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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 15

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
15 an ihm vorüber zum Flaehlande fliefst. Im Felsen wohnt eine ver- zauberte Jungfrau mit Famen Ilse. Noch alle Morgen schliefst sie den Ilsenstein auf, um sich im klaren Wasser zu baden. Nur wenigen ist es vergönnt, sie zu sehen. Aber wer sie kennt, preist sie. Einst fand ein Köhler sie frühmorgens und grüfste sie freund- lich. Darnach winkte sie ihm, und er folgte ihr nach bis vor den Fels. Hier nahm ihm die Jungfrau seinen Ranzen ab, ging damit hinein und brachte ihn gefüllt zurück. Doch befahl sie dem Köhler, er sollte ihn erst in seiner Hütte öffnen. Die Schwere fiel ihm auf, und als er auf der Ilsenbrücke war, konnte er sich nicht länger enthalten und machte den Ranzen auf. Da sah er nur Eicheln und Tannäpfel. Unwillig schüttelte er sie in das Wasser; sobald sie aber die Felsbrocken in der Ilse berührten, vernahm er ein Klingen und sah mit Schrecken, dafs er Gold verschüttet hatte. Doch war im Ranzen noch ein kleiner Überrest hängen geblieben; den bewahrte er sorgfältig auf und wurde dadurch noch reich genug. Grimm, Deutsche Sagen. 18. Wildfütterung im Harz. Wenn das Laub verwelkt und verweht ist, wenn die Kräuter ver- dorrt sind und der erste Schnee den Erdboden bedeckt, beginnt der Förster mit der Wildfütterung. Auf dem Berghange nahe der Försterei hat er hölzerne Raufen hergerichtet, die mit duftigem Heu von den Waldwiesen angefüllt sind. Pünktlich wie die Uhr und nach und nach mit geringerer Scheu stellen sich die Tiere ein. Sie kommen einzeln und in Rudeln zum Futterplatze heran und knuspern und zupfen emsig am leckern Heu. Der Förster ist mit seinen Kindern und einigen Be- kannten ziemlich nahe herangetreten. Verstohlen äugen die scheuen Waldtiere zu den Menschen hinüber, und sind jeden Augenblick bereit, mit einigen kühnen Sprüngen den sichern Wald zu erreichen. Eine neue Schar hungernder Tiere trifft ein. Sie kommen aus weiter Ferne. Auf ihrer Suche nach Nahrung haben sie einen der Wildpfade gefunden, die von allen Seiten nach dem Fütterungsplatze führen, und sind nun zum erstenmal hier. Den magern, schlanken Leib noch zwischen den dichten, jungen Fichten bergend, schauen sie bald verlangend auf die gefüllten Raufen, bald ängstlich auf die gefürchteten Menschen. Jetzt tritt hie und da ein Tier vor; die knuspernden, hier schon hei-

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 37

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
37 glücklich in seinem Reich. Als er in hohem Alter verstarb, legte sich der Löwe auf des Herrn Grab und wich nicht da- von, bis er auch verschied. Das Tier liegt auf der Burg be- graben, und seiner Treue zu Ehren wurde ihm eine Säule errichtet. Grimm, Deutsche Sagen. 34. Herzog Ferdinand in Hamburg. Der Herzog Ferdinand von Braunschweig kam an einem Sonntage in Hamburg an und stieg in dem Hause eines reichen Handelsherrn ab, der aber nicht daheim war. Weil eben die Glocken zum Gottes- dienste läuteten, beschloß der Herzog, auch in die Kirche zu gehen. Er ließ sich in den Stuhl seines Wirtes führen, den auch noch andere Leute benutzten. So trat nach ihm ein junger Kaufmannssohn herein, der erst kürzlich von der Reise gekommen war. Dieser sah den Fremden, der in seinen Reisekleidern eben nicht gerade vornehm aussah, stolz über die Achsel an. Der Klingebeutel ließ sich hören, und der Herzog legte einen Gulden vor sich. Der junge Kaufmann sah das für eine Herausforderung an und wollte dem Fremden seinen Reichtum zeigen; darum zog er einen Dukaten heraus und legte ihn auch vor sich hin. Der Herzog, der wohl merkte, was sein Nachbar beabsichtigte, legte nun einen Dukaten zu seinem Gulden. Jener holte zum Trotz noch einen hervor; der Herzog that desgleichen, und so überstiegen sich beide, bis jeder zwölf Dukaten vor sich liegen hatte. Nun kam der Klinge- beutel. Der junge Kaufmann, dem er zuerst gereicht wurde, warf stolz feine zwölf Goldstücke hinein; der Herzog aber, der klüger war, gab nur den Gulden hin, die Dukaten aber steckte er wieder in seine Tasche. Görgcs, Vaterländische Geschichten und Denkwürdigkeiten. 35. Asseburger Sagen. Von der merkwürdigen und langwierigen Belagerung der Asse- burg durch Herzog Albrecht klingen noch mancherlei Sagen nach. j. §in Auhhirt aus denr nahen Dorfe Wittmar verriet dem Herzoge, daß die Besatzung der Burg eben abwesend sei. Sehe man auf die Spur der Pferde, so scheine zwar die Mannschaft hineingeritten zu sein, er habe aber wohl bemerkt, wie sie die Bosse bei den Schwänzen rücklings aus dem Thore gezogen hätten, um dadurch ihren Abzug zu verbergen.

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 56

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Tjfer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman- deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent- lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie die Dinge zu liegen schienen, war die größte Eile von Nöten. Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regimentes nach und trat zurück. ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen- blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag- haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent- schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 45

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
45 Bote in Begleitung eines älteren Herrn. Beide gingen über die Brücke den Husaren entgegen, und über den Verhau hin- weg fragte der Lieutenant in französischer Sprache: „Mein Herr, sind Sie der Maire dieser Stadt?“ Jener antwortete: „Zu dienen, mein Herr, aber sprechen wir lieber deutsch. Ich bin ein Deutscher, ein Baier, und seit langen Jahren als Fabrikbesitzer hier angesessen. Mein Name ist Baron von Geiger, kaiserlicher Senator.“ — „Gut, Herr Baron, ich danke Ihnen. Meine Karte haben Sie bereits erhalten. Mein Name ist von König. Sind noch französische Truppen in der Stadt?“ — „Nein, mein Herr, seit heute Morgen nicht mehr.“ — „Aber es ist auf uns von feindlicher Kavallerie geschossen worden!“ — „Das waren Nachzügler der Kavallerieregimenter, welche die Stadt bereits bei Ihrer Annäherung geräumt haben.“ — „Gut, so bitte ich Sie, wenn Sie nicht wollen, dafs diese Stadt als ein fester Platz betrachtet werden soll, diese Aufwürfe entfernen zu lassen.“*) — „In einer halben Stunde, mein Herr, soll der Zugang frei sein. Ich selbst werde an der Spitze der Einwohner Hand anlegen, diese Hindernisse fort- zuschaffen.“ So geschah es auch. Nach etwa drei Viertelstunden ritt der Lieutenant mit gespanntem Revolver, gefolgt von seinen Leuten, welche ihre Karabiner aufgesetzt hatten, in die feind- liche Stadt ein, umringt von einer drohend dreinschauenden Menge, an welche der Maire eindringlich die mahnenden Worte richtete, sich ruhig zu verhalten. Die Stadt würde geschont werden und den Einwohnern kein Leid geschehen. Unangefochten ritt der Offizier mit seinen Leuten bis auf den Markt mitten in der Stadt, zog von hier aus durch die Seitenstrafsen und sprengte dann wieder im Galopp von dannen zum Thore hinaus. Beim Prinzen Friedrich Karl meldete er, dass er mit seinen vier Mann die Stadt Saar- gemünd trotz ihres Verhaues eingenommen und auskund- schaftet habe. Georg Horn. Gartenlaube 1870. *) Ein Ort, zu welchem der Zugang, wie hier, durch einen Verhau gesperrt ist, wird nicht mehr als offener behandelt, sondern gilt als be- festigter, kann also auch bombardiert werden.

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 108

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
108 auf den Kopf gleich getötet, möglichst schnell nach der Versandstelle gebracht, hier in Eis verpackt und dann mit der Eisenbahn an die großen Fischhandlungen verschickt. An sämtlichen Fangstellen der Weser werden so Jahr für Jahr mehr als zehntausend Lachse gefangen, deren Wert ein ganz bedeutender ist. Meyer, Provinz Hannover. 77. Das braunschweigische Onyxgesätz. Es kommt wohl im Leben vor, daß Menschen allerlei wunderbare Schicksale erleben, aber auch an Dingen und Sachen haften oft seltsame Geschichten. Zu Braunschweig im Museum steht eine kleine Kanne, welche aus einem einzigen Onyx geschnitzt ist. Sie ist ein Werk römischer Künstler und besitzt einen ungeheuren Wert. Die Schicksale dieses seltenen Gefäßes lassen sich zurückverfolgen bis zum dreißig- jährigen Kriege. In jener drangsalvollen Zeit war auch das Herzogtum Mantua zum Zankapfel geworden. Die Residenz selbst wurde belagert und eingenommen. Der kommandierende General gab die reiche, pracht- volle Stadt seinen Soldaten drei Tage lang der Plünderung preis. An die Erhaltung der Kunstschätze, welche das kostbare Museum der Herzöge von Mantua enthielt, dachte niemand, und so geschah es, daß bei dieser schrecklichen Gelegenheit unersetzliche Kunstwerke mehr aus Mutwillen zertrümmert, als wirklich geraubt wurden. Inzwischen hatte doch ein Soldat, ohne gerade Wert darauf zu legen, eine kleine Kanne aufbewahrt und in das Lager zurückgebracht. Zum Trinkgeschirr war sie freilich zu kleine doch das Gold der Be- kleidung des Gefäßes hatte ihn gereizt. Eben war er damit beschäftigt, die Fassung loszubrechen, um sodann das ihm nutzlos scheinende Krüg- lein wegzuwerfen, als zufällig ein kaiserlicher Offizier vorüberging. Kaum erblickte er das kostbare Gefäß in den Händen des rohen Sol- daten, als er es dem erstaunten Krieger für 17 Dukaten abkaufte. Dann machte er es dem Herzoge Franz Albrecht von Sachsen-Lauen- burg zum Geschenk, jenem Obersten, aus dessen Faustrohr, wie man annahm, Gustav Adolf die Todeskugel empfing. Das mantuanische Gefäß, wie der Salbkrug nun genannt wurde, ist nur 15 cm hoch und ist aus einem nierenförmigen Sardonyx, der aus bläulichweißen, hellbraunen und dunklen Schichten besteht, ge-

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 65

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
65 53. Aus dem Jugendleben des Herzogs Julius. Julius, der dritte Sohn Heinrich des Jüngern, wurde 1528 geboren. Als zartes Kind hatte ihn die Amme vom Tische fallen lassen und dadurch eine Krümmung seiner Füfse ver- ursacht, die dem Knaben jede ungezwungene Bewegung ver- sagte. Weil nun deshalb der Sohn zu allen ritterlichen Übungen und damit zur Regierung von dem Vater als untauglich erachtet wurde, bestimmte ihn dieser frühzeitig zum geistlichen Stande. Zwanzig Jahre alt, reiste Julius mit seinem Jugendfreunde Eitel Heinrich von Kirchberg über Paris nach der berühmten Universitätsstadt Löwen, um daselbst, nach des Vaters Willen, seine Studien zu vollenden. Zugleich unterwarf er sich hier einer sehr schmerzhaften Kur, die so viel bewirkte, dafs er nun besser und geschickter gehen konnte, als zuvor. Während Heinrich mit seinen ältesten Söhnen Karl Viktor und Philipp Magnus von Fehde zu Fehde zog, lag Julius mit unermüd- lichem Eifer seinen Studien ob. Hier in Löwen sind in ihm vielleicht die ersten Zweifel an der Wahrheit der katholischen Lehre aufgetaucht. Es konnte nicht fehlen, dass viele Männer dort über Gegenstände der Religion anders dachten, als man am Hofe Heinrichs es wünschte. Durch sie lernte Julius den Geist des Luthertums kennen und neigte sich selbst der neuen Lehre zu. Bald nach seiner Rückkehr nach Wolfen- büttel wurde sein Abfall von der katholischen Kirche kund, und heftig erzürnte darüber sein Vater. So groß soll sein Zorn gewesen sein, dafs er, wie man sich später erzählte, die Absicht hatte, seinen Sohn als einen Abtrünnigen einmauern zu lassen. Wenn dies nun auch nicht geschah, so hat doch der Prinz am Hofe seines Vaters einen harten, schweren Stand gehabt und nicht selten bei seinen Schwestern Trost und Hülfe gesucht und gefunden. Da mag denn Julius manchmal den Gedanken erwogen haben, ob es in der Ferne nicht besser sei, als daheim. Einmal schrieb ein treuer Diener in die Asche des Kamins das Wort fuge! d. h. fliehe! Rasch entschlossen begab sich Julius zu seinem Schwager, dem Markgrafen Hans in Küstrin, der fest an der evangelischen Lehre hielt. Hier Bogt«, Bilder. 5

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 110

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
110 Kleinod des braunschweigischen Hauses von Glückstadt aus heimlich und unvermerkt nach London zu bringen. Das war nun aber damals, wo französische Zollbeamte alle Küsten bewachten und französische Spione über ganz Deutschland verbreitet waren, ein äußerst schwieriges Ding. Zum Glück hatte der Oberst einen sehr treuen Diener, der ihn auf allen Reisen begleitet hatte, und der so viel Klugheit, Umsicht und Ergebenheit besaß, daß sich sein Herr unbedingt auf ihu verlassen konnte. Dieser treue Mensch hieß Löwegrün. Der Oberst mußte, um noch einen andern Auftrag seines fürstlichen Herrn auszuführen, über Hamburg reisen. Hier kam er mit seinem Schatze glücklich und unangefochten durch. Die Zollwächter richteten nämlich ihre ganze Aufmerksamkeit auf Kolonialwaren aus England und ließen für diesmal die Koffer der Reisenden undurchsucht. Die dem Obersten aufgetragenen Geschäfte machten einen kurzen Aufenthalt in Hamburg unvermeidlich. Während dieser Zeit vertraute er den Schatz einem alten, getreuen Anhänger des braunschweigischen Hauses an, welcher dem Kleinod ein sicheres Versteck unter der Treppe seines Hauses anwies. Bei der Weiterfahrt kamen die Reisenden vor Hamburg und in Bergedorf abermals durch die Wachen der französi- schen und dänischen Zollbeamten, welche alle Koffer und Kasten sorgfältig durchsuchten. Das Onyxgefäß war in altes Papier gewickelt und mit einem Bindfaden umbunden. Der treue Diener wollte es so in der Tasche tragen und im Notfall für einen Kaffeetopf ausgeben. Diesmal wurde es entdeckt. Der Oberst war entsetzt, als er plötzlich in der Hand eines französischen Zollwächters das Gefäß erblickte, wofür Napoleon eine halbe Million geboten hatte. Auf die Frage, was dies sei, ant- wortete Löwegrün mit kaltblütiger Ruhe: „Das ist ein alter Kaffeetopf, der auf der Reise gebraucht wird. Wenn ich den auch noch verzollen soll, will ich ihn lieber wegwerfen!" Darauf gab der Franzose den ver- meintlichen Kaffeetopf dem Diener zurück, und das Kleinod war gerettet! Weiter ging dann die Fahrt durch Deutschland, und nach Fähr- lichkeiten mancher Art brachte Nordenfels das Kleinod glücklich über Schweden nach England. Von hier kam es 1814 wieder nach Braunschweig zurück, und es bildet jetzt den größten Schatz des dortigen herzoglichen Museums.
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