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1. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

2. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

3. Neue Zeit - S. 45

1897 - Stuttgart : Neff
den Allgäuern geschlossenen Stillstands, wieder aufgenommen und durch den Sieg an der Luibas beendet (14. Juli), um die gleiche Zeit wurden die Hegauer geschlagen. Waldshut ergab sich erst Dezember 1525. Die fränkische wurde an wilder Zerstörungslust und Mass- losigkeit der Ziele weit überboten von der thüringisch- sächsischen Erhebung. Ihr Mittelpunkt war die Reichs- stadt Mühlhausen, wo Thomas Münzer und Pfeiifer, von theokratisch-kommunistischen Ideen beherrschte Männer, im März den alten Rat gestürzt hatten. Landgraf Philipp von Hessen, Kurfürst Johann von Sachsen (Friedrich der Weise f 5. Mai), Herzog Georg von Sachsen u. a. Fürsten schlugen 15. Mai das Heer der Aufrührer bei Frankenhausen, worauf in dieser Stadt eine Massenhinrichtung erfolgte. Münzer und Pfeiffer wurden vor Mühlhausen enthauptet. Die Stadt Mühl- hausen, die sich ergab, wurde an Geld schwer gestraft und stand bis 1547 unter der Schutzherrschaft der drei Fürsten, die in jährlichem Wechsel ausgeübt wurde. Am meisten nachhaltige Thatkraft zeigten die Aufständischen in Tirol, wo die Erhebung insbesondere gegen das spanische Regiment Ferdinands und die blutige Verfolgung der neuen Lehre und deren Verkündiger gerichtet war, aber auch eine Beseitigung- aller weltlichen Gewalt und Besitztümer des Klerus erstrebte, in Erzbistum und Stadt Salzburg und in Steiermark. In Tirol musste Ferdinand den Bauern einige Lasten, z. B. den kleinen Zehnten, abnehmen und Jagd und Fischfang teilweise freigeben, versagte aber jedes dogmatisch-religiöse Zugeständnis. Sonst gewährten nur wenige Fürsten u. a. die Markgrafen von Baden einige Erleichterungen. Niederdeutschland und im ganzen das ostelhische Gebiet war von der Erhebung frei geblieben. Das Strafgericht, das die siegreichen Fürsten ausübten, überbot an Brutalität noch die Bauern (Massenhinrich- tungen ; im Gebiet des Schwäbischen Bundes bis Ende 1526 die Zahl der Hingerichteten auf loooo geschätzt, schwere Brand- schatzung und Strafgelder; in manchen Gegenden Abnahme der Privilegienbriefe). Eine systematische Knechtung erfolgte jedoch (westlich der Elbe) nicht. Die „Programme der Bauernschaften“. „Die gründlichen und rechten Hauptartikel aller Baurschaft und Hinter- sassen der gaistlichen und weltlichen Oberkayten,“ wohl von dem Kürschner Lotzer in Memmingen, Feldschreiber des Baltringer Haufens, verfasst, forderten Wahl und Entsetzung der Pfarrer durch die Gemeinde, sowie dass die Pfarrer „das heilig Evangeli lauter und klar predigen ohne allen menschlichen Zusatz, Leer und Gebot“, Aufhebung der Leibeigen- schaft, Abschaffung des kleinen Zehntens und des Totfalls, Verwendung

4. Mittelalter - S. 247

1896 - Stuttgart : Neff
— 247 — wandt hatten, hatte seit Beginn des Xiv. Jahrhunderts infolge der aufkommenden Taktik einer geschlossenen, mit Piken bewaffneten Infanterie (Schweizer, Husiten) seinen ursprünglichenberuf und damit die moralische Grundlage seiner Macht nach und nach verloren. Die allem nach in Deutschland gemachte Erfindung des Schiesspulvers oder, richtiger gesagt, der Feuerwaffentechnik wirkte in dieser Richtung erst später und verhältnismässig schwächer. Eine Artillerie schufen sich zuerst die Städte, besonders Nürnberg, dieses schon 1350, und im Xiv. und Xv. Jahrhundert besassen die Deutschen allein eine artilleristische Litteratur (Pulverfabriken sind aus der Zeit um 1450 bekannt in Aachen, Augsburg, Spandau). Die wirtschaftlichen Grundlagen des Rittertums wurden gemindert auch durch vielfache Erbteilungen, das Emporkommen der Städte und den Zerfall der Grossgrundherrschaften. Eingeengt wurde es durch das Emporstreben des weltlichen und geistlichen Territorialfürstentums. Freilich wahrten sich in Schwaben, Franken und am Rhein viele Rittergeschlechter (Nachkommen von Reichs- oder staufischen Ministerialen) Reichsunmittelbarkeit. Nur ein kleiner Teil der Ritter fand ein Unterkommen in den Domkapiteln und den oberen Regierungsbehörden der Fürsten. Der Mangel eines befriedigenden Einkommens und giftiger Neid und Hass auf das wohlhabende und wohllebende Bürgertum der Städte, dem an meist grobmateriellem Luxus es gleichzuthun sie bestrebt waren, führten dazu, dass die meisten Ritter immer mehr Raubritter wurden, die Warenzüge und Reisen der Städter in gutorganisiertem Spionierdienst ausforschten, die Wanderer beraubten, nicht selten verstümmelten und nur gegen schweres Lösegeld freigaben, aber ebenso auch die Bauern beraubten und misshandelten. Vielfach wurde das Raubrittertum1) von den beamteten Standesgenossen be- x) In einer Edelmannslehre des Xv. Jahrhunderts heisst es: Wiltu dich erneren Derwüsch in bi dem kragen, du junger edelmann, erfreuw das herze din, Ein westfälischer Spruch aus dem Ende des Xv. Jahrhunderts besagt: Ruten, roven, dat eu is ghein schände dat doint die besten von dem lande. Die Stimmung gegen die Städter „Baurn“ spricht sich aus in: folg du miner lere! sitz uf, drab zum ban! Halt dich zuo dem grünen wald, wan der bur ins holz fert, so renn ihn freislich an! nim im, was er habe, span uss die pferdelin sin! Bis frisch und darzuo unverzagt; wann er numinen pfenning hat, so riss im dgurgel ab! die paurn, die wellen uns fressen, den adel wolbekannt; das well gott nicht verhengen, wir wellens fürbass sprengen, recht wie die sew besengen.

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 179

1881 - Danzig : Boenig
179 zur Elbe und Nordsee hin. Wie an den Sitten der Väter, hielten sie fest an ihrem heidnischen Götterdienst. Vonalters- her lagen sie mit den Franken in Streit; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herr- schaft zu unterwerfen und zum Christentum zu hekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen und mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugten sich die Sachsen dem sieg- reichen Frankenkönig und ließen sich die fränkische Herrschaft und die christliche Taufe gefallen. — Einen zweiten Krieg führte Ka^l gegen die Longobarden in Italien, deren König ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen, eroberte die Hauptstadt des Longobarden- königs, setzte ihn ab und vereinigte das longobardische Reich mit dem fränkischen. 3. Mit dem Papste zu Rom stand Karl in guter Freund- schaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen machtvollen Schutz. Als daher Karl einst am Weihnachtsfeste in Rom war und im festlichen Schmucke am Altare der Peterskirche zum Gebet nicder- kniete, trat plötzlich der Papst vor und setzte dem König eine goldene Kaiserkrone aufs Haupt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten römischen Kaiser!" So wurde die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergänge des alten Römer- reiches vor mehr als dreihundert Jahren aufgehört hatte, wieder- hergestellt. Diese Würde machte Karl zum obersten Herrscher in der ganzen Christenheit. 4. Karl, der große Kriegsmann, war auch ein weiser Landes- vater. Sein weites Reich brachte er in die beste Ordnung. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das Ganze in viele kleinere Bezirke oder Gaue, an deren Spitze er angesehene und erfahrene Männer stellte, welche Grafen genannt wurden. Strenge hielt er darauf, daß überall im Reiche sein Wille gelte. — Die christ liche Religion lag ihm sehr am Herzen. Er erbaute viele Kirchen und sorgte, wo er nur konnte, für tüchtige Geist- liche. Für die Jugend stiftete er Schulen und bestellte geschickte Männer zu Lehrern. An seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeit lang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten Knaben mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und hier fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den. steißigen, aber armen Schülern und sagte: „Ich freue mich, liehen Kinder, daß ihr gut einschlaget; zu seiner Zeit soll 12*

6. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

7. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 314

1861 - Stuttgart : Hallberger
314 Paris. Eine der merkwürdigsten und wichtigsten Städte der Erde ist Paris, die Hauptstadt Frankreichs, die jetzt wohl anderthalb Millio- nen Menschen beherbergt. Ein ungewöhnliches Gewühl von Menschen drängt sich hier stetsfort in den Straßen. Elegant gekleidete Herren und Damen, Arbeiter und Bettler, Vornehme und Arme, fleißige Leute und Müssiggänger, Fußgänger, Reiter und Kutscher, — Alles füllt im buntesten Durcheinander die Straßen, die öffentlichen Plätze und Vergnügungsorte, so daß man glaubt, es könne in ganz Paris kein Mensch mehr zu Hause seyu. Obwohl auch hier unter 1200 Straßen manche krumm und winkelig sind, so findet man dagegen auch wieder viele, die in geradester Linie mit den großartigsten Häu- sern und Palästen besetzt sind. Die herrlichen Bauten, denen man hier fin jeder Straße begegnet, die prachtvollen Kaufläden, die sich in einer Straße oft zu Hunderten aneinander reihen, die wunder- schönen Brücken, die großen, oft mit den schönsten Statuen besetzten öffentlichen Plätze, sodann die reichen Kunstsammlungen und eine Menge anderer Gegenstände beschäftigen das Auge des Fremden Monate lang und setzen ihn alle Augenblicke in Staunen und Ver- wunderung. Die Königreiche Selgicn und Holland. Beide Königreiche bildeten früher das Königreich der Nieder- lande. Im Jahre 1831 riß sich aber der südliche Theil des Lan- des von dem nördlichen los, wählte sich einen König und bildet seitdem das Königreich Belgien, das aus 536 Q.m. 4'2 Mill. Einwohner zählt, die größtenthcils der katholischen Kirche angehören. Die Hauptstadt des Landes ist Brüssel. Antwerpen, Gent, Lüttich, Meäicln und Brügge sind wichtige Fabrik- und Handelsstädte. Das Königreich Holland ist so groß als Belgien, zählt aber nur 3 Millionen Menschen. Es ist "ein Land ohne Berg und Wald und liegt an manchen Stellen tiefer, als die Nordsee, gegen welche es durch kostspielige Dämme geschützt werden muß. Holland hat herrliche Wiesen und Weiden, und daher auch eine treffliche Vieh- zucht, die nebst dem Härings- und Walfischfang und bedeutendem Fabrikbetrieb eine Hauptnahrungsquelle der Einwohner bildet. Der Handel und die Schifffahrt beschäftigen ebenfalls Tausende von Men- schen; denn in fast allen Meeren trifft man holländische Schiffe an. Die Residenzstadt des Landes ist Haag. Gkßcr und wich- tiger aber ist Amsterdam (225). • Sie ist der Sitz eines großarti- gen Weltverkehrs und wird hierin nur von London übertroffen. Der sumpfige Boden macht es hier nothwendig, daß vor Erbauung

8. Leitfaden der Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 37

1886 - Stuttgart : Krabbe
— 37 — schwamm er hinüber. Mucius wollte die Stadt durch Ermordung des Königs retten; als er dabei ergriffen wurde, bekundete er seinen Heldensinn, indem er seine rechte Hand im Opferfeuer verbrennen ließ (daher Scävola, Linkhand, genannt). Clölia, eine der Geiseln, die dem König gestellt werden mußten, entrann durch kühne Flucht über den Tiber. Doch wurde Tarquinius nicht wieder eingesetzt, c. Auch der Latinerbund, an den er sich wandte, vermochte nicht seine Rückkehr zu erzwingen, sondern wurde am See Regillus geschlagen. In jenen Tagen wurde das Amt eines Diktators eingesetzt. Ein solcher wurde in gefährlichen Zeiten gewählt und hatte unumschränkte Vollmacht, aber höchstens auf 6 Monate. Tarquinius mußte den Gedanken an Rückkehr aufgeben und starb in Cumä. 2. Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern. Nun entbrannten lange innere Streitigkeiten. Die Patrizier, d. H. die Alt- und Vollbürger hatten allein Zutritt zu den bürgerlichen Ämtern, zu den Priesterwürden, sie waren die Führer im Krieg, in ihren Händen lag die Rechtspflege. Die Plebejer dagegen, die Neu- oder Halbbürger, hatten durch die Gründung der Republik nichts gewonnen. Von den Ämtern waren sie ausgeschlossen. Durch die vielen Kriege verarmten sie und gerieten in Schulden. Konnten sie diese nicht bezahlen, so verfielen sie strenger Schuldknechtschaft. Die Patrizier hingegen bereicherten sich an dem Gemeindeland, das besiegten Feinden abgenommen wurde und das nur sie pachten durften. Daher suchten die Plebejer ihre Lage zu verbessern. a. Da das Schuldrecht in unbarmherziger Weise gegen das Versprechen ihnen gegenüber angewendet wurde, zogen sie im Jahr 494 auf den „heiligen Berg", in der Nähe der Stadt, um eine Plebejerstadt zu gründen. Der Abgesandte Menenius Agrippa soll sie durch die Fabel vom Magen und den Gliedern, die sich gegen ihn empörten, zur Rückkehr beredet haben. In Wahrheit kehrten sie erst zurück, als man ihnen das Amt der Volkstribunen be-494. willigte. Diese Schirmvögte des Volkes hatten - sich der Plebejer anzunehmen und durften gegen alle Beschlüsse des Senats, die ihnen schädlich schienen, Einsprache erheben (Veto); ihre Person war heilig und unverletzlich. Wenige Jahre darauf wollte ein Patrizier Co-riolanus eine Hungersnot benützen, um die Plebejer zu zwingen, das neugewonnene Recht wieder aufzugeben. Darüber wurde er angeklagt und mußte die Stadt verlassen. Rachedürstend ging er zu den Volskern und führte deren Scharen siegreich unter die Thore Roms. Erst als seine Mutter und seine Frau an der Spitze eines Zuges römischer Frauen zu ihm hinausgingen, ließ er sich zur Umkehr bewegen. d. Wie in Athen, so wünschte auch in Rom das Volk geschriebene Gesetze, um nicht von den Patriziern willkürlich bedrückt zu werden. Nach langem Widerstreben willigten 451 die Patrizier

9. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 388

1887 - Stuttgart : Krabbe
388 1798. 1799. in ihre Kantone, zugewandte Orte und gemeine Herrschaften zerftel, vielfach mit aristokratischer Verfassung der einzelnen Kantone, mit Mhe ein Kriegsvorwand herbeigesucht, um dem Lande eine der franzsischen nachgebildete Verfassung ausntigen und es grndlich ausrauben zu knnen. Die Urkantone widersetzten sich vergebens in tapferem, aber ungleichem Kampf der ruberischen und mrderischen Freiheit lls. (Pestalozzi in Stanz). 2) Im gleichen Jahr benutzte man Unruhen in Rom, bei denen zufllig ein franzsischer General erschossen worden war, um dem Mft die weltliche Herrschast zu nehmen und ihn ge= fangen nach Frankreich abzufhren; Rom wurde eine Republik. 3) Als im Vertrauen auf die sich bildende Ii. Koalition die leidenschaftliche Knigin Marie Caroline von Neapel, eine Schwester von Marie An-toinette, Rom einnahm, vertrieben die Franzosen den Hof ans dem Festland und verwandelten Neavel in eine jl^.ntip4t-[che 9tep u= blik-(Neapel hie einst Parthenope) Jan. 1799. Nur Sicilien blieb dem Könige. hnlich wurde der König von Sardinien aus Piemont x auf feine Insel gedrngt (Ende 1798). ,Ih)Dertische Feldzua. Verschiedene Grnde be-stimmten Bonaparte zu dem merkwrdigen Unternehmen: 1) Er wollte seinen Rubm warm halten", während die Direktoren den gefhrlichen Mann, der damals schon an einen Staatsstreich dachte, gern in die Ferne ziehen lieen. 2) Das mmenhm Ostland war besonders lockend. 3) Von allen Gliedern der I. Koalition war nur ^nfiland noch im Krieg, und England war der glcklichste Feind: es beherrschte die See und hatte die Besitzungen des mit Frankreich verbndeten Holland in Ostindien,*~*t?ei;lon, Malaka, Molukken, Kapland an sich gebracht. Eine Landung in England, zu der man sich rstete, schien Bonaparte zunchst unausfhrbar. Dagegen war der Bmigmeys fr die Beherrschung des Mittel; meers, die Bekmpfung der englischen Seemacht, die Bedrohung der englischen Herrschaft in Indien vom grten Wert. 4) Wenn beim bevorstehenden Krieg in Europa das Direktorium m feiner Abwesenheit Niederlagen erlitt, um fo besser fr feinen Mit ungefhr 40 000 Mann und einem Stab ausgezeichneter Generale und Gelehrten fuhr er im Mai 1798, nicht bemerkt von dem kreuzenden Nelson, nach dem Nilland, das dem Namen nach dem Sultan, in Wahrheit den Mamelucken (S. 209) unter ihren 24 Beys gehrte? Unterwegs wurde Mgjlii dem Johanniter orden genommen. Alexandrien wurde mit leichter Mhe besetzt. Beschwerlich war der Wstenzug auf Kaixo^Nachdem das Reiter-Heer der Mamelucken m dem kleinen Gefecht bei gmb&Ml das pomphaft als Kchlam bei den Pjrainjjuu bezeichnet wurde, mit 5facher $erma$t die Mamelucken hatten nur etwas der 5000 Reiter fast ohne Verlust zersprengt war (2030 Tote!), zog er in Kairo, ein. Aber wenige Tage daraus war seine Flotte auf der Reedevon Abukir stlich von Alexandrien von Nelson ver- -1

10. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 85

1892 - Stuttgart : Metzler
- 85 — von der Mutter sorgfältig erzogen. Eine kleine Kanone war das Spielzeug des jungen Bonaparte, Geschichte und Mathematik waren seine Lieblingsstudien. Der begabte Knabe kam bald in eine französische Militärschule, in der er sich durch glänzende Kenntnisse hervorthat. Schon als junger Offizier zeigte derselbe ungewöhnliche Tapferkeit und Einsicht. Daher wurde er, erst sechsundzwanzig Jahre alt, zum Oberbefehlshaber einer Armee ernannt. Mit ihr sollte Bonaparte in Italien gegen die Oesterreicher und die italienischen Fürsten kämpfen. Sie war jedoch in kläglichem Zustande. Es fehlte ihr an Geld und Lebensmitteln, an Waffen und Kleidern. Allein er wußte in kurzer Zeit Ordnung und Begeisterung zu schaffen und errang Sieg auf Sieg. Erschrocken schlossen daher seine Gegner einen für Frankreich vorteilhaften Frieden. Nun übergab die französische Regierung dem Sieger Italiens die Führung einer Flotte, deren Aufgabe die Eroberung Aegyptens war. Bonaparte landete glücklich bei Alexandria und nahm die Stadt im Sturme. Hierauf ging der Zug unaufhaltsam vorwärts gegen die Hauptstadt Kairo. Dort, unter den Pyramiden, stand ein feindliches Heer der Leibwache (Mameluken) des türkischen Statthalters (Pascha). Dasselbe wurde vollständig besiegt, Kairo eingenommen. Unterdessen war Frankreich in einen neuen Krieg mit Oesterreich, England und Rußland verwickelt worden und hatte empfindliche Niederlagen erlitten. Darüber war das Volk sehr unzufrieden und sehnte seinen siegreichen General Bonaparte zurück. Als dieser hiervon hörte, schiffte er sich heimlich ein und erschien plötzlich in Paris. Hier wurde er mit Jubel empfangen. Mit seinem Anhange stürzte Bonaparte bald die Regierung und ließ sich selbst zum Konsul auf zehn Jahre ernennen. Nun zog derselbe zum zweitenmale nach Italien, wo er die Oesterreicher vollständig besiegte. Als er hieraus wieder nach Paris zurückgekehrt war, wuchs sein Ansehen und seine Macht immer mehr. Der Staatsrat ernannte ihn zum Konsul auf Lebensdauer und erklärte ihn endlich i. I. 1804 als Napoleon I. zum Kaiser der Franzosen.
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