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1. Die neuere Zeit - S. 124

1855 - Koblenz : Baedeker
124 Trennung Belgiens von Holland. Aufstand der Polen. Namen Ludwig Philipp von den Kammern zum erblichen Könige der Franzosen erklärt (7. Aug.) und beschwor die von den Kammern abgeänderte Verfassung. Ludwig Philipp's (reg. 1830 — 48) nächste Sorge war, seinen Thron durch Erhaltung der innern Ruhe und des äußern Friedens zu befestigen. Im Innern hatte er und seine schnell wech- selnden Ministerien einen fortwährenden Kampf zu bestehen sowohl mit den Karlisten, welche den Herzog (Heinrich V.) von Bordeaux als rechtmäßigen König ansahen, als mit den Republikanern, welche auf verschiedene Weise Bewegungen zum Sturze des jedesmaligen Ministeriums, wo nicht des Thrones, zu veranlassen suchten und selbst wiederholte meuchelmörderische Attentate gegen das Leben des Königs nicht scheuten. Die kräftige Bekämpfung der republikanischen Propaganda, deren Wirkungskreis sich auch aufs Ausland erstreckte, und die Erhaltung des äußern Friedens durch das mit geringen Ausnahmen befolgte Princip der Nichtintervention befestigten den „Bürgerthron" und erwarben ihm die Anerkennung der übrigen europäischen Mächte. Das französische Gebiet von Algier ward durch neue Eroberungen erweitert, aber auch fortwährend von den benachbarten Stämmen der Beduinen und Kabylen beunruhigt. In dem durch den Wiener Congreß gestifteten Königreiche der Niederlande hatte ein ähnlicher, in Brüssel (Aug. u. Sept.) 1830 ausgebrochener Aufstand der Belgier, welche sich von der protestantischen Regierung (Wilhelm's I.) auf jede Weise den Hol- ländern nachgesetzt glaubten, die Trennung Belgiens von Hol- land zur Folge. Nach einem kurzen provisorischen Zustande ward Prinz Leopold von Sachsen-Coburg zum Könige der Belgier er- wählt. Erst 1839 brachte die zu London versammelte Conferenz der Bevollmächtigten der fünf Hauptmächte (nebst dem niederländischen Gesandten) einen destnitiven Frieden zwischen beiden Staaten zu Stande, indem die zuletzt streitigen Gebiete Luxemburg und Limburg zwischen beiden getheilt wurden. Das durch den Wiener Congreß neu geschaffene Königreich Polen hatte 1815 von Alexander I. eine repräsentative Verfassung und eine eigene Verwaltung erhalten. Allein die vom Großfürsten Constantin abhängige Regierung erregte die Unzufriedenheit der Polen, daher verbreitete sich ein in Warschau (29. Nov.) 1830 unerwartet begonnener Aufstand schnell über ganz Polen, später auch über

2. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 154

1852 - Koblenz : Bädeker
184 Deutschland in den I. 1848 und 1849. heit Deutschlands war die Vereinigung mehrerer und allmählig der meisten deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Zollsystem, indem zuerst ein süddeutscher, dann ein mitteldeutscher Handelsverein ent- stand, und als diese dem preußischen Zollverein beitraten, bildete sich 1834 ein allgemeiner deutscher Zoll- und Handelsverein, der jetzt alle deutschen Staaten außer Oesterreich, Hannover, Olden- burg, den beiden Mecklenburg, Lichtenstein, Limburg und den drei Hansestädten umfaßt und etwa 30 Millionen Einwohner von den innern Zollschranken befreit. Die erste Rückwirkung der Pariser Februar-Revolution 1848 zeigte sich im westlichen und südwestlichen Deutschland, wo die Regierun- gen theils in friedlicher Weise die gewünschten Reformen, nament- lich Preßfreiheit und Volksbewaffnung, bewilligten, theils durch aus- gebrochene Unruhen sich dazu bewogen fanden. König Ludwig I. von Baiern entsagte zugleich der Negierung zu Gunsten seines Soh- nes Maximilian Ii. Die heftigsten Erschütterungen erlitten die bei- der: größten Staaten: Oesterreich und Preußen. In beiden Staaten trat eine constituirende Versammlung zusammen, um eure neue Ver- fassung anfzustellen; beide Versammlungen aber wurden in Folge wiederholter Tumulte in der Hauptstadt, erst aus dieser verlegt, dann aufgelöst, und von der Regierung selbst eine neue Verfassung gegeben. Mitten unter diesen Bewegungen entsagte Kaiser Ferdi- nand I., welcher 1835 seinem Vater Franz I. in der Regierung ge- folgt war, zu Gunsten seines Neffen Franz Joseph I. der Krone, unter welchem zahlreiche Reformen in der innern Verwaltung des Staates zur Ausführung kamen. Die Versuche der Ungarn und Lombarden, sich von der österreichischen Herrschaft loszusagen, verwickelten die Regierung gleich- zeitig ans zwei Schauplätzen in einen schwierigen und blutigen Krieg. Während Feldmarschall Radetzky die Lombarden, obgleich sie an dem Könige (Karl Albert) von Sardinien Unterstützung fanden, in Folge der Siege bei Custozza und Novara wieder unterwarf, konnte der Kampf mit den Ungarn erst durch russische Hülfe zur Entscheidung gebracht werden, welche der Zwiespalt zwischen den Magyarenfüh- rern Kossuth und Görgey und des letztern unerwartete Capitulation (nach Dembinski's Niederlage bei Temeswar) erleichterte. Das Gebiet des preußischen Staates wurde (1850) durch die Einverleibung der beiden Hohenzollernschen Fürstenthümer in dasselbe vermehrt (21 □ M.).

3. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 175

1852 - Koblenz : Bädeker
Friedrich Wilhelm Iii. Reorganisation des Staates. 173 ehe die Preußen Antheil am Kriege nehmen konnten, war dieser schon entschieden durch die Schlacht bei Austerlitz. Deshalb diktirte Napo- leon auch dem Könige von Preußen harte Friedensbedingungen: er mußte Ansbach an Baiern, Cleve und Neufchätel an Frankreich über- lassen (vgl. S. 136) und dafür Hannover annehmen ohne Englands Zustimmung. Als endlich Napoleon in Unterhandlungen mit dem britischen Cabinet die Rückgabe Hannovers in Aussicht gestellt hatte, entschied dies treulose Verfahren den König für den Krieg, s. §. 32,1. Seit dem unglücklichen Jahre 1807 erhielt die innere Verwal- tung des Staates eilte Menge wesentlicher Verbesserungen. Schon unter des Freiherrn von Stein kurzem Ministerium (1807—1808) wurde mit Abschaffung der Erbunterthäiligkeit der letzte Rest der Leibeigenschaft vernichtet. Noch durchgreifender war die Umgestaltung der innern Verwaltung, seitdem Hardenberg als Staatskanzler (1810—1822) dieselbe leitete. Sie begann (1810) mit einer neuen Anordnung des Steuerwesens, indem die bisherige Steuerfreiheit adeliger Besitzungen aufgehoben, die Binnenzölle abgeschafft, die Akzise (von 2000 Gegenständen, die sie ehemals umfaßte, auf etwa 20) beschränkt, völlige Gewerbefreiheit gestattet wurde. Die freigeworde- nen (früher erbunterthäuigen) Bauern-Familien erhielten gegen Ab- tretung eines Theiles ('/* bis V?) der bisher von ihnen bebauten Ländereien an die Gutsherren das Uebrige als freies Grundeigen- thum. Die Theilnahme Preußens an denl Feldzuge Napoleon's ge- gen Rußland s. S. 143 und an dem Befreiungskämpfe in den I. 1813—15 s. S. 144 ff. Der Errichtung der Landwehr und des Landsturms (nebst der Stiftung eines eisernen Kreuzes) folgte bald (1814) die allgemeine Verpflichtung aller Waffenfähigen zum Kriegsdienste. Nachdem durch den Wiener Kongreß der Besitzstand des Staates festgestellt worden war, erhielt derselbe seine Eintheilung in 10 (später 8) Provinzen, 28 (später 25) Regierungsbezirke, und in 345 (später 335) laud- räthliche Kreise. Die schon früher beschlossene Einsetzung des Staats- rathes als höchste berathende Behörde kam zur Ausführung (1817), die Verwaltung des Schatzes, so wie die der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten erhielten besondere Ministerien, die protestantische Kirche eine Synodal-Verfassung und die Vereinigung der lutherischen und reformirten Confession zu einer evangelischen Kirche wurde eingeleitet, während ein (von Niebuhr unterhandeltes und von Hardenberg in Rom abgeschlossenes) Concordat mit dem

4. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 128

1852 - Koblenz : Bädeker
128 Ursachen und Ausbruch der französischen Revolution. seine Neuerungen im Kirchenwesen, bewog den Kaiser (1789) die bisherige Verfassung von Brabant nebst allen Privilegien aufzuheben. Dies veranlaßte einen allgemeinen Abfall aller Provinzen außer Luxemburg zu derselben Zeit, als Oesterreich in Verbindung mit Rußland sich in einen Krieg mit den Türken eingelassen hatte. Jo- seph's Bruder und Nachfolger Leopold I!., 1790 — 1792, beendete den Türkenkrieg durch Rückgabe aller gemachten Eroberungen und den Aufstand des „vereinigten Belgiens" durch Waffengewalt, aber zugleich durch Herstellung der Verfassung und der Privilegien. 8- 28. Der Krieg der ersten Koalition gegen Frankreich 1792 — 97. In Frankreich kam 1789 die Revolution zum Ausbruche, welche längst vorbereitet war a) durch die unermeßliche Staatsschuld, ent- standen durch die Kriege und die grenzenlose Verschwendung des Hofes, d) durch die ungleiche Vertheilung der öffentlichen Lasten, welche der Bürger und Landmann fast allein tragen mußte, während der Adel und die Geistlichkeit, obgleich im Besitze der höchsten und einträglichsten Aemter und der größten Reichthümer und Vorrechte, nur gering besteuert waren, e) durch die Verbreitung revolutionärer Grundsätze in den Werken der geistreichsten Schriftsteller, d) durch die willkührliche Regierung der Könige und Minister feit Ludwig Xiv. Der König Ludwig Xvi. berief, nachdem sich seine schnell wech- selnden Finanzminister in den verschiedenartigsten Maßregeln zur Abstellung des bedeutenden jährlichen Deficits erschöpft hatten, die allgemeinen Reichsstände nach Versailles. Aber in der Versammlung der Abgeordneten entstand über die Art der Abstimmung (nach Köpfen oder nach Ständen) gleich Anfangs ein Zwiespalt, welcher den dritten Stand veranlaßte, sich allein als Nationalversammlung zu erklären und, anstatt die Erledigung der Finanzfrage zu seiner Hauptaufgabe zu machen, eine neue Verfassung zu beschließen, welche Frankreichs Zustand ganz umgestaltete. Das Lehnsystem nebst allen Privilegien des Adels und der Geistlichkeit ward aufgehoben, der Adel und die meisten Mönchsorden abgeschafft, Gleichheit der Besteuerung und der politischen Rechte für alle Bürger eingeführt, dem Könige nur die vollziehende Gewalt gelassen, die gesetzgebende aber auf eine vom Volke gewählte Versammlung von Abgeordneten übertragen. Der höhere Adel wanderte nun aus und sammelte sich an den Grenzen (namentlich auch in Coblenz) mit dem Plane aus-

5. Grundriß der deutschen Geschichte mit geographischen Uebersichten für die mittleren Klassen der Gymnasien und höhern Bürgerschulen - S. 160

1852 - Koblenz : Bädeker
Igo Kunst. Handel und Gewcrdsteiß. zu hoher Vollendung. Neben der Münchener Malerschule, an deren Spitze P. v. Cornelius stand, blühte die Düsseldorfer Schule unter W. Schadow's Leitung. Geschmack und Sinn für die Kunst ver- breiteten die reichen Gemäldegallerien in Dresden, München, Berlin, Wien, die vielen Privatsammlungen und die allenthalben entstande- nen Kunstvereine, nicht wenig aber auch die Leichtigkeit der Verviel- fältigung der Kunstwerke durch den Steindruck — eine deutsche Er- findung (Sennefelder's in München) — und durch den in England erfundenen Stahlstich. Mehr noch als in den übrigen Künsten, ragte Deutschland im letzten Jahrhundert in der Musik hervor; denn ihm gehören die genialsten Componisten neuerer Zeit an: Mozart (-s 1791), Haydn (-s 1809), van Beethoven (7 1827) und ne- den diesen lloch eine Menge anderer von ebenfalls europäischem Rufe. Zur Verbreitung und höhern Ausbildung der Tonkunst dienen die zahlreichen Singacademien, Liedertafeln, die großartigen Musik- und Gesangfeste, der vorherrschende Geschmack an Operndarstellungen re. 7) Handel und Gewerbfleiß. Die Umgestaltung des Welthandels in Folge der Entdeckung Amerikas und der Auffindung des Seeweges nach Indien blieb auch für Deutschland nicht ohne Rückwirkung, indem der deutsch-italienische Welthandel an Portugal und Spanien überging. Der Versuch der Häuser Fugger und Wel- ser in Augsburg Deutschland an dem Seehandel auf dem Ocean und an der Colonisation in Amerika zu betheiligen, war nur ein vor- übergehender. Die deutsche Hanse hatte in: Auslande allmälig ihre Privilegien verloren, sie löste sich (1630) bis auf drei Städte auf, und ein späterer Versuch (1669) den Bund herzustellen blieb erfolg- los. Der 30jährige Krieg vernichtete den deutschen Handel und Ge- werbsteiß vollends auf längere Zeit, deshalb nahm die Einfuhr aus- ländischer Natur- und Kunstprodukte immer mehr zu, wodurch sich vorzüglich diejenigen Städte hoben, welche den Verkehr mit dem westlichen Europa betrieben, wie Hamburg und Bremen, und die Meßplätze, wie Frankfurt, Leipzig und Braunschweig. Einzelne Maß- regeln der Regierungen (wie Friedrich's Ii. und Joseph's Ii.) reich- ten nicht hin, der deutschen Industrie einen neuen Aufschwung zu geben, um so weniger als gleichzeitig England in Folge der Erfin- dung der Spinnmaschinen und der Verbesserung der Dampfmaschinen anfing Europa mit wohlfeilen Manufakturen zu überschwemmen. Erst nach der Ausschließung englischer Fabrikate durch die Continental-

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 179

1881 - Danzig : Boenig
179 zur Elbe und Nordsee hin. Wie an den Sitten der Väter, hielten sie fest an ihrem heidnischen Götterdienst. Vonalters- her lagen sie mit den Franken in Streit; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herr- schaft zu unterwerfen und zum Christentum zu hekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen und mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugten sich die Sachsen dem sieg- reichen Frankenkönig und ließen sich die fränkische Herrschaft und die christliche Taufe gefallen. — Einen zweiten Krieg führte Ka^l gegen die Longobarden in Italien, deren König ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen, eroberte die Hauptstadt des Longobarden- königs, setzte ihn ab und vereinigte das longobardische Reich mit dem fränkischen. 3. Mit dem Papste zu Rom stand Karl in guter Freund- schaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen machtvollen Schutz. Als daher Karl einst am Weihnachtsfeste in Rom war und im festlichen Schmucke am Altare der Peterskirche zum Gebet nicder- kniete, trat plötzlich der Papst vor und setzte dem König eine goldene Kaiserkrone aufs Haupt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten römischen Kaiser!" So wurde die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergänge des alten Römer- reiches vor mehr als dreihundert Jahren aufgehört hatte, wieder- hergestellt. Diese Würde machte Karl zum obersten Herrscher in der ganzen Christenheit. 4. Karl, der große Kriegsmann, war auch ein weiser Landes- vater. Sein weites Reich brachte er in die beste Ordnung. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das Ganze in viele kleinere Bezirke oder Gaue, an deren Spitze er angesehene und erfahrene Männer stellte, welche Grafen genannt wurden. Strenge hielt er darauf, daß überall im Reiche sein Wille gelte. — Die christ liche Religion lag ihm sehr am Herzen. Er erbaute viele Kirchen und sorgte, wo er nur konnte, für tüchtige Geist- liche. Für die Jugend stiftete er Schulen und bestellte geschickte Männer zu Lehrern. An seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeit lang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten Knaben mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und hier fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den. steißigen, aber armen Schülern und sagte: „Ich freue mich, liehen Kinder, daß ihr gut einschlaget; zu seiner Zeit soll 12*

7. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

8. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 126

1891 - Danzig : Gruihn
126 Im neuen deutschen Reich. marck das Fräulein Johanna von Puttkamer aus altem pommerschen Adelsgeschlecht, welches er auf einer Harzreise kennen gelernt, zu seiner Gemahlin erkoren hatte, lebte er in seiner Häuslichkeit sehr glücklich. Erster Zeitraum im Staatsdienst. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. finden wir Bismarck im preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte der Krone vertrat. Ja, der König schickte ihn sogar nach Frankfurt a. M. als Bundesgesandten. Da die Süddeutschen und Österreicher in jener Zeit auf Preußen mit Mißtrauen blickten, so hatte Bismarck in Frankfurt eine schwere Stellung, trat aber stets für die Ehre seines Staates ein. Später wurde er nach Petersburg als Botschafter und darauf als Gesandter nach Paris geschickt. König Wilhelm I. aber berief ihn nach Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Ministerpräsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Da jedoch das Abgeordnetenhaus für die erhöhte Kopfzahl des Heeres nicht auf die Dauer die Mittel bewilligte, so kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Monarchen und den Volksvertretern. Trotzdem nun Bismarck darauf hinwies, daß Preußens starke Rüstungen für die Machtstellung des Reiches notwendig seien, verweigerte das Abgeordnetenhaus doch fortgesetzt die Geldmittel. So führte also der König die neue Heereseinrichtung gegen den Willen des Abgeordnetenhauses durch. Bismarck, sowie der Kriegsminister Roon verteidigten dieses Werk und luden die Feindschaft der Kammermehrheit auf sich; doch beide sahen voraus, daß es früher oder-später mit Österreich zu einem Bruch kommen würde. In diesem Falle aber mußte Preußen stark gerüstet sein. „Nicht durch Reden und Stimmenmehrheitsbeschlüsse," sprach Bismarck, „werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Im Feldzug gegen Österreich. 1866. Als später wirklich der Krieg mit Österreich ausbrach, da erkannten Bismarcks Feinde, wie gut es gewesen, daß Preußen sich beizeiten ein starkes Heer geschaffen hatte. Bei den ersten Siegesnachrichten gerieten die Berliner in die freudigste Stimmung. Tausende zogen vor das Palais des Königs und auch nach der Wohnung Bismarcks. Als dieser den Jubel und das Hochrufen vernahm, öffnete er das Fenster und hielt an die Versammelten eine Ansprache. Da in diesem Augenblick der Donner rollte und die Blitze zuckten, rief er: „Der Himmel schießt Salut zu unsern Siegen." — Wie wir wissen, begleitete Bismarck seinen König auf den Kriegsschauplatz und wich nicht von dessen Seite. Als Wilhelm I. bei Königgrätz in das feindliche Granatfeuer geriet, gelang es Bismarck mit großer Mühe, den obersten Kriegsherrn zu bewegen, die gefahrvolle Stelle zu verlassen. Bismarck steigt in der Volksgunst. Nach den glorreichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der „deutsche Bund ausgelöst wurde, und Deutschland sich ohne Beteiligung Österreichs neu gestalten konnte. Nun verwandelte sich der frühere Haß gegen Bismarck in Bewunderung, und die Volksgunst war aus seiner Seite. Ja, er erhielt sogar, wie andere um das Vaterland verdiente Männer, eine reichliche Geldspende, die er zum Ankauf von Varzin (bei Schlawe in Pommern) und anderer Güter verwendete. Nachdem sich aber der norddeutsche Bund gebildet hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt. Im Kriege gegen Frankreich. Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war auch Bismarck an seiner Seite und teilte

9. Die neuere Zeit - S. 76

1872 - Coblenz : Baedeker
76 Ludwig’s Xiv. Selbstregierung. Colbert. §. 16. В. Frankreichs Uebergewicht in Europa während Ludwig’s Xiv. Selbstregierung, 1661 —1715. Ludwig’s Streben war zunächst auf unbeschränkte Selbst- herrschaft im Innern gerichtet. Er regierte 54 J. ohne Reichs- stände, wies jede Einmischung des Parlaments in Regierungs- angelegenheiten entschieden zurück, liess die wichtigsten Aemter (Premier-Minister, Connétable, Grossadmiral) unbesetzt, oder theilte die mit ihnen verbundene Gewalt unter mehrere Personen, meistens fügsame Werkzeuge seines Despotismus. Um das Königthum mit dem seiner Bedeutung entsprechenden Glanze zu umgeben und um seine Neigung zu prachtvollen Festen und grossartigen Unternehmungen, sowohl kriegerischen (zur Befesti- gung der noch ungünstigen Grenzen), als friedlichen (Ausbau der Schlösser zu Versailles und Marly, Verschönerung von Paris), zu befriedigen, bedurfte er vor Allem reicher Geldmittel. Daher ernannte er den von Mazarin empfohlenen Colbert zum General- controleur der Finanzen, welcher in der ersten Hälfte seiner 22jährigen Verwaltung (1661 —1683) an Einfluss und Macht fast unbeschränkt war, wiewohl er dies dem auf Selbstregierung sehr eifersüchtigen Könige sorgfältig verbarg. Alle wichtigen Massregeln in der Verwaltung und Gesetzgebung gingen von ihm aus. Seit dem Beginn des Krieges gegen Holland (1672) gewann der Kriegsminister L ou vois (1669—1691) grossen Einfluss auf alle inneren wie auf die auswärtigen Angelegenheiten, welcher nach dem Tode seines Nebenbuhlers (1683) noch bedeutend stieg. Colbert fand den Staatsschatz leer, die Einnahmen der zwei nächsten Jahre bereits ausgegeben oder verpfändet und eine solche Noth in allen Provinzen, dass eine Vermehrung der Auflagen un- möglich war. Er begann die Reform des Finanzwesens theils durch Beseitigung zahlreicher Missbrauche, theils durch Eröffnung neuer Einnahmequellen. Den Handel wusste er zu beleben durch Gründung von Handelsgesellschaften, Bau von Strassen und Canälen (canal du midi). Sein Mercantilsystem (mit sehr hohen Schutz- zöllen) hatte zwar eine Erweiterung der Industrie, aber auch einen sehr nachtheiligen Einfluss auf andere Erwerbszweige (namentlich den Acker- und Weinbau) zur Folge. Zugleich regte er bei dem Könige den Gedanken an, den Ruhm eines Beschützers der Künste und Wissenschaften zu verdienen und auch dadurch das Ueber- gewicht Frankreichs in Europa zu begründen: die königliche Akademie der Inschriften und Denkmünzen, die der Wissenschaften und die

10. Die neuere Zeit - S. 90

1872 - Coblenz : Baedeker
90 Karl Xi. §. 19. fürsten, um ihn in schwedischem Interesse zu erhalten, die Souverainetät über das Herzogthum (Ost-) Preussen. Als dieser jedoch, um Schwedens Macht nicht zu hoch steigen zu lassen, fernere Hülfe gegen Polen versagte und überhaupt ein Bündniss zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts im N. entstand, in Folge dessen Dänemark Karl X. den Krieg erklärte, zog dieser seine Gruppen aus Polen zurück, eroberte schnell das Festland von Dänemark und nach einem kühnen Zuge über den zuge- frorenen Belt auch die dänischen Inseln. Kaum hatte er sich im Frieden (zu Roeskild 1658) mit der Unabhängigkeit der süd- lichen Provinzen Sehwedens begnügt, als er dieses bereute, un- erwartet auf Seeland landete und Kopenhagen belagerte, welches jedoch, durch eine holländische Flotte unterstützt, die heftigsten Stürme der Schweden abwehrte. Der plötzliche Tod des Königs und die Minderjährigkeit seines Sohnes Karl Xi. (1660—1697) führte den Frieden herbei, der 1660 mit Polen und dessen Ver- bündeten zu Oliva (Johann Casimir entsagte allen Ansprüchen an Schweden und trat Esthland, Oesel und den grössten Theil von Liefland ab) und mit Dänemark zu Kopenhagen (im Wesentlichen ward der Roeskilder Friede bestätigt) abgeschlossen wurde. — Durch die Theilnahme am Kriege Ludwig’s Xiv. gegen Holland und Brandenburg verloren die Schweden in Folge der Niederlage bei Fehrbellin, 1675, ihre Besitzungen in Deutschland, erhielten dieselben aber zum grössten Theil im Frieden zu St. Germain en Lajre, 1679, zurück (vgl. S. 79). Da der Reichsrath während Karl’s Xi. Minderjährigkeit sich eine übermässige Gewalt angemasst und der hohe Adel sich der meisten Krongüter bemächtigt hatte , so übertrugen die Stände dem Könige, als er volljährig geworden, allmählich eine unumschränkte Gewalt, welche dieser zunächst zur Einziehung der unter den vorigen Königen verschenkten und verkauften Krongüter gebrauchte. Dadurch ward es ihm möglich, Finanzen, Flotte und Heer ganz neu zu schaffen und seinem Sohne Karl Xii. ein blühendes Reich und einen gefüllten Schatz zu hinterlassen. Gleichzeitig übertrug auch in Dänemark der zweite und dritte Stand (Geistlichkeit und Bürger) aus Missvergnügen mit der Gewalt des Adels dem Könige Friedrich Iii. unumschränkte Gewalt (lex regia). Dagegen war Polen nach dem Aussterben der Jagellonen 1572 ein Wahlreich geworden und alle Gewalt in die Hände der Adeligen gekommen.
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