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1. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 35

1880 - Berlin : Nicolai
35 Wohl hatte sich auch bei den Römern eine würdigere und tiefere Auffassung des Weibes geltend gemacht, als bei den übrigen Völkern des Alterthums; aber im Schmutze ihrer Laster konnte die sittliche Bedeutung des Weibes bei ihnen nicht leicht zur Erscheinung kommen oder doch nur in vereinzelten Beispielen hoher und ausnahmsweiser Tugendhaftigkeit. Was aber bei ihnen eine seltene Tilgend und das Ergebniß tiefer Geistesbildung war, das sahen sie bei den Germanen als eine natürliche, unmittelbare. Allen angeborene Eigenschaft und Sitte vor sich, und das war es, was den Tacitus so außerordentlich ergriff. Sie glauben, sagt er, es sei etwas Heiliges und Prophetisches im Weibe! Weiber verkündeten ihnen die Zukunft und opferten den Göttern. Die Weiber zogen mit zur Schlacht; ihr Zuruf spornte die Krieger zur Tapferkeit; vor ihnen zählten sie ihre Wunden; ihr Lob war ihr höchster Gewinn; der Gedanke, sie gefangen zu sehen, das Unerträglichste. Ihre Ehen wurden heilig gehalten; sie hatten nur Eine Frau und der blieben sie treu; nur bei den berühmten Männern und Fürsten, deren Verbindung begehrt ward, kamen mehre Gemahlinnen vor. Die Frau brachte dem Manne keine Mitgift; sondern er warb um sie mit Geschenken, die aber zum Krieg und Ackerbau gehörten; je nach dem Vermögen schenkte er ein Joch Stiere, ein gezäumtes Pferd, Schild, Lanze und Schwert. Auch die Braut schenkte dem Manne Waffen. Das waren die Heiligthümer und Götter ihrer Ehe; sie erinnerten die Frau, wenn sie über die Schwelle schritt, daß sie die Genossin des Mannes sei in Allem, in Leben und Tod. Die Geschenke wurden übrigens von den Verwandten der Frau geprüft. Gewiß hatten sie, wie Alles, was bei ernster Veranlassung geschah, eine symbolische Bedeutung; es mochte auch darin der Erweis liegen, daß der Mann wehr- und waffenfähig und im Stande sei, den Heerd zu schützen. Sehr selten waren Beispiele des Ehebruchs; an der Frau ward er augenblicklich und streng bestraft; mit geschorenem Haupte ward die Ehebrecherin durch das Dorf gepeischt. Bei einigen Stämmen war den Wittwen die Wiederverheirathung nicht gestattet. Für Frevel ward es gehalten, die Zahl der Kinder zu beschränken oder sie zu tödten. Die Kinder der Herren und Knechte wuchsen ohne Unterschied mit einander im Hause auf. Die Hingeschiedenen wurden ohne Prunk bestattet; nur die angesehenen und berühmten Männer wurden mit einer eigenen Holzart verbrannt. Nur Roß und Waffen, nicht kostbare Gewänder und Wohlgerüche, folgten in’s Grab. Sie hatten keine Grabmäler, — einfacher Rasen deckte den germanischen Grabhügel: die hohen Denkmäler, meinten sie, würden den Todten drücken! Sie weinten und jammerten nicht lange um den Geschiedenen; aber desto länger dauerte die Herzenstrauer und das treue Angedenken. Die Feindschaft des Todten, wie seine Freundschaft zu erben, war heilige Pflicht der Verwandten. Doch war statt der Blutrache die friedliche Sühne nicht ausgeschlossen, die dem ganzen Hause zu Gute kam. Sie bestand natürlich in Vieh, welches ja den ganzen Reichthum des Volkes bildete. Die Gastfreundschaft fand sich zwar auch bei vielen anderen Völkern; aber von keinem ward sie weiter getrieben, als von den Germanen. Wenn Gast und Gastfreund Alles verzehrt haben, schreibt Tacitus, dann gehen Beide zum Nachbar, der sie mit Freuden empfängt. Den Charakter edler Menschlichkeit und gemüthvollen Wesens trägt, ganz im Gegensatz zu der Herzlosigkeit der gebildeten Griechen und Römer, auch die milde Behandlung, welche die Germanen ihren Sclaven zu Theil 3*

2. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 36

1880 - Berlin : Nicolai
36 werden ließen. Wie alle heidnischen Völker, machten die Germanen ihre Kriegsgefangenen, gewisse Uebelthäter oder solche, die sich von einer Schuld nicht lösen konnten, zu Knechten. Der eigenen Genossen, die sich selbst im Spiele als Sclaven verkauft hatten, schämten sie sich und schafften sie über die Grenze. Freilich war der Sclave rechtlos wie überall; der Herr durfte ihn todten und that es wohl auch in der Leidenschaft; aber die Sitte war edler als das Recht; die Behandlung der Sclaven, die im Lande blieben und nicht in's Ausland in den Sclavenhandel kamen, wird als eine menschliche gerühmt; auch brauchten die Herren ihre Knechte nicht zum Dienste im Hause, wie die Römer. Im einfachen Hauswesen genügte die Familie. Sie überließen ihnen eigene Wohnungen und eigenes Besitzthum und legten nur einen bestimmten Zins darauf, der meist in Vieh, Früchten oder Kleidungsstücken bestand. So waren die Knechte zugleich die Handwerker. Denn auf die Anfertigung von Kleidungsstücken und Waffen beschränkte sich, sobald das Haus einmal aufgerichtet war, das Handwerk jener einfachen Zeit. Waffen zu schmieden, mochte hingegen auch dem Herrn eine Lust sein, und wir sehen selbst die Helden der Sage mit dem Schmiedehandwerk beschäftigt. Die Küstenvölker zimmerten einfache Kähne; auch schlichte Karren, irdenes Geräthe, Bottige und Fässer für ihr Bier waren Gegenstände eines noch rohen Handwerks. Die Weiber verstanden sich auf Spinnen und Weben. So war die Lage des arbeitenden Sclaven von der des Freigelassenen nicht verschieden, obgleich dieser sich nicht mehr im Eigenthum eines Herrn befand. Da der Freigelassene aber nicht zu der Gemeinde der Freien gehörte und sein Recht folglich nicht selbst vor Gericht geltend machen konnte, so bedurfte er des Schutzes eines Freien, den er mit Zins erkaufte. Aus dem glänzenden Zeugnisse, welches der große Geschichtsschreiber den unverdorbenen Sitten unserer Voreltern, ihrer Einfachheit, Treue, Keuschheit ausstellt, leuchtet fteilich deutlich genug die Absicht hervor, das Gegentheil der römischen Verderbniß vor Augen zu stellen. Aber das ist kein Grund, auf so bestimmte Angaben weniger Gewicht zu legen. Im Gegentheile, so bedeutend erschien ihm der sittliche Kern der Germanen, daß der stolze Römer sie seiner hochgebildeten Nation in vielen Dingen als Muster hinstellen konnte. Am wichtigsten aber ist, was Tacitus über die öffentlichen Verhältnisse, über das Verfassungs- und Rechtsleben der Germanen berichtet. Es bewegt sich noch ganz auf den schon von Cäsar beschriebenen Grundlagen, ist aber zu größerer Stetigkeit und Mannichfaltigkeit gelangt. Seitdem die Römer die Grenzen Germaniens gezogen und dem weiteren Vordringen der Germanen vorerst ein Ziel gesetzt hatten, waren die germanischen Stämme genöthigt, auf dem gewonnenen Boden festen Fuß zu fassen. Die Aecker gehören zwar noch, wie zu Cäsar's*) Zeit, der ganzen Gemeinde, aber sie werden nicht mehr von ihr verlassen. Die Gemeinschaft und Vertheilung der Aecker in der Gemeinde ist ein Prinzip, welches den Germanen und Slaven ursprünglich gemein war; nur haben die Slaven viel länger daran festgehalten, in Rußland und der Bulgarei besteht es noch jetzt in manchen *) Nach Cäsar hatte der Einzelne kaum einen bestimmten Acker und festes Landeigenthum, sondern die Vorsteher und Führer wiesen ihren Geschlechtern und Stämmen da, wo es ihnen am passendsten schien, alljährlich eine geeignete Landstrecke an. Pf. S. 35—36.

3. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 39

1880 - Berlin : Nicolai
39 Verwandten des Getödteten fiel, noch eine Sühne ausgesprochen oder, wie es Tacitus ausdrückt, ein Theil der Buße fiel an die Gemeinde oder den König; vermuthlich zur Bestreitung seines Amtes, zur Unterhaltung seines Gefolges für Krieg und Frieden; oder auch um in der Versammlung vertrunken zu werden. Alle anderen Vergehen konnten mit Rindern und Pferden oder Geld gesühnt werden; aber drei Dinge erschienen den Germanen todeswürdig: Verrath, Feigheit und Unzucht. Und auch hier machten sie einen Unterschied: die Verräther und Ueberläufer hingen sie bloß auf an die Bäume des Waldes; aber die Feigen und die, welche ihren Körper schändeten, die sollte das Tageslicht nicht ferner schauen; sie wurden lebendig in Sumpf und Moor versenkt und der Boden mit Reisbündeln zugeworfen. Feigheit und Bestialität, diese Blüthen römischer Civilisation, waren dem starken, -gesunden Volke unbegreiflich; und dem Grauen, womit sie solche Laster nach der Berührung mit den Römern auch unter sich mochten einschleichen sehen, entsprach die grauenhafte Strafe. Sobald der Jüngling die Waffen zu führen vermag, wird er in der Volksgemeinde vom Fürsten oder vom Vater oder dem nächsten Verwandten mit Schild und Speer bewehrt und gehört alsdann der Gemeinde als freier Genosse an. Die Söhne berühmter Geschlechter und ausgezeichneter Väter wurden der Ehre gewürdigt, schon in frühem Alter, gleich stärkeren und bewährten Männern, irrt Gefolge des Fürsten zu dienen. Es war dieser Dienst für sie eine Schule des Krieges und der öffentlichen Pflichten, zugleich eine Gelegenheit, sich auszuzeichnen und die germanische Treue und Tapferkeit in gleichem Maße zu zeigen. Auch dem Fürsten gereichte ein zahlreiches und tüchtiges Dienstgefolge im Frieden zur Ehre, im Kriege zum Schutze; von der Zahl und Tapferkeit des Gefolges hing oft der Ruhm des Fürsten und dessen Einfluß bei anderen Völkern ab. Der Führer kämpfte um den Sieg, das Gefolge um den Führer; es war dem Gefolge eine Schmach, die Schlacht lebend zu verlassen, wenn der Führer gefallen war. Wenn in langem Frieden die Jünglinge daheim keinen Raum für ihren Thatendrang fanden, so gingen sie wohl zu anderen Stämmen, welche gerade Krieg führten, und schlossen sich deren Fürsten an. Das Mittel solche Scharen zu erhalten, gaben theils der Krieg selbst, der größere Beuteantheil, das reichere Besitzthum der Fürsten, theils die Antheile an den gerichtlichen Bußen, theils gaben es die Beiträge des Volkes, theils die Geschenke und Tribute benachbarter Stämme oder das Geld der_ Römer. Diese Dienstgefolge der germanischen Fürsten waren also eine Schule und ein fester Kern des Krieges, es waren die Anfänge eines sich_ aus dem Volke hervorhebendenkriegerthunxs. Viele Gesolgsgenossen mochten in reiferem Alter zu ihrem Hose zurückkehren; von Anderen mag Vieles in vorzüglichem Grade gelten, was über das Kriegerleben im Allgemeinen erzählt wird. Deutlich tritt dies bei den Chatten hervor. Von ihnen erzählt Tacitus, daß ihre Allertapfersten sich einen eisernen Ring, sonst ein Schandzeichen, angelegt hätten, den sie erst nach der Tödtung eines Feindes wieder ablegten. Dann alterten sie in Ehren. Ihnen allein stand es zu, die Schlacht zu beginnen und in der vordersten Reihe zu kämpfen. Auch hatte Keiner Haus und Acker. Von dem übrigen Volke ließen sie sich ernähren, Verächter des eigenen, Verschwender fremden Gutes. So ist das, was Cäsar von den Sueven erzählte, daß sie jährlich eine bestimmte Zahl Krieger reiheum ausgeschickt hätten, in den Gefolgschaften des Tacitus schon zu einer Art

4. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 40

1880 - Berlin : Nicolai
40 von Kriegerstand geworden. Jedenfalls war es auch so eine öffentliche Einrichtung der Gemeinde, nicht wie in Gallien das anarchische Merkmal eines Adels oder des übermäßigen Reichthums Einzelner und der Verarmung Vieler, ■ ein Verhältniß, bei welchem die freie germanische Gemeindeverfassung nicht hätte bestehen können. Ein Adel im engeren Sinne findet sich bei den alten Geynanen mcht. Wohl gab es berühmte Geschlechter, deren Mitglieder adelig hießen, und zufolge ihres Ansehens konnten sie es zu größerem Einfluß in der Gemeinde bringen; aus ihnen gingen Fürsten und Könige hervor; aber von bestimmten Vorrechten eines erblichen und geschlossenen Standes, von einem Adel in der engeren, später entstandenen Bedeutung, ist nirgends die Rede. Am wenigsten läßt sich die Vermuthung rechtfertigen, daß sie das Vorrecht gehabt hätten, beliebig Gefolgschaften zu halten. Zu jenen Dienstgefolgen gehörten wohl auch die hundert Jünglinge, die in jedem Stamme ausgewählt wurden, um in der vordersten Reihe zu kämpfen. Das war auch ein Vorrecht jener Tapfersten unter den Chatten; zu den Hundert zu gehören, war, wie Tacitus sagt, nicht mehr eine Zahl, sondern bereits eine Ehrenname, ein Rangtitel geworden. Diese Doppelkämpfer bildeten noch, _ wie zu Cäsar's Zeit, die Elite der germanischen Heere. — Die Reiterei der Germanen zeichnete sich weniger durch Stärke, als durch die Gewandtheit der Pferde und durch den dichten Anschluß der Reiter aus, die sich in enggeschlossenen Reihen bewegten. Auch germanische Bogenschützen werden erwähnt. Da die Germanen nur wenig Eisen besaßen, so führten sie selten Schwerter und Lanzen, Beile und Streitäxte, sondern gewöhnlich Framen, d. h. Speere zu Wurf und Stoß, mit schmaler eiserner oder am Feuer hart gebrannter Spitze, die sie unglaublich weit zu schleudern vermochten. Im Landsturm griff das Volk, wenn es Noth that, auch zu Keulen, zu Knitteln und Steinen, die, von gewaltiger Faust geschwungen, die römische Kriegskunst oft durchkreuzten. Prahlerischen Schmuck der Waffen, wie ihn die Gallier liebten, kannten die Germanen noch nicht. Nur Wenige hatten Panzer und nur hier und da blinkte ein erbeuteter Helm. Aber ihre hölzernen Schilde bemalten sie sorgfältig mit Farben. Als das kriegskundigste Volk unter Allen waren die Chatten berühmt; ja an Manneszucht, Ordnung und Ausdauer im Felde stellt sie Tacitus sogar den Römern gleich. „Die Anderen," sagte er, „ziehen in die Schlacht, aber die Chatten verstehen es, Krieg zu führen." Die Hauptstärke der germanischen Heere bestand natürlich im Fußvolk. Pferde besaßen nur die Vermögenderen. Die Germanen kämpften in keilförmiger Schlachtordnung. Die Flucht während des Gefechts war kein Schimpf, sondern galt als Klugheit, wofern der Fliehende zur rechten Zeit wieder umkehrte. Doch die Leichen der gefallenen Brüder gaben sie nicht Preis, und den Schild zurückzulassen, war eine Schmach, welche Verachtung und Ausschließung aus der Gemeinde der Freien nach sich zog. Viele, die ihre Niederlage in der Schlacht überlebten, haben sich aus Kummer aufgehängt. Doch sieht man hier, daß die Germanen die Furcht vor dem Tode zwar für schimpflich hielten, sie aber nicht als Feigheit am Leben straften. Für Feigheit mochte es nur gelten, sich schon vor der Möglichkeit des Todes zu fürchten und dem Kriege überhaupt zu entlaufen. Die anderthalb Jahrhunderte von Cäsar bis Tacitus waren für die Germanen eine Zeit großer geistiger Anregungen gewesen. Wie fruchtbare

5. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 41

1880 - Berlin : Nicolai
41 Gewitterschauer waren die Freiheitskriege über das Volk gekommen und hatten die verborgenen Kräfte des Volksgeistes geweckt. Sie sangen Lieder, Barditus nennt sie Tacitus, welche den Muth entflammten und mit Sreges-gewißheit erfüllten. Er nennt diese Lieder wahre Ausbrüche unbändiger Kampfeslust. Auch größere Heldenlieder gab es zum Preise der Tapferkeit. Sie wurden in den Gelagen gesungen, bevor die Krieger zur Schlacht zogen. In solchen Liedern ward Arminius gefeiert. Auf die Beschaffenheit dieser ältesten Dichtung können wir freilich aus den jetzt vorhandenen, um sieben und acht Jahrhunderte jüngeren Bruchstücken altdeutscher Poesie kaum zurückschließen. Aber gewiß war die Sprache wo möglich noch tönender, urkräftiger, das alliterirende Wiederholen der Laute — die wie Schilde und Speere im Tact zusammenschlugen — noch gewaltiger. Durch Mark und Bein gingen diese Gesänge dem Hörer; sie erfüllten den Germanen mit Siegesmuth, den Römer mit Schrecken. Um den Schall des Schlachtgesanges zu verstärken, hielten sie die Schilde an den Mund, so daß es den Römern wie übernatürliches Getöse, nicht wie menschlicher Gesang erschien. Dieser Musik mochte der Tanz entsprechen, auch bei den Germanen die älteste aller Künste. Er war kriegerisch-religiös. Die Jünglinge führten nackt zwischen Schwertern und Framen ihre Tänze zu Ehren des Kriegsgottes auf.*) Die Poesie war übrigens ein Gemeingut des Volkes, wie das Recht und der Gottesdienst. Eine besondere Sängerzunft, wie die celtischen Barden oder die seandinavischen Sealden, gab es bei den Germanen nicht. Kriegsruhm und Gesangesgabe zierten denselben Mann, der zu Hause Priester, in der Gemeinde Richter war. Glaube, Poesie und Recht, Priester-, Sängerund Richteramt flössen aus einer und derselben Quelle, aus dem freien, durch keine Schranke gehemmten Geiste der Nation.**) Wetigion der Germanenf). Was wir von der Religion unserer Urväter aus den Schriften der Alten und einheimischen Denkmälern erfahren, ist sehr wenig, kann aber glücklicherweise aus den uns erhaltenen Religions- und mystischen Schriften der Skandinavier, aus der Edda (zu Deutsch: Urgroßmutter), der „nordischen Bibel" ergänzt werden. Es ist oben erwähnt worden, daß die Germanen vor ihrer Einwanderung in Deutschland eine Zeit lang in Skan- *) Die Männer schwangen da zuerst nach einem dreimaligen Umtanz die Schwerter in den Scheiden in die Luft, zogen dann blank und bewegten sich unter Lufthieben nach bestimmter Form durch einander, so daß ihre Klingen eine sechseckige Rose bildeten. Plötzlich lösten sie diese wieder auf und über dem Kopfe jedes Einzelnen zeichneten sie im Fechten eine viereckige Rose. Dann bewegten sie sich heftiger und rascher, schlugen die Schwerter gegeneinander und beendeten mit einem raschen Rückwärtssprunge das schöne Kampfspiel, zu dem Gesang und Musik ertönten. So war es wenigstens im Norden, freilich in viel späterer Zeit. Weinhold, nordisches Leben, 466 ff. **) Vergl. die klassische Darstellung G. Freitags: Aus der Römerzeit in „Bilder aus dem Mittelalter", I. S. 27 ff. f) Sugenheim, Geschichte des deutschen Volkes und seine Cultur I. 58. Die Darstellung Sugenheims beruht auf den grundlegenden Arbeiten von I. Grimm, deutsche Mythologie; Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie und Lüning, Einleitung zu seiner Ausgabe der Edda. Sch.

6. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 129

1880 - Berlin : Nicolai
1*29 derselben berichtet worden, starb die Königin Hildegard, seine Gemahlin, am letzten des Ostermonats, noch ehe er aus Diedenhofen aufgebrochen war. Nachdem er ihr die letzten Ehren erwiesen hatte, führte er_ seinem Plane gemäß sein Heer nach Sachsen. Und wie et erfuhr, daß die Sachsen sich bei Theotmelli*) zum Kampf rüsteten, zog er so rasch als möglich gegen sie und brachte ihnen in der Schlacht, die nun geliefert ward, eine solche Niederlage bei, daß von ihrer zahllosen Menge nur sehr wenige entkommen sein sollen. Von dem Schlachtfeld zog er sich nach Padrabrunnon zurück, schlug hier ein Lager und wartete den Heerestheil ab, der noch aus Franken nachrücken sollte. Wie er hörte, daß die Sachsen sich im Land der Westfalen an der Hase**) sammelten, um ihm dort, wenn er gegen sie anrückte, eine Schlacht zu liefern, so zog er, sobald als er die erwarteten fränkischen Truppen mit denen, welche er bei sich hatte, vereinigt hatte, dorthin ab und stritt mit den Sachsen ebenso glücklich als das erstemal. Eine zahllose Menge von ihnen wurde niedergehauen, große Beute gemacht und sehr viele in die Gefangenschaft abgeführt. Von da wandte er sich siegreich gegen Morgen und zog alles verwüstend zuerst bis an die Weser, hierauf bis zur Elbe. Alsdann kehrte er zurück nach dem Frankenlande und nahm die Fastrada, eine Tochter des Grasen Radolf und eine Frankin Don Geschlecht, zur Gemahlin, die ihm zwei Töchter gebar. In dem nemlichen Jahre starb am 4. Juli des Königs Mutter Berthrada guten Angedenkens. Er selbst verlebte den Winter zu Heristall und feierte daselbst Weihnachten und Ostern. 783. Sobald die günstige Jahreszeit gekommen war, setzte der König, entschlossen dem sächsischen Krieg ein Ende zu machen, mit seinem Heere bei Lippeham über den Rhein und kam die Gaue der Westfalen verwüstend bis zur Weser. Hier schlug er an dem Orte Hueulb:***) ein Lager, sah aber, daß er wegen der großen Ueberschwemmungen, die damals nach plötzlichen Regengüssen eingetreten waren, nicht, wie er die Absicht gehabt hatte, nach den nördlichen Theilen des Sachsenlandes ziehen könne. Darum wandte er sich nach Thüringen und ließ seinen Sohn Karl mit einem Theil des Heeres im Lande der Westfalen zurück. Er selbst kam auf dem Wege nach Thüringen in die sächsischen Ebenen an der Elbe und Saale, verwüstete die Felder der Ostsachsen, brannte ihre Dörfer nieder und kehrte dann nach dem Frankenlande zurück. Sein Sohn Karl stieß an der Lippe auf das Heer der Sachsen und lieferte ihm ein glückliches und erfolgreiches Reitertreffen. Eine große Anzahl von ihnen wurde niedergemacht, die übrigen flohen nach allen Seiten hin, er selber kehrte siegreich zu seinem Vater nach Worms heim. Der König aber bot nochmals ein Heer auf und zog nach Sachsen; Weihnachten feierte er in seinem Lager an der Emmers), dann rückte er verwüstend nach Rimi am Zusammenfluß der Weser und Werne. Da jedoch die Strenge der Winterszeit sowie die bedeutende Ueberschwern= mung ein weiteres Vorrücken unmöglich machte, begab er sich nach der Aeresburg ins Winterlager. 784. Da er hier den Winter zubringen wollte, hatte er seine Gemahlin und *) Detmold. **) Also wohl in der Nähe von Osnabrück. ***) Hockeleve oder mit neuerem Namen Petershagen unterhalb Minden, t) Ambra. I. 9

7. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 109

1880 - Berlin : Nicolai
109 Baut, über den Hausen werfen, daß sie wenigstens sein Werk bedeutend trüben konnten: wer will es leugnen? Bonifacius glaubte sich nun von seinem Standpunkt aus berechtigt, gegen diese Männer einzuschreiten. Beide wurden im Sommer 743 durch Karlmann verhaftet und auf der schon genannten Synode von Soissons verdammt. Sie wurden wieder steigelassen. Zwei Jahre nachher aber im Oktober 745 ließ der Papst Zacharias eine Synode in Rom halten, an welcher ein von Bonisaz abgesandter Priester (Deneard) gegen die beiden Jrrlehrer als Kläger auftrat. Die Synode sprach das Verdammungsurtheil, aber die Verdammten kehrten sich weder an diesen Spruch, noch an einen spätern, der im Jahre 747 über sie erging. Adalbert ward endlich im Kloster Fulda eingesperrt. Er entkam, wurde aber, als Flüchtling umherirrend, von Hirten auf dem Felde erschlagen. Clemens Ende ist unbekannt. Von den ostfränkischen Völkern blieben noch immer die östlich von den Friesen wohnenden Sachsen dem Christenthum abgewendet.*) Aus der Zeit der Weroviirger.**) Deutsche Bauern hausten in den Trümmern blühender Römerstädte, wie Worms, Mainz, Speier, Straßbürg; in Gallien, Spanien, Italien erhielt sich das städtische Leben. „In den engen Straßen der Frankenstadt, „sagt Freytag," handelte neue und alte Welt in buntem Gemische durcheinander. Eine reisige Schar mit Helm und Panzer zog daher auf starten Kriegsrossen; oder der Jagdzug eines Königssohnes, die Knaben den Köcher auf der Schulter, den Speer in der Hand, die Hunde am Leitseil, den Falken über dem Fausthandschuh. Vornehme Frankenfrauen, in der Sänfte getragen oder zu Rosse sitzend, theilten das Gewühl, und wieder ein stattlicher Geistlicher, in weißer Dalmatine mit Purpurstreif, nach römischem Brauch mit einem Gefolge von Diakonen, Sängern und Thürhütern, handfesten Männern, welche nicht nur das Gotteshaus, sondern auch den geistlichen Herrn zu schützen hatten. Daneben Marktleute vom Lande. Hier die hohe Gestalt des helläugigen Germanen mit blondem Kraushaar, im braunen Lodenwamms, das kurze Schwert an der Seite, eine Axt in der Hand; neben ihm sein Weib im weißen Linnenhemd, über welches die Armilausa geschlagen war, ein ärmelloser Ueberwurf, an der Seite offen, nur über der Schulter geschlossen, auch die Frau von mächtigen Gliedern und einer Hand, die im Streite geballt, sicher Beulen schlug. Vor ihnen gesticulirte der braune Einwohner von Armorika, kenntlich an der Stirnbinde, die er trug, wie das Stadtvolk in Rom, um sich als geborener Römer zu zeigen, der Handwerker mit seinem Schurzfell, Sclaven in jeder Hautfarbe. Mißtrauisch spähte in das Gedränge der christliche Syrer, der damals in den Handelsstätten begünstigter Rival des Juden war, und der reiche Jude, Geldmann der Stadt und Vertrauter des Königs, der auf seinem Klepper, begleitet von einem Zuge dienender Leute, einherritt. Ueber die Karren und Lastwagen ragte der hohe Hals eines *) Unter den Sachsen dieser Zeit haben wir uns die heidnischen Völker an der Weser und Elbe die sogenannten „Engern" Ost- und Westfalen zu denken, die an die Sitze der Friesen und Franken grenzten. Sie hatten früher Holstein innegehabt, und waren dann südlich vorgeschoben worden, worauf sie das Thüringer Land eroberten. Schon unter Pippin dem Kleinen hatten Versuche stattgefunden, sie unter fränkische Botmäßigkeit zu bringen: ihre Freiheitsliebe hatte aber jedem Andrang widerstanden. Ihre Religion war die alt-germanische des Wodan- (Odin-) Dienstes. **) Stadt und Land. G. Freytag, Bilder aus dem Mittelalter S. 270—309.

8. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 111

1880 - Berlin : Nicolai
111 matten am wenigsten wissen, denn auch die schriftlichen Auszeichnungen wurden spärlich. Unterdeß war der Germane Landwirth geblieben, er kannte außer seiner Hufe kein anderes Eigen, welches Erträge gab. Diese bestanden in Vieh und Frucht, welche er selbst baute, und in den Leistungen an Getreide und Viehhäuptern, welche ihm seine Unfreien und Hintersassen zahlten, weil er der wahre Eigenthümer des Bodens war, aus dem sie saßen. Auch wo der König und der Bischof Geldstücke von abhängigen Männern einnahmen, wurde dies Geld betrachtet wie die Hühner, der Käse und die Scheffel Weizen, als Gegenstände des Verbrauchs, die man aufsammelte oder gegen Waaren umtauschte, die man aber nicht wieder benutzen konnte, um von ihnen einen Zins zu ziehen. Das Geld war dem Abendlande etwas ganz anderes geworden, als es im blühenden Alterthum gewesen war, nicht das Mittel Reichthum zu erwerben, sondern ein Theil des Erworbenen. Wenn die Kirche um diese Zeit dem Christen für unziemlich erklärte, Geld gegen Zinsen zu leihen, so setzte sie nichts Neues und Drückendes fest, sie sprach nur aus, allerdings in ihrem Interesse, was nach dem damaligen Zustand der Geldwirthschaft für den Germanen in der Ordnung war. Da aber der Verkehr Geldleihen um Zins doch nicht ganz entbehren konnte, so wurden die Juden, welche das Kirchengesetz ohnedies nichts anging, auch gesetzlich autorisirt, gegen Zins zu leihen; sie wurden privilegirt für die Geldgeschäfte, die sie bereits thatsächlich in der Hand hatten, und kamen dadurch in eine unerhörte Stellung zu den abendländischen Völkern. Sie allein vermochten im modernen Sinne reich zu werden, indem sie das Capital arbeiten ließen, und sie wurden bei hohen Zinsen und bei Darlehen gegen sicherndes Faustpfand unvermeidlich sehr reich und in gewissem Sinn die stillen Regenten der Mitlebenden. Aber sie lebten in einer räuberischen Zeit, in welcher ihr Gewinn fortwährend die Habsucht der Schlechten und die Bekehrungslust der Frommen aufregte, sie blieben deshalb durch das ganze Mittelalter die Banquiers und Capitalisten und wieder die Ausgeplünderten und Beraubten, der Kirche höchst anstößig und doch sehr begehrenswerth, vom Volk verachtet und gefürchtet, Vertraute und Opfer der Könige. Auch in den Städten des Römergebietes war der freie Germane nicht Handwerker, sondern Wirth, auch dort besaß er ein Eigen in Haus, Flurstück, Weinberg, sein Grundbesitz erwies ihn nicht nur als freien, waffenfähigen Mann, er umschloß ihm auch die ganze Möglichkeit zu leben; wer aus der Heimat schied, dem versiegten alle Quellen seiner Existenz, sobald er seine letzte Goldmünze oder Halskette um Nahrung verkauft hatte. Wer Geld zu zahlen hatte als Buße für ein Vergehen und keinen Schatz besaß, der mußte sich seines Eigenthums entäußern, indem er es einem benachbarten Grundherrn, dem Bischof, dem Könige verkaufte und von diesem zurück empfing gegen einen jährlichen Zins, der fortan das Grundstück belastete, ihn selbst aus freiem Eigenthümer zum Zinspflichtigen eines Herrn herabdrückte. Auch auf diesem Wege begann die Verschlechterung in der Lage der Gemeinfteien; allerdings arbeitete noch vieles Andere daran, sie herab zu drücken. Dieser niedrige Zustand der Geldwirthschaft dauerte durch Jahrhunderte bis zur Entwickelung der deutschen Städtekraft. Unbehülflich und langsam wälzte sich das Geld aus einer Truhe in die.andere, lange Zeit

9. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 139

1880 - Berlin : Nicolai
139 jähren religiösen Uebungen widmete; sie hat er mit gleich großer Liebe wie seine Mutter verehrt. Seine Kinder erzog er so, daß sowohl die Söhne, wie auch die Töchter zuerst in den Wissenschaften, mit denen er selbst sich eifrig beschäftigte, unterwiesen wurden. Sobald es dann das Alter gestattete, mußten die Söhne nach Sitte der Franken reiten, sich mit den Waffen und auf der Jagd üben, die Töchter aber sich mit der Wollarbeit, mit Rocken und Spindeln abgeben, damit sie nicht durch Nichtsthun träge würden; er ließ sie zu Zucht und Ehrbarkeit anleiten*). Von allen seinen Kindern verlor er vor seinem Tode nur zwei Söhne und eine Tochter, Karl, seinen Erstgeborenen, Philipp, den er zum König von Italien erhoben und seine älteste Tochter Hruoddrud, die er dem griechischen Kaiser Constantin verlobt hatte. Pippin hinterließ einen Sohn Namens Bernhard und fünf Töchter, an denen der Großvater seine Liebe dadurch bewies, daß er den Enkel dem Vater in der Herrschaft über Italien folgen, die Enkelinnen aber mit feinen eigenen Töchtern erziehen ließ. Obgleich er den Tod feiner Kinder mit der ihm eigenen Hochherzigkeit sehr gelassen trug, so konnte er doch bei seiner väterlichen Liebe, die ihn nicht weniger auszeichnete, die Thränen nicht zurückhalten. Auch bei der Nachricht von dem Tode des Papstes Hadrian, den er zu seinen vorzüglichsten Freunden zählte, weinte er, als habe er einen geliebten Sohn oder Bruder verloren. Für Freundschaften war er so empfänglich, daß er sich ihnen nicht nur leicht zuneigte, sondern sie auch unverbrüchlich sest hielt und die treueste Anhänglichkeit denen bewies, mit denen ihn einmal das Band der Freundschaft verknüpfte. Auf die Erziehung der Söhne und Töchter verwandte er eine solche Sorgfalt, daß er zu Haufe niemals ohne sie aß, nie ohne ihre Begleitung reiste; die Söhne ritten neben ihm, im letzten Zuge folgten von einer Schaar von Leibwächtern beschirmt, die Töchter. Diese waren sehr schön und wurden von ihm innigst geliebt, um so mehr nimmt es Wunder, daß er keine derselben einem seiner Vasallen gab, noch in die Fremde verheirathete, sondern alle bis an seinen Tod bei sich behielt, indem er sagte, er könne ihres Umganges nicht entbehren**). Hier erfuhr er, obgleich fönst fo glücklich, die Tücke eines widerwärtigen Geschickes; er ließ sich jedoch so wenig davon merken, als wenn über keine seiner Töchter weder jemals ein Verdacht erhoben, noch ein Gerücht ausgesprengt worden wäre***). *) Damit hatte er freilich wenig Glück; von mehreren seiner Töchter mußte er sehr Schlimmes erleben. Vergl. d. Anhang zu Abels Uebersetz. der vita K. **) Es ist sehr möglich, daß dies der wirkliche Grund war; denn wer durch ein großes Regentenleben gewöhnt ist, fremdes Dasein für seine Zwecke zu verwenden, dem mischt sich auch in die zärtlichste Empfindung eine fürchterliche Selbstsucht, und die Verderbniß, welche durch solche tyrannische Liebe in dem Leben der eigenen Frau und Kinder hervorgebracht wird, ist häufig die geheime Rache, welche das Schicksal an Herrschergröße übt. Ireytag I. 327. ***) Einen üblen Einfluß auf Karls Handlungen schrieb man seiner Gemahlin Fastrade zu; ihre Grausamkeit habe zu Verschwörungen gegen den Kaiser und zu harter Ahndung derselben geführt, während doch sonst er sich niemals den Vorwurf der Grausamkeit zugezogen habe. Einhard: Vita C. 20.

10. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 145

1880 - Berlin : Nicolai
145 gründ er einer selbstständigen deutschen Schifffahrt gewesen sind. Wie anregend die Niederlassungen und Handelsreisen der Friesen, die sich im Jn-lande vornehmlich auf die Rheingegenden*) und die Messen von St. Denis, im Auslande, aus dem berührten Grunde, auf Britannien erstreckten, in Karl's Tagen auf die Bevölkerung der von ihnen besuchten Theile Deutschlands einwirkten, entnimmt man aus der Thatsache, daß dieser Monarch sich veranlaßt sand, von der den Leuten der straßburger Kirche ertheilten Zollfreiheit den Haupthandelsplatz im eigenen Lande der Friesen, Dorstadt, und Sluis an der Westmündung der Schelde auszunehmen. Denn es ergiebt sich hieraus, daß die Straßburger schon damals nach Friesland und Flandern nicht unbedeutenden Handel getrieben haben müssen, da Karl ohne diesen Umstand sich schwerlich zur fraglichen Exception, um die Friesen mcht eifersüchtig zu machen, bewogen gefunden haben würde. In Folge des von diesen unterhaltenen regen Verkehrs mit England scheint auch zwischen letzterem und den entfernteren Theilen der fränkischen Monarchie, namentlich Italien, eine Handelsverbindung bereits damals entstanden zu sein; die aus einem Schreiben Karl's an König Offa von Mercien resultirende Thatsache, daß nach Rom wallfahrende Briten die Heiligkeit des Pilgergewandes zur Zolldefraudation, zum Schmuggel benutzten, weist darauf hin. Der wichtigste Zweig des Merkantilverkehrs zwischen der Monarchie Karl's und dem Auslande, der mit dem Orient und Indien, befand sich jedoch in seinen Tagen und noch lange nachher fast ausschließlich in den Händen der Juden. Indien und das Morgenland sind bekanntlich, seitdem die germanischen Stämme die Ueberwinder und Erben des römischen Westreiches geworden, das ganze Mittelalter hindurch Hauptquellen des Welthandels geblieben. Der unerschöpfliche Reichthum an Naturprodukten, die den ungebildeten Völkern so reizvoll wie den gebildeten unentbehrlich erschienen, die außerordentliche Vollendung gewisser Zweige der Betriebsamkeit, namentlich der feinern Weberei und Färberei in jenen Theilen Asiens, erzeugten unter den abendländischen Völkern steigendes Verlangen nach diesen Artikeln. Der gewöhnlichste Bezugsweg derselben war der über Konstantinopel und einige Häfen Italiens, die noch unter byzantinischer Herrschaft standen, wie namentlich der über Venedig und Amalfi. Aber sowohl Griechen wie Wälschen nahmen einen ganz unverschämten Nutzen, weshalb die Franken, je unentbehrlicher ihnen die fraglichen ausländischen Erzeugnisse mit dem unter ihnen wachsenden Luxus wurden, sie über Marseille zu beziehen, diese an der nordöstlichen Küste des mittelländischen Meeres so trefflich gelegene Stadt zum Hauptstapelplatz eines direkten Verkehrs mit dem Orient zu erheben suchten. Verschiedene aus der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts uns überkommene, wenn gleich nur dürftige Notizen zeigen, daß diese Bemühungen in der That auch nicht fruchtlos geblreben. Allein die folgenden Zeiten voll innerer Kriege und Zerrüttung im Reiche der Franken/ die *) So wurde der schönste Theil der Stadt Mainz noch bis gegen Ende des neunten Jahrhunderts von friesischen Kaufleuten bewohnt, und aus einer Urkunde vom Jahre 830 ersieht man, daß die Friesen in Worms und anderen Rheinstädten emen schwunghaften Handel betrieben haben müssen. Gsrörer, Gesch. der oft- und westfränkischen Karolinger Ii, 285. Wenck, das fränkische Reich nach dem Vertr v. Verdun 147 (Leipzig 1851.) 10
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