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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 9

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
9 zur Hülfe herbei. So kamen einst Zwerge zu einer Kranken- wärterin in Stadtoldendorf und forderten sie auf, mit ihnen zu gehen und einer kranken Frau Beistand zu leisten. Als die Wärterin sich dazu bereit erklärt hatte, verbanden ihr die Zwerge die Augen und führten sie in den Berg. Hier half sie nach Kräften und wollte dann wieder gehen. Doch das litten die Zwerge nicht, und so blieb sie volle acht Tage im Berge und hatte es recht gut. Beim Abschiede fragten die Zwerge, wie viel sie verdient hätte. Die Frau erwiderte aber, sie wäre mit allem zufrieden, was sie ihr gäben. Da reichten ihr nun die Zwerge eine Diefse Flachs und sagten dabei, da- von möge sie alle Tage spinnen; der Flachs werde niemals alle werden, wenn sie nur das letzte von dem Rocken nicht abspinne. Dann verbanden ihr die Zwerge abermals die Augen und führten sie aus dem Berge wieder heraus. Die Frau that, wie ihr die Zwerge geboten hatten. Den Tag über spann sie fleifsig; war sie aber zu dem letzten Lopp gekommen, so hörte sie auf, und am andern Morgen fand sie die Diefse jedesmal wieder voll Flachs. So spann die Frau lange Zeit und wurde zuletzt recht wohlhabend. Endlich aber dachte sie, da sie nun schon so viel zusammengesponnen habe, so könne sie es wohl einmal wagen, auch den letzten Lopp abzuspinnen. Sie that dies, und da war am andern Morgen auch die Diefse weg und blieb weg. Es ist auch im Keilberge ein tiefes Loch, aus welchem sonst die Zwerge immer Umschau hielten. Einst spielten an dieser Stelle fünf Jungen aus einem benachbarten Dorfe und belustigten sich damit, über das Loch hinüber und herüber zu springen. Da sprang aber einmal einer von ihnen fehl und fiel so in den Berg hinein. Unten war es gar schön, wie in einer Stube. Der Junge hatte keinen Schaden genommen und suchte nun wieder aus dem Berge herauszukommen. Dies ge- lang ihm auch, indem er dem Laufe des Baches folgte, welcher aus dem Berge hervorfliefst. Es war dies derselbe Weg, auf welchem die Zwerge ein- und ausgingen. Für diese war er hoch genug und ganz bequem, weil sie so klein waren. Der Junge aber mufste sich ganz krumm machen, kam jedoch glücklich wieder aus dem Berge heraus ins Freie.

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 49

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
42. Das Weiße Sachsenrosz. 1. Es jagt der Sturm im grünen Wald, er reitet und zwängt der Eichen Wucht; die alte Weser muß ihre Wellen vor Zorn und Angst am Fels zerschellen, und vom Gebirg uns aus der Schlucht des Donners Siegesrufen hallt. 2. Ein fränk'scher Mann, gar müd und still, verlassen irrt im fremden Land; die Glieder brechen ihm fast zusammen, doch löscht ihm nichts des Auges Flammen; da steht ein Hüttlein an dem Strand: „Hallo! Ein Fremder Obdach will!" 3. Ein Sachse, hoch, mit stolzem Blick, sieht lang und fremd den Franken an: „Kommst Du um Gastfreundschaft zu bitten, so bist Du sicher in Sachsenhütten!" — Da trat den Herd der Franke an, er nahm den Becher und gab ihn zurück. 4. Sie sitzen ernst am heil'gen Herd, sie sehen einander schweigend an, und stumm bewundert immer wieder ein jeder des andern Heldenglieder. Da hebt zuletzt der Franke an: „Bei Gott, wir sind einander wert! 5. Wenn solcher viel das Sachsenland zum Kampf ob unserm König stellt, so möchte Karol bitter klagen, daß Sachs' und Frank' noch Schlachten schlagen!" Da führt der Sachs' ihn an der Hand Hinaus aufs regengrüne Feld. 6. Ein weißes Roß, gar stark und schön, sprang auf der freien Weide frei. „O laß das schöne Roß uns fangen!" so sprach der Franke mit Verlangen. „Gefangen hat's noch keiner gesehn, doch auf mein Locken kommt es frei!" Voges, Bilder. 4

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 56

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
56 gebracht iverden. Ja, man blieb auch ohne jede Nachricht von dem ferneren Verlaufe da drüben. Dafs es allen Bedrohten gelungen war, noch rechtzeitig in entgegengesetzter Richtung zu entkommen, ahnte niemand; vielmehr erzählte man sich, dass noch Menschen auf Dächern und Thonvegen mit ausgereckten Armen, um Rettung flehend, gesehen wurden. So konnte es nicht an Versuchen fehlen, von der Stadtseite um jeden Preis noch Hülfe zu bringen. Einem Schiffer samt zweien Genossen war es gelungen, in einem kleinen Kahne das Tjfer der Dammvorstadt zu gewinnen. Einen andern Versuch unternahm Herzog Leopold. Seit acht Jahren residierte derselbe als Regiments-Komman- deur in Frankfurt. Durch Liebenswürdigkeit seines Auftretens, durch seinen Drang, überall zu helfen und wohlzuthun, hatte er sich die Liebe aller Volkskreise erworben. Bei jeder öffent- lichen Gefahr, bei Feuers- und Wassersnot ivar er, allen ändern vorauf, tliätig im Rettungswerke. Als ihn die Nachricht von dem furchtbaren Anwachsen der Gefahr traf, eilte er zur Oder. Wie die Dinge zu liegen schienen, war die größte Eile von Nöten. Zweimal bestieg Leopold einen Kahn, bereit, über den Strom zu fahren. Als die Umstehenden ihn abmahnten, rief er: „Hier sind Menschen zu retten! Bin ich nicht ein Mensch wie sie?“ Gleichwohl aber gab er den dringenden Vorstellungen einiger Ratsherren und den fufsfälligen Bitten zweier Soldaten seines Regimentes nach und trat zurück. ln trüben Gedanken verliefs er den Platz und ivandte sich heimwärts. Nach Haus gekommen, versuchte er, einen Augen- blick im Lehnstuhl von den Aufregungen der letzten Stunden auszuruhen. Aber die vor seinem Geiste aufsteigenden Bilder des Jammers liefsen den Herzog die gewünschte Ruhe nicht finden. Als dann bei der Wachtparade von neuem die Gerüchte von dem Schrecklichen, ivas sich drüben zugetragen, auf ihn eindrangen, eilte er abermals an den Strom, um überall den Mut der Zag- haften zu entflammen. Währenddem hatte sich ein Schiffer ent- schlossen, die Überfahrt zu wagen, mit ihm zivei Knechte, von denen einer Soldat war. Dieser begegnete dem Herzog und bat ihn um seine Einwilligung. Mit Freuden erteilte Leopold dieselbe und folgte ihm auf dem Fufse nach. Das Beispiel der drei

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 110

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
110 Kleinod des braunschweigischen Hauses von Glückstadt aus heimlich und unvermerkt nach London zu bringen. Das war nun aber damals, wo französische Zollbeamte alle Küsten bewachten und französische Spione über ganz Deutschland verbreitet waren, ein äußerst schwieriges Ding. Zum Glück hatte der Oberst einen sehr treuen Diener, der ihn auf allen Reisen begleitet hatte, und der so viel Klugheit, Umsicht und Ergebenheit besaß, daß sich sein Herr unbedingt auf ihu verlassen konnte. Dieser treue Mensch hieß Löwegrün. Der Oberst mußte, um noch einen andern Auftrag seines fürstlichen Herrn auszuführen, über Hamburg reisen. Hier kam er mit seinem Schatze glücklich und unangefochten durch. Die Zollwächter richteten nämlich ihre ganze Aufmerksamkeit auf Kolonialwaren aus England und ließen für diesmal die Koffer der Reisenden undurchsucht. Die dem Obersten aufgetragenen Geschäfte machten einen kurzen Aufenthalt in Hamburg unvermeidlich. Während dieser Zeit vertraute er den Schatz einem alten, getreuen Anhänger des braunschweigischen Hauses an, welcher dem Kleinod ein sicheres Versteck unter der Treppe seines Hauses anwies. Bei der Weiterfahrt kamen die Reisenden vor Hamburg und in Bergedorf abermals durch die Wachen der französi- schen und dänischen Zollbeamten, welche alle Koffer und Kasten sorgfältig durchsuchten. Das Onyxgefäß war in altes Papier gewickelt und mit einem Bindfaden umbunden. Der treue Diener wollte es so in der Tasche tragen und im Notfall für einen Kaffeetopf ausgeben. Diesmal wurde es entdeckt. Der Oberst war entsetzt, als er plötzlich in der Hand eines französischen Zollwächters das Gefäß erblickte, wofür Napoleon eine halbe Million geboten hatte. Auf die Frage, was dies sei, ant- wortete Löwegrün mit kaltblütiger Ruhe: „Das ist ein alter Kaffeetopf, der auf der Reise gebraucht wird. Wenn ich den auch noch verzollen soll, will ich ihn lieber wegwerfen!" Darauf gab der Franzose den ver- meintlichen Kaffeetopf dem Diener zurück, und das Kleinod war gerettet! Weiter ging dann die Fahrt durch Deutschland, und nach Fähr- lichkeiten mancher Art brachte Nordenfels das Kleinod glücklich über Schweden nach England. Von hier kam es 1814 wieder nach Braunschweig zurück, und es bildet jetzt den größten Schatz des dortigen herzoglichen Museums.

6. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 103

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
103 75. Die Baumannsliöhle. Die von köstlichen Wiesen bedeckte, von Laubwald und dunklen Tannen umsäumte Bergebene von Hüttenrode besteht meilenweit aus einer Kalksteinmasse, welche anscheinend ein- förmig und reizlos, doch manche Merkwürdigkeiten aufzu- weisen hat. Sie ist nicht nur anziehend für den Botaniker, dem sie eine Menge seltener Pflanzen darbietet, sie ist es für den Mineralogen und den Bergmann durch die unermeßlichen Eisensteinschätze, welche sie enthält, und durch den präch- tigen Marmor, den dieser Kalkstein an einigen Stellen bildet, und der in den mannigfachsten Färbungen erscheint. Zu den merkwürdigsten Eigentümlichkeiten dieses Kalk- gebirges gehören aber die Spaltungen und Zerklüftungen in seinem Innern, welche unzählige größere und kleinere Grotten und Höhlen bilden. Sie fallen namentlich da ins Auge, wo die Fluten der Bode die Kalkfelsen durchbrochen haben, an den beiden Seiten des Thaies von Rübeland. Einige der- selben werden von den Anwohnern zu Kellern benutzt, andere öffnen sich unmittelbar neben dem Flufsbette, so daß bei hohem Wasserstande der Spiegel der Bode ihre Zugänge ver- schliefst. Die Mehrzahl dieser Höhlen ist nur klein, einige aber sind von bedeutender Größe; die berühmteste derselben ist die Baumannshöhle. Gerade über dem Hüttenorte Rübeland, fast auf dem Rücken der nördlichen Wand des Bodethaies, hat die künst- lerische Hand der Natur ein herrliches Felsportal aufgebaut, eine weite, flachgewölbte Felsenhalle. Die Größe und die zugleich schöne Form dieser Halle bereitet uns in der ange- messensten Weise vor auf die Wanderung in die Höhle, deren Thor sie bildet. Während einer kurzen Rast, die wir, vom Bergsteigen erhitzt, hier der Abkühlung wegen zu halten genötigt sind, stattet der Führer uns mit Grubenlichtern und Bergmannskitteln aus. Dann beginnt die Fahrt. Wo die Rückwand der Halle sich gegen den Boden senkt, zieht sich seitwärts ein dunkler, enger und niedriger Gang ziemlich steil in die Tiefe der Erde hinab. Dies ist der Pfad, auf dem wir gebückt hinabsteigen, vorsichtig mit den Füßen

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 8

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
8 in der Mitte liegende Moosberg ist. Zwischen den Fichtenbeständen und Laubwäldern giebt es hier und da Moore und schöne Bergwiesen. Die wenigen Bäche, die der Solling hat, nehmen fast alle in der Nähe des Moosberges ihren Anfang und führen strahlenförmig verlaufend in tief eingeschnittenen Thälern ihr Wasser den größeren Flüssen zu. Diese Thäler, welche vom schönsten Buchenwalde eingefaßt sind, sind oft ganz eng, bisweilen lassen sie auch Raum zu langgestreckten Dörfern. Sie er- innern mit ihren oft gewaltig sich erhebenden Abhängen, den prächtigen Waldwiesen und silberklaren Gewässern an manche Thäler des Harzes. Nicht selten wird man auf den Höhen durch eine köstliche Aussicht erfreut. Sehr lieblich und anziehend ist der Blick von dem hochgelegenen Fürstenberg auf die reichen Fluren, durch welche die Weser zieht, auf die großartigen Brücken, die über den Fluß gehen und auf die vielen Ortschaften, welche versteckt im Grün daliegen. Die Bevölkerung dieses Waldgebirges ist nicht sehr zahlreich. Zu einem großen Teile verdienen die Männer ihr Brot durch angestrengte Arbeit im Walde. Das gefällte Holz wird teils zu Bauzwecken die Weser hinabgeflößt, teils dient es als Brennmaterial für die zahlreichen Glashütten des Sollings. Während indes die Berge von den Schlägen der Holzaxt wiederhallen, ziehen Frauen und Kinder mit Körben und Töpfen hinaus, um Heidelbeeren und Himbeeren zu pflücken, welche sie auf langen Wegen zur Stadt bringen und verkaufen. Ein lohnender Verdienst eröffnet sich für manchen Familienvater in den Glashütten, die über das ganze Gebirge verstreut sind. Viele Männer arbeiten auch in den Brüchen, wo der rötliche Sandstein zu Tage gefördert wird. Die stärkeren Blöcke sind ein ge- schätztes Baumaterial; die dünneren dagegen werden unter dem Namen „Sollinger Platten" zur Herstellung von Steigen und Hausfluren wie auch — statt der Ziegel — zum Bedecken der Häuser benutzt. Meyer, Die Provinz Hannover. 11. Die Zwerge im Kellberge. Nahe bei Stadtoldendorf erhebt sich der Keilberg. Hier wohnten vor alten Zeiten Zwerge, von denen noch manche Geschichten erzählt werden. Wenn einer von ihnen eine schwere Krankheit hatte, holten sie gar gern die Menschen

8. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 57

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
57 mutigen Männer reisst ihn fort; sein Entschlufs ist gefasst. Eilig drängt er sich durch die versammelte Menge und steigt rasch in den Kahn, ehe noch der Schiffer selbst zur Stelle ist. Wiederum bestürmen ihn die Umstehenden mit den inständigsten Bitten, sein kostbares Leben zu schonen. „Auch jene Leben sind kostbar!“ ruft er ihnen entgegen. Vergeblich mahnt auch der jetzt herangekommene Schiffer ab. „Wenn Du willst, bleibe zurück; ich iverde auch ohne Dich überfahren!“ ruft ihm der Herzog zu. Schon stofsen die Knechte vom Lande ab, als auch noch der Fischer hineinspringt. Bald gleitet das Fahrzeug in den Haupt- strom, stöfst zwar an einen Eisbock, wird aber dann pfeilschnell glücklich durch die Brückenöffnung getrieben. Jetzt gerät das Boot in die nach der Dammlücke drängende Strömung. Hier stöfst sein Steuerbord an eine Weide, schwankt und schöpft Wasser. Der Fischer am Steuer fällt in den Strom. Der Herzog wankt, springt nach der Mitte des Kahnes und hält sich am Arme eines der Knechte. Da stöfst das Boot nochmal vorn an eine Weide und schlägt um. Der Herzog fällt rücklings in den Strudel, eine hohe Woge bricht über ihm zusammen. Vom Ende des Dammes iverden ihm Stangen und Stricke zugeivorfen, aber die Flut läfst nichts an ihn heran. Die drei Schiffer tauchten ivieder auf und hielten sich an einigen Bäumen fest, bis sie gerettet wurden; der Herzog dagegen ivar verloren. Erst nach zwei Tagen fand man an einem Zaume den Stock des Fürsten. Sechs Tage nach dem unglücklichen Ereignis wurde der Leichnam selbst gefunden, im Sande begraben. An dieser Stelle ist später dem edlen Prinzen ein Denkmal errichtet worden. Hänselmann, Werkstücke Ii. 46. Karl Wilhelm Ferdinand und sein Geheimschreiber. Der Herzog Karl Wilhelm Ferdinand hatte oft eine Menge Geschäfte zu erledigen, wovon die Leute, die nur immer vom schlechten Wetter sprachen, wenig verstehen mochten. Man sah ihn nicht selten in drin- genden Fällen mit seinen Beamten wie ein Schreiber arbeiten, selbst Auszüge machen und ihnen beim Aufsuchen der Papiere helfen. Er war ge- wöhnlich froh gelaunt, wenn nur die Arbeiten einen raschen Gang nahmen.

9. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 106

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
106 schwundenen Thiergeschlechtern angehören; die meisten werden dem Höhlenbären zugeschrieben. Nicht nur der wunderbare Bau der Höhle, nicht nur die seltsamen Tropfsteinbildungen erregen unsre Teilnahme, die Führer verstehen auch durch Lichter und Flammen prächtige Avirkungen hervorzubringen. Es gehört dazu das Auslöschen der Lichter bis auf ein einziges, welches der Führer in eine entfernte Abteilung der Höhle trägt, so dafs nur an einer einzigen Stelle, nicht das Licht, sondern der Schein desselben aus den Felsen hervorquillt. Dieser einzige Schein, in der Dunkelheit glühend, gewährt einen zauberhaften Anblick. Noch grössere Wirkung wird erzielt, wenn der Führer in der einen Höhlenabteilung eine farbige Flamme entzündet, wäh- rend wir uns in der nächsten Abteilung befinden. Dadurch werden die zwischen uns liegenden Felsen wunderbar erhellt, und es entsteht mitten in dieser Erdnacht vor unsern Augen eine Landschaft von entzückender Schönheit. In den edelsten Formen erhebt sich vor uns ein Gebirge, scheinbar aus Wolken oder aus den Wogen des Meeres auftauchend, die Gipfel golden von den Gluten der Morgenröte umsäumt. Nach einer Weile, wenn die Flammen im Hintergründe sich mehr dem Erlöschen zuneigen und nur dann und wann wieder aufflammen, scheint es, als ob sich ein schweres Gewitter um die Berggipfel lagere, die von Zeit zu Zeit durch das Auf- zucken matt erhellt werden. Durch eine Reihe von Gängen und kleineren Abteilungen gelangt man endlich an die Stelle, wo ein weiteres Vordringen nicht mehr möglich ist; nur bis hieher ist Bahn gebrochen. Wann diese Höhle entdeckt ist, und woher sie ihren Namen hat, kann nicht mehr nachgewiesen werden. Nur so viel ist gewifs, dafs sie bereits ums Jahr 1550 bekannt und berühmt war. Leibrock. Braunschw. Schulblatt. 76. Die Lachsfischerei in der Weser. Die Lachse oder Salme gehören zu jenen Wanderfischen, welche eigentlich das Meer bewohnen, während des Frühlings aber in die Flüsse hinaufsteigen, um dort zu laichen. So besuchen sie

10. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 68

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
68 mußte der entscheidende Schlag fallen. Die zahlreich im braunschweiger Schlosse weilenden Mitglieder der fürstlichen Familie bangten für den Ausgang jenes Kampfes. Still, ohne Ahnung des furchtbar entscheidenden Augenblicks, ging der 14. Oktober vorüber. Aber schon der 16. brachte Nachrichten, die zu entsetzlich waren, um sogleich Glauben finden zu können. Die ganze preußische Armee, so hieß es, sei geschlagen, der Herzog zum Tode verwundet. Flüchtlinge und Versprengte waren die Überbringer dieser schrecklichen Nachrichten. Doch man hielt diese Un- glücksboten für Ausreißer, die Erzählungen für übertrieben und sah mit den gespanntesten Erwartungen dem folgenden Tage entgegen, der entweder Bestätigung oder Widerlegung bringen mußte. Doch am 17. erlangte man nur die schreckenvolle, furchtbare Gewißheit. Nicht Eil- boten allein brachten die Bestätigung, sondern auch immer gedrängtere Massen preußischer Soldaten, zum Teil ohne Waffen, ohne Gepäck, ohne Ordnung, strömten durch die Thore von Braunschweig. Unter ihnen befanden sich Prinzen und Generale, die, von ihren Regimentern getrennt, sich vergeblich bemühten, wieder einige Ordnung in die wirren Haufen zu bringen. Die Prinzen Paul von Würtemberg und Heinrich von Preußen brachten zuerst einige bestimmte Nachrichten über das Unglück bei Auerstädt mit; die übrigen schrien nur: „Es ist alles verloren, die Franzosen folgen uns auf dem Fuße!" Was sich aus den verschiedenen Berichten zusammenstellen ließ, war folgendes. Am Morgen des 14. Oktober ruhte ein dicker Nebel auf den Niederungen und Vorbergen des Thüringer Landes. Unglück- licherweise hatten die preußischen Heerführer die steilen Höhen, welche das Mühlthal bei Jena beherrschen, wie auch den Paß von Kösen, welcher freilich als unzugänglich galt, unbesetzt gelaffen. Napoleon aber ließ in der Nacht durch Pioniere diese Gebirgspässe notdürftig gangbar machen und benutzte die Nebel am andern Morgen, um seine Streitmaffen von den Höhen herabzuführen und unbemerkt zu entfalten. In dieser Bedrängnis jagte der Herzog morgens um 9 Uhr im Galopp vor, um mit Todesverachtung aus möglichster Nähe durch den dichten Nebel die Stellung des Feindes zu erkunden. Eben gab er den Grenadieren den Befehl zum Angriff, als ihn von der Seite eine Kleingewehrkugel traf. Der Herzog stürzte bei dem fürchterlichen Schuffe
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