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1. Geschichte - S. 114

1913 - Berlin : Oehmigke
— 114 - Alles war öde und still. Hin und wieder knisterte der Schritt: eines Wächters über den hartgefrorenen Boden, während sein Hund, zitternd vor Kälte und den Schwanz zwischen die Beine geklemmt, ihm nachschlich. An der kleinen eisernen Pforte des „hohen Hauses", die zu dem turmähnlichen viereckigen Mittelgebäude führt, stand ein Mann, tief in einen weißen Mantel gehüllt, und hielt zwei Pferde^ von denen das eine, prächtig aufgeschirrt, für einen vornehmen Mann bestimmt sein mußte. Mit den Füßen scharrend und in die Hände blasend, ging der Mann hin und her, während der warme Lebenshauch aus den Nüstern der Pferde sich gleich Flocken an das lange Haar des Führers setzte. Oben im höchsten Fenster des Turmes glühte ein dunkelrotes-Licht — bald erglänzte es hoch auf in zuckender Helle, bald erstarb es zu einem flimmernden Scheine. Das Licht war im Laboratorium Leonhard Thurneiffers, des Alchymisten und Leibarztes Johann Georgs, und der Kurfürst war selbst eben bei ihm, um von dem gelehrten und gefürchteten Manne Unterricht in der Kunst des Goldmachens zu empfangen. Ein kleines gewölbtes Gemach, dicht unter dem Dache des Turmes, auf dem Thnrneisser ein Observatorium angelegt hatte, schloß alles notige Gerät zu einem Laboratorium in sich. Es fehlte nicht an der in jenen Zeiten üblichen unheimlichen Ausschmückung solcher Räume: Gerippe, seltsam geformte Topfe, Gläser und Flaschen, ausgestopftes häßliches Getier und mächtige Folianten standen und lagen durcheinander. An den Wänden glühten Retorten in heißen Sandbädern, und an dem eisernen Herde in der Mitte saß Thurneisser selbst, ein schöner Mann von gebietendem und gefälligem Äußern. Ein langer, dunkler Talar umfloß seine schöngeformten Glieder. Auf dem Kopfe trug er eine Mütze von schwarzem Fuchspelz,, der trotz seiner glänzenden Schwärze doch gegen sein sorgfältig gekräuseltes Haupt- und Barthaar zurückstand. Im einfachen Hauskleide jener Zeit faß der Kurfürst aufmerksam neben Thurneisser am Herde und heftete neugierige und erwartende Blicke auf eine kleine, sorgfältig verschlossene eiserne Phiole, die auf einem lebhaften Kohlenfeuer lag und deren Inhalt wahrscheinlich den Gegenstand ihrer heutigen Zusammenkunft ausmachte. „Es dauert länger, als Ihr mir gestern versprächet, Leonhard", sprach leise der Kurfürst. „Schon glüht das Kohlenfeuer.

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 292

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 292 — Dort erfüllte ihn das Seewesen mit freudiger Bewunderung. Er legte die Kleidung eines holländischen Schiffszimmermannes an und war eifrig darauf aus, sich mit allem bekannt zu machen, was die berühmte Seestadt Merkwürdiges darbot. Am meisten lag ihm daran, das Schiffsbauen zu lernen. Amsterdam gegenüber liegt das große Dorf Zaandam, wo zahllose Windmühlen stehen und starker Schiffbau getrieben wird. Dahin begab er sich bald. Er traf einen Fischer, den er einst in Rußland gesehen hatte. „Höre", sprach er, „ich will bei dir wohnen." — „Aber ich habe in meinem Häuschen nur eine Stube und eine Kammer", erwiderte der Mann. Das half nichts, der Fischer mußte mit seiner Frau in die Kammer ziehen und Peter nahm die Stube ein. Nun ging es ans Arbeiten. Man wußte wohl, wer er eigentlich sei; aber er konnte nicht leiden, wenn man es merken ließ. Die andern Zimmerleute nannten ihn Peter Baas (Meister Peter); als solcher kam er alle Morgen mit dem Beile in der Hand auf die Schiffswerft, spaltete Bretter, zimmerte Mastbäume, fragte nach allem und versuchte alles. Selbst in der Schmiede arbeitete er mit, und seine Hofleute mußten ihm die Kohlen zutragen, das Feuer anschüren und die Blasbälge ziehen, wobei sie gar verdrießliche Gesichter schnitten. Ebenso besuchte er die Werkstätten der Seiler und Segelmacher und machte sich mit der Einrichtung der holländischen Mühlen bekannt. Nach siebenwöchentlicher Arbeit kehrte er nach Amsterdam zurück und ließ unter seiner Aufsicht ein Kriegsschiff von sechzig Kanonen bauen, das er, mit Seeleuten, Offizieren, Wundärzten und Künstlern versehen, nach Archangel schickte. Von Holland ging er nach England. Dort ließ der König ihm zum Vergnügen ein Seetreffen aufführen. „Wahrlich", rief Peter staunend aus, „wäre ich nicht als Zar von Rußland geboren, so möchte ich englischer Admiral sein!" Drei Monate blieb er in England. Dann begab er sich abermals nach Holland, und von hier reiste er über Dresden nach Wien. Eben wollte er auch nach Italien gehen, da erhielt er die Nachricht, die Strelitzen hätten sich schon wieder einmal empört.

3. Die Provinz Hannover - S. 113

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Insbesondere verdanken der Thätigkeit des Wassers jene außer- ordentlich fruchtbaren Schlammgebiete ihre Entstehung, die unter dem Namen Marschen unser Land umziehen. Heben wir ein bisher un- berührtes Stück echter Marscherde aus dem Boden und trocknen dasselbe, so blättert es in lauter dünnen Schichten ab, während die Schlamm- erde, bei deren Entstehen das Meer nicht half, als gleichförmige Masse daliegt. Das Meer muß also diese Merkwürdigkeit der Marscherde unmittelbar veranlassen. Jeden Tag zweimal steigt das Wasser des Meeres an der Küste zu bedeutender Höhe; die Flut kommt, sagt der Küstenbewohner. Ebenso oft weicht das Wasser weit von der Küste zurück, was man als Ebbe bezeichnet. Für die Bildung der Marsch sind nun die Zeiten die wichtigsten, in denen die Flut aufhört und die Ebbe beginnt, oder in denen die Ebbe steht und die Flut einsetzt. Da ist die Bewegung des Wassers so langsam, ja fast völlig aufgehoben, daß die feinen festen Teile (Thonerde, Tier- und Pflanzenreste), die sonst noch getragen werden konnten, zu Boden sinken müssen. Diese Ruhezeiten — Stauzeiten nennt man sie — werden auch im Flußlaufe vor der Mündung, wo die Seeströmung gegen das Flußwasser stößt, bemerkbar. In jeder Stauzeit bildet sich ein fester Niederschlag, welcher nachher, wenn er nicht durch andere Ursachen wieder zerstört wird, als blattdünne Schicht im Boden kenntlich ist. In Zeiten, in denen Sturm- fluten das Meer aufwühlen oder die Flüsse Hochwasser zuführen, werden die abgelagerten Schlammschichten an ruhigen Plätzen von vier- bis fünf- facher Dicke. Das Flußwasser bringt außer den mitgeführten Erdmassen eine Menge von Salzen und Eisen aufgelöst mit. Diese aufgelösten Teilchen giebt das Wasser nur schwer ab. Aber durch das Zusammen- treffen von Fluß- und Seewasser werden sie ausgeschieden, sinken mit den Schlammmassen und den Millionen von Tierleichen zu Boden und erhöhen die Fruchtbarkeit der Marschen. Wie die reichen Marschen ein Geschenk des Wassers darstellen, so führen auch die ärmsten und ödesten Gegenden Hannovers, die Moorstrecken, ihre Entstehung auf die Gewässer zurück. Nach Berech- nungen nehmen diese Moorbildungen l/i des Bodens der Provinz ein (n. Salfeld). Wo das Niederschlagsgewässer sich in flachen Mulden fammelt und stehen bleibt, weil der Boden das Einsickern nicht ge- stattet, da entstehen Moore. Das Eindringen in den Boden kann einmal dadurch verhindert werden, daß undurchlässige Erdschichten in der Mulde vorhanden sind, oder es kann auch das Grundwasser, das den Boden durchtränkt, bis zur Oberfläche aufsteigen. Als die eigentlichen Moor- bildner kommen in solchen Senken und Tümpeln besondere Pflanzen hinzu, die wir aus den Schilderungen der Moore schon kennen. Gerade der anscheinend durchlässigste Erdboden, der Sand, begünstigt unter gewissen Vorbedingungen die Moorbilduug. Alle unsere großen Moore im Flachlande ruhen auf Sandgrund; auf Lehmboden ist diese Moor- bildung verschwindend gering. Aus dem Sande laugen nämlich durch den Regen einige Salze und Säuren mit Eisenspuren aus, die den ^and in der Tiefe zu einer festen Masse kitten. Die entstehende Sand- schicht, der Ortstein oder Raseneisenstein genannt, die oft bis zur Dicke Ben ermann, Hannover. 8

4. Die Provinz Hannover - S. 109

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Betrachtung des Gesamtbildes der Provinz. A. Du Entstehung der Hberflächenformen der Provinz. Wir sind gewohnt, unsere liebe Heimat, überhaupt die ganze Erde als fest und unveränderlich anzusehen. Hören wir einmal von gewaltsamen Erschütterungen des Erdbodens, von großen Erdbeben, welche ganze Länder heimsuchen, so erscheinen uns das ganz wunder- liche, schreckliche Ausnahmezustände zu sein, die der Festigkeit der Erd- masse gar nicht entsprechen. Aber so gewaltig uns auch die Erdbeben die verborgenen Kräfte der Natur zeigen mögen, sie sind in ihren Wir- kungen auf die gesamte Masse der festen Erde doch verschwindend ge- ring gegen die allmählichen, unuuterbrochenen Veränderungen, denen der Boden unter unseren Füßen unterworfen ist. Drei Kräfte sind es, die unmerklich, aber mit ungeheurer Stärke an unserer festen Erdrinde arbeiten und immer Neues schaffen und Altes vernichten. Diese Kräfte heißen Schwerkraft, Sonnenwärme und Eigenwärme der Erde. Bald vereint, bald einander entgegen wirkend, haben diese drei Huuderttau- sende von Jahren gearbeitet, um den Gesteinen die Form zu geben, die unser Auge jetzt sieht. Die schier unendliche Vergangenheit in der Erdgeschichte hat man in Zeit- alter eingeteilt, gerade wie die Geschichte der Menschheit. Aber man fragt nicht bei solch undenkbar langen Zeiträumen nach den Jahren oder Jahrzehnten der Ge- fteinentstehung, sondern man stellt nur fest, daß dieses oder jenes Gestein älter oder jünger ist als ein anderes. Die sicheren Erkennungsmittel dafür sind gewisse Tier- und Pflanzenformen (Fossilien), an deren Vorkommen in den Gesteinen der Kenner ebenso genau die Entstehungszeit der Gesteine wahrnimmt, „als der Kunst- verständige an der Bauart einer Kirche das Jahrhundert erkennt, aus dem sie stammt". Als solche „Denkmünzen der Schöpfung" mögen genannt werden: die Kalkgehäuse der Korallen, die Kieselpanzer der Spaltalgen, Knochen, Zähne, Kohle und Torf. Es giebt aber auch Gesteine, in deren Masse man nicht den geringsten An- halt von Versteinerungen vorfindet. Sie sind schon vor dem Austreten solcher Formen von Lebewesen entstanden. Die Zeit ihrer Bildung heißt die Urzeit; die Gesteinsmassen selbst nennt man danach Urgestein. Bei ihnen bleibt die Scheidung der Gesteinsarten nach dem Alter unsicher. Die Zeitspanne, die mit dem Auftreten der Fossilien beginnt, hat man in weitere drei Zeitalter geschieden: in das Zeitalter der altertümlichen Pflanzen und Tiere, das der mittel- alterlich^n Formen und das der neuzeitlichen Pflanzen und Tiere.

5. Die Provinz Hannover - S. 112

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 112 — Meer dann ganz zurücktrat, da trugen von den Horsten die Gewässer die Schuttmassen und Pflanzenreste hinab und vermehrten die wertvolle Schlammschicht. Die darauf folgenden Eiszeiten glätteten dann auf der norddeutschen Tiefebene noch, wo das Wasser einzelne Unebenheiten hatte stehen lassen, und luden im Abschmelzen auf der Ebene ihren Schutt ab. Aber in den 20 000 Jahren nach der letzten Eiszeit haben die Zerstörung der vorhandenen Formen und der Aufbau ueuer nicht einen Augenblick geruht. Die Kraft der uus von der Sonne zugehen- den Wärme wirkt fortdauernd zerstörend auf die Gesteine, und sie ver- anlaßt auch die Bewegungen der Luft und des Wassers, die die groß- artigsten Umänderungsarbeiten auf der Erde ausrichten. B. T>er Linsluß des Wassers auf die Bodengestaltung. Wie sehr das fließende Wasser das Bild des Landes beeinflußt, hörten wir schon bei der Besprechung verschiedener Flußthäler. Darum möge hier nur eine Zusammenstellung der wichtigsten Flüsse der Provinz Platz finden, in welcher auch die Laufrichtung und Zugehörigkeit der einzelnen Gewässer kenntlich gemacht ist. Flußtabelle.

6. Die Provinz Hannover - S. 114

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 114 — von V2 m im Boden steht, sperrt dann dem Wasser das Eindringen, und die Moorbildung beginnt. Die Moore in den Niederungen und an den Rändern von Seen zeigen einen ganz anderen Pflanzenwuchs als die höher liegenden Moore. Dort sind Sumpfgräser und Moose aller Art die vorherrschenden Pflanzen, hier Heide und hartstenglige, kleine Büschelpflanzen. Man hat des verschiedenen Aussehens wegen die Niederungsmoore von den hoch liegenden Mooren unterschieden und hat jene die Grünlands- moore, diese die Heidmoore oder Hochmoore genannt. Die Grünlandsmoore füllen allmählich die Vertiefungen (Sümpfe und kleine Seen) aus und arbeiten so dem Menschen vor. In dem Wasser setzen sich an den flachen Ufern Binsen, Schilfrohr und Moose an. Die verwandelten Pflanzenreste erhöhen, gemischt mit Schlamm, das Ufer bis zum Wasserspiegel, und andere Pflanzen ersetzen sie. Ringförmig fortschreitend, schnüren diese Moorpflanzen das Wasser immer mehr ein und arbeiten der Mitte zu. Dazu kommen noch unter besonderen Um- ständen die „schwimmenden Wiesen", wie wir sie am Steinhuder Meere kennen gelernt haben, und beschleunigen die Ausfüllungsarbeit. Alle unfere größeren Moore sind Hochmoore, an denen als besondere Eigentümlichkeit die Ausivölbung in der Mitte gilt. Es giebt einzelne derselben, deren Mitte fast 10 m höher liegt als der Rand. Eine Erklärung für diese Thatsache hat man darin gefunden, daß man sagt, der mittlere Moorteil ist älter und darum dicker als der Rand. Gerade wie am Waldesrande die Baumäste sich an der Lichtseite stark und lebenskräftig ins Freie vorrecken und an der Waldseite in Luft- knappheit und Lichtmangel verkümmern, gerade so verschieden ist das Wachstum der kleinen Moorpflänzchen. In der Moormitte gleichen sie jenen bevorzugten Baumästen; sie haben sehr günstige Lebensbedingungen und wachsen darum sehr schnell, während die Torfmoose an den trockenen Rändern im Wachstum zurückbleiben. So entstehen im Laufe der langen Bildungszeiten der Moore die gewölbten Rücken mit den in der Mitte erheblich stärkeren Moorschichten. Dazu kommt, daß der Druck der gewaltigen Moorschichten eine breite Schicht Moorbrei an den Rändern auspreßt, auf dem sich natürlich die Moorpflanzen weiter entwickeln. So frißt das Moor gleichsam an den Seiten weiter und breitet sich über seine Ränder aus. Dem gewaltigen Drucke der mit Wasser ge- tränkten Moorschichten schreibt man auch die Bildung jener merkwürdigen Seen mitten auf den Wölbungen der Hochmoore zu. Die Moormitte ist an diesen Stellen gleichsam auseinandergerissen, und die Spalten haben sich mit Wasser gefüllt. (Ostfriesische Moormeere.) C. Tis- und Windwirkungen. Wasserkraft und Verwitterung haben in jahrtausendlanger ge- meinsamer Arbeit unserm Flachlande das heutige Aussehen gegeben. Aber die Spuren der eigentlich formgebenden Kraft für das Flachland haben nicht gänzlich verwischt werden können, nämlich die Spuren jener

7. Die Provinz Hannover - S. 57

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 57 ' — Eschen, Erlen und Weiden, die bis in das Moor hinabsteigen. In einigen Gegenden dieser Landschaft ist dem mageren Sande ein fetter Lehm beigemischt, der den Boden dann zum Tragen herrlicher Eichen- wälder und guter Feldfrüchte befähigt. Als Hauptflüsse dieser Landschaft sind im westlichen Teile die Weser mit der Hunte und im östlichen die Aller anzusehen. Die Aller entspringt bei dem Orte See hausen in unserer Nachbar- provinz Sachsen. Schon auf sächsischem Gebiete treten Sumpfstrecken an ihre Ufer, die sie von da bis zur Mündung fast ununterbrochen begleiten. Der Fluß schleicht träge dahin. Er tritt im Frühling und Herbst aus den flachen Ufern und verwandelt große Strecken des Ufer- landes in einen weiten See; denn das Gefälle der Aller beträgt von ihrem Eintritte in unsere Provinz bis zur Mündung auf eine 140 km lange Laufstrecke nur etwa 30 m. Ihr erster bedeutender Nebenfluß von links her ist die Oker, deren wilden Gebirgslaus wir schon kennen. Zwischen Aller und Oker breitet sich eine mit kleinen Teichen, Ackerflächen und Kiefernwäldern durchsetzte, weite Heide aus.. Die Oker schleicht hier in breiter, sandiger Thalsenke der Aller zu, die sie bei dem Orte Müden erreicht. Auch westlich von der Oker bis zur nahen Fuse zeigt die Gegend auf den ersten Blick dasselbe Aussehen. Bei genauerer Prüfung aberbietet diese Gegend bis hinauf nach dem Hügel- lande viele Besonderheiten. Hier liegt das seit 1880 so oft genannte Petroleumgebiet mit dem bekannten Orte Öl heim. Seit Jahr- Hunderten schon gehen die Bauern jener Gegend zu einigen tiefen Kuhlen, die in den Wiesen am Schwarzwasser, einem zur Fuse fließen- den Moorbache, liegen und schöpfen von dem schwarzen Wasser der Lachen eine rahmdicke Ölmasse ab, die als Wagenschmiere verwandt wird. Bei genauerer Prüfung der Masse ergab sich ein starker Petroleumgehalt. Der Großunternehmer Mohr bemächtigte sich der Sache, und nun entstanden ganze Reihen von Bohrtürmen und große Reinigungsanlagen. Hunderte von Arbeitskräften strömten herzu, und der Ort Olheim entstand wie durch Zauber. Bald aber zeigte sich, daß man die Ergiebigkeit bedeutend überschätzt hatte. Das riesige Unter- nehmen war nicht haltbar. Heute ist fast alles verlassen; nur noch wenige Pumpwerke sind im Betriebe. Der Ölgehalt des Bodens ent- quillt hier einer kalkigen Sandsteinschicht, welche dicht unter dem Sande und dem Moore liegt. Zwischen den festen Steinschichten liegen arm- dicke, braunschwarze Teerlagen, die in den Steinbrüchen zu Tage kommen. Die Gegend zwischen Fuse und Leine bietet landschaftlich wenig Neues. Nur die öden, mit Kiefern bestandenen Sandrücken verschwin- den fast völlig. Wo das Land trocken ist, wie bei der kleinen Stadt Burgdorf, da ist der mit Lehm gemischte Sand durch sorgsame Pflege in fruchtbares Ackerland umgewandelt oder mit prächtigen Eichenwäldern bestanden. Dagegen ist die ganze muldenförmige Senke, in der die Wietze zur Aller fließt, ein mooriges Wiesenland, welches bei dem Orte Wietze nahe der Aller jetzt die reichsten Petroleumquellen zeigt. Das Moor tritt ganz an den jetzt zur Stadt erhobenen Eisenbahn-

8. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 66

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 66 — Wittekindsberg; auf ihm steht ein prächtiges Denkmal Kaiser Wilhelms I. Bodenbeschaffenheit; Beschäftigung der Bewohner. Süntel und Weserkette bestehen hauptsächlich aus Kalkgestein. Die Bückeberge haben sehr wertvolle Sandsteine und Steinkohlen; letztere liegen auch im Deister in großer Menge. Das Weserthal und das Tiefland nördlich von den Bückebergen haben guten Ackerboden. Ackerbau und Viehzucht sind die recht lohnenden Haupt- beschästigungen der Bewohner des Kreises Rinteln. Die Sandstein- brüche in den Bückebergen und der Bergbau aus Kohlen dort und im Deister geben gleichfalls vielen Leuten Arbeit. Siedeluugen. Der größte Ort des Kreifes ist die Stadt Rinteln a. d. Weser (4800 Einw.); ihre Bewohner treiben außer Ackerbau namentlich Schiffahrt und Handel. Bei der Stadt Obernkirchen sind bedeutende Sandsteinbrüche und Steinkohlen- bergwerke. Rodenberg hat eine Saline und ein Solbad. In Nenndorf ist ein recht besuchtes Schwefelbad. Iii. Betrachtung des Gesamtbildes. A. Entstehung der Oberflächensorm Hessen-Nassaus. Schichtenbau der Erdrinde. Unsere Erde war einst eine seurig-stüssige Masse. Als sie sich mit der Zeit abkühlte, entstand um den flüssigen Kern eine harte Kruste. Bei weiterer Abkühlung zerbarst diese Rinde an unzähligen Stellen, und durch die Risse drangen glühende Massen hervor. Diese erkalteten gleichfalls und überlagerten die schon vorhandene Kruste. So entstanden Gesteine, die man als Urgesteine bezeichnet. Zu ihnen gehören Granit und Gneis. Bei der Erkaltung der Erdrinde verdichtete sich gleichzeitig die ungeheure Masse von Wasserdamps, welche den Erdball umgab. Gewaltige Regen rauschten hernieder, und bald bedeckten weite Meere den größten Teil der Erdoberfläche. Von den aus dem Waffer aufragenden Gesteinen wurdeu im Laufe vieler tausend Jahre die oberen Bestandteile durch Verwitterung und Abwaschung los- gelöst und vom Regen und von den Flüssen nach den niedrigeren Gegenden geschwemmt und namentlich dem Meere zugeführt. Dort lagerten sich diese Massen in Verbindung mit Stoffen aus dem Pflanzenreiche, mit den Kalkschalen vieler Meertiere und mit Kalk,

9. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 3

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
Ii. Betrachtung der einzelnen Landschaften. A. Das Rheinische Schiefergebirge. Das Rheinische Schiefergebirge hat seinen Namen davon, daß es hauptsächlich aus Schiefer aufgebaut ist. Dieser ist gleich den meisten übrigen Gesteinsarten des Gebirges aus Ablagerungen des Wassers entstanden. Daraus folgt, daß vor sehr langer Zeit die Gegend des heutigen Schiefergebirges von Wasser bedeckt gewesen sein muß. Später hob sich das Land und bildete ein aus dem Meere hervorragendes Plateau. Südlich von demselben entstand durch Senkung des Landes zwischen Schwarzwald und Odenwald einerseits und Wasgenwald und Haardt anderseits ein tiefes Thal, welches von einem See ausgefüllt wurde. Da diesem von den Alpen her der Rhein und seine Nebenflüsse viel Wasser zuführten, fo stieg seine Oberfläche immer höher und erreichte zuletzt mit dem ihm im Norden vorliegenden Plateau gleiche Höhe. Nun konnte das dem See weiter zuströmende Wasser über das Plateau nach Norden hin abfließen. Am Nordrande der Hochfläche, etwa bei der heutigen Stadt Bonn, entstand ein Wasserfall. Durch diesen wurde das hinter ihm liegende Gestein allmählich zersägt. So grub der rückschreitende Wasserfall in die Hochfläche eine Rinne, die sich im Laufe der Zeit immer mehr vertiefte. Das Waffer des Sees konnte nach Norden hin ablaufen. Die von ihm früher bedeckte Senke ist die Oberrheinische Tiefebene. Die tiefe Rinne, welche das abfließende Wasser in das Plateau nagte, ist das jetzige Thal des Mittelrheins, von Bingen bis Bonn reichend. So hat also der Rhein das Rheinische Schiefergebirge durchbrochen und in eine linksrh einisch e und eine rechtsrh einische Hälfte geteilt. Ein Einbruch des Gebirges förderte die Arbeit des Wassers und bildete das heutige Becken von Neuwied. In ähnlicher Weise wiederholte sich der beschriebeile Vorgang bei der Mosel und der Lahn, wohl auch bei der Sieg. So entstanden im Rheinischen Schiesergebirge durch Auswaschung andere tiefe Fluß-

10. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 50

1901 - Berlin [u.a.] : Spemann
— 50 — Walde fließt die Nieste der Fulda zu. Das mit herrlichen Wal- düngen bedeckte Gebirge hat bei Oberkaufungen Braunkohlenlager. Ii) Meißner. Östlich vom Lichtenauer Hochlande erhebt sich jenseit einer Thalmulde, welche von der Wehre durchflössen wird, der Meißner, der „König der hessischen Berge". Nach Norden und Osten hin sällt er zum Werrathal ab; im Westen begrenzt ihn die Gelster, und nach Süden hin wird er von der Wehre umgürtet. Seine Hauptmasse liegt etwa 10 km von der Werra entfernt und bildet ein nach allen Seiten schroff abfallendes Plateau. Ein nörd- licher Ausläufer begleitet die Gelster bis in die Nähe von Witzen- hausen; ein südlicher zieht als ein zusammenhängender Gebirgskamm längs der Wehre bis zur Mündung der Sonter. Das Plateau auf der Hauptmasse des Bergss liegt 750 m hoch. Es ist von Süden nach Norden etwa 4 kru lang und von Osten nach Westen sast 2 km breit. Die Wälder an den Abhängen des Berges reichen nur an einzelnen Stellen bis ans die Hochfläche hinauf; diese ist zum Teil mit Gras bewachsen. Der Boden des Plateaus ist an vielen Plätzen moorig, da infolge seiner geringen Neigung nach den Rändern hin die Niederschläge nur wenig abfließen. Der höchste Punkt des Meißners, die Cassel er Kuppe, erhebt sich nicht viel über die Hochfläche. Von der Kuppe aus und von einigen vorspringenden Punkten am Rande des Plateaus hat man eine großartige Fernsicht bis zu den Höhen des Harzes, des Thüringer Waldes, der Rhön und des Vogelsberges. Als Aussichtspunkte sind besonders bekannt das Lusthäuschen, ein von einer 60 m hohen Felswand gebildeter Vorsprung des Ostrandes, und die Kalbe, die höchste Stelle der mit riesigen Basaltblöcken übersäten Südostecke des Plateaus. Ties unten im Meißner lagert Buntsandstein; über demselben befinden sich außer Thon- und Sandschichten starke Braunkohlenlager, und als Decke ist über die ganze Fläche Basalt ausgebreitet. Zum Ab- bau der Kohlenflöze hat man mehrere Stollen in den Berg getrieben; ihre Mündungen liegen etwa 100 m unter dem Plateau. Als der Friedrichsstolleu angelegt wurde, stieß man auf einen alten Ernptions- kanal von 100 m Durchmesser. Jedenfalls ist er ein Schlot, in welchem die feurig-flüssige Masse aus dem Erdinnern emporstieg, und aus dem sie sich über das Plateau ergoß. — Das Klima auf dem Meißner ist rauher als auf den umliegenden Höhen. Schon früh im Herbste wird der Berg mit einer Schneedecke überkleidet, die er oft bis spät in den Frühling hinein behält. Daher nennen die Umwohner den Meißner noch heute mit seinem alten und eigentlich richtigen Namen „Weißner" oder „Wißner". An den Berghängen wachsen viele seltene Pflanzen, während die Vegetation auf der Hoch- fläche dürftig ist. Hoch oben am Ostabhange des Berges liegt der kleine Ort Schwalbenthal, der seiner herrlichen Lage wegen im Sommer viel besucht wird. Manche Örtlichkeiten am Meißner deuten darauf hin, daß hier in heidnischer Zeit die Göttin Hulda (Frau Holle) verehrt wurde. An der Ostseite des Berges zwischen der Kalbe und dem Lusthäuschen
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