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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 4

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
4 des nahen Klosters liefs Hier der Quelle ein Steinhaus aufführen, an dem auch das Bild des Schäfers zu sehen ist. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 5. Riesen am Elm. Bei Evessen am Elm liegt ein Berg, auf dem steht oben eine dicke Linde, bei der in alter Zeit die Gerichte unter freiem Himmel gehalten wurden. Der Berg selbst aber stammt von einem Hünen her; der war bei Regenwetter eine lange Strecke in dem schweren Erdreich am Eime gegangen, und da konnte er zuletzt kaum von der Stelle. Darum strich er den Lehm von der Sohle ab, und das ist der Berg bei Evessen. Ein andrer Riese ging einmal am Elm spazieren und hatte Steinchen in seiner Tasche gesammelt. Als er aber in die Gegend von Helmstedt kam, auf den Berg, welcher jetzt der St. Annenberg heilst, bekam die Tasche ein Loch, und die Steine fielen alle heraus, und da liegen sie heute noch. Kuhn u. Schwartz, Norddeutsche Sagen. 6. Wie Till Culerrspiegel in die Fremde zieht. Nicht weit von Schöppenstedt liegt nahe am Elmwalde das Dörf- lein Kneitlingen. Dort stößt an die Kirche ein Hof, auf dein Till Eulenspiegel geboren ist. Schon von Kindesbeinen an war er ein Thunichtgut und Schalk. Da nun sein Vater frühzeitig verstarb, war seine Mutter mit ihm übel beraten; denn täglich richtete er aus Vor- witz und Müßiggang allerlei Unheil an. Also setzte sie ihm bald mit guten, bald mit harten Worten zu, er sollte ein Handwerk lernen, da- mit er sich ehrlich ernähren möchte und ihr nicht länger zur Last fiele. Nun geschah es, daß andere Burschen aus dem Dorfe auf die Wander- schaft gingen, weil ihre Lehrzeit ans war. Da ermahnte ihn seine Mutter immer aufs neue, daß er auch in die Fremde ginge, damit er in der Welt sich umsehe und etwas Nützliches lerne. Eulenspiegel war dazu bereit, schnürte rasch sein Bündel und trat mit einem guten Mundvorrat in der Tasche seine Reise an. Als dieser aber verzehrt

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 15

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
15 an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver- zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund- lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben; den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug. Grimm, Deutsche Sagen. 18. Wildfütterung im Harz. Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver- dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be- kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit, mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen. Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 21

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
21 nunmehr mit günstigem Winde zurück und durcheilte die Strecke dies- mal in dreizehn Minuten. Damit war die erste Staatseisenbahn in den deutschen Landen eröffnet. Bald darauf befuhren täglich schon fünf Züge die neue Linie, die nun nach Harzburg weitergeführt wurde. Andere Strecken schlossen sich an, und heute sind unsere Bahnen nur ein Glied in dem gewal- tigen Eisenbahnnetze Deutschlands. Bericht aus beni Braunschweiger Tageblatt. 23. Werla und Steterburg. Im Jahre 924, als König Heinrich 1. regierte, überschwemm- ten die Ungarn ganz Sachsen mit ihren Reitergeschwadern. Auf ihren Meinen Pferden eilten sie durch das Land; bald lösten sie sich in einzelne Haufen auf, bald sammelten sie sich ivieder, und rasch aus Busch und Wald hervorbrechend, überfielen sie die wehrlosen Ortschaften. Von dem Brande der Märkte und Dörfer rötete sich der Himmel, und viel Volks ivard von ihnen erschlagen. Der König, vom Siechtum ergriffen, barg sich in seiner Burg Werla. Die ist nun auch vom Erdboden verschwun- den. In geringer Entfernung vom Bahnhofe Börfsum erhebt sich südwärts von der Oker ein Hügel, auf dem ein mächtiger Felsblock zum Andenken an die Pfalz Werla, die hier lag, auf- gerichtet ist. Nun geschah es, dafs einer von den Häuptlingen der Ungarn den Leuten des Königs in die Hände fiel und von ihnen gefangen zur Burg gebracht ivard. Seine Genossen boten für seine Freilassung ein grofses Lösegeld. Heinrich aber wies alle ihre Anerbietungen zurück, wenn sie ihm und seinem Lande nicht einen längern Frieden gewähren ivollten. Für die- sen Fall erklärte er sich bereit, nicht nur den gefangenen Häuptling auf freien Fufs zu setzen, sondern auch einen jähr- lichen Tribut zu entrichten. So kam denn ein Waffenstillstand mit den Ungarn zustande; auf neun Jahr gelobten sie das Sachsenland mit ihren Einfällen und Raubzügen zu verschonen. Und als dann nach neun Jahren, in denen der König uner- müdlich für die Verteidigung des Landes gesorgt hatte, die Ungarn wiederkamen, da schlug er sie in jener großen Schlacht bei dem Orte Riade, der wohl in dem sumpfreichen Thale der

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 31

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
Die kalte Bode dielst in einem engen Thale, das von schroffen Granitfelfen umgeben ist, an dem einsamen und armen Brockendörfchen Schierke vorüber. Dann durcheilt sie bis Königshof ein schönes Wiesenthal. Dieser kleine Hütten- ort erinnert an das Jagdschlofs Bodfeld, wo König Heinrich I. und die sächsischen Kaiser oft und gern weilten, um in den wilden Harzforsten zu jagen. Jetzt wird von der Burg nur noch die Stätte gezeigt, wo sie lag. Bei Königshof vereinigt sich mit der kalten Bode die warme, welche von der Achtermannshöhe über Braunlage und Tanne herabkommt. Bald beginnt der Fluß seine zahlreichen Windungen. Der schönste Punkt auf der nächsten Strecke ist Rübeland mit seiner Marmormühle und den berühmten Höhlen. Bald mündet von Süden die Rappbode, welche aus der Gegend von Hohegeifs kommt. Nun erreicht die Bode das herrlich gelegene Treseburg, das rings von hohen, waldigen Bergen eingeschlossen ist. Hier macht der Fluß so viele Krümmungen, dafs es oft er- scheint, als wollte er dahin zurückfliefsen, woher er gekommen ist. Langsam zieht er durch die grünen Wiesen, die von steilen Felswänden begrenzt sind. Dann durchbricht er das Gebirge in einer engen Schlucht. Hier umspült er gewaltige Blöcke, die in sein Bett niedergestürzt sind, da rauscht er über Steintrümmer dahin. Nur mit grofser Mühe hat man zur Seite einen Pfad gebahnt. Oft scheint die Schlucht sich zu schliefsen, aber hinter der vorspringenden Wand öffnet sich wieder eine Spalte. Immer schroffer werden die Felsen, immer höher streben sie empor. Jetzt stürtzt sich der Fluß brausend in den Bodekessel, über den die Teufelsbrücke führt. Hier steigt links die grofsartige Rofstrappe auf, rechts erhebt sich der noch höhere Hexentanzplatz. Beide bilden ein ge- waltiges Felsenthor, das um so mächtiger erscheint, da es sich hart aus dem dicht herantretenden Flachlande erhebt. Nun verlädst die Bode das Gebirge und eilt über Thale und Qued- linburg der Saale zu.

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 41

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
41 gewahrt die herrlichen Wiesen, die sich längs des Flusses hinziehen. Immer höher steigt die Bahn. Jetzt durchfahren wir einen Tunnel, dann eröffnet sich eine schöne Aussicht auf das Leinethal. Zur Rechten, schon tief unter uns, liegt das Dorf Greene, links liegen die Ruinen der Burg gleichen Namens; noch ragt ein mächtiger Wartturm empor. Auf einer großartigen, steinernen Bogendrücke zieht die Bahn über ein enges Thal weg und tritt bald darauf in einen zweiten und längeren Tunnel ein. Bei Naensen kommen wir wieder ans Tageslicht und sind nun schon auf der Bergfläche angelangt. Auch hier schweift der Blick über wohlangebaute Felder hin, die von waldbedeckten Hügeln begrenzt werden. Nach kurzer Fahrt am Hils hin erscheint das „stein- reiche" Stadtoldendorf. Ein wenig zurück steigt der Berg auf, welcher oben die Ruinen der Homburg trägt. Die Häuser des Städtchens sind mit den brauen Sollinger Platten bedeckt, welche diesem Orte, wie auch den andern in der Wesergegend, ein einförmiges Äußere verleihen. Im Weiterfahren wird dem Reisenden gleich darauf ein prächtiger An- blick zuteil. Für eine kurze Zeit eröffnet sich nämlich die Aussicht in das enge, von waldigen Höhen eingefaßte Hoopthal, und dort liegt auf einem Felsenvorsprunge das ehemalige Kloster Amelunxborn, des- sen fromme Brüder mit großem Eifer das Christentum unter den Wen- den in Mecklenburg verbreitet haben. Bald geht es wieder bergab, und nun tauchen die Berge Westfalens in der Ferne auf, die den Weser- strom im Westen begleiten. Da erscheint der hohe, spitze Kirchturm von Holzminden, und setzt erblickt man auch die Häuser selbst mit ihren grauen Dächern. Der Zug hält, wir sind am Ziele. Wer von einer Höhe, z. B. vom Felsenkeller aus, die Stadt und ihre Umgebung über- blickt, wird eingestehen, daß diese Landschaft zu den lieblichsten und schönsten unsres deutschen Vaterlandes gehört. 37. Der treue kieket von Augsburg. Im Jahre 1528 folgte Herzog Heinrich der Jüngere dem Rufe seines Kaisers und rüstete sich zu einem Zuge nach Italien, um dort gegen den Papst und die Venetianer zu streiten. Mit 1000 Reitern in blanken Kürassen und einem Fähnlein Fufsvolk zog er im Frühjahre von Wolfenbüttel ab, und wiewohl die Feinde die Alpenpässe besetzt hatten, kam

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 65

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
65 53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius. Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528 geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver- ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver- sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande. Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen, seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd- lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen- büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund, und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei, als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier Bogt«, Bilder. 5
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