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1. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 443

1859 - Lübeck : Rohden
Xxii. §. 6. Erstes Hervvrtreten Frankreichs als Feind und Dränger rc. 443 nackte Eigennutz, die selbstsüchtige Vereinzelung, kühle Berechnung, ver- standesmäßige Abwägung des Maßes der zu gewährenden Freiheiten und Wohlthaten — vergebens sehnt man sich nach einem warmen Hauch der gegenseitigen Liebe und anhänglichen Vertrauens. Von Frank- reich ist die neuere kalte, selbstsüchtige, herzlose Staatskunst ausgegan- gen, und Philipp Iv. war ihr Vater. Er zuerst hatte ein Christen- reich losgelöst aus dem großen Verbände der ganzen Christenheit, nur dieses einigen Landes und seines Beherrschers Vortheil gesucht, unbe- kümmert um das Wohl und Wehe der gesammten übrigen Welt oder um die höheren sittlichen Güter der eignen Unterthanen. Mit schnel- len Schritten begann Frankreich der traurigen Rolle zuzueilen, den westlichen Staaten Europa's ein Führer zu werden zum Unglauben, zur Politik der Selbstsucht, zur Sittenlosigkeit, zum Abfall von Allem, was heilig und ehrwürdig ist. Es lagen zwar noch Zeiten schwerer Demü- thigung für Frankreich selber dazwischen, aber Philipp Iv. hat das Ziel klar genug für seine Nachfolger gewiesen, und sie haben seine Wei- sungen später wohl begriffen und angenommen. §. 6. Erstes Hervortreten Frankreichs als Feind und Dränger Deutschlands. Schon Philipp Iv. hatte die Gelegenheit benutzt, und während die Deutschen wieder durch innere Zerwürfnisse behindert waren, das Gebiet von Lyon, welches den Lehenrechten nach zum deutschen Reiche gehörte, an sich gerissen und damit den Anfang gemacht aller jener kleinlichen Veruntreuungen und Beraubungen, durch welche die deut- schen Grenzen im Laufe der Jahrhunderte von den Ufern der Rhone bis an die Ufer des obern Rheins zurückgeschoben wurden. Ebenso machte er es in Flandern und Lothringen. Sodann hatte er den Papst gedrängt, einem französischen Prinzen, seinem Bruder, nach Albrech t's Tode die deutsche Königskrone zu verschaffen, und so sehr war da- mals schon der päpstliche Hof in der Gewalt des Franzosenkönigs, daß der Papst es gar nicht mehr wagte, die Forderung offen abzu- schlagen. Nur durch unwürdige List wußte er, den Wünschen des Königs zuwider, die Wahl auf den tapfern und unternehmenden Heinrich Vii. aus dem Hause Luremburg zu lenken (1308—1313). Nach dessen baldigem Tode trat in Deutschland anfangs durch eine zwiespältige Kaiserwahl (neben Ludwig von Bayern wurde Fried- rich von Oestreich erwählt), dann nach Fried rieh's Ueberwindung und Rücktritt durch die Unbeständigkeit, Charakterlosigkeit und das unweise Benehmen des Kaisers Ludwig eine Zeit ein, welche recht dazu gemacht schien, um das ganze Elend des päpstlich-französischen Uebermuths mit voller Wuth auf unser Vaterland fallen zu lassen.

2. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 527

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiv. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland. 527 zosen sammt den Deutschen stellten Forderungen, welche dem Papst in's Ungemessene zu gehen schienen, die ihn säst seiner Macht zu be- rauben, ihn wieder zum einfachen Bischof von Rom zu machen drohten. Die heiligen Väter in Trident geriethen in bitterm Kampf und Hader fast thätlich aneinander. An eine Einigung, an eine allgemein gül- tige Beschlußnahme schien nicht mehr zu denken. Da erkannte der Papst klar, daß mit den Theologen nicht weiter zu kommen sei, und wandte sich deshalb direct an die Fürsten. Einen nach dem andern, den Kaiser, die Könige von Frankreich und Spanien u. a. beschickte er durch seine klügsten und geschicktesten Unterhändler, ließ sich ihre For- derungen vorlegen, gewährte ihnen Einiges, beschwichtigte sie wegen des klebrigen, und bewog sie, ihre Gesandten und Theologen aus dem Concil zu einem ruhigern Tone anzuweisen. Auf diese Weise kam man zum Schluß. Man hatte eingesehen: nicht auf Concillen, sondern auf Un- terhandlungen zwischen Papst und Fürsten mußten von jetzt an die streitigen Fragen innerhalb der katholischen Kirche verwiesen werden, und die Diplomatie trat an die Stelle des Forschens nach Recht und nach Wahrheit. §. 3. Beginn der Gegenreformation in Deutschland. So ausgerüstet mit einer unantastbaren Glaubenslehre und mit schweren Bannflüchen gegen jede Ketzerei, durch die entschiedensten Concilienbeschlüsse zu einem frommen Bezeigen, zu erneuter gottesdienst- licher Strenge angewiesen, durch neue geistliche Anstalten und Orden, insonderheit durch die gewandten, klugen und rücksichtslosen Jesuiten neu gekräftigt, trat nun die katholische Kirche abermals zum Kampf hervor. In allen Ländern, wo der Protestantismus Eingang gefun- den hatte, begann dieser Kampf. Ueber ein Jahrhundert hat es ge- dauert, bis sich die Grenzen der beiden Kirchen so festgestellt haben, wie wir sie jetzt noch vor uns sehen. Und wenn wir dabei auf unser Vaterland blicken, so müssen wir sagen, der Katholicismus hat ein ungeheures Gebiet wieder gewonnen, fast die Hälfte Deutschlands. Das ganze Rheinland und das ganze Donauland, Westphalen, Fran- ken, Böhmen und Schlesien ist wieder in seine Hände gerathen. Diese spanischen und italienischen Jesuiten haben die Deutschen auf ihrem eignen Grund und Boden überwunden. Sie waren in sich einig, fest zusammengeschlossen, hatten einen einzigen Zweck vor Augen, den sie alle nach festen Vorschriften, im strengen Gehorsam, mit Ausbietung aller ihrer Kräfte verfochten. Das gab ihnen so erstaunliche Erfolge. Kaiser Ferdinand hatte auf den Rath seines Beichtvaters (1551) die ersten Jesuiten nach Wien gebracht und ihnen dort ein Collegium eingerichtet. Etliche Jahre später finden wir sie in Köln, wo sie

3. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 552

1859 - Lübeck : Rohden
552 Xxiv. §. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. anderes Elend als das des dreißigjährigen Krieges würde dem Umsturz der deutschen Verfassung und der Untergrabung des deutschen Wesens gefolgt sein. §. 10. Ausgang des dreißigjährigen Krieges. Nach Gustav Adolf's Tode hatte sein Kanzler Orenstierna die politische, der Herzog Bernhard von Weimar die militärische Leitung der schwedischen Angelegenheiten übernommen. Aber das Ver- trauen der Protestanten zu den Schweden war dahin. Ein Jeder wünschte, daß sie doch nur Deutschland wieder verlassen möchten. Beson- ders nach Wallenstein's Tode, da die Furcht vor den kaiserlichen Heeren sich minderte und auch der Kaiser friedfertigere Gesinnungen offenbarte, ward es dem schwedischen Kanzler schwer, die deutschen Fürsten noch im schwedischen Interesse zusammenzuhalten. Nur die Furcht vor der schwedischen Kriegsmacht verhinderte noch die förmliche Lossagung der Deutschen von den Schweden. Als aber die letzteren in der Schlacht bei Nördlingen durch den Sohn des Kaisers Ferdinand auf's Haupt geschlagen waren, da schlossen sich die Deutschen sogleich mit Freuden an den Kaiser an. Kursachsen voran, schlossen sie den Frieden zu Prag (1635), wodurch der augsburger Religionsfriede be- stätigt, das Restitutionsedict zurückgenommen und aller Anlaß zu Kla- gen der Protestanten wider katholische Bedrückungen aus dem Wege geräumt wurde. Fast ganz Deutschland, auch alle protestantischen Fürsten und Städte traten diesem Frieden bei. So war also jede Ursache zur weitern Fortsetzung des Krieges entfernt. Nach 17 lan- gen Leidensjahren hätte unser Deutschland einer lang ersehnten Ruhe genießen können, wenn — Schweden und Franzosen nicht gewesen wären. Die Schweden wären wohl noch aus dem Reiche zu ver- jagen gewesen; sie waren auch selbst des Krieges müde, und hätten gern Frieden gehabt, wenn ihnen nur eine erwünschte Entschädigung, etwa die deutschen Ostseeländer wären eingeräumt worden. Aber was hätte Frankreich bewegen sollen, seine Kriegspläne aufzugeben? Bisher hatte dieser Erzfeind des deutschen Namens nur von ferne ge- standen und voll Freuden das Feuer geschürt, welches Deutschland verzehrte. Jetzt entschloß er sich, mit eignen Streitkräften in's Feld zu rücken, um so viel als möglich von dem deutschen Gebiet abzurei- ßcn und mit Frankreich zu vereinigen. Und schon fand sich unter den Deutschen selbst ein bethörter Fürst, der um eines schnöden Gewinnes willen, den man ihm vorspiegelte, sein Vaterland an den welschen Nachbar verrieth, um dann spater, wie es Verräthern geht, schmäh-

4. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 616

1859 - Lübeck : Rohden
616 Xxv. §. 9. Deutschlands Elend, Schmach und Knechtschaft. Das deutsche Reich ward aufgelöst (1806), der Rheinbund machte das ganze südliche und westliche Deutschland zu Frankreichs Vasallen, Oestreich hatte Frieden schließen müssen, England war durch die Besetzung Hannovers tödtlich beleidigt. Niemand stand für Preußen ein, da es sich zum ent- scheidenden verderblichen Kampfe entschloß. Nur Rußland blieb sein treuer Waffengefährte; aber es war zu weit entfernt. Ehe seine Heere heranrücken konnten, war schon ganz Preußen über den Haufen gewor- fen. Es war kein Krieg; es war ein Anstürmen von der einen Seite und ein erschrockenes Auseinanderfliehen von der andern Seite. In weniger als drei Monaten war der Kampf beendet und Napoleon hielt seinen Einzug, wie in Berlin, so in Warschau und Königsberg. Alles, worauf Preußen seit Friedrich's Zeiten stolz gewesen war, sein Heer, seine Festungen, seine Finanzen, sie waren in einem Um- sehen wie Spreu vor dem Winde zerstoben. Erst unter dem Schutze der herbeieilenden russischen Armeen, hart an der russischen Grenze versuchte der König noch einmal das Waffenglück. Die Schlachten bei Eylau, bei Friedland entschieden gegen ihn; er war aufdem Punkt, als Flüchtling sein Reich zu verlassen, und nur Rußlands Fürsprache verschaffte ihm im Frieden zu Tilsit sein halbes Königreich wieder (1807). Die andere Hälfte, jenseits der Elbe ward mit Hessen und allen kleinen dazwischen liegenden Ländern zu einem Königreich Westphalen gemacht und dem heillosen Hieronymus Napoleon übergeben. Bald kamen auch die sämmtlichen noch übrigen Theile des westlichen Norddeutschland unter französischen Scepter bis an die Ostsee, und die französischen Maires, Präfecten und Gouverneurs schalteten und walteten im größten Theil unseres Vaterlandes mit der niederträchtigsten Gemeinheit, Geldgier und Uebermuth. Nicht minder die französischen Marschälle, Generäle, Offiziere und Soldaten in dem zurückgebliebenen Theil von Preußen. Denn das ganze Land blieb so lange und länger noch von französischen Truppen besetzt, bis die unerschwingliche Kriegssteuer herausgepreßt war. Erst Ende De- cember 1808 verließen die französischen Truppen Berlin und die Preußen konnten wieder einziehen. Was nur irgend an Ränken und Kniffen, an Beleidigungen und Verhöhnungen zu erdenken war, das that Napoleon und alle seine Helfershelfer sicherlich, um Preußen immer tiefer zu erniedrigen, zu schwächen, und bei nächster Gelegen- heit vollends zu vernichten. Wie ein Gefangener, Angeschmiedeter mußte Preußen es mit ansehen, als 1809 sich Oestreich noch ein- mal gegen Frankreich erhob, und nach kurzem, aber rühmlichem Kampf wiederum niedergeschmettert, zertheilt und verkleinert wurde. Noch war

5. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 630

1859 - Lübeck : Rohden
(330 Xxv. §. 10. Deutschlands sittliche und politische Wiedergeburt 20. zog er unter dem Zujauchzen des wetterwendischen Volks, an der Spitze der begeisterten Veteranen in Paris ein. Am 12. Juni zog er mit einer Armee von 300,000 Mann wieder aus, nach Norden, nach Belgien, um die dort noch lagernden Engländer unter Wel- lington und die Preußen unter Blücher unversehens zu überfallen und zu vernichten, und dann sich gegen die von allen Seiten wieder heranziehenden Russen und Oestreicher mit ihren Verbündeten zu stür- zen. Aber schon am 21. Juni kam er als elender Flüchtling aus der großen Schlacht bei Waterloo und Belle-Alliance nach Paris zurück, am 22. mußte er auf Begehren der französischen Kammern abermals seine Abdankung unterzeichnen, und am 15."Juli überlieferte er sich als Kriegsgefangener in die Hände der Engländer, die ihn nach St. He- lena brachten. Das waren die berühmten 100 Tage, in denen Na. poleon und ganz Frankreich der Welt den Beweis gaben, daß sie durch die bisherigen Niederlagen noch bei Weitem nicht genug gezüch- tigt, daß sie noch unverändert dieselben seien und zu bleiben gedäch- ten wie früher. Napoleon ist denn freilich unschädlich gemacht, und ist nach einer elenden siebenjährigen Gefangenschaft auf seiner einsa- men Felseninsel 1821 zur Ruhe gegangen. Ob man sagen darf zur Ruhe? Zwar mit dem Munde hat er in seinen letzten Tagen mehr- mals den Glauben an Jesus Christus, den Gottessohn und Welter- löser bekannt, aber ob auch mit den Herzen? Die Früchte, an denen wir den Glauben erkennen sollten, fehlen gänzlich. — Frankreich aber ist leider auch durch den zweiten Pariser Frieden keineswegs un- schädlich gemacht. Zwar wurde es etwas ernster gestraft, namentlich an Geld und durch mehrjährige Besatzung durch fremde Truppen. Aber die Verkleinerung Frankreichs, die Einschränkung in die alte natür- liche Grenze, die Zurücknahme der früher zu Italien, Spanien, Nie- derlande, Schweiz und Deutschland gehörigen Provinzen erfolgte nicht, auch sonst keine Maßregel zur Schwächung und Ueberwachung dieses ohne Unterlaß siedenden und gährenden Meeres, dessen Wellen nichts Anderes als Koth und Unflath ausschäumen. War es damals Gut- müthigkeit oder gegenseitige Eifersucht, oder noch Schlimmeres, was einen günstigem oder Heilsamern Friedensschluß verhinderte, — jetzt hat man hinlängllch sich überzeugen können, daß das revolutionäre unbußfertige Frankreich unter Bourbons und Orleans, als Re- publik oder als Kaiserreich fort und fort die gefährlichste Pest, das böse Princip für alle seine Nachbaren bleibt, und nach Beseitigung des ersten sehr wohl im Stande ist, auch noch einen zweiten und drit- ten Napoleon aus seinem Schooße zu erzeugen.

6. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 509

1859 - Lübeck : Rohden
Xxiii. 8- 11. Kriege gegen Türken und Franzosen. 509 Streitigkeiten unter den Fürsten anzufachen wider die Freunde des Kaisers, wider den Bruder der Kaisers, den römischen König Ferdi- nand, wider den Kaiser selber, schickte geheime Agenten, Spione durch's Land, wechselte Briefe, zahlte Gelder, und mehr als ein Mal ist es ihm gelungen, einen deutschen Fürsten zu beschwatzen und in sein Garn zu ziehen. Das sah der Kaiser klar genug, diesen bösen unermüdlichen Feind mußte er erst überwältigen, ehe er sich zu irgend welcher andern Unternehmung rüsten durfte. An wen aber sollte er sich wenden? wer sollte ihn dabei unterstützen, wenn er zu gleicher Zeit das deutsche Volk im Hader wider einander und die Protestanten voll Haß und Mißmuth wider ihn selber ließ? Das war also seine wichtigste Auf- gabe, die Deutschen zu versöhnen, den Protestanten nachzugeben, wie viel nur möglich war, und in dieser Absicht ward das Gespräch zu Regensburg gehalten. Die friedfertigsten Männer waren dazu aus- gewählt; der päpstliche Legat stand in den Hauptlehren ganz auf Seiten der Protestanten; die Feinde, die von Osten und Westen droh- ten, mahnten dringend zur Eintracht. Was war es denn nun, wo- durch das Ganze scheiterte? Nicht die Abneigung der Protestanten, sondern die heimlichen Praktiken der französischen Gesandten, welche die Einigkeit Deutschlands um jeden Preis zu hindern suchten, der offene Widerstand der bayerischen Herzöge und anderer Fürsten, welche sich an Rom verkauft hatten, oder für ihre Rechte und Besitzthümer fürchteten, und endlich der entschiedene Einspruch des römischen Hofes, welcher auch in der neuen geistlicher« Richtung, die er soeben eingeschlagen, lieber Himmel und Erde in Bewegung gesetzt hätte, als zugegeben, daß dem oberhirtlichen und oberrichterlichen Ansehen des Papstes (denn darum handelte es sich zuletzt) auch nur das Mindeste abgebrochen würde. §. 11. Kriege gegen Türken und Franzosen. Daß die alte Einheit der Christenheit zu Grunde gegangen, daß jeder Staat seine besonderen Wege einschlug, haben wir seit dem Un- tergang der Hohenstaufen und dem Aufkommen der französischen Macht schon hinlänglich wahrgenommen. Aber in keiner andern Thalsache stellt sich dieser Zerfall uns schrecklicher und widerwärtiger vor die Augen, als in dem Bündniß, welches einer der Hauptstaaten der Christenheit wider andere Christenstaaten mit dem Feinde der Christen- heit, mit den Türken, schließt. Welcher Staat zuerst seine Hand zu solch' schändlichem, unnatürlichem Bunde dargeboten hat, brauchen wir kaum zu fragen. Frankreich war es, welches zuerst von der katholi- schen Einheit sich losriß, Frankreich, welches zuerst die neuere un- christliche Staatskunst erfand und übte, Frankreich, welches alle höhere Interessen, alles geistliche Wohl der Bürger, alle heiligeren Pflichten der Obrigkeit zur Seite warf, und nichts als die Vergrößerung der

7. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 510

1859 - Lübeck : Rohden
510 Xxiii. §. 11. Kriege gegen Türken und Franzosen. Macht, des Reichthums, des Ansehens insonderheit der königlichen Gewalt als seine Hauptaufgabe bezeichnet. Franz 1. scheute sich nicht, mit Sultan Soli mail in das engste Bündniß zu treten- Die Flotten der Türken und Franzosen kreuzten vereinigt im Mittelmeer. In Neapel, in Spanien, in Sicilien konnte man in der Nähe des Meeres keinen Augenblick vor den mohamedanischen Bundes- genossen der Franzosen sicher sein. Die ganze nordafrikanische Küste glich einer zusammenhängenden Kette von Seeräubernestern. Eins derselben zu Tunis hatte Karl 1536 zerstört; ein anderes zu Algier konnte er nicht gewinnen, lind während die Kämpfe zur See noch dauerten, bewegten sich immer neue Heeresmassen aus dem Innern des türkischen Reichs die Donau herauf, und im Einverständniß mit ihnen rückten französische Heere gegen die flandrischen, spanischen und italienischen Grenzen. Soliman hatte 1541 in Ofen einen Pa- scha über Ungarn eingesetzt und eine ganz osmanische Regierungs- sorm über das uilglückliche Land gebracht. Nur ein kleiner Theil blieb in den Händen des östreichischen Ferdinand. Im Frühjahr 1543 brach der Sultan abermals von Adrianopel auf, um auch diesen letz- ten Rest zu gewinnen, um Wien zu erobern. In demselben Augen- blicke bedrohten die Franzosen zu gleicher Zeit die Küsten von Genua, die Gebirge von Navarra und die Niederlande. Sie zogen Däne- mark, sie zogen Schweden in ein Bündniß wider den Kaiser, sie wußten den jugendlich unerfahrenen Herzog von Cleve zu gewinnen, daß er Geldern dem Kaiser entriß und gegen ihn zu behaupten wagte. Er bekam am ersten die bösen Früchte eines solchen Bündnisses zu schmecken. Als im Herbst 1543 der Kaiser gegen ihn anrückte, er- schien kein Franzose zu seiner Hülfe, im Umsehen nahm der Kaiser sein Land ein. Und dann ging's gegen Frankreich, geradewegs auf Paris loö. Schon freueten sich die Deutschen, das Nest deö großen Tür- kenfreundes zu zerstören und auszuplündern, da gab Franz nach und schloß den Frieden zu Crespy 1544. Es wäre dem Kaiser unmöglich gewesen, solch schnellen Erfolg ge- gen den alten Erbfeind zu gewinnen, wenn er nicht sie Protestanten vollständig auf seine Seite zu bringen gewußt hätte. Der schmalkal- dische Bund war damals überaus mächtig. Er hatte eben erst den feindseligen Herzog Heinrich von Braunschweig aus seinem Lande verjagt, und Niemand hatte es gewagt, ihn daran zu hindern oder da- für zìi strafen. Die Könige von Dänemark und Schweden, welche beide die Reformation in ihre Länder eingeführt, wünschten nichts Lie- beres, als in den Bund mit ausgenommen zu werden. Dasselbe Be- gehren hatte auch der junge Herzog Wilhelm von Eleve, der im An-

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 202

1881 - Danzig : Boenig
202 Spanien und Baiern wollten sie nicht anerkennen und erklärten ihr den Krieg. Friedrich sandte sogleich einen Boten nach Wien und ließ der Kaiserin seine Hülfe anbieten, wenn sie ihm Schlesien abtreten wolle, worauf Preußen Erbansprüche hatte. Sein Aner- bieten ward abgelehnt. Nun griff Friedrich zu den Waffen, rückte plötzlich in Schlesien ein und nahm in wenigen Wochen das Land mit Gewalt. Obgleich Maria Theresia mit Hülfe ihrer getreuen Ungarn alle ihre Feinde besiegt hatte, gelang es ihr dennoch nicht, Frie- drich aus Schlesien zu vertreiben; denn in zwei Kriegen siegte dieser, und die Kaiserin mußte im Frieden zu Dresden 1745 Preußen den Besitz von Schlesien bestätigen. — Friedrich aber zog unter dem Jubel der Einwohner in Berlin ein, und überall in fremden Landen nannte man seinen Namen mit Achtung. Büttner. 255. Der siebenjährige Krieg (1756—1763). Maria Theresia konnte den Verlust Schlesiens nicht ver- schmerzen. Sie suchte daher nach einer Gelegenheit, die schöne Provinz wieder zu gewinnen. Und da kam es ihr zu statten, daß Preußens rasches Emporsteigen auch bei anderen Staaten Neid und Eifersucht erregte. So verbanden sich in der Stille Österreich. Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden, den König von Preußen wieder zum Range eines Kurfürsten von Brandenburg herabzudrücken. Und es schien unmöglich, daß Friedrich den Kampf gegen mehr als halb Europa zu bestehen imstande wäre. Indes besann sich der kühne Held nicht lange. Sobald er von dem geheimen Bündnis Kenntnis erhalten, be- schloß er, seinen Feinden zuvorzukommen. Unvermutet drang er in Sachsen ein,, und brachte das Land in seine Gewalt. Die heranrückenden Österreicher wurden geschlagen, das sächsische Heer gefangen genommen. Das war der Anfang des großen sieben- jährigen Krieges. — Friedrichs plötzlicher, glücklicher Angriff brachte alle seine Feinde in Bewegung. Außer den Österreichern rückten nun auch Franzosen, Russen und Schweden gegen ihn ins Feld, und selbst das deutsche Reich sandte ein Heer aus, um den Preußenkönig demütigen zu helfen. So stand eine Macht von mehr als einer halben Million Kriegern gegen ihn unter Waffen, denen er mit aller Mühe kaum 200,000 Mann ent- gegenstellen konnte. Aber er verzagte nicht und begann mutig den Riesenkampf. Viele blutigen Schlachten wurden in diesem Kriege geschlagen, und es gehörte wirklich ein Held dazu, wie Friedrich, um nicht zu unterliegen. Besonders blutig war die siegreiche Schlacht bei Prag (1757), in welcher der Feldmarschall Schwerin den Heldentod starb. Von diesem sagte der König, daß er mehr wert sei, als 10,000 Mann. In demselben Jahre

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 216

1881 - Danzig : Boenig
wie greifender Wein; drum kann er Verwalter des Schlachtfeldes sein. Juchheirassasah! :c. 3. Der Mann ist er gewesen, als alles versank, der mutig auf gen Himmel den Degen noch schwang; da schwur er beim Eisen gar zornig und hart, den Wälschen zu weisen die echt- deutsche Art. Juchheirassasah! :c. 4. Den Schwur hat er gehalten. Als Kriegsruf erklang, hei! wie der weiße Jüngling in'n Sattel sich schwang! Da ist er's gewesen, der Kehrauö gemacht, mit eisernem Besen das Land rein gemacht. Juchheirassasah! re. 5. Bei Lützen auf der Aue er hielt solchen Strauß, daß vielen tausend Welschen der Atem ging aus; viel Tausende liefen dort hast'gen Lauf; zehntausend entschliefen, die nie wachen auf. Juchheirassasah! k. 6. An: Wasser derhatzbach er's auch hat bewährt; da hat er die Franzosen das (schwimmen gelehrt. Fahrt wohl, ihr Franzosen, zur Ostsee hinab! und nehmt, Ohnehosen, den Wal- fisch zum Grab. Juchheirassasah! rc. 7. Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch! Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, nicht Burg! da mußten sie springen wie Hasen übers Feld, und hell ließ erklingen sein Hussah der Held. Juchheirassasah! ec. 8. Bei Leipzig auf dem Plane, o herrliche Schlacht; da brach er den Franzosen das Glück und die Macht; da lagen sie sicher nach blutigem Fall; da ward der Herr Blücher ein Feld- marschall. Juchheirassasah! ec. 9. Drum blaset, ihr Trompeten! Husaren, heraus! Du reite, Herr Feldmarschall, wie Winde im Saus! Dem Siege entgegen zum Rhein, übern Rhein, du tapferer Degen, in Frankreich hinein! Juchheirassasah! rc. Arndt. 269. Die Schlachten bei Ligny und Waterloo. Nach dem Sturze Napoleons traten die Fürsten Europas in Wien zu einer Versammlung (Kongreß) zusammen, um über die Neugestaltung der europäischen Staaten zu beraten. Da plötz- lich verließ Napoleon mit 1100 Mann seiner Leibwache die Insel Elba und landete in Frankreich. Mit Jubel wurde er überall aufgenommen und zog schon am 20. Tage feierlich in Paris ein. Auf die Nachricht hiervon sprachen die versammelten Fürsten so- gleich die Acht über den Friedensstörer aus, und ihre Heere marschierten aufs neue Frankreich zu. Auch Napoleon hatte unterdessen mit erstaunlicher Schnellig- keit eine große Armee aufgeboten. Damit brach er eilig gegen die Niederlande auf. Dort stand Blücher mit einem preußischen und Wellington mit einem englischen Heere. Napoleon warf sich

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 219

1881 - Danzig : Boenig
219 Preußen groß und glücklich zu machen, kräftig unterstützten. Schon als Prinzregent hatte er eine umfassende Umgestaltung des Heerwesens begonnen, die er nun als König vollendete. Diese hatte den Zweck, die Zahl der kriegsbereiten Truppen zu vermehren und überhaupt die Wehrkraft des Volkes zu erhöhen. In den drei folgenden Kriegen hat sich die Vortrefflichkeit seiner neuen Einrichtung erprobt und bewährt. 273. Der dänische Krieg (1864). Als im Jahre 1863 der König Christian Ix. den dänischen Thron bestieg, legte er Hand an, den geschlossenen Verträgen zu- wider Schleswig mit Dänemark zu einem Staate zu verbinden. Österreich und Preußen aber beschlossen, sich dem mit der Gewalt der Waffen zu widersetzen. Das kleine Dänemark, in der Hoff- nung, von andern Mächten unterstützt zu werden, nahm den Kampf auf. Während ein österreichisches Heer unter Gablenz in der Mitte des Landes einrückte, die Dannewerke nahm und bis in den Norden der Halbinsel eindrang, zogen die Preußen unter dem Prinzen Friedrich Karl an der Ostseeküste entlang. Der Insel Alien gegenüber, durch den Alsensund von ihr geschieden, liegt die Halb- insel Sundewit zwischen dem Golf von Apenrade und dem von Flensburg. Auf ihr hatten die Dänen die mächtigen Düppeler Schanzen angelegt. Diese, durch zahlreiches Geschütz und mehrere Kriegsschiffe verteidigt, hemmten den Vormarsch der Preußen. Sie zu nehmen war eine harte Arbeit; es mußten Parallelgräben gezogen und die Schanzen lange beschossen werden, ehe man zum Sturm übergehen konnte. Endlich am 18. April erfolgte dieser. Heldenmütig drangen die Truppen die Schanzen hinauf und brachten sie trotz des Feuers der feindlichen Geschütze in ihre Gewalt. Der Opfermut, den Ofsiziere wie Gemeine gezeigt hatten, die Kriegstüchtigkeit wie die vorzügliche Bewaffnung des Heeres (Zündnadelgewehr) erregten allgemeine Bewunderung. Nachdem die Truppen des Prinzen am 29. Juni auf Booten nach Alsen übergesetzt waren und die Dänen von dort vertrieben hatten, entschlossen sich diese endlich zum Frieden. Sie traten die Herzogtümer Schleswig-Holstein an Österreich und Preußen ab. — Mit Jubel wurden die siegreichen preußischen Truppen in der Heimat empfangen. Schillmam^ 273. Der österreichische Krieg (1866). Ein Zwiespalt wegen der Verhältnisse von Schleswig-Hol- stein und wegen der unhaltbaren Zustände des damaligen deut- schen Bundes führte im Juni 1866 einen Krieg zwischen Preußen und Österreich herbei, in welchem die mächtigsten deutschen
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