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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 159

1897 - Stuttgart : Neff
Bundesgenossen Böhmens und des Kaisers. Der Böhmen Niederlage und Unterwerfung. Thurn und Hohenlohe ver- einigten sich mit Bethlen Gabor zu gemeinsamem Zug gegen Wien (November 1619), aber es fehlte ihnen an Geschütz, und Bethlen Gabor zog sich zurück, da eine von Polen unter- stützte Erhebung der ungarischen Katholiken ihn von Sieben- bürgen abzuschneiden drohte. Bald, nachdem er zum Fürsten von Ungarn gewählt war, schloss er mit Ferdinand 16. Januar 1620 einen Waffenstillstand auf Grund des gegenwärtigen Be- sitzes, aber am 25. Januar wieder ein Bündnis mit Böhmen und Mähren. August 1620 wurde er zum König von Ungarn gewählt. Noch trügerischer erwiesen sich die Hoffnungen der Böhmen auf Hilfe seitens der Union, die höchstens an einen Ueberfall geistlicher Gebiete dachte, Frankreichs, das eher bereit war, Ferdinand zu unterstützen, und Englands, dessen König bei seiner absolutistischen Gesinnung die böhmische Kebellion verabscheute und Spaniens Gunst nicht verscherzen wollte. Die Generalstaaten zahlten allerdings Subsidien. Sehr schlimm waren die eigenen Verhältnisse Böhmens: das Heer wiederholt meuterisch, durch Not und Seuche ge- schwächt, die Söldner und die adligen Herren zuchtlos, die Feld- herrn unter sich uneinig; der überhaupt wenig opferwillige Adel abgeneigt, die schwer gedrückte Bauernschaft (Bauernaufstände) durch Zugeständnisse für Unterstützung der Sache zu gewinnen; j König Friedrich war nicht der Mann, um Besserung zu schaffen, sein nach damaliger Sitte ungeheurer Hofstaat und üppiger Haushalt steigerte die Finanznot, sein calvinistiseher Hofprediger I verletzte in Wort und That die böhmischen Protestanten. Fer- dinand gewann dagegen vielseitige und wertvolle Hilfe: die der jetzt wieder umfassenderen (s. S. 155) Liga und Maximilians von Bayern, dem er zu einst- weiliger Sicherstellung für die Auslagen die deutschen Erblande, die er besetzen würde, verpfändete und mündlich Belehnung mit der pfälzischen Kur und mit Teilen der kurpfälzischen Terri- torien zusicherte, vermehrte Geldhilfe von seitenpaulsv. l (1605—1621), militärische von Toskana und Polen (Kosaken), in grösserem Umfang von Spanien, das dabei Gebiete zu besserer Verbindung Italiens und seiner Niederlande zu erwerben [ gedachte. Durch einen Neutralitätsvertrag zwischen I Union und Liga, der unter französischer Vermittelung Ende I Mai 1620 zu stände kam, wurde es Max möglich, die ligistische I | Armee gegen Oesterreich und Böhmen zu verwenden. Gegen I die Kurpfalz, die nicht anzugreifen die Liga sich verpflichtete, [ war ein spanisches Heer unter Spinola im Anmarsch.

2. Neue Zeit - S. 234

1897 - Stuttgart : Neff
234 * h < || '-f r- £ ># t № \ J3 heim) an der Donau von Marlborough, der den Kern seines Heeres aus den Niederlanden herangeführt hatte, und Prinz Eugen völlig geschlagen und darauf Bayern in österreichische Verwaltung genommen, ganz Süddeutschland von den Fran- zosen gesäubert. 1705 folgte auf Leopold sein thatkräftiger Sohn Joseph I. (1705—11), der über die Kurfürsten von Köln und Bayern die Reichsacht verhängte; eine Erhebung der bayrischen Bauern gegen das drückende österreichische Regi- ment wurde niedergeschlagen. 1706 wurden von Marlborough durch den Sieg beiramillies (in der Nähe von Brüssel) die , [ spanischen Niederlande erobert, von Prinz Eugen durch den Sieg bei Turin, zu dem die Preussen unter Leo- pold von Dessau viel beitrugen, diefranzosen gezwungen, die Belagerung dieser Stadt aufzugeben und Oberitalien zu räumen; und in Spanien wurde, freilich nicht für lange, Madrid von Truppen Karls Iii. besetzt. Die Hoffnung Ludwigs Xiv., Karl Xii. von Schweden, der damals als Sieger in Sachsen stand (s. S. 241), zum Eingreifen in Bayern oder wenigstens zu diplo- matischer Vermittelung zu bestimmen, ging nicht in Erfüllung. 1707 wurde von den österreichischen Truppen ein Teil des Kirchenstaats und Neapel besetzt, während ein Angriff auf Toulon scheiterte. 1708 siegten Marlborough und Prinz Eugen bei Oudenarde und eroberten Lille, die stärkste nordfranzösische Festung, während gleichzeitig die aufständischen Ungarn von General Heister siegreich niedergeworfen wurden. Friedensverhandlungen, die jetzt Ludwig Xiv. einleitete, scheiterten an dem Verlangen der Verbündeten, dass Frankreich selbst zur Ueberlief er ung Spaniens an Karl Iii. mitzuwirken habe. Nach dem blutigen Sieg der Verbündeten bei Malplaquet (September 1709) wurde diese Forderung in verschärfter Weise wiederholt und damit noch einmal die Gelegenheit versäumt, zu einem Frieden zu gelangen, der alle wesentlichen Interessen der Verbündeten befriedigt und Deutschland den Besitzstand im Eisass, wie er durch den westfälischen Frieden festgesetzt war, und zwar mit Anerkennung der deutschen Auslegung der betreffenden Bestimmungen (s. S. 180), zurückgegeben hätte. Zerfall der grossen Allianz. Das erschöpfte Frankreich, dem der Winter 1709/10 noch eine schwere Hungersnot gebracht hatte, war allerdings aus eigener Kraft zu längerem Wider- stand kaum mehr fähig; nur in Spanien, wo Karl Iii. 1710 zwar in Madrid einziehen konnte, aber dann endgültig auf Kata- lonien beschränkt wurde, hatten die französischen Waffen unter Vendöme jetzt das entschiedene Uebergewicht. Aber der Regie- rungswechsel in England, wo Königin Anna, mit der

3. Neue Zeit - S. 215

1897 - Stuttgart : Neff
215 (geb. 1661, 1665—1700), den man allgemein bald erwartete. England, Holland, die ihren Seekrieg Mitte 1667 durch einen Frieden beendet hatten (s. S. 206), und Schweden schlossen eine „Tripelallianz“, um Frankreich gegen Ueber- lassung eines Teils der Beute zum Frieden zu bestimmen. Der Friede von Aachen (Mai 1688) beliess Frankreich seine Eroberungen in Flandern, die mitten in spanischem Gebiete lagen, u. a. Lille, Douai, Tournai, Charleroi. Die Vorbereitung des zweiten Raubkriegs. Die freien Niederlande, die ihm auch als Stätte einer freien Presse und als vom Protestantismus beherrscht verhasst waren und gegen Frankreichs Schutzzollpolitik schliesslich einen Zollkrieg führ- ten, für die Einmischung zu züchtigen und womöglich zu ver- nichten, war Ludwig alsbald entschlossen. Die Tripelallianz konnte schon wegen des maritimen und kommerziellen Gegen- satzes zwischen England und Holland nicht lange bestehen. Die Persönlichkeit Karls Ii. ermöglichte vollends den Abschluss des geheimen Allianzvertrags von Dover (s. S. 206), in dem England einige niederländische Plätze zugewiesen wurden. Die Besetzung Lothringens August 1670 be- reitete den Angriff militärisch vor. Zu diesem Angriff gewann Frankreichs Diplomatie und Geld die unmittelbare Mit- wirkung mancher deutschen Fürsten, besonders solcher, denen die Niederländer noch Festungen vorenthielten, wie des von den zwei Fürstenberg geleiteten Kurköln-Lüttichers (s. S. 180), des Bischofs Christoph Bernhard von Münster, des alten Gegners der Niederlande (Münsterscher Krieg 1665—66), bald auch des katholisch gewordenen Johann Friederich von Hannover; andere verstanden sich zu Neutralitätsverträgen, wie Ferdinand Maria von Bayern und Philipp Wilhelm von Neuburg. Dagegen hatte zwar Friedrich Wilhelm von Brandenburg noch Ende 1669 in einem geheimen Subsidienvertrag sich verpflichtet, nach dem Tode Karls Ii. zum Erwerb der spanischen Nieder- lande Frankreich ein Hilfskorps zu stellen; aber in Anbetracht der schweren Gefahren, die Frankreichs Herrschaft über die Rheinmündungen für Kurbrandenburg, für den Protestantismus und für das Reich mit sich bringen musste, widerstand er der Lockung ansehnlichen Gebietserwerbs durch Teilung der freien Niederlande. Er schloss 6. Mai 1672 mit den General- staaten, obwohl sie auch ihm noch Festungen in Cleve vor- enthielten , einen Bündnisvertrag, in dem er sich ver- pflichtete, ihnen gegen einen Angriff mit 20000 Mann offen und unmittelbar beizustehen. Der Kaiser hatte November 1671 — trotz der ihm bekannten engen Verbindung der französischen

4. Neue Zeit - S. 218

1897 - Stuttgart : Neff
218 Der Krieg des Reichs und seiner Verbündeten gegen Frankreich Mitte 1674—1678, Brandenburgs (und des Reichs) gegen Schweden 1675—1678. Der Koalition gegenüber be- hauptete Frankreich, wenn auch mit Mühe, sein Ueber- gewicht, zumal da Oesterreich bis 1675 nur bedächtig vor- ging und später durch einen von Frankreich und Polen (König Johann Sobieski 1674—96) unterstützten Aufstand von Ungarn (die Emmerich Tököly führte), wie Spanien durch einen Aufstand Messinas gehemmt wurde. Zur See war es siegreich (de Ruyter f 1676, zum zweitenmale an der Küste Siciliens ge- schlagen). Turenne siegte bei Sinsheim (an der Elsenz) Juni 1674, ging aber im Herbst über den Rhein zurück; nach der unent- schiedenen Schlacht bei Ensisheim (s. w. von Strassburg) [Oktober] erschien Friedrich Wilhelm mit 20000 Mann, konnte aber, durch Bournonville gehemmt, trotz der Gunst der Verhältnisse, Turenne keine Hauptschlacht liefern und dessen Rückzug nicht verhin- dern; Turenne verdrängte dann durch einen ebenso kühnen als planmässigen Winterfeldzug Dezember 1674 bis Januar 1675 die Gegner aus dem Eisass. Sein Fall bei Sassbach (süd- lich von Rastatt) Juli 1675 wurde nicht rasch ausgenützt, doch überschritt bald darauf Montecuccoli den Rhein wieder. Auf dem niederländischen Kriegsschauplatz blieb das blutige Ringen Condés und Wilhelms Iii. bei Sennef (bei Charleroi) August 1674 unentschieden und machten die Franzosen ansehnliche Fort- schritte, dagegen errang Karl Iv. von Lothringen an der Konzer Brücke (Saar-Mosel) über Créqui August 1675 einen wertvollen Sieg. Hier zeichneten sich die braunschweigischen Truppen aus. Die Regierung Schwedens liess, von Frankreich durch neue Subsidien bestimmt, durch die Neutralität Kursachsens und ein Bündnis mit Bayern gedeckt, von Ende 1674 an etwa 16000 Mann in der Mark Brandenburg unter schweren Erpressungen einrücken, mit dem letzten Zweck, von hier aus den Franzosen die Hand zu reichen. Derkurfürst, dem der Kaiser und die Niederlande sich rasch zur Bundeshilfe bereit zeigten, erschien von Franken aus unerwartet schnell mit Kavallerie und Dra- gonern, überfiel Rathenow (25. Juni) und schlug das sich zu- rückziehende schwedische Hauptkorps bei Fehrbellin (28. Juni); in einigen Tagen war die Mark gesäubert. Das Reich erklärte 17. Juli Schweden den Krieg, bald darauf Christian V. von Dänemark, der sich in einem Vertrag mit Kurbrandenburg Rügen ausbedang, und die Niederlatide. Zur See wurde Schweden von einer niederländischen und einer dänischen Flotte (und einigen brandenburgischen Schiften) er- folgreich bekämpft; zu Land behauptete es sich gegen Däne-

5. Neue Zeit - S. 221

1897 - Stuttgart : Neff
221 ■ den „vorderen“, durch eine Assoziation verbundenen Kreisen durchgeführt, die kein grösseres „Haustruppen“ unterhaltendes Territorium hatten. Dagegen bot die Laxenburger Allianz des fränkischen und oberrheinischen Kreises mit dem Kaiser (Juni J682), noch mehr der Anschluss Max Emanuels von Bayern (1679—1726), der ein stehendes Heer zu schaffen begann, durch eine Defensivallianz Anfang 1683, sowie derjenige Ernst Augusts von Hannover und die freundliche Stellung Johann Georgs in. von Kursachsen (1680—91) die Aussicht erfolgreichen Wider- standes. Aber der Türkenkrieg und die Haltung Kurbranden- burgs bestimmten den lange widerstrebenden Kaiser einzuwilligen, dass 15. August 1684 das Reich im Waffenstillstand von Regens- I .bürg Ludivig auf 20 Jahre den Besitz aller bis zum 1. August 1681 weggenommenen Gebiete zuerkannte, sowie den Luxemburgs, das Yauban nach einer Kriegserklärung den Spaniern abgenommen und Spanien selbst auf so lange abgetreten hatte. Zweiter Türkenkrieg Leopolds I. 1683—89. Entsetzung Wiens. Misserfolge den Russen, wie früher den Polen gegenüber wollte der Grossvesier Kara Mustüpha, auch um sich zu be- haupten, durch einen grossen Kriegszug gegen Oester- I reich — den letzten Vorstoss der Osmanen nach Mitteleuropa — wieder gut machen. Tököly, 1682 vom Sultan zum Herrscher i Ungarns proklamiert, war bereit, mit seinen „Kuruzzen“ die i Türken zu unterstützen. Der Kaiser fand angesichts der j Gefahr finanzielle und diplomatische Hilfe beilnnocenz Xi.; Johann Sobieski, vom französischen Gängelband sich be- [ freiend, schloss 31. März 1683 ein enges Waffenbündnis mit dem Kaiser. Sommer dieses Jahres kam Zuzug vom fränkisch- • rheinischen Kreis, Johann Georg ni. von Kursachsen führte Is 10000 Mann, ebensoviel Max Emanuel von Bayern herbei. Sehr I grosse Truppenhilfe, die Ludwig Xiv. anbot, hatte Leopold i klugerweise abgelehnt. Kurbrandenburg sandte Johann Sobieski I 1200 Mann zu, die aber erst nach Wiens Befreiung eintrafen I und mitwirkten. Den etwa 200000 Türken hatte der Kaiser I nur 40000 Mann entgegenstellen können, so dass eine offene I Feldschlacht unmöglich war. Das seit 17. Juli von den Türken I eingeschlossene, von Rüdiger von Starhemberg mit etwa 20000 I Mann verteidigte Wien wurde im letzten Augenblicke durch ■ den Sieg am Kahlenberg, 12. September 1683, an dem Karl I von Lothringen mindestens ebensoviel Anteil hatte, als Johann I Sobieski, entsetzt. Ende Oktober wurde noch Gran erobert. I März 1684 schloss der Kaiser mit dem Papst, Venedig, Polen I und Malta eine heilige Liga. Eine Kreuzzugsstimmung ging [ noch einmal durch die christliche Welt (1686 schloss auch Russ- I

6. Neue Zeit - S. 224

1897 - Stuttgart : Neff
224 tischer Eltern das Recht zugesprochen, durch Uebertritt sich von der elterlichen Gewalt zu befreien und ihr Erbteil zu erhalten. Die Hugenotten suchten durch Bittschriften an den König wieder zu ihren Rechten zu kommen. Als im Süden auf den Stätten zer- störter Kirchen zum Gebet versammelte Hugenotten gegen An- griffe sich wehrten, wurden manche hingerichtet, viele vom Pöbel abgeschlachtet. Die „Dragonaden“ mit ihren Greueln wurden seit 1681 angewendet, 1685 organisiert und erzwangen die Be- kehrung, auch mancher Städte. Einem Gesuch der assemblée générale des Klerus entsprechend, hob der König 25. Oktober 1685 das Edikt von Nantes auf. Die Ausübung der pro- testantischen Religion wurde untersagt, die Erzie- hung aller Kinder der Hugenotten im katholischen Glauben angeordnet („Kinderjagden“); bei schwerster Strafe (anfangs Galeeren-, später Todesstrafe) wurden die protestanti- schen Geistlichen verbannt, den Laien dagegen die Auswande- rung verboten. Gegen die erwachsenen Hugenotten setzte man die Dragonaden fort. Der Herzog von Savoyen wandte sie, noch greulicher, gegen die Waldenser an. Papst Innocenz Xi. miss- billigte diese Bekämpfung der Ketzerei. Ueber 400000 Huge- notten verliessen in den Jahren 1680—1750 Frankreich, im ganzen an Charakter, Geist und Leistungen die tüchtigsten Leute. Sie fanden Aufnahme vor allem in England, Hol- land, Genf, Zürich, Bern und in Deutschland ausser in Kurbrandenburg (s. S. 195) auch in Hamburg, Frankfurt, Hessen-Kassel, Baden-Durlach, den braunschweigischen Landen. Ludwig Xiv. und das Reich 1684—88. Ludwig bekriegte seit 1684 Genua, Anfang 1685 musste es sich unterwerfen und so ziemlich seine gesamte Kriegsflotte ausliefern. Die Aufhebung des Edikts von Nantes hatte jede protestantische Bundesgenossen- schaft unmöglich gemacht. Da Ludwig ihm nicht zu Pommern verhelfen wollte, andrerseits die Thronbesteigung Jakobs Ii. eine schwere Gefahr für den Protestantismus war, hatte dergrosse Kurfürst schon vorher begonnen, sich langsam von der französischenallianzloszuschälen. Anfang 1685 nahm er das Bündnis mit den Niederlanden wieder auf, Anfang 1686 schloss er ein Defensivbündnis mit Schweden. Verhandlungen mit dem Kaiser führten nur langsam und schrittweise zu einem Ergebnis: Anfang 1686 verpflichtete sich Kurbranden- burg gegen ein Subsidium dem Kaiser mindestens 7000 Mann Türkenhilfe zu stellen (es stellte 8000). Ueber die schlesische Frage einigte man sich dahin, dass Kurbranden- burg auf seine Forderungen gegen Abtretung des 24 D-Meilen grossen Schwiebuser Kreises verzichtete. Aber die öster-

7. Neue Zeit - S. 225

1897 - Stuttgart : Neff
225 reichisclie Diplomatie bestimmte den Kurprinzen Friedrich gegen ein alsbaldiges Geschenk von loooo Dukaten sich insgeheim zu verpflichten, den Kreis nach seinem Regierungsantritt gegen eine bestimmte Entschädigung dem Kaiser zurückzugeben (geschah 1695). März 1686 kam ein 20jähriges geheimes Defensiv- bündnis zu stände, in dem der Kaiser und Kurbranden- burg sich verpflichteten, gegen alle fernere Ver- gewaltigung des Reichs zusammenzustehen, und Kur- brandenburg Subsidien zugesagt wurden. Der neue Streitfall über die pfälzische Succession war ausdrücklich eingeschlossen. Mit Karl war 1685 die Linie Pfalz-Simmern im Mannsstamm ausgestorben und die Kurpfalz dem katholischen Philipp Wilhelm von Neuburg (f 1690) zugefallen (der die den Reformierten zugesagte Religionsfreiheit und Gleichberechtigung einhielt). Ludwig Xiv. verlangte für seine Schwägerin, Elisabeth Charlotte, Schwester des verstorbenen Kurfürsten, auch den gesamten Allodial- besitz des Hauses Pfalz-Simmern: die Fürstentümer Lautern und Simmern, das Amt Germersheim u. a., und reichte eine ent- sprechende Klage beim Reichstag ein. Die, zuerst vom fränki- schen Kreise angeregte, Mitte 1686 abgeschlossene Augsburger Allianz (Mitglieder: der Kaiser, Bayern, der fränkische Kreis, Schweden und Spanien, später auch der oberrheinische Kreis, Kurpfalz u. a.) bereitete den Widerstand gegen Frankreich vor, bildete aber noch nicht dessen Organisation. Ludwig ver- langte, dass das Reich, damit er nach Beendigung des Türkenkrieges gegen einen Angriff gesichert sei, mit ihm Frie- den schliessen solle; eine päpstliche Vermittelung zwischen Ludwig und dem Kaiser war erfolglos. Innocenz Xi. er- | nannte, als der schon Anfang d. J. zum Koadjutor erwählte, aber vom Papst nicht bestätigte Kardinal Wilhelm von Fürsten- berg, schon Bischof von Strassburg, nach dem Tode Maximilian Heinrichs bei der Wahl nicht zwei Drittel der Stimmen erhielt, Mitte 1688 den jüngeren Bruder des bayerischen Kur- fürsten Joseph Clemens, auf den eine Stimmenminderheit ■ gefallen war, zum Erzbischof von Köln. § 67. Dritter Eroberungskrieg Ludwigs Xiv. 1688—91. I Ludwig erliess jetzt ein Kriegsmanifest, er hoffte ■ das Reich rasch zu einem demütigenden Frieden zu bringen. Ein I ¡ französisches Heer überzog die Pfalz (ein Streifkorps I i auch Württemberg), ein zweites die Gebiete der geist- I i lichenkur fürsten. Zuerst traten zur Abwehr auf die nord- ■ Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 15

8. Neue Zeit - S. 226

1897 - Stuttgart : Neff
226 \, /- i £ & ># deutschen protestantischen Fürsten, insbesondere Johann Georg Iii. von Sachsen und Kurfürst Friedrich Iii. von Brandenburg („Magde- burger Konzert“); das Reich erklärte 24. Februar 1689 den Krieg. Leopold s e t z t e a b e r — dem Wunsche Hollands und Englands zuwider — den Türken krieg fort. Mit dem Kaiser schlossen Mai 1689 Holland und Wilhelm Iii. vonengland, der alte und zäheste Gegner der französischen Vorherrschaft, dessen englisches Königtum (s. S. 209) für Ludwig von Anfang an ein schwerer Misserfolg und Nachteil war, einen Kriegsblind, dem Spanien Mitte 1690 beitrat; der Koalition gehörte seit 1690 auch Viktor Amadeus von Savoyen an, bis seinen Uebertritt Ludwig mit der Abtretung von Casale (1695) und Pinerolo (1696) erkaufte. Schweden zog sich schon 1691 wieder zurück. In Deutschland zeigte sich 1689 ein grosser kriege- rischer Aufschwung. Die Franzosen mussten nach und nach die besetzten Gebiete räumen, verwüsteten aber nach einem Befehle und Plane Louvois’ die Rheinpfalz: im März wurden Schloss und Stadt Heidelberg in Brand gesteckt (von letzterer jedoch nur 30 Häuser vollständig zerstört), Mann- heim, das 1653 mit Bewilligung allgemeiner Religions- und Ge- werbefreiheit gegründet worden war, wurde gänzlich zerstört und blieb bis 1697 wüste, im Mai wurden Worms, Speier samt Dom und Kaisergräbern, Oppenheim zerstört, ausserdem sehr viele kleinere Städte und Flecken. Der kriegerische Auf- schwung und der Zusammenhalt minderten sich aber bald, auch infolge grosser Misshelligkeiten zwischen dem Kaiser und einzelnen „armierten Ständenbesonders Kursachsen und Kurbrandenburg, über Winterquartiere, Subsidien und Geld- assignationen auf die nicht armierten Reichsstände. Der Türken- krieg, der überdies unglücklich verlief, schwächte die Kräfte Frankreich gegenüber. Wilhelm und sein Heer wurde dem festländischen Kampf entzogen, da Jakob mit französischer Hilfe in Irland sich festsetzte. Jakob wurde zwar Juli 1690 von Wilhelm an der Boyne geschlagen und floh wieder nach Frankreich. Aber die Franzosen erfochten in den Nieder- landen den Sieg bei Fleurus, in Italien den bei Staffarda. In den Niederlanden waren auch 1691—93 die Franzosen sieg- reich (bei Stenkerken August 1692 und bei N er winden Juli 1693 über König Wilhelm); dagegen wurde die französische Flotte am Kap la Hogue Mai 1692 von der englischen ge- schlagen. In Süddeutschland suchte die französische Mord- brennerei 1692 Baden und Württemberg heim; Mai 1693 wurde, da die Franzosen noch auf dem Vormarsch begriffen waren,

9. Neue Zeit - S. 227

1897 - Stuttgart : Neff
227 wohl ohne Befehl der französischen Heeresleitung, Heidelberg bis auf wenige Häuser nieder gebrannt, beim Abzug der Fran- zosen der nicht vollständig durchgeführte Befehl zur Sprengung des Schlosses gegeben. Württemberg und die Pfalz wurden im Sommer noch einmal verwüstet. Nach Zurückdrängung der Fran- zosen über den Rhein führte Ludwig von Baden, der Ende 1692 den Oberbefehl übernommen hatte, den Krieg immer mehr „mit der Hacke und dem Spaten“. Ein Einfall ins Elsass führte 1694 nur zu schweren Plünderungen und Erpressungen. Aber auch Frankreich, das nur durch Umwandlung vieler Privatgeschäfte in königliche Aemter und deren Verkauf, durch Veräusserung von Domänen und Münzverschlechterung seine Mittel aufgebracht hatte, und dessen Bevölkerung (auch infolge schlechter Ernten) schwere Not litt, konnte seit 1694 (Kata- lonien ausgenommen) nicht mehr offensiv Vorgehen. Ludwig erstrebte einen Frieden. Wilhelm Iii., der 1695 Namur wieder- gewonnen hatte, suchte, nachdem Savoyen zu Frankreich übergetreten und zwischen der „grossen Liga“ und Frankreich für Italien ein Waffenstillstand abgeschlossen war, ebenfalls Frieden, worin ihn eine Mlinzkrisis in England bestärkte. Die Aussicht auf baldige Eröffnung der spanischen Erbfrage lockerte die Liga. Im Reiche steigerte das Bemühen der kleineren westdeutschen Reichsstände (Frankfurter Assoziationsrezess Anfang 1697), gemeinsam zu einem eigenen stehenden Heere zu kommen, nur noch die Uneinigkeit. Nachdem Ludwig sich mit Holland und England im allgemeinen über t die Friedensgrundlagen verständigt hatte, wurde auf dem Schlosse R y s w i c k über Frieden verhandelt. Wilhelm billigte den Vor- schlag, dass Ludwig entweder Strassburg oder Breisach und Frei- burg gelassen werden sollte. Holland, England und Spa- nien schlossen 20. September 1697 Frieden: Spanien erhielt alle seit 1679 verlorenen Plätze zurück, und Wilhelm wurde von Ludwig als König von England anerkannt, Einen von Ludwig dem Reiche gesetzten Termin für die Wahl zwischen Strassburg und Freiburg-Breisach liess die kaiserliche Diplomatie verstreichen. Kaiser und Reich schlossen 30. Oktober Frieden, in dem Frankreich seiner jetzigen Forderung gemäss Strassburg als aner- kannter Besitz blieb. Freiburg und Breisach wurden an das Haus 0esterreich, Philippsburg und Kehl an Kaiser und Reich zurückgegeben (Philippsburg erhielt dann der Bischof von Speier, Kehl der Markgraf von Baden- Baden). Auf die durch die Reunionen erworbenen Gebiete, Strassburg ausgenommen, hatte Ludwig

10. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.
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