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1. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 3

1915 - Bonn : Hanstein
3 worden ist, betrachtet die Wissenschaft ihn auch als solchen. Seine Schädelbildung zeigt Ähnlichkeit mit der des Australnegers, auf dessen Kulturstufe er gestanden haben mag. Die Schichten, in denen der Neandertalmensch gefunden wurde, waren „mit kieseligen und hornsteinartigen Rollsteinen gemengt“, und gehören wahrscheinlich der Tertiärzeit 2) an. Außer den Menschenknochen fand man im Neandertale zahlreiche Tierknochen vom Mammut, Rhinozeros, Höhlenbären, Riesenhirsch und Pferd und viele Feuersteinspäne. Die Tierknochen rührten meist von jüngeren Tieren her und waren nur Teile von Knochengerüsten. Jedenfalls war hier eine menschliche Siedelung. Der Neandertalmensch ist wahrscheinlich der Vertreter des U r-menschen der Rheinlande. Vielleicht gehört er dem Tertiär, sicher aber der Diluvialzeit an. Bei Andernach fand man zahlreiche zerschlagene Tierknochen und ganze Haufen gehauener Steinwerkzeuge in vulkanische Asche eingebettet. Unter letzteren waren Lanzen-, Pfeilspitzen und Steinschaber; ferner fand man Lanzen und Harpunen aus Renntierknochen. Jagd- und Fischereigeräte ließen die Beschäftigung der Menschen, die dort hausten, erkennen. Im Jahre 1879 untersuchte der Maler Eugen Bracht die sogenannte Buchenlochhöhle bei Gerolstein. Knochenreste vom Mammut, Nashorn, Renntier, Höhlenbär, Pferd, Rind, Wolf, Eisfuchs, Hermelin, Halsbandlemming, von der Zwiebelmaus, dem Moor- und Gebirgsschneehuhn und einem rabenartigen Vogel wurden hier mit Feuersteinen und ganzen und zerschlagenen Rollkieseln gefunden. Auch diese Höhle weist auf das Vorhandensein des Menschen hin, wie die 1911 von Carl Rademacher im Aufträge der Kölner Anthropologischen Gesellschaft untersuchten zwei Höhlen des Kartsteins bei Eserfey in der Eifel. Zwischen Heerdt und Hamm bei Düsseldorf fand man 1895 im Rhein einen Stoßzahn des Mammuts, der anschei- 1) Die Geologen unterscheiden in der Erdgeschichte folgende Schichten: Archaikum, Algonkium, Palaeozci’kum, Mesozoikum, Tertiär und Quartär. Letzteres scheiden sie wieder in Diluvium (Eiszeit) und Alluvium (Jetztzeit).

2. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 8

1915 - Bonn : Hanstein
8 (ausgegraben 1887—88) fanden sich schwach gebrannte und geschwärzte, einfache Tongefäße (Urnen, Näpfe und Becher-chen), Stücke von Eisenlanzen, Bronzeeimerchen, Ringe und Armbänder in Skelettgräbern; in Hermeskeil (ausgegraben 1892—93) ein eiserner Hohlkelt und ein eiserner Pfriemen, und in Wallerfangen (ausgegraben 1854) fand man Arm-und Halsringe aus reinem Goldblech, Ringe aus Bronze und Bernstein und durchbohrte grünliche Glasperlen. Auf die Hallstattzeit weisen bei den letzteren Funden besonders die Armringe hin. Es sind sogenannte Stöpselringe, deren Enden ineinandergesteckt wurden. In die Hallstattzeit versetzt man auch die in den Rhein-landen, besonders auf der linken Rheinseite, vielfach aufgefundenen Ringwälle. Die in Dorfsiedelungen ansässigen Bewohner haben sich wohl in diese Schutzwälle zur Zeit des Überfalles durch fremde Völker zurückgezogen und gegen Angriffe gesichert *). Bei Otzenhausen im Hochwald (Hunsrück) finden wir gut erhaltene Ringwälle, welche die Bauweise derartiger Bergestätten deutlich zeigen. Ähnliche Wälle finden sich auf dem Ringkopf bei Allenbach, auf Vorkastell bei Börfink im Hochwalde, auf der Steinerbergerlei bei Mehren, östlich von den Dauner Maaren, auf dem Berl bei Zell, auf der Dietzenlei, südlich von Gerolstein, und nördlich von diesem Orte auf der Munterlei, am Aremberg, in Berndorf bei Hillesheim, auf dem Ferschweiler Plateau an der Sauer, auf dem Güldenberg am Ostrande der Wah-nerheide u. a. O. Einzelne von diesen Wällen scheinen später von den Römern benutzt worden zu sein. Besonders ausgeprägt ist im Rheinlande die La-Tene-Z e i t. In unseren rheinischen Provinzial-Museen ist sie besonders durch Funde aus der Nahe-, Saar- und Moselgegend vertreten. Den Übergang von der Hallstatt- zur La-Tene-Zeit kündigen Funde bei Hermeskeil (ausgegraben 1892 und 93) an: eine eiserne Lanze und mehrere Urnen, ein langes Eisenschwert, eiserne Lanzenspitzen, ein eiserner Dolch und eine Anzahl anderer Eisen- und Bronzegegenstände wurden hier gehoben. 1) Nach F u h s e , Die deutschen Altertümer (Sammlung Göschen) kommen solche Ringwalle schon in der Bronzezeit vor.

3. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 12

1915 - Bonn : Hanstein
1 12 Wettergott gilt Taranis, die Göttin der Heilquellen war Sirona, die Schutzgöttin der Pferde Epona. Träger der gesamten geistigen Kultur waren die Priester. — Die keltische Kunst zeigt im Rheinlande eine Verschmelzung mit der griechischen, die wahrscheinlich über Massilia Eingang fand. Der im Bonner Provinzialmuseum aufbewahrte Goldschmuck von Waldalgesheim bei Bingen und der Obelisk von St. Goar (das älteste Steindenkmal des Rheinlandes) sind in ih ren Ornamenten stark griechisch beeinflußt. Trotz ihrer vorgeschrittenen Kultur mußten die Kelten seit etwa 500 den von Nordosten vordringenden Germanen weichen. In den Rheinlanden scheint die Keltenherrschaft schon bald ihr Ende erreicht zu haben. Seit dieser Zeit bewohnten sie noch Gallien, Oberitalien und einzelne Striche südlich von der Donau, bis sie den Römern unterlagen. Die Germanen drangen im 2. vorchristlichen Jahrhundert westwärts bis in die Moselgegend und südwärts bis zum Main vor. Die Germanen, wenigstens die Westgermanen, wurden von dieser vorwiegend keltischen Kultur nicht unwesentlich beeinflußt. Nach Tacitus standen die Germanen seiner Zeit noch auf der Stufe der Feldgraswirtschaft. Ihre Wohnungen, die in Dörfern vereinigt, aber auch als Einzelgehöfte verstreut lagen, waren Holzbauten, denen die mit Dünger belegten Wohngruben charakteristisch sind. Jede Wohnstätte war mit einem freien Raume umgeben, „sei es zi:r Sicherung gegen Feuersgefahr, oder weil sie des Bauens noch nicht recht kundig sind“. Zur Zeit des Krieges verließen die Germanen ihre Wohnstätte und suchten teils in Wäldern, teils in Fluchtburgen (Ringwällen?) Schutz vor dem Feinde. Schutz des eigenen Herdes und der Sippe war die Pflicht des freien Germanen, und dieser Schutz forderte Krieg. Mit Stein-, Bronze- und Eisenwaffen führten die freien Männer Kampf gegen die Tiere des Urwaldes, Kampf aber auch gegen feindselige Menschen. Die Bestellung des Ackers und die Hausarbeiten besorgten Frauen undknechte. An den Volksversammlungen, die über des Stammes Wohl und Wehe berieten, beteiligten sich nur die Freien. Auf den Höhen der Berge oder in den heiligen Hainen loderten Götteropfer und trugen zum Asgard, dem Sitze Wotans

4. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 14

1915 - Bonn : Hanstein
von dort über Wiesbaden, Limburg, Aitenkirchen nach Siegburg. Unter dem Namen „Muspad“ (Mautspfad?) läßt sie sich von hier aus an Troisdorf, Immigrath, Opladen vorbei bis zur Wupper verfolgen. Sie führt dann über Hilden, den Grafenberg, Ratingen an Lintorf vorbei nach dem alten Asciburgium (Essenberg). Hier war eine griechische Schiffstation. So stellten diese Rheinstraßen eine Verbindung zwischen Massilia bzw. Italien und der Nordsee her. Die bedeutendste scheint die östliche Straße gewesen zu sein. Daß an ihr viele Siedelungen lagen, beweisen die zahlreichen Gräberfelder (s. o.), die in ihrer Nähe aufgedeckt wurden. Diese Straßen bildeten die Hauptverbindung zwischen den Rheinbewohnern und den Kulturvölkern des Altertums. Besonders waren es die Ubier, die den römischen Handel am Rhein vermittelten und dadurch mit den Römern in nähere Beziehung traten. Die Ubier befuhren schon früh mit Flößen, Kähnen aus ausgehöhlten Baumstämmen und Fahrzeugen aus Weiden geflochten und mit Tierfellen überspannt, den Rhein. Sie kannten schon Wasserfahrzeuge, in denen dreißig Mann Platz fanden. Ihre Schiffe benutzte Cäsar später mehrfach zum Truppentransport. Haus-, Feld-und Jagdgeräte, Waffen, Schmuck, Öl und Wein bildeten die Gegenstände der Einfuhr, Getreide, Vieh, Häute, Pelze, Frauenhaare und Sklaven wurden ausgeführt. Zahlreiche Gräberfunde an Rhein, Mosel und Saar zeigen uns Geräte aus Gold, Erz und Eisen (Schmuck, Kämme, Amphoren, Kessel, Eimer, Messer, Sichel u. a.), die vielfach etruskischer Abstammung sind. Ursprünglich war der Handel jedenfalls reiner Tauschhandel; doch schon früh kam auch am Rhein das Geld als Tauschmittel in Gebrauch. Eiserne Würfel als Geld waren schon den Kelten bekannt, und lange vor der Römerzeit prägte man am Rhein Gold-, Silber-, Kupfer- und Bronzemünzen. Neben dem Handel, bei dem das Geld in Gebrauch war, erhielt sich freilich auch noch lange der Tauschhandel. Die Verkehrswege waren jedenfalls vor der Ankunft der Römer nicht besonders gut; doch haben die Römer zweifellos vielfach keltische und germanische Straßen als Unterlage ihres Straßenbaues benutzt. Den Römern sollte es Vorbehalten bleiben, die Rhein-lande auf eine höhere Stufe der Kultur zu erheben.

5. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 94

1915 - Bonn : Hanstein
94 Wie locker und unsicher in der folgenden Zeit das Verhältnis zwischen Reichsfürsten und Kaiser war, zeigt vor allem hier am Rhein die Jülicherfehdein den Jahren 1542/43. In jugendlichem Übermute griff der Herzog von Jülich-Cleve-Berg, Wilhelm der Reiche, wegen der Erbfolge in Geldern gegen Kaiser Karl V. zu den Waffen, Er unterlag jedoch. Die blühende Stadt Düren wurde vom Kaiser am 24. August 1543 erobert und zerstört, und das ganze Herzogtum Jülich geriet an den Rand des Verderbens. Fremde Söldnerscharen blieben auch nach Beendigung des Krieges noch im Herzogtum. Der Herzog suchte nach Kräften seinem Volke wieder aufzuhelfen. Aus seinem Silbergerät ließ er Geld prägen — Talerstücke in viereckiger Form —, und er sorgte besonders dafür, daß die Städte gut befestigt und bewacht wurden. In demselben Maße, wie das Reich vom Höhepunkte seiner Macht sank, hob sich die Macht der Fürsten. Das 14., 15, und 16. Jahrhundert ist das Zeitalter der Ausbildung territorialer Staatsgewalten. Die Territorialfürsten unterwarfen sich nach Möglichkeit auch die freien Städte. Boppard, zur Zeit der Hohenstaufen freie Reichsstadt, kam 1312 unter die Herrschaft der Erzbischöfe von Trier. Noch im Jahre 1497 erhob sich die Stadt, wurde aber vom Erzbischof im Verein mit dem Pfalzgrafen bei Rhein bezwungen. Auf ähnliche Weise kam Düren unter die Herrschaft der Jülicher Herzöge. Das Streben der Städte Coblenz (1560) und Trier (1568/80), die Reichsunmittelbarkeit zu erlangen, war vergebens. Stärker noch als auf politischem Gebiete zeigt sich das individualistische Streben der Neuzeit in allen Erscheinungen des wirtschaftlichen, sozialen und geistigen Lebens des 15. und 16. Jahrhunderts. * * * Der Schauplatz des Lebens im ausgehenden Mittelalter sind vorwiegend die Städte. Verhältnismäßig zahlreich entwickelten sich diese besonders seit dem 13. und 14. Jahrhundert am Rhein. Den Grund zu den meisten Rheinstädten legten die Römer (s. o.). Zwar zerstörten die Franken die ehemaligen Römerstädte und ließen sich auf den Trümmern

6. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 99

1915 - Bonn : Hanstein
99 last rechnete, maß man von nun ab mit der Ohm, die etwa 135 Liter hielt. Wie sehr man aber auch darauf hielt, den guten Ruf des Cölner Weinhandels zu erhalten, zeigen die harten Strafen, mit denen man die Weinfälscher belegte. Wie der Handel mit Wein, so war auch der übrige Handel einer scharfen Kontrolle unterworfen. — Die Handelsverbindungen rheinischer Kaufleute reichten weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Gegen Schluß des Mittelalters unterhielten Cölner Kaufleute Handelsbeziehungen mit Venedig, Sizilien, Portugal, Spanien und Frankreich, mit ganz Deutschland, Böhmen, dem gesamten Nordosten, Norden und Nordwesten von Europa. Die Bürger des Mittelalters waren im allgemeinen arm an Geld. Durch den erhöhten Verkehr indes nahm der Vorrat an barem Gelde immer mehr zu. Die Folge war ein Sinken des Zinsfußes. Während dieser noch im 14. Jahrhundert auf 10% stand, sank er bis 1550 auf etwa 5°/0. So kam allmählich das Kapital als Unternehmerfonds zur Geltung. Gleichzeitig mit dem Handel entwickelte sich das Gewerbe. Es stützte sich im wesentlichen auf die Zünfte, Diese entstanden vielfach aus kirchlichen Bruderschaften, die bis ins 11. und 12. Jahrhundert zurückreichen. In den rheinischen Städten kamen die Zünfte in der zweiten Hälfte des 14. und der ersten des 15. Jahrhunderts zu ganz besonderer Blüte. Nachdem sie zahlreiche Kämpfe (z. B. in Cöln und Aachen) siegreich durchgefochten hatten, wurden sie bald die eigentlichen Träger der städtischen Verfassung. Der Verkehr am Rhein wurde seit dem Ende des 16. Jahrhunderts durch das Postwesen gefördert. Unter Kaiser Maximilian I. entstand 1516 aus den Kurierrittern die erste deutsche Reichspost, deren Unternehmer der Italiener Franz von Taxis wurde. Es war anfangs eine reitende Botenpost, die amtliche und private Briefe und Pakete beförderte. Die Hauptpoststraße führte von Wien nach Brüssel über Kreuznach und durch das Hunsrück- und Eifelgebiet. Den Sohn des ersten Unternehmers, Leonhard von Turn und Taxis, ernannte Karl V. zum niederländischen Generalpostmeister. Da der Generalpostmeister in den Jahren 1576—-1584 seinen Verpflichtungen nicht nachkam, übertrug Kaiser Rudolf Ii. 1584 die Leitung der Post dem

7. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 102

1915 - Bonn : Hanstein
102 gleich zu anderen Beamten *) recht hoch. Für die Heizung im Winter hatten die Kinder oder deren Eltern meist selbst zu sorgen. In Kapellen mußte jeder Bauer, dessen Kind die Schule besuchte, einen Wagen Holz liefern, wenn er einen Anspann hatte. Beim Ausgang des Mittelalters beginnt die Geschicht-schreibung allmählich immer zielbewußter ihre Tätigkeit. Unter den zahlreichen deutschen Chroniken nimmt die ,,Cronica van der hilligen stat van Coellen“, die ein Ungenannter 1499 in niederdeutscher Mundart veröffentlichte, eine der ersten Stellen ein. Sie ist nicht nur eine Chronik der Stadt, sondern auch eine Weltchronik. Für die rheinische Kulturgeschichte, besonders für die Kenntnis des bürgerlichen Lebens in Cöln ist das ,,Buch Weinsberg“ von besonderer Bedeutung. Hermann von Weinsberg (1518/98) war Cölner Bürger; er berichtet ausführlich über das häusliche, gesellschaftliche, gewerbliche, kaufmännische und politische Leben der freien Reichsstadt. Durch die großen Entdeckungsreisen, die man im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts machte und die die europäische Welt gewaltig aufregten, wurde die Erdkunde eine volkstümliche Wissenschaft. Sowohl weitere Volkskreise, wie auch die Gelehrten beschäftigten sich gerne mit ihr. Der Begründer der neuen Geographie, Gerhard K r e m e r , oder wie er sich nach der Sitte damaliger Zeit nannte, Merkator, ist nach Abstammung und Leben ein Sohn der Rheinlande, Er wurde am 5. März 1512 in Rupel-monde in Flandern geboren, als seine Eltern, die im Herzogtum Jülich wohnten, dort zu Besuch weilten. Die erste Erziehung leiteten die Eltern. Die weitere Ausbildung erhielt der Knabe im Kloster der Brüder vom gemeinsamen Leben in Herzogenbusch und auf der Universität zu Löwen, die er seit 1530 besuchte. Hier trieb er anfangs humanistische und philosophische Studien, später aber wandte er sich ausschließlich der Mathematik, Astronomie und Geographie zu. In der Geographie fand Kremer das Gebiet seiner erfolgreichen Tätigkeit, und nach gründlichen Vorstudien trat er schon im Jahre 1537 mit seinem Erstlingswerke an die 1) Der Dombaumeister zu Frankfurt bezog 10—20 Gulden jährlich.

8. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 69

1915 - Bonn : Hanstein
69 der Folgezeit vergeblich versuchte, die Scharte seiner Niederlage auszuwetzen, war gebrochen. Der Erzbischof Wilhelm von Gennep wurde 1356 durch die Goldene Bulle in die Zahl der Kurfürsten aufgenommen. Mit und neben dem Erzbistum entwickelte sich die S t a d t C ö 1 n im Mittelalter zu ganz besonderer Bedeutung. Sie entstand aus dem Bezirk der römischen Garnisonstadt, und da sie Bischofsstadt wurde, so rettete sie mannigfache Spuren des Handels und Gewerbefleißes in die fränkische Zeit hinüber. Mit der Herausbildung des neuen Reiches unter den Ottonen erwuchs der städtische Wohlstand aufs neue. Damals wurden die Erzbischöfe die Herren der Stadt. Um 940 erweiterte Bruno den Mauerring zum Rhein hin, um das für die Entwicklung des Handels so wichtige Ufergelände zu schützen. Herr der Stadt war im 12. Jahrhundert der Erzbischof, doch standen ihm die Bürger als freie Männer gegenüber. Der Erzbischof war durch königliche Verleihung Inhaber des höchsten Gerichtes, des Hochgerichtes auf dem Domhof. Oberster Richter war der Burggraf, der sein Amt als erzbischöfliches Lehen besaß. Zweiter Richter war der erzbischöfliche Vogt, der Verwalter der Einkünfte der erz-bischöflichen Höfe. Das Urteil am Hochgericht sprachen die Schöffen, die auch die Verwaltung und Gesetzgebung in der Stadt in Händen hatten und vom Erzbischof aus den Geschlechtern ernannt wurden. Der Erzbischof besaß außerdem die Zölle, die Münze und den Judenschutz als Regalien. Das Streben der Bürger ging allmählich dahin, sich vom Erzbischof unabhängig zu machen. Ausgangs- und Mittelpunkt dieser Bestrebungen war das Marktviertel am Rhein, Heinrich Iv. verlieh den Bürgern das Befestigungsrecht (1106), das den Grundpfeiler der Selbständigkeit der Stadtgemeinde bildete. Das Jahr 1180 brachte eine umfassende Stadterweiterung. Durch diese wurde die steuerkräftige gewerbliche Bevölkerung in den Stadtverband aufgenommen. Zu dieser Zeit begann auch das Cölner Stapelrecht den Rheinhandel zu beherrschen, und die Handelsbeziehungen zu London erhielten ihre feste Unterlage im Stahlhof. Die Verwaltung der Stadt lag am Ende des 12. Jahrhunderts noch in den Händen der Schöffen. Aber schon 1216 zeigt sich eine neue Behörde, der Rat, der alle nichtrichterlichen Rechte der Schöffen an sich zu bringen wußte. Erzbischof Engel-

9. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 148

1915 - Bonn : Hanstein
148 Ix. Die Rheinlande unter französischer Herrschaft. Die Französische Revolution und die nachfolgenden Kriege blieben, wie zu erwarten war, in den Rheinlanden nicht wirkungslos. Als die Kunde von denunruhen in Frankreich über die Grenze drang, empörten sich im Fürstentum Malmedy-Stablo die Bauern gegen ihren Landesherrn und verlangten größere Freiheit. Auf die Bitte des Fürst-Abtes sandte der Erzbischof von Cöln sogleich sechs Kompagnien ab, die die Aufrührer rasch beruhigten. Der Hauptstrom der französischen Emigranten, die infolge der Revolution ihre Heimat verließen, ergoß sich in das Erzbistum Trier. Sie wurden anfangs gern gesehen; denn sie bezahlten bar, und die Preise, besonders die Wohnungsmieten, stiegen in Trier und Coblenz bedeutend. Als aber die königlichen Prinzen in Coblenz ein Emigrationsheer von 20000 Mann sammelten undfrankreich an Österreich und Preußen den Krieg erklärte, wies der Trierer Kurfürst Clemens Wenzeslaus die Emigranten aus. Hin und wieder befanden sich jedoch noch bis zum Jahre 1794 zahlreiche Flüchtlinge im Trierer Erzstifte. Der Cölner Erzbischof Max Franz war vorsichtiger als der Trierer Kirchenfürst. Er erließ scharfe Verordnungen gegen die Emigranten und verweigerte ihnen die Erlaubnis, sein Land zum Herde einer Gegenrevolution zu machen, trotzdem auch er, wie der Kurfürst von Trier mit dem französischen Königshause nahe verwandt war. Die preußische Armee unter dem Herzoge Karl von Braunschweig, die 1792 in Frankreich einfiel, nahm ihren Weg durch das Moseltal. In Coblenz erließ der Herzog an die Bewohner Frankreichs am 25. Juli jenes Manifest, das die Franzosen so sehr erbitterte und ihren Nationalstolz entflammte. Das Emigrantenheer schloß sich der preußischen Armee an. Am 30. September überfiel der französische General Custine Speyer und nahm die Stadt ein. Doch er kehrte

10. Heimatgeschichte der Rheinprovinz - S. 156

1915 - Bonn : Hanstein
156 Als die Revolutionsheere im Jahre 1794 an den Rhein kamen und den Bewohnern die ersehnte Freiheit zu bringen vorgaben, wurden sie vielfach mit Jubel empfangen. Diese Freiheit aber sollte dem Volke teuer zu stehen kommen. Schwere Militärlasten wurden vielfach mit Gewalt erpreßt. Cöln, das damals etwa 43 000 Einwohner zählte, bezahlte bis zum Jahre 1798 über 2 Millionen Francs an barem Gel de ohne die Naturallieferungen. Trier und die umliegenden Orte mußten 3, Coblenz und die Orte auf der rechten Rheinseite gar 4 Millionen Livres aufbringen. Für Schanzarbeiten und zur Feuerung wurden stellenweise die Waldungen völlig vernichtet. Vom Herbst 1794 bis Frühjahr 1796 hat die Bevölkerung zwischen Maas und Rhein durch Kriegssteuern, Plünderungen, Erpressungen und Beitreibung des Truppenbedarfs einen Verlust von etwa 23 Millionen erlitten, wie Mitglieder der Zentralverwaltung in Aachen dem Direktorium in Paris vorrechneten. Die Preise der Lebensmittel stiegen bedeutend. In Bonn kostete 1795 ein Malter Korn 32—36 Gulden (etwa 22—24 Rthlr.), das 7pfündige Schwarzbrot 18 Stüber (1 Gulden = 20 Stüber). Die unverhältnismäßig hohen Preise waren nicht allein in den Kriegskontributionen begründet. Ihr Grund lag vielmehr in der Assignatenwirtschaft, Bereits im Jahre 1789 hatte man infrankreich zur Steuerung der Geldnot die Kirchengüter eingezogen und sie zur Sicherung des neuen Papiergeldes, der Assignaten, verwendet. Da die Assignaten aber in einer Menge ausgegeben wurden, die dem Werte der eingezogenen Güter gar nicht entsprach, so sanken sie bald im Kurs und wurden später völlig wertlos. Vom Ende des Jahres 1794 bis zum August des folgenden Jahres sank ihr Kurswert in Paris von 22 auf 21/2 Prozent des Nennwertes. Dabei zwangen die Franzosen die Bewohner am Rhein, die „Münze der Freiheit“ zum Nennwert in Zahlung zu nehmen. Abgaben aber nahmen sie nur in gangbaren Metallmünzen. So ist es erklärlich, daß im April 1795 in Aachen ein Pfund Zucker 400, ein Pfund Seife 230 Livres in Assignaten kostete. Die Assignatenwirtschaft hat in Verbindung mit den hohen Kriegsabgaben im Rheinlande unermeßliche Werte vernichtet und die Bewohner auf Jahre hinaus wirtschaftlich ruiniert. Dazu kam noch, daß bei der Besitznahme der Rhein-
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