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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 7

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
7 Sprüngen. Die beiden andern dagegen sind unversehrt und befinden sich noch jetzt im Besitze der Grafen von der Asse- burg. Der eine wird auf der Hinnenburg in Westfalen, der andere auf der Burg Falkenstein an der Leihe aufbewahrt. Gröfsler, Sagen der Grafschaft Mansfeld. 9. Der Rammeisberg. Als Kaiser Otto der Große auf der Burg Werla hauste, hielt er auch an dem Harzgebirge große Jagden. Da geschah es einmal, dafs einer seiner Jäger, mit Namen Ramm oder Bammel, an den Vorbergen jagte und ein Wild verfolgte. Bald aber ivurde der Berg zu steil, darum stieg der Jäger ab von seinem Rofs, band es an einen Baum und eilte dem Wilde zu Fufs nach. Sein Pferd stampfte unterdes ungeduldig und scharrte mit den Vorderhufen den Grund. Als sein Herr zurückkehrte, sah er verwundert, wie sein Pferd gearbeitet und mit den Füfsen einen schönen Erzgang blofsgelegt hatte. Da hub er einige Stufen auf und trug sie dem Kaiser hin, der alsbald das Bergwerk an- greifen und mit Schürfen versuchen liefs. Alan fand eine reich- liche Alenge Erz, und der Berg ivurde dem Jäger zu Ehren Rammeisberg geheifsen. Des Jägers Frau nannte sich Gosa, und von ihr empfing die Stadt, die nahe dem Berge gebaut ivurde, den Namen Goslar. Beide wurden in der Frankenberger Kirche begraben. Auf dem Leichensteine sind sie in Lebens- gröfse ausgehauen; Rammet trägt in der Rechten ein Schwert und Gosa auf dem Haupte eine Krone. Grimm, Deutsche Sagen. 10. Der Solling. Der Solling ist ein großes Waldgebirge, nach dem Harze das größte in Norddeutschland. Es erhebt sich am rechten Ufer der Weser und gehört mit seinem kleineren nordwestlichen Teile zu Braunschweig, mit seinem größeren südöstlichen zur Provinz Hannover. Meistens steigt der Solling langsam in wohlbestellten Feldern bis zu den be- waldeten Hochebenen empor; an einigen Stellen jedoch fällt er steil ab. Er bildet eine große zusammenhängende Masse mit weiten Hoch- flächen und flachgerundeten Gipfeln, von denen der höchste der ziemlich

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 52

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
52 liefs die Kirche des heiligen Grabes mit kostbarer Mosaik- arbeit schmücken, ihre Thür mit Silber beschlagen und stiftete am Grabe des Erlösers eine ewige Lampe. Nachdem er dann die heiligen Orte in der Nähe: das Thal Josaphat, den Ölberg, Bethlehem und Nazaret, besucht, auch das Gebirge Ephraim bestiegen hatte, wo der Herr einst vierzig Tage in Fasten und Gebet verbracht, ging er über Akkon nach Antiochien zum Fürsten Boemund Iii. Auf einem Schiffe desselben verliefs er den Simeonshafen, d. i. den Hafen von Antiochien, und landete in Taurus, wo ihn 500 von dem Sultan von Ikonium gesandte Beiter erwarteten. Von ihnen geleitet durchzog er nicht ohne Gefahr und Mühsal die rumenische Wüste und erreichte nach anstrengendem Bitte Aktscha Schehr, bis wohin ihm der Sultan von Ikonium entgegengeeilt war. Mit orien- talischer Gastfreundschaft ward er von diesem bewirtet und durch kostbare Geschenke geehrt, unter denen sich neben edlen, reichgezäumten Pferden und prachtvollen Zelten auch eine Anzahl Kamele und zwei Leoparden befanden. Nach kurzer Bast brach der Herzog wieder auf, nicht ohne vorher seinen Gastfreund eindringlich aber vergebens ermahnt zu haben, sich von dem Islam der Lehre Christi zuzuwenden. Ein dreitägiger Marsch brachte ihn durch das öde Land, wo einst das Kreuzheer Konrads Iii. zugrunde gegangen war, nach der „Burg der Alemannen“, der ersten Feste auf grie- chischem Gebiete. Von da erreichte er über Aniko den Hellespont, setzte nach Gallipoli über und ward in Konstantinopel wiederum hoch geehrt. Beiche Gastgeschenke, darunter eine Zahl eifrig erstrebter Beliquien, führte er mit sich, als er jetzt sich auf die Heimfahrt machte. Sie erfolgte auf demselben Wege, den er gekommen, über Nisch und den bulgarischen Wald nach Ungarn und von da nach Baiern, wo er alsbald nach seiner Ankunft seine Begleiter entliefs und die mitgebrachten Schätze aller Art nach Braunschweig sandte. Er selbst ging nach Augsburg zur Begrüssung des Kaisers, der damals gerade hier Hof hielt. Genau ein Jahr hatte diese Pilgerfahrt Heinrichs gedauert.

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 58

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
58 Sein Geheimschreiber, Petersen mit Namen, hatte einst eine wichtige Schrift, die ihm der Herzog diktierte, fast vollendet, als er in der Eile, statt des Sandes, das Tintenfaß ergriff und das Papier damit ganz übergoß. Die Schrift sollte eiligst versandt werden, und noch andere Briefschaften lagen zu schnellen Abfertigungen da. Petersen war wie vom Donner gerührt. Aber der Herzog beruhigte den Er- schrockenen. „Nehmen Sie", sagte er zu Petersen, „die andern Arbeiten vor. Ich will die begoffene Schrift, da es an Händen fehlt, selbst noch einmal abschreiben." Sofort nahm er die Feder und begann die Arbeit von neuem. (K. Pockels,) Karl Wilhelm Ferdinand. 47. Glashütten im Weserkreise. In dem Hügellande, das sich im Osten der Ideser erhebt, liegen mehrere Glashütten, so in Neuhaus und in Schorborn auf dem Sollinge, in Boffzen an der Dieser und in Grünenplan am Hilfe. Über die Häuser des Ortes weg ragt ein großes Gebäude, dessen Schornstein schon von weitem sichtbar ist. Die großen Thüren sind geöffnet und gestatten einen Blick in den innern Raum. In der Hütte steht der ringförmig erbaute Hochofen; durch die runden Feuerlöcher sieht man in die furchtbare Glut hinein. Raum zu ertragen ist die glühende Luft, die dort herausströmt. Auf einem erhöhten Brett steht vor jeder Feueröffnung der Glasbläser. Sein Handwerkszeug besteht aus einem langen Gisenrohre. Jetzt taucht er es durch die Öffnung in die glühende Masse. Gin feuriger Ball geschmolzenen Glases hat sich an der Spitze festgesetzt. Diesen bläst der Arbeiter vermittelst des Rohres zu einer hohlen Auge! auf, welche er in die eiserne Form zu seinen Füßen hinab läßt. Durch den anhaltenden Luftdruck füllt das Glas genau die Form aus, und beim Eröffnen derselben erblickt man das fertige Glas. Dieses wird durch einen bereitstehenden Anaben in den Aühlosen gelegt, nachgesehen und schließlich in Stroh verpackt. In Grünenplan und in Neuhaus wird auch Tafel- und Fensterglas gemacht. Der Arbeiter, der solches verfertigt, bläst zunächst einen langen, hohlen Tylinder, der erst unten geöffnet, dann erweitert, abgesprengt und der Länge nach ausgeschnitten

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 61

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
61 von Erfurt her folgte ihm General Gratien mit Sachsen und Holländern. Auf den ersteren stürzte sich der Herzog am 1. August hei dem Dorfe Olper, eine halbe Stunde nördlich von Braunschweig. Aber trotz des heldenmütigen Kampfes gelang es ihm nicht, sich durch die Übermacht Bahn zu brechen; er ward auf die Stadt zurückgeworfen. Doch sonder- barer Weise zog sich in der folgenden Nacht der unfähige Keubel um Braunschweig herum, zur Verbindung mit Gratien. Der Herzog fand am 2. August die Strasse zu seiner Rettung offen. Rasch ging es nun, meist auf Wagen, die man ihm willig darbot, über Hannover auf Bremen zu. Hinter sich brach er die Brücken ab. Mit einer solchen Schnelligkeit wurde der Weg zurückgelegt und mit so glücklichem Erfolge die Aufmerksamkeit des Feindes getäuscht, dass dieser im Wahne, es suche der Herzog die Elbe zu gewinnen, dem- selben einen bedeutenden Vorsprung nach der Wesermündung gestattete. Bei Elsfleth und Brake geschah am 7. August die Einschiffung des ritterlichen Häufleins. Zwar waren hier Dänen als dienstwillige Schergen Napoleons bei der Hand, aber wirkungslos und verspottet umsausten ihre Kugeln die deutsche Heldenschar. Friedrich Wilhelm war der letzte, der das Festland verliefs. So grüfsten der Herzog und die Seinen das freie, große Meer und athmeten auf nach 14 Tagen der Mühsal. Englische Schiffe führten sie nach Helgoland. Das ist der verwegene Zug Friedrich Wilhelms und seiner Schwarzen von den Grenzen Böhmens bis zur Nordsee, zum Trotz seiner Feinde, zum Zeichen, dass Gott den Mutigen nimmer verlädst. Havemann, Geschichte der L. Braunschweig u. Lüneburg. 49. Braunschweig und Schwarzenborn. Einmal hatte der Herzog Heinrich der Jüngere seinen lieben Freund, den Landgrafen Philipp von Hessen, zu einem Tauffeste nach Wolfenbüttel geladen. Nun geschah es, dafs sie beide auf dem Schlofswalle lustivandelten, wo man in der Ferne die Türme

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 65

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
65 53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius. Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528 geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver- ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver- sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande. Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen, seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd- lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen- büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund, und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei, als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier Bogt«, Bilder. 5

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 110

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
110 Kleinod des braunschweigischen Hauses von Glückstadt aus heimlich und unvermerkt nach London zu bringen. Das war nun aber damals, wo französische Zollbeamte alle Küsten bewachten und französische Spione über ganz Deutschland verbreitet waren, ein äußerst schwieriges Ding. Zum Glück hatte der Oberst einen sehr treuen Diener, der ihn auf allen Reisen begleitet hatte, und der so viel Klugheit, Umsicht und Ergebenheit besaß, daß sich sein Herr unbedingt auf ihu verlassen konnte. Dieser treue Mensch hieß Löwegrün. Der Oberst mußte, um noch einen andern Auftrag seines fürstlichen Herrn auszuführen, über Hamburg reisen. Hier kam er mit seinem Schatze glücklich und unangefochten durch. Die Zollwächter richteten nämlich ihre ganze Aufmerksamkeit auf Kolonialwaren aus England und ließen für diesmal die Koffer der Reisenden undurchsucht. Die dem Obersten aufgetragenen Geschäfte machten einen kurzen Aufenthalt in Hamburg unvermeidlich. Während dieser Zeit vertraute er den Schatz einem alten, getreuen Anhänger des braunschweigischen Hauses an, welcher dem Kleinod ein sicheres Versteck unter der Treppe seines Hauses anwies. Bei der Weiterfahrt kamen die Reisenden vor Hamburg und in Bergedorf abermals durch die Wachen der französi- schen und dänischen Zollbeamten, welche alle Koffer und Kasten sorgfältig durchsuchten. Das Onyxgefäß war in altes Papier gewickelt und mit einem Bindfaden umbunden. Der treue Diener wollte es so in der Tasche tragen und im Notfall für einen Kaffeetopf ausgeben. Diesmal wurde es entdeckt. Der Oberst war entsetzt, als er plötzlich in der Hand eines französischen Zollwächters das Gefäß erblickte, wofür Napoleon eine halbe Million geboten hatte. Auf die Frage, was dies sei, ant- wortete Löwegrün mit kaltblütiger Ruhe: „Das ist ein alter Kaffeetopf, der auf der Reise gebraucht wird. Wenn ich den auch noch verzollen soll, will ich ihn lieber wegwerfen!" Darauf gab der Franzose den ver- meintlichen Kaffeetopf dem Diener zurück, und das Kleinod war gerettet! Weiter ging dann die Fahrt durch Deutschland, und nach Fähr- lichkeiten mancher Art brachte Nordenfels das Kleinod glücklich über Schweden nach England. Von hier kam es 1814 wieder nach Braunschweig zurück, und es bildet jetzt den größten Schatz des dortigen herzoglichen Museums.
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