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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 327

1897 - Stuttgart : Neff
dessen Mitglieder unter sich uneins und der Mehrzahl nach un- fähige und selbstsüchtige Persönlichkeiten waren, verfolgte im Innern eine schwächliche Schaukelpolitik („jeu de bascule“) und war seiner Hauptaufgabe, die Staats- finanzen in Ordnung zu bringen, so wenig gewachsen, dass es durch ungeheuerliche Vermehrung der Assignaten diese vollends entwertete und dadurch einen schweren Notstand her- vorrief. Unehrlichkeit und Unterschleife in der Verwaltung steigerten sich immer mehr; selbst manche der Direktoren be- reicherten sich durch Börsenspekulationen. Ein Zeichen der herrschenden Unzufriedenheit war, dass die Verschwörung Babeufs, deren Ziel eine Umwälzung mit allmählicher Abschaffung des Privateigentums war, zahlreichen Anhang und von seiten jako- binischer Kreise Unterstützung fand; die Verschwörung wurde noch rechtzeitig (Mai 1796) entdeckt und unterdrückt. Aber die Wahlen von 1797 brachten in beide Räte eine royalistische Mehrheit, die sich äusserlich gut republikanisch gebärdete. Die Direktoren Carnot und Barthélemy (der Vermittler des Basler Friedens) verkannten die der Republik drohende Gefahr und wollten keine Gewalt brauchen. Nach einem missglückten Versuch der Mehrheit des Direktoriums (besonders Barras'), durch General Hoche die Gegner unschädlich zu machen, bewerkstelligte Bonaparte die „Rettung der Republik“ durch Sendung des Generals Augereau, mit dessen Hilfe der Staatsstreich vom 18. Fructidor (4. September 1797) gemacht wurde: Barthélemy, Picbegru, der Präsident des Rats der 500, 50 Mitglieder der beiden Räte und viele Journalisten wurden verhaftet; Carnot entkam. Die verstümmelten Bäte mussten über die Verhafteten Deportation nach Cayenne verhängen und die Ungültigkeit der Wahlen von 49 Departements aussprechen. Am 30. September folgte ein Gesetz, das den Staatsbankerott aussprach: von den Renten der Staatsgläubiger wurden zwei Drittel gestrichen und das „konsolidierte“ Drittel auf 20prozent herunter- gesetzt; ein anderes Gesetz führte die Zensur ein. Das Direk- torium, das seine Rettung Bonaparte verdankte, machte vergebens den Versuch, an den Bedingungen, die inzwischen Bonaparte Oesterreich gegenüber für den endgültigen Frieden festgestellt hatte, zu ändern; Oesterreich, das sich bisher vergebens um Russlands Hilfe bemüht hatte und ohne Grund eine Verbindung Preussens mit Frankreich befürchtete, nahm jetzt diese Be- dingungen an. So gab Bonaparte Frankreich, in dessen innere Politik er eben entscheidend eingegriffen hatte, auch den Frieden, der Frankreich grössere Vorteile bot, als irgend ein früher geschlossener.

2. Neue Zeit - S. 336

1897 - Stuttgart : Neff
336 Zürich zurückgebliebenen Russen und Oesterreicher unter Korsä- kow und Hotze von Massénas Uebermacht vernichtend geschlagen (25. September 1799), sodass Suworoff, der drei Tage darauf im Muottathal ankam, sich nur unter den äussersten Anstreng- ungen und Opfern den Rückzug ins Vorderrheinthal erkämpfen konnte; von da ging er nach Feldkirch und dann hinter den Lech zurück. Die Franzosen waren wieder Herren der Schweiz. Die Engländer hatten ihren Angriff auf Holland mit der Wegnahme der ganzen holländischen Flotte glücklich ein- geleitet (31. August), aber das englisch-russische Landungsheer wurde von General Brune so geschlagen, dass es froh sein musste, unter dem Schutz des Waffenstillstands von Alkmar (18. Oktober) sich wieder einschiffen zu dürfen. Der russische Kaiser aber, über die besonders gegen Sardinien gerichteten öster- reichischen Vergrösserungspläne schon längst ungehalten, kün- digte auf die Nachrichten vom Schweizer Kriegsschauplatz dem Kaiser Franz die Waffengemeinschaft; im März 1800 brach er auch jede Verbindung mit England ab. § 101. Die Errichtung des Konsulats in Frankreich. Der Staatsstreich vom 18. Brumaire. Diedirektorial- regierung hatte sich nicht ohne neue Ge waltthätig- keiten behaupten können: um das Emporkommen der Jakobiner („Anarchisten“) zu verhindern, waren am 11. Mai (22. Floréal) 1798 mehr als sechzig Wahlen umgestossen und ein- fach die Kandidaten der Minderheit für gewählt erklärt worden ; trotzdem war das Verhältnis zwischen den Räten und Direktorium ein so unleidliches geworden, dass der Rat der 500 am 18. Juni (30. Prairial) 1799 den Rücktritt von zwei Direktoren erzwang; aber das Direktorium in seiner neuen Zusammensetzung war auch sofort wieder mit dem Rat der 500, der jakobinische An- wandlungen zeigte, in Streit geraten, und Gesetze, über die man sich unter dem Eindruck der äusseren Gefahr einigte, das sogenannte Geisselgesetz, das für die sich wieder mehrenden Un- ruhen und Gewaltthaten ausschliesslich die „Royalisten“ des betreffenden Bezirks verantwortlich machte, und eines, das ein Zwangsanlehen in Form einer progressiven Grundsteuer (bis über die Hälfte des Ertrags) einführte, riefen überall die Furcht vor Wiederkehr der Konventszeiten hervor. Der Jakobinerklub ent- stand, mit weitreichenden Verzweigungen, unter anderem Namen wieder, wurde aber bald wieder geschlossen. Der Zerfall der Regierungsgewalt und aller inneren Ordnung, das all- gemein verbreitete Gefühl der Unsicherheit, das Stocken des

3. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

4. Neue Zeit - S. 368

1897 - Stuttgart : Neff
368 Verhandlungen ein, und der vom Gouverneur Rostoptschin in die Wege geleitete Brand von Moskau (14.—20. September) brachte das Heer Napoleons um seine Winterquartiere. Dieser entschloss sich erst am 19. Oktober zum Rückzug, der nach dem unglücklichen Gefecht bei Kalüga auf dem Weg, auf dem man gekommen war, erfolgen musste, bei einer auch für Russ- land ungewöhnlich frühen und heftigen Kälte; die Auflösung des Heeres, das grosse „Gottesgericht“, vollendete sich indemuebergangüberdie B eresina (26.—29. November). Napoleon verliess am 5. Dezember die Trümmer des Heeres, um nach Paris zu eilen, wo der (als Republikaner abgesetzte, seit 1808 in Haft befindliche) General Mailet einen unglücklichen Aufstandsversuch gemacht hatte, um alsbald neue Rüstungen anzuordnen. Kapitel Xxx. Die Freiheitskriege und der Wiener Kongress. §112. Preussens Erhebung; die Kämpfe bis zum Prager Kongress. Preussens Erhebung*. Alexander I. beschloss unter dem Einfluss Steins, den Krieg über die preussische Grenze zu tragen. Nur das Korps Macdonalds, dessen Kern die Preussen unter York bildeten, konnte ihm das wehren. York schloss, gegen das Verbot des Königs, mit den Russen in Unterhandlungen ein- zutreten, am 30. Dezember 1812 mit dem russischen General Diebitsch die Konvention von Tauroggen, nach der York mit seinen Truppen den Landstrich zwischen Memel und Tilsit besetzen und bis zu des Königs Entscheidung Neutralität be- obachten, jedenfalls aber bis zum 1. März 1813 nicht gegen die Russen kämpfen sollte. Da in Berlin und Spandau 10000 Fran- zosen standen, hatte Friedrich Wilhelm in Potsdam keine Frei- heit der Bewegung: er missbilligte öffentlich Yorks Handlungs- weise, aber gleichzeitig wurden insgeheim mit Russland Unter- handlungen angeknüpft und York von dem Einverständnis des Königs in Kenntnis gesetzt, und am 22. Januar 1813 reiste der König nach Breslau ab. Inzwischen veranlasste Stein, der im Namen des russischen Kaisers die Verwaltung Ost- und West- preussens übernommen hatte, die Berufung der Deputierten der preussischen Stände (5. Februar), deren Ausschuss die Aushebung von 13000 Mann Rekruten und 20000 Mann Landwehr zur Ver- fügung des Generals York beschloss. Von Breslau aus ordnete

5. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

6. Neue Zeit - S. 379

1897 - Stuttgart : Neff
379 und Abneigung gegenliberstand und die durch die Rückkehr der Gefangenen und der Besatzungen verdoppelte Armee mit ihren zur Hälfte auf Halbsold gesetzten Offizieren und Unteroffizieren von tiefer Unzufriedenheit erfüllt war. Im Vertrauen darauf hatte er seinen Entschluss gefasst. Ueberall von den Einwohnern und noch mehr von den gegen ihn geschickten Truppen mit Begeisterung empfangen zog Napoleon schon am 20. März als Kaiser in den Tuilerien ein. Aber die freisinnige Zusatz- akte zu der Verfassung des Kaiserreichs, die er am 22. April erliess, und das Schaustück des „Maifeldes“, auf dem das Er- gebnis der neuen Volksabstimmung am 1. Juni verkündet wurde, söhnten die Mehrheit der Nation doch nicht mit der Aussicht auf den neuen Krieg aus, in den Frankreich durch Napoleons Rückkehr gestürzt wurde. Murat, der auf die Kunde von Napo- leons Landung in Frankreich die Italiener zum Kampf für die nationale Einheit und Selbständigkeit aufgerufen hatte, kam, von den Oesterreichern bei Tolentino (23. Mai) geschlagen, als Flüchtling nach Frankreich. Napoleon warf sich mit 128000 Mann dem aus Engländern, nordwestdeutschen Kontingenten und Niederländern bestehenden Heer Wellington’s und den Preussen unter Blücher in Belgien entgegen. Während Ney bei Quatrebras Wellington beschäftigte, schlug Napoleon die Preussen bei Ligny (16. Juni), die sich aber von der Verbindung mit Wel- lington nicht abdrängen Hessen; dieser, am übernächsten Tag von Napoleon angegriffen, hielt stand, bis die Preussen kamen, und so endete die Schlacht bei Waterloo oder Belle-Alliance (18. Juni 1815) mit der Zertrümmerung des französischen Heeres, die durch die Verfolgung unter Gneisenau vollendet wurde. Schon am 22. Juni dankte Napoleon ab, und von den Kam- mern wurde eine provisorische Regierung unter Fouche’s Vorsitz eingesetzt. Am 3. Juli schloss diese mit Blücher und Welling- ton die Konvention von St. Cloud, der zufolge die französischen Truppen sich hinter die Loire zurückzogen, und am 9. Juli kehrte Ludwig Xviii. nach Paris zurück, nach Erlass einer Amnestie, von der die Hauptschuldigen an dem Abfall ausgenommen waren; diese wurden kriegsgerichtlich abgeurteilt und erschossen (als letzter Marschall Ney am 7. Dezember 1815). Im südlichen Frankreich erging sich der Fanatismus der Roya- listen in den wildesten Ausschreitungen gegen Republikaner, Bona- partisten und Protestanten, eine Wiederholung des „weissen Schreckens“ von 1795, und der reaktionäre Uebereifer der neu- gewählten Kammer („chambre introuvable“ = Kammer, wie man sie nicht wieder findet, von Ludwig Xviii. genannt) war so gross, dass gegen ihn die Charte constitutionnelle von der könig-

7. Neue Zeit - S. 390

1897 - Stuttgart : Neff
390 indem er (Juni) einen Teil der türkischen Flotte mit dem Admiralschiff in die Luft sprengte. Im Gegensatz zu der Politik der europäischen Mächte unter- stützten die zahlreichen Philhellenen (u. a. Lord Byron, König Ludwig von Bayern; Wilhelm Müllers Griechenlieder) Griechenlands Freiheitskampf mit Wort und That. Angesichts der türkischen Misserfolge gewann die Pforte durch Ueberlassung Cyperns und Candias die Hilfe Mehemed Alis, der sich 1811 als türkischer Pascha durch die Vernichtung der Mameluken zum un- umschränkten Herrn von Aegypten gemacht, seine Herrschaft über Nubien und Teile Arabiens ausgedehnt, den natürlichen Reichtum Aegyptens wieder er- schlossen und sich eine gewaltige Kriegsmacht geschaffen hatte. Dessen Stiefsohn Ibrahim Pascha verheerte 1825 Morea, wo sich nur die Mainoten in ihren Bergen behaupteten. In Mittelgriechenland hielten sich nur noch Athen und Missolonghi (an der Nordküste des Golfs von Patras). Nachdem in Russland auf Alexander I. (f 1. Dezember 1825) dessen jüngster Bruder Nikolaus I. (1825—1855), infolge des Verzichts des älteren Konstantin, nach Unterdrückung des Militäraufstands der „Dekabristen“ ge- folgt war, trat ein, von Canning schon angebahnter, völliger Wechsel der europäischen Politik ein: Russland und England Unterzeichneten (4. April 1826) das Petersburger Protokoll, das den Griechen Freiheit in allen inneren An- gelegenheiten versprach. Bald darauf eroberte Ibrahim das heldenmütig ver- teidigte Missolonghi. Sultan Mahmud Ii. (1808—39), der seine geplanten Reformen mit der Niedermetzelung und dauernden Beseitigung der Janitscharen (Mai 1826) einleitete, nahm die andern russischen Forderungen (betreffs der Donaufürstentümer, Serbiens und der Schiffahrt auf dem Schwarzen Meer) im Vertrag von Akjerman an, wies aber jede Einmischung in die griechische Frage zurück. Nun schloss sich Frankreich im Londoner Vertrag (Juli 1827) dem Petersburger Protokoll an, und die drei Mächte entsandten ihre Flotten, die sich vor Navarino (Pylos) der Flotte Ibrahims gegenüber legten; ob- gleich ein Waffenstillstand geschlossen war, entspann sich ein Kampf, in dem zwei Drittel der türkisch-ägyptischen Flotte vernichtet wurden (20. Oktober 1827). Da die Pforte, die vergebens Genugthuung verlangt hatte, auf dies hin Russland durch verschiedene Massregeln herausforderte, erklärte ihr Nikolaus, dessen Feldherr Paskjgwitsch eben Persien zur Abtretung eines Teils von Armenien (Eriwan) gezwungen hatte, (April 1828) den Krieg. Die siegreiche Ueberschreitung des Balkan durch Diebitsch und die Eroberung von Kars und Erzerüm durch Paskjewitsch zwangen die Türkei zum Frieden von Adrianopel (September 1829), wonach der Sultan an Russland die Inseln der Donaumündung und armenische Grenzgebiete abtrat, die Meerengen der Handelsschiffahrt freigab, für Serbien und die Donau- fürstentümer die Lebenslänglichkeit der Hospodare zugestand und zum voraus die Beschlüsse der Londoner Konferenz anerkannte. Diese sprach (Februar 1830) die Unabhängigkeit Griechenlands (bis zu den Meerbusen von Volo und Arta, dazu die Inseln des westlichen Teils des Aegäischen Meers) aus. Nach der Ermordung des Präsidenten der griechischen Republik Kapodistrias (1826—31) gaben die Mächte Griechenland Otto I., den jüngsten Sohn Ludwigs I. von Bayern, zum König (1833—62). § 119. Die Julirevolution und ihre Folgen. Frankreich 1816—1830. Ludwig Xviii., der die französische Nation mit dem Königtum der Bourbonen aussölmen wollte, löste 1816 die „chambre introuvable“ (s. S. 379) auf, setzte die von dieser beschlossenen Ausnahme- gesetze ausser Kraft, liess die Annahme eines liberalen Wahlgesetzes, das direkte Wahlen und als Bedingungen des aktiven Wahlrechts das 30. Lebens- jahr und 300 fr. Steuern bestimmte, mittelst eines Pairsschubs (1818) durch-

8. Neue Zeit - S. 392

1897 - Stuttgart : Neff
392 Die konstitutionelle Partei, die sich der Leitung der von den Republikanern durchgeführten Revolution bemächtigt hatte, be- wirkte durch Verständigung mit Lafayette, dem Oberkomman- danten der neu erstandenen Nationalgarde, die Uebertragung der Generalstatthalterschaft an den Sohn Egalités (s. S. 318), Herzog Louis Philipp von Orléans (30. Juli); Karl X. erkannte ihn als solchen an und dankte (2. August) ab zu Gunsten seines Enkels, Herzogs Heinrich von Bordeaux („Graf von Chambord“, f 1883), nachgeborenen Sohns des Herzogs von Berry (s. S. 391). Die Kammer, der der Generalstatthalter nur die Abdankung des Königs mitteilte, gestaltete die Verfassung um durch Abänderung des Artikels 14, Zuweisung der freien Präsidenten- wahl, der gesetzgeberischen Initiative und der Ministeranklage an die Volksvertretung, Verwandlung der „Staatsreligion“ in den „Kultus der Mehrheit der Franzosen“ und erhob zugleich mit der Verkündigung der neuen Verfassung Louis Philipp I. zum „König der Franzosen“ (1830—48). Die Wirkungen der Julirevolution waren Aufstände in Belgien (1830), Polen (1830/31), Mittelitalien (1831) und die Verschärfung des Gegensatzes zwischen Reaktion und freiheitlichen Bestrebungen in Deutschland. In Belgien mit seiner katholischen, halb wallonischen, halb vlämischen, überwiegend gewerbetreibenden Bevölkerung war von Anfang an die Vereinigung mit dem überwiegend protestantischen, germanischen, handeltreibenden Holland widerwillig aufgenommen worden. Die den Belgiern aufgezwungene hol- ländische Verfassung, die ihnen nicht mehr Sitze in der Volksvertretung als den weniger zahlreichen Holländern gab, die für sie unbillige Besteuerung, die Besetzung der meisten Stellen im Zivildienst und im Heer mit Holländern, die Persönlichkeit des Königs Wilhelm I. (1815—40) aus dem calvinistischen Haus der Oranier hatten diese Abneigung gesteigert. Die liberale Opposition, die Pressfreiheit und Steuerreform, und die katholische, die „ Unterrichtsfreiheit“ forderte, wurden durch den Liberalen Louis de Potter verschmolzen, der 1828 zu Gefängnis, April 1830 zu achtjähriger Verbannung verurteilt wurde. In- folge des am 25. August 1830 ausgebrochenen Aufstands in Brüssel mussten die holländischen Truppen das Land räumen ausser der Citadelle von Antwerpen, von wo aus General Chassé die Stadt bombardierte. Am 18. November erfolgte die Unabhängigkeitserklärung durch den belgischen Nationalkongress. Das Zusammengehen Englands (unter Palmerston) und Frankreichs bewirkte, dass die Londoner Konferenz der Grossmächte Januar 1831 Belgiens Unabhängigkeit aus- sprach. 4. Juni wurde der Koburger Prinz Leopold (I., 1831—65) vom Nationalkongress zum „König der Belgier“ gewählt. Durch die Londoner Konferenz wurde (Oktober) der rechts der Maas gelegene Teil von Limburg mit Holland, der wallonische Teil von Luxemburg mit Belgien ver- einigt. Das übrige Grossherzogtum Luxemburg verblieb dem holländischen König und im Verband des deutschen Bundes (dem nun dem Namen nach auch holländisch Limburg zugehörte). Dezember 1832 wurde Chassé durch ein französisches Heer gezwungen, die Citadelle von Antwerpen zu räumen. Zivischen Holland und Belgien kam erst 1839 der endgültige Friede zu stand.

9. Neue Zeit - S. 204

1897 - Stuttgart : Neff
204 wurde Anfang 1658 nach 14 Tagen wieder aufgelöst. Die royalistischen Komplotte mehrten sich trotz blutiger Unterdrückung. Aeussere Kämpfe und Erfolge. Den Krieg mit den Niederlanden 1652—1654, den hauptsächlich der Gegensatz der merkantilen Interessen verursachte, leitete die Navigations- akte vom 5. August 1651 (durchaus gültig bis 1821, im wesent- lichen aufgehoben 1849) ein, nach der fremde Produkte entweder nur von englischen Schiffen oder von solchen des (europäischen) Ursprungslandes in England eingeführt werden durften. Die englische Kriegsflotte, für die der Vernichtungskampf gegen die Seeräuberei des Prinzen Ruprecht 1649—51 eine Vor- schule gewesen war, erwies sich nach schwerem Ringen schliess- lich überlegen; im Frieden April 1654 erkannten die Staaten die Navigationsakte an, und Holland, damals von den Aristokraten regiert, verpflichtete sich, Wilhelm Iii. von Oranien, durch seine Mutter Enkel Karls I. (geb. 1650), weder jemals zum Statthalter zu ernennen, noch seine Ernennung zum Generalkapitän der Staaten zuzulassen. Mit Schweden schloss Cromwell einen Freundschafts- und Handelsvertrag. Spanien und Frankreich bemühten sich beide um die Hilfe Englands, der Krieg mit Spanien hatte thatsächlich schon begonnen (Jamaica 1655 erobert), als Cromwell mit Mazarin März 1657 ab- schloss, der den Herzog von Savoyen hatte bestimmen müssen, die entsetzliche Verfolgung der Waldenser einzustellen. Das gemeinsam eroberte Dünkirchen fiel der Verabredung gemäss an England (Karl Ii. verkaufte es 1662 an Frankreich). Unter Cromwell hatte die englische Kriegsflotte auch im Mittelmeer geherrscht (u. a. Beschiessung von Tunis); sie war die erste geworden. Uebergang zur Restauration. Oliver Cromwell starb 3. September 1658. Sein ältester Sohn und Nachfolger, der wenig fähige Richard Cromwell fand gegen das Heer, das ihm als einem Nichtmilitär nicht unterstehen wollte, wie gegen die strengen Republikaner kurze Zeit einen Rückhalt an einem nach der alten Ordnung gewählten Parlament, aber die durch dessen Beschlüsse bedrohte Offizierspartei („Armee- rat“) nötigte ihn, das Parlament aufzulösen und den „Rump“ (anfangs 42 Mann) wieder zu berufen (Mai 1659). Das Heer ernannte selbst einen Oberkommandanten, und Richard dankte ab gegen Zahlung der von seinem Vater überkommenen Schulden. Der Gegensatz zwischen dem Heer und dem Rump (Oktober nach einem Siege des Heeres über eine royalistische Erhebung gewaltsam vertagt) gab dem in Schottland befehlenden M o n k Gelegenheit einzugreifen: zuerst verweigerte er die An-

10. Neue Zeit - S. 315

1897 - Stuttgart : Neff
315 Friedrich Wilhelm Ii. in Pillnitz (bei Dresden) eine Erklärung zu Gunsten des Königs von Frankreich veröffentlicht, übrigens das vom Grafen von Artois gestellte Ansinnen einer bewaffneten Einmischung noch zurückgewiesen; namentlich aber erregte in Frankreich der, sachlich wenig bedeutende, Waffenlärm der Emigranten Erbitterung, die sich unter dem Grafen von Artois im Erzbistum Trier, besonders in Koblenz, auch in Mainz, zu- sammenfanden; auch bildete einen Streitgegenstand zwischen Frankreich und dem Reich die Schädigung vieler deutscher Reichs- stände, die durch die Aufhebung der Feudalrechte, zum Teil auch durch die Abschaffung fremder Metropolitanrechte in Frankreich betroffen wurden; viele von diesen lehnten eine Geldentschädi- gung grundsätzlich ab. Obgleich auf die, von der Aufstellung eines starken Heeres an der Ostgrenze begleitete, französische Beschwerde bin den Emigranten der Aufenthalt in der Nähe der französischen Grenze untersagt wurde, erzwang die National- versammlung eine drohende Anfrage an Leopold Ii.; dieser schloss darauf 7. Februar 1792 ein Schutzbündnis mit Preussen, starb aber schon am 1. März. Ihm folgte sein kriegslustiger Sohn Franz Ii. (s. S. 290). Die österreichischen Rüstungen wurden in Paris der Anlass, dem König ein girondistisches Ministerium (mit Roland als Minister des Innern und dem General Dumouriez als Minister des Aeussern) aufzunötigen; auf dessen heraus- fordernde Note antwortete Oesterreich mit der Forderung der Entschädigung der deutschen Reichsstände, sowie des Papstes für (das noch von der Constituante mit Frankreich vereinigte) Avignon und Venaissin, und nun musste Ludwig Xvi. am 20. April 1792 die Kriegserklärung an den „König von Ungarn und Böhmen“ beantragen, die fast einstimmig, aber unter Widerspruch Robespierres, beschlossen wurde. Während die Girondisten von einem Krieg zur Verteidigung der franzö- sischen Freiheit sprachen, jedoch auch schon denen, die wollten, Aufnahme in diese Freiheit verhiessen, sprach Dumouriez es aus, dass der Krieg Frankreich seine „natürlichen Grenzenu geben solle; die unmittelbare Folge der Kriegserklärung war die Steige- rung der finanziellen Schwierigkeiten; die schon wiederholt zur Ausgabe weiterer Assignaten geführt hatten. Der Sturz des Königtums. Der französische Angriff auf Belgien scheiterte kläglich, worauf das Ministerium Ersetzung der Linientruppen in Paris durch 20000 Freiwillige aus den Provinzen („Föderierte“) beschloss; hiegegen, sowie gegen den Beschluss, dass die eidweigernden Priester deportiert werden sollten, legte der König sein Veto ein, und nun nahm das girondistische Ministerium seine Entlassung. Darauf drang das Volk von Paris,
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TM Hauptwörter (200)200

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