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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 281

1908 - Altenburg : Bonde
Iv. Bilder Ñus der Natur 19v. Die Pflege -es Goldfischchens. Bei der Pflege des Goldfischchens ist besonders die Versorgung mit Wasser sehr wichtig. Der Fisch atmet fortwährend mit seinen Kiemen die Luft ein, die sich im Wasser befindet. Zugleich sondert er aus einer Reihe Drüsen, die längs der Seiten des Körpers liegen, Schleim aus, der seine Schuppen geschmeidig erhält. Durch denselben wird aber das Wasser trübe und muß deshalb durch frisches ersetzt werden; im Sommer muß man es einen Tag um den andern erneuern, im Herbst und Frühjahr wenigstens jede Woche einmal, und im Winter- ist es nur alle zehn bis zwölf Tage nötig. Am besten geschieht das Ablassen des alten Wassers durch einen Heber und das Zufüllen mittels einer Gießkanne mit Brause. Letzteres gewährt den Vorteil, daß das Wasser reichlich Luft beigemischt erhält, die für das Wohlbefinden der Fische von Wichtigkeit ist. Hält man das Goldfischchen in größeren Wassergefäßen mit Wasser- pflanzen und andern Wassertieren zusammen, so kann das Wechseln des Wassers noch länger ausgesetzt werden. Wenig Mühe macht die Beschaffung der Nahrung. Das beste Futter für die Fische sind Würmer, Insektenlarven (Ameisenpuppen), auch wohl etwas feingeschnittenes Rindfleisch. Brot eignet sich nicht gut zur gewöhnlichen Fütterung. Es bekommt den Tierchen wegen seines Säuregehalts schlecht und macht das Wasser schleimig und un- gesund. Besser sind noch die gewöhnlichen weißen Oblaten zum Füttern. Wer es versteht, seinen Goldfisch gut zu pflegeu, der wird auch die Freude haben, zu sehen, wie zutraulich er durch den Umgang mit Menschen wird. Dann richtet er beim Herannahen seines Pflegers die großen, schwarzen, gelbumränderten Augen nach diesem und bewegt leb- haft den Schwanz, das einzige Zeichen allerdings, durch welches der stumme Fisch Freude oder Verlangen nach Futter auszudrücken vermag. Nach Wagner. (Steeger u. Wohlrabe.)

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 327

1908 - Altenburg : Bonde
327 Gewässern an. Tritt man plötzlich an sie heran, so tauchen sie alle wie auf Kommando in die Tiefe; doch kommen einzelne bald wieder heraufgeschlängelt und hängen dann wieder wie vorher mit den Köpfen nach unten. Binnen vierzehn Tagen oder drei Wochen, je nach der Wärme des Wetters, Rauten sie sich dreimal an der Oberfläche; nach der vierten Häutung sind sie auf einmal zu Puppen umgewandelt. Das Aussehen derselben ist ein ganz anderes als das der Larven. Sie sind wie zusammengerollt, so daß der Schwanz unter dem Kopfe liegt und der Rücken gewölbt nach oben steht; aus dem Nacken aber ragen zwei Hörnchen hervor, welche jetzt als Atemröhren dienen. Ebenso hurtig wie die Larve schwimmt auch die Puppe, wobei das Schnellen mit dem Schwänze, an welchem zwei Flossen sind, besonders wirksam ist. Der Kopf der Puppe ist viel dicker als der Hinterleib, der auch aus Ringen besteht. Im dickeren Teile sieht man durch die Haut schon deutlich die zusammengeschlagenen Beinchen, die zusammengefalteten Flügel und die Augen. Als Puppe frißt das Tier nicht, es atmet nur noch. Nach acht Tagen spaltet sich die Haut zwischen den Atem- röhren, und die Mücke kriecht hervor, indem sie sich auf das abgezogene Kleid stützt. Sie wartet, bis sie trocken geworden ist, spreizt die Flügel und fliegt von dannen. Runkwitz. 221. Der Eisvogel. Der Eisvogel ist unter unsern einheimischen Vögeln einer der schönsten, an die Pracht seines teils grün, teils himmelblau schillernden Gefieders reicht keiner der übrigen hinan. Freilich bekommen wir ihn nur selten zu Gesicht; denn scheu und äußerst vorsichtig lebt er ver- borgen, niemals mit anderen Vögeln zusammen. Überraschen wir ihn ja einmal, so entzieht er sich bald unsern Blicken, indem er trotz seiner kurzen Flügel mit reißender Schnelligkeit in gerader Linie davonfliegt. Noch seltener, als wir ihn sehen, werden wir seine scharfe, pfeifende Stimme hören. In der Regel sitzt er am Ufer auf einem überhängenden, dicht belaubten Aste; nur zuweilen flattert er minutenlang über der Ober- fläche einer besonders tiefen Stelle. Sobald er einen kleinen Fisch wahrnimmt, taucht er blitzschnell in die Tiefe, so daß das Wasser fast unhörbar über ihm zusammenschlägt. Nach einigen Augenblicken kommt er an derselben Stelle wieder zum Vorschein, im langen Schnabel, der fast die Gestalt eines viereckigen, spitz zulaufenden Keiles hat, die

3. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 328

1908 - Altenburg : Bonde
328 zappelnde Beute. Diese wendet und dreht er mehrfach herum. Hat er sie endlich am Schwänze gefaßt, so schlägt er sie so lange gegen einen Baumstamm, einen Stein, bis sie halb oder ganz tot ist. Jetzt wirst er sie loie einen Ball in die Höhe, fängt sie und würgt sie, den Kopf voran, ganz hinunter. Von Magenkrampf und Magendrücken weiß der Eisvogel nichts; aber Gräten und Schuppen kann auch der beste Magen nicht verdauen; diese speit er in rundlichen Klumpen Wieder- aus. Zur Zeit des Hungers müssen wohl auch Wasserjungfern, Käfer und Spinnen als Speise herhalten. Am schlechtesten ist es im Winter um seine Küche bestellt; oft ist da Schmalhans sein Koch, so eifrig er auch die Eislöcher aufsucht und an ihnen den Fischen auflauert. Viele Mühe macht dem Eisvogel die Anlage des N e st e s. Schön, meint er, brauche dasselbe nicht zu sein, wenn es nur sicher ist. An einer steil abfallenden, ganz glatten Stelle der Uferwand arbeitet der Vogel, der nicht viel größer ist als die Lerche, mit seinem starken Schnabel ein Loch fast von der Länge eines Mannesarmes in die Erde hinein. Die losgehackte Erde scharrt er mit seinen schwachen Beinen rückwärts, bis sie aus der abschüssigen Röhre von selbst ins Wasser rollt. Ehe er anfängt, hat er und zwar besser oft als sein Nachbar, der Müller, die Natur des Flusses studiert; er weiß genau, wie hoch auch bei Überschwemmungen das Wasser zu steigen Pflegt, und legt noch ein gut Stück höher, als der höchste Wasserstand ist, den Eingang an. Das Loch steigt von unten nach oben und hat zu beiden Seiten kleine Rinnen. In der finstern Höhle, in welche am hinteren Ende der Gang ausläuft, legt das Weibchen die fünf bis sieben glänzend weißen Eier auf eine Unterlage, die aus den ausgespienen Gräten und Schuppen der verzehrten Fischchen besteht. Obwohl der Eisvogel wegen seiner Nahrung seht Freund der Fischer ist, so sollte er doch deshalb nicht erbarmungslos vertilgt werden, denn er bildet die herrlichste Zierde unserer heimischen Gewässer. Nach Runkwitz. 222. Fluß und Teich im Winter. 1. Der Winter ist ein gewaltiger Herrscher und führt ein gar strenges Regiment. Er überwältigt die ganze Natur. Das Erdreich wird felsen- hart, und selbst das bewegsame Wasser muß still stehen. Auch manches Leben fällt dem gestrengen Herrn zum Opfer, wenn es sich nicht in die Wohnung der Menschen oder in die Tiefen der Erde und die Ge- wässer vor ihm birgt. Wohl legt er dem Strome Fesseln an, aber auf den Grund der Gewässer sann der rauhe Herrscher trotz all seiner Macht nicht dringen.

4. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 309

1908 - Altenburg : Bonde
309 Mit ihnen läuft er so schnell, dass selbst der Hase ihm nicht entrinnt, wenn er nicht einen Haken schlägt und den Huchs vorbeischiefsen lässt. Auch springen kann er vorzüglich. 2. Am Tage, namentlich bei schlechtem Wetter, hält sich der Fuchs meist in seinem Bau auf. Derselbe liegt sehr ver- steckt, gewöhnlich in einem Geklüft, zwischen Wurzeln und an andern günstigen Stellen. Wenn es irgend geht, gräbt sich der Fuchs den Bau nicht selber, sondern siedelt sich in einem Kaninchen- oder Dachsbau an. Die Kaninchen fliehen sofort vor ihm ins Freie, den Dachs heisst er hinaus oder stört ihn so lange, bis er seine Wohnung räumt. Gewöhnlich hat der Fuchsbau eine Hauptröhre, welche als Eingang dient, und mehrere Seitenröhren, durch welche er entflieht, wenn er ver- folgt wird. Hinten im Bau ist die Kammer oder der „Kessel“. Derselbe hat einen Meter im Durchmesser und ist weich mit Moos und Laub gepolstert. 3. Anfangs Mai wird es im Fuchsbau lebendig. Es liegen jetzt drei bis sieben Junge darin. Haben sie nach zehn bis vierzehn Tagen ihre Augenlider geöffnet, so führt die sorgsame Mutter die feinen Kinderlein während des warmen Sonnen- scheins ein wenig vor die Tür, spielt mit ihnen, trägt ihnen Vogel, Eidechsen u. s. w. zu und lehrt sie, die Tiere zu fangen und zu verzehren. Beim leisesten verdächtigen Geräusch aber trägt die stets wachsame Füchsin die Jungen sogleich im Maule in die Höhle zurück. Haben sie die Grösse halberwachsener Katzen erreicht, so liegen sie bei guter Witterung gern morgens und abends vor dem Bau und erwarten die Heimkehr der Alten. Es gibt keinen anmutigeren Anblick, als solche Füchslein miteinander spielen zu sehen. Ihre Bewegungen sind so leicht, behend und geschmeidig, dass selbst junge Katzen plump dagegen erscheinen. Schon im Juli wagen sich die hoff- nungsvollen Kinder allein auf die Jagd. Im Herbst verlassen sie den Bau gänzlich. 4. Die Jäger verfolgen den Fuchs, wo sie nur können. Im Winter, wo sein Balg am schönsten ist, stellen sie ihm am meisten nach, besonders mit Fallen. In diese legen sie ge- bratenes Fleisch, einzelne Stücke auch in einige Entfernung davon, um ihn sicher zu machen. Den ersten Bissen verschlingt er rasch. Den zweiten umschleicht er. Er wittert Gefahr. Endlich wird der Bissen im Nu ergriffen. Da naht er sich der

5. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 205

1908 - Altenburg : Bonde
205 Spielsachen verwandelt, die aus dem freundlichen Städtchen bis in die fernsten Teile der Erde gehen. In B r e i t e n b a ch wohnen die Finken- züchter, mancher hat über 100 Singvögel. Auch finden wir in dem Bereiche des Thüringer Waldes berühmte Glashütten, wie Lauscha, Stützerbach und Ilmenau; Porzellan- und Meerschaumfabriken von bewährten Namen in R u h l a, Ilmenau und an anderen Orten; ferner jene weitverbreitete Gewehrfabrikation in S u h l, S ch m a l k a l d e n, Zella und Mehlis; Messer- und Schlösserfabriken in S t e i n b a ch und zahlreiche Marmorschleifereien. Malerisch ist die Tracht der Gebirgsbewohner; eigentümlich der weite bunte Frauenmantel, die kunstvoll geknüpften seidenen Kopftücher, das schalkhafte Wesen. Auf dem Ruhlaer Schießen oder einem Jahr- märkte daselbst findet man alles beisammen, Tracht und Sprache, Lust und Sang des lebendigen Thüringer Gebirgsvolkes. Nach Verschiedenen. 143. Pfingsten im Thüringer Walde. Pfingsten ist für den Bewohner des Thüringer Waldes der Höhepunkt seiner Feste. Hie Bergnatur, die noch lange in Schnee gehüllt lag, während unten im Lande schon die Lerchen über jungem Saatengrün wirbelten, begeht um diese Zeit ihr eigentliches Auferstehungsfest, der Waldbewohner seine Früh- lingsfeier und nicht nur in lauter Lustbarkeit sondern auch durch manche sinnige Handlungsweise, Anklänge und Über- reste aus fernliegender Heidenzeit. Dahin gehört vor allen Dingen die liebliche Ausschmückung der Brunnen. Es ist dies ein noch echt heidnischer Zug, den Nymphen eine Huldigung darzubringen, welche das heilkräftige, frische, dem Schosse der Erde entspringende Quellwasser beschützen. Die Brunnen auszuschmücken bleibt ein Vorrecht der Jugend. Schon tagelang vorher haben die Schulkinder Vorbereitungen getroffen. Am Pfingstabende wird dann in aller Stille alles hergerichtet. Vier Lärchen oder Fichten werden im Vierecke um den Quellbrunnen aufgerichtet. Von einem Baume zum andern werden Ketten von buntem Papier, gefärbten hohlen Eiern oder auch nur von grünen Girlanden gezogen. Bunte Schleifen flattern von den Baumkronen; hie und da ziert auch wohl ein Bild, ein schlichter, gut gemeinter Vers den hübschen Aufputz. Wenn die Abendglocken das Fest einläuten, ist alles fertig. I he Kinder stehen mit leuchtenden Augen in Gruppen um die

6. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 249

1908 - Altenburg : Bonde
249 Nahrung schöpfen können. Hier und da liegen die Steine, gleichsam ein Tor bildend, übereinander, und oben darauf stehen die Bäume, die nackten Wurzeln über jene Steinpforte hinziehend und erst am Fuße derselben den Boden erfassend, so daß sie in der freien Luft zu wachsen scheinen. Und doch haben sie sich zu jener gewaltigen Höhe empor- geschwungen und stehen, mit den umklammerten Steinen wie zu- sammengewachsen, fester als ihre bequemen Schwestern im Forstboden des flachen Landes. Auf den Zweigen der Tannen kletterten Eich- hörnchen, und unter denselben spazierten die rotbraunen Hirsche. Allerliebst schossen die goldenen Sonnenlichter durch das dichte Tannengrün. Eine natürliche Treppe bildeten die Baumwurzeln. Überall waren schwellende Moosbänke, denn die Steine sind fußhoch von den schönsten Moosarten wie mit hellgrünen Sammetpolstern bewachsen. Hier und da sieht man, wie das Wasser unter den Steinen silberhell hinrieselt und die nackten Baumwurzeln und Fasern bespült. An manchen Orten sprudelt das Wasser aus den Steinen und Wurzeln stärker her- vor und bildet kleine Wasserfälle. Da läßt sichs gut sitzen. Es murmelt und rauscht so wunderbar; die Vögel singen; die Bäume flüstern wie mit tausend Zungen; wie mit tausend Augen schauen uns die seltsamen Bergblumen an, sie strecken nach uns aus die wunder- samen, breiten, drollig gezackten Blätter; spielend flimmern hin und her die lustigen Sonnenstrahlen; die sinnigen Kräutlein erzählen sich grüne Märchen: es ist alles wie verzaubert, es wird immer heimlicher und heimlicher. Je höher man den Berg hinaufsteigt, desto kürzer, zwerghafter werden die Tannen. Sie scheinen immer mehr und mehr zusammen- zuschrumpfen, bis nur Heidelbeersträucher und Bergkräuter übrigbleiben. Da wird es auch schon fühlbar kälter. Die wunderlichen Gruppen der Granitblöcke werden hier erst recht sichtbar. Diese sind oft von er- staunlicher Größe. Das mögen wohl die Spielbälle sein, welche die bösen Geister einander zuwerfen in der Walpurgisnacht, wenn hier die Hexen auf Besenstielen und Mistgabeln einhergeritten kommen. In der Tat, wenn man die obere Hälfte des Brockens besteigt, kann man sich nicht erwehren, an die ergötzlichen Blocksberggeschichten zu denken. Es ist ein äußerst anstrengender Weg, und ich war froh, als ich endlich das langersehnte Brockenhaus zu Gesicht bekam. Heine. 171. Die Rotztrappe. 1. In jenen finstern Zeiten, wo noch Riesen und Zwerge und Zauberer auf der Erde wohnten, hauste im Böhmerwalde ein Recke,

7. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 273

1908 - Altenburg : Bonde
273 Stunden, oft nur Minuten, war es eine Wüste von Lavablöcken und Felstrümmern, der Schauplatz trostloser Verheerung, auf dem selbst die Grenzmarken des früheren Besitztums nicht mehr zu er- kennen sind. Der Schwefel- und Kohlendampf wurde immer lästiger und die Hitze der Lava schon fühlbar; endlich standen wir plötzlich vor dem langsam heranrückenden Lavawalle. Die Vorstellung, die man sich von einem Lavastrome macht, trifft wenig mit der Wirklichkeit zusammen. Die Lavaflut ist nicht eine feurige, fließende Masse, sondern ein 5 bis 9 Meter hoher Steinwall, gebildet teils aus schwarzen, teils aus dunkelrot glühenden Felsblöcken. Und dieser Wall, welcher von der am Boden hinkriechenden flüssigen Lava getragen wird, rückt nun sichtlich, ungefähr Vs bis 1 Meter in der Minute, auf uns zu. Fortwährend lösen sich einzelne mächtige, glühende Blöcke von dem Gipfel des Walles ab, stürzen mit Getöse herunter und setzen alles, was in ihrem Wege steht, augenblicklich in Helle Flammen. Zuweilen klafft in dem vordrängenden Felsenwalle plötzlich ein großer Schlund auf, und eine feurige Lavaglut schießt, wie das flüssige Erz bei einem Glockengüsse, brausend hervor, entzündet, was sie berührt, und wird, schnell zu Lavablöcken erkaltend, mit der übrigen Masse vorwärts geschoben. Es ist ein Anblick, so gewaltig und überraschend, so neu und überwältigend, daß man nur sprachlos staunend dastehen, das Großartige und Wunderbare der Erscheinung aber nicht mit Worten beschreiben kann. „Kommen Sie," rief mir mein Begleiter zu, „kommen Sie, in drei Minuten wird das Haus des Pfarrers von der Lava überflutet werden!" Wir eilten durch den immer dichter werdenden Rauch und die unerträgliche Hitze, die uns die Haut im Gesicht aufzog, längs der Lavaglut bergaufwärts. Wir erreichten endlich den großen Weinberg des Pfarrers, in dessen Mitte das stattliche, auch schon ganz ausgeräumte Pfarrhaus lag. Der alte Pfarrer bemühte sich, mit Hilfe einiger Männer die Weinpfähle abzureißen, um wenigstens diese als Brennholz zu retten. Sein schwarzer Hund, ein kluges, treues Tier, lief immer ängstlich bellend zu dem verlassenen Hause hin, dem ein 8 Meter hoher Lavawall schon bis aus 10 Meter nahe gerückt war, und dann wieder zu seinem Herrn zurück, an dem er bellend aufsprang, als wollte er ihn vor der heran- nahenden Gefahr warnen. Der Pfarrer hatte sich soeben wehmütig nach dem Hause gewendet, an dessen dicken Steinmauern sich die Lava- blöcke immer höher aufdämmten; — er betrachtete das Heimwesen, in 6. Iv. R, io

8. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 338

1908 - Altenburg : Bonde
338 seine Versuche fortsetzen, und nach langer, saurer Arbeit gelang es ihm endlich, Gold zu machen, freilich ein anderes Gold, als er selbst er- wartet hatte: er erfand das weltberühmte Meißner Porzellan, das fast mit Gold ausgewogen wurde, als es im Jahre 1709 zum erstenmal auf der Leipziger Messe feilgehalten wurde. Böttger wurde vom Kur- fürsten reich belohnt und durch Erhebung in den Freiherrnstand ge- ' ehrt; trotzdem wollte er dem Könige von Preußen gegen eine beträcht- liche Summe das Geheimnis verraten. Der erbitterte Kurfürst ließ ihm daraufhin den Prozeß machen; aber noch ehe die Untersuchung zu Ende kam, starb Böttger im Jahre 1719. In den letzten Jahren seines Lebens wußte er oft nicht, womit er seinen Hunger füllen und seine Blöße bedecken sollte, obwohl er an Gehalt und Geschenken nach und nach fast eine halbe Million Mark erhalten hatte. Im Jahre 1710 wurde die Albrechtsburg in Meißen zu einer Porzellanfabrik eingerichtet, die erste ihrer Art in Europa. Sie blieb natürlich nicht die einzige, so stteng auch das Fabrikgeheimnis anfangs gehütet wurde. Noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ent- standen Porzellanfabriken in Wien, Kopenhagen, Berlin, Petersburg und Sövres bei Paris. Jetzt ist Böttgers Kunst allgemein verbreitet, und auch in unserer Heimat — in Untermhaus — hat sie eine Stätte gefunden. Das Meißner Porzellan behauptet jedoch vor allen anderen Erzeugnissen seiner Art noch immer den Vorrang und übertrifft teilweise selbst das chinesische. — Der wichtigste Bestandteil des Porzellans ist die Porzellanerde (Kaolin); sie hat eine weiße oder gelbliche Farbe und ist entstanden aus verwittertem Feldspat. Im Gegensatz zum Ton, der ein weit- gereister Geselle ist und dessen Lager sich zumeist im Meeresgrunde gebildet haben, ist die Porzellanerde nie über ihre Geburtsstätte hinaus- gekommen. Sie findet sich daher in Nestern überall da, wo das Muttergestein (Feldspat) in größerer Menge vorkommt, so namentlich in Sachsen, Schlesien, Bayern u. s. w. In unserer Heimat tritt sie nur in ganz geringer Menge auf, so daß die Ausbeute sich nicht lohnen würde. Die Fabriken in Untermhaus, -Roschütz, Hermsdors n. s. w. beziehen sie von auswärts. Zum Gebrauche muß das Kaolin mit ge- mahlenem Feldspat und Quarzsand vermischt werden. Dadurch ent- steht eine Masse, welche nach dem Brande so hart ist, daß sie am Stahle Funken und beim Anschlagen einen glockenartigen Klang gibt. Treten wir in eine Porzellanfabrikl Da stehen große mit Wasser gefüllte Kufen. In ihnen wird die Porzellanerde durch starkes Rühren zu einer weißen Brühe aufgelöst, „geschlämmt". Der noch unver-

9. Präparationen zur Landeskunde von Thüringen - S. 139

1910 - Altenburg : Bonde
— 139 — auf dem Eisfeld und ziehen sich in südöstlicher Richtung zwischen Neffe und Unstrnt bis in die Gegend von Erfurt hin. Im Westen wird das Becken abgeschlossen von den Hörfelbergen, während der Ostrand von der Gera-Jlmplatte gebildet wird. Durch einige Höhenzüge (Krahn- und Seeberg und Gleichen), welche das Becken durchziehen, wird es in kleinere Mulden zerlegt. Die Hörselmnlde im Süden, die Nessemulde im Norden und die G era-Apselst edt- Muld e im Osten. Der Hörfel-Nefsegau ist reich an fließenden Gewässern. Im Osten werden diese durch die Apselstedt der Gera zugeführt; die Gewäffer des nördlichen und südlichen Beckens sammeln sich in der Hörsel und Nesse, die sich kurz vor Eisenach vereinigen und gemeinsam zur Werra hinfließen. 2. Inwiefern kann der Hörfel-Nessegan als ein Bauernland bezeichnet werden und wodurch ist er es geworden? Der Hörfel-Neffegan ist die Kornkammer und der Obstgarten Westthüringens. Ausgedehnte wogende Getreidefelder überziehen den Boden und werden hier und da von dem saftigen Grün der Wiesen unterbrochen. Die sonnigen Hänge der Höhenzüge sind mit Obsthainen bedeckt und längs der Landstraßen ziehen sich prächtige Obstalleen hin. Auch der Gartenbau wird schwunghaft betrieben. Mit dem Ackerbau ist auch die Viehzucht zu großer Blüte gelangt. Wie kommt dies? Der Boden des Beckens baut sich vorwiegend aus Keupersandstein und Muschelkalk auf. Der Keuper ist zumeist mit lehmartigen Schichten (Mergel) vermischt und hat sich durch Verwitterung einen tiefgründigen und nährkräftigen Ackerboden geliefert. Infolge- deffen zeichnet sich der Boden fast überall durch große Fruchtbarkeit aus. Die kalkigen Abhänge der Höhen freilich sind hier und da nur mit dürftigem Graswuchs oder mit Buschwerk bestanden. Wo die Ackerkrume mit lehmigen Schichten vermischt ist, da ist der Boden ebenfalls dem Acker-, Obst- und Gemüsebau dienstbar gemacht worden. Dazu kommt, daß das Becken ziemlich tief gelegen ist und durch die Höhenzüge und Platten ringsum geschützt wird. Es herrscht deshalb in den Mulden ein mildes Klima. Die Nähe des Thüringerwaldes aber bedingt reiche Niederschläge. 3. Was hat nun der Reichtum an Bodenerzengnissen zur Folge gehabt? Neben der Landwirtschaft hat sich aber auch das Gewerbe trefflich entwickelt. An den zahlreichen Bächen sind Mühlen entstanden, in denen das Holz zu Brettern geschnitten, das Getreide zu Mehl gemahlen oder der Raps und Rübsen zu Öl gestampft wird. An den Abhängen der Höhenzüge bricht man die Tuff-, Kalk- und Sandsteine und verarbeitet sie zu Bau-, Mühl- und Wetzsteinen. An vielen Stellen wird Lehm gegraben und in Dampfziegeleien zu Ziegeln verarbeitet. Die Viehzucht hat zur Errichtung zahlreicher Großschlächtereien und Wurstfabriken Ver- anlaffung gegeben; auch die Gerberei und Lederfabrikation hat dadurch Ver- breitung gefunden. Daneben sind jedoch auch noch andere Industriezweige vertreten: Zigarren-, Maschinen-, Porzellan-, Webwarenfabrikation n. dergl. m. Infolge der günstigen Erwerbsverhältnifse sind die Mulden Westthüringens auch ziemlich dicht besiedelt. Zahlreiche Bauerndörfer liegen inmitten wogender Felder und saftiger Wiesen und lugen mit ihren roten Ziegeldächern aus dem Grün der Obst- gärten heraus. Unter den Städten der Landschaft haben besonders Gotha und Arn- stadt Bedeutung erlangt. Gotha ist die Hauptstadt des Herzogtums Sachsen-Gotha und als ein Hauptsitz des thüringischen Buchhandels und Gartenbaus bekannt. Auch viele Jndustrieerzeugnisse werden in Gotha hergestellt, z. B. Porzellan, Leder, Spiel- waren, Ziegel, Zigarren, Wurst- und Fleischwaren. Arnstadt an der Gera ist infolge

10. Präparationen zur Landeskunde von Thüringen - S. 101

1910 - Altenburg : Bonde
— 101 — 2. Wodurch wurde diese lebhafte Gewerbtatigkeit hervorgerufen? Der Boden enthält zunächst all die Rohstoffe, welche die Bewohner in geschickter Weise zu den verschiedensten Gegenständen verarbeiten: er ist reich an Steinen, besonders an Schiefersteinen, Quarz und Porzellanerde. Infolgedessen hat sich das Steinbrecher- gewerbe weit ausgedehnt; ein großer Teil der Bevölkerung wandte sich aber auch der Verarbeitung dieser Steine zu, weil sie sich lohnenden Erwerb suchen mußte, da nur eine kleine Fläche des Bodens zum Anbau benutzt werden konnte und dieser auf die Täler Der thüringische Frankenwald. und Mnlden beschränkt blieb. So entfaltete sich eine rege Gewerbtätigkeit, die sich mit der Verwertung der gewonnenen Rohstoffe aus dem Steinreiche beschäftigt. Es ent- standen Schiefertafel- und Griffelfabriken, Porzellan- und Glasfabriken. Die Tafel-- fabrikation wurde durch den vorhandenen Holzreichtum wesentlich gefördert; denn die großen Waldungen liefern das Holz zu den Tafelrahmen. Die Holzstämme aber werden in den Schneidemühlen zu Brettern und Latten zerschnitten; die Anlage so vieler Schneidemühlen aber wurde ermöglicht durch die zahlreichen fließenden Gewässer, die in- folge ihres starkeu Gefälles eine große Kraft haben. So hat die Schiefertafelfabrikation gleichzeitig das Tischler- und Holzschneidehandwerk zur Blüte gebracht. Durch die Por- zellanfabriken hat sich das Malerhandwerk entwickelt, das in den vorhandenen Farberden
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