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1. Neue Landeskunde des Königreichs Württemberg - S. 84

1911 - Stuttgart : Holland & Josenhans
— 84 — evangelische Teil der Bevölkerung wohnt vorzugsweise in den altwürttem- bergischen Gebieten, im Hohenlohischen und in den ehemaligen Reichsstädten, also inl wesentlichen im Neckarland einschließlich der Hohenloher Ebene, im Schwarzwald und auf der Nordhälfte der Alb. Vorwiegend katholisch sind das frühere österreichische Oberschwaben und der südliche Teil der Alb. Dazu kommen noch die Gegenden um den oberen Neckar bis Rottenburg, die Ellwanger Gegend und andere ehemals geistliche Gebiete. Die größeren Städte sind infolge der stetigen Zuwanderung von Fabrikbevölkeruug ihrem Religionsbekenntnis nach gemischt. 2. Abstammung und Mundart. Die Bewohner Württembergs teilen sich in Schwaben und Franken. Die Grenze zwischen beiden Volksstämmen zieht vom Oberlauf der Flüsse Murg und Enz durch die heutigen Oberämter Calw, Leonberg, Ludwigsburg, Marbach, Backnang, Gaildorf, Ellwangen. Die Schwaben nehmen V« der Bevölkerung ein. Sie zerfallen wieder in Oberfchwaben oder Oberländer und Niederschwaben oder Unterländer. Schwäbisch und Fränkisch sind in ver- schiedenen Abstufungen und Mischungen die Hauptmundarten des Landes. Im Südwesten des Landes wird Alemannisch gesprochen. Anderen Stämmen gehören an die einst aus Frankreich zugewanderten Waldenser in den Ober- ämtern Maulbronn und Leonberg (Villars, Pinache, Serres, Perouse usw.) und die aus Osterreich vertriebenen Protestanten in Freudenstadt. Die Schwaben sind im allgemeinen etwas langsam, zurückhaltend und wortkarg, aber besonnen und klar, sleißig und tätig, aufrichtig und von warmem Gemüt. Mit dem stark ausgeprägten Selbständigkeits- und Frei- heitssinn paart sich die altbewährte Tapferkeit, die Uhland in der „Schwäbi- fchen Kunde" so treffend gekennzeichnet hat. Die Gemütstiefe des Schwaben wird genährt durch den stillen Zauber der herrlichen Natur unseres Landes. Sie hat sich geoffenbart in so vielen herrlichen Söhnen des Schwabeulandes, wie Schiller, Wieland, Uhland, Kerner, Mörike n. a. Die Franken sind lebhafter, beweglicher, redefertiger und lebens- lustiger als die schwerfälligen Schwaben, aber im allgemeinen auch un- beständiger als jene. 3. Wirtschaftliche Verhältnisse. Bis über die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinaus war die Land- Wirtschaft die Hauptbeschäftigung der Bewohner Württembergs. Würt- Lemberg war ein reiner Ackerbau st aat. Das ganze Wirtschafts- leben ruhte vorwiegend auf einer Grundlage, der Bebauung des heimischen Bodens. Unser Volk konnte sich nur bis zu der Volksdichte vermehren, die seine Landwirtschaft ertragen und ernähren konnte. Alle überschüssige Be- völkeruug mußte auswandern und sich in fernen Ländern, in Rußland, Ungarn, Palästina, Amerika usw. eine neue Heimat gründen. Aber mit dem Aufblühen der Industrie konnte die bisher überschüssige Bevölkerung Be- schäftignng finden, und die Auswanderung nach außerdeutschen Ländern ließ daher stark nach. Heute beschäftigt die Landwirtschaft nur noch 37,7 °/<> der Bevölkerung. Da Industrie und Handel, diese andere Säule unseres Wirtschaftslebens, zurzeit 50°'o der Bevölkerung umfaßt, so steht die Land- Wirtschaft unter den Erwerbszweigen unseres Landes jetzt erst an zweiter Stelle.

2. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

3. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

4. Mittelalter - S. 4

1896 - Stuttgart : Neff
hungen znsammengehalten waren; wolil aber bestand zwischen ihnen ein Gefühl der Gemeinschaft, das sich in Abstammungssagen äusserte, wie z. B. der der Westgermanen von des Himmelsgottes Sohn Mannus und dessen drei Söhnen Ingo, Isto und Irmlno, den Stammvätern der Ingävönen an der Nordsee, der Istävönen am unteren und mittleren Ehein und der Herminonen im Binnenland bis zum mitteldeutschen Bandgebirge (dem „Her-cynischen Wald“). Die staatliche Gemeinschaft beschränkte sich auf die einzelne Völkerschaft; zwischen verschiedenen Völkerschaften, auch Stämmen bestanden Kultgemeinschaften, die aber kein politisches Band bildeten. Gemeinsame Kämpfe und Schicksale führten zur Bildung grösserer Gruppen, neben denen andere Stämme, wie die der Friesen zwischen Ehein- und Emsmündung (später_ „Ostfriesen“ auch östlich der Emsmündung), ihr Sonderdasein festhielten; die Gruppierungen selbst wechselten mit den Schicksalen und Interessen der einzelnen Völkerschaften und Stämme. Die mächtigste Gruppe in der Zeit von Cäsar bis Tacitus waren die Sueben, als deren ältester Stamm die zwischen Elbe und Oder sitzenden Semnonen galten; sie waren schon zu Cäsars Zeit, die Kelten zurückdrängend, bis an den Main und Mittelrhein vorgedrungen, einzelne Stämme, die über den Niederrhein gegangen waren, hatten hier mehr oder weniger ihre Nationalität mit der keltischen vertauscht. Während von den Sueben sich einzelne Teile wieder ablösten, wie die Markomannen, zuerst zwischen Main und unterem Neckar, dann in Böhmen, und die Langobarden, zwischen unterer Elbe und Weser, entstanden vom Ende des zweiten Jahrhunderts an, wo die Stämme überall wieder in Bewegung gerieten, neue grosse Gruppen: aus den Stämmen am rechten Ufer des Mittel- und Niederrheins {Chatten; Brukterer, Chamaven und Ampsivarier = die späteren Ripuarier] Sugambrer, Marser und Bataver = die späteren Salier) die Franken; aus deren östlichen Nachbarn (Cherusker, Angrivarier, Chauken u. a.) die Sachsen; die Semnonen bildeten wahrscheinlich den Kern der Alamannen, die sich in südwestlicher Eichtung über das hercynische Gebirge vorschoben. Die Hermunduren sassen zwischen Harz und Erzgebirge, die Quaden in Mähren. Die mächtigste Gruppe der Ostgermanen bildeten die Goten zwischen Oder, Weichsel und Ostsee; ihnen naheverwandt und benachbart waren verschiedene kleinere Völkerschaften, wie Rugierr Heruler und Gepiden, ursprünglich an der Ostsee. Mächtige ostgermanische Stämme waren ausserdem die Burgunder im Netze- und Warthe-Gebiet und die Vandalen zwischen Elbe und Weichsel.

5. Mittelalter - S. 11

1896 - Stuttgart : Neff
— 11 — § 3. Germanen und Römer bis zum Beginn der grossen Wanderungen. Zum erstenmal kamen Germanen mit Rom in Berührung durch den Vorstoss der Cimbern und Teutonen, die zuerst den mitteldeutschen Gebirgsgürtel durchbrachen; ihr Versuch, sich im römischen Herrschaftsgebiet festzusetzen, endete mit der Vernichtung der beiden Stämme durch Marius (s. I, § 90, r. 89). In den folgenden Jahrzehnten dehnten sich die Germanen auf Kosten der Kelten westwärts über den Rhein, südwärts über den Main aus, wurden aber von Cäsar über den Rhein zurückgedrängt (s. I, § 101, r. 100) und räumten, als unter Augustus die Römer die Grenzen ihres Reiches bis zur Donau vorschoben und sich auf dem rechten Rheinufer festsetzten, die Gebiete südlich des Mains; aber die römischen Versuche, die Markomannen, die sich in Böhmen festgesetzt hatten, und die Germanen zwischen Rhein und Elbe zu unterwerfen, scheiterten (s. I, § 110, r. 109). Andrerseits misslang der bat a bis che Aufstand, nachdem er eine Zeit lang den Bestand der römischen Herrschaft am Niederrhein, wie überhaupt in Germania inferior und den benachbarten Teilen Galliens, ernstlich bedroht hatte (s. I, § 114, r. 112); durch den limes (s. I, § 115, r. 113) wurde eine feste Grenze zwischen dem römischen Herrschaftsgebiet östlich des Rheins und dem freien Germanien geschaffen. Die Vorwärtsbewegung der Germanen nach Westen und Süden war im wesentlichen schon durch Cäsar und Augustus für lange Zeit zum Stillstand gebracht, was dauernde Sesshaftigkeit und in Verbindung damit einerseits Ausbildung des Ackerbaus und der Einrichtungen des Gemeinde- und des staatlichen Lebens, andrerseits vielfache Einwirkung römischer Kultur zur Folge hatte. In der zweiten Hälfte des Ii. Jahrhunderts nahmen die Ostgermanen die Wanderungen wieder auf, und zwar das Hauptvolk, die Goten, in südöstlicher Richtung nach den Ebenen zwischen Karpathen und Schwarzem Meer, andere, wie die Vandalen, in südlicher Richtung; in die dadurch frei werdenden Gebiete rückten Slaven nach und schoben sich so zwischen West- und Ostgermanen ein. Die Folge war, dass die Ostgermanen den Zusammenhang mit der Heimat und damit die wichtigste Voraussetzung für Behauptung ihres Volkstums zu verlieren begannen. Durch die Bewegung der Ostgermanen wurden die Markomannen und diesen benachbarte Stämme (die germanischen Quaden, die nichtgermanischen Jazygen) südwärts gedrängt; sie durchbrachen die Donaulinie zwischen Böhmer-

6. Mittelalter - S. 47

1896 - Stuttgart : Neff
47 — durch die Ordnung der Verhältnisse der fränkischen Kirche den Keim zugleich zu einer neuen eigenartigen Gestaltung des Verhältnisses zwischen Kirche und Staat und zu einem neuen eigenartigen Charakter des künftigen Weltreichs gelegt; er hat auch im Innern durch die Berufung von Reichsversammlungen, durch die, wohl schon von seinem Vater begonnene, Verbindung der commendatio mit dem Beneficialwesen (s. § 13) und durch einzelne Verwaltungsmassregeln, wie Einführung der Silberwährung, Verlegung der Heeresversammlungen auf 1. Mai, Einführung des römischen Kirchengesangs und Begründung einer höfischen Geschichtschreibung das Neue vorbereitet, das in umfassendem Zusammenhang und in Form fester Einrichtungen von seinem Nachfolger geschaffen wurde. Bei seinem Tod 768 hinterliess er das Reich seinen Söhnen Karl und Karlmann so, dass der ältere, Karl, die nördliche Hälfte erhielt, von der Karlmanns Anteil in weitem Bogen bis zu den Pyrenäen umspannt wurde. § 15. Die christliche Kirche im Frankeureich. Die abendländische Kirche stand mit der des oströmischen Reichs nur noch durch den römischen Bischof in einer gewissen Verbindung, die aber durch die Kirchenpolitik Ostroms, besonders im Bilderstreit (§ 12), und die langobardische Eroberung des grösseren Teils von Italien immer mehr gelockert, durch die Verbindung des Papsttums mit dem Frankenreich thatsächlich aufgehoben wurde. Durch die Ausbreitung des Islam wurde das Christentum aus dem Südosten, Süden und Westen des Mittelmeergebiets verdrängt. Ein um so grösseres Wirkungsfeld hatte die abendländische Kirche bei den grösstenteils noch heidnischen rechtsrheinischen Germanen; zugleich forderte die Verweltlichung und Verrohung der fränkischen Kirche im verfallenden Merovingerreich Abhilfe. In beiden Beziehungen übten Mönche der, auch wissenschaftlich regsamen, irisch-schottischen Kirche (s. § 10) eine verdienstvolle Thätig-keit. Der Ire Kolumba gründete in Burgund das Kloster Luxeuil, das auf Sittenzucht und wissenschaftliches Leben der fränkischen Klöster wohlthätigen Einfluss übte; von Brunichildis vertrieben, wandte er sich nach dem Oberrhein und predigte, wie schon früher sein Landsmann Fridolin, einige Zeit unter den Alamannen; sein Werk setzte sein Schüler Gallus, der Gründer des Klosters St. Gallen, fort. Bayern, wo das Herzogshaus schon seit längerer Zeit christlich war, wurde durch fränkische Missionare, die Herzog Theödo berufen hatte, um 700 dem Christentum vollends gewonnen. In Westfries-

7. Mittelalter - S. 3

1896 - Stuttgart : Neff
Erster Abschnitt. Zeit der Vorbereitung. Kapitel I. Die Germanen und ihre Beziehungen zur römischen Welt in den ersten Jahrhunderten n. Chr. § 2. Das Volk der Germanen. Wohnsitze, Gruppen und Stämme der Germanen. Die Germanen1), ein Zweig der indogermanischen Völkerfamilie, sassen spätestens seit dem Iv. Jahrhundert y. Chr. in dem Tiefland zwischen Weichsel und Rhein (früher Weichsel und Elbe), im Osten von den Slaven, im Süden und Westen von den Kelten eingeschlossen. Sie zerfielen sprachlich in zwei geographisch nicht genau gegen einander abzugrenzende Gruppen, die W e s t-und die Ostgermanen; von den Ostgermanen hatten sich schon früh die Nordgermanen als besondere Gruppe abgelöst, die Südskandinavien und die dänischen Inseln, später auch die jütische Halbinsel besetzte; den Nordgermanen gegenüber werden die übrigen Ostgermanen und die Westgermanen (diese in der Hauptsache die Vorfahren der heutigen Deutschen) auch zusammengefasst als Südgermanen. Eine einigermassen sichere Kunde von den gesellschaftlichen und staatlichen Zuständen des Volkes haben wir erst aus der Zeit der ununterbrochenen Berührung zwischen Germanen und Römern. Zu der Zeit, wo die Germanen in die Geschichte eintraten, zerfielen sie in eine grosse Anzahl von Stämmen, diese wieder in kleinere Völkerschaften, die in ihrer Gesamtheit durch keinerlei Band gemeinsamer Einrichtungen oder Bezie- x) Bedeutung und Herkunft des Namens „Germanen“ festzustellen ist bis jetzt nicht gelungen: der verbreitetsten Ansicht, dass er ein keltisches Wort sei, mit dem die Kelten die ihnen zunächst wohnenden Germanen als „Nachbarn“ oder als die „Rufer im Streit“ bezeichnet hätten, steht neuerdings die andere gegenüber, dass der Name germanisch sei und ursprünglich einige westgermanische Stämme als Abkömmlinge eines göttlichen Eponymos Garm {= der Feurige) bezeichnet habe. Jedenfalls scheint der Name erst im Lauf ■der Zeit von einer nordwestlichen Gruppe auf die dieser verwandten Stämme tind so schliesslich auf das Gesamtvolk übertragen worden zu sein.

8. Mittelalter - S. 13

1896 - Stuttgart : Neff
— 13 — das wenigstens dem Namen nach alle (auch nichtgermanische) Stämme zwischen den Karpathen und dem Don umfasste. Neben den Kämpfen zwischen Römern und Germanen gingen gegenseitige friedlicheeinwirkungen her. Die römischen Festungen in den Grenzländern waren ebensoviele städtische Mittelpunkte römischer Kultur, an deren Stelle später die ältesten deutschen Städte entstanden; die wichtigsten dieser Festungen waren Carnuntum (unterhalb Wiens an der Donau), Juvävum (Salzburg), Regina Castra (Regensburg), Augusta Vindelicorum (Augsburg), Augusta Rauracorum (Augst bei Basel), Argentoratum (Strassburg), Mogontiäcum (Mainz), Confluentes (Koblenz), Augusta Treverorum (Trier), Colonia Agrippinensis (Köln), Castra Vetera (Xanten), Noviomägus Batavorum (Nimwegen). Die Römer brachten den Weinbau, auch südliche Gemüse- und Obstarten in die wärmeren Gegenden Deutschlands, und in den Grenzländern lernten die Germanen von den Römern eine zweckmässigere Art des Ackerbaus. Die Kriegsdienste, welche viele Germanen seit Cäsar in römischen Heeren nahmen, der Handel, den römische Kaufleute in Deutschland trieben, und der Grenzverkehr mit den römischen Ansiedlern vermittelten den Germanen die Bekanntschaft mit römischer Art und römischen Einrichtungen, so mit römischer Bewaffnung, mit dein Stein-und Ziegelbau, mit Massen und Gewichten, freilich ohne dass die Masse der Bevölkerung diese Dinge angenommen hätte; auch der Gebrauch der wahrscheinlich durch Umbildung des römischen Alphabets entstandenen Runenschrift war ein beschränkter. Im römischen Reich lernten die Germanen zuerst eine durchgeführte staatliche Organisation, und zwar gleich die umfassendste und bedeutendste, die es gegeben hat, kennen, und die Idee des Staats war infolgedessen für das Bewusstsein der Germanen so mit dem Römerreich verknüpft, dass sie nicht sowohl andre Staaten an dessen Stelle setzen, als vielmehr selbst Glieder oder Fortsetzer dieses Reiches sein wollten. Andererseits bewirkte die massenhafte Ansiedlung von Germanen in den römischen Grenzgebieten und die Verwendung immer zahlreicherer germanischer Hilfsvölker im römischen Heer, dass nicht nur die römische Gesellschaft in Erscheinung und Gebaren viel Germanisches annahm, sondern auch die verschiedenen Stellen des Kriegs-, später auch des Verwaltungsdienstes im Reich bis zu den höchsten Stellen mehr und mehr in die Hände von Germanen kamen, bis schliesslich die lebendigen Kräfte, die das Staatswesen noch aufrecht erhielten, im römischen Reich, besonders in dessen westlicher Hälfte, überwiegend aus Germanen bestanden.

9. Mittelalter - S. 25

1896 - Stuttgart : Neff
Nach dem Tod seiner Brüder und Neffen vereinigte Chlotahar L (558—61) das ganze Reicli unter seinem Scepter. Vor den germanischen Mittelmeerstaaten hatte das Franken-reich vor allem voraus, dass hier der herrschende Stamm als ansässiges Bauernvolk seine bisherigen Wohnsitze in einem ihm ausschliesslich gehörigen Gebiet und mit durchaus germanischem Hinterland beibehielt; damit war einerseits die beste Gewähr für die Erhaltung seines Volkstums, wenigstens zum grossen Teil, und andererseits der Vorteil gegeben, dass keine einschneidenden Eingriffe in die Besitzverhältnisse und Einrichtungen der unterworfenen Völker nötig waren (s. § 5, E.). Ebenso wirkte das katholische Bekenntnis der Franken günstig auf das Verhältnis zur romanischen Bevölkerung und namentlich zur einflussreichen katholischen Kirche. Dazu kam, dass zwischen dem Frankenreich und Ostrom nirgends ein Gegensatz, wohl aber eine vielfache Gemeinschaft der Interessen bestand, was sich schon unter Chlodovech darin äusserte, dass dieser nach dem Westgotenkrieg von Kaiser Anastasius (491—518) den Konsultitel und das Patriciat erhielt. § 8. Untergang der Vandalen und Ostgoten; Justinian. Während im Frankenreich ein germanisches Staatswesen entstanden war, das auf der festen Grundlage eines grossen, ausschliesslich von Franken bewohnten Gebietes und des Zusammenhangs mit den ändern westgermanischen Stämmen ruhte und grosse Ausdehnungsfähigkeit besass, gingen die germanischen Staaten in Afrika und Italien rasch dem Untergang entgegen. Die tieferen Ursachen waren die kleine Minderheit, in der die arianischen Germanen als Eroberer einer katholisch-romanischen Bevölkerung gegenüberstanden, die zersetzenden Einflüsse einer höheren Bildung, die sie nicht ganz in sich aufnehmen konnten und wollten, die Unverwendbarkeit der alten staatlichen Ordnungen für die neuen Verhältnisse und der rasche Zerfall der alten gesellschaftlichen Gliederung (Verarmen der meisten Gemeinfreien und Aufkommen einer selbstsüchtigen grossgrundbesitzenden Aristokratie). Dazu kam, dass mit Theoderichs Tod die Verbindung der germanischen Mittelmeerstaaten, die ihre Stärke gewesen war, auf hörte. Den Anlass bildeten bei den Vandalen wie bei den Ostgoten innere Wirren und Zerwürfnisse. Bei den Vandalen hatte seit Geiserichs Tod (477) mit den Regierungen der einzelnen Könige auch die Behandlung

10. Mittelalter - S. 49

1896 - Stuttgart : Neff
— 49 — aber es wurde zugleich bestimmt, dass der Herrscher befugt sein sollte, im Bedürfnisfall neue Vergabungen von Kirchengut auf Lebenszeit vorzunehmen. — Als Greis übergab Bonifaz sein Erzbistum Mainz seinem Schüler Lul, um das Werk seiner Jugend, die Bekehrung der Friesen, wieder aufzunehmen. Hier fand der „Apostel der Deutschen“ 754 oder 755 den Märtyrertod. Zweiter Abschnitt. Zeit des Bundes zwischen Kaisertum und Papsttum. Kapitel Iv. Karl der Grosse. § 16. Karls Kriege. Karlmann starb schon 771, worauf sich Karl, ohne Rücksicht auf die Rechte seiner Neffen, mit Zustimmung der Grossen zum Alleinherrscher machte. Als solcher hat er ein fast alle Romanen und sämtliche deutsche Stämme des europäischen Festlands umfassendes christliches Weltreich geschaffen, das die Grundlage für die gesamte politische und kulturgeschichtliche Entwickelung des Mittelalters geworden ist und deren Richtung bestimmt hat. Der langwierigste und schwerste Krieg, den Karl geführt hat, war der gegen die Sachsen. Diese zerfielen in vier Stämme, die Nordalbingier zwischen Eider und unterer Elbe, die Ostfalen auf dem linken Ufer der Elbe und (sächsischen) Saale bis zur Unstrut im Süden, die Engem auf beiden Seiten der Weser und die Westfalen zwischen Hunte im Nordosten und Sieg im Südwesten. Ein Bauernvolk mit Hofsiedelung, nach den drei Ständen der Adelinge, Frilinge und Lassen (Hörige) gegliedert, in viele Gaue mit ebenso vielen Häuptlingen ohne gemeinsames Oberhaupt geteilt, hingen sie zäh an dem Brauch und der Religion ihrer Väter; ihr Recht unterschied sich von dem der ändern germanischen Stämme durch die Härte der Strafbestimmungen, besonders viel häufigere An- Lehrbueh d. Weltgeschichte. Mittelalter. 4
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