Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 279

1888 - Habelschwerdt : Franke
279 Koalition der nordischen Mächte gegen ihn. Nach dem Tode des Schwedenkönigs behauptete er im Frieden zu Stockholm, 1720, Vorpommern von der Oder bis zur Peene und die Inseln Usedom und Wollin. Der Erwerb der Odermündnngen und Stettins gab deu vereinigten Landen eine hohe Bedeutung für Europa. c) Verhältnis zum Kaiser. Der ehrliche, biedere König, mit den Feinheiten der damaligen Diplomatie unbekannt und von echt deutscher Gesinnung durchdrungen, glaubte jederzeit treu zu Österreich halten zu müssen; doch ist er vom Wiener Hofe bitter getäuscht worden, aa) Da das Aussterben des Hauses Pfalz-Neuburg bevorstand, hoffte der König, die zur kleveschen Erbschaft gehörigen Herzogtümer Jülich und Berg an sich zu bringen. In einem Bertrage mit dem Kaiser erkannte er die pragmatische Sanktion an, während ihm der Kaiser Berg zusicherte, bb) Obgleich aber der König auch im polnischen Erbfolgekriege (1733—38) dem Kaiser die zugesagte Hilfe gestellt hatte, schloß doch der Kaiser nicht bloß ohne Wissen des Königs Frieden, sondern nahm auch seine Zusage in der belgischen Angelegenheit zurück. 2. Die innere Verwaltung. Größere Erfolge als in den diplomatischen Verhandlungen hat der König in der inneren Verwaltung erzielt; denn hier kam seine Persönlichkeit, in der sich rastlose Thätigkeit und Sparsamkeit in fast schroffer Weise ausprägten, zur vollsten Geltung. Den strengsten Absolutismus, der in ihm verkörpert war, hat er zum Besten des Volkes ausgeübt. Die Geschichte erkennt daher in ihm den Eigentlichen Gründer des brandenburgisch-preußischen Staates. Die Ziele, welche er im Auge hatte, waren: a) dem Staate durch ein zahlreiches, tüchtiges und schlagfertiges Heer Achtung und Halt zu verschaffen, b) die Mittel zur Unterhaltung des Heeres im Lande selbst zu gewinnen. ad a) Das Heerwesen. Friedrich Wilhelm I. brachte das Heer von 38 000 bis aus 83000 Mann. Die Rekrutierung geschah durch Werbung, die oft nicht ohne Härte ausgeführt wurde und große Summen verschlang. Eigentümlich war die Vorliebe des Königs für lange Soldaten. Um die Ausbildung des Heeres hat der auch in

2. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 304

1888 - Habelschwerdt : Franke
304 Persönlichkeit die Auslösung aller Ordnung. Die Industrie suchte er durch das Merkantilsystem zu heben. Den Getreidebau, der gegen den Weinban, dessen Ausbeute aber in den Händen der Engländer war, vernachlässigt ivurde, ließ er mit Gewalt einführen. Er gründete auch eine neue Flotte.' Ein mißlungenes Attentat auf den König gab ihm Veranlassung, die Jesuiten als Mitwisser zu beschuldigen und ihre Ausweisung aus Portugal zu bewirken (1759). 7. England und Nordamerika. In England regierte seit 1714 das Haus Hannover (siehe S. 268), dessen erste drei Könige Georg I., 1714 bis 1727, Georg Ii., 1727—1760, und Georg Iii., 1760—1820, waren. Georgs Ii. Minister Walpole war zwar bemüht, den Frieden aufrecht zu erhalten; aber er wurde in einen doppelten Krieg verwickelt: a) In der Machterweiterung Preußens erblickte der König eine Beeinträchtigung des Kurfürstentums Hannover, und darum trat er im österreichischen Erbsolge-kriege auf die Seite Maria Theresias (siehe S. 290). Als diese Verwickelung Karl Eduard (aus der männlichen Linie der Stuarts) benutzte, Ansprüche auf den Thron zu erheben, ward er bei Kulloden, der letzten Schlacht auf britischem Boden, geschlagen, b) Von 1756—1763 war England in den Seekrieg mit Frankreich verwickelt (siehe S. 301), den erst Georg Hi. beendigte. Unter Georg Iii. ist das wichtigste Ereignis der nordamerikanische Freiheitskrieg, in welchem der große Minister Pitt (der Ältere) zwar zur Mäßigung mahnte, aber einen ungünstigen Friedensschluß durch eine ergreifende Rede zu verhindern suchte. Nach seinem Tode (1778) trat sein bedeutender Sohn (Pitt der Jüngere) als Premier ins Ministerium (1783), der bis zu feinem Tode (1806) die Seele des Widerstandes gegen Napoleon war. I)er nordamerikanische Ireiheitskrieg, 1775—1783. 1. Vorgeschichte der englisch - amerikanischen Kolonicen. Die ersten Ansiedler in Nordamerika, Spanier, Franzosen, Niederländer, erlagen der geistigen Überlegenheit und Herrschaft der Engländer, die seit den ersten Versuchen unter Elisabeth unausgesetzt die Kolonisation Nordamerikas betrieben. Es wurde daher die germanische Rasse und bei der Freiheit, welche die Kolonieen erhielten, die demokratische Regierungsform vorherrschend. Allmählich waren 13 Staaten entstanden, an deren Spitze je ein Gouverneur stand. Das beispiellos schnelle Aufblühen der Kolonieen erklärt sich aus der bürgerlichen und religiösen Freiheit, die sie hatten, ans dem Thätigkeitstriebe der Bewohner und aus der Bedeutung ihrer Handelsprodukte (Fische, Holz, Eisen, Pelzwerk, Getreide, Kolonialgemächse). 2. Ursachen des Krieges. Die ersten Beschränkungen, welche das eifersüchtige Mutterland den Kolonieen auflegte, bestanden darin, daß ihnen die Industrie verboten und der Handel nur nach England erlaubt wurde. Als nun England in dem siebenjährigen Seekriege mit Frankreich die Staatsschuld vergrößert hatte, sollten die Kolonieen an der Verzinsung derselben teilnehmen, und darum legte ihnen England zuerst eine Stempelsteuer, dann einen Theezoll

3. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 335

1888 - Habelschwerdt : Franke
335 hielten daselbst ihren Einzug, und Napoleon mußte zu Fontainebleau für sich und seine Erben auf die Krone verzichten. Er erhielt die Insel Elba als Eigentum und durste 400 Mann feiner Garde mitnehmen, f) Der erste Pariser Friede. In Frankreich war die Stimmung des Volkes für die Zurückberufung der Bourbonen auf den Königsthron. Im ersten Pariser Frieden, 30. Mai 1814, erhielt daher Frankreich Ludwig Xviii., den Bruder Ludwigs Xvi., als König, eine konstitutionelle Verfassung und die Grenzen von 1792. C. Der letzte Kampf gegen Napoleon nach dessen Rückkehr (Herrschaft der 100 Tage), a) Rückkehr Napoleons. Die weitere Ordnung der europäischen und deutschen Verhältnisse sollte ans einem glänzenden Kongresse sämtlicher Mächte zu Wien stattfinden. Hier ries die Eifersucht der Mächte endlose Streitigkeiten hervor, und es drohte ein Krieg der Mächte unter sich aufzubrechen. In Frankreich war das Volk mit der bourbonischcn Regierung und deren Anhange, dem Adel und Klerus, welche die feudalen Rechte wiederherzustellen suchten, unzufrieden. Auf diese Nachrichten hin beschloß Napoleon, Elba zu verlassen und noch einmal den Versuch zu wagen, seine alte Herrschaft auszurichten. Er landete am 1. März bei Cannes. Die ihm entgegengesandten Truppen unter Ney gingen zu ihm über, und er hielt in Paris seinen Einzug. Ludwig Xviii. floh nach Gent. Napoleon hatte aber nur in der Armee seine Stütze; das Volk suchte er vergeblich durch die Erklärung zu gewinnen, daß er den Pariser Frieden halten werde, d) Der Feldzug und der zweite Pariser Friede. Die Nachricht von Napoleons Flucht brachte schnell die Diplomaten zur Eintracht: Napoleon wurde in die Acht erklärt, zu deren Vollstreckung die Mächte ein Heer von 900000 Mann ausrüsteten. In drei Heeren wollten wieder die Verbündeten in Frankreich einrücken; doch wurde das Schicksal Napoleons rasch in Belgien entschieden, wohin er sich zuerst gewandt hatte. Hier hatten Wellington und Blücher eine nicht gerade günstige Ausstellung genommen. Napoleon drängte am 16. Juni Blücher, der selbst j

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 338

1888 - Habelschwerdt : Franke
338 Auf den hier wie in Deutschland sich regenden nationalen Einheitsgedanken wurde keine Rücksicht genommen, f) Die „ewige" Neutralität der Schweiz wurde anerkannt. Zweiter Abschnitt. Entwickelung ntr Einheit, 1815—1871. Allgemeiner Gharakter der Zeit. Mit Beginne des 19. Jahrhunderts machte sich auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens ein ähnlicher Umschwung geltend, wie zur Zeit der Reformation. Reue Jdeeen bestimmten fortan den Gang der Geschichte. Entscheidend hierfür waren folgende Ereignisse: 1. Tie Losreißung der nordamerikanischen Kolonieen von England. In der Union hatte sich ein Staat ohne die Grundlage historischer Erinnerungen gebildet, der die Jdeeeu der Revolution praktisch ausführte und in die Förderung der materiellen Interessen den Schwerpunkt seiner Entwickelung legen konnte. Es bildete sich hier eine bedeutende Industrie; Kolonialgewächse wurden in Menge angebaut, der Handel erhielt einen ungeheuren Aufschwung. Die Paeisic-Bahu zog auch den großen Ocean in den Seeverkehr hinein. Dieser Aufschwung Amerikas blieb nicht ohne Einfluß auf Europa. 2. Die französische Revolution. Die segensreichen Jdeeen derselben durfte eine weise Regierung nicht mehr verleugnen (cf. die Reformen Steius in Preußen). Das Selbstvertrauen der Völker war gestiegen, und es machte sich bei ihnen das Streben nach Teilnahme an der Gesetzgebung und Regierung geltend. Daher wurden nach und nach in den Staaten konstitutionelle Verfassungen eingeführt. Der Bürger erhielt ferner für feine Gewerbsthätigkeit freie Bewegung, die Aufhebung der Leibeigenschaft hatte viele Tausende Arbeiter geschaffen, die nun Freude an der Thätigkeit hatten und, da sie ihren Besitz wachsen sahen, auch den Verbrauch aller Gegenstände vermehrten. 3. Der Aufschwung der Naturwissenschaften. Mit dem Ende des vorigen Jahrhunderts beginnt auch ein neues Zeitalter der Entdeckungen, das die allgemeine Bildung vermehrte und den Wettkampf der Intelligenz ins Unglaubliche steigerte. Die billige und massenhafte Herstellung aller Produkte wurde das Ziel der Industrie und ermöglichte dem Armen ihm bisher unbekannte Genüsse. Die Dampf-

5. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 303

1888 - Habelschwerdt : Franke
303 Despotismus einen tragischen Ausgang, wenn auch das eine Ziel, die Wiederherstellung des königlichen Ansehens, erreicht ward. Ulrike Eleonora, die Schwester Karls Xii. (siehe S. 284), hatte ihrem Gemahle Friedrich I., 1720—1751, die Krone überlassen, der ohne Erben starb. Daher wählten die Schweden den Herzog Adols Friedrich von Hol-stein-Gottorp zum Könige, der mütterlicherseits dem Hause Wasa entstammte. Der übermächtige Reichsrat drängte ihn in den siebenjährigen Krieg, und er wurde ein Gegner Friedrichs des Großen, seines Schwagers. Aber Schweden mußte diese Kriegslust mit 20 Millionen Thalern büßen. Der zweite König aus diesem Hause ist Gustav Iii., 1771— 1792, ein ritterlicher, begabter Fürst. Von der französischen Philosophie begeistert, schwärmte er wie Joseph Ii. für Volksbeglückung. Mit Hilfe der aus dem siebenjährigen Kriege rückständigen, von Frankreich gezahlten Hilfsgelder sicherte er sich das Militär und stürzte dann die Adelsherrschaft, indem er den Sitzungssaal des Reichsrates räumen ließ. Hierauf brachte er die zerrütteten Finanzen in Ordnung, verbesserte die Rechtspflege, stiftete wohlthätige Anstalten und zeigte sich als Beschützer der Künste, Wissenschaften und des Gewerbefleißes. Aber da es ihm unmöglich war, allen erweckten Erwartungen zu entsprechen, büßte er viel von seiner Volksbeliebtheit ein. Als ein Krieg mit Rußland unglücklich ablief, entstand eine Verschwörung des Adels, und der König wurde von einem Offiziere bei einem Maskenballe ermordet. 5. Dänemark. Seit dem nordischen Kriege (siehe S. 283) hatte sich Dänemark (unter den Königen Christian Vi., 1730—46, Friedrich V., 1746 bis 1766) eines langen Friedens erfreut. Unter Friedrich V. leitete der treffliche Minister Bernstorff, der Gönner Klopstocks, die Regierung. Der folgende König Christian Vii., 1766—1808, erhob seinen Leibarzt Struensee, den Sohn eines deutschen Theologen, zum ersten Minister. Ohne Kenntnis dänischen Wesens, suchte dieser durch gewaltsame, rasche Reformen den Staat dem Geiste der Zeit gemäß umzugestalten, endete aber als Opfer einer Verschwörung auf dem Schaffst, 1772. 6. Portugal. Auch in Portugal war es ein Minister, der dem Zeit-geiste Rechnung trug. Portugal hatte sich 1640 von Spanien unabhängig gemacht (siehe S. 221), geriet aber unter den ersten Königen der Dynastie Bragauza in die Hemd Englands, welches die reichen Hilfsquellen des Landes zu seinem Nutzen ausbeutete. Der fünfte König war Joseph Emanuel, 17o0 1777. Dieser berief den berühmten Marquis von Poinbal, den „Richelieu des 18. Jahrhunderts," einen Mann von umfassenden Kenntnissen und diplomatischer Gewandtheit, an die Spitze der Verwaltung. Energisch und unermüdlich thätig, stellte er sich die Ausgabe, Portugal zu seiner ehemaligen Größe zurückzuführen. Ais 1755 ein Erdbeben Lissabon zerstörte, verhinderte die Macht seiner

6. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 305

1888 - Habelschwerdt : Franke
305 auf. Die Kolonisten aber hatten im Kriege mit Frankreich ihre Macht kennen gelernt und das Gefühl der Zusammengehörigkeit gestärkt, und darum be-fchlosfen sie, den Forderungen Englands sich zu widersetzen „kraft der Rechte der Menschen." Die Führer der Erhebung waren Benjamin Franklin, geboren 1706 in Boston, Buchdrucker, Physiker, Volksschriftsteller und Politiker, und Georg Washington, geb. 1732, ein wohlhabender Pflanzer, von edlem Charakter und erhabenster Begeisterung für Freiheit und Vaterland. 3. Der Krieg. Das Signal zum Ausbruche des Kampfes ward gegeben, als das ergrimmte Volk in Boston drei mit Thee beladene Schiffe ins Meer versenkte und nun der Hafen von Boston seitens Englands geschlossen wurde. Nach den ersten glücklichen Waffenerfolgen der Kolonieen erklärten sich die 13 Provinzen von der Krone Englands unabhängig, und Franklin brachte ein Bündnis mit Frankreich, Spanien und Holland zu stände. Washingtons Sieg bei Uorktown über das englische Heer beendigte den Krieg. Zur See hatten die Engländer ihre Überlegenheit bewahrt. Im Frieden zu Versailles, 1783, erkannte England die Unabhängigkeit der „Vereinigten Staaten" an und behielt in Nordamerika nur Kanada. Die neue Verfassung der „Vereinigten Staaten" übertrug einem auf vier Jahre gewählten Präsidenten die ausführende Gewalt. Die gesetzgebende Gewalt hat der Kongreß, der aus dem Senate (je zwei Senatoren aus jedem Staate) und dem Repräsentantenhause besteht. Die Einbuße im Westen wurde den Engländern durch die Erweiterung ihrer Herrschaft in Ostindien ersetzt, wo die 1600 gestiftete ostindische Kompanie ihre Macht erweiterte. Ferner führte der Engländer James Cook von 1768 bis 1779 eine dreimalige Umsegelung der Erde aus. Er besuchte zum erstenmale die Ostküste Australiens und nahm Neu-Süd-Wales für England in Besitz. Kultur. Im allgemeinen wurden alle Zweige der Kultur von der französischen Litteratur, deren Kenntnis feit der Zeit Ludwigs Xiv. zur allgemeinen Bildung der höheren Stände gehörte, beherrscht. Doch beginnt bereits eine Rückwirkung dagegen, die namentlich von Deutschland ausgeht. 1. In der Philosophie wurde gegen den Materialismus, der die menschliche Natur entgeistigt hatte, durch den vielseitig gebildeten Leibnitz, den ersten Präsidenten der Berliner Akademie, die ideale Weltanschauung maßgebend. Seine Lehren wurden durch Wolff dem Volke zugänglich gemacht. Ein Reformator der Philosophie wurde Kant, Professor in Königsberg, der neue Untersuchungen über die Quellen, den Umfang und die Begrenzung des Erkenntnisvermögens veranstaltete. In der Pädagogik brach sich durch die von Rousseau beeinflußten Philanthropen der Grundsatz einer humaneren Behandlung der Jugend Bahn. 2. Die Naturwissenschaften wurden in diesem auf das Praktische und Unmittelbare gerichteten Zeitalter eifrig betrieben. Die Physik wurde 20

7. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 322

1888 - Habelschwerdt : Franke
322 treten sollte. Der leichtfertige Minister Haugwitz aber, der mit der Sendung dieser Beschlüsse an Napoleon beauftragt war, wurde von der Nachricht der Niederlage bei Austerlitz überholt und ließ sich von Napoleon zu einem gegenteiligen Vertrage drängen: Preußen ging ein Bündnis mit Frankreich ein, trat Anspach, Neuenburg und den Rest von Kleve ab und erhielt den souveränen Besitz Hannovers. (Schönbrunner Vertrag.) Die unschlüssige Haltung, welche der König diesem Vertrage gegenüber annahm, und die Erbitterung der patriotischen Partei über denselben trug dazu bei, die Politik des Königs als eine treulose zu verdächtigen, und Napoleon ließ es an Kränkungen nicht fehlen. Preußen besetzte zwar Hannover, doch mußte es alle Häfen den britischen Schiffen verschließen und der Minister Hardenberg entlassen werden. Die Besetzung Hannovers brachte naturgemäß Preußen in eine feindselige Stellung zu England. Napoleon knüpfte aber, um Preußen zum Kriege zu zwingen, nicht bloß freundschaftliche Verhandlungen mit England an, sondern ließ auch die Erklärung abgeben, daß er England die Rückgabe Hannovers versprochen habe. Darauf hin siegte endlich die Kriegspartei am Berliner Hofe, und der König machte das Heer mobil. Die hervorragendsten Vertreter der Bewegung gegen Frankreich in Berlin waren die Königin Luise und Prinz Louis Ferdinand. Erstere überschätzte zwar die Kräfte Preußens; doch wurzelte ihr kriegerischer Eifer in einer durchaus edlen Natur. Letzterer war einer von den wenigen Männern in Preußen, die mit freiem Blicke die Weltlage beurteilten und den altpreußischen Heldensinn in sich fühlten. Von den Staatsmännern war der Freiherr von Stein unermüdlich thätig, feinem Könige die Mittel zum Kriege zu schaffen. Die Masse des Volkes lag in dumpfer Teilnahmslosigkeit. B. Die Kriegserklärung. Das Verhalten Preußens in den früheren Kriegen war die Ursache, daß es jetzt vergebliche Unterhandlungen zur Gewinnung von Bundesgenossen führte; nur Rußland versprach Hilfe. Der König suchte noch durch ein Ultimatum, in dem er die Räumung Süddeutschlands und die Zulassung der Gründung eines norddeutschen Bundes von Napoleon verlangte, den Krieg abzuwenden; daraus hin erfolgte aber die Kriegserklärung. C. Verlauf des Krieges. a) Schlacht bei Jena. Die Zögerung Preußens, den Krieg zu eröffnen, gab Napoleon Zeit, ein Heer von 200000 Mann im nördlichen Bayern zu sammeln, mit dem er im Saalethale ab

8. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 283

1888 - Habelschwerdt : Franke
283 seines blödsinnigen Halbbruders Iwan zum Zaren unter Vormundschaft seiner Mutter ausgerufen. Aber seine herrschsiichtige Halbschwester Sophie wußte es durch eine Empörung der Strelitzen durchzusetzen, daß Peter mit Iwan die Regierung teilte und sie die Vormundschaft erhielt. Auf einem Dorfe in der Nähe Moskaus schuf sich Peter eine Leibgarde und bildete sich unter Leitung des Gensers Lesart und des Schotten Gordon zum Strategen aus. Nach einer neuen Empörung verwies er Sophie in ein Kloster und übernahm selbst die Negierung. Peter war durch einen lebhaften Bildungsdrang, hohe Begabung und große Energie ausgezeichnet, im Leben leidenschaftlich, in der Politik kalt und besonnen. 2. Regierung. Das Ziel seiner Regierung war, a) sein halbbarbarisches Land zu europäischer Kultur zu erheben, b) durch die Gewinnung der Küsten des Schwarzen und Baltischen Meeres in der europäischen Politik entscheidend auftreten zu können. ad a) Um ersteres zu erreichen, wollte sich Peter aus eigener Anschauung mit dem gebildeten Europa bekannt machen. Daher unternahm er von 1697 bis 1698 die erste Reise nach dem Westen. Er lernte in Holland die Schiffsbaukunst, in England das Seewesen kennen, gewann in Deutschland Gelehrte, Künstler und Handwerker für sein Land und begann bald nach seiner Rückkehr mit den inneren Reformen desselben. Eine zweite Reise, 1716—1717, hatte denselben Zweck. ad b) Seine zweite Absicht mußte ihn in einen Krieg mit den Schweden und Türken verwickeln. 3. Kriege. A. Den Türken entriß Peter der Große während des zweiten Türkenkrieges unter Leopold I. Asow und verschaffte Rußland freien Handel auf dem Schwarzen Meere (siehe S. 269). B. Der nordische Krieg, 1700—1721. a) Veranlassung. Die Jugend des schwedischen Königs Karl Xii. veranlaßte einen Angriffsbund der drei nordischen Mächte gegen ihn: 1. Der Zar Peter wollte die Ostseeländer Karelien und Jnger-manland erobern, die Gustav Adolf den Rufsen entrissen hatte. 2. August Ii. von Polen erstrebte die Provinzen Estland und Livland, die im Frieden von Oliva abgetreten worden waren. 3. Friedrich Iv. von Dänemark (1699 — 1730) wünschte die Wiedereroberung der südlichen Provinzen in Schweden. Karl Xii. nimmt wider Erwarten seiner Minister den Krieg an und betreibt energische Rüstungen. b) Der Krieg. I. Karls Xii. Kriegsglück, 1700-1709. 1. Gegen Dänemark. Karl landete rasch auf Seeland und zwang den unvorbereiteten König zum Frieden von Traventahl, in dem Dänemark vom Kriege zurücktrat. 2. Gegen Rußland und Polen. Nun wandte er sich gegen das un-

9. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 291

1888 - Habelschwerdt : Franke
291 aufblühte, nicht verschmerzen. Ihr Minister Kaunitz strebte darum, da das englische Bündnis Österreichs Absichten wenig entsprach, nach neuen Verbindungen: a) Elisabeth vou Rußland, von persönlichem Hasse gegen Friedrich erfüllt, war schon seit 1746 auf Österreichs Seite; b) ferner versprach Sachsen, dem Bündnisse beizutreten; c) auch Frankreich verließ die seit Jahrhunderten gegen Habsburg verfolgte Politik und schloß sich Österreich an. Später traten noch Schweden, das Reich und Spanien gegen Friedrich auf. Demgegenüber sah Friedrich seinen natürlichen Verbündeten in England, das in Amerika in Grenzstreitigkeiten mit Frankreich verwickelt und um sein Kurfürstentum Hannover besorgt war. B. Charakter des siebenjährigen Krieges. Bei dieser Verwickelung so vieler Mächte tu den Kampf mußte der Krieg ein europäischer werden. Es handelte sich in demselben für Preußen auch nicht mehr um den Besitz Schlesiens, sondern um seine Existenz. Die Waffenerfolge Englands in dem zu gleicher Zeit zwischen Frankreich und England stattsindenden Seekriege blieben nicht ohne Rückwirkung auf Preußeus Lage. C. D er Krieg. a) Der sächsisch-böhmische Jdbjuö, 1756. — Pirna, Lowofitz. — Friedrich war über die gegen ihn gefaßten Angriffspläne durch einen Dresdener Kanzlisten unterrichte: und beschloß, durch einen raschen Schlag die Verbündeten zum Aufgeben ihrer Absichten zu nötigen. Da ihm der Besitz Sachsens zu einem Kriege gegen Österreich notwendig erschien, fiel er unvermutet dort ein, schloß das sächsische Heer bei Pirna ein und schlug das zum Entsätze heranziehende Heer der Österreicher bei Lowofitz zurück. Die sächsische Armee mußte hierauf die Waffeu strecken. Die Folge dieses Einfalles war, daß Friedrich vom Regensburger Reichstage mit der Reichsacht belegt wurde und Maria Theresia Veranlassung erhielt, die Franzosen und Russen zur Hilfe zu bewegen. Friedrich hingegen ließ zu seiner Rechtfertigung die im Dresdener Archive gefundenen Beweise der feindlichen Anschläge gegen ihn veröffentlichen. b) Glückliche Verteidigung Friedrichs nach drei Seiten in den Fetd-jugkn 1757 und 1758. 19*

10. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 301

1888 - Habelschwerdt : Franke
301 Angelegenheiten mischte sie sich: 1. sie veranlaßte entgegen der traditionellen Politik Frankreichs ein Bündnis mit Österreich und verwickelte das Land in den siebenjährigen Krieg, der Frankreich keinen Gewinn brachte; 2. zu gleicher Zeit (1756—1763) führte Frankreich einen unglücklichen Seekrieg mit den Engländern. Die Veranlassung zu demselben waren Grenzstreitigkeiten über die im Utrechtes Frieden abgetretenen Gebiete. Der Krieg entwickelte sich aber zu einem Kampfe um die Weltherrschaft jenseit des Oceans. Im Frieden zu Paris, 1763, mußte Frankreich Kanada und mehrere westindische Inseln abtreten. Unter den Nachfolgern Fleurys war der bedeutendste Minister der Herzog von Choiseul, ein Günstling der Pompadour. Unter ihm wurde der Jesuitenorden in Frankreich aufgelöst, den 9 Jahre später (1773) Papst Klemens Xiv. aufhob. (Pius Vii. stellte den Orden 1814 wieder her.) Die Verderbnis in Staat, Religion und Sitte während dieser Zeit weckte den Widerspruch der sogenannten französischen Philosophen, die ihre Kritik gegen alle überlieferten Zustände richteten, um deren Ansehen im Glauben der Welt zu erschüttern. Unter ihnen ragen hervor: Voltaire, Montesquieu, La Mettrie, Rousseau. 2. Nutzland. Katharina Ii., die Große, 1762—1796 (cfr. S. 285). Sie hat das Verdienst, Rußland in der von Peter dem Großen begründeten Großmachtstellung befestigt und gekräftigt zu haben. Von der französischen Aufklärung eingenommen, hat sie die Wohlfahrt des Volkes unausgesetzt befördert, ohne jedoch die Staatsautorität erschüttern zu lassen. a) Sie gab dem Lande eine neue Einteilung und vermehrte die Zahl der Städte, da die vorhandenen zur Verwaltung der Kreise nicht ausreichten. b) Zur Belebung des Ackerbaues zog die Kaiserin 80000 Familien deutscher Einwanderer ins Land. Den Städten gab sie eine neue Städte-und Marktordnung, den Gilden der Kaufleute und den Zünften der Handwerker verlieh sie Vorrechte. c) Um die Volksbildung zu heben, gründete sie viele höhere und niedere Schulen. Sie selbst war eine begabte Schriftstellerin. Die Ziele ihrer auswärtigen Politik (siehe S. 298) verwickelten die Zarin in Streitigkeiten mit Polen und mit der Pforte. a) In der ersten Teilung Polens gewann sie den gut bevölkerten Teil Litauens. b) In dem ersten Kriege mit der Türkei erhielt Rußland Asow, sowie sreie Schiffahrt im Schwarzen Meere und in der Propontis. c) Hierauf überredete der russische Kriegsminister Potemkiu den unabhängigen Tatarenchan in der Krim, seine Herrschaft an Rußland abzutreten. d) Endlich schob Rußland in einem zweiten Kriege mit der Türkei seine Grenzen bis zum Dnjestr vor.
   bis 10 von 79 weiter»  »»
79 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 79 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 28
1 69
2 12
3 78
4 127
5 197
6 3
7 98
8 1
9 42
10 166
11 3
12 24
13 9
14 15
15 12
16 50
17 2
18 15
19 30
20 8
21 14
22 13
23 4
24 24
25 27
26 44
27 21
28 52
29 36
30 20
31 14
32 2
33 62
34 33
35 5
36 16
37 379
38 50
39 146
40 13
41 6
42 12
43 18
44 1
45 403
46 11
47 32
48 6
49 8

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 0
3 1
4 25
5 3
6 1
7 0
8 5
9 22
10 0
11 8
12 4
13 2
14 0
15 2
16 12
17 13
18 0
19 5
20 4
21 1
22 0
23 2
24 3
25 2
26 0
27 0
28 1
29 11
30 0
31 0
32 0
33 0
34 5
35 2
36 6
37 0
38 12
39 0
40 14
41 6
42 3
43 6
44 0
45 3
46 4
47 1
48 0
49 0
50 0
51 0
52 7
53 0
54 4
55 0
56 0
57 0
58 0
59 3
60 7
61 8
62 0
63 0
64 2
65 0
66 0
67 2
68 1
69 0
70 3
71 6
72 8
73 0
74 11
75 1
76 2
77 6
78 5
79 10
80 0
81 0
82 2
83 0
84 2
85 2
86 2
87 4
88 0
89 0
90 0
91 2
92 49
93 0
94 7
95 1
96 5
97 0
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 12
1 195
2 2
3 18
4 2
5 14
6 16
7 30
8 1
9 139
10 0
11 30
12 75
13 20
14 12
15 0
16 15
17 2
18 2
19 38
20 1
21 40
22 0
23 0
24 18
25 13
26 1
27 0
28 102
29 4
30 11
31 7
32 25
33 77
34 6
35 46
36 12
37 1
38 4
39 71
40 12
41 0
42 4
43 28
44 69
45 2
46 29
47 6
48 1
49 7
50 22
51 19
52 218
53 6
54 74
55 25
56 0
57 19
58 1
59 40
60 13
61 28
62 3
63 1
64 7
65 4
66 15
67 74
68 5
69 0
70 4
71 94
72 4
73 16
74 2
75 42
76 18
77 1
78 111
79 30
80 13
81 92
82 7
83 22
84 14
85 0
86 46
87 6
88 50
89 4
90 4
91 25
92 0
93 17
94 39
95 7
96 17
97 2
98 16
99 3
100 18
101 60
102 15
103 83
104 6
105 6
106 4
107 31
108 1
109 18
110 7
111 11
112 0
113 88
114 76
115 0
116 0
117 26
118 6
119 14
120 0
121 14
122 59
123 9
124 121
125 15
126 14
127 29
128 0
129 28
130 15
131 21
132 1
133 99
134 9
135 17
136 59
137 120
138 2
139 8
140 30
141 19
142 18
143 6
144 12
145 21
146 1
147 12
148 21
149 1
150 33
151 27
152 32
153 6
154 55
155 27
156 33
157 61
158 6
159 18
160 10
161 2
162 0
163 0
164 0
165 49
166 25
167 11
168 50
169 1
170 18
171 1
172 4
173 23
174 25
175 72
176 110
177 18
178 2
179 8
180 2
181 0
182 59
183 105
184 8
185 12
186 16
187 0
188 144
189 2
190 0
191 8
192 1
193 4
194 5
195 25
196 15
197 25
198 21
199 25