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1. Neue Zeit - S. 59

1897 - Stuttgart : Neff
59 Magdeburg, Bremen, seit Mai Lübeck) zunächst auf sechs Jahre sich zu gegenseitiger Hilfe verpflichteten bei allen Angriffen „um des Worts Gottes, evange- lischer Lehr oder unseres heiligen Glaubens willen“. Der Anschluss der Schweizer Reformierten erfolgte nicht, weil diese (vor allem Zürich und Bern) sich weigerten, die Tetrapolitana anzunehmen, was übrigens Sachsen auf die Dauer auch kaum genügt hätte. Die Möglichkeit eines politischen Anschlusses der meisten oberdeutschen Städte an die Schweizer, den Zwingli seit langem als einen Teil seiner umfassenden Projekte erstrebte, wurde durch den Untergang Zwinglis in der Schlacht bei Kappel (11. Oktober 1531) und den zweiten Kappeier Frieden beseitigt, in dem die reformierten Städte ihre „Burg- rechte“ aufgeben mussten. Untergang Zwinglis. Zwinglisplan war, dieeidgenossen- schaft so umzugestalten, dass das seitherige Uebergewicht der (an Bevölkerungszahl weit nachstehenden) fünf alten Orte durch ein noch ent- schiedeneres Uebergewicht der (meistens schon reformierten) Städte ersetzt würde, und mit ihr die oberdeutschen Städte zu verbinden. Aber in Zürich selbst musste er einer immer stärker werdenden Gegnerschaft gegenüber die massgebende Leitung der Politik aufgeben (Mitte 1530), und von den reformierten Eidgenossen widerstrebte Bern Zwinglis politischen Planen, besonders seiner Kriegspolitik. Da die fünf Orte den Bündnern im „Müsserkrieg“ gegen einen mailändischen Abenteurer keine Hilfe leisteten, entstand bei Zürich grosser Argwohn. Zwingli wünschte Krieg, aber auf Drängen der andern Städte, besonders Berns, beschlossen die reformierten Städte Mitte Mai 1531 gegen die fünf Orte eine (im ersten Kappeier Frieden vor- gesehene) Proviantsperre. Die fünf Orte, hiedurch bedrängt und erbittert, erklärten, ohne das Ergebnis ihrer Unterhandlungen mit dem Kaiser, Ferdinand, dem Papste u. a. abzuwarten, 9. Oktober den Krieg. Am 11. Oktober wurde das an Zahl bedeutend schwächere und in ungünstiger Stellung sich befindende Züricher Heer von dem der fünf Orte bei Kappel geschlagen; Zwingli fiel neben vielen andern hervorragenden Persönlichkeiten. Die fünf Orte Hessen seinen Leichnam vierteilen und als den eines „allererzesten Erzketzers“ verbrennen. Ein Heerhaufen evangelischer Städte wurde in schmählicher Weise von Zugern geschlagen (23. Oktober). In Stadt und Land Zürich wurde das Verlangen nach Frieden trotz Hilfs- bereitschaft Hessens und Strassburgs immer dringender und allgemeiner. In dem 16. November abgeschlossenen Frieden wurde die Gleichberech- tigung der Orte beider Konfessionen ausgesprochen, sowie Parität für die gemeinen Herrschaften, jedoch sollte eine katholische Minder- heit bei ihrejn Glauben geschützt sein. Das Burgrecht der Evangelischen wurde aufgehoben. In den Herrschaften des Klosters von St. Gallen, die der Abt jetzt zurückerhielt, gelangte zumeist die alte Kirche wieder zur Herrschaft, wie auch im Rheinthal, in Rapperswil und den „freien Aemtern“ des Aargau; in Glarus gewann sie wieder Boden, in Solothurn so ziemlich die Allein- herrschaft. Kaiser Karl hatte sich trotz Zuredens Ferdinands und des Papstes im zweiten Kappeier Krieg neutral verhalten — hauptsächhch wohl aus Rück- sicht auf Frankreich. Organisation des Sehmalkaldener Bundes. Der Bund zerfiel in zavei Kreise, den oberdeutschen und den sächsischen. Die Voll-

2. Neue Zeit - S. 123

1897 - Stuttgart : Neff
I Stillstandes, im Anschluss an Unterhandlungen von Bischöfen beider Lager, innerlich wenig dogmatisch gerichtet und seiner Gemütsart nach calvinistischem Wesen fremd, 25. Juli 1593 feierlich zur katholischen Kirche zurück. Er wies aber das Verlangen der Ligue, anzuerkennen, dass sein Ueber- tritt und seine Absolution durch den Papst Vorbedingung sei- j nes königlichen Rechtes sei, zurück und setzte den Krieg, im Einvernehmen mit schon 5/g der französischen I Bischöfe, fort. Er zog, auf Grund einer Abmachung mit dem [Gouverneur, 22. März 1594 in Paris ein; die spanische Be- I Satzung erhielt freien Abzug. Die Städte der Ligue, wie auch jj die Grossen erkannten ihn grösstenteils bald darauf an, viele I (so Karl von Mayenne Anfang 1596) gewann Heinrich nach und nach durch bedeutende Zugeständnisse von Geld, Einkünften | und hohen Posten. Die Gefahr, dass die gallikanische Kirche - durch Ernennung eines Patriarchen sich Rom gegenüber selb- > ständig stelle, sowie das Bedürfnis eines Gegengewichts gegen [Spanien überwanden die Bedenken Clemens’ Viii. Er er- kannte September 1595 Heinrich an, der sich formell einer päpstlichen Lossprechung vom Bann unterwarf. Für den • Krieg, den Heinrich seit Anfang 1595 offen mit Spanien führte, gewann er 1596 England und Holland, dann auch Venedig und Toskana zu Bundesgenossen. Unter päpstlicher Ivermittlung schloss Heinrich, ohne Rücksicht auf seine : Verpflichtungen gegen England und die Niederländer, mit P h i- [ lipp 2. Mai 1598 den Frieden von Vervins. Spanien | gab alle Eroberungen zurück, so dass der territoriale Stand des Friedens von Cateau-Cambresis erneuert | wurde. Aber Heinrich unterstützte auch fernerhin die Nieder- [ länder mit Geld und Truppen, Spanien seinerseits gegen Hein- | rieh gerichtete Verschwörungen. Mit Savoyen schloss Heinrich 1601 Frieden; er trat Saluzzo ab gegen Gebiete zwischen Lyon i und Genf. Das ,.beständige und unwiderrufliche“ Edikt von Nantes (15. April 1598) war bestimmt, die Hugenotten (nur noch 720 Ge- [ meinden) zu beruhigen und zu befriedigen. Die katholische Kirche wurde zur Landeskirche erklärt: sie wurde überall, | auch in den bis jetzt ausschliesslich protestantischen Gebieten zugelassen und erhielt ihre Güter zurück; die Protestanten hatten die katholischen Feiertage und die kanonischen Ehegesetze zu beobachten, der Kirche auch den Zehnten zu entrichten. Aber es wurde ihnen Gewissensfreiheit gewährleistet, Kultus- freiheit nur in den Orten, wo sie zur Zeit thatsächlich bestand, und in den Schlössern des Adels, aber nicht in

3. Neue Zeit - S. 132

1897 - Stuttgart : Neff
darunter jetzt auch Kurbrandenburg) setzten die katholischen Stände eine Beschwerdeschrift entgegen, in der sie u. a. Ausschluss der Calvinisten vom Religionsfrieden und Zurückgabe aller seit dem Passauer Vertrag bezw. dem Religionsfrieden eingezogenen Stifter forderten. Dem Kaiser wurden 80 Römermonate Türkenhilfe verwilligt. Die Sessionsfrage blieb ungelöst; als Magdeburg im Fürstenrat erschien, verliessen alle katholischen Stände den Raum, Magdeburgs und Haiberstadts Vertreter verliessen den Reichstag, nachdem Rudolf zugesichert hatte, dass dies ihren Rechten keinen Eintrag thun solle. Auf dem nächsten Reichstag Ende 1597 und Anfang 1598 erschienen die Administratoren, dem Kaiser zulieb, gar nicht. Die Korrespondierenden (jetzt ohne die Städte) bewilligten dem Kaiser, der sich durch seinen Bruder Matthias vertreten liess, nur 40, nicht wie die Mehrheit 60 Römermonate, erklärten, durch den Mehrheitsbeschluss nicht gebunden zu sein, und protestierten gegen die übliche Bedrohung der säumigen Stände mit Reichs- acht oder schweren Geldstrafen. Schwäche des Reichs. Aachen und Bistum Strassburg-. Die nieder- und mittelrheinischen Reichsgebiete hatten schon lange infolge der niederländischen Kämpfe durch Verkehrs- hemmungen, Handelssperren, Durchzüge und Einfälle räuberischer Söldnerscharen, seit der Kölner Stiftsfehde auch durch Hinüber- spielen des eigentlichen Krieges zu leiden. 1598 bezogen die Spanier im rheinisch-westfälischen Kreise Winterquartiere und begingen die schwersten Unthaten, besonders gegen Protestanten (Wesel vorübergehend wieder katholisch). Die Kreisorganisation erwies sich dieser Verletzung der Reichsintegrität gegenüber als unzulänglich, zumal da die katholischen Minderheiten der betroffenen fünf Kreise die Mehrheitsbeschlüsse nicht befolgten; Kursachsen wollte aus Ruhebedürfnis, der Kaiser und Bayern, weil die Sache der „Staaten“ und damit der Protestantismus hätte daraus Nutzen ziehen können, nur Unterhandlungen; zu, überdies unwirksamen, Operationen der Kreistruppen kam es erst, als das Gros der spanischen Armee das Reichsgebiet wieder ver- lassen hatte. Der Versuch der kurpfälzischen Politik und Partei, ein politisches Bündnis aller Protestanten zu stände zu bringen, um im Anschluss an eine Säuberung des Reichsgebiets den Gegner Spaniens zu unterstützen, scheiterte. In der Reichs- stadt Aachen hatte der Rat 1583 im Widerspruch mit der 1560 vom Kaiser auferlegten Ordnung den Anhängern der Confessio Augustana die Religionsübung freigegeben und der Protestantis- mus immer mehr die alte Kirche zurückgedrängt. Rudolf ver- fügte 1593 Wiederherstellung der Alleinherrschaft der katho-

4. Neue Zeit - S. 134

1897 - Stuttgart : Neff
— 134 — verteidigten Szigeth, 71 Jahre alt, starb (1566). Nach dem Pall Szigeths zog das türkische Heer sich zurück, und es wurde ein Friede auf acht Jahre auf Grundlage des status quo geschlossen. (Ueber die türkische Eroberung Cyperns und die Niederlage bei Lepanto s. S. 110.) Grössere und kleinere Grenzüberfälle, meist von seiten der Türken bzw. Siebenbürgens, wiederholten sich während des äusserlichen Friedenszustandes. Die Gefahr eines grossen Türkenkrieges, die infolge der Wahl Maximilians durch einen Teil der Polen (1575) eintrat, verschwand mit dessen baldigem Tode. Schon unter Ferdinand begann die systematische Ansiedelung von Serben („Uskoken“), die steuerfrei blieben, eine Grenzwacht bildeten und gegen Sohl zu Kriegs- diensten verpflichtet waren, im südlichen Grenzgebiet des habsburgischen Ungarn. Die Türkei griff, obwohl 1590 der Friede auf längere Frist erneuert worden war, 1598 wieder an. Als 1595 durch Abfall Sigmund Bathorys, der Moldau und der Rumänen die Türken von schweren Verlusten betroffen worden waren, zog Mohammed Iii. 1596 selbst aus, nahm Erlau und behauptete es in dreitägiger Schlacht bei Keresztes (an der Theiss). Nach einigen Jahren überwiegender Erfolge gestaltete sich der Krieg immer un- günstiger für die Kaiserlichen (1600 Verlust Kanicskus, der Vormauer Steier- marks), auch infolge des Missregiments, der schweren Ausschreitungen der Söldner und der politischen und konfessionellen Bedrückung im habsburgischen Ungarn und in Siebenbürgen, das Bathory 1597 an Rudolf abgetreten hatte. In Siebenbürgen warf sich der Magyare Stephan Böeskay als Fürst auf, indem er-»sich an die Türken anlehnte; er besiegte ein habsburgisches Heer und bestimmte die (zum Teil deutsche) Stadt Kaschau in Oberungarn, der jede protestantische Religionsausübung untersagt und ihr umfassender Besitz an Landgebiet abgesprochen worden war, ihm beizutreten. Ein ungarischer Reichstag ernannte ihn zum Fürsten von Ungarn und Siebenbürgen; bald darauf be- stätigte ihn der Sultan als König von Ungarn-Siebenbürgen. Die Erhebung Böeskays ermöglichte den schon länger erschöpften Türken, obwohl sie durch Aufstände in Kleinasien und einen gefährlichen Krieg gegen das schiitische Persien (Abhas d. Gr. 1586—1628) in Anspruch genommen waren, wieder Fortschritte zu machen. Erzherzog Matthias schloss im Namen seines Bruders Rudolf Anf. 1606 mit den ungarischen Ständen und Böeskay in Wien einen Friedensvertrag, der den Adeligen, den Freistädten und den königlichen Marktflecken, sowie den Grenztruppen freie Religionsübung (d. h. katholische oder lutherische oder calvinistische) zusicherte, den Ständen Aussicht auf Sicherung ihrer Freiheiten bot und Böeskay (f 1610) das Fürstentum Siebenbürgen samt nördlichen und nord- westlichen Grenzgebieten zuerkannte (etwa 2000 Q.-M. gegen 1200 Q.-M. des österreichischen Ungarns). Gegen Ende des Jahres 1606 schloss Matthias einen zwanzigjährigen Waffenstillstand mit den Türken auf der für diese günstigen Grundlage des status quo, aber ohne Verpflichtung zu jährlichem Tribut. Seit 1610 gab es vier ungarische Pa- schaliks: Ofen, Temeswär, Kanicska und Erlau.

5. Neue Zeit - S. 144

1897 - Stuttgart : Neff
144 Generalständen 1614 liervor und war unter Ancre Mitglied des Staatsrates. Geschmeidig vertrat er bei seinem Vorwärtsstreben ganz andere Anschauungen als später, z. B. einmal die vollständige Freiheit der Kirche, ein andersmal die Selbständigkeit der Provinzen. Bei seiner Regierung war seine Haupt- stütze der gewandte Diplomat (Kapuziner-) Pater Joseph (Franz Ledere du Tremblay). Riehelieus Regiment. Die äussere Politik Hein- richs Iv. nahm Richelieu auf, indem er, mit Savoyen und Venedig verbündet, die Spanier aus dem Veltlin und aus Grau- blinden hinauswerfen liess, obwohl das auch dem Protestantismus zu gute kam; freilich stimmte er, in seiner Stellung durch die katholisch-spanische Partei sehr bedroht, 1626 einem Vertrag zu, der diese Gebiete nach Schleifung der festen Plätze wieder in die Hand Spaniens gab. Auch schloss er 1624 ein Schutz- und Trutzbündnis mit den Generalstaaten. Der Zentralisierung und nationalen Geschlossenheit des Staats, sowie der Alleingewalt der Krone, die er für Frankreich erstrebte, stand die Sonder- stellung der Hugenotten entgegen, die von einem Teil derselben auch missbraucht wurde. Bei seinem ersten Hugenottenkriege 1625/26 wurde er von England (s. S. 141) und Holland mit Schiffen unterstützt. Im zweiten Hugenottenkriege, in dem England die Hugenotten unterstützte, nahm er nach mehr als einjähriger Belagerung La Rochelle 1628 und warf 1629 die Hugenotten des Südens und deren Führer Rohan nieder. Er verfuhr aber meistens mit grosser Milde und erneuerte das Edikt von Nantes, nur dass den Hugenotten die Sicherheitsplätze und das Recht der Assemblées genommen waren. Später verbot ihnen Richelieu die Anstellung nichtfranzösischer Geistlicher und die Abgabe französischer ins Ausland. Den Uebertritt belohnte er, aber sonst hielt er streng das Edikt und schützte die Hugenotten gegen die Intoleranz der Katholiken. Bei seinem Bestreben, die Macht der Krone zu erhöhen, wurde Richelieu im ganzen durch die Stimmung der Bauernschaft und des städtischen Bürger- tums unterstützt. Gegen den Hochadel, der immer wieder sein durchgreifendes Regiment zu stürzen suchte, ging Richelieu mit äusserster Rücksichtslosigkeit vor. Durch ausserordentliche Kommissionen liess er solche Rebellen, die sich von Spanien oder vom Kaiser unterstützen Hessen, und hinter denen nicht selten des Königs Bruder Gaston von Orléans stand, aburteilen. Einige so vollzogene Hinrichtungen waren Justizmorde. Durch energisches Eingreifen in den Mantuanischen Erbfolgekrieg erreichte er, in zwei Feldzügen über Spanien und das mit ihm verbündete Savoyen-Piemont, sowie die Kaiserlichen siegreich (1629 und 1630), im Frieden von Chierasco 1631 für den nächst- berechtigten französischen Herzog von Nevers die kaiserliche Belehnung mit Mantua, die Räumung Montferrats von spanischen, Graubündens von kaiser- lichen Truppen und für Frankreich Pinerölo und die Bundesgenossenschaft Savoyens. Sein unmittelbares Vorgehen gegen das Haus Oesterreich bestimmte die Königinmutter und die Mehrzahl des Hofes zum Versuch, Richelieu zu stürzen. Aber der König wandte rasch seine Gunst dem Kardinal wieder zu

6. Neue Zeit - S. 224

1897 - Stuttgart : Neff
224 tischer Eltern das Recht zugesprochen, durch Uebertritt sich von der elterlichen Gewalt zu befreien und ihr Erbteil zu erhalten. Die Hugenotten suchten durch Bittschriften an den König wieder zu ihren Rechten zu kommen. Als im Süden auf den Stätten zer- störter Kirchen zum Gebet versammelte Hugenotten gegen An- griffe sich wehrten, wurden manche hingerichtet, viele vom Pöbel abgeschlachtet. Die „Dragonaden“ mit ihren Greueln wurden seit 1681 angewendet, 1685 organisiert und erzwangen die Be- kehrung, auch mancher Städte. Einem Gesuch der assemblée générale des Klerus entsprechend, hob der König 25. Oktober 1685 das Edikt von Nantes auf. Die Ausübung der pro- testantischen Religion wurde untersagt, die Erzie- hung aller Kinder der Hugenotten im katholischen Glauben angeordnet („Kinderjagden“); bei schwerster Strafe (anfangs Galeeren-, später Todesstrafe) wurden die protestanti- schen Geistlichen verbannt, den Laien dagegen die Auswande- rung verboten. Gegen die erwachsenen Hugenotten setzte man die Dragonaden fort. Der Herzog von Savoyen wandte sie, noch greulicher, gegen die Waldenser an. Papst Innocenz Xi. miss- billigte diese Bekämpfung der Ketzerei. Ueber 400000 Huge- notten verliessen in den Jahren 1680—1750 Frankreich, im ganzen an Charakter, Geist und Leistungen die tüchtigsten Leute. Sie fanden Aufnahme vor allem in England, Hol- land, Genf, Zürich, Bern und in Deutschland ausser in Kurbrandenburg (s. S. 195) auch in Hamburg, Frankfurt, Hessen-Kassel, Baden-Durlach, den braunschweigischen Landen. Ludwig Xiv. und das Reich 1684—88. Ludwig bekriegte seit 1684 Genua, Anfang 1685 musste es sich unterwerfen und so ziemlich seine gesamte Kriegsflotte ausliefern. Die Aufhebung des Edikts von Nantes hatte jede protestantische Bundesgenossen- schaft unmöglich gemacht. Da Ludwig ihm nicht zu Pommern verhelfen wollte, andrerseits die Thronbesteigung Jakobs Ii. eine schwere Gefahr für den Protestantismus war, hatte dergrosse Kurfürst schon vorher begonnen, sich langsam von der französischenallianzloszuschälen. Anfang 1685 nahm er das Bündnis mit den Niederlanden wieder auf, Anfang 1686 schloss er ein Defensivbündnis mit Schweden. Verhandlungen mit dem Kaiser führten nur langsam und schrittweise zu einem Ergebnis: Anfang 1686 verpflichtete sich Kurbranden- burg gegen ein Subsidium dem Kaiser mindestens 7000 Mann Türkenhilfe zu stellen (es stellte 8000). Ueber die schlesische Frage einigte man sich dahin, dass Kurbranden- burg auf seine Forderungen gegen Abtretung des 24 D-Meilen grossen Schwiebuser Kreises verzichtete. Aber die öster-

7. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

8. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

9. Neue Zeit - S. 68

1897 - Stuttgart : Neff
Ende 1587 von einem türkischen beiessek schwer geschlagen. Dagegen schloss Johann Zäpolya mit Ferdinand 1538 ein Abkommen dahin, dass Fer- dinand nach Johanns Tode ganz Ungarn zufallen sollte. Auch nach dem Waffenstillstand von Nizza ging mit den Türken der Kampf weiter, dem sich Paul Iii. anschloss. Venedig dagegen schloss 1589 Frieden; es trat die von den Türken eroberten Kykladen und seine letzten Besitzungen auf Morea ah. Nachdem Zäpolya Mitte 1546 mit Hinterlassung eines Säuglings Sigismund gestorben war, zeigte sich Soliman bereit, diesen als König von Ungarn an- zuerkennen, und bereitete einen grossen Kriegszug vor. § 26. Niedergang des Schmalkaldener Bundes und Karls V. vierter Krieg mit Frankreich. Kurzsichtigkeit und Glaube an friedliche Gesinnung Karls . hielt die Mehrheit, der Schmalkaldener ab, den Vorteil, den neu sich regende Feindseligkeit zwischen Franz und Karl ihnen dar- bot, zu benützen. Die Ehe Heinrichs Viii. mit Anna von Cleve (Ende 1539), die Heinrich bald wieder auflöste, entfremdete ihnen England nur noch mehr. Verhängnisvoll für den Bund und den deutschen Protestantismus wurde die Nebenehe, die Philippvonhessen, der militärisch und diplomatisch fälligste und entschlossenste unter den evangelischen Fürsten, März 1540 mit Zustimmung Bucers, schliesslich auch Luthers und Melan- chthons ein ging. Bigamie war in der Carolina mit schwerer Todesstrafe belegt. Den Rückhalt, den Philipp gegen ein etwaiges darauf begründetes Vorgehen des Kaisers brauchte, versagte ihm der Kursachse. Relig-ionsg-espräche. Philipps Geheimvertrag mit Karl. Einer Bestimmung des Frankfurter Anstands gemäss fanden, mit verklausulierter Genehmigung der Kurie und bald in An- wesenheit päpstlicher Legaten, zur Erzielung einer „Concordia“ Religionsgespräche statt: 1540 in Hagenau, Anfang 1541 in Worms, April bis Juli 1541 auf dem Reichstag in Regensburg (päpstlicher Legat Contarini — Karl anwesend). Ueber manche Fragen, insbesondere die der Rechtfertigung, wurde eine Einigung erzielt, aber die der lutherischen Auffassung ziemlich nahekom- mende Formel wurde von der Kurie verworfen, von Kursachsen nur bedingt angenommen, und über andere Fragen, wie die Transsubstantiation konnten sich auch die Kollokutoren nicht einigen. Der Reichsabschied verfügte, dass die Protestanten bei den vereinbarten Artikeln bis zu einem, auf deutschem Boden abzuhaltenden, allgemeinen oder nationalen Konzil, läng- stens aber l1^ Jahre lang bis zu einem neuen Reichstag be- harren, die katholischen Prälaten aber einstweilen die Reform des Klerus betreiben sollen. Bis jetzt anhängige Religions- prozesse und erlassene Achtserklärungen (über Goslar und Minden)

10. Neue Zeit - S. 70

1897 - Stuttgart : Neff
Söldner aus seinem Lande und führten hier gewaltsam die Reformation ein. Expedition Karls gegen Algier. Vierter Krieg mit Franz I. Türkenkrieg. Karl war zunächst ganz durch die äussere Politik in Anspruch genommen. Die von ihm geleitete Expedition gegen Algier, wo als Statthalter Barbarossas Hassan- Aga schaltete, endete Oktober 1541 mit verlustreichem Rück- züge. Soli man richtete, zum viertenmale selbst in Ungarn erschienen, Sommer 1541 den nicht von Ferdinand be- setzten Teil Ungarns als türkisches Paschalik mit der Hauptstadt Buda ein; dem jungen Zäpolya verblieb Sieben- bürgen. Ein von Joachim von Brandenburg geleiteter Reichs- krieg endete rühmlos mit vergeblicher Belagerung Pesths (September 1542). 1543 eroberte Soliman Gran. In dem von ihm begonnenen vierten Kriege mit Karl (1542—44) war Franz mit Cleve und der Türkei verbündet. Karl warf mit einem zum Teil italienisch-spanischen Heer Wilhelm von Cleve, dem der Eintritt in den Schmalkaldener Bund ver- sagt worden war und Frankreich keine Hilfe brachte, Sommer 1543 rasch nieder. Er musste Geldern und Zütphen ankarl abtreten und die katholische Religion in seinen Landen wieder- herstellen. Aber die Franzosen eroberten Luxemburg, sowie mit Hilfe der türkischen Flotte, die dann in Toulon überwinterte, Nizza. April 1544 siegten sie in Oberitalien bei Cerisole. Auf dem Reichstag zu Speier erlangte Karl durch Zu- geständnisse an die Protestanten, die kaum noch den katholischen Standpunkt wahrten und eine feier- liche Verwahrung Pauls Iii. veranlassten, („gemeines, christ- liches, freies Konzil deutscher Nation“ und einstweilige Regelung durch eine Nationalversammlung, mindestens bis zu einem solchen Provisorium allgemeiner Landfriede, Anerkennung aller von den Evangelischen 1532—1541 vollzogenen Rechts- und Besitz Ver- änderungen, Zulassung protestantischer Beisitzer beim Kammer- gericht) sehr ansehnliche Reichshilfe auch gegen Frankreich. Heinrich Viii., seit 1542 Karls Bundesgenosse, beschränkte sich auf die Belagerung Boulognes, das er September einnahm (1550 an Frankreich zurückgegeben). Karl drang bis Thierry vor, bog aber, durch Mangel an Geld und Lebensmitteln schwer bedrängt und durch ein französisches Heer im Rücken bedroht, nach Soissons aus und schloss, da die Engländer nicht kamen, 18. September 1544 den Frieden von Crespy. Im allgemeinen wurde der Besitzstand der Vertrags von Nizza fest- gesetzt. Der zweite Sohn Franz’ I. sollte eine Tochter entweder Karls mit den Niederlanden oder Ferdinands mit Mailand er-
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