ludwig bei seiner Rückkehr nach Frankreich hinterliess („manger le pays“), wurde von Luxemburgs Heer durch Misshandlung und Plünderung der Be= wohner nach Kräften befolgt. Derkurbrandenburger hatte den Kaiser Juni zum Abschluss eines Bündnisses behufs Schutzes der Friedensverträge seit 1648 bestimmt; jedoch erklärte keiner von beiden Frankreich den Krieg. Dem Kaiser war es nur darum zu thun, durch kriegerische Demonstrationen einigermassen das Reich zu schützen, er stellte 16000, Brandenburg 12000 Mann. Des Kaisers damaliger Minister Lokköwitz (Oktober 1675 gestürzt und bald vom Hofe verwiesen) wollte Frankreich zulieb Kurbrandenburg von energischem Ein-
   bis 10 von 407 weiter»  »»
407 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 407 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 25
1 47
2 74
3 145
4 72
5 419
6 52
7 228
8 17
9 25
10 320
11 31
12 201
13 6
14 14
15 8
16 138
17 2
18 13
19 24
20 16
21 10
22 21
23 22
24 61
25 69
26 39
27 42
28 159
29 25
30 37
31 211
32 28
33 76
34 388
35 65
36 86
37 748
38 40
39 97
40 20
41 82
42 49
43 60
44 7
45 173
46 32
47 32
48 12
49 4

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 13
2 2
3 2
4 41
5 2
6 1
7 13
8 70
9 135
10 2
11 2
12 4
13 2
14 1
15 112
16 62
17 80
18 2
19 12
20 46
21 2
22 0
23 34
24 2
25 3
26 0
27 0
28 7
29 73
30 2
31 0
32 8
33 6
34 22
35 7
36 31
37 2
38 23
39 6
40 8
41 20
42 4
43 4
44 8
45 13
46 13
47 0
48 1
49 1
50 2
51 15
52 11
53 0
54 1
55 1
56 7
57 0
58 2
59 15
60 21
61 20
62 5
63 7
64 45
65 1
66 5
67 11
68 14
69 4
70 1
71 15
72 10
73 10
74 253
75 1
76 5
77 21
78 12
79 4
80 26
81 0
82 6
83 0
84 2
85 23
86 42
87 2
88 0
89 5
90 7
91 0
92 87
93 2
94 18
95 5
96 125
97 15
98 92
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 31
1 300
2 12
3 34
4 2
5 35
6 41
7 80
8 3
9 494
10 2
11 84
12 103
13 22
14 30
15 1
16 82
17 20
18 4
19 49
20 11
21 111
22 0
23 0
24 23
25 34
26 17
27 0
28 16
29 9
30 51
31 34
32 18
33 136
34 18
35 85
36 27
37 0
38 11
39 168
40 70
41 0
42 8
43 31
44 107
45 22
46 15
47 18
48 12
49 80
50 34
51 32
52 309
53 51
54 148
55 97
56 0
57 31
58 7
59 146
60 19
61 49
62 17
63 14
64 20
65 24
66 28
67 160
68 30
69 0
70 142
71 208
72 7
73 116
74 8
75 78
76 57
77 20
78 244
79 107
80 58
81 194
82 14
83 15
84 7
85 2
86 47
87 43
88 185
89 9
90 14
91 58
92 4
93 78
94 155
95 17
96 44
97 5
98 65
99 8
100 59
101 53
102 21
103 375
104 15
105 12
106 9
107 87
108 4
109 16
110 16
111 22
112 3
113 78
114 51
115 1
116 1
117 39
118 13
119 26
120 3
121 38
122 128
123 11
124 56
125 15
126 29
127 45
128 2
129 79
130 28
131 57
132 1
133 126
134 20
135 19
136 134
137 26
138 19
139 32
140 89
141 45
142 40
143 34
144 94
145 48
146 1
147 21
148 75
149 2
150 116
151 58
152 21
153 45
154 74
155 82
156 98
157 63
158 17
159 37
160 43
161 4
162 0
163 0
164 2
165 82
166 61
167 11
168 49
169 8
170 41
171 2
172 22
173 66
174 49
175 117
176 392
177 124
178 17
179 19
180 3
181 1
182 272
183 190
184 22
185 15
186 52
187 4
188 393
189 4
190 0
191 45
192 2
193 13
194 13
195 14
196 13
197 120
198 69
199 42