Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte der Neuzeit - S. 63

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 3, 3 Der Abfall der vereinigten Niederlande. Philipp Ii. 63 von Heinrichs Tode, nur die Königin zeigte weder großen Schmerz noch großes Erstaunen und hat sich dadurch der mittelbaren Teilnahme an diesem Morde verdächtig gemacht (§. 7, 13). 3. Der Abfall der vereinigten Niederlande. Philipp Ii. Die Niederlande waren, als Karl V. sie seinem Sohne Philipp übergab, eines der blühendsten, volkreichsten und wohlhabendsten Länder der Welt. In den Niederlanden geboren und erzogen, hatte Karl, wenn er schon öfter durch harte Steuern und noch härteren Religionsdruck den Unwillen der Bevölkerung rege gemacht hatte, doch die Freiheiten und Rechte der Niederländer geachtet. Philipp Ii. (1555—1598), in Spanien geboren und erzogen, behandelte das Land wie eine unterworfene Provinz und ließ es durch spanische Beamte verwalten und durch spanische Truppen bewachen. Sein Stolz, feine kalte, finstere Zurückhaltung, fein Ehrgeiz, feine Grausamkeit namentlich gegen Ketzer, verletzten die Niederländer und machten sie seiner Herrschaft ganz abgeneigt. Als Philipp die Niederlande 1559 verließ, bestellte er seine Halbschwester Margareta von Parma, eine Frau von großer Klugheit und männlicher Entschlossenheit, zur Statthalterin. Ihr Ratgeber sollte der Bischof Granvella sein, ein sehr talentvoller, aber stolzer, herrschsüchtiger Mann, welchen die Niederländer nicht leiden konnten. Dagegen ehrten sie in hohem Grade den Prinzen Wilhelm von Dräniert und die Grasen Egmont und Hoorn. Die erste Unzufriedenheit über die neue Regierung gab sich kund, als man den Landesrechten entgegen spanische Truppen einrücken und vierzehn neue Bistümer errichten ließ, welche der vom Papste zum Kardinal erhobene Granvella leiten 'sollte. Gegen ihn ergoß sich aller Hohn und Spott. Da er auf der Livree feiner Diener fein Wappen mit dem Kardinalshut anbrachte, so ließen die niederländischen Adligen auf die Livreen ihrer Bedienten eine Narrenkappe sticken. Es erschienen öffentliche Karrikaturen; auf einer war Granvella dargestellt, wie er über einem Neste voll Eiern brütete, aus welchem Bischöfe hervorkrochen. Über seinem Haupte schwebte der Teufel, aus dessen Munde die Worte gingen: „Der ist mein Sohn, den müßt ihr hören!" Der steigende Unwille der Niederländer hatte zwar die Entfernung der spanischen Soldaten, aber auch die Verschärfung der Inquisition zur Folge, da die reformierte Lehre sich immer mehr ausbreitete. Jeder, welcher ein evangelisches Lied mitgesungen oder

2. Geschichte der Neuzeit - S. 23

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 6. Karl V. und Franz I. 23 Graf Nikolaus von Salm, der Kommandant Wiens, und die Bürger der Stadt verteidigten den heimatlichen Herd 1529 mit solchem Heldenmut, daß dem Sultan die Eroberung nicht gelang. Soliman zog sich wegen der vorgerückten Jahreszeit mit großem Verluste zurück, erschien aber 1532 mit einem neuen Heere wieder, gegen welches der Kaiser 90 000 Mann ins Feld stellen konnte. Nun räumte Soliman das Land. Zug gegen die Seeräuber in Afrika. In jenen Zeiten beunruhigten die Seeräuber Nordafrikas die Christenheit, indem sie die Schiffe überfielen, deren Mannschaft in die Sklaverei abführten und auch die Küstenländer heimsuchten und brandschatzten. Das Übel wuchs noch, als Chaireddin Barbarossa, der Sohn eines Töpsers von der Insel Lesbos, ein mächtiges Reich in Algier und Tunis unter Oberhoheit des Sultans von Konstantinopel gründete. Gegen ihn unternahm Karl 1535 einen Zug, zu welchem er 30 000 Mann aufbrachte. Tunis fiel in die Hände des Siegers, und 20 000 Christensklaven, welche Gelegenheit fanden sich zu befreien, kehrten nach Europa zurück. Dritter Krieg zwischen Karl und Franz (1536—1538). Im folgenden Jahre kam es zum dritten Kriege zwischen Karl und Franz, welcher, da er keinen Verbündeten unter den christlichen Fürsten erhielt und unauslöschliche Sehnsucht nach dem Besitze von Mailand und Neapel fühlte, auf die er bereits in zwei Friedensschlüssen Verzicht geleistet hatte, mit dem osmanischen Sultan zum großen Ärgernis der gesamten Christenheit ein Bündnis schloß. Allein das Kriegsglück war schwankend. Die streitenden Parteien nahmen daher mit gleicher Bereitwilligkeit die Vermittlung des Papstes an, und ließen es in dem auf zehn Jahre gültigen Waffenstillstand zu Nizza 1538 beim Bestehenden. Beide Fürsten kamen dann zu Aiguesmortes an der Rhonemündung zusammen und verkehrten einige Tage in freundlicher Weise mit einander. Als Karl bald darauf durch einen Aufstand in Gent genötigt wurde, von Spanien nach den Niederlanden zu gehen, lud Franz ihn 1540 ein, den kürzesten Weg durch Frankreich zu nehmen. Der Kaiser fand in Paris glänzende Aufnahme; doch ließ er sich von den Schmeicheleien des Hofes nicht bethören und entgegnete einmal: „Das große Lob, das man uns spendet, ist uns darum lieb, weil es uns daran erinnert, wie wir beschaffen sein sollen." Im Jahre 1541 unternahm Karl einen zweiten Zug gegen die Seeräuber an der Nordküste Afrikas, um sie in dem Mittel-

3. Geschichte der Neuzeit - S. 80

1887 - Wiesbaden : Kunze
80 Erste Periode der Neuzeit. Rüstungen Kunde erhielt, ließ sie eine beispiellose Thätigkeit auf ihren Werften und in den Arsenalen entfalten. Jeder Unterthan trug sein Scherflein auf den Altar des Vaterlandes, um die spanische Tyrannei und die Ketzergerichte von ihm abzuwenden. Endlich erschien die Armada; die Engländer waren gerüstet. Ein Heer von 80 000 Mann und eine Flotte von 200 trefflichen Schiffen harrte der Spanier. Gleich vom Tage der Abfahrt an hatte die Armada mit Mißgeschick zu kämpfen gehabt. Nachdem sie bei heftigem Sturme den Hafen von Corunna hatte aufsuchen müssen, harrte sie im Kanal auf die Flotte des niederländischen Statthalters Alexander von Parma; allein die Holländer hinderten dieselbe an der Abfahrt. In dieser Lage griff der englische Admiral Howard mit seinen leichtbeweglichen Schiffen die unbehilflichen Kolosse der Armada an, trieb sie in den Hafen von Calais und richtete durch Brander gewaltigen Schaden an. In fünf Gefechten blieben die Engländer Sieger. Medina Sidonia befand sich in einer höchst mißlichen Lage und getraute sich nicht, durch den Kanal den Rückweg anzutreten. Deshalb segelte er um Schottland herum. Ein furchtbarer Sturm zerstreute 1588 die Flotte, versenkte viele Schiffe, schleuderte sie auf Felfen und Untiefen und ließ nur armselige Überreste der stolzen Armada zur spanischen Küste zurückgelangen. Als der Herzog Medina Sidonia zitternd vor Philipp niederfiel, sagte der finstere Gebieter wider Erwarten: „Stehen Sie aus; ich habe Sie zum Kampfe gegen Menfchen, nicht gegen Sturm und Klippen ausgeschickt!" Der Krieg dauerte noch einige Jahre fort und war Spaniens Handel, feinen Kolonien in Amerika und seiner Flotte sehr nachteilig. Seit jener Zeit ist Englan d durch Elisabeths Energie als Seemacht an Spaniens Stelle getreten und in fernen Weltteilen der mächtigste Staat Europas geworden. Schon 1583 hatte sich die erste Handelsgesellschaft nach der Levante gebildet, und 1600 empfing die oft indische Handelsk ompagnie ihr erstes Privilegium, welches sie erst 1858 der Krone zurückgegeben hat. Englands Aufblühen. Unter Elisabeths langjähriger Regierung nahmen neben dem nationalen Gefühl auch Kunst und Wissenschaft einen höheren Aufschwung, wie uns die unsterblichen Werke zweier der größten Männer jener Zeit beweisen, des Franz Bacon und William Shakespeare. Franz Bacon von Verulam, der Sohn von Elisabeths Großkanzler und der Königin Liebling, ward selbst zu den höchsten Ehrenstellen erhoben und zeichnete sich durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Natur und der Phi-

4. Geschichte der Neuzeit - S. 195

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 12, 7. Friedrich Wilhelm I. 195 wohl auch über seine Pläne, über Personen und Staatsangelegenheiten. In der äußern Politik stand der König unter dem nachteiligen Einfluß Östreichs und dessen Gesandten von Seckendorf, der auch die von der Königin Sophie Dorothea (§. 18, 9) geplante Doppelheirat zwischen ihren beiden ältesten Kindern und denjenigen ihres Bruders Georg Ii. von England zu verhindern und den König von einem Bündnis mit England abzubringen wußte. Nach Beendigung des spanischen Erbfolgekrieges erhielt Preußen im Utrechter Frieden 1713 das Oberquartier von Geldern, südlich von Kleve, und die allgemeine Anerkennung seiner Königswürde. Am Schluß des nordischen Krieges erwarb es den südlichen Teil Vorpommerns bis zur Peene und die Inseln Usedom und Wollin. Bei seinem Tode hinterließ der König seinem Sohne Friedrich Ii. einen wohlgeordneten Staat von 2200 Q.-Meilen und 21/2 Mill. Einwohnern, einen Staatsschatz von 27 Millionen Mark und ein Heer von 83 000 Mann. §. 11 iriedntfi Ii. iler ßkojje 1140—1186. 1. Friedrichs Ii. Jugend. Friedrich der Große wurde am 24. Januar 1712 in dem königlichen Schlosse zu Berlin geboren. Die erste Erziehung leitete seine Mutter, die Königin Sophie Dorothea. Sie wählte zur Gouvernante die vortreffliche Frau von Rocoulles, eine französische Emigrantin, welche auch schon an der Erziehung Friedrich Wilhelms I. teilgenommen hatte. Ms der Prinz 7 Jahre alt war, übertrug der König dessen Erziehung dem ehrenwerten und streng soldatischen Grafen von Finken st ein, dem der Oberst von Falk enstein zur Seite stand. Der eigentliche Lehrer wurde der junge und kenntnisreiche Duhan de Jandun, der Sohn eines französischen Emigranten, der dem reichbegabten Prinzen schon früh eine große Vorliebe zur französischen Sprache und Litteratur einzuflößen wußte. Der König gab den Erziehern eine ausführliche Instruktion, in welcher er forderte, daß der Prinz zu einem tüchtigen Soldaten, guten Haushalter und gläubigen Christen erzogen werde. Dem Prinzen sollte frühzeitig Ehrfurcht gegen Gott, Hochachtung und Gehorsam gegen seine Eltern eingeprägt werden; es sollte auf strenge Sittlichkeit bei ihm gedrungen und’ dem Stolze 13*

5. Geschichte der Neuzeit - S. 144

1887 - Wiesbaden : Kunze
144 Zweite Periode der Neuzeit. tecuculi, welcher den Feind in Franken unweit Ochsenfurt am Main entwischen ließ, verursachte durch seine Verräterei die Niederlage der Deutschen bei Holzheim, auf welche eine so greuliche Verheerung der Rheinpfalz erfolgte, daß der Kurfürst von der Pfalz den französischen Marschall Türenne zum Zweikampfe herausforderte, welchen dieser aber ausschlug. Montecuculi hatte die Ankunft seines besten Verbündeten, des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, nicht abgewartet. Ludwig Xiv. wußte ihn als Gegner höher zu achten und veranlaßte die Schweden z« einem Einfalle in Brandenburg. Friedrich Wilhelm befand sich mit seinem Heere aus dem Marsche nach Franken, als er die Nachricht von dem Einfalle der Schweden erhielt. In Eilmärschen mußten die Reiter heimkehren, die Fußgänger wurden auf 1200 Wagen fortgeschafft. Bei Fehrbellin (§. 12, 5) erfuhren die Schweden 1675, daß der Kurfürst nicht in Franken, sondern ihnen gegenüber stand. Nach heldenmütigen Anstrengungen siegten die Brandenburger und jagten die Schweden in die Flucht. Der Kurfürst erntete allenthalben großen Ruhm, und Montecuculi ließ auf die Kunde von diesem Siege drei Ehrensalven abfeuern; er war auffallender Weise am Tage vor der Schlacht bei Fehrbellin von seinem großen Gegner Türenne, welchen eine Kanonenkugel in der Schlacht bei Saßbach in Baden getroffen hatte, unerwartet befreit worden. Der Krieg ward noch vier Jahre zu Wafser und zu Lande geführt. Da war Ludwig Xiv. trotz seiner Siege des Krieges müde, weil der Aufwand an Geld und Mannschaft den Kräften seines Landes zu schwer fiel, und er schloß auf Englands Rat 1678 den Frieden zu Nymwegen. Spanien mußte an Frankreich die Franche Comtk und zwölf feste Plätze in den Niedenlanden abtreten, Deutschland verlor Freiburg. Der große Kurfürst mußte im Frieden zu St. Germain en Laye 1679 die den Schweden abgenommenen Länder wieder herausgeben. 4. Der Reunionsunfug. Straßburgs Verlust. Der Orleanssche Krieg. Ludwig Xiv. war durch das Glück, welches alle seine Unternehmungen bisher begleitet hatte, übermütig geworden. Als ihm der Parlamentsrat Roland de Revaulx einen Plan vorlegte, wie er am Oberrhein bedeutende Länderstrecken erwerben könne, wenn er die im westfälischen Frieden gebrauchten Worte „das Elsaß und die anderen Landschaften seien mit allen ihren Dependenzen an Frankreich ab-

6. Geschichte der Neuzeit - S. 269

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 22. Der dritte Koalitionskrieg. 269 Napoleon antwortete damit, daß er Hannover, das dem König von England gehörte, bis zur Elbe besetzte und die Einfuhr englischer Waren nach Frankreich verbot, wodurch der Anfang mit der Kontinentalsperre gemacht wurde. Nach der Erschießung des Herzogs von Enghien brach auch Rußland, wo nach Pauls I. Ermordung dessen Sohn Alexander I. (1801 — 1825) gefolgt war, die diplomatischen Beziehungen zu Frankreich ab. Als nun Napoleon 1804 in Boulogne und anderen Häfen große Vorbereitungen traf, um einen Zug nach der englischen Küste zu unternehmen, stiftete der englische Minister Pitt mit Rußland die dritte Koalition, um Frankreich auf seine alten Grenzen zurückzuführen. Diesem Bündnisse trat (Nov. 1804) Östreich, dann Schweden, dessen König Napoleons unversöhnlicher Feind war, und Neapel bei. Östreich rüstete zwei Heere aus, das eine stand unter Erzherzog Karl in Italien, wo man Napoleons Angriff erwartete, das andere, dem die beiden russischen sich anschließen sollten, rückte unter General Mack durch Bayern an die obere Donau. Napoleon traf mit scharfem Geistesblick und überraschender Schnelligkeit seine Vorbereitungen. Er schickte Massena nach Italien, verband sich mit Bayern, Württemberg und Baden, hob das Lager in Boulogne auf und rückte über den Rhein nach Süddeutschland. Bernadotte kam mit einem Heer aus Hannover herbei und eilte durch das neutrale preußische Gebiet Ansbach nach Ingolstadt, während Napoleon den General Mack täuschte, umging und dann bei Donauwörth überraschte. Nach mehreren Gefechten wurde Mack in Ulm eingeschlossen und mit 25 000 Mann (17. Okt.) 1805 gefangen genommen. Der Erzherzog Ferdinand schlug sich mit seinen Truppen durch und vereinigte sich mit den unter Kutusoff vom Inn zurückziehenden Russen in Mähren, wo auch das zweite russische Heer mit dem Kaiser Alexander eintraf. Napoleon zog in Wien ein, von wo der Kaiser nach Mähren, geflohen war, und eilte dann nordwärts gegen das vereinigte russischöstreichische Heer. Am Jahrestag seiner Krönung, am 2. Dez. 1805 kam es zu der sogenannten Dreikaiserschlacht bei Austerlitz unweit Brünn, wo die Verbündeten eine vollständige Niederlage erlitten. Nach einer persönlichen Unterredung mit Napoleon schloß Kaiser Franz, bekümmert um das Los seines Landes und Volkes, (26. Dez.) 1805 den Frieden zu Prhburg: Östreich mußte Venedig an Frankreich, Tirol an Bayern und seine Besitzungen in Schwaben an Württemberg abtreten, dagegen bekam es als Entschädigung Salzburg, an dessen Kurfürsten Würzburg von Bayern abgetreten wurde. Zugleich

7. Geschichte der Neuzeit - S. 275

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 23. Preußens Krieg gegen Napoleon 1806—1807. 275 Mandanten befallen hätte. Erfurt machte (16. Okt.) den Anfang, dann folgten Spandau, Stettin, Küstrin; selbst Magdeburg ergab sich (8. Nov.), obgleich es eine Besatzung von 24 000 Mann besaß. Eine rühmliche Ausnahme machte Graudenz, dessen tapferer Gouverneur Courbitzre den Franzosen auf ihre Nachricht, es gäbe keinen König von Preußen mehr, kühn erwiderte: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz und werde mich zu halten wissen." Auch Kolb erg hielt aus, worin Schill, Gneisenau und der heldenmütige Bürgermeister Nettelbeck den Mut der Bürger und Soldaten zu siegreicher Verteidigung entflammten; die schlesischen Festungen bestanden eine längere Belagerung. Am 27. Oktober zog Napoleon in Berlin ein und gebärdete sich als unumschränkter Gebieter. Er nahm die Beamten in Eid und Pflicht und ließ Kunstgegenstände, wie die Siegesgöttin vom Brandenburger Thor, und andere Merkwürdigkeiten nach Paris bringen. Von Berlin aus gab er das Dekret, wonach er Großbritannien in Blokadezustand erklärte, allen Handel und Briefwechsel mit England verbot und alle englischen Waren (schon in Leipzig hatte er für 60 Millionen englische Waren mit Beschlag belegt) wegzunehmen befahl. Durch spätere Erlasse wurde das tyrannische System der Kontinentalsperre noch weiter ausgebildet. Norddeutschland schmachtete unter seiner Willkür: der unglückliche Herzog von Braunschweig, der (10. November) zu Ottensen bei Altona starb, wurde seines Landes beraubt, ebenso der zur Flucht genötigte Kurfürst von Hessen-Kassel. Sachsen schloß Frieden mit Napoleon, der Kurfürst erhielt den Königstitel, trat dem Rheinbünde bei und verstärkte Napoleons Heer durch Hilfstruppen gegen Preußen. König Friedrich Wilhelm Iii. suchte von Königsberg aus durch große Opfer den Frieden von Napoleon zu erlangen; allein da dieser immer härtere Bedingungen stellte, so sah sich der König zur Fortsetzung des Krieges genötigt und schloß mit dem Kaiser Alexander von Rußland ein Bündnis. Während die Polen sich Napoleon anschlossen, vereinigte sich das preußische und russische Heer hinter der Weichsel. Am 7. und 8. Februar 1807 kam es zu der mörderischen Schlacht bei Preußisch-Eylau, die aber unentschieden blieb, sodaß sich beide Parteien des Sieges rühmten. Napoleon bot dem König jetzt unter günstigen Bedingungen Frieden und Bündnis an, Friedrich Wilhelm blieb jedoch dem Versprechen getreu, das er Alexander gegeben hatte. Im Mai erlag Danzig, der Schlüssel der Ostsee, nach 18*

8. Geschichte der Neuzeit - S. 277

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Napoleons Krieg in Portugal und Spanien. 277 ich ihn doch als den, welcher meinen Gemahl und das preußische Volk ins Elend gebracht hat. Gegen ihn höflich und artig zu sein, wird mir schwer werden; aber man fordert diese Selbstverleugnung von mir, und ich bin es schon gewohnt, Opfer zu bringen." Ihre Fürsprache war vergeblich; Napoleon ließ sich nichts, nicht einmal die Festung Magdeburg abringen. In seiner Unterredung mit derselben erlaubte er sich sogar die hochmütige Bemerkung: „Wie konnten Sie es wagen, mit mir einen Krieg zu beginnen?" worauf die hochherzige Königin treffend erwiderte: „Durch den Ruhm Friedrichs war es uns erlaubt, uns über unsere Machtmittel zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben!" Nach dem verhängnisvollen Friedensschlüsse schrieb die Königin an ihren Vater die prophetischen Worte: „Wir bleiben sittlich frei, und das wird politische Freiheit herbeiführen. Ich bin überzeugt, daß die Art, in der dieser Friede geschlossen ist, gewiß früher oder später, vielleicht erlebe ich es gar nicht, von Segen für Preußen sein wird." Wie wahr hatte die edle Königin gesprochen! §. 24. Tl . r Krieg in “ ' o " uni m, ' 1808—1814. Nach dem Frieden zu Tilsit befürchtete England, Napoleon werde das neutrale Dänemark zwingen, seine Flotte gegen Schweden und England gebrauchen zu lassen. 1807 erschien darum eine ansehnliche englische Flotte vor Kopenhagen und forderte Dänemark zu einem Bündnis mit England auf. Als dasselbe verweigert wurde, eröffneten die Engländer (2. September) eine dreitägige Beschießung, erzwangen die Übergabe der Hauptstadt und brachten alle dänischen Kriegsfahrzeuge mit sämtlichem Geräte nach England. Jetzt schloß sich Dänemark an Frankreich an und erklärte an England und das-' mit ihm verbundene Schweden, wo nach der Ermordung Gustavs Ie. (1771 —1792) Gustav Iv. (1792—1809) gefolgt war, den Krieg. Rußland trat auf Dänemarks Seite. Der Freundschaftsbund zwischen Alexander von Rußland und Napoleon fand seinen Ausdruck in einer Zusammenkunft zu Erfurt (27. Sept.) 1808, wo 4 Könige und 34 Fürsten Deutschlands dem französischen Machthaber ihre Huldigungen darbringen mußten. Beide Kaiser kamen dahin überein, sich in ihren Eroberungsplänen nicht zu hemmen. Nun fielen die Russen in Schweden ein, eroberten Finnland und bedrohten die Hauptstadt. Die Schweden empörten sich (März 1809) gegen ihren König G u st a v Iv., erklärten ihn und seine Nachkommen ^ 2156 392395

9. Geschichte der Neuzeit - S. 279

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 24. Napoleons Krieg in Portugal und Spanien. 279 entsagung und der Übertragung der Krone an Napoleon, dann zwang er Ferdinand zur Anerkennung dieses Gewaltstreiches. Ferdinand mußte sich mit einer Jahresrente begnügen und in Frankreich leben, während König Karl sich mit seiner Familie nach Rom begab. Zum Könige von Spanien ernannte Napoleon jetzt seinen ältesten Bruder Joseph, welcher Neapel an den bisherigen Großherzog von Berg, Joachim Murat, abtreten mußte. Dessen Großherzogtum erhielt der Kronprinz Ludwig von Holland. Als Joseph unter dem Schutze französischer Truppen in Madrid einzog, war dort bereits ein Aufstand ausgebrochen, der den Franzosen 1200 Soldaten kostete und ihnen zeigte, daß das spanische Volk mit der napoleonischen Zwingherrschaft nicht einverstanden war. Ganz Spanien griff nun zu den Waffen, und England versprach Hilfe. Es entspann sich ein heftiger fünfjähriger Krieg (1808—1813), welcher mit wechselndem Glücke geführt wurde. Bei Baylen (22. ^uli 1808) ward ein französisches Heer unter dem General Dupont von den Spaniern gefangen genommen. Das von den Franzosen belagerte Saragossa verteidigte sich unter Palasox aufs heldenmütigste. Jedes Haus ward in eine Festung verwandelt, die Mönche riefen jung und alt zu den Waffen und feuerten die Belagerten zur Ausdauer und Tapferkeit an. Als eine Batterie von ihrer Mannschaft verlassen war, eilte ein junges Mädchen herbei, schoß selbst die Kanonen ab und rief durch ihren Mut die beschämten Krieger zurück. Saragossa hielt sich; die Franzosen zogen ab. Joseph mußte Madrid verlassen. Inzwischen war in Portugal ein englisches Heer unter Arthur Wellesley, dem nachmaligen Herzog von Wellington, gelandet und hatte den General Junot besiegt und zum Abzug genötigt. Nach dem glänzenden Kongreß zu Erfurt eilte Napoleon mit einem mächtigen Heer selbst nach Spanien, besiegte seine Gegner und setzte seinen Bruder Joseph wieder ein. Aber er konnte nur kurze Zeit in Spanien verweilen, da Östreich von neuem zu den Waffen griff. Nun drängte Marschall Soult mit dem zum Teil aus Deutschen bestehenden großen Heer die Engländer aus Spanien fort; doch rettete Wellington durch den Sieg bei Talavera 1809 Portugal. Das zum zweiten Mal belagerte Saragossa fiel nach tapferer Gegenwehr, und Palafox geriet in französische Gefangenschaft. Trotzdem gelang die vollständige Unterwerfung Spaniens nicht. Die spanische Nationalregierung nahm ihren Sitz in Cadix, und der Volkskrieg loderte abermals auf. Überall bildeten sich Guerillabanden,

10. Geschichte der Neuzeit - S. 221

1887 - Wiesbaden : Kunze
15. England und Nordamerika. 221 lassungen hatte. Dort benutzten die Engländer nach der Auslösung des großen mongolischen Reiches die Streitigkeiten der Nabobs (Statthalter des Großmoguls), um deren Länder zu unterwerfen. Unter Lord Clive wurde Bengalen erobert; 1784 wurde die ostindische Kompagnie durch die „ostindische Bill" in allen militärischen, finanziellen und politischen Angelegenheiten von der englischen Krone abhängig gemacht. Der von den Franzosen zum Aufstand gereizte mächtige indische Fürst Tippo Sahib wurde 1798 zur Unterwerfung gezwungen und die englische Herrschaft allmählich über ganz Vorderindien ausgedehnt. Missionare führten das Christentum ein und suchten das indische Volk mit europäischer Kultur in Verbindung zu bringen. Auch in der Südsee dehnte sich der englische Kolonialbesitz infolge der drei Entdeckungsreisen aus, welche der Weltumfegler James Cook (§. 16) in den Jahren 1768 bis 1779 ausführte. §. 16. Die peife unis (Trifte Teilung fmens. Seit der ersten Teilung Polens 1772 (§. 14) übte Rußland aus die Verhältnisse dieses Landes den entschiedensten Einfluß aus. Die Kaiserin Katharina Ii. nährte absichtlich die inneren Zwistigkeiten des unglücklichen Landes, um Vorteil daraus zu ziehen. Die polnischen Patrioten haßten den russischen Einfluß, und als Rußland in einen neuen Krieg mit der Türkei verwickelt war, glaubten sie, es sei die Zeit gekommen, die frühere Selbständigkeit wieder zu erlangen. Zunächst entwarfen sie an Stelle der bisherigen Wahlverfassung, die dem Lande soviel Unheil gebracht hatte, eine neue Verfassung, durch welche der Thron nach König Poniatowskys Tod im kursächsischen Hause erblich sein sollte. Diese trat mit Preußens Zustimmung, ungeachtet des widersprechenden Adels, ins Leben. Da aber bat eine Partei von Edelleuten die Kaiserin um ihren Beistand zur Wiederherstellung der alten Wahlverfassung und schloß die Konföderation zu Targowitz. Die erbetene Hilfe säumte nicht; russische Kolonnen rückten in Polen ein und unterdrückten die Bestrebungen der Patrioten, an deren Spitze der edle Kosziusko stand, welcher in Nordamerika unter Georg Washington mit Auszeichnung gefochten und auch in seinem Vaterlande anfangs mit glücklichem Erfolge kämpfte. Der schwache König Stanislaus Poniatowsky (1764—1795) gab den Aufforderungen der Kaiserin Gehör und schloß sich den Konsöderierten an. Nun mußten die Patrioten die Waffen nieverlegen und ihr Vaterland verlassen. Zu spät gewahrten die
   bis 10 von 137 weiter»  »»
137 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 137 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 20
1 13
2 32
3 62
4 34
5 171
6 10
7 67
8 28
9 13
10 82
11 5
12 40
13 6
14 4
15 3
16 41
17 0
18 28
19 6
20 6
21 2
22 4
23 5
24 17
25 20
26 9
27 10
28 58
29 18
30 16
31 74
32 3
33 46
34 121
35 25
36 16
37 279
38 25
39 27
40 8
41 16
42 7
43 22
44 3
45 64
46 9
47 28
48 2
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 0
3 0
4 14
5 4
6 1
7 9
8 23
9 44
10 2
11 4
12 2
13 2
14 0
15 26
16 21
17 17
18 2
19 6
20 23
21 0
22 0
23 3
24 1
25 4
26 0
27 0
28 2
29 26
30 0
31 0
32 1
33 0
34 9
35 1
36 2
37 0
38 16
39 2
40 10
41 5
42 0
43 5
44 6
45 5
46 6
47 0
48 0
49 2
50 1
51 6
52 1
53 0
54 1
55 0
56 0
57 0
58 2
59 5
60 11
61 4
62 1
63 1
64 9
65 0
66 0
67 6
68 5
69 1
70 1
71 7
72 1
73 7
74 80
75 0
76 1
77 6
78 8
79 0
80 9
81 0
82 2
83 0
84 1
85 14
86 9
87 1
88 0
89 1
90 0
91 0
92 18
93 1
94 2
95 1
96 39
97 2
98 22
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 13
1 175
2 2
3 21
4 1
5 8
6 15
7 29
8 1
9 169
10 3
11 35
12 69
13 11
14 13
15 0
16 27
17 6
18 2
19 37
20 0
21 51
22 1
23 0
24 14
25 13
26 3
27 0
28 12
29 5
30 21
31 9
32 7
33 69
34 5
35 37
36 15
37 0
38 5
39 57
40 17
41 0
42 0
43 18
44 75
45 5
46 10
47 7
48 0
49 25
50 17
51 14
52 188
53 8
54 42
55 41
56 2
57 15
58 4
59 56
60 15
61 28
62 3
63 1
64 9
65 5
66 16
67 71
68 7
69 0
70 5
71 122
72 4
73 36
74 1
75 40
76 19
77 2
78 100
79 55
80 11
81 99
82 5
83 5
84 5
85 0
86 22
87 3
88 44
89 1
90 3
91 16
92 0
93 22
94 49
95 5
96 19
97 2
98 14
99 5
100 21
101 20
102 17
103 112
104 2
105 9
106 3
107 34
108 1
109 5
110 5
111 12
112 0
113 30
114 18
115 0
116 0
117 26
118 4
119 15
120 0
121 17
122 60
123 4
124 43
125 7
126 10
127 28
128 0
129 30
130 12
131 30
132 4
133 47
134 4
135 16
136 40
137 3
138 3
139 7
140 38
141 28
142 13
143 7
144 37
145 26
146 0
147 12
148 15
149 0
150 46
151 43
152 6
153 6
154 57
155 42
156 54
157 43
158 10
159 12
160 5
161 4
162 0
163 0
164 0
165 48
166 29
167 8
168 35
169 2
170 24
171 3
172 7
173 32
174 32
175 44
176 144
177 23
178 1
179 4
180 1
181 0
182 75
183 99
184 4
185 8
186 7
187 1
188 162
189 1
190 0
191 15
192 1
193 4
194 2
195 8
196 4
197 25
198 31
199 22