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1. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 16

1912 - Stadthagen : Heine
16 — 4. Die Erdschichten unserer Heimat und Umgebung. Entstehung und Faltung der Erdrinde. Die Ober- flächengestalt unserer Erde war und bleibt einer steten Veränderung unterworfen. Das Ergebnis dieses fortlaufenden Werdeganges ist ihr jetziger Zustand. Die Wissenschaft, welche uns mit dem Werde- gange und dem Bau der Erde bekannt macht, ist die Geologie (Erd- lehre); die Vertreter dieser Wissenschaft werden Geologen genannt. Nach der Annahme der Geologen war unsere Erde einst ein Teil der Sonne (Hypothese von Kant-Laplace). Sie löste sich als eine gasförmige oder feurig-flüssige Masse vom Sonnenball los und beschrieb fortan ihre eigenen Bahnen. Allmählich kühlte sie sich int kalten Weltenranme, dessen Temperatur um — 273° C. herum liegt, immer mehr ab. Zuerst bildete sich eine feste Erdkruste, auf der sich uach und nach auch das Wasser, welches bislang in Form von Wasserdampf iu der Atmosphäre vorhanden war, niederschlug und sich iu deu Vertiefungen der Erdoberfläche zu Seen und Ozeanen ansammelte. Die mit der allmählichen Abkühlung des Erdinnern verbundene Verringerung des Ranmumsanges hatte nun zur Folge, daß die bereits erstarrte Erdkruste für den Kern zu weit wurde und sich iu Falteu legte. So entstanden alle die großen Faltengebirge der Erde. (Es ist das ein Vorgang, der sich mit dem Zusammenschrumpfen eines erkaltenden Bratapfels ver- gleichen läßt). Gesteinsbildnng ans fenrigfinsftgem Material. Dabei zerbricht jedoch die spröde Erdrinde in viele Schollen. Einzelne sinken, begleitet von gewaltigen Erdbeben, in die Tiefe, und aus den entstandenen Spalten dringt oft die glutflüssige* Masse (das Magma) des Erdinnern an die Oberfläche oder bis in die Nähe derselben und erstarrt dort. Es entstehen so aus dem seurigslüssigen Magma vielerlei Gesteine, z. B. die Basalte und Granite, auch die Laven unserer heute uoch tätigen Vulkane.

2. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 17

1912 - Stadthagen : Heine
17 — Schichtgesteine. Das Wasser arbeitet nun den gebirgs- bildenden Kräften entgegen; es trägt die entstandenen Gebirge und Unebenheiten der Erdoberfläche allmählich wieder ab und hat das Bestreben, alles wieder einzuebnen. Es dringt im Gebirge in die Risse der Felsen ein, gefriert dort, nimmt als Eis mehr Raum ein und zersprengt nach und uach die Gesteiue in kleine Stücke, welche dann die Bäche und Flüsse täglich in großer Menge forttragen und unterwegs oder an ihrer Mündung im Meere als Saud und Schlamin absetzen. So entstanden nacheinander die geschichteten Gesteine, welche sich wie ein Stapel Bücher übereinander lagern. Zu dieser Gruppe gehören sämtliche Gesteinsschichten unseres Gebietes. Den Vorgang, daß Wasser Schlamm-, Sand- und Kiesmassen in Schichten absetzt, können wir täglich an geeigneten Stellen unserer Bäche und Teiche, uach starken Regengüssen auch iu allen Rinnen, in denen Wasser geflossen, beobachten. Wir bemerken dann, daß sich die Schichten immer annähernd wagerecht abgesetzt haben. Das- selbe gilt für alle vom Meere abgelagerten Gesteine. Wenn wir daher in unserer Umgebung, z. B. in dem Bahneinschnitt des Weser- gebirges am Jakobsberge (Porta) oder in den Rehbnrger Bergen, die Gesteinsschichten heute in stark geneigter Stellung vorfinden, so sind wir gezwungen anzunehmen, daß erst nach dem Absatz dieser Gesteine durch gebirgsbildeude Kräfte, durch Senkung oder Hebung einzelner Schollen, die steile Lagerung zustande kam. Darauf konnte dann das Wasser iu den stark zerrütteten und zerbrochenen Erd- schollen seine ausnagende und zerfressende Tätigkeit beginnen und tiefe Schluchten und Täler besonders da auswaschen, wo es auf wenig widerstandsfähige Gesteine traf. Darauf ist die Tatfache zurückzuführen, daß auch in unserem Gebiete die Kämme vmb Steil- kanten der Berge allemal von den festeren und widerstandsfähigeren Gesteinen gebildet werden, während in den Tälern weichere Gesteine, meist Tone und Mergel, anzutreffen sind. Alter der Schichtgesteine. Versteinerungen. Die ge- schichteten Gesteine folgen in der Weise übereinander, daß in der Regel die zu unterst liegenden die älteren, die oberen die jüngeren sind. Man bestimmt nuu das Alter der Schichten nach den sich in ihnen findenden versteinerten Lebewesen. Es gilt hier im allge- meinen die Regel, daß die ältesten Schichten einfachere und niedrig

3. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 71

1912 - Stadthagen : Heine
gleichmäßig aus, als ob der Stein mit einer Säge durchschnitten Ware. Jetzt wird die abgestoßene Steinplatte zur Arbeitsstelle geschafft. Man hebt die Platte mit Brechstangen etwas in die Höhe und legt eine Walze unter. Einige Arbeiter ziehen nun den Stein vor, andere schieben nach. Damit diese Arbeit gleichmäßig geschieht, singt man u. a. dabei: Wisse mal — sau I Gaiht hei gaut — leih! He — sau! Aus das letzte Wort wird gezogen und geschoben, bis der Stein an die Kante des Felsens gebracht ist. Hier läßt man ihn in den Bruch hinabgleiten, wo er dann an der Arbeitsstätte nach Maß zugerichtet wird. Liegt der Steinbruch tiefer als die Bearbeitungsstelle, so müssen die losgelösten Steinblöcke mittels starker eiserner Ketten durch Winden nach oben gebracht werden. Sind mehrere Rohblöcke hergerichtet, so werden sie auf Wagen geladen und nach den Stein- Hauereien oder auch sofort nach den Bahnhöfen befördert. Ein solches Stein- fuhrwerk wird gewöhnlich mit einer Fracht bis zu 150 Ztr. — 7500 kg belastet (1 cbm Sandstein hat etwa 50 Ztr. Gewicht). Man bearbeitet auch Blöcke, die bis zu 10 000 kg schwer sind. Große Platten werden in einer Dampffägerei in beliebige Stücke zerschnitten. Man benutzt dazu dünne Drahtseile und lineal- förmige Sägen. Die durch Reibung entstehende Schnittstelle wird unausgesetzt mit Kies und Wasser versehen. — In der Nähe der Brüche und am Fuße des Berges, z. B. aus dem Osterholzplatze in Nienstädt, in Stadthagen usw., sind Stein- und Bildhauereien, in denen die Steine weiter verarbeitet werden. Die Steinhauer, unter denen sich im Sommer wegen Mangels an einheimischen Arbeitern viele Italiener befinden, gebrauchen Hacke, Meißel und Schlegel. Sie verfertigen Treppenstufen, Tür- und Fenstereinfassungen, Torpfeiler, Schleis- und Mühlensteine, Tröge, Bildwerke und mancherlei andere Gegenstände. Ihre Be- schäftigung ist keine gesunde, da sie bei der Arbeit viel kalkhaltigen Sandstaub einatmen müssen, welcher der Lunge sehr schädlich wird. Daher erreichen sie selten ein hohes Alter. Die reichen Lehm- und Tonlager an den Abhängen des Bücke-- berges und in der anschließenden Ebene sind durch zahlreiche Ziegeleien aufgeschlossen. Früher wurde die Mehrzahl der Ziegel- steine mittels Handbetrieb hergestellt und in sogen. Feldösen ge- brannt. Mit der Backsteinbrennerei in freier Luft soll bei uns auf Veranlassung des betriebsamen Grafen Wilhelm zuerst 1765 auf dem Paskamp bei Steinhude und 1768 an 5 anderen Orten der Anfang gemacht worden sein. Seit Erfindung der Dampfmaschinen hat der Maschinenbetrieb den Handbetrieb allmählich fast verdrängt. Heute gibt es in unserem Lande 16 Ziegeleien mit Dampf- und 4 mit Handbetrieb. Im Jahre 1900 stellten unsere einheimischen Ziegeleien etwa 25 Millionen Mauersteine, Dachziegel und Röhren (Ent- Wässerung) her. Auf der Ziegelei. Der größte Teil der Ziegelsteine wird im Sommer hergestellt. Nur wenige Ziegeleien sind das ganze Jahr hindurch im Betriebe. In den Wintermonaten trifft man die ersten Vorbereitungen. Dann wird der im nächsten Sommer zu verarbeitende Ton gegraben. Unter dem Einfluß der Witterung (Frost, Regen, Dürre) zersetzt er sich. Dadurch wird er für die Verarbeitung geeigneter. Man schafft ihn in Kippwagen von dem Fundorte (der Gewinnungsstelle) nach der

4. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 75

1912 - Stadthagen : Heine
75 gelangen ans dem 244 m tiefen Schacht) mittels des Förderkorbes zur Hängebank. Sie kommen dann zur Separation, wo sie teils als Rohkohlen direkt auf die Bahn gelangen, teils mittels eines 27 m hohen Becherwerks zur Wäsche abgeführt werden. Die zur Verkokung bestimmten Kohlen werden von der Wäsche über eine Brücke nach der Kokerei befördert. Die Kokerei enthält 60 geschlossene Ofen (System Dr. Brunck) mit Nebenprodukten- gewinnung. Die in die Oseu geschafften Kohlen werden zur Eut- züuduug gebracht und verkokt. Die Verkokung dauert etwa 36 Stunden. Die dabei sich bildenden Gase werden zu Teer und zu ammouiakhaltigem Wasser verdichtet. Der aus den Gasen abgeschiedene Teer und das Ammoniakwasser sammeln sich in Tiefbehältern und werden vermöge ihres spezifischen Gewichtes getrennt. Der Teer gelangt als fertiges Produkt sofort zum Versand, während das Ammoniakwasser zu schwefelig-faureu Am- moniaksalzen, die für die Düngemittelfabrikation großen Wert haben, weiter verarbeitet wird (Ammoniakfabrik). Der verblei- bende Rest an Gas dient zusammen mit erhitzter Luft als Brenn- stoff für die Kokerei und Kesselanlage I. Die Verbrennnngs- Produkte entweichen durch einen 60 m hohen Schornstein mit 2,25 m lichter Mündungsweite-, ein anderer ist auf Georgschacht für die Kesselanlage Ii errichtet worden. Der fertige Koks wird ausgedrückt und abgelöfcht. Ein großer Teil kommt als Stückkoks sofort zum Verkauf, während ein geringer Teil auf einem Brech- werk zerkleinert wird. (Wert der Kokerei und Brikettfabrik: Geregelter, gleichmäßiger Gang des gesamten Grubenbetriebes ■— Regulator des Werkes, Herstellung eines lagernngssähigeren Pro- dnktes von höherem Heizwert und größerer Reinheit usw.). Das wichtigste Glied der Georgschachtaulage ist das Elek- trizitätswerk. Die durch zwei Kolbenmafchineu vou je 500 Pferdekräften (Ps) und eine Dampfturbodynamomaschine vou 1000 Ps entwickelte Kraft wird als elektrischer Strom von 500 Volt Spannung nach den einzelnen Betriebspunkten des Georg- schachtes und als hochgespannter Strom von 6000 Volt durch ein Hochspannungskabelnetz nach den entfernteren Betrieben bei Obernkirchen und der neuen Schachtanlage Wf 2 verteilt und dient zum Antrieb der Elektromotore und zur Beleuchtung. Ein Wasserturm von 26 m Höhe sammelt das für den Werksbetrieb nötige Wasser in einem Behälter, der 250 cbm oder 250 000 I saßt. (Wv. Eimer ä 10 1 sind das? Vergleich mit dem Raum- *) Schichtenprofil des Georgschachtes: Dammerde und Lehm...... 1,00 m Sandstein....................2 00 m Kies und Gerölle........ 0,60 „ Kleines Kohlenflöz.......0,20 ., Blauer und gelber Ton...... 0,90 Sandstein ... 8 45 u,ou „ Hauptkohlenflöz . . 0,15 „ Liegender Tonschiefer 243,90 in 0,50 „ 2,00 „

5. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 66

1912 - Stadthagen : Heine
— 60 — Das Kohlen gebiet i m Osten. 1. Der Vückeberg. Der Bückeberg nebst seiner w Fortsetzung, dem Harrl, bildet den s Flügel der Schaumburger Wealdenmulde. Der Steilhang des Höhenzuges findet sich an der Südseite, wo die Schichten gegen den Berg einfallen und die Schieferköpfe zu Tage treten. Der Nordabhang ist flach geneigt und geht ganz allmählich in die Ebene über. Hier fallen die Schichten mit dem Berge ein (parallel der Oberfläche). Den Kamm des Berges bildet ein feinkörniger, heller und meist fester Sandstein, der eines der besten Baumaterialien von Deutschland liefert. Auf manchen Schichtflächen hat man sowohl hier als auch iu deu Rehburger Bergen dreizehige Tierfährten gefunden, die wahrscheinlich von einer gewaltige Größe erreichenden Reptilart (Iguanodon) her- rühren. (Eine derartige Steinplatte ist am Gyrnuasialgebäude iu Bückeburg aufgestellt.) Die Mächtigkeit des Sandsteins beträgt hier 12—15 m (am Osterwalds 200 m, am Deister 150 m) und nimmt nach Xv hin allmählich ab. Der die Sandsteine überlagernde obere Schieferton nimmt in derselben Richtung au Mächtigkeit Nier\städt+ 100 rrt Borstel 125 m n.t in u. Kreide Cjura Kalkschiefer und Plattenkalk. 2. Mergel. 3. Serpulit. 4. Unterer Schieferton. 5. Sandstein. 6. Oberer Schieferton. 7. Hilston. 8. Diluvium. Querschnitt durd) den Bücheberg.

6. Heimatkunde des Fürstentums Schaumburg-Lippe - S. 107

1912 - Stadthagen : Heine
— 107 — Das Kerg- und Flachland im Süden und Westen. 1. Der Harrt. Der Harrl ist aus Schichten der Wäldertonformation anfge- baut. Deni unteren Schiefer entspringen anscheinend die heil- kräftigen Schwefelquellen des Bades Eilsen. Das Wasser dieser Quellen enthalt reichlich Schwefelwafferstoffgas gelöst, dessen Ge- nuß bei Gichtkrankheiten einen wohltätigen Einfluß ausüben soll. Schwefelwasserstoff ist ein farbloses Gas, das einen üblen Geruch nach faulen Eiern besitzt. Der Schlamm, welcher zu deu Bädern verwandt wird, fiudet sich längs des Auebaches iu der Nähe vou Eilsen in größeren und kleineren Nestern ziemlich nahe unter der Oberfläche. Er besteht zum guten Teil aus halb vermoderten Pflanzenresten, deren Zersetzung unter dem Einfluß von Schwefel- quellen sich vollzieht. Im Spätherbst wird er gegraben und bleibt dann in einem großen Reservoir unter stetem Zufluß von Schwefelwaffer bis zum Gebrauch in der Badezeit stehen. Man füllt ihn dann mit Eimern in die Badewannen. — Der Sand- stein des Harrls nimmt in der w Hälfte des Berges an Mächtig- keit ab und wird zuletzt schiefrig. Er wurde früher in zahlreichen Steinbrüchen gewonnen. In ihm finden sich schön erhaltene ver- steinerte Pslanzenreste, z. B. Farnkräuter. Uame, Lage und Gestalt. Der Name (alt haruclo, hargle) bedeutet heiliger Hain. Wahrscheinlich war der Harrl mit dem Bückeberge in altgermanischer Zeit der in unserer Gegend gesuchte heilige Wald des Donar (die Silva Sacra Herculis). In ihm be- fand sich vielleicht an der Stelle des heutigen Obernkirchen eine wichtige Heiligtumsstätte, die unter dem Schutze der hier gleichfalls Vermuteten alten Gaufeste stand (S. 82). Der zu einer Höhe von 213 rn ansteigende Harrl ist die größte landschaftliche Zierde in dem s Teile unserer Heimat. Als w Ausläufer des Bückeberges dehnt er sich zwischen den Qnertälern von Bad Eilsen und Bückeburg iu einer Läuge von 3 72 km und einer Breite Von fast 11/2 km aus und erscheint als ein einzelner kegelförmiger Berg. (Die genannten Quertäler bilden die Fortsetzung der Pässe des Wesergebirges an der Arensburg und bei Kleinbremen.) Er läuft parallel mit der

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 134

1913 - Wittenberg : Herrosé
gründlich durchgewaschen. Oder: man vennengt in einer Tasse Benzin mit heißem Essig und taucht den Fleck 5—10 Minuten lang ein. Oder: man löst Weinstein und Alaunpulver in kochendem Wasser auf und taucht den Fleck in die heiße Lösung. Wasch- oder baumwollene Stoffe reibt man vorteilhaft mit Erdbeeren ein und wäscht sie dann aus. Bei starken Wollstoffen, Möbelbezügen und Teppichen legt man einen in eine Lösung von Bitterkleesalz und Wasser getauchten Schwamm, leicht ausgedrückt, auf; nach 10 Minuten reibt man den Fleck mit weicher Leinwand nach. Kopiertinte weicht sehr schwer, oft überhaupt nicht. Wafferflecke. Bei Atlas und Seide nehme man frisches Weißbrot ohne Rinde und reibe damit den Stoff zuerst der Breite und dann der Länge nach. Bei appretierten Stoffen, bei denen der Glanz gelitten hat, überstreicht man die mattgewordene Stelle mit sehr dünnem Gummiwasser. Nach Verschiedenen. Iv. ünsre Wohnung. 92. Llnsre Wohnung. Die Wohnung, in der wir den größten Teil unsers Lebens zubringen, übt auch den größten Einfluß auf unsre Gesundheit aus. Fe mehr Luft und Licht in ein Haus kommen, desto besser ist es. Wer beides ausschließt, schließt damit auch die Gesundheit aus. Die Lufterneuerung wird teils auf natürlichem Wege, teils auf künstliche Weise besorgt. Unter natürlicher Lüftung verstehen wir diejenige Lufterneuerung, die durch die feinen Spalten und Ritzen der geschlossenen Türen und Fenster, durch Schornsteine und Kamine, endlich durch die zwar festen, aber porösen Wände fortwährend vor sich geht. Die Vorstellung, daß Luft durch eine dicke Mauer eintreten kann. hat zunächst etwas überraschendes für uns. aber ein kleiner Versuch kann uns leicht von dieser Tat- sache überzeugen. Treten wir nämlich bei heftigem Sturm oder auch einem nur einigermaßen starken Winde mit einer schwach- brennenden Kerze in geschlossenem Raume dicht an eine Wand, die senkrecht zur Windrichtung steht und bloß mit Kalkanstrich versehen ist. so wird die Flamme ausgelöscht oder mindestens ins Zimmer geweht. Diese Durchlässigkeit der Wände, die für den Luftwechsel von so großer Wichtigkeit ist. wird durch Stoffe, die wir zur innern Ausschmückung unsrer Räume verwenden, meist etwas beschränkt, am wenigsten durch einfache Kalkfarbe, mehr durch Holz- und Tapetenbekleidung, am meisten durch Ölanstrich.

8. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 151

1913 - Wittenberg : Herrosé
151 Gefriermaschine zur Herstellung voll Speiseeis und zur Aufbe- wahrung von Eis, Fleisch, Milch usw. Sehr wichtig ist die richtige Behandlung der Selbstkocher. Sie müssen nach jedem Gebrauch tadellos gereinigt und sehr gut ausgelüftet werden; letzteres ist ganz besonders zu beachten, da sonst der Geschmack der Speisen leidet. Die Vorkochzeit ist bei den verschiednen Nahrungsmitteln verschieden. Sie ist in den Kochbüchern, die zu den Apparaten meistens gratis geliefert werden, genau angegeben. Das eigent- liche Garmachen beansprucht kaum längere Zeit als auf dem Herde; die Vorbereitung der Speisen ist die gleiche wie gewöhn- lich. Außer dem Brennmaterial spart man auch noch Gewürz und Zutaten; während diese auf dem Herde teilweise in Form von Dampf entweichen, bleiben sie hier bei den festgeschlossenen Töpfen und Apparaten erhalten, daher darf der Zusatz davon nur ein geringer sein. Der Anschaffungspreis ist bei allen Selbstkochern, ausge- nommen den selbsthergeftellten, ein verhältnismäßig hoher, der sich aber durch den geringen Verbrauch an Brennmaterial bald bezahlt macht; daher'ist die Anschaffung oder Anfertigung der- selben allen sparsamen Hausfrauen nur zu raten. Und welche Hausfrau möchte nicht gern sparsam und billig wirtschaften und trotzdem allen Anforderungen, die an sie gestellt werden, gerecht werden! Wie oft klagt sie über die großen Rechnungen für Gas und andres Brennmaterial! Würde sie die Selbstkocher benutzen, dann wäre diesem Übelstande bald abgeholfen. Ebenso wertvoll wie die Ersparnis an Geld ist die Ersparnis an Zeit. Die Hausfrau hat nun den Vorinittag zur freien Ver- fügung für ihre Familie oder für geistige und soziale Interessen. Während sie sonst gezwungen war, fast den ganzen Vormittag in der Küche zuzubringen, braucht sie jetzt die Speisen nur vor- zubereiten und in den Selbstkocher zu stellen, wo sie ohne jede Aufsicht und ohne Beobachtung gar werden. Za, sie werden nicht nur von selbst gar, sondern das Aussehen, die Schmack- haftigkeit, die Verdaulichkeit und der Nährwert der betreffenden Gerichte wird noch dadurch erhöht, daß die Nährstoffe, die aro- matischen Bestandteile und die Formen der Speisen erhalten bleiben. Es ist wissenschaftlich längst festgestellt, daß es zum Gar- machen der Speisen nicht einer dauernden Kochtemperatur bedarf, sondern daß dieselben viel saftiger und zarter bleiben, wenn die Temperatur nach einmaligem Aufkochen unter dem Siedepunkt erhalten wird. Auf dem Herd ist dieses nur durch häufiges Be- obachten und Nachsehen möglich und erfordert daher viel Zeit. Die Selbstkocher sorgen allein für die richtige und gleichmäßige Temperatur; jedes Nachsehen ist überflüssig, ja, mitunter sogar zu vermeiden. Durch zu scharfes Kochen werden die Speisen oft hart, zäh und trocken; sie sind dann schwer verdaulich, verlieren den guten Geschmack und auch einen größern Teil des Gewichts.

9. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 135

1913 - Wittenberg : Herrosé
Daher sollte man letzter«, der ja für manche Räume sehr wünschens- wert ist, nur im untersten Viertel der Wandflächen anbringen. Durch die Ritzen und Spalten einer geschlossenen Tür und eines Fensters sowie durch das poröse Holz dieser dringt ebenfalls eine bedeutende Luftmenge ein, und dieselbe Menge Zimmerluft wird auf demselben Llzege wieder verdrängt. Es bilden sich dadurch fort- währende Luftströme im Innern eines Zimmers, die als lästiger Zug empfunden werden, wenn sie heftiger auftreten. Daher kommt es auch, daß starker Wind selbst im Innern eines Zimmers Zug- luft verursachen kann. Durch diese Art der Lufterneuerung wird aber die unreine Luft nie gänzlich entfernt; deshalb ist es nötig, mitunter die ge- samte innere Luft mit einemmal nach außen zu versetzen und dafür äußere Luft hereinzulassen. Es geschieht dies am einfachsten durch Offnen der Fenster und, falls dadurch kein rechter Zug entsteht, auch der Türen. Letztere allein zu öffnen, ist unzureichend und auch deswegen verkehrt, weil man dadurch nur Flur-, Treppen- und sonstige innre Luft eintauscht. Mit Recht sagt deshalb schon die berühmte Krankenpflegerin Miß Rightingale: „Die Fenster sind dazu da. offen, und die Türen, geschlossen gehalten zu werden." Auch soll man die Fenster ganz und nicht bloß einen Flügel oder eine Luftscheibe öffnen, damit die Lüftung rasch und gründlich geschehe. Sehr wichtig für den Luftaustausch sind auch die Zimmer- öfen. denn die erwärmte leichtere Luft des Zimmers steigt durch den Schornstein in die Höhe und wird durch von außen ein- dringende kältere und schwerere ersetzt. Außer der öftern Lufterneuerung ist auch darauf Bedacht zu nehmen, daß das Eindringen von schädlichen Gasarten und Dünsten, von Rauch und Staub verhindert wird. Deshalb sind hauptsächlich Anhäufungen von menschlichen und tierischen Aus- wurfstoffen in den Wohnungen selbst oder in deren Umgebung zu verhüten und die bei Verbrennungen sich bildenden Gase so schnell wie möglich zu entfernen; auch müssen üble Gerüche sowie stark wohlriechende Düfte vermieden werden. Reine Luft kann man niemals durch Räucherung erzielen. Pflanzen, die sehr duften, hat man aus Zimmern zu entfernen. Besonders giftig ist das Kohlenoxydgas, das sich in Ofen bei Verbrennung entwickelt. Wird die Entweichung dieses Gases durch Schließung der Ofen- klappen verhindert, so dringt es in das Wohnzimmer. Wenige Einatmungen dieser Luftart genügen, und der Mensch ist getötet. Richt minder gefährlich ist das bekannte Leuchtgas. Man sehe daher ängstlich darauf, daß aus den Easröhren solches nie ent- weichen kann. Als sehr gesundheitsschädlich müssen auch die Kloaken- oder Abortgase (die Schwefelwasserstoffgase) bezeichnet werden. Aborte sollen daher möglichst fern von unsern Wohnun- gen sich befinden und gute Gasabzugsleitungen besitzen. Das Sonnenlicht wirkt, wie auf alle organischen Gebilde, auch auf den menschlichen Körper außerordentlich fördernd und

10. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 171

1913 - Wittenberg : Herrosé
171 an Ort und Stelle leicht zu erfahren, wie man ihn am zweck- mäßigsten verwendet. Als Koks bezeichnet man die Rückstände von der Steinkohle nach der Gasgewinnung. Er entwickelt eine große, trockne Hitze. Für kleinere Wohnungen ist die Verwendung von Koks nicht zu empfehlen. Außerdem brennt er nur in solchen Öfen, . die für Koksfeuerung eigens eingerichtet sind. Wohl aber empfiehlt sich seine Verwendung in großen Zimmern, Sälen und für Zentral- heizungen. Auch Petroleum hat eine Zeitlang als Heizstoff eine gewisse Rolle gespielt, und zwar in den kleinen Kochherden von Eisen- blech, die heutzutage wohl nur selten noch angetroffen werden. Wem Gelegenheit geboten war, die Nachteile der Petroleumkocher, den ekelhaften Geruch und das schwer zu vermeidende Rußen, aus eigner Anschauung kennen zu lernen, der wird ihnen sicherlich keine Träne nachweinen. In neurer Zeit wird die Heizkraft des Gases auch für die Heizung von Zimmern immer mehr ausgenutzt. Sofortige größere Wärmemenge bei steter Betriebsbereitschaft, Regulierung der Wärmeinenge, wie sie beim Kohlenfeuer ganz undenkbar ist, Fortfall von Schmutz, Asche und Ruß, billige Anschaffungskosten der Gasöfen, geringe Raumbeanspruchung und gefällige Aus- führung der Apparate sind ihre Kennzeichen. Allerdings hat die Gasheizung nicht den Vorteil der Billigkeit. Sie ist bei dem heutigen Gaspreise teurer als die Zimmerheizung durch Kachelöfen oder eiserne Dauerbrandöfen. Man wird sie deshalb zweckmäßig nicht für . ständig benutzte Zimmer gebrauchen, sondern für Räume, die hin und wieder in kürzester Zeit gut durchwärmt werden müssen, wie Fremdenzimmer, Salons, Badezimmer usw. Dem gegenüber hat die Verwendung des Gases zum Kochen in den letzten Jahren einen früher ungeahnten Aufschwung ge- nommen, und das offenbar wegen seiner außerordentlichen Vor- teile im Vergleich zum Kochen mit Kohlen. Das Öffnen eines Hahnes und Anzünden genügt, um sofort eine äußerst kräftige Heizflamme zu erzeugen. Durch einfaches Drehen des Gashahnes läßt sich jede beliebige Flammengröße und somit jede in der Küche erwünschte Hitze erreichen. Die Flamme ist anhaltend und stetig, kein Nachlegen von Brennstoff wie beim Kohlenherd. Das Kochen auf dem Gasherd ist sauber, jeder Rauch, Schmutz und Ruß fällt fort. Sind alle Speisen gekocht, so erlischt durch Zudrehen des Hahnes die Flamme, es findet kein weiterer Brennstoffverbrauch statt. Eine bedeutende Erleichterung der „großen Wäsche" bietet der Hausfrau die mit Gas geheizte Waschmaschine wie die bequeme Anwendung des Gasbügeleisens, die beide sich zunehmender Be- liebtheit erfreuen. In der neuesten Zeit endlich wird viel Aufhebens von dem elektrischen Kochen und Plätten gemacht. Doch stellen sich
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