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1. Geschichte - S. 114

1913 - Berlin : Oehmigke
— 114 - Alles war öde und still. Hin und wieder knisterte der Schritt: eines Wächters über den hartgefrorenen Boden, während sein Hund, zitternd vor Kälte und den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, ihm nachschlich. An der kleinen eisernen Pforte des „hohen Hauses", die zu dem turmähnlichen viereckigen Mittelgebäude führt, stand ein Mann, tief in einen weißen Mantel gehüllt, und hielt zwei Pferde^ von denen das eine, prächtig aufgeschirrt, für einen vornehmen Mann bestimmt sein mußte. Mit den Füßen scharrend und in die Hände blasend, ging der Mann hin und her, während der warme Lebenshauch aus den Nüstern der Pferde sich gleich Flocken an das lange Haar des Führers setzte. Oben im höchsten Fenster des Turmes glühte ein dunkelrotes-Licht — bald erglänzte es hoch auf in zuckender Helle, bald erstarb es zu einem flimmernden Scheine. Das Licht war im Laboratorium Leonhard Thurneiffers, des Alchymisten und Leibarztes Johann Georgs, und der Kurfürst war selbst eben bei ihm, um von dem gelehrten und gefürchteten Manne Unterricht in der Kunst des Goldmachens zu empfangen. Ein kleines gewölbtes Gemach, dicht unter dem Dache des Turmes, auf dem Thnrneisser ein Observatorium angelegt hatte, schloß alles notige Gerät zu einem Laboratorium in sich. Es fehlte nicht an der in jenen Zeiten üblichen unheimlichen Ausschmückung solcher Räume: Gerippe, seltsam geformte Topfe, Gläser und Flaschen, ausgestopftes häßliches Getier und mächtige Folianten standen und lagen durcheinander. An den Wänden glühten Retorten in heißen Sandbädern, und an dem eisernen Herde in der Mitte saß Thurneisser selbst, ein schöner Mann von gebietendem und gefälligem Äußern. Ein langer, dunkler Talar umfloß seine schöngeformten Glieder. Auf dem Kopfe trug er eine Mütze von schwarzem Fuchspelz,, der trotz seiner glänzenden Schwärze doch gegen sein sorgfältig gekräuseltes Haupt- und Barthaar zurückstand. Im einfachen Hauskleide jener Zeit faß der Kurfürst aufmerksam neben Thurneisser am Herde und heftete neugierige und erwartende Blicke auf eine kleine, sorgfältig verschlossene eiserne Phiole, die auf einem lebhaften Kohlenfeuer lag und deren Inhalt wahrscheinlich den Gegenstand ihrer heutigen Zusammenkunft ausmachte. „Es dauert länger, als Ihr mir gestern versprächet, Leonhard", sprach leise der Kurfürst. „Schon glüht das Kohlenfeuer.

2. Germanien in den ersten Jahrhunderten seines geschichtlichen Lebens - S. 154

1875 - Berlin : Brigl & Lobeck
154 nenb empfangen sie den Preis." Nach den Aestyern nennt der römische Historiker noch einige Völker, von denen er nicht weiß, ob er sie den Germanen oder den Sarmaten beizählen soll: die Veneder (Wenden), Pen einer und Fennen. Von den ersten bemerkt er, daß sie von Krieg und Raub lebten, aber dadurch von den sarmatischen Nomaden verschieden seien, daß sie Häuser bauten und zu $utze kämpften; die Peu einer oder Bastarner wären an Sprache, Anzug, Wohnung und Bauart den Germanen ähnlich, aber durch Verkebr und Mischehen mit den Sarmaten verbunden, batten sie sich gleich diesen dem (Lckmutz und der Faulheit ergeben. Hoch im Norden endlich kennt Taeitus noch die Fennen oder Finnen, die Letzten der Sterblichen, von grenzenloser Wildheit und schrecklicher Armuth. Ohne Waffen, ohne Pferde, ohne Heerd lebten sie von Kräutern, kleideten sich in Thierselle und brauchten den Boden Zum Lager. Unbekümmert um Menschen und Götter, hätten sie das Schwerste erreicht, selbst keines Wunsches zu bedürfen. Ueber sie binaus lag dem großen Römer das Reich der Fabel.

3. Die Provinz Hannover - S. 113

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Insbesondere verdanken der Thätigkeit des Wassers jene außer- ordentlich fruchtbaren Schlammgebiete ihre Entstehung, die unter dem Namen Marschen unser Land umziehen. Heben wir ein bisher un- berührtes Stück echter Marscherde aus dem Boden und trocknen dasselbe, so blättert es in lauter dünnen Schichten ab, während die Schlamm- erde, bei deren Entstehen das Meer nicht half, als gleichförmige Masse daliegt. Das Meer muß also diese Merkwürdigkeit der Marscherde unmittelbar veranlassen. Jeden Tag zweimal steigt das Wasser des Meeres an der Küste zu bedeutender Höhe; die Flut kommt, sagt der Küstenbewohner. Ebenso oft weicht das Wasser weit von der Küste zurück, was man als Ebbe bezeichnet. Für die Bildung der Marsch sind nun die Zeiten die wichtigsten, in denen die Flut aufhört und die Ebbe beginnt, oder in denen die Ebbe steht und die Flut einsetzt. Da ist die Bewegung des Wassers so langsam, ja fast völlig aufgehoben, daß die feinen festen Teile (Thonerde, Tier- und Pflanzenreste), die sonst noch getragen werden konnten, zu Boden sinken müssen. Diese Ruhezeiten — Stauzeiten nennt man sie — werden auch im Flußlaufe vor der Mündung, wo die Seeströmung gegen das Flußwasser stößt, bemerkbar. In jeder Stauzeit bildet sich ein fester Niederschlag, welcher nachher, wenn er nicht durch andere Ursachen wieder zerstört wird, als blattdünne Schicht im Boden kenntlich ist. In Zeiten, in denen Sturm- fluten das Meer aufwühlen oder die Flüsse Hochwasser zuführen, werden die abgelagerten Schlammschichten an ruhigen Plätzen von vier- bis fünf- facher Dicke. Das Flußwasser bringt außer den mitgeführten Erdmassen eine Menge von Salzen und Eisen aufgelöst mit. Diese aufgelösten Teilchen giebt das Wasser nur schwer ab. Aber durch das Zusammen- treffen von Fluß- und Seewasser werden sie ausgeschieden, sinken mit den Schlammmassen und den Millionen von Tierleichen zu Boden und erhöhen die Fruchtbarkeit der Marschen. Wie die reichen Marschen ein Geschenk des Wassers darstellen, so führen auch die ärmsten und ödesten Gegenden Hannovers, die Moorstrecken, ihre Entstehung auf die Gewässer zurück. Nach Berech- nungen nehmen diese Moorbildungen l/i des Bodens der Provinz ein (n. Salfeld). Wo das Niederschlagsgewässer sich in flachen Mulden fammelt und stehen bleibt, weil der Boden das Einsickern nicht ge- stattet, da entstehen Moore. Das Eindringen in den Boden kann einmal dadurch verhindert werden, daß undurchlässige Erdschichten in der Mulde vorhanden sind, oder es kann auch das Grundwasser, das den Boden durchtränkt, bis zur Oberfläche aufsteigen. Als die eigentlichen Moor- bildner kommen in solchen Senken und Tümpeln besondere Pflanzen hinzu, die wir aus den Schilderungen der Moore schon kennen. Gerade der anscheinend durchlässigste Erdboden, der Sand, begünstigt unter gewissen Vorbedingungen die Moorbilduug. Alle unsere großen Moore im Flachlande ruhen auf Sandgrund; auf Lehmboden ist diese Moor- bildung verschwindend gering. Aus dem Sande laugen nämlich durch den Regen einige Salze und Säuren mit Eisenspuren aus, die den ^and in der Tiefe zu einer festen Masse kitten. Die entstehende Sand- schicht, der Ortstein oder Raseneisenstein genannt, die oft bis zur Dicke Ben ermann, Hannover. 8

4. Die Provinz Hannover - S. 109

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Betrachtung des Gesamtbildes der Provinz. A. Du Entstehung der Hberflächenformen der Provinz. Wir sind gewohnt, unsere liebe Heimat, überhaupt die ganze Erde als fest und unveränderlich anzusehen. Hören wir einmal von gewaltsamen Erschütterungen des Erdbodens, von großen Erdbeben, welche ganze Länder heimsuchen, so erscheinen uns das ganz wunder- liche, schreckliche Ausnahmezustände zu sein, die der Festigkeit der Erd- masse gar nicht entsprechen. Aber so gewaltig uns auch die Erdbeben die verborgenen Kräfte der Natur zeigen mögen, sie sind in ihren Wir- kungen auf die gesamte Masse der festen Erde doch verschwindend ge- ring gegen die allmählichen, unuuterbrochenen Veränderungen, denen der Boden unter unseren Füßen unterworfen ist. Drei Kräfte sind es, die unmerklich, aber mit ungeheurer Stärke an unserer festen Erdrinde arbeiten und immer Neues schaffen und Altes vernichten. Diese Kräfte heißen Schwerkraft, Sonnenwärme und Eigenwärme der Erde. Bald vereint, bald einander entgegen wirkend, haben diese drei Huuderttau- sende von Jahren gearbeitet, um den Gesteinen die Form zu geben, die unser Auge jetzt sieht. Die schier unendliche Vergangenheit in der Erdgeschichte hat man in Zeit- alter eingeteilt, gerade wie die Geschichte der Menschheit. Aber man fragt nicht bei solch undenkbar langen Zeiträumen nach den Jahren oder Jahrzehnten der Ge- fteinentstehung, sondern man stellt nur fest, daß dieses oder jenes Gestein älter oder jünger ist als ein anderes. Die sicheren Erkennungsmittel dafür sind gewisse Tier- und Pflanzenformen (Fossilien), an deren Vorkommen in den Gesteinen der Kenner ebenso genau die Entstehungszeit der Gesteine wahrnimmt, „als der Kunst- verständige an der Bauart einer Kirche das Jahrhundert erkennt, aus dem sie stammt". Als solche „Denkmünzen der Schöpfung" mögen genannt werden: die Kalkgehäuse der Korallen, die Kieselpanzer der Spaltalgen, Knochen, Zähne, Kohle und Torf. Es giebt aber auch Gesteine, in deren Masse man nicht den geringsten An- halt von Versteinerungen vorfindet. Sie sind schon vor dem Austreten solcher Formen von Lebewesen entstanden. Die Zeit ihrer Bildung heißt die Urzeit; die Gesteinsmassen selbst nennt man danach Urgestein. Bei ihnen bleibt die Scheidung der Gesteinsarten nach dem Alter unsicher. Die Zeitspanne, die mit dem Auftreten der Fossilien beginnt, hat man in weitere drei Zeitalter geschieden: in das Zeitalter der altertümlichen Pflanzen und Tiere, das der mittel- alterlich^n Formen und das der neuzeitlichen Pflanzen und Tiere.

5. Die Provinz Hannover - S. 112

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 112 — Meer dann ganz zurücktrat, da trugen von den Horsten die Gewässer die Schuttmassen und Pflanzenreste hinab und vermehrten die wertvolle Schlammschicht. Die darauf folgenden Eiszeiten glätteten dann auf der norddeutschen Tiefebene noch, wo das Wasser einzelne Unebenheiten hatte stehen lassen, und luden im Abschmelzen auf der Ebene ihren Schutt ab. Aber in den 20 000 Jahren nach der letzten Eiszeit haben die Zerstörung der vorhandenen Formen und der Aufbau ueuer nicht einen Augenblick geruht. Die Kraft der uus von der Sonne zugehen- den Wärme wirkt fortdauernd zerstörend auf die Gesteine, und sie ver- anlaßt auch die Bewegungen der Luft und des Wassers, die die groß- artigsten Umänderungsarbeiten auf der Erde ausrichten. B. T>er Linsluß des Wassers auf die Bodengestaltung. Wie sehr das fließende Wasser das Bild des Landes beeinflußt, hörten wir schon bei der Besprechung verschiedener Flußthäler. Darum möge hier nur eine Zusammenstellung der wichtigsten Flüsse der Provinz Platz finden, in welcher auch die Laufrichtung und Zugehörigkeit der einzelnen Gewässer kenntlich gemacht ist. Flußtabelle.

6. Die Provinz Hannover - S. 114

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 114 — von V2 m im Boden steht, sperrt dann dem Wasser das Eindringen, und die Moorbildung beginnt. Die Moore in den Niederungen und an den Rändern von Seen zeigen einen ganz anderen Pflanzenwuchs als die höher liegenden Moore. Dort sind Sumpfgräser und Moose aller Art die vorherrschenden Pflanzen, hier Heide und hartstenglige, kleine Büschelpflanzen. Man hat des verschiedenen Aussehens wegen die Niederungsmoore von den hoch liegenden Mooren unterschieden und hat jene die Grünlands- moore, diese die Heidmoore oder Hochmoore genannt. Die Grünlandsmoore füllen allmählich die Vertiefungen (Sümpfe und kleine Seen) aus und arbeiten so dem Menschen vor. In dem Wasser setzen sich an den flachen Ufern Binsen, Schilfrohr und Moose an. Die verwandelten Pflanzenreste erhöhen, gemischt mit Schlamm, das Ufer bis zum Wasserspiegel, und andere Pflanzen ersetzen sie. Ringförmig fortschreitend, schnüren diese Moorpflanzen das Wasser immer mehr ein und arbeiten der Mitte zu. Dazu kommen noch unter besonderen Um- ständen die „schwimmenden Wiesen", wie wir sie am Steinhuder Meere kennen gelernt haben, und beschleunigen die Ausfüllungsarbeit. Alle unfere größeren Moore sind Hochmoore, an denen als besondere Eigentümlichkeit die Ausivölbung in der Mitte gilt. Es giebt einzelne derselben, deren Mitte fast 10 m höher liegt als der Rand. Eine Erklärung für diese Thatsache hat man darin gefunden, daß man sagt, der mittlere Moorteil ist älter und darum dicker als der Rand. Gerade wie am Waldesrande die Baumäste sich an der Lichtseite stark und lebenskräftig ins Freie vorrecken und an der Waldseite in Luft- knappheit und Lichtmangel verkümmern, gerade so verschieden ist das Wachstum der kleinen Moorpflänzchen. In der Moormitte gleichen sie jenen bevorzugten Baumästen; sie haben sehr günstige Lebensbedingungen und wachsen darum sehr schnell, während die Torfmoose an den trockenen Rändern im Wachstum zurückbleiben. So entstehen im Laufe der langen Bildungszeiten der Moore die gewölbten Rücken mit den in der Mitte erheblich stärkeren Moorschichten. Dazu kommt, daß der Druck der gewaltigen Moorschichten eine breite Schicht Moorbrei an den Rändern auspreßt, auf dem sich natürlich die Moorpflanzen weiter entwickeln. So frißt das Moor gleichsam an den Seiten weiter und breitet sich über seine Ränder aus. Dem gewaltigen Drucke der mit Wasser ge- tränkten Moorschichten schreibt man auch die Bildung jener merkwürdigen Seen mitten auf den Wölbungen der Hochmoore zu. Die Moormitte ist an diesen Stellen gleichsam auseinandergerissen, und die Spalten haben sich mit Wasser gefüllt. (Ostfriesische Moormeere.) C. Tis- und Windwirkungen. Wasserkraft und Verwitterung haben in jahrtausendlanger ge- meinsamer Arbeit unserm Flachlande das heutige Aussehen gegeben. Aber die Spuren der eigentlich formgebenden Kraft für das Flachland haben nicht gänzlich verwischt werden können, nämlich die Spuren jener

7. Die Provinz Hannover - S. 57

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 57 ' — Eschen, Erlen und Weiden, die bis in das Moor hinabsteigen. In einigen Gegenden dieser Landschaft ist dem mageren Sande ein fetter Lehm beigemischt, der den Boden dann zum Tragen herrlicher Eichen- wälder und guter Feldfrüchte befähigt. Als Hauptflüsse dieser Landschaft sind im westlichen Teile die Weser mit der Hunte und im östlichen die Aller anzusehen. Die Aller entspringt bei dem Orte See hausen in unserer Nachbar- provinz Sachsen. Schon auf sächsischem Gebiete treten Sumpfstrecken an ihre Ufer, die sie von da bis zur Mündung fast ununterbrochen begleiten. Der Fluß schleicht träge dahin. Er tritt im Frühling und Herbst aus den flachen Ufern und verwandelt große Strecken des Ufer- landes in einen weiten See; denn das Gefälle der Aller beträgt von ihrem Eintritte in unsere Provinz bis zur Mündung auf eine 140 km lange Laufstrecke nur etwa 30 m. Ihr erster bedeutender Nebenfluß von links her ist die Oker, deren wilden Gebirgslaus wir schon kennen. Zwischen Aller und Oker breitet sich eine mit kleinen Teichen, Ackerflächen und Kiefernwäldern durchsetzte, weite Heide aus.. Die Oker schleicht hier in breiter, sandiger Thalsenke der Aller zu, die sie bei dem Orte Müden erreicht. Auch westlich von der Oker bis zur nahen Fuse zeigt die Gegend auf den ersten Blick dasselbe Aussehen. Bei genauerer Prüfung aberbietet diese Gegend bis hinauf nach dem Hügel- lande viele Besonderheiten. Hier liegt das seit 1880 so oft genannte Petroleumgebiet mit dem bekannten Orte Öl heim. Seit Jahr- Hunderten schon gehen die Bauern jener Gegend zu einigen tiefen Kuhlen, die in den Wiesen am Schwarzwasser, einem zur Fuse fließen- den Moorbache, liegen und schöpfen von dem schwarzen Wasser der Lachen eine rahmdicke Ölmasse ab, die als Wagenschmiere verwandt wird. Bei genauerer Prüfung der Masse ergab sich ein starker Petroleumgehalt. Der Großunternehmer Mohr bemächtigte sich der Sache, und nun entstanden ganze Reihen von Bohrtürmen und große Reinigungsanlagen. Hunderte von Arbeitskräften strömten herzu, und der Ort Olheim entstand wie durch Zauber. Bald aber zeigte sich, daß man die Ergiebigkeit bedeutend überschätzt hatte. Das riesige Unter- nehmen war nicht haltbar. Heute ist fast alles verlassen; nur noch wenige Pumpwerke sind im Betriebe. Der Ölgehalt des Bodens ent- quillt hier einer kalkigen Sandsteinschicht, welche dicht unter dem Sande und dem Moore liegt. Zwischen den festen Steinschichten liegen arm- dicke, braunschwarze Teerlagen, die in den Steinbrüchen zu Tage kommen. Die Gegend zwischen Fuse und Leine bietet landschaftlich wenig Neues. Nur die öden, mit Kiefern bestandenen Sandrücken verschwin- den fast völlig. Wo das Land trocken ist, wie bei der kleinen Stadt Burgdorf, da ist der mit Lehm gemischte Sand durch sorgsame Pflege in fruchtbares Ackerland umgewandelt oder mit prächtigen Eichenwäldern bestanden. Dagegen ist die ganze muldenförmige Senke, in der die Wietze zur Aller fließt, ein mooriges Wiesenland, welches bei dem Orte Wietze nahe der Aller jetzt die reichsten Petroleumquellen zeigt. Das Moor tritt ganz an den jetzt zur Stadt erhobenen Eisenbahn-

8. Die Provinz Hannover - S. 125

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 125 — Iv. Wie kommt es, daß sich unsere Küstenlandschaften und Gebirgslandschaften in den geringen Wärmeschwankungen gleichen?— V. Welche Temperatureigentümlichkeiten unserer Provinz begünstigen die Thätig- keit des Landmannes? — Vi. Welche besonderen Umstände hinderten die Entfaltung der Industrie in den Mündungsgebieten unserer drei großen Flüsse? — Vii. Verfolge den Verlauf des geplanten Mittellandkanales! — Viii. Warum ist der Handel nötig? — Ix. Suche Gegenden der Provinz auf der Karte auf, in denen jüngere Kalkgesteine vorkommen, und gieb die Verwertung der Kalke an! — X. Stelle geogr. Besonderheiten zusammen, die den Landschaften a) im Wind- schatten, b) im Regenschatten erwachsen! — J. T>ie Bevölkerung nach Abstammung, Sprache und Ligenart. Wann auf unserer Heimatserde der Mensch seine Thätigkeit begann, liegt in nebelgrauen Fernen verborgen, aus denen „kein Lied, kein Heldenbuch" auf uns gekommen ist, und doch erzählen uns Reste, wie wir sie in der Einhornhöhle kennen gelernt haben, wenigstens von den Verhältnissen, unter denen diese Urmenschen lebten. Wenn wir dann an der Hand des im ersten Teile Gehörten auf der Karte die jüngeren Spuren vorgeschichtlicher Zeiten aufsuchen, so weisen uns diese vor- wiegend in die trockenen Gebiete der grauen Heiden unsers Flachlandes. Wir hörten von den stattlichen Steinhäusern, in denen Feuersteinwaffen und Hausgerät desselben Stoffes gefunden worden sind. Im Luhethale und an anderen Orten hörten wir dann von den Urnenfriedhöfen und den Hünengräbern, aus denen Bronzewaffen und auch mancherlei Schmuckstücke an das Licht gebracht sind. Aus andern Urnenfriedhöfen, die dieselbe Begräbnisart zeigen, sind mancherlei Eisenwerkzeuge geholt worden, an denen man einen Fortschritt und eine Verbesserung der Lebensverhältnisse wahrnehmen kann. Wie wir durch die von dem Kulturvolk der Römer überkommenen Nachrichten wissen, walteten in der Zeit des in Gebrauch kommenden Eisens schon Germanen auf unserer Heimaterde. Ob vor ihnen, nach den Ureinwohnern der älteren Dilu- vialzeit noch Kelten während der jüngeren Steinzeit und der Bronzezeit das Land bewohnt haben, bleibt ungewiß. Aus den sagenhaften Darstellungen über die deutschen Stämme zur Zeit Christi hören wir neben den Chauken an der Nordsee, den Angrivariern an der unteren Weser, den Langobarden in der Heide und den mächtigen Cheruskern am Harz von einer Reihe kleiner Volksstämme, die nachher verschwunden sind. An ihre Stelle tritt, sie allmählich aufsaugend, im dritten Jahrhundert der Bund der Sachsen (Sachs-Messer). „Bewundernswert ist die Ausdehnungs- sähigkeit des sächsischen Stammes gewesen; er hat es verstanden, seine Sprache und Volksart von der Nordsee bis nach den baltischen Provinzen auszubreiten" (Di-. Andree, Braunschweiger Volkskunde). Als dieser stolze Sachsenbund, vor dem nur die alten Chauken (Friesen) ihre Freiheit bewahrt hatten, sich dem mächtigen Karl von Franken beugte, waren vier Volksteile der Sachsen vorhanden, nämlich Ostsalen, Engern,

9. Die Provinz Hannover - S. 127

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
127 — Bauernhaus und Gasthof in Südhannover (Thüringisches Wohnhaus). Die nachfolgende Probe des „Heideplatt" ist aus Freudenthals trefflichen „Heidefahrten" genommen; das Gelegenheitsgedicht wendet sich gegen die irrige Annahme der Armut des Heidelandes: „Is ok uns' Heid keen Kanaan, So is se doch keen Wüstenee, De Bnur keen schrecklich dummer Mann, Sien Land nich power, markrn Se! — Un datt ick Hess de Wahrheit spraken Un nu na Karlsbad reis' tor Kur, Derwiel de Geelsucht in min Knaaten, So is min Paß hier, — spröök de Buur," (Nach Freudenthal.) Nebenstehende Skizzen mögen uns über die innere Einrichtung der Hausbauten Aufschluß geben und uns die Vorteile und Nachteile der Anlagen verstehen lehren. In unserer Provinz treten besonders drei Bauarten auf, die thüringische, sächsische und friesische. Sie alle zeigen das Bestreben des Bauern, das Leben seines Hofes zu übersehen. Der Sachse und der Friese suchen das dadurch zu erreichen, daß sie mit ihrem Vieh und ihren Vorräten unter einem Dache wohnen. Der Oberdeutsche vermeidet das; aber er wendet die eine Längsseite seines gesonderten Wohnhauses den Vieh- und Vorratshäusern zu, ja, er lehnt die Flügel seines Hauses an diese Nebengebäude. Der Oberdeutsche tritt mit seinen Wohnansprüchen neben die Raumansprüche, die für Vieh und Vorrat gemacht werden müssen. Sein Wohnhaus ist das Haupthaus, um das sich alles andere gruppiert. Bei Sachsen und Friesen sind Hausanlage und die Einrichtungen desselben mehr für das

10. Die Provinz Hannover - S. 129

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 129 — sind allerdings große Verschiedenheiten zu bemerken. Es nehmen die Wohnräume des Sachsenhauses die volle Breite des ganzen An- wesens ein. Das offene Flet (Flett), das als alte Herdstelle den Übergang ausmacht, unterscheidet sich in ursprünglicher Form nur durch erhöhte Pflasterung von der Tenne. Der Friese wohnt in einer Abschnürung des breiten Platzgebäudes. Er kürzt das Dach auf etwa die Hälfte der Breite und sucht die gewonnene Höhe durch Ein- legung eines zweiten Stockwerks auszunutzen. Außerdem ist die Ver- teilung der Viehräume in anderer Weise vorgenommen; auch wendet sich im Sachsenhause das Vieh nach der „Däle", im Friesenhause nach außen. Iv V ♦..............-.....•.................. • a ii ° • 9 * -- I Vi Viii vn Friesisches Bauernhaus. I Wohnhaus, Ii Getreidespeicher, Iii Tenne, Iv Aufbewahrungsräume (Geräte), V Pferdestall, Vi Kuhstall, Vii Schweineställe und Futterräume, Viii Sommerküche (Gesinderaum). Bei aller Verschiedenheit im einzelnen läßt sich eine gemeinsame Grundform beider kaum verkennen. Sie sind wahrscheinlich beide aus einer runden oder viereckigen Schutzhütte hervorgegangen, deren Dach, von Ständern (Holzpfeilern) getragen, möglichst tief herabhing, und in deren Mitte die geweihte Herdstelle sich fand. Um den Herd herum saß die Familie im Flet, weiter ab hatten Vieh und Vorräte Raum. Im Friesenhause scheint nur das Flet zunächst abgesondert zu sein, während im Sachsenhause zuerst Vieh- und Wirtschaftsräume ihre Gliederung fanden. In dem Zurücktreten der menschlichen Ansprüche im Sachsenhause liegt die Hauptursache seines allmählichen Verschwindens. Weil die Friesenbauart den menschlichen Wünschen und Bedürfnissen besser Rechnung trägt, verdrängt sie das Sachsenhaus an der Stammes- grenze beider Volkszweige. In unserer Zeit braucht man sich über das Schwinden der sächsischen Bauernhäuser nicht mehr zu verwundern. Das Sachsenhaus entspricht den Bedürfnissen der Landbevölkerung und ihrer Boden- Wirtschaft nicht mehr, und daher wird sein Verbreitungsgebiet sich immer weiter verengen, so sehr das auch zu beklagen sein mag. Beuermann, Hannover. g
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