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1. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 60

1881 - Danzig : Boenig
60 und sprach: „Der Mann ist nackt und bloss es muss ja grad auch Geld nicht sein, ich will ihm dennoch was verleih’n!“ Sein Schwert drauf mit der Faust gefasst, haut er von seinem Mantel fast des einen Zipfels Hälft’ herab, die er dem armen Manne gab. Der Arme nimmt das Stück sogleich und wünscht dafür das Himmelreich dem guten, frommen Reitersmann, der sich nicht lange drauf besann. Wie der gesagt sein Gratias, so reitet dieser auch fürbass zu einer armen Witwe Thür und legt daselbst sich ins Quartier, nimmt Speis und Trank ein wenig ein — es wird nicht viel gewesen sein. Nachdem er also trunken, gessen und das Gebet auch nicht vergessen, legt er sich nieder auf die Streu. Ob’s eins gewesen oder zwei, das hat die Chronik nicht gemeld’t: drum lass ich's auch dahingestellt. Alsbald begiebt sich’s in der Nacht, dass er von einem Glanz erwacht, der zwingt das Aug" ihn auszuschließen, Da steht ein Mann zu seinen Füssen, sein Haupt trägt eine Dornenkron’; er ist’s, er ist’s, des Menschen Sohn! Mit tausend Engeln, die ihm dienen, ist plötzlich unser Herr erschienen in aller seiner Herrlichkeit, und mit dem Mantel, welchen heut" der Martin aus Pannonia, der dessen gar sich nicht versah, geschenkt dem armen Bettelmann, ist unser Heiland angethan. Und so der Herr zu Petrus spricht: „Siehst du den neuen Mantel nicht, den ich hier auf den Schultern trage?st Auf des Apostels weit’re Frage, wer ihm den Mantel denn geschenkt, das Aug’ auf Martin hingesenkt, mit einem sanften Himmelston fährt also fort des Menschen Sohn:

2. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 62

1881 - Danzig : Boenig
62 sehen, wer uns solche hilfreiche Hand leistet?" Die Frau war's zufrieden und steckte ein Licht an; daraus verbargen sie sich in den Stubenecken hinter den Kleidern, die da aufgehängt waren, und gaben acht. Als es Mitternacht war, da kamen zwei kleine, niedliche, nackte Männlein, setzten sich vor des Schusters Tisch, nahmen alle zugeschnittene Arbeit zu sich und singen an, mit ihren Fingerlein so behend und schnell zu stechen, zu nähen, zu klopfen, daß der Schuster vor Verwunderung die Augen nicht abwenden konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zuende gebracht war und fertig auf dem Tische stand; dann sprangen sie schnell fort. Am andern Morgen sprach die Frau: „Die kleinen Männer haben uns reich gemacht, wir müssen uns doch dankbar dafür bezeigen. Sie laufen so herum, haben nichts am Leibe und müssen frieren. Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe stricken; mach' du jedem ein Paar Schühlein dazu!" Der Mann sprach: „Das bin ich wohl zufrieden," und abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt der zugeschnittenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich dann, um mit anzusehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden. Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich gleich an die Arbeit machen; als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten sie sich erst, dann aber bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leibe und sangen: „Sind wir nicht Knaben glatt und fein? was sollen wir länger Schuster sein!" Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke. Endlich tanzten sie zur Thür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder; dem Schuster aber ging es wohl, so lange er lebte, und es glückte ihm alles, was er unternahm. Brüder Grimm. 126. Nußsäcklein. Wer will mir mit seinen Backen Welcher Mantel hat keinen Kragen? drei und dreißig Nüsse knacken? Beißt nur, daß die Schale kracht, doch nehmt auch den Kern in acht! — Welcher Kopf hat keine Nase? Welche Stadt hat keine Straße? Welcher Laden hat keine Thüre? Welches Netz hat keine Schnüre? Welcher Flügel hat keine Feder? Welche Mühle hat keine Räder? Welcher Bauer hat keinen Wagen? Welches Wasser hat keine Quelle? Welcher Schneider hat keine Elle? Welcher Hut hat keinen Rand? Welcher König hat kein Land? Welche Nadel hat kein Öhr? Welche Mühle hat kein Wehr? Welches Pferd hat keinen Huf? Welcher Hahn hat keinen Ruf?

3. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 10

1881 - Danzig : Boenig
10 Wen ich liebe? fragst du mich. Kann ihn nicht sehen, doch ihn verstehen: Gott im Himmel liebe ich. Er liebet mich ja auch so sehr; drum lieb' ich ihn immer mehr und mehr. C«u Ensli». 25. Der alte Großvater und der Enkel. Es war einmal ein steinalter Mann, dem waren die Augen trübe geworden, die Ohren taub, und die Kniee zitterten ihm. Wenn er nun bei Tische saß und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe ans das Tischtuch, und es floß ihm auch etwas wieder aus dem Munde. Sein Sohn und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen mußte sich der alte Großvater endlich hinter den Ofen^in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in ein irdenes Schüsselchen und noch dazu nicht einmal satt; da sah er betrübt nach dem Tische und die Augen wurden ihm naß. Einmal auch konnten seine zitternden Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und zerbrach. Die junge Frau schalt, er sagte aber nichts und seufzte nur. Da kaufte sie ihm ein hölzernes Schüsselchen für ein paar Pfennige, daraus mußte er nun essen. Wie sie da so sitzen, trägt der kleine Enkel von vier Jahren auf der Erde kleine Brettlein zusammen. „Was machst du da?" fragte der Vater. „Ich mache ein Tröglein," antwortete das Kind, „daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich groß bin." Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu weinen, holten alsofort den alten Groß- vater an den Tisch und ließen ihn von nun an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete. Gebr. Gri,»,». 36. Der dankbare Sohn. Ein achtzehnjähriger Mensch, dessen Eltern arme Tagelöh- nerleute waren, diente bei einem Bauer. Eines Nachmittags saß er auf seinem Pfluge und ließ seine beiden Ochsen, die von der Arbeit müde geworden waren und sich niedergelegt hatten, ein wenig ausruhen. Da ging ein Bauer aus dem benachbarten Dorfe vorbei und sagte: „Weißt du es schon, daß deinen Eltern in der vergangenen Nacht die Kuh gefallen ist?" Der Knecht sprang erschrocken von seinem Pfluge auf, und seine Augen standen voll Wasser. Aber er wußte auch sogleich, was er thun wollte. Als er heimgekommen war und seinen Ochsen ihr Futter auf- gesteckt hatte, ging er zu seinem Herrn in die Stube und sagte: „Gebt mir eine von Euern Kühen. Geld habe ich nicht; aber ich will Euch ein ganzes Jahr dafür dienen." Der Bauer nahm den Vorschlag an, und der wackere Sohn führte noch in derselben

4. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 70

1881 - Danzig : Boenig
70 gegenbeii ein Mann, dessen Feld hatte gut getragen. Und sein Feld war groß, so daß er eine Menge Roggen in der Scheuer und endlich ans dem Boden hatte. Hoch waren die Preise schon im Herbste. Mit dem Winter und dem Frühjahr stiegen sie immer höher. Mancher Handelsmann klopfte au die Thür des Reichen; mancher Handwerker bettelte, er möchte ihm doch für gutes Geld ein Schesselchen ablassen. Alle aber wurden abgewiesen mit der Antwort: „Ich Habemir einen Schatz gemacht; der Boden wird nicht eher geöffnet, als bis der Scheffel acht Thaler kostet. Da- bei bleibe ich!" Und zum Zeichen hatte er an die Bodenthür eine große, schwarze 8 mit Kohle gemalt. — Der Winter ver- ging, der Mai kam heran; die Preise waren hoch gestiegen; denn das Frühlingswasser hatte großen Schaden gethan. Am 7. Mai kam zu dem Bauer ein armer Leinweber. Sein Gesicht sah vor Hnnger und Gram ans wie graue Leinwand. Er zahlte, damit der reiche Mann Geld sähe, für einen halben Scheffel 3 Thlr. 22 Gr. auf den Tisch. Aber der Bauer sprach: „Euer Aufzählen hilft Euch nichts; der Scheffel kostet 8 Thlr.; das ist mein Satz. Eher thue ich meinen Boden nicht ans." Des Bauers Söhnchen, ein Bürschchen von zehn Jahren, zupfte den Alten am Rock: „Vater, gebt's ihm doch!" Aber der Vater prägte ihm mit einem Rippenstoß andere Grundsätze ins Herz. Der Weber mußte sein Geld zusammenstreichen und heim wan- dern. Den 8. Mai in der Abenddämmerung kam die Zeitung an. Einen Blick hinein, und der Bauer fand, was er finden wollte: „Roggen 8 Thaler." Da zitterten ihm die Glieder vor Freude. Er nahm ein Licht, ging ans den Boden und wollte über- sehen, wie viel er wohl verfahren könnte, und überschlagen, wie groß seine Einnahme wäre. Indem er so durch die Haufen und gefüllten Säcke hinschreitet, strauchelt er und fällt; das Licht fliegt ihm aus der Hand und in einen Hansen Stroh, der da- neben liegt. Ehe er sich aufraffen kann, steht das Stroh in hellen Flammen. Bald hat das Feuer den Dachstuhl und die Dielen ergriffen. Um Mitternacht an demselben Tage, wo der Scheffel Roggen 8 Thaler galt, wo er auf seinen Satz gekommen war, wo er seinen Boden geöffnet hatte, stand er am Schutt- haufen seines ganzen Gutes als ein armer Mann. Ahlfew. 140. Sparsamkeit ist nicht Geiz. Zwei Einwohner eines abgebrannten Dorfes gingen von Ort zu Ort, um milde Gaben für dasselbe einzusammeln. Da kamen sie zu einem großen Bauernhöfe, wo der Bauer eben vor der Thür stand. Er verwies es einem Knechte ernsthaft, daß er die Stricke, woran die Ochsen gespannt waren, über Nacht im Regen

5. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 77

1881 - Danzig : Boenig
154. Der Edelknabe des Königs. Ein berühmter preußischer General war in seiner Jugend Edelknabe an dem Hofe Friedrichs des Großen. Er hatte keinen Vater mehr, und seine Mutter nährte sich in ihrem Witwen- stande kümmerlich. Als guter Sohn wünschte er, sie unterstützen zu können; aber von seinem Gehalte ließ sich nichts entbehren. Doch fand er endlich ein Mittel, etwas für sie zu erwerben. Jede Nacht mußte einer von den Edelknaben in dem Zimmer vor dem Schlafgemach des Königs wachen, um diesem aufzu- warten, wenn er etwas verlangte. Manchem war dies beschwer- lich, und sie übertrugen daher, wenn die Reihe sie traf, ihre Wachen gern an andere. Der arme Page fing an, diese Wachen für andere zu übernehmen; sie wurden ihm vergütet, und das Geld, welches er dafür erhielt, schickte er dann seiner Mutter. Einst konnte der König in der Nacht nicht schlafen und wollte sich etwas vorlesen lassen. Er klingelte, er rief; allein es kam niemand. Endlich stand er selbst auf und ging in das Nebenzimmer, um zu sehen, ob kein Page da wäre. Hier fand er den guten Jüngling, der die Wache übernommen hatte, am Tische sitzen. Vor ihm lag ein Brief an seine Mutter, den er zu schreiben angefangen; allein er war über denselben eingeschlafen. Der König schlich herbei und las den Anfang des Briefes, wel- cher so lautete: „Meine beste, geliebteste Mutter! Jetzt ist es nun schon die dritte Nacht, daß ich für Geld Wache habe. Bei- nahe kann ich es nicht mehr aushalten. Indes freue ich mich, daß ich nun wieder zehn Thaler für Dich verdient habe, welche ich Dir hiermit schicke." Gerührt über das gute Herz des Jünglings läßt der König ihn schlafen, geht in sein Zimmer, holt zwei Rollen mit Dukaten, steckt ihm in jede Tasche eine und legt sich wieder zu Bette. Als der Edelknabe erwachte und das Geld in seinen Taschen fand, konnte er wohl denken, woher es gekommen sei. Er freute sich zwar darüber, weil er nun seine Mutter noch besser unter- stützen konnte; doch beunruhigte es ihn zugleich, daß der König ihn schlafend gefunden hatte. Am Morgen, sobald er zum Könige kam, bat er demütig um Vergebung wegen seines Dienstfehlers und dankte ihm für das Geschenk. Der gute König lobte seine kindliche Liebe, ernannte ihn sogleich zum Offizier und schenkte ihm noch eine Summe Geldes, um sich alles anzuschaffen, was er zu seiner neuen Stelle brauchte. Der treffliche Sohn stieg hernach immer höher und diente den preußischen Königen als ein tapferer General bis in sein hohes Alter. Der den Eltern erzeigten Wohlthat wird nimmermehr ver- gesten werden. «Dir. 3, 16. Pustkuch«,i>Glanrow.

6. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 89

1881 - Danzig : Boenig
89 zuschmücken, das Euch nur auf kurze Zeit beherbergt. Thut lieber Len Armen Gutes, so bauet Ihr Euch eine bleibende Wohnung im Himmel." 'Der Ritter nahm diese Worte zuherzen, behielt den Pilger über Nacht und wurde von dieser Zeit an wohlthätiger gegen die Armen. Ch. Schmid. 169. Erholung. Der Evangelist Johannes wurde einst von einem Jäger angetroffen, als er gerade ein Rebhuhn auf der Hand hielt und sich daran ergötzte, dass er mit dein Vogel allerlei freundliche Neckereien trieb. Der Jäger wunderte sich dar- über und fragte ihn, wie doch er, ein so heiliger hochbe- geisterter Mann, seine Zeit an so geringfügige und unwürdige Dinge verschwenden könne. Statt der Antwort aber fragte ihn Johannes: „Warum trägst du deinen Bogen nicht immer gespannt?“ — „Deshalb f antwortete der Jäger, ,,damit er nicht durch beständige Anspannung gerade dann seine Kraft verloren habe, wenn ich ihn am notwendigsten gebrauchej — „So wundere dich denn nichts erwiderte jetzt der Apostel, „wenn ich auch meinem Gemüte bisweilen Abspannung und Ruhe gebe, damit es sich nachher desto höher in der Be- trachtung emporschwinge.“ Bone’s Lesebuch. 170. Ich mag nicht lügen. Ein Knabe hatte ein kleines Beil zum Spielwerk bekommen. Daran hatte er seine große Freude und hieb damit, wie es eben traf; und es traf manchmal dahin, wo es nicht gut war. Wie der Kleine mit dem Beil auf der Schulter auch in den Garten kam, sagte er: „Nun will ich ein tüchtiger Holzhauer sein!" Und er hieb seines Vaters schönstes Kirschbäumchen ab. Den andern Tag kam der Vater in den Garten; und als er das schöne Bäumchen welk am Boden liegen sah, wurde er betrübt und zornig. „Wer mir das gethan hat," rief er aus, „der soll mir's schwer büßen!" — Aber wer es gethan hatte, das wußte kein Mensch, außer einem, der stand gerade hinter der Hecke, hörte, wie der Vater so zürnte, und wurde feuerrot. „Es ist schlimm," dachte er; „aber wenn ich's verschweige, so wär's eine Lüge, und lügen mag ich nicht!" So trat er denn schnell in den Garten zum Vater und sagte: „Vater, ich habe das Bäumchen umgehauen. Es war häßlich von mir!" Da sah der Vater den Knaben an und machte wohl ein ernsthaftes Gesicht, aber er zürnte nicht mehr. Der kleine Knabe lebte in Amerika und wurde nachher ein braver Mensch und dazu ein gewaltiger General, hat auch nie- mals gelogen. Er hieß Georg Washington. I°h. Ferd. mn-

7. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 32

1881 - Danzig : Boenig
32 76. Das Thränenkrüglein. Es war einmal eine Mutter und ein Kind, und die Mutter hatte das Kind, ihr einziges, lieb von ganzem Herzen und konnte ohne das Kind nicht leben und nicht sein. Aber da sandte der Herr eine große Krankheit, die wütete unter den Kindern und erfaßte auch jenes Kind, daß es auf sein Lager sank und zu Tode erkrankte. Drei Tage und drei Nächte wachte, weinte und betete die Mutter bei ihrem geliebten Kinde, aber es starb. Da erfaßte die Mutter, die nun allein ^var auf der ganzen Gotteserde, ein gewaltiger und namenloser Schmerz, und ^ie aß nicht und trank nicht und weinte, weinte wieder drei Tage lang und drei Nächte lang ohne Aufhören und rief nach ihrem Kinde. Wie sie nun so voll tiefen Leides in der dritten Nacht an der Stelle saß, wo ihr Kind gestorben war, thränenmüde und schmerzensmatt bis zur Ohnmacht, da ging leise die Thür auf, und die Mutter schrak zusammen, denn vor ihr stand ihr gestorbenes Kind. Das war ein seliges Engelein geworden und lächelte süß wie die Unschuld und schön wie in Verklärung. Es trug aber in seinen Händchen ein Krüglein, das war schier übervoll. Und das Kind sprach: »O lieb Mütterlein, weine nicht mehr um mich! Siehe, in diesem Krüglein sind deine Thränen, die du um mich vergossen hast; der Engel der Trauer hat sie in dieses Gefäß gesammelt. Wenn du noch eine Thräne um mich weinest, so wird das Krüglein überfließen, und ich werde dann keine Ruhe haben im Grabe und keine Seligkeit im Himmel. Darum, o lieb Mütterlein, weine nicht mehr um dein Kind, denn dein Kind ist wohl aufgehoben, ist glücklich, und Engel sind seine Gespielen." Damit verschwand das tote Kind und die Mutter weinte hinfort keine Thräne mehr, um des Kindes Grabesruhe und Himmelsfrieden nicht zu stören. Ludwig Bechstein. 77. Das Samenkorn. Wer merkt's am Samenkorn so klein, daß drin ein Leben könnte sein? Kaum hab' ich's in das Land gesteckt, da ist auch seine Kraft erweckt; dringt es aus der Erde vor, da steigt es in die Luft empor, da treibt's und wächst und grünt und blüht; da lobt den Schöpfer, wer es sieht. H-y. 78. Der Haushahn. Zwei Räuber stiegen um Mitternacht auf einer Leiter zum Fenster einer Mühle hinein, um den reichen Müller zu berauben. Wie sie nun in dem dunkeln Hausgange leise auf den Zehen

8. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 97

1881 - Danzig : Boenig
97 Ritze der Mauer herausfliegen und bald wieder mit Futter hinein- fliegen sah. „Aha!" dachte er, „da ist ein Vogelnest, dahin muß ich einmal klettern und nachsehen, was in dem Neste ist." Und sogleich kletterte er an der Mauer hinauf und kam bis an die Ritze, worin das Nestcheu stand, und da hörte er die Jungen zwitschern und sah sie die Schnäbel aufsperren, weil sie meinten, ihre Mutter käme. Der böse Peter aber wollte sie aus dem Neste herausreißen und wollte mit ihnen sein Spiel treiben, bis sie tot wären. Es ging aber nicht so, wie er dachte. Das Loch, wo die Vögelchen ein- und ausflogen, war so enge, daß er seine Hand nicht leicht hindurchstecken konnte. Nun drückte er zwar so lange, bis er die Hand hindurchgezwängt hatte; als er sie aber drinnen und die armen Vögelchen gefaßt hatte, konnte er die Hand nicht wieder herausziehen. Er mochte ziehen und zerren, wie er wollte, es half ihm nichts, die Hand stak fest. Zuletzt that es ihm wehe und er fürchtete, die Hand werde gar nicht wieder herausgehen. Da sing er erbärmlich an zu schreien, so daß die Leute herbeigelaufen kamen. Die halfen ihm zwar endlich nach vieler Mühe aus dem Loche heraus, aber sie schalten ihn auch, daß er die armen Rotschwänzchen habe stören und quälen wollen, und sagten es seinem Vater. Der strafte ihn hart. Wilhelm Curtman. 179. Oer kluge Richter. Ein reicher Mann hatte eine beträchtliche Geldsumme, welche in ein Tuch eingenäht war, aus Unvorsichtigkeit ver- loren. Er machte daher seinen Verlust bekannt und bot, wie man zu thun pflegt, dem ehrlichen Finder eine Be- lohnung, und zwar von hundert Mark, an. Da kam bald ein guter und ehrlicher Mann daher gegangen. „Dein Geld habe ich gefunden. Dies wird’s wohl sein! So nimm dein Eigentum zurück!“ So sprach er mit dem heitern Blick eines ehrlichen Mannes und eines guten Gewissens, und das war schön. Der andere machte auch ein fröhliches Gesicht, aber nur, weil er sein verloren geschätztes Geld wieder hatte. Denn wie es um seine Ehrlichkeit aussah, das wird sich bald zeigen. Er zählte das Geld und dachte unter- dessen geschwinde nach, wie er den treuen Finder um seine versprochene Belohnung bringen könnte. „Guter Freund,“ sprach er hierauf, „es waren eigentlich 800 Mark in dem Tuche eingenäht. Ich finde aber nur noch 700 Mark; Ihr werdet also wohl eine Naht aufgetrennt und Eure 100 Mark Belohnung schon herausgenommen haben. Da habt Un- wohl daran gethan. Ich danke Euch.“ Lesebuch für katholische Volksschulen. 7

9. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 98

1881 - Danzig : Boenig
98 Das war nicht schön; aber wir sind auch noch nicht am Ende. Ehrlich währt am längsten, und Unrecht schlägt seinen eigenen Herrn. Der ehrliche Finder, dem es weniger um die 100 Mark, als um seine unbescholtene Rechtschaffen- heit zu thun war, versicherte, dass er das Päcklein so ge- sunden habe, wie er es bringe, und es so bringe, wie er es gefunden habe. Am Ende kamen sie vor den Richter. Beide bestanden auch hier noch auf ihre Behauptung, der eine, dass 800 Mark seien eingenäht gewesen; der andere, dass er von dem Gefundenen nichts genommen und das Päcklein nicht versehrt habe. Da war guter Rat teuer. Aber der kluge Richter, der die Ehrlichkeit des einen und die schlechte Gesinnung des andern zum voraus zu kennen schien, griff die Sache so an: Er liess sich von beiden über das, was sie aussagten, eine feste und feierliche Versicherung geben und that hierauf folgenden Ausspruch: „Demnach, und wenn der eine von euch 800 Mark verloren, der andere aber nur ein Päcklein mit 700 Mark gefunden hat, so kann auch das Geld des letzteren nicht das nämliche sein, auf welches der erstere ein Recht hat. Du, ehrlicher Freund, nimmst also das Geld, welches du gefunden hast, wieder zurück und behältst es in guter Verwahrung, bis der kommt, welcher nur 700 Mark verloren hat. Und dir da weiss ich keinen Rat, als du geduldest dich, bis derjenige sich meldet, der deine 800 Mark findet.“ So sprach der Richter, Und dabei blieb es. Johann Peter Hebel. D 180. Meister Hämmerlein. Vor etlichen und dreißig Jahren starb in einem preußischen Dorfe der Gemeindeschmied Jakob Horn. Im gemeinen Leben hieß er nicht anders als Meister Hämmerlein. „Meister Hämmerlein? Ei, warum denn Meister Häm- merlein?" Weil er die sonderbare Gewohnheit hatte, wo er ging und stand, sein Hämmerlein und ein paar Nägel in der Tasche zu führen und an allen Thoren, Thüren und Zäunen zu hämmern, wo er etwas los und ledig fand. Vielleicht auch, weil er über sein Hämmerlein Gemeindeschmied des Dorfes geworden war. „Wie wäre denn das zugegangen?" Ganz natürlich, wie ihr sogleich hören sollt. Sein Vorfahr war gestorben. Vier wackere Burschen hatten sich um den Dienst gemeldet und dem und jenem allerlei versprochen. Meister Häm- merlein hatte sich nicht gemeldet und nichts versprochen; er häm- merte bloß ein wenig an einer Gartenthür und erhielt den Dienst.

10. Lesebuch für katholische Volksschulen - S. 157

1881 - Danzig : Boenig
16. Die Fürstentümer Reuß älterer und jüngerer Linie bestehen aus zwei, durch weimarisches Gebiet von einander getrennten Hauptteilen. Der größere südliche Teil ist meist gebirgig und wird von der Saale und Elster durchflossen. Der kleinere nördliche Teil, die Herrschaft Gera, dagegen ist ein fruchtbares Ländchen auf beiden Seiten der Elster. Die Besitzungen des Fürstentums Reuß älterer Linie liegen im südlichen Hauptteite, find aber wieder in drei getrennte Stücke geteilt. Die Hauptstadt ist Greiz an der Elster. — Das Gebiet des Fürstentums Reuß jüngerer Linie besteht aus der Herr- schaft Schleiz im südlichen Hauptteile, mit der Hauptstadt gleichen Namens, und aus der nördlich gelegenen Herrschaft Gera mit der gleichnamigen Hauptstadt au der Elster. Ausfallend ist, daß alle Fürsten von Reuß denselben Taufnamen, nämlich Heinrich, führen und sich bloß durch die Nummer unterscheiden. 17. Die Fürstentümer Lippe und Schaumburg-Lippe liegen auf beiden Seiten der Weser, von den preußischen Provinzen West- falen und Hannover eingeschlossen. Der auf dem linken User der Weser gelegene Teil ist das Fürstentum Lippe, mit der Hauptstadt Detmold, und nach dieser auch näher als Lippe-Detmold be- zeichnet. Auf dem Teutberge bei Detmold, einem Gipfel des Teuto- burger Waldes, welcher die herrlichste Aussicht gewährt, ist dem Cheruskerfürsten Hermann, dem ruhmreichen Verteidiger Deutschlands gegen die Eroberungsgelüste der Römer, ein gewaltiges, weithin sicht- bares Denkmal errichtet worden. — Weiter nördlich, auf dem rechten Weserufer, liegt das Fürstentum Schaumburg^Lippe mit der Residenz- stadt Bückeburg. 18. Das Fürstentum Waldeck mit der Hauptstadt Arolsen liegt zwischen den preußischen Provinzen Westfalen und Hessen-Nassau. Es hat große Waldungen und ist sehr gebirgig. Weiter nördlich, zwischen der Provinz Hannover und Lippe-Detmold liegt das zu Waldeck gehörende Bad Pyrmont, welches unter den Bädern in Norddeutschland wohl die erste Stelle einnimmt. 19. Die drei freien Städte Hamburg, Lübeck und Bremen. Von den vielen freien Städten des alten deutschen Reiches sind nur drei übrig geblieben: die großen Handelsstädte Hamburg, Lübeck und Bremen. Sie liegen in Niederdeutschland, zwar nicht unmittelbar an dem Meere, aber doch nahe genug, um vermittelst der in ihrer Nähe mündenden Flüsse Seehandel treiben zu können. Die unbedeutendste der drei Städte ist jetzt Lübeck an der Trave. Vor Zeiten dagegen war sie eine der mächtigsten Städte in ganz Deutschland; sie stand damals an der Spitze der Hansa, eines großen deutschen Städtebundes. Durch verschiedene Ursachen aber ist ihr Handel, der sich jetzt nur noch auf die Ostsee beschränkt, nach und nach in Verfall gekommen, und die Stadt hat jetzt nur noch Spuren ihrer ehemaligen Größe. Der Hafenort von Lübeck ist Travemünde.
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