Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Neue Zeit - S. 354

1897 - Stuttgart : Neff
354 Friedensanerbietungen, die darauf Napoleon dem preussischen König machte, wies dieser zurück, und schloss mit Schweden 20. April 1807 ein Bündnis zum Zweck der Befreiung Preussisch- Pommerns, am 26. April mit Kussland den Vertrag von Barten- stein, in dem sich beide Teile verpflichteten, die Waffen nicht niederzulegen, ehe die Franzosen über den Rhein zurückgedrängt seien, für sich aber keine Eroberungen zu machen; auch England beteiligte sich und war bald zur Zahlung von Subsidien bereit. Aber die Niederlage der Russen bei Friedland (14. Juni 1807) bewirkte nicht nur, dass diese über den Niemen zurück- gingen, worauf die Preussen folgen und Königsberg räumen mussten, sondern auch, dass Alexander in Friedensunterhand- lungen mit Napoleon trat. Der Friede von Tilsit. Alexander I. Hess sich von Napoleons Liebenswürdigkeit und noch mehr von den Aussichten, die er ihm auf Vergrösserung der russischen Macht eröffnete, völlig gewinnen. Vergeblich verstand sich die bisher von Napoleon mit Schmähungen verfolgte preussische Königin Luise zu dem Versuch, Napoleon persönlich zu einer Milderung der Bedingungen zu bestimmen. Am 7. Juli 1807 wurde der Friede von Tilsit zwischen den russischen und französischen, am 9. von den preussischen Bevollmächtigten unterzeichnet; „aus Rücksicht auf Kaiser Alexander“ gab Napoleon dem preussischen König die kleinere Hälfte seiner Staaten (2856 Qm mit 4600000 Einw.) zurück ; alles preussische Gebiet westlich der Elbe mit Magdeburg und die Erwerbungen der zweiten und dritten polnischen Teilung musste Preussen abtreten, ausserdem den Kreis Kottbus, den Sachsen, und den Kreis Bialy stock, den Russland erhielt; Danzig wurde Freistaat mit französischer Besatzung. Süd- und Südostpreussen erhielt als „Grossherzogtum Warschau“ der König von Sachsen, den grösseren Teil der westelbischen Abtretungen Preussens mit Hessen-Kassel, Braunschweig und anderen welfischen Ge- bietsteilen Napoleons jüngster Bruder Jérôme als „Königreich Westfalendas Grossherzogtum Berg wurde bedeutend ver- grössert (u. a. durch Münster und Grafschaft Mark) ; an Holland fiel Ostfriesland ; zur Verfügung Frankreichs blieb Hannover, Erfurt, Baireuth. Alexander erkannte alle diese, sowie die früher von Napoleon vorgenoynmenen Gebietsänderungen und dessen poli- tische Schöpfungen an, überliess an Frankreich die jonischen Inseln und trat der Kontiyientalsperre gegen England bei. Napoleon übernahm die Vermittlung des Friedens zwischen Russland und der Türkei und machte zugleich dem russischen Kaiser Aussicht auf eine Teilung der Türkei. Frankreich und Russland schlossen ein geheimes Schutz- und Trutzbündnis.

2. Neue Zeit - S. 373

1897 - Stuttgart : Neff
373 stand Anfang des Jahres 1814 mit seinem siegreichen Heer vor Bayonne, und die spanische Regentschaft weigerte sich, ohne England Frieden zu schliessen, obgleich Napoleon in einem Ver- trag vom 8. Dezember 1813 Ferdinand Vii. als spanischen König anerkannt hatte. § 114. Der Sturz Napoleons. Der Krieg von 1814. Im November 1813 hatte Metternich Napoleon Vorschläge machen lassen, wonach dieser französischer Kaiser bleiben und Frankreich seine „natürlichen Grenzen“ be- halten sollte, was Arndt zu seiner Schrift „der Rhein Deutsch- lands Strom, nicht Deutschlands Grenzeu veranlasste. Da Napoleon, Metternichs Erwartungen entsprechend, zuerst ablehnend, dann mit sehr viel weitergehenden Forderimgen antwortete, erliessen die Verbündeten die Frankfurter Proklamation, worin sie als ihr Ziel Unabhängigkeit des französischen Reichs, wie aller andern europäischen Staaten und Napoleon als einziges Hindernis des Friedens bezeichneten. Doch unterdrückte Napoleon alle Regungen des Widerstandes gegen die neuen Opfer, die er dem französischen Volk zumutete. Blücher, der in der Neujahrsnacht den Rhein bei Caub überschritten hatte, und die grosse Armee, die von der Schweiz aus in Frankreich eindrang, zogen der Champagne zu, und Blücher, bei Brienne von Napoleon zurück- gedrängt, aber dann durch Abteilungen der grossen Armee ver- stärkt, siegte über Napoleon hei La Rothiere 1. Februar 1814, worauf dieser seinem Gesandten Caulaincourt weitgehende Voll- machten für den am 5. Februar eröffneten Friedenskongress in Chätillon gab. Aber Napoleon benützte die Trennung der ver- bündeten Heere, um zuerst die einzelnen Abteilungen des die Marne entlang ziehenden Blüclier’schen Heeres in einer Reihe von Gefechten bei Montmirail, Chateau- Thierry und Etoges (10. bis 15. Februar) zu schlagen und dann die grosse Armee, die dem Lauf der Seine gefolgt war, durch die Gefechte hei Nangis und Montereau (17-/18. Februar) auf Troyes zurückzudrängen; nun nahm er die Friedensvollmachten zurück, doch löste sich der Kongress erst am 18. März ohne Ergebnis auf. Während sich Napoleon wieder gegen Blücher wandte, der mit seinem rasch wiederhergestellten Heer auf Soissons marschierte, um sich mit Bülow, dem Eroberer Hollands, zu vereinigen, wurden Macdonald und Oudinot bei Bar sur Auhe von der grossen Armee geschlagen, und am 1. März schlossen Russland, Grossbritannien, Oesterreich und Preussen den Vertrag vonchaumont, der ausser einem Schutz- und Trutzbündnis auf 20 Jahre das Programm der Neu- 1 -Wm*

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 179

1881 - Danzig : Boenig
179 zur Elbe und Nordsee hin. Wie an den Sitten der Väter, hielten sie fest an ihrem heidnischen Götterdienst. Vonalters- her lagen sie mit den Franken in Streit; fortwährend machten sie verheerende Einfälle ins Frankenland. Um sein Reich gegen diese lästigen Nachbarn zu sichern, beschloß Karl, sie seiner Herr- schaft zu unterwerfen und zum Christentum zu hekehren. Aber erst nach vielen Feldzügen und mancher blutigen Schlacht konnte er dieses Ziel erreichen. Da beugten sich die Sachsen dem sieg- reichen Frankenkönig und ließen sich die fränkische Herrschaft und die christliche Taufe gefallen. — Einen zweiten Krieg führte Ka^l gegen die Longobarden in Italien, deren König ihn beleidigt hatte. Mit einem wohlgerüsteten, stattlichen Heere überstieg er die beschneiten Alpen, eroberte die Hauptstadt des Longobarden- königs, setzte ihn ab und vereinigte das longobardische Reich mit dem fränkischen. 3. Mit dem Papste zu Rom stand Karl in guter Freund- schaft. Gegen Feinde leistete er ihm seinen machtvollen Schutz. Als daher Karl einst am Weihnachtsfeste in Rom war und im festlichen Schmucke am Altare der Peterskirche zum Gebet nicder- kniete, trat plötzlich der Papst vor und setzte dem König eine goldene Kaiserkrone aufs Haupt. Das versammelte Volk aber rief mit lautem Jubel: „Heil und Sieg Karl dem Großen, dem von Gott gekrönten römischen Kaiser!" So wurde die römische Kaiserwürde, die seit dem Untergänge des alten Römer- reiches vor mehr als dreihundert Jahren aufgehört hatte, wieder- hergestellt. Diese Würde machte Karl zum obersten Herrscher in der ganzen Christenheit. 4. Karl, der große Kriegsmann, war auch ein weiser Landes- vater. Sein weites Reich brachte er in die beste Ordnung. Damit alles wohl verwaltet werde, teilte er das Ganze in viele kleinere Bezirke oder Gaue, an deren Spitze er angesehene und erfahrene Männer stellte, welche Grafen genannt wurden. Strenge hielt er darauf, daß überall im Reiche sein Wille gelte. — Die christ liche Religion lag ihm sehr am Herzen. Er erbaute viele Kirchen und sorgte, wo er nur konnte, für tüchtige Geist- liche. Für die Jugend stiftete er Schulen und bestellte geschickte Männer zu Lehrern. An seinem Hofe mußten alle seine Diener, hohe und niedere, ihre Söhne in die Schule schicken. Eines Tages trat er selbst in die Schulstube, hörte eine Zeit lang zu und sah dann die schriftlichen Arbeiten der Schüler durch. Die geschickten Knaben mußten alle auf seine rechte, die ungeschickten auf seine linke Seite treten, und hier fand es sich, daß die letzteren meist die Söhne vornehmer Eltern waren. Da wandte sich Karl zu den. steißigen, aber armen Schülern und sagte: „Ich freue mich, liehen Kinder, daß ihr gut einschlaget; zu seiner Zeit soll 12*

4. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

5. Der katholische Volksschüler in der Oberklasse - S. 314

1861 - Stuttgart : Hallberger
314 Paris. Eine der merkwürdigsten und wichtigsten Städte der Erde ist Paris, die Hauptstadt Frankreichs, die jetzt wohl anderthalb Millio- nen Menschen beherbergt. Ein ungewöhnliches Gewühl von Menschen drängt sich hier stetsfort in den Straßen. Elegant gekleidete Herren und Damen, Arbeiter und Bettler, Vornehme und Arme, fleißige Leute und Müssiggänger, Fußgänger, Reiter und Kutscher, — Alles füllt im buntesten Durcheinander die Straßen, die öffentlichen Plätze und Vergnügungsorte, so daß man glaubt, es könne in ganz Paris kein Mensch mehr zu Hause seyu. Obwohl auch hier unter 1200 Straßen manche krumm und winkelig sind, so findet man dagegen auch wieder viele, die in geradester Linie mit den großartigsten Häu- sern und Palästen besetzt sind. Die herrlichen Bauten, denen man hier fin jeder Straße begegnet, die prachtvollen Kaufläden, die sich in einer Straße oft zu Hunderten aneinander reihen, die wunder- schönen Brücken, die großen, oft mit den schönsten Statuen besetzten öffentlichen Plätze, sodann die reichen Kunstsammlungen und eine Menge anderer Gegenstände beschäftigen das Auge des Fremden Monate lang und setzen ihn alle Augenblicke in Staunen und Ver- wunderung. Die Königreiche Selgicn und Holland. Beide Königreiche bildeten früher das Königreich der Nieder- lande. Im Jahre 1831 riß sich aber der südliche Theil des Lan- des von dem nördlichen los, wählte sich einen König und bildet seitdem das Königreich Belgien, das aus 536 Q.m. 4'2 Mill. Einwohner zählt, die größtenthcils der katholischen Kirche angehören. Die Hauptstadt des Landes ist Brüssel. Antwerpen, Gent, Lüttich, Meäicln und Brügge sind wichtige Fabrik- und Handelsstädte. Das Königreich Holland ist so groß als Belgien, zählt aber nur 3 Millionen Menschen. Es ist "ein Land ohne Berg und Wald und liegt an manchen Stellen tiefer, als die Nordsee, gegen welche es durch kostspielige Dämme geschützt werden muß. Holland hat herrliche Wiesen und Weiden, und daher auch eine treffliche Vieh- zucht, die nebst dem Härings- und Walfischfang und bedeutendem Fabrikbetrieb eine Hauptnahrungsquelle der Einwohner bildet. Der Handel und die Schifffahrt beschäftigen ebenfalls Tausende von Men- schen; denn in fast allen Meeren trifft man holländische Schiffe an. Die Residenzstadt des Landes ist Haag. Gkßcr und wich- tiger aber ist Amsterdam (225). • Sie ist der Sitz eines großarti- gen Weltverkehrs und wird hierin nur von London übertroffen. Der sumpfige Boden macht es hier nothwendig, daß vor Erbauung

6. Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang - S. 271

1880 - Heidelberg : Winter
Kap. 31. § 181. Die deutschen Städte. 271 emsige Arbeitslust, die rührige Thätigkeit, die den deutschen Bürger und Handwerker auszeichnete. Die deutschen Handwerksleute waren um ihrer Geschicklichkeit im Bergbau, ihrer Verfertigung von Waffen und anderen Metallwaren, von Mobiliar, Tuch- und Leinwandstoffen, um ihrer Scharlachfärberei und Drahtzieherei willen in aller Welt berühmt. Nicht nur war die deutsche Handfertigkeit, die sich namentlich in der Goldschmiedsarbeit in die Region der Kunst erhob, überall anerkannt, soudern auch die deutsche Erfindungsgabe, die sich in der Einführung oder wesentlichen Verbesserung der Feuergewehre, der Taschenuhren, der Mühlwerke, des Kompasses, der Glas- und Ölmalerei, der Kupferstecherei, des Prägstocks, der Diamantenschleiferei, der Orgel und vieler mechanischen Instrumente so tüchtig bewährt hat." Ein erfreuliches Bild des städtischen Lebens gewähren auch die meist noch harmlosen Vergnügungen und die ehrbare Festfreude des Bürgers. So wurden in vielen deutschen Städten die noch aus dem germanischen Heidentum stammenden Maifeste begangen, an welchen das junge Volk unter Führung des Maikönigs und der Maiin einen Maibaum aus dem Walde holte und aufpflanzte und unter allerlei Spielen den Tag mit Gesang und Tanz verlebte. Ein buntes, wimmelndes Treiben wogte auch an den Jahrmärkten, Fastnachtsfesten und den Schützenfesten der städtischen Gilden, wo mit Armbrust und später auch mit dem Feuergewehr um den Preis der Geschicklichkeit gekämpft wurde. Die patrizischen Kreise der Bürgerschaft veranstalteten in den sogenannten Geschlechtertänzen glänzende Feste, an denen selbst Könige und Fürsten teilzunehmen nicht verschmähten. Allen anderen Städten that es bei festlichen Anlässen (wie Hochzeiten u. dergl.) das prachtliebende Augsburg zuvor, wo das reiche Handelsgeschlecht der Fugger glanzvolle Lanzenstechen, Ringelrennen, Schlittenfahrten, Maskeraden („Mummereien") und Bälle veranstaltete. Während indes die Lebensfülle, die sich besonders in den Handelsund gewerbreichen Städten zeigte, in äußerer Zunahme begriffen war, und die Städte des 15. Jahrhunderts in der vollsten Blüte ihrer Macht standen, zehrte innerlich bereits der Wurm des Verderbens daran. Denn gerade in den.gewerb - und handelsreichen Städten nahm die Entartung der Sitten durch Kleiderpracht, Tischaufwand, Spielsucht und Unzucht am meisten überhand und drang von da in die übrigen Städte. Doch ließ sich hierbei ein Unterschied zwischen den aristokratisch und demokratisch regierten Städten wahrnehmen, indem dort die Patrizier, wenn auch meist nur durch äußerliche Mittel, den Sittenverfall aufzuhalten suchten, während bei rein demokratisch regierten unter der Führung der sogenannten Volksmänner öfters nicht bloß eine größere Tyrannei die Bürger drückte, sondern auch der allgemeine Hang zu Ausschweifungen größeren Spielraum fand. So erzählt Aneas Sylvius in feiner Beschreibung Deutschlands von Wien, wo weder der Fürst noch der Magistrat die Ordnung gehörig aufrecht zu halten verstand, daß es dort Tag und Nacht zwischen Handwerkern und Studenten Händel gab, die in wahre Schlachten ausarteten, daß dort selten ein Zusammenstoß von Menschen gewesen, ohne daß ein Mord dabei vorfiel, daß dort fast jeder Bürger eine Zechstube gehalten, daß über-

7. Brandenburgisch-preußische Geschichte seit 1648, im Zusammenhang mit der deutschen Geschichte - S. 59

1888 - Heidelberg : Winter
Erste Koalition gegen Frankreich. Kosciuszko. Friede v. Basel. Bonaparte. 59 drang ein franzsisches Heer in die sterreichischen Niederlande (Belgien) ein, schlug die sterreicher bei Jemappes (sdsdwestl. v. Brssel) und besetzte die mittleren Provinzen dieses Landes. c. Die erste europische Koalition gegen Frankreich 1792 bis 1797. Zweite und dritte Teilung Polens. Inzwischen hatte die Revolutionspartei Frankreich zur Republik erklrt und den König ab-gesetzt, dessen Haupt unter der Guillotine siel. Daher stiftete der englische Minister Pitt eine europische Koalition gegen Frankreich, und England, Holland, Spanien, Sardinien und Neapel traten dem Krieg der deutschen Mchte gegen Frankreich bei. Im Anfang des Kriegs gewannen die sterreicher Belgien wieder, die Preußen eroberten Mainz zurck und blieben bei mehrfachen Zusammensten mit den Franzosen in der Pfalz Sieger. Aber Uneinigkeit und Eifersucht der Verbndeten vereitelten alle weiteren Erfolge, und als in Frankreich durch ein allgemeines Auf-gebot alle waffenfhigen Männer zur Fahne gerufen wurden, denen man nur die Wahl lie, entweder aus dem Schlachtfeld zu siegen oder aus der Guillotine hingerichtet zu werden, ntigten diese revolutionstrunkenen Heere sowohl die sterreicher als die hollndisch-englische Armee Belgien zu rumen, drngten darauf letztere der die Maas und eroberten Holland, das 1795 zur batavischeu Republik umgewandelt wurde. Whrend die Preußen am Mittelrhein sich immer noch siegreich gegen die Franzosen behaupteten, zogen sich die sterreicher aus das rechte Rheinufer zurck, in der Absicht, ihre Krfte fr Erwerbungen in Polen zu benutzen. In Polen hatte nmlich eine vaterlandsfreundliche Partei durch Einfhrung einer konstitutionellen erblichen Monarchie (f. 58 b) dem Staate grere Festigkeit zu geben versucht, aber Rußland hatte dies gehindert und Polen mit seinen Truppen berschwemmt. Auch Friedrich Wilhelm Ii. hatte hier Truppen einrcken lassen, und so kam es 1793 zur zweiten Teilung Polens, bei welcher Preußen Posen nebst Thorn und Danzig erwarb. Als sich sodann die Polen in einem allgemeinen Ausstand unter dem heldenmtigen Kosciuszko erhoben, aber besiegt wurden, und sterreich und Rußland einen Vertrag zur Teilung des noch brigen Landes schlssen, bei dem Preußen fast leer ausgehen follte, schlo dieses mit Frankreich den Separatfrieden von Basel 1795, wobei es feine linksrheinischen Gebiete (Cleve, Mrs und Geldern) gegen die Zusage einer Entschdigung durch eingezogene geistliche Gter ans dem rechten Rheinufer an Frank-reich abtrat. Darauf einigte es sich mit Rußland und sterreich zur dritten Teilung Polens 1795, wodurch Preußen Neuostpreuen mit Warschau und Neuschlesien bekam. So sah sich sterreich in die Lage versetzt, den Krieg gegen Frankreich in Deutschland allein fortzusetzen. Siegreich warf Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, die Franzosen der den Rhein zurck, und als sie mit neuen berlegenen Krften in Bayern erschienen, besiegte er den einen Teil derselben zweimal und ntigte dadurch auch den andern zum Rckzug der den Rhein. Aber der Erfolg dieser Siege ging durch die Niederlagen verloren, welche sterreich in Italien durch den General Bonaparte erlitt. ^ Dieser schlug die sterreicher aus der Lombardei heraus und rckte in Eilmrschen durch Krnten und Steiermark gegen Wien vor. Da

8. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 388

1887 - Stuttgart : Krabbe
388 1798. 1799. in ihre Kantone, zugewandte Orte und gemeine Herrschaften zerftel, vielfach mit aristokratischer Verfassung der einzelnen Kantone, mit Mhe ein Kriegsvorwand herbeigesucht, um dem Lande eine der franzsischen nachgebildete Verfassung ausntigen und es grndlich ausrauben zu knnen. Die Urkantone widersetzten sich vergebens in tapferem, aber ungleichem Kampf der ruberischen und mrderischen Freiheit lls. (Pestalozzi in Stanz). 2) Im gleichen Jahr benutzte man Unruhen in Rom, bei denen zufllig ein franzsischer General erschossen worden war, um dem Mft die weltliche Herrschast zu nehmen und ihn ge= fangen nach Frankreich abzufhren; Rom wurde eine Republik. 3) Als im Vertrauen auf die sich bildende Ii. Koalition die leidenschaftliche Knigin Marie Caroline von Neapel, eine Schwester von Marie An-toinette, Rom einnahm, vertrieben die Franzosen den Hof ans dem Festland und verwandelten Neavel in eine jl^.ntip4t-[che 9tep u= blik-(Neapel hie einst Parthenope) Jan. 1799. Nur Sicilien blieb dem Könige. hnlich wurde der König von Sardinien aus Piemont x auf feine Insel gedrngt (Ende 1798). ,Ih)Dertische Feldzua. Verschiedene Grnde be-stimmten Bonaparte zu dem merkwrdigen Unternehmen: 1) Er wollte seinen Rubm warm halten", während die Direktoren den gefhrlichen Mann, der damals schon an einen Staatsstreich dachte, gern in die Ferne ziehen lieen. 2) Das mmenhm Ostland war besonders lockend. 3) Von allen Gliedern der I. Koalition war nur ^nfiland noch im Krieg, und England war der glcklichste Feind: es beherrschte die See und hatte die Besitzungen des mit Frankreich verbndeten Holland in Ostindien,*~*t?ei;lon, Malaka, Molukken, Kapland an sich gebracht. Eine Landung in England, zu der man sich rstete, schien Bonaparte zunchst unausfhrbar. Dagegen war der Bmigmeys fr die Beherrschung des Mittel; meers, die Bekmpfung der englischen Seemacht, die Bedrohung der englischen Herrschaft in Indien vom grten Wert. 4) Wenn beim bevorstehenden Krieg in Europa das Direktorium m feiner Abwesenheit Niederlagen erlitt, um fo besser fr feinen Mit ungefhr 40 000 Mann und einem Stab ausgezeichneter Generale und Gelehrten fuhr er im Mai 1798, nicht bemerkt von dem kreuzenden Nelson, nach dem Nilland, das dem Namen nach dem Sultan, in Wahrheit den Mamelucken (S. 209) unter ihren 24 Beys gehrte? Unterwegs wurde Mgjlii dem Johanniter orden genommen. Alexandrien wurde mit leichter Mhe besetzt. Beschwerlich war der Wstenzug auf Kaixo^Nachdem das Reiter-Heer der Mamelucken m dem kleinen Gefecht bei gmb&Ml das pomphaft als Kchlam bei den Pjrainjjuu bezeichnet wurde, mit 5facher $erma$t die Mamelucken hatten nur etwas der 5000 Reiter fast ohne Verlust zersprengt war (2030 Tote!), zog er in Kairo, ein. Aber wenige Tage daraus war seine Flotte auf der Reedevon Abukir stlich von Alexandrien von Nelson ver- -1

9. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 144

1883 - Heidelberg : Winter
144 Karl der Große. Freilich gab sich der alte Freiheitstrotz der Sachsen noch einige Mal in einzelnen Aufstanden fund, die Karl indes leicht dämpfte. Die langwierigen Kämpfe gegen die Sachsen wurden durch mehrere andere Kriege Karls unterbrochen. Gleich nach dem Beginn des Sachsenkriegs zog Karl gegen den germanischen Volksstamm der Langobarden, welche (um 568) unter ihrem König Alboin im nördlichen Italien ein Reich gegründet hatten. Nach ihnen hieß später Norditalien auch „Lombardei". Da die Longobarden auch nach Mittelitalien vordrangen, so rief Papst Hadrian I, der Beherrscher des Kirchenstaats, den mächtigen Frankenkönig zu Hilse. Karl zog mit Heeresmacht heran und rückte vor Pavia, die Hauptstadt der Longobarben. Hier stanb Desiberins, der König der Longobarben, auf einem hohen Turm, um den Anmarsch der Franken zu beobachten. Ihm zur Seite stanb Dtfer, ein Dienst-mairn Karls, der bei diesem in Ungnade gefallen und zu den Longobarden geflohen war. Als man von fern den Troß des fränkischen Heeres herannahen sah, fragte Desiderius, ob das Karl sei? „Noch nicht", antwortete Dtfer. Darauf kam das Frankenheer herangezogen, Desiderius that dieselbe Frage und erhielt dieselbe Antwort. Da wurde der König unruhig und rief: „Was sollen wir thun, wenn mehrere kommen?" Jetzt zeigte sich ein anderer Haufe Bewaffneter. „Aber unter diesen ist er gewiß?" fragte Desiderius erschrocken. „Immer noch nicht!" war die Antwort. Daraus nahten die Bischöfe, die Äbte, die Priester. Bei ihrem Anblicke sprach Desiderius mit bebender Stimme: „Laß uns hinabsteigen und Schutz suchen vor dem Anblicke des grimmigen Feindes". Kaum hatte er ausgesprochen, als sich's vom Abend her wie eine düstere Wolke zeigte, die den hellen Tag verdunkelt. Allmählich kam der Haufe näher und weithin glänzte das Gefilde von blanken Waffen. Da erschien Karl, bedeckt mit einem eisernen Helme und Brust-panzer, mit eisernen Arm- und Beinschienen. In der linken Haub trug er einen langen Speer, die rechte ruhte am Schwertgriffe. Am Schilbe sah man nichts als Eisen; auch sein Roß war bepanzert. Sein ganzes Heer war gleichmäßig gerüstet, so daß Felb und Straße mit Eisen wie bebeckt war und die Schwerter in der Sonne blitzten. „Das ist er", rief Otker aus, „den bu zu sehen begehrt hast!" Desiberins aber erbleichte vor Schrecken und stieg verzagenb vom Turme. Sechs Monate belagerte Karl der Große Pavia, dann ergab sich die Stadt. Desiderius geriet in Gefangenschaft, das Longobardenreich wurde mit dem fränkischen vereinigt (774).

10. Biographische Geschichtsbilder aus alter und neuer Zeit für den vorbereitenden geschichtlichen Unterricht (Quinta) - S. 134

1883 - Heidelberg : Winter
134 Arminius, der Befreier Deutschlands. Da läßt Varus abermals Lager schlagen, und ermattet sinken die Römer hin; in jedem Augenblick scheucht der Deutschen Kriegsgeheul sie aus der kurzen Nachtruhe empor. Wie der dritte Tag sich lichtet, entdecken sie erst, wie licht es in ihren Reihen geworden. Mann an Mann geschlossen brechen sie auf und kommen anfs offene Land. Da sehen sie mit Grausen die ganze Macht aller Eidgenossen vor sich entfaltet. Ringsum Deutsche, nirgends, nirgends ein Ausweg! Für alle Tapferkeit ist nichts mehr feil als der Tod. Jauchzend stürzen die Eidgenossen in der verzweifelten Römer starre Reihen. „Die Freiheit! die Freiheit!" schallt's wie Donner des Himmels den Römern in die Ohren. Wie die Saat unter Hagelschlossen sinken die Tapfersten unter den deutschen Hieben hin. Armin selbst ist überall; hier ordnet er als Feldherr die Schlacht und ruft: „Drauf, Brüder, drauf!" Dort kämpft er mit der Kraft von zehn Männern, Stirn an Stirn; kein Eidgenosse, der nicht mit ihm um den Preis wetteifert! Des Feindes Scharen sind zersprengt, nur wenige wilde Haufen ragen noch aus dem Meere der Schlacht empor. Jetzt wird die Flucht allgemein; doch wer sich retten will, rennt wie blind grad recht in die Spieße der Deutschen. Da faßt den Barus Verzweiflung und um fein Unglück nicht als Schmach überleben zu müssen, stürzt er sich in fein Schwert. Nur wenige von dem ungeheuren Römerheere entrinnen glücklich nach der Feste Aliso, die meisten liegen aus dem Walplatze. — Wer in Gefangenschaft kam, ward entweder den Göttern zum Danke für die wieder errungene Freiheit geopfert, oder zu gemeinem Frondienste in die Gaue der Eidgenossen geschleppt. Am grausamsten rächte das Volk die lange erduldete Fremdherrschaft an den Sachwaltern und Schreibern, die ihm, statt des guten alten Rechts, das spitzfindige neue aufgedrängt. Das war die große Schlacht im Teutoburger Walde, die geschlagen ward im neunten Jahre nach Christi Geburt. Als der Kaiser Augustus die Kunde erhielt, daß die drei Legionen gefallen, stieß er in Verzweiflung die Stirn an die Wand seines Palastes und rief aus: „O Varus, Varus, gieb mir meine Legionen wieder!" Ganz Rom war voll Entsetzens vor den Deutschen und glaubte mit jedem Tage, sie kämen in ungeheuren Heerscharen, wie einst die Kimbern und Teutonen, gen Welschland heran. Im Lande Gallien und am Rheine ward zur Notwehr gerüstet. Grundlose Furcht! Nicht 'an Eroberung dachten die Sieger; die teure Freiheit erlöst zu haben, war ihnen genug; stolz legten sie die Hände in den Schoß, als sie die Zwingburgen im Lande gebrochen hatten, als an dem Rhein kein Römer mehr zu schauen war. lnach Dulle r.)
   bis 10 von 50 weiter»  »»
50 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 50 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 32
1 41
2 36
3 147
4 16
5 455
6 4
7 228
8 13
9 27
10 194
11 24
12 88
13 4
14 17
15 6
16 150
17 2
18 13
19 28
20 16
21 8
22 16
23 20
24 32
25 30
26 20
27 33
28 86
29 14
30 38
31 41
32 15
33 83
34 24
35 8
36 72
37 706
38 39
39 42
40 11
41 7
42 44
43 66
44 4
45 145
46 32
47 21
48 12
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 14
2 0
3 0
4 8
5 2
6 1
7 1
8 3
9 9
10 0
11 1
12 0
13 1
14 0
15 4
16 11
17 9
18 0
19 5
20 0
21 1
22 0
23 9
24 1
25 2
26 0
27 0
28 0
29 8
30 0
31 0
32 1
33 0
34 0
35 1
36 7
37 0
38 8
39 1
40 7
41 0
42 1
43 1
44 2
45 5
46 3
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 0
53 0
54 0
55 0
56 2
57 1
58 0
59 2
60 3
61 3
62 1
63 0
64 0
65 11
66 1
67 2
68 2
69 0
70 1
71 4
72 0
73 0
74 11
75 0
76 3
77 7
78 6
79 0
80 2
81 1
82 5
83 5
84 2
85 0
86 0
87 3
88 0
89 1
90 0
91 0
92 14
93 0
94 3
95 1
96 3
97 0
98 10
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 44
1 316
2 22
3 41
4 3
5 51
6 48
7 107
8 9
9 641
10 351
11 93
12 113
13 26
14 33
15 3
16 136
17 25
18 42
19 215
20 16
21 143
22 0
23 1
24 32
25 40
26 28
27 4
28 18
29 12
30 80
31 78
32 23
33 257
34 26
35 98
36 40
37 0
38 51
39 188
40 127
41 20
42 12
43 48
44 147
45 46
46 22
47 27
48 39
49 94
50 42
51 42
52 314
53 79
54 212
55 164
56 203
57 40
58 48
59 265
60 23
61 58
62 33
63 35
64 50
65 30
66 31
67 214
68 45
69 0
70 160
71 280
72 58
73 155
74 13
75 109
76 70
77 49
78 253
79 184
80 88
81 354
82 15
83 19
84 10
85 10
86 60
87 53
88 248
89 15
90 18
91 96
92 4
93 125
94 180
95 21
96 68
97 22
98 91
99 26
100 123
101 53
102 35
103 551
104 15
105 61
106 18
107 92
108 5
109 17
110 19
111 26
112 33
113 91
114 61
115 6
116 8
117 49
118 106
119 33
120 36
121 86
122 138
123 27
124 66
125 24
126 39
127 163
128 101
129 94
130 31
131 114
132 112
133 142
134 29
135 25
136 202
137 31
138 21
139 76
140 122
141 54
142 74
143 81
144 137
145 89
146 16
147 24
148 129
149 5
150 177
151 69
152 60
153 58
154 78
155 116
156 148
157 74
158 39
159 68
160 58
161 5
162 6
163 28
164 3
165 106
166 116
167 13
168 58
169 21
170 70
171 16
172 26
173 113
174 65
175 181
176 575
177 274
178 19
179 45
180 8
181 54
182 395
183 240
184 31
185 32
186 74
187 102
188 422
189 14
190 0
191 82
192 494
193 27
194 40
195 21
196 26
197 189
198 94
199 62