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1. Neue Zeit - S. 300

1897 - Stuttgart : Neff
300 zusammen, der die Wiederherstellung des Rechtszustands von 1763 verlangte. Der Krieg- bis zum Eingreifen Frankreichs. Die eigent- lichen Feindseligkeiten eröffneten 1775 die blutigen Gefechte hei Lexinyton und Bunkershill. Das englische Heer, dessen Kern seit 1775 von ihren Landesherrn an England verkaufte deutsche Truppen, besonders Braunschweiger und Hessen, bildeten, war an kriegerischer Leistungsfähigkeit den amerikanischen Milizen überlegen, hatte aber bei der grossen Ausdehnung des Kriegs- schauplatzes eine unlösbare Aufgabe; und in Georg Washing- ton (1732—99), der sich schon in dem Krieg gegen die Fran- zosen 1756—62 hervorgethan hatte, gaben sich die Amerikaner einen Oberfeldherrn, der sich durch militärische Tüchtigkeit, selbstlose Hingabe an die Sache seines Vaterlandes und un- erschütterliche Festigkeit allen Schwierigkeiten gegenüber aus- zeichnete. Er zwang den neuen englischen Obergeneral Howe, Boston zu räumen, und am 4. Juli 1776 sprach nach Vorgang und auf Antrag Virginiens der Kongress der vereinigten Kolonien in Philadelphia die Unabhängigkeitserklärung der „vereinigten Staaten von Amerika“ aus; diz Berufung auf die „allgemeinen Menschenrechte“, der in Amerika selbst hinsicht- lich der Sklaven keine Folge gegeben wurde, entsprang wesent- lich puritanischen Anschauungen und war geeignet, in Frankreich für die Sache der Kolonien Stimmung zu machen: viele Franzosen traten als Freiwillige unter dem jugendlichen Marquis von Lafayette (1777) in amerikanische Dienste, und Beaumarchais organisierte mit geheimer Unterstützung der französischen Regierung grossartige Sendungen von Geld und Kriegsmaterial nach Amerika; er selbst wurde freilich darüber zum Bettler, und erst 1835 erhielten seine Erben eine Abfindungssumme. Nachdem die Niederlage hei Brooklyn (August 1776) von Washington durch die glücklichen Ueberfälle von Trenton (26. Dez. 1776) und Princeton (3. Jan. 1777) wett gemacht war, wurde 16. Oktober 1777 ein eng- lisches Korps auf dem Marsch von Quebeck nach New-York bei Saratöga zur Ergebung gezwungen. Jetzt erreichte Franklin, seit 1776 Vertreter des Kongresses in Paris, das den schlichten Amerikaner mit Begeisterung aufgenommen hatte1), dass Frankreich 6. Februar 1778 mit den ver- einigten Staaten einen Freundschafts-und Handels- vertrag, sowie einen eventuellen Bündnisvertrag schloss. 9 In der Akademie begrüsste ihn d’Alembert mit dem Verse: „Eripuit coelo fulmen sceptrumque tyrannis.“

2. Neue Zeit - S. 271

1897 - Stuttgart : Neff
271 stellen, führte 1754 zu feindlichen Zusannnenstössen mit den englischen Kolonien, die sich gegen die französische Umklamme- rung im Westen zur Wehre setzten. England erüifnete 1755, zunächst ohne Kriegserklärung, den Seekrieg gegen Frank- reich durch Wegnahme aller französischen Handelsschiffe im nördlichen atlantischen Ozean; die förmlichen Kriegserklärungen erfolgten im Mai und Juni 1756. Englands verwundbarste Stelle i war das mit ihm durch Personalunion verbundene Hannover, aber bei der zwischen Preussen und Oesterreich bestehenden) Spannung wollte weder Preussen durch Unterstützung eines französischen Angriffs auf Hannover seine Kräfte Oesterreich gegenüber schwächen, noch Oesterreich etwas für den Schutz Hannovers thun, ohne dass England die Sicherheit Belgiens gewährleistete. Hierauf ging England nicht ein, sondern schloss zum Schutz Hannovers September 1755 einen Vertrag mit Russ- land, und Friedrich Ii. schloss zu demselben Zweck, in der Hoffnung, dadurch Russland die Hände zu binden, 16. Januar 1756 | mit England den „Neutralitätsvertrag“ von West- minster (eigentlich von Whiteliall), der die Neutralität des I deutschen Gebiets (unter geheimem Ausschluss Belgiens) sichern. sollte. Aber die Folge war, dass Russland sich von England trennte und März 1756 mit Oesterreich ein Schutz- und Trutzbündnis schloss, und dass Frankreich, wo Kaunitz als Gesandter 1751—53 den Boden vorbereitet hatte und Lud- wig Xv. über die Abschwenkung Friedrichs sehr erbittert war, Mai 1756 mit Oesterreich ein Freundschafts- und Verteidigungsbündnis einging, mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Unterstützung mit 24000 Mann gegen jeden feind- lichen Angriff. Auf dies hin schlug Russland in Wien sofortigen Angriff auf Preussen vor, das auf Brandenburg beschränkt werden sollte; Kaunitz war, wie auch Sachsen, in der Sache einverstanden, wollte aber, weil die Rüstungen noch nicht voll- endet waren, die Eröffnung des Angriffskriegs, in den er bis dahin auch Frankreich hineinzuziehen hoffte, auf Frühjahr 1757 verschoben wissen; Ludwig Xv. erklärte in einem Kabinetts- schreiben seine Zustimmung. Friedrich Ii., von diesen Planen durch bezahlte säch- sische und österreichische Beamte unterrichtet, beschloss, gegen den Rat seines Bruders Heinrich und des Ministers v. Hertzberg, den Vorteil rascherer Kriegsbereitschaft zur Nieder- werfung Sachsens und Oesterreichs zu benützen und so den Bund der Feinde im Entstehen zu sprengen.1) Er x) Die Ansicht, Friedrich habe aus freiem Entschluss einen Eroberungs- krieg begonnen, stützt sich auf Stellen aus dem nur in Bruchstücken bekannten

3. Neue Zeit - S. 276

1897 - Stuttgart : Neff
erschöpften Gegern den Entschluss, den jetzt aussichtslosen Krieg zu beendigen. Schon vorher waren Frankreich und Spanien infolge der siegreichen Verteidigung Portugals durch den Grafen Wilhelm von Schaumburg und der englischen Erfolge zur See in Friedens Verhandlungen mit England eingetreten. Im Frieden von Paris (10. Februar 1763) trat Frank- reich Kanada und Senegambien an England ab, sowie Louisiana an Spanien als Ersatz für Florida, das an England fiel; als Westgrenze des englischen Kolonialgebiets wurde der Mississippi anerkannt; England, das seine übrigen Eroberungen, namentlich Cuba an Spanien, herausgab, erhielt das gleich im Anfang des Kriegs von den Franzosen eroberte Menorka zurück. Der ost- indische Besitz Frankreichs blieb auf die fünf Plätze beschränkt, die ihm heute noch gehören. Der Friede von Huberts- burg (15. Februar 1763), zwischen Preussen einerseits, Oesterreich, Sachsen und dem Reich andrerseits, ge- schlossen, stellte den Besitzstand vor dem Krieg, ohne Entschädigung für einen der Beteiligten, her; Friedrich ver- sprach dem ältesten Sohn der Kaiserin Joseph seine Stimme für die Wahl zum römischen König, die am 27. März 1763 ein- stimmig erfolgte. Das Ergebnis deskriegs war füreng- land der Besitz der Seeherrschaft und Nordamerikas, für Preussen die endgültige Behauptung seiner Grossmachtstellung, für Deutschland der Dualismus zwischen einer protestantischen, norddeutschen und einer katholischen, halb süddeutschen halb magya- rischen Vormacht, für Frankreich die Einbusse seiner Marine und seines kriegerischen „prestige“ auf längere Zeit. Preussen suchte und fand für seine äussere Politik, der durch die Folgen des Kriegs als Ziel die Sicherung eines dauerhaften Friedens vorgezeichnet war, Anschluss an Russland, dessen Haltung im letzten Kriegsjahr für die Rettung Preussens entscheidend geworden war, und das seinerseits Preussens Unterstützung für seine Zwecke namentlich in Polen brauchte.

4. Neue Zeit - S. 351

1897 - Stuttgart : Neff
351 ergreifung von Hannover wäre an und für sich englischerseits nicht als Kriegsfall angesehen worden. Napoleon bot schon am 16. Juni England als Preis eines für Frankreichs Seehandel günstigen Friedens u. a. die Rückgabe Hannovers an. Preussen seinerseits hatte schon seit Anfang des Jahres mit Russland Unterhandlungen geführt, deren Ergebnis ein am 1. Juli zwischen beiden Staaten geschlossener Vertrag war: Preussen verpflichtete sich, Russland nicht zu bekriegen, Russland, mit seiner ganzen Macht für Preussens Unabhängigkeit und Besitzstand einzutreten. So hatte es die Politik Preussens, die teils von Haugwitz, 1792 bis 1804 und wieder 1806, teils von Hardenberg, 1804—1806 Minister des Auswärtigen, gemacht wurde, während der König zwischen beiden schwankte, dahin gebracht, dass Preussen in einen Krieg mit England verwickelt war und vertragsbrüchig werden musste, wenn ein Krieg zwischen Russland und Frank- reich ausbrach; schuld daran war in letzter Linie, dass man im Gefühl der Schwäche den Frieden um jeden Preis erhalten und doch weder auf die Rolle einer Grossmacht noch auf Länder- gewinn bei Gelegenheit der europäischen Verwicklungen ver- zichten wollte. Auf die Kunde, dass Frankreich die Rückgabe Hannovers an England angeboten hatte, befahl der preussische König die Mobilmachung; auch die sonstige Haltung Frankreichs gab Grund zu Unzufriedenheit und Besorgnissen: während Na- poleon bei dem preussischen König den Gedanken der Gründung eines die nicht zum Rheinbund gehörigen deutschen Staaten um- fassenden Nordbunds anregte, suchte er gleichzeitig Hessen-Kassel zum Eintritt in den Rheinbund zu bestimmen; den Hoffnungen Bayerns auf Baireuth, Bergs auf Münster und die Grafschaft Mark, Hollands auf Ostfriesland gab die Anwesenheit der fran- zösischen Truppen in Süddeutschland einen bedrohlich ernsten Charakter. Mit der Ablehnung der die Sicherheit der Türkei betreffenden französischen Forderungen durch Russland (Ende August) war die Erneuerung des französisch-russischen Kriegs (der an der dalmatischen Küste nie aufgehört hatte) in unmittel- bare Nähe gerückt. Während das preussische Heer, bei dem sich das Königspaar befand, unter dem Oberbefehl des unentschlossenen Herzogs Karl von Braunschweig am Nordfuss des Thüringer Walds Aufstellung nahm, übergab Knobelsdorff in Paris am 1. Oktober 1806 Preussens letzte Forderung, dass Frankreich seine Truppen über den Rhein zurückziehe und die Bildung des Nordbunds nicht hemme. Napoleons Antwort war der Marschbefehl an sein Heer, das - sich bei Bamberg zusammenzog und von da gegen die sächsische Saale in Bewegung setzte, um die Preussen östlich zu umgehen.

5. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

6. Neue Zeit - S. 369

1897 - Stuttgart : Neff
369 der König, von Scharnhorst beraten, am 3-/8- Februar die Bil- dung freiwilliger Jägerkorps an, am 8./10. die Aufhebung der bis- herigen Befreiungen von der Dienstpflicht für die Dauer des Kriegs, am 12. erkannte er York’s Verhalten als berechtigt an, am 13. forderte er von Napoleon alsbaldige Räumung des Gebiets öst- lich der Elbe und Zahlung der Hälfte der Forderungen, die Preussen für den Unterhalt der französischen Truppen zu er- heben hatte. Alle Teile und Glieder des preussischen Volks wetteiferten in begeisterter und opferwilliger Hingebung. Am 27. Februar wurde zwischen Russland und Preussen der Vertrag von Kalisch unterzeichnet, in dem beide Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis schlossen, „um Europa frei zu machen“, und Preussen Wiederherstellung auf den Stand von 1806 oder entsprechender Ersatz, jedoch unter ausdrücklicher Sicherstellung des englischen Besitzes von Han- nover, zugesichert wurde. Am 10. März, dem Geburtstag der Königin Luise, folgte die Stiftung des Ordens des eisernen Kreuzes, am 16. die Kriegserklärung Preussens an Napoleon, am 17. Friedrich Wilhelm’s „Aufruf an mein Volk“ und „An mein Kriegsheer“. Nach dem Erlass des Landwehrgesetzes (17. März) und des Landsturmgesetzes (21. April) standen 270000 Preussen (von 17 Einwohnern einer) unter den Waffen. Der Krieg. Nachdem die Russen, alles in allem kaum 50000 Mann stark, und York anfangs März die Oder über- schritten hatten, wurde rasch das Land bis zur Elbe besetzt, freilich ohne die preussischen Festungen, in denen französische Besatzungen lagen; die beiden Mecklenburg und Anhalt-Dessau sagten sich vom Rheinbund los. Russland und Preussen einigten sich in Breslau über die Errichtung eines Zentralverwaltungsrats, der unter Steins Vorsitz die Regierung in allen eroberten Ge- bieten übernehmen und ihre Mittel den Kriegszwecken dienstbar machen sollte; und der Kalischer Aufruf vom 25. März 1813 stellte Vernichtung der Fürsten, die sich der Sache der Freiheit versagen würden, Auflösung des Rheinbunds und Wiedergeburt des Deutschen Reiches in Aussicht. Sachsen, dessen König nach Oesterreich geflohen war, um sich zunächst an dessen ver- mittelnde und hinhaltende Politik anzuschliessen, wurde von Preussen, deren Höchstkommandierender Blücher*) war, unter glücklichen Gefechten mit dem Vizekönig von Italien 0 Gebhard Leberecbt v. Blücher (16. Dez. 1742 in Rostock geh.. 1819 f), 1756 in schwedischen, 1760 in preussischen Diensten, 1772 als Rittmeister von Friedrich Ii. verabschiedet, 1787 als Major wieder angestellt, zeichnete sich 1793 und 94 in der Pfalz, 1806 auf dem Rückzug nach der Schlacht hei Jena aus; „Marschall Vorwärts“; 1814 zum Fürsten von Wahlstadt ernannt. Lehrbuch d. Weltgeschichte. Neue Zeit. 24

7. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

8. Neue Zeit - S. 375

1897 - Stuttgart : Neff
375 gress, der in Wien zusammentreten sollte, Vorbehalten. — Am 24. Mai hatte auch der noch von Napoleon seihst in Freiheit gesetzte Papst Pius Vii. von Rom und dem Kirchenstaat wieder Besitz ergriffen. Er stellte sofort die Inquisition, die Index- Kongregation und (durch die Bulle „Sollicitudo animarum“ vom 7. August) den Jesuitenorden wieder her. § 115. Der Wiener Kongress. Gründung des Deutschen Bundes. Die Verhandlungen des Kongresses. Von Russland, England. Oester- reich und Preussen, die dem Vertrag von Chaumont entsprechend die Neu- ordnung Europas feststellen wollten, wurde die Erledigung der deutschen Ver- fassungsfrage am 22. September 1814 einem Fünfer-Ausschuss (Oesterreich, Preussen, Bayern, Hannover und Württemberg) zugewiesen, und am 5. Oktober, dem Vorschlag des Vertreters von Frankreich Talleyrand entsprechend, die Vorberatung der europäischen Angelegenheiten einer Kommission von Vertretern der Mächte, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten (ausser den vier ver- bündeten Grossmächten Frankreich, Spanien, Portugal und Schweden). Talley- rand wusste sich als Vertreter der „Legitimität11 bald einen massgebenden Ein- fluss zu verschaifen, den er im Einverständnis mit England, Russland und Oesterreich benützte, um im Interesse des „europäischen Gleichgewichts“ eine Minderung der Zahl und der Selbständigkeit der deutschen Finzelstaaten und eine Stärkung Preussens zu hinterireiben. Während der Kongress sonst im wesentlichen nur zu bestätigen hatte, was schon teils in Chaumont teils im Zusammenhang mit dem (ersten) Pariser Frieden durch Einzelverträge zwischen den betreffenden Mächten festgestellt worden war, begegnete der Anspruch Russlands auf das ganze Grossherzogtum Warschau dem Widerspruch Eng- lands und Oesterreichs, anfangs auch Preussens, der Preussens auf das König- reich Sachsen dem Frankreichs; Preussen schloss sich an Russland an zur ge- meinsamen Vertretung der russischen und preussischen Ansprüche (5. November), worauf Talleyrand ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis zwischen Frankreich, England und Oesterreich zu stand brachte (3. Januar 1815); doch kam es am 8. Februar 1815 zu einer Verständigung, indem Preussen auf die wertvollere Hälfte Sachsens gegen anderweitige Entschädigung und Russland auf einen Teil des Grossherzogtums Warschau verzichtete. Am seihen 8. Februar gaben die acht Staaten, die den Frieden von Paris unterzeichnet hatten, eine Er- klärung ab, durch die die Abschaffung des Sklavenhandels im Grundsatz ausgesprochen wurde. Die Verhandlungen über die deutsche Verfassungsfrage wurden unterbrochen durch die Nachricht, dass Napoleon am 1. März mit den Truppen, die er nach Elba mitgenommen hatte, bei Antibes an der französischen Küste gelandet sei. Alsbald erhielten die auf dem Rückmarsch befindlichen Heere der Verbündeten Befehl, wieder in Frank- reich einzurücken, am 13. März wurde Napoleon von den acht Mächten, die den Pariser Frieden unterzeichnet hatten, geächtet und am 25. der Kriegsbund von Chaumont erneuert. Die Verhandlungen des Kongresses gingen während des Feldzugs gegen Napoleon weiter: am 8. Juni kam die deutsche Bundesakte zu stände, nachdem die Herrscher der deutschen Mittel- und Kleinstaaten sich zur Einführung landständischer Verfassungen bereit erklärt hatten und von Friedrich Wilhelm Iii. am 22. Mai ein Staatsgrund- gesetz mit dem Versprechen von Provinzialständen und einer Volksvertretung erlassen worden war. Am 9. Juni wurden die Ergebnisse der Verhandlungen des Kongresses in der Wienerschlussakte zusammengefasst und unter die Garantie der Vertragsmächte auch die grundlegenden Paragraphen der deutschen Bundesakte gestellt. '*>'

9. Neue Zeit - S. 387

1897 - Stuttgart : Neff
387 des deutschen Handelsvereins; 1820 aus der Württembergischen Kammer wegen einer Petition, die sich gegen Missstände der Verwaltung und Rechtspflege wandte, ausgeschlossen; seit 1833 amerikanischer Konsul in Leipzig) als Vertreter eines nationalen Handelssystems, und gleich ihm der Badener Nebenius, eine deutsche Zollgesetzgebung durch den Bund vergebens anstrebte, suchte Preussen gemäss dem von Motz (1825—30 Finanzminister) und Eichhorn auf gestellten Programm, „die Unmöglichkeit einer Zollvereinigung für den ganzen Bund erkennend, durch Separat- verträge sich diesem Ziel zu nähern“. Der Grundsatz der Ver- teilung der Zolleinnahmen nach der Volkszahl der am Zoll- verein beteiligten Staaten war für die kleineren Staaten vor- teilhaft. Dem Zollanschlussvertrag mit Sondershausen 25. Oktober 1819 folgten solche mit einer Reihe nord- und mitteldeutscher Kleinstaaten; es traten 1831 Kurhessen, 1833 das Königreich Sachsen, 1834 nach Verhandlungen durch den Buchhändler Cotta die zwei (seit 1828 durch einen Zollverein verbundenen) süddeutschen Königreiche, 1835 Baden bei. 1834 umfasste „der deutsche Zollverein 7719, 1842: 8245 Qm; die Zolleinnahmen stiegen 1834—42 von 12 auf 21 Mill. Thaler, und das Auf- blühen der süddeutschen Industrie söhnte bald die dortigen Gegner mit dem Zollverein aus. Siege und Niederlagen des legitimistisehen Prinzips im süd- westlichen Europa. Losreissung Mittel- und Südamerikas von Spanien und Portugal. In Spanien hatte Ferdinand Vii. nach seiner Rückkehr ans Frankreich 1814 tlie Verfassung von 1812 aufgehoben, wurde aber durch einen Militäraufstand Januar 1820 zur Wiederherstellung der Ver- fassung gezwungen. Nun brachen auch in Italien, wo Geheimbünde, insbesondere der der Carbojxari (mit seinen der Sprache der kalabrischen Kohlenbrenner ent- lehnten Kennworten) für ein einiges und freies Italien wirkten, Unruhen aus : ein Militäraufstand in Neapel zwang Ferdinand I. (wie sich seit 1816 als „König beider Sicilien“ der bisherige Ferdinand Iv. nannte) Juli 1820, seinem Reich die spanische Verfassung von 1812 zu geben, aber Sicilien riss sich unter schweren revolutionären Greueln los. Nun beschlossen auf dem Kongress zu Troppau (Ende 1820) die Herrscher von Oesterreich, Russland und Preussen, auf ungesetzliche Weise zu stände gekommene Reformen in den der heiligen Allianz beigetretenen Staaten nötigenfalls mit Waffengewalt ab- zustellen. Da sich England und Frankreich fügten, wurde Ferdinand I. zu dem Kongress von Laibach Januar 1821 berufen, wo er die eben be- schworene Verfassung für aufgehoben erklärte. Von einem österreichischen Heer wurde März 1821 Neapel, dann Sicilien unterworfen, und furchtbare Straf- gerichte ergingen über alle einer freisinnigen Gesinnung Verdächtigen. Ebenso wurde April 1821 Piemont, wo durch einen Aufstand im März der König Viktor Emanuel zur Abdankung zu Gunsten seines Bruders Karl Felix ge- zwungen und die spanische Verfassung proklamiert worden war, durch ein österreichisches Korps unterworfen; der Thronfolger Karl Albert aus der Seiten- linie Savoyen-Carignan, der sich anfangs der Bewegung angeschlossen hatte, musste für einige Jahre ausser Landes gehen. Oesterreich hatte jetzt in Italien die Vorherrschaft, die sich aber immer verhasster machte.

10. Neue Zeit - S. 392

1897 - Stuttgart : Neff
392 Die konstitutionelle Partei, die sich der Leitung der von den Republikanern durchgeführten Revolution bemächtigt hatte, be- wirkte durch Verständigung mit Lafayette, dem Oberkomman- danten der neu erstandenen Nationalgarde, die Uebertragung der Generalstatthalterschaft an den Sohn Egalités (s. S. 318), Herzog Louis Philipp von Orléans (30. Juli); Karl X. erkannte ihn als solchen an und dankte (2. August) ab zu Gunsten seines Enkels, Herzogs Heinrich von Bordeaux („Graf von Chambord“, f 1883), nachgeborenen Sohns des Herzogs von Berry (s. S. 391). Die Kammer, der der Generalstatthalter nur die Abdankung des Königs mitteilte, gestaltete die Verfassung um durch Abänderung des Artikels 14, Zuweisung der freien Präsidenten- wahl, der gesetzgeberischen Initiative und der Ministeranklage an die Volksvertretung, Verwandlung der „Staatsreligion“ in den „Kultus der Mehrheit der Franzosen“ und erhob zugleich mit der Verkündigung der neuen Verfassung Louis Philipp I. zum „König der Franzosen“ (1830—48). Die Wirkungen der Julirevolution waren Aufstände in Belgien (1830), Polen (1830/31), Mittelitalien (1831) und die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Reaktion und freiheitlichen Bestrebungen in Deutschland. In Belgien mit seiner katholischen, halb wallonischen, halb vlämischen, überwiegend gewerbetreibenden Bevölkerung war von Anfang an die Vereinigung mit dem überwiegend protestantischen, germanischen, handeltreibenden Holland widerwillig aufgenommen worden. Die den Belgiern aufgezwungene hol- ländische Verfassung, die ihnen nicht mehr Sitze in der Volksvertretung als den weniger zahlreichen Holländern gab, die für sie unbillige Besteuerung, die Besetzung der meisten Stellen im Zivildienst und im Heer mit Holländern, die Persönlichkeit des Königs Wilhelm I. (1815—40) aus dem calvinistischen Haus der Oranier hatten diese Abneigung gesteigert. Die liberale Opposition, die Pressfreiheit und Steuerreform, und die katholische, die „ Unterrichtsfreiheit“ forderte, wurden durch den Liberalen Louis de Potter verschmolzen, der 1828 zu Gefängnis, April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt wurde. In- folge des am 25. August 1830 ausgebrochenen Aufstands in Brüssel mussten die holländischen Truppen das Land räumen ausser der Citadelle von Antwerpen, von wo aus General Chassé die Stadt bombardierte. Am 18. November erfolgte die Unabhängigkeitserklärung durch den belgischen Nationalkongress. Das Zusammengehen Englands (unter Palmerston) und Frankreichs bewirkte, dass die Londoner Konferenz der Grossmächte Januar 1831 Belgiens Unabhängigkeit aus- sprach. 4. Juni wurde der Koburger Prinz Leopold (I., 1831—65) vom Nationalkongress zum „König der Belgier“ gewählt. Durch die Londoner Konferenz wurde (Oktober) der rechts der Maas gelegene Teil von Limburg mit Holland, der wallonische Teil von Luxemburg mit Belgien ver- einigt. Das übrige Grossherzogtum Luxemburg verblieb dem holländischen König und im Verband des deutschen Bundes (dem nun dem Namen nach auch holländisch Limburg zugehörte). Dezember 1832 wurde Chassé durch ein französisches Heer gezwungen, die Citadelle von Antwerpen zu räumen. Zivischen Holland und Belgien kam erst 1839 der endgültige Friede zu stand.
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