Xxii. §. 6. Erstes Hervvrtreten Frankreichs als Feind und Dränger rc. 443
nackte Eigennutz, die selbstsüchtige Vereinzelung, kühle Berechnung, ver-
standesmäßige Abwägung des Maßes der zu gewährenden Freiheiten und
Wohlthaten — vergebens sehnt man sich nach einem warmen Hauch
der gegenseitigen Liebe und anhänglichen Vertrauens. Von Frank-
reich ist die neuere kalte, selbstsüchtige, herzlose Staatskunst ausgegan-
gen, und Philipp Iv. war ihr Vater. Er zuerst hatte ein Christen-
reich losgelöst aus dem großen Verbände der ganzen Christenheit, nur
dieses einigen Landes und seines Beherrschers Vortheil gesucht, unbe-
kümmert um das Wohl und Wehe der gesammten übrigen Welt oder
um die höheren sittlichen Güter der eignen Unterthanen. Mit schnel-
len Schritten begann Frankreich der traurigen Rolle zuzueilen, den
westlichen Staaten Europa's ein Führer zu werden zum Unglauben, zur
Politik der Selbstsucht, zur Sittenlosigkeit, zum Abfall von Allem, was
heilig und ehrwürdig ist. Es lagen zwar noch Zeiten schwerer Demü-
thigung für Frankreich selber dazwischen, aber Philipp Iv. hat das
Ziel klar genug für seine Nachfolger gewiesen, und sie haben seine Wei-
sungen später wohl begriffen und angenommen.
§. 6. Erstes Hervortreten Frankreichs als Feind und
Dränger Deutschlands.
Schon Philipp Iv. hatte die Gelegenheit benutzt, und während
die Deutschen wieder durch innere Zerwürfnisse behindert waren, das
Gebiet von Lyon, welches den Lehenrechten nach zum deutschen Reiche
gehörte, an sich gerissen und damit den Anfang gemacht aller jener
kleinlichen Veruntreuungen und Beraubungen, durch welche die deut-
schen Grenzen im Laufe der Jahrhunderte von den Ufern der Rhone
bis an die Ufer des obern Rheins zurückgeschoben wurden. Ebenso
machte er es in Flandern und Lothringen. Sodann hatte er den Papst
gedrängt, einem französischen Prinzen, seinem Bruder, nach Albrech t's
Tode die deutsche Königskrone zu verschaffen, und so sehr war da-
mals schon der päpstliche Hof in der Gewalt des Franzosenkönigs,
daß der Papst es gar nicht mehr wagte, die Forderung offen abzu-
schlagen. Nur durch unwürdige List wußte er, den Wünschen des
Königs zuwider, die Wahl auf den tapfern und unternehmenden
Heinrich Vii. aus dem Hause Luremburg zu lenken (1308—1313).
Nach dessen baldigem Tode trat in Deutschland anfangs durch eine
zwiespältige Kaiserwahl (neben Ludwig von Bayern wurde Fried-
rich von Oestreich erwählt), dann nach Fried rieh's Ueberwindung
und Rücktritt durch die Unbeständigkeit, Charakterlosigkeit und das
unweise Benehmen des Kaisers Ludwig eine Zeit ein, welche recht
dazu gemacht schien, um das ganze Elend des päpstlich-französischen
Uebermuths mit voller Wuth auf unser Vaterland fallen zu lassen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Philipp_Iv Philipp Philipp_Iv Philipp Philipp_Iv Philipp Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Oestreich Fried Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreichs Deutschlands Lyon Rheins Flandern Lothringen Albrech Franzosenkönigs Deutschland
134
ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18.
1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde.
(Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ.
(Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T73: [König Paris Parlament Partei Frankreich Volk Regierung Nationalversammlung Republik Robespierre], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_von_Holland Ludwig Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Berlin Baden Ungarn Sardinien Frankreich Frankfurt
Xxv. §. 8. Napoleon, die Geißel Gottes über die Welt. 601
publik zurecht, etwas spater kam noch die römische und parthenopäi-
sche Republik (Neapel) dazu, weiter die helvetische Republik (Schweiz),
und früher schon war die batavische Republik (Holland) fertig gebracht.
Venedig schenkte er an Oestreich, handelte mit Provinzen und König-
reichen, als wären es Gartenbeete in seinem Lustgarten, und that, was
ihm einfiel, ohne sich um die Befehle des Directoriumö in Paris viel
zu kümmern. Dabei wurden ohne Unterlaß Millionen über Millionen
erpreßt, Kunstwerke und Denkwürdigkeiten weggeraubt, regierende Für-
sten wie elende Bedienten behandelt und die schreiendsten Gewaltthä-
tigkeiten mit der lügenhaftesten Frechheit als wahre Wohlthaten für
die Völker gepriesen. — Jndeß der Krieg war aus, und obgleich Ra-
ft oleo n's Ruhm schon damals in Jedermanns Munde war, und er
auch mit dem Gedanken nach Paris ging, gleich selber die Zügel der
Regierung an sich zu reißen, so sah er doch schnell ein, daß er jetzt
noch nicht im Stande sein werde, das Directorium zu stürzen. Er
mußte seine Armee noch völliger zu seinem willenlosen Werkzeug
machen und mußte seinen Ruhm noch viel strahlender, seine Gegner
noch viel ohnmächtiger machen. Also Krieg, Krieg mußte er haben,
und zwar einen möglichst außerordentlichen, abenteuerlichen, noch nicht
dagewesenen, der die leicht entzündliche Einbildungskraft der Franzo-
sen in begeisterten Taumel versetzen könnte. Daruin ging er 1798
nach Aegypten, belog und betrog die Mamelucken, wie er die Chri-
sten zu belügen gewohnt war, durch hochtönende Redensarten, stem-
pelte sich selbst zum Mohamedaner, siegte bei den Pyramiden und wollte
Palästina erobern. Er merkte aber bald, daß hier der Ruhm nicht so
wohlfeil sei, wie in Europa, und daß er durch seine weite Entfernung
vom Hauptschauplatz der Begebenheiten sich selbst nur Schaden brächte.
Dazu erfuhr er, daß jetzt auch in Paris „die Birne reif sei", daß
die Directorialregierung unhaltbar geworden, daß Oestreich im Bunde
mit Rußland von Neuem feindlich gegen Frankreich aufgetreten, daß
die Franzosen, überall geschlagen, Italien wieder hätten räumen müs-
sen. Da entschloß er sich kurz, ließ seinheer in Aegypten und kehrte
mit wenig Getreuen nach Paris zurück 1799, stürzte das Directorium,
ließ sich selbst zum Cónsul ausrufen und begann nun Frankreich mit solch
despotischer Willkür, mit solch eiserner Soldatenfaust zu beherrschen, wie
selbst kein Ludwig Xiv. es gewagt hätte. Und die Franzosen, die,
Pariser? Sie ließen sich Alles gefallen, sie jauchzten dem neuen Cón-
sul zu. Denn einmal — sie waren durch die letzten zehn Jahre po-
litisch so auögemergelt, so kraftlos und unfähig geworden, daß es ihnen
selbst für den Augenblick als die größte Wohlthat erschien, von einer
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Oestreich Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Neapel Holland Venedig Paris Paris Franzo- Europa Paris Frankreich Italien Paris Frankreich
126
Im neuen deutschen Reich.
marck das Fräulein Johanna von Puttkamer aus altem pommerschen Adelsgeschlecht, welches er auf einer Harzreise kennen gelernt, zu seiner Gemahlin erkoren hatte, lebte er in seiner Häuslichkeit sehr glücklich.
Erster Zeitraum im Staatsdienst. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. finden wir Bismarck im preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte der Krone vertrat. Ja, der König schickte ihn sogar nach Frankfurt a. M. als Bundesgesandten. Da die Süddeutschen und Österreicher in jener Zeit auf Preußen mit Mißtrauen blickten, so hatte Bismarck in Frankfurt eine schwere Stellung, trat aber stets für die Ehre seines Staates ein. Später wurde er nach Petersburg als Botschafter und darauf als Gesandter nach Paris geschickt. König Wilhelm I. aber berief ihn nach Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Ministerpräsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Da jedoch das Abgeordnetenhaus für die erhöhte Kopfzahl des Heeres nicht auf die Dauer die Mittel bewilligte, so kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Monarchen und den Volksvertretern. Trotzdem nun Bismarck darauf hinwies, daß Preußens starke Rüstungen für die Machtstellung des Reiches notwendig seien, verweigerte das Abgeordnetenhaus doch fortgesetzt die Geldmittel. So führte also der König die neue Heereseinrichtung gegen den Willen des Abgeordnetenhauses durch. Bismarck, sowie der Kriegsminister Roon verteidigten dieses Werk und luden die Feindschaft der Kammermehrheit auf sich; doch beide sahen voraus, daß es früher oder-später mit Österreich zu einem Bruch kommen würde. In diesem Falle aber mußte Preußen stark gerüstet sein. „Nicht durch Reden und Stimmenmehrheitsbeschlüsse," sprach Bismarck, „werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut."
Im Feldzug gegen Österreich. 1866. Als später wirklich der Krieg mit Österreich ausbrach, da erkannten Bismarcks Feinde, wie gut es gewesen, daß Preußen sich beizeiten ein starkes Heer geschaffen hatte. Bei den ersten Siegesnachrichten gerieten die Berliner in die freudigste Stimmung. Tausende zogen vor das Palais des Königs und auch nach der Wohnung Bismarcks. Als dieser den Jubel und das Hochrufen vernahm, öffnete er das Fenster und hielt an die Versammelten eine Ansprache. Da in diesem Augenblick der Donner rollte und die Blitze zuckten, rief er: „Der Himmel schießt Salut zu unsern Siegen." — Wie wir wissen, begleitete Bismarck seinen König auf den Kriegsschauplatz und wich nicht von dessen Seite. Als Wilhelm I. bei Königgrätz in das feindliche Granatfeuer geriet, gelang es Bismarck mit großer Mühe, den obersten Kriegsherrn zu bewegen, die gefahrvolle Stelle zu verlassen.
Bismarck steigt in der Volksgunst. Nach den glorreichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der „deutsche Bund ausgelöst wurde, und Deutschland sich ohne Beteiligung Österreichs neu gestalten konnte. Nun verwandelte sich der frühere Haß gegen Bismarck in Bewunderung, und die Volksgunst war aus seiner Seite. Ja, er erhielt sogar, wie andere um das Vaterland verdiente Männer, eine reichliche Geldspende, die er zum Ankauf von Varzin (bei Schlawe in Pommern) und anderer Güter verwendete. Nachdem sich aber der norddeutsche Bund gebildet hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt.
Im Kriege gegen Frankreich. Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war auch Bismarck an seiner Seite und teilte
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn], T19: [Feind Pferd König Mann Soldat Reiter Uhr Wagen Kanone Offizier], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Johanna_von_Puttkamer Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Bismarck Wilhelm_I. Bismarck Roon Bismarck Bismarcks Bismarck Wilhelm_I. Bismarck Bismarck Bismarcks Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankfurt Frankfurt Petersburg Paris Berlin Bismarcks Deutschland Pommern Frankreich Frankreich
— 111 —
Regierungskunst. Die Pracht und Üppigkeit am Hofe zu Versailles, die dort zum guten Ton gehörige Überfeinernng und Unsittlichkeit wurde in den meisten Residenzen, besonders in denen unsers Vaterlandes, getreulich nachgeahmt. Wie der Monarch Frankreichs, so wollte jeder kleine deutsche Fürst sein Versailles, seine glänzenden Schauspiele, seine großen Hetzjagden, seine kostspieligen Liebhabereien haben, und der Fleiß der Unterthanen vermochte kaum zu erschwingen, was die gebietenden Herren in wilder Festlust verjubelten.
Frankreichs Einmischung in den dreißigjährigen Krieg hatte ihm einen zu schönen Gewinn gebracht, als daß Ludwig Xiv nicht nach neuer Beute hätte lüstern werden sollen. Nachdem er bereits den König von Spanien zur Abtretung einiger Gebiete an den Ostpyrenäen gezwungen, griff er im Jahre 1666 die demselben gehörigen Niederlande an, unter dm Vorwande, daß seine Gemahlin, eine spanische Prinzessin, auf die letzteren Erbansprüche habe. Da vereinigte sich das um seine eigene Freiheit besorgte Holland mit England und Schweden und nötigte den Köiiig, sich mit dem Besitz von zwölf flandrischen Städten zu begnügen. Rachedürstend rüstete Ludwig von neuem, brachte England und Schweden auf seine Seite und drang in raschem Siegeszuge in Holland ein, das er für den ihm bereiteten Widerstand nachdrücklich zu züchtigen gedachte. Doch die Holländer, anfangs erschreckt, ermannten sich bald wieder, setzten das Land mittelst Durchstechung der Dämme unter Wasser und behaupteten sich unter Führung des Statthalters Wilhelm von Orauien mit Glück gegen den überlegenen Feind. Als ihnen auch der Kurfürst von Brandenburg und der Kaiser Leopold I zu Hilfe kamen, traten die Franzosen den Rückzug an. Jetzt bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und Friedrich Wilhelm, der sich durch seine Klugheit und Entschlossenheit zu einem der gefährlichsten Gegner machte, mußte den Kriegsschauplatz am Rheine verlassen, um sein Land ans der Gewalt der nordischen Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge drangen die Franzosen wieder siegreich vor, und als der Friede von Nymwegen im Jahre 1678 den wechselvollen Kämpfen ein Ziel setzte, erhielt Ludwig Xiv die Freigrafschaft Burgund.
Die errungenen Erfolge konnten den Übermut des französischen Herrschers nur steigern. So erklärte er mit unerhörter Dreistigkeit, daß er mit den von Deutschland abgetretenen Ländern zugleich ein Recht auf diejenigen Gebiete, Güter und Städte erlangt habe, die ehemals mit denselben vereinigt gewesen. Zur Untersuchung der hierauf begründeten Ansprüche errichtete er vier Gerichtshöfe, die sogenannten Wiedervereinigung^- oder
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig Ludwig Wilhelm Leopold_I Leopold Ludwig Ludwig Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Versailles Frankreichs Frankreichs Spanien Holland England Schweden England Schweden Holland Brandenburg Schweden Rheine Burgund Deutschland
Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231
fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt.
Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde.
139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705.
Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen.
Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig.
, Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen.
Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv Ludwig Leopold_I. Karl_V. Karl_V. Leopold_I. Leopold_I. Ludwigs Ludwigs Ludwig_Xiv Ludwig Attila Ludwig_für Ludwig Leopold_von_Deutschland Leopold Ludwig Ludwig Philipp Philipp Eugen_von_Savoyen Eugen Philipp_König Philipp Leopold_1. 1657—1705 Leopold Kara_Muftapha Leopold_I. Graf_von_Starhemberg Starhemberg Eugen Eugen Eugen_von_Savoyen Eugen Eugen Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Wien Rheinlande Oesterreich Holland England Spanien Deutschland Wien Europas Deutschland Ungarn Wien Wiens Wien Wiens Wiens
112
in Europa hervor. Könige und Fürsten stieß er von ihren Thronen oder beraubte sie ganzer Provinzen, und was er erobert, behielt er entweder für sich oder gab es seinen Brüdern und Günstlingen.
Friedrich Wilhelm Iii, der seinem Volke vor allem den Frieden zu erhalten wünschte, stand mit Napoleon lange Zeit auf dem freundlichsten Fuße, und jener ließ es auch an Schmeicheleien und wohlwollenden Versicherungen nicht fehlen. Als aber der Gewaltige die meisten seiner Gegner besiegt hatte, glaubte er Preußen nicht mehr schonen zu müssen und legte es von jetzt ab geradezu darauf an, den König durch ein hochfahrendes und rücksichtsloses Benehmen zu beleidigen. Dies durfte der letztere bei all seiner Friedensliebe nicht dulden, und so trat er mit Rußland und Sachsen in ein Bündnis und erklärte an Frankreich den Krieg. Doch was niemand erwartet, ja was niemand auch nur für möglich gehalten hätte, geschah: die Armee Friedrichs des Großen wurde geschlagen. Am 14. Oktober 1806 erlitten die Preußen bei Jena und Auerstädt eine Niederlage, welche fast das ganze Land den Händen des Feindes überlieferte und die königliche Familie zur Flucht nach dem fernen Osten des Reichs nötigte. Auf dieser traurigen Reife sprach die Königin zu ihren beiden ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzol-lern gekrönt haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück: weinet meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umstürze meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen allein, handelt, entwickelt Eure Kräfte, vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder. Befreiet daun Euer Volk von der Schande, dem Vorwurf und der Erniedrigung, worin es schmachtet; suchet den jetzt üerbunfelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern, werbet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helben!" Noch zwei blutige Schlachten würden im Osten der Monarchie geschlagen, und da auch sie an die Franzosen verloren gingen, sah der König keinen andern Ausweg, als Frieden zu schließen. Er war hart genug. Friedrich Wilhelm mußte alle Länder links von der Elbe und den
größten Teil seiner polnischen Besitzungen abtreten, über 100 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, bis zu deren Entrichtung französische Truppen in seine Festungen aufnehmen und sich ver-
pflichten, nie mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten.
Schwer lasteten die Folgen des unglücklichen Krieges auf
Preußen. Der Staat war nicht nur um die Hälfte verkleinert, er war auch bis zur Kraftlosigkeit geschwächt und überdies durch
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T38: [Friedrich Wilhelm König Kaiser Iii Prinz Jahr Preußen Vater Sohn]]
TM Hauptwörter (200): [T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T170: [Schlacht Leipzig Franzose Preußen Napoleon Heer Herzog Ferdinand Jena Braunschweig], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Napoleon Friedrichs Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Sachsen Frankreich Jena Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Haushaltsregeln
Geschlecht (WdK): Mädchen
114
wattenartige Vogen gepreßt, auf der andern Seite abliefern.
Ein Blick in einen solchen Käfig zeigt uns einen Wirrwarr von
Freß- und Verdauungswerkzeugen, so schlingt und krümmt und
windet es sich darinnen.
So geht die Baumwolle durch Reinigungs-, Hechel-, Wurf-,
Dresch- und Siebewerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß als
ein sich senkender Schnee hinsüuselt, aber ohne sichtbare Zwischen-
räume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige Baum-
wolle zu großen Rollen geformt ist. wandert sie zu den Krempel-
und Kamm-Maschinen, von wo sie den Ziehmaschinen überliefert
wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen Stoff zu
Fäden verarbeiten. Wenn nun aber einmal unter den Tausenden
ein Faden reißt, was dann? Sowie das geschieht, fällt eine Platte
an der Stelle hörbar nieder, ein Zeichen für den Maschinisten,
das ihn mahnt, eine bestimmte Stelle sofort in Ruhe zu versetzen.
Dies erfolgt, und eins der beaufsichtigenden Mädchen holt das
davongelaufene Stück Faden zurück, legt es an das Ende des
zurückgebliebenen, und der Schaden ist geheilt, ehe wir nur be-
merken. daß die Maschine still stand. Dies Ankleben, scheinbar
eine gedankenlose Verrichtung, ist eine Kunst, die große Übung
verlangt.
Wir steigen ein Stockwerk höher, gehen von Saal zu Saal
und finden überall Maschinen, die schnaubend und keuchend spinnen
und weben, zwischen ihnen nur einzelne verstreute, lautlose, in
dem ewigen Gewirr und Gedonner ohnehin unhörbare Menschen,
alle gespannt aufpassend und zugreifend, wenn es die Maschine
verlangt. Obgleich kaum hier und da einer zu entdecken ist. sind
es doch nahe an zweitausend Menschen, deren Gesundheit hier-
mit versponnen wird, indem sie Maschinen beaufsichtigen, die
über 120 000 spinnende Hände nicht bloß ersetzen, sondern auch
an Feinheit und Meisterschaft der Arbeit unendlich übertreffen.
Buch der Erfindungen.
84. Die Seide.
Die glänzenden, feinen, weichen und dabei außerordentlich
festen Fäden, aus denen unsre Seidenstoffe hergestellt werden,
erzeugt die Raupe des Seidenspinners, indem sie sich zur
Verpuppung einspinnt. Der Seidenspinner ist ein kleiner,
schmutzigweißer Nachtschmetterling, dessen Heimat das südliche
Asien ist. Zn China war die Seidenindustrie schon im hohen
Altertum berühmt; in Europa wurde die Kenntnis des Seiden-
baues erst im 0. Jahrhundert bekannt. Zwei Mönche brachten
die ersten Seidenraupeneier im Jahr 552 glücklich nach Konstan-
tinopel, obwohl Todesstrafe auf die Ausführung des Insekts gesetzt
war. In ihren ausgehöhlten Wanderstäben hatten sie die kost-
bare Beute verborgen. Nun wurden durch ganz Griechenland
Maulbeergärten und Seidenfabriken angelegt. Von dort ver-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Ortsnamen: Hechel- Asien China Europa Griechenland
Autor: Frenzel, Franz Christoph, Ehrlich, Carl Gotthilf
Auflagennummer (WdK): 11
Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
Konfession (WdK): gemischt konfessionel
393
Der französische Kaiser sammelte immer größere Schaa,
ren, drang mit großer Uebermacht auf die Verbündeten
ein und bekam ganz Sachsen und ein Stück von Schle-
sien in seine Gewalt. Doch diese zogen sich in Ordnung,
nicht fliehend, sondern langsamen Schrittes vor der Menge
zurück, und fügten ihnen manchen Schaden zu. Das
war der Vorgang einiger Wochen, und alle Deutsche
hofften bald von einem glücklichen, entscheidenden Schlage
zu hören. Da erscholl auf einmal die Nachricht von
einem Waffenstillstände. Für den ersten Augenblick
wurden alle Deutsche wieder niedergeschlagen und fürch-
teten einen Frieden, welcher die Dränger nicht in die
Schranken zurückwies und ihnen vergönnte, bei gelegener
Zeit wieder los zu brechen; Viele hätten es gern gesehen,
daß gleich Alles ans das Spiel gesetzt würde. Aber darin
bestand die Weisheit der Fürsten, und cs gebührt ihnen hoher
Dank dafür, daß sie ruhig, ohne heftige Leidenschaft das
Ganze übersahen und die Rettung Deutschlands, ja Eu-
ropas nicht mit schwacher Hand auf das Spiel einer
I Schlacht setzen wollten. Sie gedachten in dem Waffenstill-
J stände nicht blos ihre Truppen zu mehren mit jungen Krie-
gern, sondern anch einen mächtigen Bundesgcnoffcn zu er-
halten. Auf Oestreichs Beitritt rechneten sie. Und was
sie erwarteten, geschah. — Napoleon schloß gern den
Waffenstillstand, weil er an Oestreichs Ucbergang zum Bunde
nicht glaubte, oder weil er auf jeden Fall sich furchtbar
in der Zeit der Ruhe zu rüsten gedachte, um alle Gegner
gänzlich zu vernichten. Denn an Frieden dachte sein Herz
nicht; er war gewohnt, daß seine Gegner um Frieden ba-
ten, und daß er als glänzender Sieger die Bedingungen
vorschrieb; jetzt aber hatte er nur unbedeutende Vortheile
errungen und der Bund machte Forderungen.
Franz, der Kaiser von Oestreich, hatte Napo-
leon vor einigen Jahren seine Tochter zur Gemahlin gege-
den, aber die Ruhe Oestreichs war nicht durch dies Opfer
erkauft. Während des Waffenstillstandes sprach Franz
Worte des Friedens, und ermahnte mit Wärme und mit
Kraft Napoleon zur Nachgiebigkeit; als er aber nickst ge-
hört wurde, dachte er bloß an Oestreichs, Deutschlands
und Europas Ruhe, edel vergessend, daß er Vater der
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreichs_Ucbergang Franz Franz Oestreich Franz Franz Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschlands Deutschlands Europas
Gewölbe. Lauschend stand der Küster der Kirche vor der Eingangsthür. Da vernimmt er das Rollen eines Wagens, — leise zieht er sich zurück. Drei stattliche Gestalten, in Mäntel gehüllt, traten ein: der König ists mit seiner Gemahlin und dem Gaste seines Hauses, dem Kaiser Alexander von Rußland. Bei dem Scheine der Kerzen werfen die den Feinden abgenommenen Fahnen, mit denen die Kirche so reich geschmückt ist, ihre schauerlichen Schatten. Die Gruft wird geöffnet — der Hüter tritt zurück — die Lebenden sind mit dem Toten allein! In betender Stille erst verweilen die drei Gestalten vor dem einfachen Sarge. Dann unterbricht Alexander die Stille, und indem er seine entblößte Rechte dem Könige über den Sarg hinüberreicht, sagt er: „Diese heilige Stätte soll es nochmals hören, was ich Ihnen, mein teurer Bruder, mit Hand und Mund bereits versprochen hatte. Und du, verklärter Geist, vernimm es auch, das Gelübde ewiger Treue, welches ich deinem Nachfolger gegeben habe!" „Treue um Treue! antwortete der Preußenkönig. Auch ich gelobe wiederum, was ich versprochen habe." Einige Minuten noch verweilte man am ernsten Orte, dann fuhr man tiefbewegt zum Schlosse zurück.
Gegen wen war der Schwur der Mitternachtsstunde gerichtet? Die Wogen der französischen Revolution, seit 1789 entfesselt, hatten Tausend und aber Tausende verschlungen. Wenige nur hatten sie nach oben getragen. Zu diesen Wenigen gehörte der Eine, der auf zwei Jahrzehnte hin der Schrecken Europas werden sollte. Napoleon Bonaparte, als Sohn eines Advokaten auf der Insel Korsika 1769 geboren, hatte als junger Artillerieoffizier bei der Belagerung Toulons glänzende Gaben und todesmutige Tapferkeit gezeigt. Als 1795 in Paris wieder einmal ein Aufstand ausgebrochen, da erinnerten sich seiner die zeitweiligen Machthaber. Sie hatten sich in ihm nicht getäuscht. Mit rücksichtsloser Entschlossenheit ließ er die Kanonen reden; der Aufstand wurde schnell unterdrückt. Zum Danke stellte man ihn, den Sechsundzwanzigjährigen, im nächsten Frühjahr als General an die Spitze des Heeres, welches die Republik noch Italien gegen Österreich sandte. Sieg auf Sieg heftete er an seine Fahnen; Österreich mußte sich zum Frieden bequemen. Dann war er nach Ägypten gezogen und hatte im Angesicht der Pyramiden die Heere der Türken geschlagen. Inzwischen aber waren Frankreichs Waffen im neuen Kampfe mit Österreich und Rußland unterlegen. Napoleon kehrt ans Ägypten zurück. Als erster Konsul der Republik ergreift er die Führung — und wieder heftet er den Sieg an seine Fahnen. Mit dem linken Rheinufer mußte der deutsche Kaiser den Frieden erkaufen. Ab-warteud hatte Preußen zugesehen. Noch immer hatte Friedrich Wilhelm nur den einen Gedanken, feinem Volke den Frieden zu erhalten. Schien es doch anfangs gar, als ob diese Stellung Früchte bringe ohne Kampf. Bei der Teilung der geistlichen Fürstentümer fielen Preußen 230 Quadratmeilen zu für die 48 Quadratmeilen, die es auf dem linken Rheinufer verloren. Land hatte Preußen freilich gewonnen, aber an Achtung bei Freund und Feind verloren. Der Korse wurde kühner; mit seinen Truppen besetzte er das neutrale Hannover. Friedrich Wilhelm ward zum Kriege ermuntert. Aber auch jetzt behielt er das Schwert in der Scheide.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_von_Rußland Alexander Alexander Alexander Napoleon Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europas Korsika Paris Frankreichs