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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 4

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
4 des nahen Klosters liefs Hier der Quelle ein Steinhaus aufführen, an dem auch das Bild des Schäfers zu sehen ist. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 5. Riesen am Elm. Bei Evessen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben eine dicke Linde, bei der in alter Zeit die Gerichte unter freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange Strecke in dem schweren Erdreich am Eime gegangen, und da konnte er zuletzt kaum von der Stelle. Darum strich er den Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evessen. Ein andrer Riese ging einmal am Elm spazieren und hatte Steinchen in seiner Tasche gesammelt. Als er aber in die Gegend von Helmstedt kam, auf den Berg, welcher jetzt der St. Annenberg heilst, bekam die Tasche ein Loch, und die Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 6. Wie Till Culerrspiegel in die Fremde zieht. Nicht weit von Schöppenstedt liegt nahe am Elmwalde das Dörf- lein Kneitlingen. Dort stößt an die Kirche ein Hof, auf dein Till Eulenspiegel geboren ist. Schon von Kindesbeinen an war er ein Thunichtgut und Schalk. Da nun sein Vater frühzeitig verstarb, war seine Mutter mit ihm übel beraten; denn täglich richtete er aus Vor- witz und Müßiggang allerlei Unheil an. Also setzte sie ihm bald mit guten, bald mit harten Worten zu, er sollte ein Handwerk lernen, da- mit er sich ehrlich ernähren möchte und ihr nicht länger zur Last fiele. Nun geschah es, daß andere Burschen aus dem Dorfe auf die Wander- schaft gingen, weil ihre Lehrzeit ans war. Da ermahnte ihn seine Mutter immer aufs neue, daß er auch in die Fremde ginge, damit er in der Welt sich umsehe und etwas Nützliches lerne. Eulenspiegel war dazu bereit, schnürte rasch sein Bündel und trat mit einem guten Mundvorrat in der Tasche seine Reise an. Als dieser aber verzehrt

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 11

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
11 allein zur Strafe dafür erntete er in dem Jahre auf seinem Felde nichts, so dafs er sich genötigt sah, den Stein ivieder an seine Stelle zu setzen. Ungefähr zehn Minuten nördlich von Kreiensen, neben der Strafse, die von Greene nach Gandersheim führt, liegt ein 20 Meter hoher Hügel. An dem angrenzenden Walde hatten sich mehrere Hünen gelagert, um auszuruhen. Da fühlte der eine etivas in seinem Schuh, das ihn drückte, und schüttelte diesen deshalb aus, ivobei er zu den andern sprach: „Ich habe da ein Sandkorn im Schuh, das mich drückt; ich mufs es doch erst aus- schüttenvon dem ausgeschütteten Sande ist dann der Hügel entstanden. Schambach und Müller, Niedersächsische Sagen, 13. Die weifse Jungfrau auf der Burg Eberstein. Zwischen Negenborn und Löbach westlich von Stadt- oldendorf erhebt sich der waldige Burgberg, auf dem ehemals die Burg Eberstein lag. Hier liefs sich zum öfteren eine weifse Jungfrau sehen. Sie trug eine goldene Schanne mit goldenen Ketten, woran zwei goldene Eimer hingen, die ganz mit Gold gefüllt waren. Diese Last mufs sie tragen, bis sie erlöst wird. Einst war zur Zeit der Heuernte ein Mann aus Negenborn auf der Wiese geblieben, um das Heu zu bewachen. Er hatte sich unter einen Busch gelegt und war eingeschlafen. Um Mitternacht rief eine Stimme seinen Namen. Er wachte auf, und die weifse Jungfrau stand vor ihm. Sie wies auf ihre kostbare Last hin und sagte, dies alles solle er haben und glücklich sein, wenn er sie erlöse. Nur dürfe er sich nicht fürchten, und wenn auch Himmel und Hölle gegen ihn wären, es würde ihm doch kein Leid geschehen. Zugleich forderte sie ihn auf, mit ihr zu gehen. Er war auch dazu bereit, und so führte sie ihn auf den Eberstein. Hier sah er ein grofses Feuer angezündet, um welches zwölf große und starke Männer standen, die einen Ochsen brieten. Als ihn diese erblickten, sprach einer zu den andern: „Wen sollen wir dann braten, wenn wir mit dem Ochsen fertig sind?“ Darauf erwiderten die Ge- nossen: „Dann wollen wir den Koten da nehmen!“ und wiesen

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 13

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
13 Gar oft weilte Herzog Wilhelm hier und hielt in den nahen Harz- wäldern Jagden ab. Manchmal war dann der alte Kaiser sein Gast. Jetzt wohnt zur Herbstzeit auch unser Regent hier und ladet Fürsten und vornehme Herren ein. Auch der Kaiser Wilhelm Ii. ist schon bei ihm zu Besuch gewesen. 15. Die Teuselsmauer. Nahe bei Blankenburg beginnt ein felsiger Höhenzug, welcher erst an der Bode endigt. Er besteht aus zersägten, ausgezackten Klippen, die mit Sträuchern und Kräutern reich bewachsen sind. Das ist die Teufelsmauer. Oben läuft ein Steig auf der ganzen Felsenreihe hin, von dem aus hübsche Ausblicke sich darbieten, hier auf die Harzberge, dort auf die Ebene. Einmal wollte der Teufel, so erzählt die Sage, die Welt mit dem lieben Gott teilen und sagte, dieser solle den Harz bekommen, er aber wolle das Flachland nehmen. Um aber die Grenze besser kenntlich zu machen, wolle er eine Mauer dahin bauen. Damit war denn auch der Herr zufrieden, sagte aber, vor dem Hahnenschrei müsse alles fertig sein. Da arbeitete der Teufel rüstig, und als es gegen Morgen kam, fehlte nur noch ein Stein. Als er den eben herbeitrug, um ihm einzusetzen, krähte der Hahn. Nun warf der Teufel ärgerlich die Quadern umher, wie sie noch liegen, und so ist die Mauer bis diesen Tag unvollendet geblieben. Nach Kuhn und Schwartz, Norddeutsche Sagen. 16. Waldarbeiter im Harz. Früh am Montag Morgen ziehen Scharen von Waldarbeitern durch die Straßen ihres Heimatdorfes. Sie haben den Sonntag bei ihrer Familie zugebracht und wollen nun die Arbeit wieder aufnehmen. Bekleidet sind sie mit einem vielfach gestickten, aber frisch gewaschenen Kittel aus ungebleichtem Drell; auf der Schulter tragen sie scharfe Äxte und auf den Rücken die große Waldsäge. An ihrer Seite hängt der aus einem Kalbfell kunstlos gefertigte Ranzen, in dem sie außer Pulver und Eisenkeil Lebensmittel auf eine ganze Woche mit sich führen. So schwer bepackt wandert der Waldarbeiter mehrere Stunden weit fort, bis er seine Arbeitsstätte erreicht. Auf solcher Hauung herrscht an den Wochentagen ein reges Leben und Treiben. Schon von weitem hört der Wanderer die dröhnend auf

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 15

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
15 an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver- zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund- lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben; den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug. Grimm, Deutsche Sagen. 18. Wildfütterung im Harz. Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver- dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be- kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit, mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen. Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 17

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
17 20. Eulenspiegel in Braunschweig. Auf dem Bäckerklinte in Braunschweig steht an einem Bückerhause aus Holz geschnitzt und mit Farben bunt bemalt das Bild eines fröh- lichen und schalkhaften Gesellen. Er trägt in seinem Arme gar wunderlich geformtes Gebäck, auf seiner Schulter aber sitzt eine Eule. Das ist, wie jedes Kind dort weiß, der Schelm Eulenspiegel aus Kneitlingen, der hier einmal einen seiner Streiche verübt hat. Auf seiner Wanderschaft kam Eulenspiegel auch nach Braunschweig und gab sich für einen Bäckergesellen aus. Bald fand er Arbeit. Als er nun kurze Zeit dagewesen war, sprach der Meister zu ihm: „Geselle, heute Abend mußt du allein backen. Ich habe keine Zeit, Dir zu helfen, werde aber morgen früh Nachsehen, was du fertig gebracht hast!" Eulenspiegel fragte: „Meister, was soll ich denn backen?" Der aber sah ihn darüber gar verwunderlich an und antwortete: „Eulen und Affen!" Damit ging er fort. Eulenspiegel aber arbeitete die ganze Nacht, formte aus dem Teig Eulen und Meerkatzen und buk dieselben. Am andern Morgen kam der Meister. Als er nun keine Semmeln und Brötchen fand, sondern die wunderlichen Tiere, ward er zornig und rief: „Was hast du denn da gemacht?" Eulenspiegel erwiderte: „Ich habe Eulen und Affen gebacken, wie ihr mir befohlen habt." Da rief der Meister: „Was soll ich damit anfangen? Bezahle mir meinen Teig, und dann pack dich hinweg. Dich kann ich nicht gebrauchen!" „Ja wohl", antwortete Eulenspiegel, „ich will euch gern den Teig be- zahlen, wenn ihr mir die Ware geben wollt!" Also bezahlte der Schelm den Teig, nahm seine Tiere und stellte sich damit an die Ecke der Petrikirche. Bald bemerkten die Kinder, die da spielten, das wunder- liche Gebäck, liefen herzu und kauften so eilig die Eulen und Meer- katzen, daß er bald keine mehr hatte. An Geld nahm er mehr dafür auf, als er für seinen Teig gegeben hatte. Als das der Bäcker hörte, bat er den Gesellen, doch wiederzukommen, aber Eulenspiegel hatte dazu keine Lust und zog davon. Nachdem Till einen großen Teil von Deutschland durchwandert und überall lustige Streiche ausgeübt hatte, starb er ums Jahr 1350 zu Mölln im Lauenburgischen. Er liegt dort unter einer Linde begraben, wo noch heute sein Leichenstein mit einer Eule und einem Spiegel zu sehen ist. V o g e s, Bilder. 2

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 19

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 19 Eckhaus am Altstadtmarkte erbaut und zur Erinnerung an seine Herkunft die Hüte über den Fenstern anbringen lassen. Heimbürger, Georg Wilhelm, Herzog von Braunschweig und Lüneburg. 22. Die erste Dampswagensahrt auf der braun- schweigischen Eisenbahn. Früher herrschte auf den breiten, sorgsam gebauten Heerstraßen, durch die unser Land weit und breit berühmt ist, ein viel regeres Leben und Treiben als heute. Da zog der Handwerksbursche, sein Felleisen auf dem Rücken, oft mit andern Genossen vereint, von Ort zu Ort; Landleute brachten in Kiepen und Körben, auf Karren und Wagen die Erzeugnisse ihrer Landwirtschaft zu Markte; Reiter auf hohen Rossen ritten daher; in den Postkutschen flihren die Reisenden von Stadt zu Stadt, und jedermann kannte den Postillon und seinen Hörnerklang. Vor allen aber waren es die hoch beladenen Frachtwagen, die oft in langen Zügen Warenballen, Tonnen, Kisten und Kasten von fern her den Handelsstädten zuführten. Weithin schimmerten die weißen Plan- laken, womit sie bedeckt waren und lustig erklang das Schellengeläute der starken Pferde. Die zahlreichen Gastwirtschaften wußten von dem Reichtum der fremden Fuhrherrn Wunderdinge zu erzählen. Da kamen denn von jener Straße, die von der Nordsee der Stadt Braunschweig zustrebt, im Jahre 1838 auch Wagen an, die ganz neue Fracht führten: Räder und Röhren, Kessel und Achsen, dergleichen hier in Deutschland noch nicht gesehen war. Zugleich begann dann an der Südseite der Stadt, am Bruchthore, nahe den grünen Okerwiesen eine fremdartige, ungewöhnliche Thätigkeit. Da wurde gemessen, geklopft und gehämmert; auf starken Balken wurden Eisenschienen befestigt, Dampf- und Rauchwolken stiegen von Zeit zu Zeit empor, und dann gar vernahm man ein gellendes Pfeifen. Der erste Dampfwagen war in Braunschweig angekommen. Auf dem kleinen Eisenbahnhofe, der aber nur ein Gleis und einen Bahnsteig hatte, wehte am Sonnabend, den 1. Dezember 1838, die braunschweigische Fahne über einer Kopf an Kopf gedrängten Menschen- menge. Wochenlang war von nichts anderm die Rede gewesen, als von dem neuen Dampfwagen, der mehrere Wagen auf glatten Eisen- 2*

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 27

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
27 mehreren Abteilungen, von denen eine noch dadurch merkwürdig ist, daß ein Spalt oder Schacht durch die Felsendecke nach oben führt, als wäre es ein Schornstein. Hier hat vor Zeiten ein böser Räuber, namens Lippold, gehaust. Um nicht so leicht entdeckt zu werden, schlug er seinem Pferde die Hufeisen verkehrt unter. Damit aber Niemand unbemerkt an der Höhle Vorbeigehen könnte, hatte er auf allen Wegen, welche vorüberführten, Drahtzüge angebracht, die mit einem Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Ging nun einer vorüber und stieß mit dem Fuße an den Draht, so klingelte alsbald das Glöckchen und zeigte so die Nähe eines Menschen an. Dann kam der Räuber aus seiner Höhle hervor, schoß die Menschen nieder und beraubte sie. Einst gingen drei junge Mädchen aus dem Städchen Alfeld spazieren und wurden von dem Räuber überfallen; zweien von ihnen gelang es, noch zu entkommen, die dritte wurde aber gefangen. Der Räuber brachte sie in seine Höhle und zwang sie unter Andro- hung des Todes ihm einen furchtbaren Eid zu schwören, daß sie nicht entfliehen und keinem Menschen etwas von ihm sagen wolle, weder, daß er sie entführt habe, noch wo er hause. So blieb sie bei ihm in der Höhle. Als die arme Geraubte schon lange bei dem Unhold gelebt hatte, war gerade in Alfeld Markt, und sie wünschte sehnlich, einmal dorthin zu gehen. Sie bat ihn also, ihr dies zu erlauben; erst weigerte er sich, doch zuletzt erlaubte er es. In Alfeld angekom- men, wollte sie gern jemandem ihr Leid klagen; weil sie aber geschworen hatte, keinem Menschen ihr Schicksal zu erzählen, so kniete sie auf dem Markte bei einem Steine vor dem Rathause nieder und klagte dem ihre Not. Weiter erzählte sie noch, wenn man sie befreien wolle, so müsie man gerade zu Mittag zur Höhle kommen, weil dann der Räuber schliefe. Man möchte nur ein langes Seil mitbringen und durch den Schornstein herablassen, dieses wolle sie dann um seinen Hals schlingen, worauf man ihn hinaufziehen könnte. Darauf ging sie wieder zurück zu ihrer Höhle. Die Leute auf dem Markte hatten ihre Klage gehört und beeilten sich nun, sie zu retten. Mehrere gingen hin zur Höhle; sie hatten ein Seil mitgenommen und ließen dasselbe durch den Schornstein hinunter. Während nun der Räuber fest schlief, schlang ihm das Mädchen das Seil um den Hals. Rasch zogen die Alfelder da oben ihn in die Höhe, und so wurde der Räuber erdrosselt. Schambach u. Müller, Niedersächsischc Sagen.

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.
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