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1. Leitfaden für den Geschichts-Unterricht in mehrklassigen Volksschulen - S. 134

1881 - Merseburg : Steffenhagen
134 ein großmütiger Beförderer der Kunst und Wissenschaft. Er erkannte und würdigte das Streben seines Volkes nach größerer freiheitlicher Entwickelung und kam ihm, so weit es nur ging, entgegen. Da brach im Februar" 1848 in Frankreich ein Aufruhr aus, der mit der Flucht des Königs und der Aufrichtung der Republik endete. Die Kunde davon rief in ganz Deutschland eine heftige Bewegung hervor, und auch in Preußen kam es zu gewaltsamen Auftritten und endlich zur offenenrevo l utio n. Am18. 1848märz entbrannte in Berlin ein fürchterlicher Straßenkampf, der bis zum andern Morgen währte. Die Truppen behielten die Oberhand; dennoch zog sie der König zurück und verhieß zugleich die Einberufung einer Nationalversammlung, welche schon im Mai ihre Sitzungen begann. Allein die Umsturzgelüste gewisser „Volksfreunde" konnten, damit nicht befriedigt werden, und die Pöbelherrschaft drohte nur noch mehr um sich zu greifen. Da entschloß sich Friedrich Wilhelm dem verderblichen Treiben ein Ziel zu setzen, was ihm mit Hilfe der treugebliebenen Armee auch glücklich gelang. Hierauf verlieh er dem Lande eine noch heute bestehende Verfassung, welche von den auf Grund derselben zusammentretenden Kammern (jetzt „Herrenhaus" und „Haus der Abgeordneten" genannt) durchberaten und bestätigt wurde. (Niederwerfung der Revolution in andern Ländern.) Einen ähnlichen Verlauf nahm die Bewegung in andern deutschen und nichtdeutschen Ländern. In Baden, wo die Rebellen alle Gewalt an sich gerissen hatten und das Militär fast durchweg zu ihnen übergetreten war, stellten preußische Truppen unter dem Prinzen von Preußen (dem jetzigen Kaiser und Könige) die Ruhe wieder her. Des Aufstands der Ungarn, die sich vom Hause Habsburg loszureißen suchten, konnten die Oestreicher nur mit Hilfe der Russen Herr werden, die Lombarden und Venetianer, welche vom Könige von Sardinien unterstützt wurden, führten sie durch den Sieg ihrer eigenen Waffen zum Gehorsam zurück. In Frankreich wurde die Revolution durch den zum Präsidenten der Republik gewählten Sohn des ehemaligen Königs Ludwig von Holland bewältigt, der sich im December 1852 als Napoleon Hi zum Kaiser der Franzosen proklamieren ließ. (Einheitsbestrebungen des deutschen Volkes.) Eine der ersten Forderungen der deutschen Freiheitsmänner war eine festere Einigung des Vaterlandes und eine gemeinsame Volksvertretung für den ganzen deutschen Bund. Die Fürsten mußten nachgeben', und und im Mar 1848 wurde zu Frankfurt a. M. die deutsche Nationalversammlung eröffnet, welche nach längeren Beratungen den König von Preußen zum deutschen Kaiser wählte. Doch Friedrich Wilhelm lehnte die ihm angetragene Würde ab, da er sie nicht der Revolution, sondern der Zustimmung

2. Grundriß der deutschen Geschichte für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 142

1888 - Wolfenbüttel : Zwißler
142 sie unter Cstine vor Mainz und waren in zwei Tagen im Besitz der Stadt. Von Mainz, ^ahen, Frankfurt, Speier wurde an der Revolutionierung Deutschlands gearbeitet, Dumouriez. war nach Belgien vorgedrungen. In offener Schlacht besiegte er bei Iemavves unweit Mns, ein kaiserliches Heer und fate festen Fu in den Nieder-landen. Freiheit und Gleichheit wurde allen Vlkern der Erde verkndet. Das Deutsche Reich hatte sich an dem Feldzuge nicht beteiligt, nun beschlo dasselbe, auch in den Krieg einzutreten. 2. Die Zustimmung Ludwigs Xvi. zum Kriege gegen sterreich und Preußen hatte das ihm drohende Geschick nicht abgewandt. Viel-mehr wurde derselbe durch das unkluge Manifest des Herzogs von Braunschweig in eine noch schlimmere Lage versetzt. Man berfiel seinena^^ Palast, suspendierte seine Gewalt, setzte ihn in den Tempelturm fangen und beschuldigte ihn des Verrates an Frankreich und des Ein- 5" Verstndnisses mit den Landesfeinden. Er wurde dieser Verbrechen fr berfhrt erklrt und am 21. Januar 1793 ffentlich hingerichtet. Diese Hinrichtung emprte alle Monarchen. ^Spanien, Holland und i Grobritannien beschlossen den Krieg gegen Frankreich, ebenso Neapel, -Sardinien und Rußland, aber nur vereinzelt. ^sterreich und Preußen > > waren zwar unter sich verbndet, doch nicht mit den andern. Alle aber^ ^ < betrachteten Frankreich als gemeinsamen Feind, und nannte man daher diese namentlich von England beeinflute Verbindung nicht Allianz sondern Koalition. 3. Zuerst unterlagen in diesem Weltkriege die Waffen Frankreichs, welches am 22. Sevtember 1792 fr eine unteilbare Republik er-klrt worden war. Dumouriez verlor gegen die sterreicher die Schlacht bei Neerwinden (zwischen Brssel und Lttich) 1793 und mute Belgien rumen. Auch Mainz wurde nach lngerer Belagerung von dem preuischen General Kalckreuth zurckerobert. Jetzt rafften die Franzosen ihre militrischen Krfte zusammen, deren Organisator Carno^. war, ein Mitglied des nach der Hinrichtung des Knigs die Regierung fhrenden Moblfahrtsanssckusllz- Man fand fhige Generale, welche eine neue Taktik einfhrten, die den Massenangriff durch Artilleriefeuer deckte. Die gnstigen Erfolge blie-ben nicht aus. Jourdan gewann durch seinen Sieg bei Fleurus westlich von Namur 1794.die sterreichischen Niederlande zurck, worauf Pichegru in einem Winterfeldzuge nach Amsterdam vordrang, den

3. Geschichte Preußens in Einzelbildern - S. 126

1891 - Danzig : Gruihn
126 Im neuen deutschen Reich. marck das Fräulein Johanna von Puttkamer aus altem pommerschen Adelsgeschlecht, welches er auf einer Harzreise kennen gelernt, zu seiner Gemahlin erkoren hatte, lebte er in seiner Häuslichkeit sehr glücklich. Erster Zeitraum im Staatsdienst. Zur Zeit Friedrich Wilhelms Iv. finden wir Bismarck im preußischen Landtage als Abgeordneten, der besonders die Rechte der Krone vertrat. Ja, der König schickte ihn sogar nach Frankfurt a. M. als Bundesgesandten. Da die Süddeutschen und Österreicher in jener Zeit auf Preußen mit Mißtrauen blickten, so hatte Bismarck in Frankfurt eine schwere Stellung, trat aber stets für die Ehre seines Staates ein. Später wurde er nach Petersburg als Botschafter und darauf als Gesandter nach Paris geschickt. König Wilhelm I. aber berief ihn nach Berlin an die Spitze des preußischen Ministeriums als Ministerpräsident. Bevor Bismarck sein neues Amt antrat, hatte der König bereits die Wehrkraft Preußens vermehrt. Da jedoch das Abgeordnetenhaus für die erhöhte Kopfzahl des Heeres nicht auf die Dauer die Mittel bewilligte, so kam es zu einer Uneinigkeit zwischen dem Monarchen und den Volksvertretern. Trotzdem nun Bismarck darauf hinwies, daß Preußens starke Rüstungen für die Machtstellung des Reiches notwendig seien, verweigerte das Abgeordnetenhaus doch fortgesetzt die Geldmittel. So führte also der König die neue Heereseinrichtung gegen den Willen des Abgeordnetenhauses durch. Bismarck, sowie der Kriegsminister Roon verteidigten dieses Werk und luden die Feindschaft der Kammermehrheit auf sich; doch beide sahen voraus, daß es früher oder-später mit Österreich zu einem Bruch kommen würde. In diesem Falle aber mußte Preußen stark gerüstet sein. „Nicht durch Reden und Stimmenmehrheitsbeschlüsse," sprach Bismarck, „werden die großen Fragen der Zeit entschieden, sondern durch Eisen und Blut." Im Feldzug gegen Österreich. 1866. Als später wirklich der Krieg mit Österreich ausbrach, da erkannten Bismarcks Feinde, wie gut es gewesen, daß Preußen sich beizeiten ein starkes Heer geschaffen hatte. Bei den ersten Siegesnachrichten gerieten die Berliner in die freudigste Stimmung. Tausende zogen vor das Palais des Königs und auch nach der Wohnung Bismarcks. Als dieser den Jubel und das Hochrufen vernahm, öffnete er das Fenster und hielt an die Versammelten eine Ansprache. Da in diesem Augenblick der Donner rollte und die Blitze zuckten, rief er: „Der Himmel schießt Salut zu unsern Siegen." — Wie wir wissen, begleitete Bismarck seinen König auf den Kriegsschauplatz und wich nicht von dessen Seite. Als Wilhelm I. bei Königgrätz in das feindliche Granatfeuer geriet, gelang es Bismarck mit großer Mühe, den obersten Kriegsherrn zu bewegen, die gefahrvolle Stelle zu verlassen. Bismarck steigt in der Volksgunst. Nach den glorreichen preußischen Siegen war es Bismarcks Werk, daß der „deutsche Bund ausgelöst wurde, und Deutschland sich ohne Beteiligung Österreichs neu gestalten konnte. Nun verwandelte sich der frühere Haß gegen Bismarck in Bewunderung, und die Volksgunst war aus seiner Seite. Ja, er erhielt sogar, wie andere um das Vaterland verdiente Männer, eine reichliche Geldspende, die er zum Ankauf von Varzin (bei Schlawe in Pommern) und anderer Güter verwendete. Nachdem sich aber der norddeutsche Bund gebildet hatte, wurde Bismarck zum Bundeskanzler ernannt. Im Kriege gegen Frankreich. Als König Wilhelm 1870 gegen Frankreich ins Feld zog, war auch Bismarck an seiner Seite und teilte

4. Die Neuzeit - S. 110

1878 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 110 — Jahre folgte die Läuterung. Die Meisterwerke, welche die beiden Heroen Göthe gest. 1832 und Schiller gest. 1805 im freundschaftlichen und anregenden Verkehr mit einander geschaffen haben, bilden die Höhepunkte der poetischen Entwickelung des deutschen Volkes. 4. Der Genuß an.der Tonkunst wurde seit dem 17. Jahr- hundert in Deutschland mehr und mehr allgemein. Händel, Meister im Oratorium, Gluck, der Schöpfer der deutschen Oper, Emanuel Bach und Haydn, welche die Instrumentalmusik pflegten, bereiteten die classische Zeit vor. Mozart gest. 1791 und der gewaltige Beethoven gest. 1827 waren ihre Repräsentanten. Die deutsche Malerei trat gegeu den Aufschwung der übrigen Künste zurück und erlebte erst in unserm Jahrhundert ihre Wiebergeburt. Dagegen war ein lebhaftes Juteresse für die plastischen Werke des Alterthums vorhanden, nachdem Winkelmann die Erhabenheit des griechischen Kunststils offenbart hatte. 5. Neben Deutschland und Frankreich war in dieser Periobe England das wichtigste Culturland Europas. Die fromme Begeisterung jener Zeit, in welcher der Puritaner Milton, gest. 1674 sein „verlorenes Paradies" schrieb, war unter den Stuarts dem Einflüsse französischer Leichtlebigkeit gewichen. Witz, Verständigkeit und zierlicher Stil charakterisirten von ituit an das englische Schriststellerthum. Der launige Pope itub der Satiriker Swist waren die Hanptvertreter der Richtung. Eine wichtige Erscheinung in dieser Epoche ist das Aufkommen des Romans (Granbison, Oliver Goldsmith), der bis aus unsere Zeit in England am meisten gepflegt wird. Die großartigsten Erfolge errang aber das Studium der Naturwissenschaften. Nachdem Baco von V ent lernt auf die Natur als Quelle aller Erkenutuiß hingewiesen hatte, entbeckte der große Denker Newton, ein Zeitgenosse von Leibnitz, das Gravitationsgesetz. Mit der Aus-bilbuug, welche bamals die Mathematik und Physik erhielt, mehrte sich die Zahl der Erfiubuugeu. 1769 construirte der Schotte James Watt die Dampfmaschine. Eine völlige Umgestaltung des ganzen industriellen Leberts und des Weltverkehrs waren die Folgen dieser That. Seinen Steinkohlen, welche die Anwenbung der Dampfkraft möglich machten, und Arkwrights Maschine zur Baumwollenspinnerei, um 1769 erfunben, verbankt-England feine blüheitde Baumwollen-manufactur, die heute den zehnten Theil der Bevölkerung ernährt. Auch in den übrigen Ländern Europas waren begabte Männer [

5. Die Neuzeit - S. 121

1878 - Wolfenbüttel : Zwißler
Jetzt raffte Frankreich seine militärischen Kräfte zusammen, deren Organisator Carnot,, Mitglied des Wohlfahrtsausschusses war. Man fand fähige Generale, welche eine ueue Taktik einführten, die den Massenangriff durch 2lrtiilerkfmer deckte. Die günstigen Erfolge blieben nicht aus. Jourban gewann durch seinen Sieg kl^leiml^ 1794 die östreichischen Niederlande zurück, worauf Pichearu in einem Winterfeldzug nach Amsterdam vordrang, den Erbstatthalter zur Flucht nöthigte und Holland in die batav^5chl__Ämu,biik verwandelte. Nach den östreichischen Niederlagen zogen sich auch die preußischer: Truppen trotz ihres Sieges bei Pirmasens und des dreifachen bei Kaiserslautern über den Rhein zurück. Preußen, mit den polnischen Angelegenheiten beschäftigt (§ 42, 2) und auch von Mißtrauen gegen Rußland und Oestreich erfüllt, trat im Separatfrieden zu Bafel April 1795 vou der Coalition gegen die französische Republik zurück. Das linke Rheinufer kam bedingungsweise an Frankreich; die norbbentschen Staaten innerhalb einer Demarkationslinie trennten sich von den südlichen nnb wurden für neutral erklärt. Auch Spanien trat von der Coalition zurück. 2. Unter den Männern des Directorinms, das jetzt die Regierung in Frankreich erhielt, war Kur'-not--der Fähigste. Nach seinem Kriegsplan beschloß die Republik einen Doppelfelbzug in Süd-beutschlaub und in Italien, um von zwei Seiten her nach Wien vorzubringen. In Sübbeutschland rückte Moreau vom Oberrhein, Jour-dan vom Niederrhein gegen die Oestreichs vor. Da trat ihnen der Erzherzog Karl, des Kaisers Bruder, ein ausgezeichneter Felb-herr, mit einem verstärkten Heere entgegen. Er schlug Jourban in zwei Treffen, zuletzt bei Würzburg im September 1796, und warf ihn nach dem linken Rheinufer zurück. Moreau, der schon in Baiern stand, wurde durch die Auflösung der nieberrheinischen Armee ebenfalls zu einem Rückzüge genöthigt, den er durch Schwaben und die Pässe bei Schwarzwaldes mit Geschick ausführte. Nach bieseii Mißerfolgen war die eine Hälfte des ccirnotfchen Kriegsplanes gescheitert.

6. Die Neuzeit - S. 137

1878 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 137 — Kräfte gehemmt hatten. Stein begann seine Reformen mit dem berühmten Gesetz vom 9 Oktober 1807 über den freien Gebrauch des Grundeigenthums und die persönlichen Verhältnisse der Landbewohner. Das Vorrecht, wonach nur Adlige Landgüter besitzen durften, fiel. Die Erbunterthänigkeit der Bauern wurde aufgehoben und die Ablösung der gutsherrlichen Lasten ermöglicht. Die neue Jstäbte-ordnung vom Nov. 1808 gab den Städten das Nllht--der Selbstverwaltung. Auch der Zunftzwang Hel weg, ebenso die ungleichmäßige Vertheilung der Abgaben. Eine reichsständische Verfassung, die nach der Absicht Steins das Befreiungswerk krönen sollte, trat jedoch nicht ins Leben. Wie der Staat, so erfuhr auch das preußische Heerwesen eine völlige Umgestaltung. Hier war Scharnhorst der Reformator. Die / entehrenden körperlichen Strafen (Gassenlaufen) wurden abgeschafft; in ; das Offiziercorps durften auch Bürgerliche eintreten; Kenntnisse und Tapferkeit, nicht das Dienstalter, berechtigten von nun cm zum Avancement. Die Armee sollte nur aus Landeskindern bestehen und jeder Unterthan zum Kriegsdienst verpflichtet werden. Nach Steins Entfernung trat der Staatskanzler Harbenberg an die Spitze der Geschäfte. Er führte die Reformen weiter aus und gründete im Verein mit Humboldt, Niebuhr, Schleiermacher it. a. 1810 die Berliner Universität. Tod der Königin Luise. — Ein neuer Geist war über Preußen gekommen. Patriotische Männer wie Arndt („Geist der Zeit"), Fichte („Reden an die deutsche Nation"), der Turnvater Jahn und der in Königsberg gestiftete Tugendbund weckten die nationale Begeisterung, welche allmählich den Kosmopolitismus und die ästhetische Genußsucht verdrängte. § 57. Der russische Feldzug. 5. Beitzke, Gesch. des russischen Krieges von 1812. Schon auf dem Fürsteutage zu Erfurt hatte Alexander erkannt, daß ihm aus der Allianz mit Napoleon kein Heil erwachsen werde. Die Lossagung Rußlands von der Continentalsperre, und die Absetzung des Herzogs von Oldenburg, der ein naher Verwandter des russischen Kaiserhauses war, führten endlich den offenen Bruch zwischen Alexander I. und Napoleon herbei. Von beiden Seiten begann man zu rüsten. Preußen wurde gezwungen ein Bünbntß

7. Biographien und Monographien - S. 111

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
— 111 — Regierungskunst. Die Pracht und Üppigkeit am Hofe zu Versailles, die dort zum guten Ton gehörige Überfeinernng und Unsittlichkeit wurde in den meisten Residenzen, besonders in denen unsers Vaterlandes, getreulich nachgeahmt. Wie der Monarch Frankreichs, so wollte jeder kleine deutsche Fürst sein Versailles, seine glänzenden Schauspiele, seine großen Hetzjagden, seine kostspieligen Liebhabereien haben, und der Fleiß der Unterthanen vermochte kaum zu erschwingen, was die gebietenden Herren in wilder Festlust verjubelten. Frankreichs Einmischung in den dreißigjährigen Krieg hatte ihm einen zu schönen Gewinn gebracht, als daß Ludwig Xiv nicht nach neuer Beute hätte lüstern werden sollen. Nachdem er bereits den König von Spanien zur Abtretung einiger Gebiete an den Ostpyrenäen gezwungen, griff er im Jahre 1666 die demselben gehörigen Niederlande an, unter dm Vorwande, daß seine Gemahlin, eine spanische Prinzessin, auf die letzteren Erbansprüche habe. Da vereinigte sich das um seine eigene Freiheit besorgte Holland mit England und Schweden und nötigte den Köiiig, sich mit dem Besitz von zwölf flandrischen Städten zu begnügen. Rachedürstend rüstete Ludwig von neuem, brachte England und Schweden auf seine Seite und drang in raschem Siegeszuge in Holland ein, das er für den ihm bereiteten Widerstand nachdrücklich zu züchtigen gedachte. Doch die Holländer, anfangs erschreckt, ermannten sich bald wieder, setzten das Land mittelst Durchstechung der Dämme unter Wasser und behaupteten sich unter Führung des Statthalters Wilhelm von Orauien mit Glück gegen den überlegenen Feind. Als ihnen auch der Kurfürst von Brandenburg und der Kaiser Leopold I zu Hilfe kamen, traten die Franzosen den Rückzug an. Jetzt bewog Ludwig die Schweden zu einem Einfalle in die Mark, und Friedrich Wilhelm, der sich durch seine Klugheit und Entschlossenheit zu einem der gefährlichsten Gegner machte, mußte den Kriegsschauplatz am Rheine verlassen, um sein Land ans der Gewalt der nordischen Feinde zu befreien. Nach seinem Abzüge drangen die Franzosen wieder siegreich vor, und als der Friede von Nymwegen im Jahre 1678 den wechselvollen Kämpfen ein Ziel setzte, erhielt Ludwig Xiv die Freigrafschaft Burgund. Die errungenen Erfolge konnten den Übermut des französischen Herrschers nur steigern. So erklärte er mit unerhörter Dreistigkeit, daß er mit den von Deutschland abgetretenen Ländern zugleich ein Recht auf diejenigen Gebiete, Güter und Städte erlangt habe, die ehemals mit denselben vereinigt gewesen. Zur Untersuchung der hierauf begründeten Ansprüche errichtete er vier Gerichtshöfe, die sogenannten Wiedervereinigung^- oder

8. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 231

1878 - Danzig : Gruihn
Ludwig Xiv. — Deutschland unter Leopold I. 231 fam von den Franzosen genommen. Diese Stadt war für Deutschland besonders wichtig, weshalb auch der deutsche Kaiser Karl V. einst sagte: „Wenn die Franzosen vor Straßburg und die Türken vor Wien ständen, würde ich zuerst dem bedrängten Straßburg zu Hülfe eilen". Da der damalige deutsche Kaiser Leopold I. von den Türken bedroht war, ließ er sich diese Gewaltthätigkeit Ludwigs gefallen. Bald aber fielen die Franzosen verheerend in die Rheinlande ein, und fast die ganze Pfalz wurde verwüstet und niedergebrannt; denn Ludwig Xiv. wollte nach feiner Aussage die östliche Grenze feines Reiches durch eine Wüste decken. Die französischen Mordbrenner hausten so schrecklich, daß^es schien, als wäre Attila mit den Hunnen wiedergekehrt. Im Dom zu Speier wurden sogar die geheiligten Gräber der deutschen Kaiser erbrochen, die Gebeine derselben zerstreut, und die silbernen Särge, sowie andere Kostbarkeiten geraubt. Der spanische Erbfolgekrieg (1700—1714), welchen Ludwig für die spanische Krone führte, hatte für ihn einen günstigen Ausgang. Kaiser Leopold von Deutschland verlangte nämlich die spanische Krone für feinen Sohn Karl; Ludwig aber wollte dieselbe feinem Neffen Philipp zuwenden. Hierüber kam es zu einem langwierigen Kriege. Zu Oesterreich standen das deutsche Reich, Preußen, Holland und England. Obgleich die Franzosen durch Prinz Eugen von Savoyen und den englischen Herzog Marl-borough mehrfach besiegt wurden, kam es doch endlich dahin, daß Philipp König von Spanien ohne die europäischen Nebenländer wurde. 139. Deutschland unter Leopold 1. 1657—1705. Marsch der Türken ans Wien. Seitdem die Türken durch die Eroberung Konftantinopels (1451) im Südosten Europas festen Fuß gefaßt, bedroheten sie über zwei Jahrhunderte lang Deutschland unaufhörlich. Doch die größte Gefahr erwuchs dem Vaterlande, als der Großvezier Kara Muftapha mit feinen (200,000) Streitern durch Ungarn geraden Weges auf Wien zog. Kaiser Leopold I. konnte dem furchtbaren Feinde kaum 30,000 Mann entgegenstellen. Belagerung Wiens. Der tapfere Befehlshaber, Graf von Starhemberg, traf zu Wien große Vertheidigungsanstalten und wurde hierbei vou der ganzen Bürgerschaft eifrigst unterstützt. Endlich erschien (1683) der Vezier mit seinen Raubschaareu vor der Stadt und schlug fein Lager vor den Mauern derselben auf. In einem Umkreise von 6 Stunden stand ein Zelt an dem andern. Aus der Mitte ragte das Prachtzelt des Veziers schimmernd empor. Bald stürmten die Türken unter fürchterlichem Allahgeschrei heran, um sich der Stadt zu bemächtigen. Da flog Starhemberg mit der Besatzung herbei und warf den Feind mit Löwenmuth zurück. Am folgenden Tage wurde der Sturm erneuert aber wieder zurückgeschlagen. Endlich kam die ersehnte Hülfe durch den Polenkönig. , Wiens Errettung. Das christliche Heer unter Anführung des tapferen Polen-königs S obiesky begann mnthvoll den Angriff. Allen voran war Sobiesky, der eigenhändig mehrere Türken erschlug und das Zeichen eines türkischen Großen, einen Roßschweif, eroberte. Bald ergriffen die Türken in der wildesten Unordnung die Flucht. Frohlockend eilten die Wiener nach zwei schrecklichen Monaten unter dem Geläute aller Glocken ans den Thoren in das Lager hinaus. Alles jauchzte dem Polenkönige als dem Retter Wiens zu und drängte sich um ihn, vor Entzücken feine Hand, seine Stiefeln und feinen Mantel zu küssen. Prinz Eugen, der edle Ritter. In dem Türkenkriege, welcher noch lange fortbauerte, zeichnete sich befonbers Prinz Eugen von Savoyen aus. Da er als Knabe einen schwächlichen Körper hatte, so sollte er nach dem Willen feiner Eltern ein Geistlicher werben. Eugen entschied sich jedoch für den Kriegerftanb. Als gehonter Franzose wollte er bei Ludwig Xiv. in's Herr treten, würde aber wegen seiner unscheinbaren Gestalt abgewiesen. Darauf trat er in österreichische Dienste. Die Soldaten hatten anfangs wenig Respekt vor ihm; bettn sie sagten: „Der kleine Kapuziner im grauen Mantel wirb nicht vielen Türken den Bart ausraufen."

9. Sagen und Geschichten - S. 112

1891 - Merseburg a/S. : P. Steffenhagen
112 in Europa hervor. Könige und Fürsten stieß er von ihren Thronen oder beraubte sie ganzer Provinzen, und was er erobert, behielt er entweder für sich oder gab es seinen Brüdern und Günstlingen. Friedrich Wilhelm Iii, der seinem Volke vor allem den Frieden zu erhalten wünschte, stand mit Napoleon lange Zeit auf dem freundlichsten Fuße, und jener ließ es auch an Schmeicheleien und wohlwollenden Versicherungen nicht fehlen. Als aber der Gewaltige die meisten seiner Gegner besiegt hatte, glaubte er Preußen nicht mehr schonen zu müssen und legte es von jetzt ab geradezu darauf an, den König durch ein hochfahrendes und rücksichtsloses Benehmen zu beleidigen. Dies durfte der letztere bei all seiner Friedensliebe nicht dulden, und so trat er mit Rußland und Sachsen in ein Bündnis und erklärte an Frankreich den Krieg. Doch was niemand erwartet, ja was niemand auch nur für möglich gehalten hätte, geschah: die Armee Friedrichs des Großen wurde geschlagen. Am 14. Oktober 1806 erlitten die Preußen bei Jena und Auerstädt eine Niederlage, welche fast das ganze Land den Händen des Feindes überlieferte und die königliche Familie zur Flucht nach dem fernen Osten des Reichs nötigte. Auf dieser traurigen Reife sprach die Königin zu ihren beiden ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Thränen; ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen und ihre Generale den Stamm Hohenzol-lern gekrönt haben. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr lebt, diese unglückliche Stunde in Euer Gedächtnis zurück: weinet meinem Andenken Thränen, wie ich sie jetzt in diesem schrecklichen Augenblicke dem Umstürze meines Vaterlandes weine. Aber begnügt Euch nicht mit den Thränen allein, handelt, entwickelt Eure Kräfte, vielleicht läßt Preußens Schutzgeist sich auf Euch nieder. Befreiet daun Euer Volk von der Schande, dem Vorwurf und der Erniedrigung, worin es schmachtet; suchet den jetzt üerbunfelten Ruhm Eurer Vorfahren von Frankreich zurückzuerobern, werbet Männer und geizet nach dem Ruhme großer Feldherren und Helben!" Noch zwei blutige Schlachten würden im Osten der Monarchie geschlagen, und da auch sie an die Franzosen verloren gingen, sah der König keinen andern Ausweg, als Frieden zu schließen. Er war hart genug. Friedrich Wilhelm mußte alle Länder links von der Elbe und den größten Teil seiner polnischen Besitzungen abtreten, über 100 Millionen Mark Kriegskosten zahlen, bis zu deren Entrichtung französische Truppen in seine Festungen aufnehmen und sich ver- pflichten, nie mehr als 42000 Mann unter den Waffen zu halten. Schwer lasteten die Folgen des unglücklichen Krieges auf Preußen. Der Staat war nicht nur um die Hälfte verkleinert, er war auch bis zur Kraftlosigkeit geschwächt und überdies durch

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 114

1913 - Wittenberg : Herrosé
114 wattenartige Vogen gepreßt, auf der andern Seite abliefern. Ein Blick in einen solchen Käfig zeigt uns einen Wirrwarr von Freß- und Verdauungswerkzeugen, so schlingt und krümmt und windet es sich darinnen. So geht die Baumwolle durch Reinigungs-, Hechel-, Wurf-, Dresch- und Siebewerkzeuge, bis sie zuletzt blendend weiß als ein sich senkender Schnee hinsüuselt, aber ohne sichtbare Zwischen- räume, nicht als Flocken. Nachdem die gleichsam flüssige Baum- wolle zu großen Rollen geformt ist. wandert sie zu den Krempel- und Kamm-Maschinen, von wo sie den Ziehmaschinen überliefert wird, die in wunderbar künstlicher Weise den luftigen Stoff zu Fäden verarbeiten. Wenn nun aber einmal unter den Tausenden ein Faden reißt, was dann? Sowie das geschieht, fällt eine Platte an der Stelle hörbar nieder, ein Zeichen für den Maschinisten, das ihn mahnt, eine bestimmte Stelle sofort in Ruhe zu versetzen. Dies erfolgt, und eins der beaufsichtigenden Mädchen holt das davongelaufene Stück Faden zurück, legt es an das Ende des zurückgebliebenen, und der Schaden ist geheilt, ehe wir nur be- merken. daß die Maschine still stand. Dies Ankleben, scheinbar eine gedankenlose Verrichtung, ist eine Kunst, die große Übung verlangt. Wir steigen ein Stockwerk höher, gehen von Saal zu Saal und finden überall Maschinen, die schnaubend und keuchend spinnen und weben, zwischen ihnen nur einzelne verstreute, lautlose, in dem ewigen Gewirr und Gedonner ohnehin unhörbare Menschen, alle gespannt aufpassend und zugreifend, wenn es die Maschine verlangt. Obgleich kaum hier und da einer zu entdecken ist. sind es doch nahe an zweitausend Menschen, deren Gesundheit hier- mit versponnen wird, indem sie Maschinen beaufsichtigen, die über 120 000 spinnende Hände nicht bloß ersetzen, sondern auch an Feinheit und Meisterschaft der Arbeit unendlich übertreffen. Buch der Erfindungen. 84. Die Seide. Die glänzenden, feinen, weichen und dabei außerordentlich festen Fäden, aus denen unsre Seidenstoffe hergestellt werden, erzeugt die Raupe des Seidenspinners, indem sie sich zur Verpuppung einspinnt. Der Seidenspinner ist ein kleiner, schmutzigweißer Nachtschmetterling, dessen Heimat das südliche Asien ist. Zn China war die Seidenindustrie schon im hohen Altertum berühmt; in Europa wurde die Kenntnis des Seiden- baues erst im 0. Jahrhundert bekannt. Zwei Mönche brachten die ersten Seidenraupeneier im Jahr 552 glücklich nach Konstan- tinopel, obwohl Todesstrafe auf die Ausführung des Insekts gesetzt war. In ihren ausgehöhlten Wanderstäben hatten sie die kost- bare Beute verborgen. Nun wurden durch ganz Griechenland Maulbeergärten und Seidenfabriken angelegt. Von dort ver-
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