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1. Geschichts-Bilder - S. 319

1878 - Langensalza : Greßler
319 berühmten Spiegelgallerien, seine Gartenanlagen mit den beschnittenen Alleen und Springbrunnen, seine Hoftrachten, Hoffeste, Hofetiquetten wurden das Musterbild von Europa, namentlich in Deutschland. Alle, auch die kleinsten Reichsritterschaften ahmten ihm rasch und eifrig nach; Jeder schuf sich ein Versailles, ein Palais Ludwigs, wie es die Welt vorher nicht gesehen. Auch die kurzen Beinkleider mit dem Frack, die Schuhe mit den seidenen Strümpfen wurden überall eingeführt. Selbst die französischen Perücken fanden Eingang, die allenfalls die leichten, gewandten Franzosen tragen konnten, die sich aber auf den Köpfen der ernsten Deutschen gar übel ausnahmen, und doch zwang die Mode alle Stände, die Perücken zu nehmen, sogar die Geistlichen; ja, so weit verirrte man sich, daß man selbst die Bäume in den Gärten perückenförmig zuschnitt. Aber nicht nur die Sitten wurden französisch, auch die Sprache ward es, und wenn man Bücher aus jener Zeit liest, so kann man sich eines tiefen Unmuths nicht entwehren, wie schmachvoll das deutsche Volk in jenen traurigen Zeiten sich hat entdeutschen lassen. Nicht nur Gedichte, Romane und Schauspiele wurden nach französischer Weise geschrieben und mit französischen Floskeln gespickt, selbst, was unglaublich ist, die Predigten waren oft davon nicht frei. Und doch hatte Luther eine kräftige, fcböne deutsche Sprache geschaffen, man benutzte sie nicht. Um vornehm zu thun, trat man den Franzosen nach, verbrämte mit französischen Worten die reiche, edle deutsche Sprache, und der außerordentliche Aufschwung, den Luther ihr gegeben, vermochte sie nicht zu halten, bis endlich em Klopslock, Lessing, Göthe, Schiller die deutsche Sprache wieder zu Ehren brachten. Wohl thut ein Volk recht daran, wettn es von andern Nationen das Gute, was es bei ihnen findet, sich anzueignen sucht, aber gar oft hat der Deutsche das Edle'und Treffliche, was in seiner Nation liegt, übersehen und sich lieber dem 3^emden hingegeben. Französische Lehrer und Tanzmeister wurden «iss. Deutschland berufen, um französische Bildung zu lehren; wer Geld hatte, unternahm Reisen nach Paris, um hier im Mittelpunkt der Bildung sich bilden und nebenbei sich mit seinem eckigen Wesen ausspotten zu lassen von den seinen, leichtfüßigen Franzosen. Alles wandte seine Blicke aus Frankreich. Daheim aber verbrannte man Hexen, folterte man die Angeklagten, trieb Alchemie und Astrologie. Unter allen deutschen Fürsten war es der große Kurfürst der es am schmerzlichsten fühlte, welche Schmach es für Deutschland sei, sich von den Franzosen so herabsetzen' zu lassen. Sein Steg bet Fehrbellin (18. Juni 1675) über die gefürchteten Schweden lwb zuerst Brandenburg in der öffentlichen Meinung Einer seiner Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., schaffte die Perücken und die französischen Hofkleider ab. Sein Wahlspruch war- »Ich will

2. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

3. Geschichte des preußischen Staates - S. 132

1872 - Langensalza : Greßler
132 Das Knigreich Preußen in seiner Machtflle. am 2. Mrz zu Versailles den vorlufigen Brieden unter-zeichnete, welcher feststellte, oajz Frankreich d Milliarden Kriegskosten zahlen und das Elsa (mit Ausnahme Belforts) und Deutsch-Lothringen abtreten sollte. Die endgltige Feststellung des Friedens, in welchem genannte Bedingungen festgehalten wurden, fand am 16. Mai m Frank-[urt a. M. statt. ----- 'Much"nach der Unterzeichnung des vorlufigen Friedens hielten 30,000 Deutsche ihren Einzug in Paris, und als sie bald aus demselben zurckkehrten und der König der sie und noch 15,000 andere Truppen vor Paris eine Heerschau abhielt, sprach er ihnen und ihren Commandenren seinen tiefgefhlten Dank und feine volle Anerkennung fr ihre groen, ruhmreichen Leistungen aus, wobei er mit den Worten schlo: Vergessen wir aber nicht, da wir alle der Vorsehung unfern Dank schulden, welche es gewollt, da wir das Werkzeug sein durften, um so groe welthistorische Ereignisse herbeizufhren. Leben Sie wohl bis zum Wiedersehen in der Heimath. Am 13. Mrz reiste der König vom Schlosse Ferriers ab nach Berlin. ^ Am Wartesalon des Bahnhofs hfgelnnut Blumen bekrnztes Schild, auf welchem die Worte standen: Gott geleite unfern Kaiser! Bis zur Grenze des Vaterlandes waren es nur freudige Zurufe der deutschen Truppen, die dem geliebten Monarchen entgegenhallten, von da ab aber um-rauschten ihn von Bahnhof zu Bahnhof die ungemessensten Freudenrufe eines dankbaren Volkes, in welche sich das Gelut der Glocken und der Donner der Geschtze mischte. So ging es fort, bis der Zug in Begleitung des Kronprinzen und der Prinzen Karl und Adalbert am 17. Mrz Nachmittags in dem beraus reich geschmckten Potsdamer Bahnhof in Berlin an-langte. Die Knigin war ihrem hohen Gemahl mit der Krn-Prinzessin entgegengefahren, während die Knigin Wittwe, der Groherzog von Baden und mehrere Prinzen und Generle den König und Kaiser aus dem Bahnhof in Berlin empfingen. Unter brausendem, nicht endenwollendem Hurrah dichtgefchaarter Volksmassen bestieg der König und Kaiser seinen Wagen und fuhr, nach allen Seiten huldvoll grend, nach seinem Palais, von wo aus er sich noch wiederholt auf dem Balkon desselben den von feuriger Begeisterung erfllten Tausenden zeigen mute. Bald nach der Rckkehr des Kaisers ward der erste Reichs-tag des neuen deutschen Reiches einberufen, und der Kaiser selbst

4. Geschichte des preußischen Staates - S. 104

1872 - Langensalza : Greßler
104 Das Knigreich Preußen in seiner Machtme. erwiderte der König mit den Worten: Was Ich gethan ist wenig gegen das, was die gethan, die Mir folgen. Das'sind die Vollbringer der Thaten, ihnen gebhrt der Dank. Darauf ging es unter dem Gelut der Glocken und dem Donner der Geschtze weiter die Siegesstrae entlang, wobei die tapferen Krieger mit nicht endenwollenden Hurrah's begrt und mit Blumen und Krnzen frmlich berschttet wurden. Auf dem von Flaggenstangen umgebenen Lustgarten wurde Halt gemacht, worauf am dort errichteten Altar der Gottesdienst begann. Er-ffnet wurde er durch das Lutherlied: Ein' feste Burg ist unser Gott, wonach der Feldprobst Thiele der die Worte des Psal-misten: Das ist vom Herrn geschehen und wunderbar vor nn-seren Augen eine ergreifende Rede hielt. Den Beschlu der Feierlichkeit machte ein Te Deum, der Segen und das unter Kanonendonner und Glockengelut gesungene Lied: Nun danket alle Gott. Hierauf begaben sich die Krieger in ihre Quartiere, woselbst sie festlich bewirthet wurden; Abends fand eine beraus glnzende Illumination statt. Am 11. November wurde in allen Kirchen des Landes ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten und der Allmchtige ge-beten, uuserm theuren Vaterlande auch ferner seine Huld und Gnade zu schenken. Gleich hierauf erfolgte in den meisten Drten die Pflanzung einer Friedenseiche, wobei Jeden der Wunsch erfllte, da Preußen und Deutschland fortan vor den Schrecken eines Krieges bewahrt bleiben mge. c) Der deutsch-franzsische Krieg (187q=^L4, Der Ruhm und die Erfolge, welche Preußen in dem Kriege 18jl6 errungen, erregten im hchsten Mae den Neid des sich mit List und Gewalt auf den franzsischen Thron emporge-schwuugenen Kaisers Napoleon und den seines beraus eitlen, ehrgeizigen und prahlerischen Volkes. Zudem war den Franzosen der Gedanke eines geeinigten Deutschlands an ihrer Grenze, welches ihnen den Rang unter den brigen Nationen Europa's streitig machen knnte, ein Greuel, und so glaubten sie dessen Zustandekommen aus jede Weise "verndern zu mssen. Sehr bald lieen sie daher den Ruf hren: Rache s^ (^fthnrpg! neben welchem sich zugleich der grte Mimuth gegen Napoleon geltend machte, da er Preuens Vergrerung nicht hinter-trieben und den Vortheil Frankreichs bei diesem Kriege wahrgenommen habe. Allerdings mu man sich wundern, da er,

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 192

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
192 Bilder aus Europa. — Deutsches Reich. Aufladen jener Kisten und Kasten, Ballen, Lasten und Fässer sein. Welche Wagenmassen rollen dann durch die Straßen. Vor allen Gewölben, allen Niederlagen stehen große Kisten und Ballen, und was der Gewerbefleiß vieler Städte, großer Fabrikbezirke ganzer Länder in gedachter Zeit ge- schaffen, hier findet es im Zusammenflüsse seinen Hauptplatz. Die Fa- brikanten und Gewerbmänner Sachsens, Schlesiens/Brandenburgs, der Rheinlande, Bayerns, Würtembergs und Badens und der sächsischen Herzog- thümer stellen sich ein. Selbst die Schweiz hat zahlreiche Vertreter, des- gleichen Frankreich für seine Modeartikel, seine Seiden- und Kurzwaaren, England mit seinen gewaltigen Niederlagen für seine wollenen, baum- wollenen und Stahlwaaren. Zahllose Firmen bedecken die Häuser nicht selten bis zur dritten Etage mit Ortsnamen aus der Nähe und Ferne, dem Inland und Ausland versehen. Welches Drängen unv Treiben in den ersten Wochen einer Messe unter den Ein- und Verkäufern! Allein oder in Begleitung eines Dolmetschers wandern sie von Niederlage zu Nieder- lage, man verkehrt hier in deutscher, dort in englischer, in französischer, neugriechischer oder italienischer Sprache. Dieser Jude mit dem langen seidenen Kaftan und der braunen Pelzmütze ist aus Polen; für mehr als 300,000 Mark Waaren hat er schon gekauft, und noch immer kann er nicht abreisen; noch immer wartet er auf neu ankommende Waaren. Vergnügt reibt der Fabrikant die Hände; seine Niederlage ist fast geleert und reiche Bestellungen sind für die nächste Messe bei ihm gemacht. Viele derartige Ausräumungen und Bestellungen, wie sie mcht zu den Seltenheiten ge- hören, welches Leben bringen sie in arme Fabrikgegenden, welcher Jubel, daß die leipziger Messe „gut" ausgefallen. Daher das beständige Nach- fragen nach dem Gange der Geschäfte während der Messe. Ein Blick in jene großen Banquierhäuser, und wir staunen über die ungeheuren Geld- massen, welche täglich durch die Hände des Cassirers gehen. Welche kost- baren Schätze in jenen großen Seidenwaarenlagern, welche Massen von Tuch, von Leinwand, von Rauchwaaren, von Leder, von wollenen und baumwollenen Stoffen in den Niederlagen und Gewölben zu ebener Erde, im ersten und zweiten Stocke! — Und nun der Kleinhandel! Sechs- hundert Buden bedecken den schönen großen Markt in langen Reihen. Glas- und Steingut, Stroh- und Korbwaaren, Dosen und Blechwaaren, Farbekästen, Bleistifte, Fevern, musikalische Instrumente, erzgebirgische Spitzen und Nähwaaren, nürnberger Spielwaaren, Bürsten, Handschuhe und tausend andere Artikel liegen und hängen hier wohlgeordnet zum Verkaufe, zahlreiche Menschenmassen wogen vom Markte nach dem Augustus- platze, zwischen der Post und dem ehemaligen grimmaischen Thore. Eine ganze Bretterstadt hat sich hier in wenigen Tagen auf beiden Seiten der Straße erhoben. Hier ist der Hauptsitz des Kleinhandels! Längs des Augustusplatzes oder Universitätsgebäudes die Buden der Schnittwaaren- händler, dahinter Glas- und Stemgutbuden und die Kurzwaarengeschäfte. Ihre verführerischen Schilder entlocken Vielen das Geld. — Doch wir verlassen diesen Platz und gehen nach dem Roßplatze „unter die Buden". Es ist Meßsonntag. Welch' unaufhörlicher Lärm umtobt uns! In langen Budenreihen sind hier die Sehenswürdrg-und Unwürdig- keiten der Messe aufgestellt. Menagerien mit wilden Bestien lassen uns die Töne der Wüste und Urwälder hören; Dioramen, Panoramen und Cosmoramen versetzen uns, wie mit einem Zauberschlage, in die Hauptstädte der Erde, in die schönsten Gebirgsgegenden, an die Wasserfälle und vor Prachtgebäude, ohne daß wir Leipzigs Thore verlassen haben; Wachsfiguren, beweglich und unbeweglich, führen uns Darstellungen aus der heiligen und der Weltgeschichte vor; — daneben Buden, in denen Taschenspieler ihre

6. Schul-Geographie in Abrissen und Charakterbildern - S. 48

1878 - Danzig : Kafemann
48 Thüringische Länder. — Der Thüringerwald. Der Kyffhäuser. Sonnenschein für Greiz, Schleiz und Lobenstein". 7) Das Fürftenthum Reuß ältere Linie hat 316 kqm und50000 E., Greiz mit 13 000 E. ist die Haupt- stadt und liegt an der Elster. 8) Das Fürftenthum Reuß jüngere Linie hat 829 qkm und 92000 E. Schleiz, Hauptstadt mit 6000 Einw. Gerra a. d. Elster hat 21 000 E., ist eine wichtige Fabrikstadt für feine Wollwaaren. Loben- stein. — In altern Zeiten betete man in den Kirchen derrenßischen Fürstenthümer an Sonn- und Festtagen: „Wir bitten um Regen und 54. Der Thiiringerwald. (Charakterbild.) Berge» Die beiden höchsten Berge des Thüringerwaldes, der Beerberg und Schneekopf, liegen auf gothaischem Gebiete. Der Juselsberg steht diesen beiden Bergen zwar an Größe nach, macht aber durch seine Form und Lage einen weit großartigeren und angenehmeren Eindruck, als diese. In schönen Wellenlinien erhebt sich seine majestätische Kuppe und überragt meileu- weit die Nebenberge, während der Beerberg und Schneekopf, durch große Vor- berge verdeckt, wenig sichtbar sind. Das Klima des Thüringerwaldes ist nicht rauh; darum gedeihen alle Getreidearten, selbst Obst. Hopfen und Weizen giebt es zwar nur stellenweise; wichtig aber ist der Kräuterbau. Die Kartoffel gedeiht hier vortrefflich. Der Forscher findet manche seltene Pflanze da droben. — Des herrlichen Gebirges schönste Zierden sind die mächtigen Buchenhallen, unter welchen fröhliche Heerden das Waldgras suchen. Die Heerdenglocken, welche in harmonischer Stimmung vom Hirten gekauft werden, klingen wie geheimnißvolle Waldmusik aus der Ferne an unser Ohr, während näher die Kirchenglöcklein der Dörfer dreinklingen. Und in dem gesunden Klima gedeihen auch die Menschen zu einem kräftigen Schlage. Bewohner. Malerisch ist die Tracht der (Gebirgsbewohner- eigentümlich der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopstücher, das schalkische Wesen. Auf dem ruhlaer Schießen oder auf einem Jahrmarkte findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen thüringer Gebirgsvolkes. — Die Thüringer sprechen eine eigenthümliche Mund- art; ihre Stimme fällt und steigt öfters und bekommt eine gewisse Melodie. Man ist gern fröhlich, lebt aber dabei freigebiger, kostbarer und sorgloser, als man eigentlich sollte. Doch herrscht in keinem Bezirke des Gebirges solche Noch, als etwa im Erzgebirge und in Schlesien. Beschäftigung. Viehzucht, Feld- und vorzüglich Kräuterbau, Pechfieden, Kohlenbrennen, Beerensammeln sind Hauptbeschäftigungen. Nicht minder blüht die Fabrikation, die für Thüringen oft eine ganz eigenthümliche wird, z. B. die Gewinnung des Dach-, Tafel- und Griffelschiefers: vorzüglich um Lehesten, von wo aus jährlich unzählige Gebäude ihr Dach und Tausende von Kindern ihre Schiefer erhalten. 70 Gruben geben hier die Schiefer her; oft werden in einem Jahre 5 Millionen Schieferplatten fertig, und an Griffeln nennt mau 100 Millionen Stück. — Merkwürdig ist der Ort Sonneberg als Mittel- 8unkt einer großen Gewerbthätigkeit. Fast in jedem Haufe der Stadt und der lmgegend wird geschnitzt und gedreht, gekleistert, gepappt, gemalt, gestrichen, genäht und gezeichnet. Ganze Wälder werden ausgerottet und in Spielsachen

7. Theil 1 - S. 149

1876 - Langensalza : Greßler
149 entstandenen Brauereien erzeugten besseren Biere mehr und mehr beschränkt Wie alle Bergbewohner, ist der Voigtländer ein großer Freund des Gesanges, und an schönen Sommerabenden hört man gar oft die einfachen Weisen bekannter Volkslieder, von frischen Mädchen- stimmen oder aus der kräftigen Kehle junger Burschen gesungen, durch das Dorf ertönen, ja selbst aus den Fabriksälen in den Städten, wo Dutzende von Arbeiterinnen mit der Vorrichtung der »weißen Waare« beschäftigt sind, schallt nicht selten ein munterer Gesang heraus, der ihnen die einförmige Arbeit verkürzt. Jetzt giebt es in allen Städten und in vielen Dörfern des Voigtlandes Gesangvereine, die durch Einführung guter Lieder viel zur Vered- lung des Volksgesanges und der Bildung überhaupt beigetragen haben. Werfen wir nun noch einen Blick auf die Beschäftigungen der Voigtländer, so begegnet uns überall ein frisches, emsiges Leben und Treiben; denn so ein fleißiges Völkchen sind die Voigtländer in Stadt und Land. In den Städten und Städtchen ist eine Fülle und Regsamkeit des Gewerbfleißes zusammengedrängt, dessen Er- zeugnisse sich über die ganze bewohnte Erde verbreiten. Auf Mark- neukirchner und Klingenthaler Geigen und Klarinetten spielt der Nigger dem Iankee zum Tanze auf, die wollenen Kleider- stoffe und gedruckten Tischdecken Reichenbach's sind aus den fern- sten Märkten gesucht und beliebt, und die vornehme Dame, welche auf den Bällen in Petersburg oder Stockholm mit dem wundervoll gestickten Taschentuche sich Lust zufächelt, ahnt nicht, daß die fleißige Hand einer Bäuerin in dem fernen Voigtlande, das sie nicht ein- mal dem Namen nach kennt, das feine Linnengewebe mit diesen geschmackvollen Blumen und Arabesken verziert hat, denn ihr ist es natürlich als ächtes pariser Fabrikat verkaust worden. — Ueber das ganze Voigtland erstreckt sich die Fabrikation der weißen Waaren; in Plauen, Oelsnitz, Auerbach, Falkenstein, Pausa, und in vielen Dörfern schießt fast in jedem Hause das Weberschiffchen hinüber und herüber, um die Unzahl Stücke Mousselin, Mull, Jakonnet und wie die Waaren sonst alle heißen, besonders auch die in den herrlichsten Mustern prangenden Gardinen stoffe zu fertigen, die von hier aus über die ganze Welt verbreitet werden. Auf den Dörfern aber ist fast kein Haus und keine Hütte, in denen nicht geschickte und fleißige Frauenhände am Stickrahmen arbeiten, um die Tauseude von Streifen, Kragen, Taschentüchern, Röcken, Kleidern u. s. w. zu nähen, die alljährlich vom Voigtlande aus der putzbedürftigen Damenwelt in allen Zonen der Erde zugesendet werden. Häufig theilt die ländliche weibliche Bevölkerung ihre Zeit zwi- schen der gewerblichen und landwirtschaftlichen Beschäftigung; im Winter wird genäht, im Sommer auf Wiese und Feld gearbeitet.
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