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363. Preußens Wiedergeburt.
Der König Friedrich Wilhelm fand in dem schweren Un-
glücke, welches ihn betroffen hatte, nur Trost in dem gläubigen
Vertrauen auf Gott und in der Seelenstärke seiner edlen Ge-
mahlin. Auch tüchtige Männer standen ihm mit Rat und That
zur Seite. An die Spitze der Verwaltung trat der hochbegabte
Freiherr von Stein. Durch diesen geschah es damals, daß die
Bauern das Recht erhielten, sich Grundeigentum zu erwerben
und als freie Männer zu besitzen. Die Erbunterthänigkeit, wo
sie noch bestand, wurde aufgegeben. Den Städten gab er durch
die Städte-Ordnung das Recht, ihre Angelegenheiten selbst zu
beraten und ihre Behörden selbst zu wählen. — Scharnhorst
und Gneisenau arbeiteten an der Umgestaltung des Heerwesens.
Von Scharnhost ging der Rat aus, daß jeder preußische Mann,
wenn er einen gesunden und starken Körper habe, im Heere
dienen solle. Man nannte das die allgemeine Wehrpflichtigkeit.
Wer einige Jahre gedient hatte, wurde in seine Heimat entlassen
und trieb das Geschäft weiter, das er erlernt hatte. Aber wenn
der König ihn rief, mußte er unter die Fahne eilen. Auch den
Bürgerlichen sollten die Offizierstellen zugänglich sein. So wurde
in einigen Jahren hinter dem Rücken des kleinen Heeres eine
große, unsichtbare Armee geschaffen, die in den Befreiungskriegen
so berühmt gewordene Landwehr. — An allen Bestrebungen, das
Vaterland aus seiner Bedrückung wieder zu erheben, nahm die
Königin Luise mit ganzer Seele anteil. Doch sie sollte den
Morgenglanz der Freiheit nicht mehr schauen. Im Jahre 1810,
mitten in der Nacht der äußersten Knechtschaft, hauchte die fromme
Dulderin im tiefen Schmerze um Deutschlands Erniedrigung ihr
Leben aus. Aber ihr hohes Vorbild, ihre warme vaterländische
Gesinnung wirkte fort unter dem preußischen Volke.
264. Gottes Strafgericht in Russland.
Fast alle europäischen Staaten waren nach und nach
von Napoleon abhängig geworden. Portugal und Spanien
hatte er seinem Bruder Joseph, Holland seinem Bruder
Louis, Neapel seinem Schwager Murat, das neu errichtete
Königreich Westfalen seinem Bruder Hieronymus gegeben;
der Papst war gefangen, der Kirchenstaat von den Fran-
zosen besetzt; Österreich und Preussen waren durch grosse
Länderverluste geschwächt. Napoleon stand auf dem Gipfel
seiner Macht; aber seine Ländergier kannte keine Grenzen
und bereitete ihm bald einen schmachvollen Untergang. In
seinem Übermute wollte Napoleon auch Russland demütigen.
Alle von ihm abhängenden Länder mussten Hülfstruppen
stellen; auch Preussen war gezwungen, 20,000 Mann zu
14*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleon Joseph Louis Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Gottes Russland Spanien Holland Neapel Fran- Russland
161
holländische, englische, dänische und schwedische — und aus der
slawischen die russische, polnische, böhmische, illyrische u. s. w.
Mit Ausnahme der Türken, welche sich zum Islam (die
Glaubenslehre Muhameds) bekennen, herrscht überall die christ-
liche Rel ig ion, und zwar die katholische in Italien, Frank-
reich, Süd - und Westdeutschland, Belgien, Spanien, Portugal,
Ungarn und Polen — die griechische in Griechenland und
Rußland — die evangelische in Norddentschland, Holland,
England, Dänemark, Norwegen und Schweden. — Juden leben,
mit Ausnahme von Norwegen, in allen Ländern Europas, und
im höchsten Norden, in Lappland, giebt es noch Heiden.
Nach seiner staatlichen Einteilung zählt Europa 48 ver-
schiedene Staaten. Unter diesen Staaten giebt es 6 Groß-
mächte: Deutschland, England, Frankreich, Rußland, Österreich
Und Italien. Nach Hästers.
328. Die Länder Europas.
Mit Ausschluß Deutschlands, welches in der Mitte Europas
liegt, besteht dieser Erdteil aus folgenden Ländern.
1. Die Schweiz liegt mitten in den Alpen und umfaßt den
nördlichen Teil der Mittelalpen, die schweizerische Hochebene und den
Schweizer-Jura. Sie grenzt an Frankreich, Deutschland, Österreich
und Italien. Die höchsten Spitzen der Alpen sind das ganze Jahr
hindurch mit Schnee und Eis bedeckt; doch sind die Thäler und Ab-
hänge der Berge warm. Reich ist das Land an fetten Viehweiden;
denn die niedrigen Berge und die Abhänge der größeren sind mit den
kräftigsten Futterkräutern bewachsen. Deswegen übertreffen auch die
Kühe der Schweiz viele andere an Größe. — Die Schweiz ist eine
Republik oder ein Freistaat, der in 22 Kantone eingeteilt ist. Die
gemeinsamen Angelegenheiten dieser Bundesstaaten leitet die Bundes-
versammlung in Bern. Die bedeutendsten Städte sind Zürich,
Bern, Basel, Genf, Luzern, Schaffhausen.
2. Das Kaisertum Österreich ist an Fläche etwas größer, an
Volkszahl kleiner als das deutsche Reich. Es grenzt an Deutschland,
Rußland, Rumänien, Serbien, die Türkei, Montenegro, Italien und
die Schweiz. Nur im Süden stößt es an ein Meer, das adriatische.
— Österreich setzt sich aus 15 Völkerschaften zusammen und hat
allerlei Sprachen und Religionen. Die Deutschen bilden bloß % der
Bevölkerung, aber ihre Sprache ist die der Verwaltung, des Heeres
und der Hochschulen. Die herrschende Kirche ist die katholische. Das
Land hat einen großen Reichtum an allen Schätzen der Natur; %
des Bodens werden als Ackerland, Weide, Wiese, Wald, Obstgärten
oder Weinberge benutzt. Das Klima ist mild; nur in Ungarn wechselt
es oft zwischen großer Kälte und großer Hitze.
Lesebuch fftv katholische Volksschulen.
11
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Frank- Westdeutschland Belgien Spanien Portugal Ungarn Polen Griechenland Norddentschland Holland England Norwegen Schweden Norwegen Europas Lappland Europa Deutschland England Frankreich Italien Europas Deutschlands Europas Frankreich Deutschland Italien Bern Bern Basel Genf Luzern Schaffhausen Deutschland Serbien Montenegro Italien Ungarn
90
daß Genf bald als Muster ernsten christlichen Wandels allen reformierten Gemeinden voranleuchtete. Betreffs der Abendmahlslehre näherte er sich der Auffassung der Lutheraner, entfernte sich aber wieder von ihnen durch Aufstellung des Lehrsatzes von der Gnadenwahl: Gott habe von Anfang an einige Menschen zur Seligkeit bestimmt, andere nicht. — Die wichtigste Bekenntnisschrift der deutschen Reformierten ist der Heidelberger Katechismus.
§ 57. Der schmalkaldische Krieg und der Augsburger Religionsfriede. 'Ausbreitung der evangelischen Lehre.) Noch keine drei Jahrzehnte waren seit dem 31. Oktober 1517 verflossen, und die Reformation hatte sich nicht nur in fast allen Teilen Deutschlands, sondern auch über dessen Grenze hinaus Bahn gebrochen. In Deutschland traten die meisten weltlichen Fürsten und freien Städte der Sache des Evangeliums bei, selbst in den Gebieten der katholischen Herren fand die gereinigte Lehre vielfach Eingang. Der bedeutsamste Sieg aber, den die 'Reformation auf deutschem Boden errang, war die Einführung derselben in Brandenburg, dessen Fürsten im Laufe der Zeit die mächtigsten Schirmherren des evangelischen Glaubens geworden sind. Am 1.
1539november 1539 empfing Kurfürst Jo achi m Unliebst seinem ganzen Hofe und vielen Edlen des Landes zu Spaudau das Abendmahl nach Christi Einsetzung, und am folgenden Tage wohnte er zu Berlin dem ersten evangelischen Gottesdienste in deutscher Sprache bei. Eins der ersten Länder außerhalb des deutschen Reichs,^ in welchem die Reformation eine feste Stätte fand, war Preußen. Dort wurde sie, wie bereits erwähnt, durch den Hochmeister Albrecht von Hohenzollern eingeführt, der das bisherige Ordensland in ein weltliches Herzogtum verwandelte und sich zum erblichen Herzog desselben erklärte. Von Preußen aus verpflanzte sich dann Lnther's Lehre auch nach Livland, Kurland und Esthlaud. Ebenso gelangte der evangelische Glaube in den nordischen Reichen von Dänemark, Norwegen und Schweden, von England und Schottland zur Herrschaft. Von der Schweiz aus verbreitete sich der Calvinismus hauptsächlich über die Niederlande und Frankreich, in welch' letzterem Lande seine Bekenner unter dem Namen „Hugenotten^ eine mächtige Partei bildeten. Sogar in Spanien und Italien gewann die Reformation ihre Anhänger, konnte indes bei den heftigen Verfolgungen durch die Inquisition, welche alle der Ketzerei Verdächtigen zum Feuertode verurteilte, nie zur Geltung gelangen.
^Das Tridentiner Concil.) Daß die Ausbreitung der evangelischen Lehre in Deutschland keine größere Schwierigkeiten erfuhr, verdankte man vorzugsweise dem Umstande, daß Karl V durch fast ununterbrochene Kriege vom Reiche ferngehalten wurde.' Kaum aber sah der Kaiser die äußeren Kämpfe wenigstens vorläufig
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Hohenzollern Albrecht Karl_V Karl
Extrahierte Ortsnamen: Genf Deutschlands Deutschland Brandenburg Christi Berlin Livland Kurland Norwegen Schweden England Schottland Niederlande Frankreich Spanien Italien Deutschland
104
S&tä" ä“ 8t ^main P—
(Friedrich Wilhelm's Stellung zum Kaiser und derverlauf der französischen Raubkriege., Auch sonst sollte derkurfurst die Erfahrung machen daß auf Oestreichs Freundschaft nicht zu bauen
s 1x5ü! i?a^Te ^ der letzte Herzog von Schlesien
Pnnh*™ m T Joachim Ii abgeschlossenen Vertrage hätte das Land an Brandenburg fallen müssen. Aber der Kaiser nahm dasselbe ohne weiteres in Besitz und überließ dem Kurfürsten nur
abtrat ' ^übrigens dessen Nachfolger wieder
ff:. Die Acißsümmung darüber war es hauptsächlich was Än-dnch Wilhelm bewog, sich an den Kriegen gegen Srankeich mcht ferner beteiligen. Die durch die oben erwähnten Kämpfe errungenen Erfolge, bestehend in dem Gewinn der Freiqrafschaft
?uhmiux?v ctt ^a¥. flandrischer Städte hatten ^udwig Xiv nur noch übermütiger gemacht. Er erklärte, daß er mit den eroberten Landern zugleich ein Recht auf die früher mit ihnen verewigten Gebiete erhalten Habe, und ließ diese sofort be-etzen Me sich noch das deutsche Reich zur Abwehr aufraffen konnte bemächtigte sich der König durch Verrat auch des wich-
h-a l^tete Ludwig seine Augen auf die
u r5' ile Cr al ®rbe der Gemahlin eines französischen Prinren .beanspruchte, beim Herannahen des kaiserlichen Heeres aber aufs schrecklichste verwüsten ließ. Als endlich der ersehnte Friede eintrat, behielt Frankreich den ganzen Elsaß mit dem schönen Straßburg.
letzte Regierungszeit.) Während dieser Kampfe widmete sich der große Kurfürst lediglich dem Gedeihen
semer Lande und der Wohlfahrt feiner Unterthanen. Er schuf
em; rrc!ni Flotte, gründete eine afrikanische Handels-gesellschaft und ließ an der Küste von Guinea eine Kolonie Mit dem^ Fort Groß-Friedrichs bürg anlegen. Als sich in ürankrelch eine Verfolgung wider die H n g e n o t t e n erhob, nahm Friedrich Wilhelm 20000 derselben tit Brandenburg auf Bei seinem Tode hinterließ er ein erweitertes Gebiet, blühende Provinzen, ein wohlgeordnetes Staatswesen und ein stattliches Heer.
ifirr_i7vt64« P^ußens zum Königreiche. Kurfürst
a *"S* Friedrich I. (Friedrich m.) önehich Wilhelm s Sohn und Nachfolger Friedrich Iii war ein wohlmeinender Fürst, zeigte indes einen großen Hang zur Pracht und Verschwendung und ließ sich nur zu leicht von Schmeichlern und Günstlingen bestimmen. Anfänglich besaß sein ehemaliger Lrziehcr, der strenge, aber rechtschaffene Eberhard von Dan-kelmann, sein ganzes Vertrauen. Doch die zahlreichen Feinde desselben bewirkten seinen Sturz, und nun wurde der schlaue und gewandte Kolbe von Wartenberg unumschränkter Minister,
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Extrahierte Ortsnamen: Schlesien Brandenburg Frankreich Guinea Brandenburg
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zu vereinigen. Aber noch vor ihm traf Napoleon auf dem March-ferne ein und schlug die Gegner in der blutigen Schlacht bei Austerlitz vollständig aufs Haupt. Vier Wochen später schloß Östreich den frieden von Preßburg, in welchem es Vene-drg Tyrol und ferne schwäbischen Besitzungen an Frankreich und dessen Verbündete abtreten und die Kurfürsten von Baiern und Würtemberg als Könige anerkennen musste.
(Auslösung des deutschen Reichs.) Nun trat Napoleon immer unverhohlener mit dem Plane hervor, eine Weltherrschaft ui gründen und alle europäischen Reiche seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen. Zu dem Zwecke machte er feinen Bruder Joseph zum König von Neapel, seinen Bruder Ludwig zum König von Holland, seinen Schwager Murat zum'großherzoq von Berg und seinen Stiefsohn Eugen Beauharnais zum Vizekonig von Italien. Um auch das halbe Deutschland aufs engste mit sich zu verbinden, stiftete er mit Baiern, Wür-temberg Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und einer Anzahl anderer deutschen Fürstentümer den Rheinbund ^ ^ ^ Sum Protektor (Beschützer) desselben wählen. 1806damit war die Auflösung des deutschen .Reiches thatsächlich vollzogen, und Franz Ii legte seine Würde als Oberhaupt meder und nannte sich nur noch „Kotier von Oestreichs (®er Krieg von 1809. Schlachten bei Aspern und Wagram) Nachdem Napoleon, wie wir gleich sehen werden, Preußen niedergeworfen, richtete er sein Augenmerk auf Spanien. Er ' nahm den König desselben verräterisch gefangen und erteilte die Krone seinem Bruder Joseph, an dessen Stelle Murat König von Neapel wurde. Ehe er aber noch das Land völlig erobert hatte, erklärte ihm Oestreich unvermutet den Krieg. Unterstützt durch die Heere des Rheinbündes drang er nun nach einer Reihe glücklicher Gefechte bis Wien vor, wurde indes bei dem 1809dorfe Aspern vom Erzherzog Karl glücklich zurückgeschla-gen. Doch schon nach wenig Wochen ging er von neuem zum über und errang diesmal bei dem Dorfe Wagram einen entscheidenden Sieg. Da schloß Kaiser Franz den Frieden von Wien, m welchem er Salzburg, Krain, Triest, Dalmatien und Kroatien an Frankreich überlassen mußte. Infolge dessen saheu sich auch die Tyrol er, welche unter dem Sandwirt Andreas Hofer für ihr angestammtes Herrscherhaus zu den Waffen gegriffen, der Rache der Fremden preisgegeben. Trotz heldenmütiger Gegenwehr erlagen sie der feindlichen Uebermacht, und Hofer wurde gefangen genommen und zu Mantua erschossen.
§ 73. Preußens unglücklicher Krieg von 1806/ (Beran-lassung des Krieges.) In Preußen war auf Friedrich Wilhelm Ii 1797—1840] dessen Sohn Friedrich Wilhelm Iii gefolgt. Dieser nichte so lange wie möglich seinem Volke den Frieden zu erhalten
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Joseph Ludwig Ludwig Murat_zum'großherzoq_von_Berg Eugen_Beauharnais Eugen Franz_Ii Franz Napoleon Joseph Murat_König Karl Karl Franz Franz Andreas_Hofer Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Tyrol Frankreich Baiern Neapel Holland Italien Deutschland Baiern Wür-temberg_Baden Hessen-Darmstadt Nassau Rheinbund Aspern Spanien Neapel Rheinbündes Wien Aspern Wien Salzburg Krain Triest Dalmatien Kroatien Frankreich Mantua
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ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18.
1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde.
(Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ.
(Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Ludwig_von_Holland Ludwig Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Berlin Baden Ungarn Sardinien Frankreich Frankfurt
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der Fürsten verdanken wollte. Um aber den Wünschen der Nation, die auch die seinigen waren, gerecht zu werden, forderte er die deuschen Regierungen auf, sich einem Bunde unter Preußens Führung anzuschließen. Indes nur die kleineren Staaten kamen der Einladung nach, und Oestreich, das seinen Einfluß in Deutschland nicht aufgeben wollte, drohte mit dem Kriege. Schon standen sich die Heere in Hessen gegenüber, als man sich zu einem Vertrage einigte, in welchem Preußen zur alten Bundesverfassung zurückkehrte. Die deutsche Nationalversammlung war schon vorher gewaltsam aufgelöst worden.
(Erhebung der Schleswig-Holsteiner.) In den Märztagen von 1848 hatten sich auch die Schleswig-Holsteiner wider den dänischen Druck erhoben. Die Frankfurter Nationalversammlung gewährte ihnen Beistand und beschloß die Absendung von Bundestruppen nach den Herzogtümern. Die Preußen trieben die Dänen bis nach Jütland zurück, deutsche Strandbatterien schossen bei Eckernförde ein dänisches Kriegsschiff in Brand und zwangen ein anderes zur Ergebung, und die Sachsen und Baiern erstürmten die Düppeler Schanzen. Da drohten die fremden Mächte, sich zu Gunsten Dänemarks in den Streit zu mischen, und Preußen mußte sich zum Frieden bequemen. Die Schleswig-Holsteiner setzten den Krieg noch eine Zeit lang fort, wurden aber besiegt und von neuem der dänischen Herrschaft unterworfen.
§ 81. Wilhelm I. Der schleswig-holsteinische Krieg. (Regierungsantritt Wilhelm's i.) Im Jahre 1853 brach zwischen Rußland einerseits und der Türkei, Frankreich und England anderseits der blutige Krimkrieg ans, in welchem die Verbündeten nach langer Belagerung das russische Hauptbollwerk am schwarzen Meere, die Festung Sebastopol, erstürmten. Einige Jahre später (1859) entriß Vik-tor Em annel von Sardinen mit Hilfe Napoleon's den Oest-reichern die Lombardei, unterstützte dann die Revolution in Neapel, Toskana, Parma und Modena und vereinigte sämtliche Länder der Halbinsel, mit Ausnahme Venetiens und eines Teils des Kirchenstaats, zu einem „Königreich Italien". Allen den erwähnten Ereignissen gegenüber war Preußen so gut wie neutral geblieben, was nicht eben dazu beitrug, sein Ansehn m Deutschland und Europa zu vermehren. Da starb König Friedrich Wilhem Iv, und sein Bruder Wilhelm I, seif 1858 bereits Prinz-Regent, bestieg am 2. Januar 1861 den Thron. Die-i^.Jan. ser berief den Frei Herrn (jetzt Fürsten) von Bismarck an biel.1861 Spitze der Regierung, und von da ab tritt Preußen und mit ihm Deutschland in den Vordergrund der Geschichte.
(Ausbruch des schleswig-holsteinischen Krieges.) Zu Ausgang des Jahres 1863 hatte Dänemark eine Verfassung angenommen, nach welcher, den verbrieften Rechten der Elbherzogtümer
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Extrahierte Personennamen: Oestreich Wilhelm_I. Friedrich_Wilhem_Iv Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Hessen Sachsen Baiern Frankreich England Neapel Toskana Parma Modena Deutschland Europa Deutschland
— 31 —
teilweise zwischen Schweden und Norwegen; das Gebirge von Wales (wähls), in England; die S evennen, in Frankreich; die Ardennen, in Belgien, Luxemburg'und Frankreich; die Vogesen, in Frankreich und Deutschland; die Pyrenäen, zwischen Spanien und Frankreich; die Apenninen, in Italien; der Hämus oder Balkan, in der Türkei; die Karpathen, zwischen Ungarn und Galizien; die Alpen, in Frankreich, der Schweiz, Bayern, Norditalien und Österreich.
Tiefland. Der Boden Europas dacht vorherrschend von Süden nach Norden ab. Die größten Tiefländer sind: Fast das ganze europäische Rußland (die sarmatische Tiefebene), die Lombardei uni) die ungarische Ebene, die norddeutsche Tiefebene, das Tiefland von Dänemark, Holland, Belgien und ein Stück vom nordwestlichen Frankreich.
Meere und Meerengen. 1) Das nördliche Eismeer mit dem Meerbusen: das weiße Meer. 2) Der atlantische Ocean besteht aus folgenden Teilen: Die Ostsee mit dem bot.tmschen, finnischen und rigaischen Meerbusen; die Nordsee mit dem
/Pf
Krüger, Geographie u. Geschichte.
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Extrahierte Ortsnamen: Schweden Norwegen Wales England Frankreich Belgien Luxemburg Frankreich Frankreich Deutschland Spanien Frankreich Italien Balkan Ungarn Galizien Frankreich Bayern Norditalien Europas Holland Belgien Frankreich
40 —
Die meisten Kolonieen besitzt England, nämlich in 4 Erdteilen; auch
Frankreich und Spanien haben in 4 Erdteilen Kolonieen. In 3 Erdteilen
besitzen die Holländer, Deutscheu und Dänen, in 2 Erdteilen die Portugiesen
Kolonieen. Die Europäer beherrschen in ihren auswättigen Besitzungen 380 Mill.
Nienschen.
5. üultiu* ober Bildung. Die Bevölkerung Europas nimmt in
Bezug auf Kultur, Kunst und Wissenschaft die höchste Stelle ein und ist in
geistiger Beziehung „die Beherrscherin der Erdkugel". Die
Kultur Europas wurde begünstigt a) durch die Lage unseres Erd-
teils in der Mitte der Landhalbkugel, b) durch die günstigen Klimaverhältnisse,
c) durch den gänzlichen Mangel an undurchdringlichen Wüsten und schwer
übersteiglicheu Gebirgen, d) durch die Mannigfaltigkeit der Ländernatur,
e) durch den Reichtum des Bodens an nutzbaren Mineralschätzen, namentlich
an Kohlen und Eiseu, f) durch die reiche Gliederung des Landes im 8. und
W., g) durch die eigenartige Ausbildung der Flußsysteme und h) dadurch, daß
der Erdteil hauptsächlich von der Mittelländischen (Kaukasischen) Rasse, der
geistig begabtesten, bewohnt wird. — „Das Klima Europas bietet einen an-
genehmen Wechsel der Jahreszeiten, es erschlafft nicht durch zu arge Hitze und
peinigt nicht durch zu strenge Kälte; es zeitigt nicht, wie in den Tropen,
ohne Zuthuu des Menschen Früchte, aber es nimnit anch nicht, wie im hohen
Norden, die Arbeit des Menschen zu sehr in Anspruch für die bloße Be-
friedigung des Kleidungs- und Nahrungsbedürfnisses, sondern spornt zur
Arbeit an, verstattet indessen auch Muße zu höherer Beschäftigung." So ist
Europa die Pflanzstätte der höchsten menschlichen Kultur geworden;
es hat seine Bewohner zu thatkräftigeu, arbeitsfrendigen Menschen erzogen,
die auch auf geistigem Gebiete, in Kunst und Wissenschaft unaufhaltsam fort-
schreiten. Die Europäer fiud in gewissem Sinne die Herren der Erde geworden.
Die unterste Kulturstufe, das Jäger- und Fischerleben, wird in
Europa gar nicht augetroffeu, und ein Nomadenleben führen nur etwa
1 Mill. im N. und So. wohnender Menschen. Unser Erdteil wird somit fast
nur von ansässigen Völkern bewohnt, deren Hanpterwerbs-
quellen Ackerbau, Viehzucht, Bergbau, Gewerbe und Handel sind. Am
höchsten ist die Gesittung der großen Volksmassen bei den Germanen; ihnen
stehen die Romanen ziemlich nahe; die Slaven jedoch bleiben gegen jene ziem-
lich weit zurück.
6. Staatsverfassung. Die Staatsform der meisten europäischen Staaten
ist die erbliche Monarchie. Die Monarchen führen verschiedene
Namen: Kaiser, König, Sultan, Großherzog, Herzog, Fürst. Große
Republiken giebt es nur 2, nämlich Frankreich und die Schweiz.
Anmerkung: „Unter den Großmächten Europas begreift man Rußland, Öfter-
reich, das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien und Italien; sie zeichnen sich durch
bedeutende Bevölkerung aus und wirken bestimmend auf die Geschicke des Erdteils ein; unter
den Weltmächten versteht man Frankreich und Großbritannien, unter den nordischen
Brächten Dänemark, Schweden und Norwegen, unter den Seemächten Großbritannien»
Holland, Frankreich, Spanien und Portugal/'
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Spanien Deutscheu Europas Europas Europas Europa Europa Frankreich Europas Frankreich Italien Frankreich Schweden Norwegen Holland Frankreich Spanien
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namentlich in Rußland und Deutschland getrieben; der Baumwollenstrauch
gedeiht in Italien und Spanien.
Wälder sind in Europa sehr verbreitet, im 8. immergrüne Wälder,
in Mittel- und Nordeuropa teils Nadel-, teils Laub-, teils gemischte Wälder.
Die größten Wälder kommen in Rußland und Skandinavien vor. Am weitesten
nach N. geht von allen Walvbäumeu die Birke. Das Nördliche Eismeer wird
von baumlosen Landschaften umfaßt, in denen nur Flechten, Moose und wenige
Kräuter gedeihen, welche die Nahrung des Renntieres bilden. — Wiesen
fehlen fast ganz in Südeuropa, treten aber besonders schön in England und
Irland, Skandinavien, Holland und Deutschland auf.
c) 3u Gem auf die Tiere. Die Tierwelt Europas zeigt eine noch
größere Übereinstimmung (Gleichartigkeit) als die Pflanzenwelt. Sie zeichnet
sich weniger durch ihre Größe, als durch ihre Nützlichkeit aus, weist auch
weniger Eigentümlichkeiten auf, als die übrigen Erdteile, weil der Mensch die
größeren freilebenden Tiere meist ausgerottet hat. Im allgemeinen sind im
8. mehr Arten, im N. dagegen treten größere Mengen derselben Art auf.
Dieselben Haustiere, welche in Deutschland vorkommen, sind über den
ganzen Erdteil verbreitet. Dazu kommen an Stelle der Pferde in Südeuropa
teilweise Esel, Maultiere und selbst Kamele, und im hohen Norden vertritt
das Reuntier Pferd und Kuh. Die wilden Raubtiere Europas, nämlich
Bär, Wolf und Luchs, werden in ihrer Zahl mit der immer mehr zunehmenden
Entwaldung und Bevölkerung auf kleine Gebiete beschränkt. Die Heimat der
Pelztiere ist Osteuropa vom Weißen bis Schwarzen Meere. Von wilden
Säugetieren leben in Nordeuropa allein Eisbären, Vielfraße, verschiedene
Fuchsarten, in Südeuropa allein Affen (nur auf dem Felsen von Gibraltar),
Stachelschweine, Alpenhasen, Gemsen, Steinböcke, Mufflons u. s. w.
Pferdezucht wird namentlich in England und Spanien, Schafzucht
iu Spanien (Merinoschafe), Deutschland und England, Seidenraupenzucht
iu Italien, Frankreich und Griechenland, Bienenzucht namentlich in Rußland
getrieben. Zum Fischsaug geben das Meer (Heringe, Dorsche u. s. w.) und
Flüsse Veranlassung; Edelkorallen und Badeschwämme liefert das Mittelmeer.
6) Iu 6ezug auf Industrie. Europa ist der iud ustriereichste Erd-
teil. Die Industrie steht uamentlich in West- und Mitteleuropa in hoher
Blüte; besonders hervorzuheben sind England, Deutschland, Frankreich und
Belgien. Die wichtigsten Jndustrieen sind die Metall-, Woll-, Baumwollen-,
Hanf-, Leinen-, Seiden-, Leder- und Papierindustrie, sowie die Rübenzucker-
fabrikatiou.
e) Äu Bezug aus Handel. Der Handel steht in Europa in so hoher
Blüte, wie in keinem anderen Erdteile. Er wird gefördert durch das Meer,
schiffbare Flüsse, Kanäle, Eisenbahnen, Post- und Telegraphenwesen und
Kolonieen. Bezüglich der H a n d e l s s ch i f f a h r t steht Großbritannien obenan;
dann folgt Frankreich und an dritter Stelle das Deutsche Reich. Die meisten
Eisenbahnen hat das Deutsche Reich, das dichteste Eisenbahnnetz aber
haben Belgien und England. Die meisten Kanäle sind in Holland, England
und Frankreich anzutreffen. Die größte Zahl Telegraphen st atio neu
hat Deutschland; die meisten Briefe versendet England. Die 3 größten
Seehandelsstädte Europas sind London, Liverpool (spr. Liverpul) und
Hamburg, die größten Landhandelsplätze Berlin, Leipzig, Wien, Paris
und Petersburg.
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Extrahierte Personennamen: Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Spanien Europa Nordeuropa Skandinavien Südeuropa England Irland Skandinavien Holland Deutschland Europas Deutschland Südeuropa Europas Osteuropa Nordeuropa Südeuropa Steinböcke England Spanien Spanien Deutschland England Italien Frankreich Griechenland Europa West- Mitteleuropa England Deutschland Frankreich Belgien Europa Frankreich Deutsche_Reich Deutsche_Reich England Holland England Frankreich Deutschland England Europas London Liverpool Hamburg Berlin Leipzig Wien Paris Petersburg