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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 13

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
13 Gar oft weilte Herzog Wilhelm hier und hielt in den nahen Harz- wäldern Jagden ab. Manchmal war dann der alte Kaiser sein Gast. Jetzt wohnt zur Herbstzeit auch unser Regent hier und ladet Fürsten und vornehme Herren ein. Auch der Kaiser Wilhelm Ii. ist schon bei ihm zu Besuch gewesen. 15. Die Teuselsmauer. Nahe bei Blankenburg beginnt ein felsiger Höhenzug, welcher erst an der Bode endigt. Er besteht aus zersägten, ausgezackten Klippen, die mit Sträuchern und Kräutern reich bewachsen sind. Das ist die Teufelsmauer. Oben läuft ein Steig auf der ganzen Felsenreihe hin, von dem aus hübsche Ausblicke sich darbieten, hier auf die Harzberge, dort auf die Ebene. Einmal wollte der Teufel, so erzählt die Sage, die Welt mit dem lieben Gott teilen und sagte, dieser solle den Harz bekommen, er aber wolle das Flachland nehmen. Um aber die Grenze besser kenntlich zu machen, wolle er eine Mauer dahin bauen. Damit war denn auch der Herr zufrieden, sagte aber, vor dem Hahnenschrei müsse alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Als er den eben herbeitrug, um ihm einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der Teufel ärgerlich die Quadern umher, wie sie noch liegen, und so ist die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben. Nach Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen. 16. Waldarbeiter im Harz. Früh am Montag Morgen ziehen Scharen von Waldarbeitern durch die Straßen ihres Heimatdorfes. Sie haben den Sonntag bei ihrer Familie zugebracht und wollen nun die Arbeit wieder aufnehmen. Bekleidet sind sie mit einem vielfach gestickten, aber frisch gewaschenen Kittel aus ungebleichtem Drell; auf der Schulter tragen sie scharfe Äxte und auf den Rücken die große Waldsäge. An ihrer Seite hängt der aus einem Kalbfell kunstlos gefertigte Ranzen, in dem sie außer Pulver und Eisenkeil Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen. So schwer bepackt wandert der Waldarbeiter mehrere Stunden weit fort, bis er seine Arbeitsstätte erreicht. Auf solcher Hauung herrscht an den Wochentagen ein reges Leben und Treiben. Schon von weitem hört der Wanderer die dröhnend auf

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 31

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
Die kalte Bode dielst in einem engen Thale, das von schroffen Granitfelfen umgeben ist, an dem einsamen und armen Brockendörfchen Schierke vorüber. Dann durcheilt sie bis Königshof ein schönes Wiesenthal. Dieser kleine Hütten- ort erinnert an das Jagdschlofs Bodfeld, wo König Heinrich I. und die sächsischen Kaiser oft und gern weilten, um in den wilden Harzforsten zu jagen. Jetzt wird von der Burg nur noch die Stätte gezeigt, wo sie lag. Bei Königshof vereinigt sich mit der kalten Bode die warme, welche von der Achtermannshöhe über Braunlage und Tanne herabkommt. Bald beginnt der Fluß seine zahlreichen Windungen. Der schönste Punkt auf der nächsten Strecke ist Rübeland mit seiner Marmormühle und den berühmten Höhlen. Bald mündet von Süden die Rappbode, welche aus der Gegend von Hohegeifs kommt. Nun erreicht die Bode das herrlich gelegene Treseburg, das rings von hohen, waldigen Bergen eingeschlossen ist. Hier macht der Fluß so viele Krümmungen, dafs es oft er- scheint, als wollte er dahin zurückfliefsen, woher er gekommen ist. Langsam zieht er durch die grünen Wiesen, die von steilen Felswänden begrenzt sind. Dann durchbricht er das Gebirge in einer engen Schlucht. Hier umspült er gewaltige Blöcke, die in sein Bett niedergestürzt sind, da rauscht er über Steintrümmer dahin. Nur mit grofser Mühe hat man zur Seite einen Pfad gebahnt. Oft scheint die Schlucht sich zu schliefsen, aber hinter der vorspringenden Wand öffnet sich wieder eine Spalte. Immer schroffer werden die Felsen, immer höher streben sie empor. Jetzt stürtzt sich der Fluß brausend in den Bodekessel, über den die Teufelsbrücke führt. Hier steigt links die grofsartige Rofstrappe auf, rechts erhebt sich der noch höhere Hexentanzplatz. Beide bilden ein ge- waltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, da es sich hart aus dem dicht herantretenden Flachlande erhebt. Nun verlädst die Bode das Gebirge und eilt über Thale und Qued- linburg der Saale zu.

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 35

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 35 — Bald überkam sie Hunger und Elend. Der Held betete und wachte, hatte Tag und Nacht keine Ruh. Da erschien ihm der böse Teufel und sprach: „Herzog, ich bringe dir Botschaft; du schwebst hier in Pein und Not auf dem offenen Meere, und daheim zu Braunschweig ist lauter Freude und Hochzeit. Heute an diesem Abend hält ein Fürst aus fremden Landen Hochzeit mit deinem Weibe; denn die gesetzten sieben Jahre seit deiner Ausfahrt sind verstrichen.“ Traurig versetzte Hein- rich, das möge wahr sein, doch wolle er Gott vertrauen, der alles wohl mache. „Du redest noch viel von Gott“, sprach der Versucher, „der hilft dir nicht aus diesen Wasser wogen. Ich aber will dich noch heute zu deiner Gemahlin führen, wofern du mein sein willst.“ Sie hatten ein lang Gespräch, der Herzog wollte sein Gelübde gegen Gott, das ewige Licht, nicht brechen. Da schlug ihm der Teufel vor, er wolle ihn ohne Schaden samt dem Löwen noch heute abend auf den Giersberg vor Braunschweig tragen und hinlegen, da solle er seiner warten; finde er ihn nach der Zurückkunft schlafend, so sei er ihm und seinem Reiche verfallen. Der Herzog, wel- cher von heifser Sehnsucht nach seiner geliebten Gemahlin gequält wurde, ging dieses ein und hoffte auf des Himmels Beistand wider alle Künste des Bösen. Alsbald ergriff ihn der Teufel, führte ihn schnell durch die Lüfte bis vor Braun- schweig, legte ihn auf den Giersberg nieder und rief: „Nun wache, Herr, ich kehre bald wieder!“ Heinrich aber war aufs höchste ermüdet, und der Schlaf setzte ihm mächtig zu. Nun fuhr der Teufel zurück und wollte den Löwen, wie er verheifsen hatte, auch abholen. Es währte nicht lange, so kam er mit dem treuen Tiere daher- geflogen. Als nun der Teufel, noch aus der Luft herunter, den Herzog, in Müdigkeit versenkt, auf dem Giersberge ruhen sah, freute er sich schon im voraus; allein der Löwe, der sei- nen Herrn für tot hielt, hub laut zu schreien an, dafs Hein- rich in demselben Augenblicke erwachte. Der böse Feind sah nun sein Spiel verloren und bereuete es zu spät, das wilde Tier herbeigeholt zu haben. Er warf den Löwen aus der Luft herab zu Boden, dafs es krachte. Der Löwe kam glücklich 3*

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 38

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
38 2. Andere erzählen, die Asseburger hätten ihren Pferden die Huf- eisen verkehrt untergeschlagen und so den Herzog getäuscht, wenn er glaubte das leere Nest zu stürmen, so wurde er übel empfangen; meinte er aber, die Feinde wären alle darin, so schweiften sie in Feld und Wald uncher. Doch der bjirt kam hinter ihre Schliche und meldete es den: Fürsten, der nun die unbesetzte Feste leicht erobern konnte. Zum Lohne wollte der Herzog dem Wirten eine Gnade erweisen, und als dieser bat, sein Dorf für ewige Zeiten von der Abgabe des Zehnten zu befreien, hat der Fürst bereitwillig diese Bitte gewährt. 3. Anfangs hatten die Belagerten keine Not, denn durch den unterirdischen Gang, der von Wolfenbüttel zur Asseburg führte, wurden ihnen immer neue Lebensmittel zugebracht. Als dann aber die Feste an der Oker auch eingenommen und gebrochen war, gerieten die Burgleute doch in Not, denn ihre Borräte waren all- mählich aufgezehrt, sorgenvoll durchwanderte Buffo die leeren Ställe und Vorratskammern und schaute unmutig vom hohen Turme ins feindliche Lager hinein, sollten die braunschweigischen Fahnen doch noch von den Zinnen seines Dauses wehen? Sollte der Wolf doch noch vor dem Löwen zu Areuze kriechen, besiegt nur durch den junger? Da fiel sein Blick auf den Ziegenbock, der im verwilderten Burghofe das Gras fraß, und plötzlich kam ihm ein glücklicher Gedanke. Seine Wiens erhellte sich, rasch eilte er hinunter, um mit dem Aoch eine lange Beratung zu halten. Tags darauf erhob sich auf der Burg ein lustiges Getöns, als würde dort ein frohes Fest gefeiert. Verwundert horchten die Braunschweiger hinauf; jetzt sahen sie eine weiße Fahne auf dem Thorturme wehen, die Fallbrücke rasselte nieder, und ein Bitter trat hervor, von einem Anappen gefolgt, der einen großen, verdeckten Aorb trug. Sie wandten sich dem herzoglichen Zelte zu. Hier überreichte der Abgesandte dem Fürsten im Namen seines Herrn einen feisten Rehbraten mit dem Bemerken, daß Busso freund- nachbarlich bereit sei, dem Herzoge noch mehr dergleichen zu senden, wenn er es begehre. Das war denn doch zu arg! Sollte der listige Busso, nachdem ihm alle j?ässe verhauen waren, doch noch Gelegenheit haben, ein Wildpret zu erjagen, das selbst auf des Herzogs Tafel selten war? Als so der Fürst sah, daß er gegen

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 59

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
59 wird. Zuletzt muß solch ein Tylinder in einem besondern Streck- ofen auf einer heißen Platte noch gestreckt werden. Zn Hellen Tropfen rinnt der Schweiß von der Stirn des Arbeiters, bis die Glocke Feierabend gebietet. Dann eilt er seiner Wohnung zu. Längs des Thales am klaren Bache zieht sich eine Reihe freundlicher pariser bin. Zeder Arbeiter besitzt einen kleinen Garten neben dem Pause und am Bache eine kleine Wiese, welche das nötige Futter für eine Auh liefert. 48. Friedrich Wilhelms Zug nach der Nordsee. Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels war der Sohn des Herzogs Karl Wilhelm Ferdinand, den bei Auerstädt die feindliche Kugel getroffen hatte. Das Herzogtum war zum Königreich Westfalen geschlagen und Friedrich Wilhelm seines Kechtes beraubt worden. Aber in ihm lebte das welfische Heldenblut, und seine Seele dachte an Kampf gegen den großen Räuber Deutschlands und seines Erbes. Als Österreich 1809 seinen Krieg mit Napoleon begann, warb er auf eigne Hand eine Freischaar und kämpfte damit gegen die Erbfeinde. Da schlofs Kaiser Franz nach der blutigen Schlacht bei Wagram den Waffenstillstand von Znaim, der auf einmal Friedrich Wilhelms Hoffnungen niederschlug. Wollte er als österreichischer Offizier gelten, so war er mit in die Be- dingungen desselben eingeschlossen, aber im Stolz eines gebo- renen Fürsten verschmähte er dies und nahm das Recht eines selbständigen Kriegers für sich in Anspruch. Auf seine Auf- forderung erklärte sich etwa die Hälfte seiner Leute, 1300 Jäger, 650 Reiter und 80 Artilleristen mit 4 Geschützen, bereit, ihm zu folgen, wohin es sei. Die kleine Heldenschar trug zum Sinnbild den Totenkopf am Tschako. Mit ihr unternahm es der Herzog, sich den Weg nach seiner Hauptstadt und weiter bis zum Meere zu bahnen. Sie glich einer altgermanischen Gefolgschaft, die, wie einst ein Römer von unsern Vorfahren sagte, es für Ehre hielt, mit ihrem Fürsten zu fallen, für Schande, ihn zu überleben.

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 65

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
65 53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius. Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528 geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver- ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver- sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande. Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen, seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd- lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen- büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund, und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei, als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier Bogt«, Bilder. 5
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