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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Besonderer Theil - S. 404

1856 - Eßlingen : Weychardt
404 Erste Abtheilung. Europa. Jökull') 6,030', ©näselt 5,800', Eyjafjalla Jökull 5,700', Heklufjall oder Hekla 5,210' u. a. Man zählt auf der Insel gegen 29 Vulkane, von denen manche überaus thätig sind. Der Hekla, von dem man seit 1044 24 Ausbruche kennt, der Oeräfa Jö kull, der Skaptaar Jökull, derkatlegia, der Krabla, der Leirh- nukr u. a. entladen aus ihren Kratern fortwährend vulkanische Produkte, wie Lava, Asche, Steine u. dgl., und überschütten damit zuweilen die ganze Insel; ja beim Aus- bruch des Hekla 1693 siel die Aschenmenge sogar auf den 85 M. entfernten Färöern. Mit der vulkanischen Beschaffenheit Jolands stehen die vielen heißen Quellen in Verbindung. Einige derselben fließen ruhig, andere werfen, wie Springbrunnen, das Wasser 50', 100'— 200'in die Höhe; einige sind lauwarm, andere siedend heiß; einige haben trinkbares, andere trübes, schweslichtes Wasser. Von den Bewohnern werden sie in der Art zum Kochen benützt, daß sie ihre Töpfe in die Quelle stecken, wie man sonst die Töpfe zum Feuer stellt. In dem Thalc und an dessen Bergabhängen, das nördlich von Skalholt liegt und 6 M. v. Hekla und 3 Tagreisen östlich v. Reykjavik entfernt ist, zählt man über 100, theils warme, theils heiße Quellen, darunter die Geiser * *) oder intermittirende Springquellen. Unter ihnen sind am bekanntesten: der große Geiser, der neue Geiser oder Strokr und der kleine Strokr. Der große Geiser steigt von Zeit zu Zeit aus einem 18' im Durchmesser haltenden Becken in einem geraden Strahl bis 60', 100', sogar 200' empor. — 6. Viele Gewässer. Die meisten und längsten Flüsse ergießen sich an der Nord- und Süd-Westküste, wäh- rend au der Ost- und Süd-Ostküste nicht so viele und nicht so bedeutende Flüsse vor- kommen. Mittlere Jökelaue; 25 M. I. Thorsane; 24 M. I. Südl. Hvitaue; 20 M. l. Viele Landseen svatn.s: Thingvallavatn; Hvitarvatn; Myvatn. — 7. Im Verhältniß zur geogr. Breite hat Island, besvnd. der südl. Theil, ein mildes Jnselklima. Mittlere Jahreswärme zw. -ss 5° u. 0°. Sehr gemäßigte Win- terkälte; sie beträgt an der Südseite Islands nur — 3°, a. d. Nordseite nur — 6*/4°. Geringe Sommerwärme; sie steigt an der Südseite nur auf -s- 9'/.°, an der Nordseite auf 7*//. Die Sommer sind kurz, die Winter aber lang, besonders a. d. Nordküste. Diese ist bisweilen bis in den Juli mit arktisch. Treibeise bedeckt, das mitten in der warmen Jahreszeit Kälte verbreitet; a. d. Südseite erhebt sich 5 Monate lang das Thermometer nicht über den Gefrierpunkt. Dazu gesellen sich feuchte Nebel, die Island fast Jahr aus Jahr ei» nmschleiern, und furchtbare Stürme aus Nw. u. No. Längster Tag im S. 20 St., kürzester Tag 4 St. Im nördl. Theil geht aber die Sonne am längsten Tag gar nicht unter; dieser längste Tag, wie auch die längste Nacht im Winter, dauert ans den nördl. Punkten Islands eine ganze Woche. Merkwürd. Naturerscheinungen sind: das Nordlicht, dasschnee- licht u. d. Doppel so» ne. — 8. Produkte, a. Mineralien. Sumpfeisenerz, Marmor, Kalk, Gyps, Steinkohlen, Tors, Schwefel; letzter» liefert Krisuwik im Sw. und die Schwefelberge beim Krabla. b. Pflanzen. Verkrüppelte Weiden, Birken und Vogelbeerbäume. Den Mangel an Bauholz ersetzt das Treibholz, Baumstämme, die vom Meere an die Küsten, des. im N., ausgeworfen werden. Prächtig grüne Wiesen. Jsländ. Moos, ein gewöhnt. Nahrungsmittel,^indem es getrocknet zu Mehl gemahlen oder mit Milch zu Brei gekocht wird. Löffelkraut. Sauerampfer. Kohl. Rüben. Kartoffeln. Etwas Flachs und Hanf. c. Thiere. 25,000 St. Rindvieh. 20,000 kleine, aber starke u. schnelle Pferde. 350,000 Schafe. Viele Ziegen. Nennthiere; seit 1770 aus Norwegen eingeführt. Weiße Füchse. Eisbären kommen auf Eisschollen a. d. Nord- küste. Seehunde a. d. Küsten. Viel wildes Geflügel, des. Eidergänse. Viele Fische, des. Häringe, Lachse u. Dorsche. — 9. Geschichtliches. Ob Island bei den Griechen und Römern Thule hieß, ist ungewiß. Entdeckung durch den norwegischen Seeräuber Nad dock 860: Er nannte, die Insel Snäland s— Schneelands. Spuren einer früheren, und zwar christlichen, aus Schottland u. Irland stammenden Ansiedlung sind zwar vorhanden; doch scheinen bisse ersten Bewohner den Normännern bald unterlegen zu sein. Einwanderung der Norweger, die vor der Tyrannei des Harald Haarsagr flohen, seit 870. Republik mit eigener Verfassung u. eigenem Gesetz v. 928 — 1261. Von Island aus setzte Erik Rauda nach Grönland über, im I. 932 oder 982. Einführ, des Christenth. um 1000. Ansehnl. Bevölkerung; bedeutende Viehzucht; wichtige Schiffahrt; blühender Handel. Bewahrung der Sagen und Heldcngefänge der *) Jökull o. 35fei, plur. Jöklur o. Jökler, heißen in Island alle mit ewigen Schnee- u. Eismassen bedeckten Berge. Die Gletscher nennt man Jisbräer seisbräens. *) Geiser v. giosa — gießen, mit Ungestüm hervorbrechen.

2. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

3. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 40

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
40 Bilder aus Europa. — Skandinavien und Dänemark. verbinden; denn diese fangen jedesmal vor seinen Ausbrüchen an, mit ent- setzlichem Krachen sich von einander zu spalten. Ist dieses geschehen, so wird die Luft ungewöhnlich kalt, hingegen der Erdboden außerordent- lich warm. Nach diesen Vorboten erhebt der Hekla selbst seine fürchterliche Stimme. Ein schreckliches Gebrüll, abwechselnd mit ungeheurem Krachen, tönt aus seinen Eingeweiden hervor. Die Stärke dieser Donnerstimme ist so ent- setzlich, daß man sie neun Meilen weit hören kann. Dieses laute Krachen verkündet die weitern Schrecken des Berges; denn nun schießen große Flammen aus seinem Schlunde hervor; ein dicker schwarzer Rauch wälzt sich empor, aus welchem Blitze und große Feuerkugeln sich oft sehr wert durch die Lust verbreiten. In den Flammen spielt eine Menge größerer und kleinerer Steine, die von der Gewalt des Feuers nicht selten einige Stunden weit geschleudert werden. Ein Strom von siedendem Wasser rauscht hervor und wälzt eine Menge Bimstein, oft in Stücken von zwei Meter im Umfange, mit heraus. Endlich ergießt sich die Lava, die geschmolzene Steinmasse, aus dein Innern des Berges, und mit ihr erfolgt ein solcher Aschenregen, daß zuweilen auf viele Meilen im Umkreise der helle Tag in Finsterniß verwandelt wird. Wenn ein solcher Lavastrom sich über das Land ergießt, so erkaltet und verhärtet zuerst die äußere Rinde, während im Innern der Strom sich noch fortwälzt. So entstehen also Höhlen aus geschmolzenem Stein, deren sich die Isländer oft zu Viehställen bedienen. Die bekannteste darunter, die Höhle Surthellix, ist über 1800 Meter lang, 134 Meter hoch und 15 Meter breit. Vor Alters muß der Hekla noch mehr ausgeworfen haben; denn an manchen Stellen kann man über 20 Meter graben, ehe inan das Pflaster einer ehemaligen Stadt erreicht. Ein anderer feuerspeiender Berg, der Krabla, hat mehrere Schlünde, und raucht beständig; doch kann man, wenn der Wind eben den Dampf verweht, tief in seine Oefsnungen hinabsehen. Der Katlegia wirst nur selten Feuer aus' um so schrecklicher ist aber seine Wuth, wenn es einmal geschieht. Recht furchtbar zeigte er sich unter andern im Jahre 1756. Er sprengte die benachbarten Eisberge und schleuderte viele Stücke davon ins Meer; die Ueberreste davon schmolz sein Feuer, wodurch fürchterliche Wasserströme entstanden. Das Knallen und Krachen des tobenden Berges war so grausenvoll, daß man den Untergang der ganzen Insel befürchtete. Mit diesem Krachen verband sich ein heftiges Erdbeben, und Stoß und Donner wechselten mit einander ab. Der Berg sprudelte einen natürlichen Hagel aus, dessen Kern aus Sand und Asche bestand. Große, oft drei Pfund schwere, glühende Steine flogen aus dem Schlunde des Berges in die Höhe; neben ihnen stiegen Feuerkugeln in die Luft, die in unzählige Stücke zerplatzten. Auf einmal stand, wie es schien, nicht allein der Berg, sondern auch der ganze Himmel in Feuer und Flammen, und die Nacht war, besonders wenn die Feuerkugeln spielten, überall so hell wie der Tag. Abwechselnd stand über dem Berge eine Feuersäule von mancherlei ^Farben und Gestalten; und ein beständiges Donnern und Krachen, das man auf fünfundzwanzig Meilen weit hören konnte, vermehrte das Fürchterliche dieses Schauspiels. Unter die merkwürdigsten Naturerscheinungen gehören unstreitig auch die heißen springenden Quellen, die sich auf Island in großer Anzahl be- finden. Die merkwürdigste ist der sogenannte Geiser, nicht weit von Skalholt. Die berühmtesten Wasserkünste scheinen gegen dieses Werk der Natur ein bloßes Kinderspiel zu sein. Dieser ungeheure natürliche Spring- brunnen liegt in der Mitte von vierzig bis fünfzig kleineren, welche nach

4. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 68

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
68 Bilder ans Europa. — Italien. einen raschen Abzug finden könnte; denn auch das Meer treibt Dünen (Tomboli) auf, hinter denen der Sumpf sich erhält. In der Vermischung des See- und Flußwafsers aber gedeihen gewisse Pflanzen, welche, wenn sie in den heißen Monaten verfaulen, einen Gestank verbreiten, der fast allem thierischen Leben feind ist, wie man versichert, daß dieser Hauch Metalle anlaufen mache. Als besonders schädlich bezeichnet man unter diesen Pflanzen eine Chara-Art, die dort vorzugsweise häufig wächst. Nächstdem sollen die todten Fische, die der Ombrone, wenn Regengüsse sein Wasser besonders getrübt, mit sich führt, und die im seichten stehenden Wasser ver- faulen, die Luft vervesten. Mit einem Worte, das stehende Wasser ist ein wesentlicher Grund, oaß diese ehedem blühende, von einer römischen Straße durchzogene, mit großen Städten besetzt gewesene Gegend seit mehreren Jahrhunderten eine Wüste geworden, welche die wenigen Bewohner vom Monat Juni an fliehen müssen, wenn sie nicht noch früher, als es ohnehin geschieht, dieser giftigen Atmosphäre erliegen wollen. 40. Der Vesuv. Der Vesuv erhebt sich auf dem Ostgestade des Busens von Neapel aus der Ebene, abgesondert und ohne unmittelbaren Zusammenhang mit den nächsten Bergen. Er ist gleichsam die Krone der ganzen Landschaft, und so prachtvoll sein Anblick ist, so prachtvoll ist der Ausblick seiner Höhe. Ern mehrstündiger Weg führt anfangs durch die üppigsten Pflanzungen von Wein, Feigen und Aprikosen, später durch ein schrecklich ödes, braun- rothes Lavagefild bis zum steilen Kegel des Berges. Auch diesen hinauf geht es anfangs ziemlich gut; es sind noch große, fest liegende Steine da, aus welche man beim Steigen treten kann; sobald man aber höher kommt, wird der Weg durch das Geröll und Gebröckel kleiner verbrannter Steine und durch die rothbraune Erdasche außerordentlich beschwerlich. Bei jedem Schritte aufwärts sinkt man wiederum einen halben Schritt zurück. Natürlich muß man oft anhalten und ausruhen, damit die Kräfte sich sammeln. Hier und da ist der Boden heiß, und ein weißer Rauch qualmt manchmal unter den Steinen hervor. Nach einer halben Stunde ist die beschwerliche Be- steigung des Kegels vollendet, wir stehen glrücklich oben am Rande de Kraters. Der Krater des Vesuvs ist ein ungeheurer rundlicher Kessel, dessen Rand umher 10—15 Meter hoch ist und aus verbranntem Gestein und Asche besteht. Natürlich ist dieser Rand an einer Stelle höher als an der anderen. Um den ganzen Krater kann man mit großer Vorsicht auf dem schmalen Rande, der ihn umgiebt, herumgehen, wozu etwa eine Stunde erforderlich ist. Daß sich seine Gestalt der heftigen Ausbrüchen immer verändert, ist bekannt. In der Mitte des ungeheuern Kessels ist der eigentliche Feuerschlund. Man sieht da einen kleinen Kegel, der 8—10 Meter hoch zu sein scheint und durch das Gestein und die Asche, die der Vulkan immer auswirft, ge- bildet ist. Auf dem Gipfel dieses Kegels ist eine Oeffnung, die in das Innere des ewig brennenden Höllenrachens hinabgeht, aus welcher ein weißer schwefelgelblich schimmernder, dichter Dampf aufwallt; einige kleinere Oeff- nungen sind daneben. Am Fuße dieses kleinen Kraters bemerkt man an verschiedenen Stellen, deren Zahl sich vermehrt, sobald es dunkel wird, das Feuer der Erde. Wie düsterrothe Kohlenglut sieht man hier das Gestein des Berges brennen; zwischen dem Feuer hin ziehen sich Lagen der schwarzen, mit gelbem Schwefel überzogenen Erde. Die innere Wand des Kraters ist steil und gewährt dem Auge eine gar wilde schauerlich öde Ansicht.

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 173

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Der Bodensee. — Der Rheinfall. 173 wenn das Becken des Bodensees leer wäre, der Rhein über 2 Jahre brauchen würde, um es wieder zu füllen. Auf dieser gewaltigen Wasserfläche giebt es denn auch Stürme, welche denen auf dem Meer gleichen und wober sich haushohe Wellen erheben. Da diese oft plötzlich hervorbrechen, so güt die Schiffahrt auf dem See für gefährlich. Doch seit die Dampfschiffe ein- geführt sind, haben Reisende sich nicht mehr zu fürchten; jene Schiffe wider- stehen dem heftigsten Stunn. Die Fischer aber, welche in leichten Kähnen das Gewässer befahren, erkennen meistens an vorausgehenden Zeichen die Gefahr und flüchten in einen Hafen. Fische halten sich zahlreich und gern in dem klaren Gewässer auf, welches noch den Vortheil gewährt, daß es fast niemals zufriert. Außer vielen andern Arten, zum Theil von beträcht- licher Größe, fängt man jährlich eine ungeheure Menge sogenannter Blau- fellchen, welche für eine Leckerei gelten. Natürlich ziehen sich nach einer solchen Nahrungsquelle auch viele fischfressende Vögel, Reiher, Strandläufer, fogar Möven und Taucher. Die Ufer des Sees sind sanft aufsteigend und herrlich mit Feldfrüchten, Obst und Wein angebaut. Die höheren Berge in der Schweiz erblickt man nur in der Ferne. Besonders lreblich nehmen sich aber die zwei kleinen Inseln aus, welche in den Erweiterungen des Sees gegen den Ausfluß des Rheins hin liefen, dort wo die alte Stadt Constanz hervorragt. Wie schön es an dem See sein muß, sieht man auch daran, oaß fünf verschiedene Staaten sich ein Stück seines Ufers angeeignet haben: im Süden die Schweiz, westlich Baden, nördlich Württemberg und Baiern, östlich Oesterreich, welches mit seinem tyroler Lande daran stößt. Curlmann. 97. Der Rheinfall. Ein Spaziergang von einer halben Stunde führt den Wanderer von Schaffhausen auf der rechten Seite des Flusses dem alten Bergschlosse Laufen gegenüber zu jenem Becken hin, in welches sich der auf 90 Meter eingeengte Strom über eine Felsenmauer von 25 Meter Höhe, durch zwei mitten aus den Strudeln hervorragende Klippen ungleich in drei Theile zerspalten, siedend und dampfend hinabstürzt. In unserm Erdtheil ist nichts, was einen höheren Begriff von der Kraft der Natur und der Allmacht ihres Schöpfers geben könnte, als der Anblick dieses ungeheuern Gewölbes von Schaumwogen, dieser donnernden Flutmasse, welche kochend, zischend, Wolken von Schaum dem Himmel zu- spritzend, in den Abgrund dahinrollt. Der Mensch steht klein, im Gefühl feiner Ohnmacht davor. Keiner kann, ohne im Innersten erschüttert zu werden, den tobenden Aufruhr der losgebundenen Kräfte betrachten. Selbst der schlaffste Geist wird des Wassergetümmels nicht satt werden; hundertmal kann man's sehen, und eben so viel Mal wird der erste Eindruck neu und ungeschwächt wiederkehren. Dem Schauenden ist's, als ob er in Gottes heiliger Werkstatt sich befände; er fühlt sich selbst nicht mehr; seine ganze Seele ist nur Auge und Ohr. Den majestätischen Strom, aufgelöst zu tausend Quellen, die Quellen zu Milliarden Wasserstäubchen, sieht er aus dem Abgrund in Dampf und Rauch sich aufträufeln und sich drehen, wie ein Wirbelwind das dürre Laub; der feste Boden unter seinen Füßen zittert, und die das Getümmel der Gewässer umschauenden Felsen schütteln rhre schwarzen Häupter, gleichsam als entsetzten sie sich der Wuth des er- zürnten Elements. Das Erdbeben, das Donnerbraufen des Wassersturmes über ihm, um ihn und unter ihm durchfährt seine Seele wie der Cherubim und: Heilig! heilig! heilig! brüllt's und bebt's ihm durch Mark und Gebein.

6. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 369

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Von den Erdbeben. — Das Leuchten des Meeres. 369 muß. Hierbei kommt es denn zu den furchtbaren Erschütterungen, von denen wir einzelne namhaft gemacht haben. , . .. ..., Eine dritte Entstehungsursache endlich, und zwar für kleinere, örtlich beschränkte Erdbeben, ist vielleicht darin zu suchen, daß sich an manchen Orten von Zeit zu Zeit innere Einstürze von Hohlräumen ereignen, welche in Folge der Auswaschung des Erdbodens durch die unterirdischen Gewässer- gebildet werden. Es läßt sich durch eine ganz einfache Berechnung heraus- bringen, wie viel mineralische Stosse das Wasser mancher Quellen, z. B. von "Kochsalz- oder erdig-salzigen Quellen in einer gewissen Zeit zu Tage fördert. Die Mengen dieser Stoffe wachsen in Jahren und Jahrzehnten zu einer bedeutenden Größe heran. Da sie alle ursprünglich in festem Zustande sich befanden, ehe sie das Wasser auflöste und mit sich fortführte, so nahmen sie natürlich im Erdinnern einen gewissen Raum ein. Dieser wird durch nichts ersetzt, sondern es bilden sich an der Stelle der fortge- schwemmten Mineralien Hohlräume. Wenn nun die Decken derselben ein- brechen und festes Gestem von oben nachstürzt, so treten Bedungen der Erde ein, welche sich bis auf die Oberfläche der Erde erstrecken und auch in wagrechter Richtung bis in eine gewisse, aber immer nicht sehr große Entfernung gefühlt werden können. Nach Tutschek. 301. Das Leuchten des Meeres. Wenn das bunte Farbenspiel des Tages dem einförmigen Dunkel der Nacht gewichen ist, bietet das Meer einen reichen Ersatz für die verschwun- dene Pracht durch das wundersame phosphorische Licht, in welchem seine Oberfläche erglänzt. Das Bild des gestirnten Himmels wiedergebend, er- scheinen Myriaden von kleinen, leuchtenden Pünktchen aus der dunkeln Fläche und drängen sich dort, wo das Wasser in heftigere Bewegung ge- räth, zu leuchtenden Massen zusammen. Die Kämme überstürzender Wellen sind in feurige Streifen verwandelt. In ein flammendes Kleid gehüllt und durch lange Lichtspuren ihren Weg bezeichnen,), durchschießen Delphine und Fische blitzähnlich die dunkle Tiefe. Jeder Ruderschlag, jeder in das Wasser geworfene Körper erregt Tausende glitzernder Funken. Die fallenden Tropfen eines Regenschauers erzeugen eine leuchtende Fläche, die ihren Schimmer nach oben zurückschickt, so daß die ganze regnende Wolke als eine mattglänzende Wand an dem schwarzen Himmelsgewölbe steht. Am prachtvollsten «kr zeigt sich das Schauspiel dort, wo der Kiel des eilenden Schiffes die See in mächtigen Wogen auseinander wirft. Die schäumende und wirbelnde Wassermasse vor dem Buge ist in zwei flammende Lichtberge verwandelt; von tausend blitzenden Körpern erfüllt, treibt sie rauschend an den Seiten des Schiffes vorbei und vereinigt sich im Kielwaffer zu einem langen, hellleuchtenden Streifen, der die Spur des einsamen Seglers auf der schwarzen Wasserwüste bezeichnet. Das ist das Leuchten des Meeres in den dunkeln Nächten der Tropen. Nicht immer und überall erscheint es in so überraschend großartiger Pracht. Oft sieht man in der Tiefe nur vereinzelte leuchtende Punkte wie Sterne aufglimmen und dort, wo das Wasser durch fremde Körper oder brechende Wellen erregt wird, einen augenblicklichen matten Glanz entstehen. Indessen ist die Erscheinung durchaus nicht auf die Tropen beschränkt, wenn sie auch dort am schönsten und häufigsten auftritt, sondern sie ist über alle Meere verbreitet. Selbst in den eisbesetzten Polarmeeren sieht man in hin- reichend finstern Nächten das Meer prachtvoll leuchten. Die Ursache btefeö wunderbaren Schauspiels ist nicht, wie man früher glaubte, m emer elektrischen Thätigkeit des Seewassers, sondern in einer Krüger, Geographische Bilder. 24 Gei

7. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 311

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Der Niagarafall. — Die Mammuthhöhle. 311 Wir können über eine an Eisendrähten hängende Brücke gehen, die unmittelbar vor den Fällen von einem Ufer zum andern führt; wir können über auch den Kahn benutzen, der unten tief im Grunde den Fährdienst vermittelt. Immer werden wir den Blick nicht abwenden von dem ein- fachen und dabei so großartigen Schauspiel, welches diese silberne, unaus- gesetzt sich hinabsenkende, nischenförmige Wasserwand gewährt. Der Regen des Bnllantstaubes durchnäßt uns; die Sonne spiegelt sich auf rhm m den intensivsten Regenbogenfarben; Wirbel und Strudel bildet das Wasser noch meilenweit unterhalb seines Sturzes. Gegen dieses brausende Leben der Umgebung erscheint der Hufeisenfall ruhig und ernst; , er verzichtet auf alle kleinen malerischen Nebensachen in dem Bewußtsein, der Erste unter allen Wasserfällen der Welt zu sein. Auf kanadischer Seite finden wir eine ziemlich bequeme in den Felsen gehauene Treppe bereit, die uns hinabführt unter den großen Hauptfall. Die Promenade ist nicht gefährlich, aber eigentlich auch nicht lohnend. Auf den Gebrauch seiner Sinne muß man gänzlich verzichten. Das Wasser tobt und rauscht über unsern Häuptern, daß selbst Kanonendonner hier un- gehört verhallen würde. Wir tasten uns, gänzlich in Gummi vermummt, aus den nassen Steinen weiter, über uns das Wassergewölbe, welches nie- mals die Lmien seiner Bahn verläßt, so daß man sich der bewegten Wand nähern kann, ohne andere Gefahr, als die eines noch stärkeren Sprühregens. Aber man sieht eigentlich nichts, als dieses hinabjagende Krystall, welches nur schwach etwas Tageslicht durchläßt. Bald wird es uns unheimlich unter dem Niagarasall; wir klettern hinauf, werfen die triefenden Hüllen ab, freuen uns des Sonnenlichtes und der wunderbaren Naturschauspiele, Die es bescheint. Nach der Danziger Zeitunq. 174. Die Mammuthhöhle. Das Cumberlandsgebirge in Nordamerika enthält eine große Mannich- faltigkeit tief eindringender Höhlen, wie sie überhaupt den Kalkgebirgen eigen sind. Die merkwürdigsten sind die krumme Höhle und die Mam- muthhöhle, beide im Staate Kentucky. Erstere liefert, wie die meisten -Höhlen dieser Art, Salpeter in ungeheurer Menge. Jährlich werden 600 bis 700 Centner zu Tage gefördert und zum Theil in den nahe gelegenen Pulvermühlen benutzt, vieles nach anderen Staaten ausgeführt. Merkwürdiger ist die Manunuthhöhle. Die 12 Meter tiefe Oeffnung führt zu einem 15 Meter hohen, 10 Meter breiten Gang, der sich bald verengt; aber bald erweitert sich derselbe wieder, und man kann in diesem Gang fast eine halbe Stunde fortschreiten. Von da an hat die Höhle eine Strecke 18 Meter Höhe und 12 Meter Breite, dann 20 bis 30 Meter Höhe und behält dieselbe Größe bis zu einer Entfernung von 1h4 Meile vom Eingänge; dann stößt sie auf einen freien Platz, 2 Hektar im Umfange, 30 Meter hoch, ohne Pfeiler, ein schönes Kalksteingewölbe. Von dort gehen fünf Gänge nach verschiedenen Rrchtungen, einige sehr weit. Der vierte Gang breitet sich in ein 60 Meter hohes Gewölbe aus' von dort leitet ein 280 Meter langer Gang zu einem 60 Meter hohen Platz, und nahe am Ende dieses Ganges stürzt ein gewaltiger Wasserfall von einem 25 Meter hohen Felsen über Kalktrümmer hin und verschwindet in einem tief aus- gehöhlten Becken. Kahnfahrten bei Fackelschein über die ausgedehnten Seen der Höhle (von welchen wir nur das todte Meer nennen) geben eine unge- fähre Vorstellung von der Ausdehnung der Höhlenreviere. Wenn man von dem Wasserfall etwa 100 Meter werter rückwärts geht, kommt man in einen andern, etwa eine halbe Stunde langen Gang. Am Ende desselben

8. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 26

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
26 Bilder aus Europa. — Rußland. Man kann sich nichts herrlicheres denken als diese Küste, die durch eine hohe Bergkette hegen die Nordwinde vollkommen geschützt ist. Diese Berge lassen hinter sich eine zweite nördliche Linie erblicken, die sich wellen- förmig und amphitheatralisch über 25 Meilen weit hinzieht und sich dem Auge als ein Riesenpanorama darstellt. — Wälder, Thäler, Obstgärten, Wiesen wechseln mit kahlen, wandartig emporsteigenden Felsgrupppen; auf rasenbedeckten Abhängen, welche von Flüssen und Bächen durchzogen sind, zeigen sich hier und da Dörfer mit schlanken Minarets' italienische Villen, prachtvolle Schlösser und englische Cottages erheben sich zwischen den Berg- schluchten und in den Thälern, aus den Gipfeln der Anhöhen und an den Ufern der Gewässer. Erbsenbaum, Cppresse und Pinie, Weinrebe und Oelbaum mischen m mannigfachen Abstufungen ihr saftiges Grün. Orangen, Granaten, Mandeln und Myrten geben ein reiches Bild durch die Farben- pracht ihrer Blüthen; der großblättrige Feigenbaum hebt sich von der Obst- anpflanzung besonders ab. Hier weiden Schafheerden, geleitet von einem schwarzbärtigen Hirten, dort lagern Kameele, bewacht von einem Führer in langem Kaftan. Und nun überall ringsum das große farbenreiche Bild. Der azurfarbene Rahmen, das zauberisch schöne Meer — das diese lieblichen Ufer in seinem tiefen Spiegel zurückstrahlt —- dabei die goldigen Lnhtreslexe am fernen Horizonte, jene durchsichtigen Nebel, jene Vorgebirge mrt ihrer dunkeln Färbung — jenes Ganze von Schönheit, Reiz und Harmonie der Natur unter dem glänzenden Himmel: das ist die südliche Krim! Jenseit der Berge an ihrer nördlichen Abdachung sind andere Fern- and Ansichten, andere Gegenden, von ernsterem, aber immerhin reizenden und malerischen Charakter. Hier finden wir große Thäler und Städte, von denen besonders Karassou-Basar, als der bevölkertste und belebteste Punkt der Krim, Simferopol, sowie Bachtschi-Sarai das Wunderbare, jenes tatarische Granada, zu nennen sind. Nach H. von Lankenau. („Das heutige Rußland"). 15. Die Schlammvulkane bei Jcnikalc. Nicht weit von dem Dorfe Bulganak (bei Jenikale auf der Krim) befindet sich eine Gruppe von Schlammvulkanen, die längs des Abhanges einer ziemlich tiefen Schlucht liegen, und deren kegelförmige Spitzen nur schwer von den kleinen Hügeln zu unterscheiden sind, welche ihre Umgebung bilden. Sämmtliche Vulkane haben die Form eines abgestumpften Kegels und bestehen aus einer graugelben Schlammmasse, welche an den Rändern der Krater zahlreiche Risse und Spalten zeigt, durch welche der flüssige Schlamm sich einen Weg in die Ebene gebahnt hat. Nur mit großer Mühe gelang es mir, mich dem Rande des größten Kraters zu nähern, weil der weiche Schlamm bei jedem Fußtritte nachgab und mir die Befürchtung nahe legte, ganz in denselben zu versinken. Der horizontale Gipfel des Kraters hat die Form eines regelmäßigen Kreises von etwa 8 Meter Durchmesser, an dessen Umfang der Schlamm einer dichten teigartigen Masse gleicht, während er im Mittelpunkt eine flüssige Masse bildet, aus der sich beständig Gasblasen erheben, die beim Zerplatzen einen eigenthümlichen metallischen Ton hören lassen, und einen schwachen Geruch von Schwefel und Naphtha um sich her verbreiten. Bei jedem Fußtritte aus den Rand des Kraters gerieth der Schlamm in der Mitte desselben in heftige Bewegung und vermehrte sich die Zahl der aufsteigenden Gasblasen. Ich senkte meine Hand in den Schlamm und fand dessen Temperatur bedeutend niedriger als die der atmosphärischen Luft.

9. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 27

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
Die Schlammvulkane bei Jeuikale. 27 Eine Gruppe von größeren und kleineren Schlammvulkanen befindet sich auch in der Nähe des dem General Bezan gehörigen Landgutes Starü Turkan. Die Zahl derselben mochte sich bis auf 50 belaufen, von denen jedoch einige kaum die Höhe von 12 bis 15 Dezimeter haben. Aber selbst bei dieser unbedeutenden Höhe haben alle diese kleinen Vulkane die regel- mäßige Kegelform und spritzen aus einer fingerbreiten Oessnung Schlamm aus. " Nur ein von der Gruppe etwas entfernter stehender Vulkan zeichnet sich durch größern Umfang und energische Thätigkeit aus. Ein in den Krater geworfener Stein sinkt schnell in dre Tiefe. Fülle, wo Kameele und Ochsen, die sich unvorsichtiger Weise dem Krater genähert haben, verschwun- den sind, gehören keineswegs zu den seltenen. Was die chemischen Bestand- theile betrifft, so scheinen Schwefel, Naphtha und phosphorhaltiges Wasser- stoffgas darin die Hauptrolle zu spielen, wie auch die Ränder der Krater mit einem weißgelblichen Staube bedeckt sind, welcher viel Schwefel enthält. Die gelbliche Farbe des Kegels und die weit in die Ebene hinausgesloffenen Schlammströme stehen in schroffem Gegensatz zu der dunkeln Farbe der Erdoberfläche. Wie die in der Nähe wohnenden Tataren erzählen, richtet sich die Energie der Auswürfe nach den Strömungen des Meeres. Je stärker der Wind und infolge dessen die Meeresströmung ist, desto seltener finden die Schlammausströmungen statt und desto flüssiger sind sie. In der Nähe dieser Vulkane befinden sich viele andere, die schon längst ihre vulkanische Thätigkeit eingestellt haben, was daraus zu schließen ist, daß ihre Kegel mit einer üppigen Vegetation bedeckt sind, während die- jenigen Vulkane, welche erst seit dem Jahre 1867 aufgehört haben, Schlamm auszuwerfen, noch vollkommen kahl dastehen. ^ ,, s ^us allen W-Mheilm." Skandinavien und Dänemark. 16. Das Leben der Rennthierlappen. Das Leben der Berglappen ist mit dem Leben des Geschöpfes, das seine einzige Habe ausmacht, innig verbunden, und dies Thier selbst zwingt ihn zum steten Wechsel seines Wohnplatzes. Das Rennthier weidet auf den hohen wüsten Fjellen Finnmarkens, aus jenen fürchterlichen Sümpfen, auf deren brauner Decke das bittere Rennthiermoos wächst und daneben die Moltebeere als einzige Frucht reist. Wenn die Sonnenhitze hier oben eintritt, sieht es sich von zahllosen Mücken- und Fliegenschwärmen verfolgt, welche Menschen und Thieren das Leben wahrhaft unerträglich machen. Es dringt daher von selbst darauf, daß seine Herren mit rhm an die kühle Meeresküste oder in tue tiefen Thäler hinabziehen, wo die Wolken des Ungeziefers in den Winden zerstieben. Kaum aber naht der Herbst, so erwacht die Begierde nach dem Schnee der Berge, und vergebens wäre es dem Verlangen des Thieres zu wehren. Die ganze Heerde der ohnehin nur halbgezähmten Renner würde gewaltsam entlausen, um in wilder Freiheit mit ihren Brüdern die Gebirge zu durchirren. Zieht der Lappe im Herbst auf die Alpen zurück, so werden die Rennthiere mit allem Eigenthum be- laden, wie man Pferde beladet. Es werden dazu die'stärksten Männchen ausgesucht, und man vertheilt möglichst das Gepäck, denn das Rennthier trägt keine große Last. Den großen Leitthieren werden Glocken angehängt.

10. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 69

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
69 Der Vesuv. Unter unseren Füßen brüllt der Doner der Erde, dumpf wie der Kanonengruß fernermeerschiffe; bald tiefer, dumpfer, grauenvoller, wüthender, ein Getöse hohl zusammenschlagender Felsenberge. Ein Athemzug der Stille, und der dichte, graue Dampf, der über der Öffnung des kleinen Kegels schwebt, röthet sich heißer, glühender, brennender. Ein breiter Flammen- strahl fährt sausend, zischend, rollend empor, ein Strauß Glut sprühender Sterne und Asche steigt funkelnd über das Feuer hinaus in die Nacht und und fällt rings auf den kleinen Kegel nieder, wo die Feuerbälle verdampfen und langsam erkalten. In Zwischenräumen von etwa 10 Minuten wieder- holt sich immer dasselbe Schauspiel. Die Geschichte wußte nichts davon, daß der Vesuv ein Vulkan sei, keine Kunde von irgend einem Ausbruche desselben war vorhanden. Aus dem Berge bestand ein großes, flaches, mit wildem Wein überranktes Bassin, in welchem Spartakus mit 10,000 Mann während des Sklavenkrieges sein Lager aufschlug. Sein äußerer Abhang war mit fruchtbaren Feldern be- deckt und an seinem Fuße blühten die Städte Herculanum, Pompeji und Stabiä. Im Jahre 79 n. Chr.; unter der Regierung von Titus aber hat der Vesuv den ersten geschichtlich bekannten Ausbruch, über welchen uns die Briese des jüngeren Plinius, die er über den Tod seines Onkels, des römischen Naturforschers Plinius, an Tacitus schrieb, guten Bericht hinter- lassen haben. Diese interessante Schilderung mag uns in die nähere Er- kenntniß der vulkanischen Wirksamkeit einführen. Man meldete Plinius Krater des Vesuv. einst, es erscheine in den Lüften eine Wolke von ungeheurer Größe und auffallender Art. Er bestieg eine Anhöhe, um die Erscheinung besser be- obachten zu können. In der Ferne erhob sich die Wolke — später erfuhr man, daß sie vom Vesuv aufstieg — ähnlich einem hoch in die Lüfte auf- strebenden Baume, ähnlich am meisten einer Pinie, denn sie erhob sich wie ein langer Stamm in die Höhe und theilte sich dann in Aeste, die sich schirmartig ausbreiteten. Sie erschien bald weiß, bald unrein und dunkel gefleckt. Plinius konnte der Versuchung nicht widerstehen, das große Er- eigniß in der Nähe zu beobachten; ließ Schiffe bemannen, steuerte aus die Gefahr hin in geradester Richtung ohne alle Furcht und verzeichnete jede Bewegung und Gestalt des Naturungeheuers in seine Schreibtafel. Bald aber siel Aschenregen mit Bimssteinen und anderen vom Feuer schwarz gebrannten Steinbrocken auf die Schiffe. An eine Landung war nicht mehr zu denken; sie steuerten daher nach dem Hafen von Stabiä. Man sah aus dem Berge Vesuv an mehreren Orten breite Flammen hervorbrechen, deren Schein und Glanz durch die Finsterniß der Nacht erhöht wurden. Die schwarze und furchtbare Wolke, durch gewundene und geschwungene Feuerströme zerrissen, spaltete sich in lange Flammengestalten, ähnlich den Blitzen, doch größer. Plinius kehrte bei seinem Freunde ein, suchte ihn zu beruhigen, nahm em Bad und setzte sich zu Tisch, hielt nachdem auch noch Mittagsruhe. Aber der Hof, durch den man in das Zimmer des Plinius trat, war schon so mit Asche und Bimssteinen erfüllt, daß ihm, hätte er
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