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1. Frauengestalten - S. 117

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 117 — Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht, Sie tragen ihren Ehherru, das ist ihr liebstes Gut. „Halt an die argen Weiber!" ruft drohend mancher Wicht. — Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht." Da hat, wie er's vernommen, der fromme Herr gelacht: „Und war es nicht die Meinung, sie Habens gut gemacht; Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht." So war das Gold der Krone wohl rein und nnentweiht, Die Sage schallt herüber aus halbvergess'ner Zeit, Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich's verzeichnet fand, Galt Königswort noch heilig im deutsche» Vaterland! 33. Rudolf von Habsburg und die Bäckersfrau. Rudolf von Habsbnrg ging meistens sehr unansehnlich gekleidet und hatte deshalb manches Abenteuer. Er verzieh aber gern die Beleidigungen, die ihm unter solchen Umständen nur zu leicht widerfuhren. Einst war sein Hoflager vor Mainz, als plötzlich Kälte eintrat, die dem alten Manne von siebenzig Jahren sehr beschwerlich fiel. Da ging er ganz allein in die Stadt und sah in einem Bäcker-hanse einen Haufen glühende Kohlen, der eben aus dem Ofen gezogen war. Um sich an diesen Kohlen zu erwärmen, tritt er treuherzig ein, aber die Bäckersfrau fährt ihn mit groben Worten an und will ihn fortjagen. „Seid nicht so zornig, liebe Frau," sagte Rudolf mit sanfter Stimme, „ich bin ein guter, alter Landsknecht, hab' nicht viel und muß es mitnehmen, so gut mirs kommt." — „Ei, was," keifte das Weib, „troll Dich zu Deinem Bettelkönig. Es geschieht Euch allen recht. Ihr saugt ja doch nur das Land aus und nehmet den armen Leuten die Nahrung." — „Was hat Euch denn der arme König gethan, daß Ihr ihm so gram seid?" — „Was," schrie das Weib, „zieht er nicht von Stadt zu Stadt und liegt den armen Bürgern zur Last mit seinem großen Troß? Und nun sag' ich Dir, mach, daß Du fortkommst, oder — —". Er wollte noch einmal die Güte versuchen, aber das boshafte Weib goß ihm einen Kübel Wasser über den Leib, und hätte er nun auch nicht wie ein Pudel getrieft, so mußte ihn schon der erstickende Qualm verjagen, der in dem Augenblicke aus dem Kohlenhaufen aufstieg. Er ging still zu den ©einigen und sagte nichts. Bei Tische gab er einem Diener eine Flasche Wein und eine Schüssel voll des besten Essens und sagte ihm: „Trag' das zu der Bäckersfrau und sag’ ihr, das schicke ihr der alte Landsknecht von heute morgen, und er lasse sich

2. Besonderer Theil - S. 404

1856 - Eßlingen : Weychardt
404 Erste Abtheilung. Europa. Jökull') 6,030', ©näselt 5,800', Eyjafjalla Jökull 5,700', Heklufjall oder Hekla 5,210' u. a. Man zählt auf der Insel gegen 29 Vulkane, von denen manche überaus thätig sind. Der Hekla, von dem man seit 1044 24 Ausbruche kennt, der Oeräfa Jö kull, der Skaptaar Jökull, derkatlegia, der Krabla, der Leirh- nukr u. a. entladen aus ihren Kratern fortwährend vulkanische Produkte, wie Lava, Asche, Steine u. dgl., und überschütten damit zuweilen die ganze Insel; ja beim Aus- bruch des Hekla 1693 siel die Aschenmenge sogar auf den 85 M. entfernten Färöern. Mit der vulkanischen Beschaffenheit Jolands stehen die vielen heißen Quellen in Verbindung. Einige derselben fließen ruhig, andere werfen, wie Springbrunnen, das Wasser 50', 100'— 200'in die Höhe; einige sind lauwarm, andere siedend heiß; einige haben trinkbares, andere trübes, schweslichtes Wasser. Von den Bewohnern werden sie in der Art zum Kochen benützt, daß sie ihre Töpfe in die Quelle stecken, wie man sonst die Töpfe zum Feuer stellt. In dem Thalc und an dessen Bergabhängen, das nördlich von Skalholt liegt und 6 M. v. Hekla und 3 Tagreisen östlich v. Reykjavik entfernt ist, zählt man über 100, theils warme, theils heiße Quellen, darunter die Geiser * *) oder intermittirende Springquellen. Unter ihnen sind am bekanntesten: der große Geiser, der neue Geiser oder Strokr und der kleine Strokr. Der große Geiser steigt von Zeit zu Zeit aus einem 18' im Durchmesser haltenden Becken in einem geraden Strahl bis 60', 100', sogar 200' empor. — 6. Viele Gewässer. Die meisten und längsten Flüsse ergießen sich an der Nord- und Süd-Westküste, wäh- rend au der Ost- und Süd-Ostküste nicht so viele und nicht so bedeutende Flüsse vor- kommen. Mittlere Jökelaue; 25 M. I. Thorsane; 24 M. I. Südl. Hvitaue; 20 M. l. Viele Landseen svatn.s: Thingvallavatn; Hvitarvatn; Myvatn. — 7. Im Verhältniß zur geogr. Breite hat Island, besvnd. der südl. Theil, ein mildes Jnselklima. Mittlere Jahreswärme zw. -ss 5° u. 0°. Sehr gemäßigte Win- terkälte; sie beträgt an der Südseite Islands nur — 3°, a. d. Nordseite nur — 6*/4°. Geringe Sommerwärme; sie steigt an der Südseite nur auf -s- 9'/.°, an der Nordseite auf 7*//. Die Sommer sind kurz, die Winter aber lang, besonders a. d. Nordküste. Diese ist bisweilen bis in den Juli mit arktisch. Treibeise bedeckt, das mitten in der warmen Jahreszeit Kälte verbreitet; a. d. Südseite erhebt sich 5 Monate lang das Thermometer nicht über den Gefrierpunkt. Dazu gesellen sich feuchte Nebel, die Island fast Jahr aus Jahr ei» nmschleiern, und furchtbare Stürme aus Nw. u. No. Längster Tag im S. 20 St., kürzester Tag 4 St. Im nördl. Theil geht aber die Sonne am längsten Tag gar nicht unter; dieser längste Tag, wie auch die längste Nacht im Winter, dauert ans den nördl. Punkten Islands eine ganze Woche. Merkwürd. Naturerscheinungen sind: das Nordlicht, dasschnee- licht u. d. Doppel so» ne. — 8. Produkte, a. Mineralien. Sumpfeisenerz, Marmor, Kalk, Gyps, Steinkohlen, Tors, Schwefel; letzter» liefert Krisuwik im Sw. und die Schwefelberge beim Krabla. b. Pflanzen. Verkrüppelte Weiden, Birken und Vogelbeerbäume. Den Mangel an Bauholz ersetzt das Treibholz, Baumstämme, die vom Meere an die Küsten, des. im N., ausgeworfen werden. Prächtig grüne Wiesen. Jsländ. Moos, ein gewöhnt. Nahrungsmittel,^indem es getrocknet zu Mehl gemahlen oder mit Milch zu Brei gekocht wird. Löffelkraut. Sauerampfer. Kohl. Rüben. Kartoffeln. Etwas Flachs und Hanf. c. Thiere. 25,000 St. Rindvieh. 20,000 kleine, aber starke u. schnelle Pferde. 350,000 Schafe. Viele Ziegen. Nennthiere; seit 1770 aus Norwegen eingeführt. Weiße Füchse. Eisbären kommen auf Eisschollen a. d. Nord- küste. Seehunde a. d. Küsten. Viel wildes Geflügel, des. Eidergänse. Viele Fische, des. Häringe, Lachse u. Dorsche. — 9. Geschichtliches. Ob Island bei den Griechen und Römern Thule hieß, ist ungewiß. Entdeckung durch den norwegischen Seeräuber Nad dock 860: Er nannte, die Insel Snäland s— Schneelands. Spuren einer früheren, und zwar christlichen, aus Schottland u. Irland stammenden Ansiedlung sind zwar vorhanden; doch scheinen bisse ersten Bewohner den Normännern bald unterlegen zu sein. Einwanderung der Norweger, die vor der Tyrannei des Harald Haarsagr flohen, seit 870. Republik mit eigener Verfassung u. eigenem Gesetz v. 928 — 1261. Von Island aus setzte Erik Rauda nach Grönland über, im I. 932 oder 982. Einführ, des Christenth. um 1000. Ansehnl. Bevölkerung; bedeutende Viehzucht; wichtige Schiffahrt; blühender Handel. Bewahrung der Sagen und Heldcngefänge der *) Jökull o. 35fei, plur. Jöklur o. Jökler, heißen in Island alle mit ewigen Schnee- u. Eismassen bedeckten Berge. Die Gletscher nennt man Jisbräer seisbräens. *) Geiser v. giosa — gießen, mit Ungestüm hervorbrechen.

3. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 105

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
105 Über unsern Häuptern dehnt sich eine weite, gewölb- artige, aber durch Spalten und Klüfte vielfach zerrissene Decke. Die Felsblöcke, aus denen sie zusammengesetzt ist, scheinen nur lose befestigt zu sein. Was wohl in der Höhle am meisten die Aufmerksamkeit erregt, sind die Tropfsteingebilde, welche teils von der Wöl- bung herniederhängen, teils wie Säulen und Stämme zu ihr aufragen. Das Wasser, das tropfenweise niederfällt, hat diese Bildungen hervorgebracht und arbeitet noch fortwährend daran. Ihre oft wunderlichen Formen haben Veranlassung zu mancherlei Benennungen gegeben. Da sind Orgelpfeifen und Türme, da ist ein Wasserfall, der zu Stein erstarrt ist, u. a. m. Das schönste Stück ist die klingende Säule, deren Höhe 2v2 Meter beträgt. Sie ist innen hohl und giebt beim Anschlägen einen Metallton von sich. Gleich in der ersten Höhlenabteilung liegt auch der Brunnen. Das ist ein von Tropfstein gebildetes Becken von etwa 40 cm Länge und Breite. Das Wasser, das ihn füllt, ist von erquickender Kühle, grofser Klarheit und außerordentlichem Wohlgeschmack. Aehnlich dieser ersten Abteilung der Höhle, aber den- noch in ihren Einzelheiten und ihrer Gestaltung verschieden, sind die übrigen Abteilungen; es sind deren bis jetzt sieben fahrbar gemacht. Der Zugang zu ihnen führt bald durch enge Gänge, bald durch schmale Felsspalten, hier über zahlloses Getrümmer aufwärts, dort auf steil niedergehenden Berg- mannsleitern in die Tiefe. Ueberall ragen die dräuenden Felsblöcke über uns, unablässig tönt der melodische Tropfen- fall durch die Stille, klingend und nachhallend in den weiten Räumen. Wunderbar ist der Klang der menschlichen Stimme. Der Gesang des Führers, wie tönt er so glockenhell durch die Räume! Ein dumpfer Ruf in diese Spalte — und es ist, als ob der ganze Berg laut erdröhnte. Selbst ein leises Mur- meln, kaum hörbar gegen eine der Höhlenwände gehaucht, er- tönt an der gegenüberliegenden Wand in unbegreiflicher Stärke. Für Naturforscher sind von ganz besonderem Interesse einzelne Räume der Höhle, worin sich Knochenreste, in Tropfstein eingehüllt, vorfinden, welche zum Teil längst ver-

4. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 79

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
79 — werden. Einige Zeit darnach stieß er im Vorharz wirklich auf einen Eber, dem im Traume gesehenen ähnlich. Er griff ihn an; der Kampf blieb lange unentschieden; endlich gewann Hans und streckte den Feind zu Boden nieder. Froh, als er ihn so zu seinen Füßen erblickte, stieß er mit dem Fuß nach den schrecklichen Hauern des Ebers und rief aus: „Du sollst mir nichts mehr thun!" Aber er hatte mit solcher Gewalt gestoßen, daß der scharfe Zahn den Stiefel durchdrang und den Fuß verwundete. Erst achtete Hackelberg der Wunde nicht und setzte die Jagd fort. Bei seiner Zurückkunft aber war der Fuß schon so geschwollen, daß der Stiefel vom Bein getrennt werden mußte. Er eilte nach Wolfen- büttel zurück. Die Erschütterung des Wagens wirkte so schädlich, daß er mit genauer Not den Klöpperkrug bei Wülperode im Steinfelde erreichte und bald daselbst starb. Auf seinem Grabe im Garten dieses Kruges liegt ein Stein, auf dem ein Mann zu sehen ist, der auf einem Maultiere reitet, neben dem zwei Hunde laufen. Die Erinnerung an diesen berühmten Jäger ist nicht erloschen. Noch jetzt wird zur Winterzeit von ihm in der Spinnstube und in der Dämmerung hinterm warmen Ofen erzählt. Wenn der Sturmwind über die Berge braust und an Fenstern und Thüren rüttelt, wenn die Nachtvögel kreischend umherflattern, dann erscheint es den aufhorchenden Menschen, als wenn draußen ein neues Leben in den Lüften erwache und eine lärmende Schar durch die Wolken dahin tose. Das ist Hackel- berg, der wilde Jäger, der, seinen Weidgenoffen voran, mit Hallo, Peitschenknall und Hundegebell die Waldtiere hetzt. Grimm, Deutsche Sagen. Zimmermann, Sage vom wilden Jäger. 59. Die Pürstenberger Porzellanfabrik. Auf einer Anhöhe des Sollings, welche steil zum Weser- strome abfällt, liegt das Schlots Fürstenberg, in welchem sich jetzt die berühmte Porzellanfabrik befindet. Ehemals lag hier die Burg der Familie von Hagen, welche später in den Besitz der Landesherren überging. Als in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die Meifsner Porzellanfabrik sich immer mehr Ruhm erwarb und damit auch ihre Einnahmen sich vergröfserten, begehrten auch andre deutsche Fürsten dieses Kunstgewerbe in ihren Landen einzuführen. So auch der

5. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 101

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
101 Während die Spinbein hier bei uns zu Lande niemand mehr kennt, sind die Wirtel noch zahlreich vorhanden. Sie dienen meist als Anhängsel kleiner Schlüssel, damit diese nicht so leicht verloren gehen, und darum heißen sie auch oft Schlüsselsteine. Jahrhunderte hindurch war die einfache Form der Spindel dieselbe geblieben. Reiche waren gegründet und wieder unter- gegangen, die mittelalterlichen Waffen hatten den Donnerbüchsen und Feuerrohren saatz gemacht, Gutenbergs schwarze Aunst hatte sich über Europa verbreitet, aber immer noch spannen die Frauen in uralter Weise ihren Faden, wie sie es am Herdfeuer vor tausend Jahren gethan hatten. Das ging so hin bis ins s6. Jahrhundert. Da lebte um das Jahr \520 zu Watenbüttel hinter Braun- schweig ein kunstreicher Steinmetz und Bildschnitzer mit Namen Jürgen. Dieser Nkeister hat, wie eine alte Ehronik erzählt, das Spinnrad erdacht. Doch hatte es noch nicht die leichte und zier- liche Gestalt, wie wir es heute sehen. Eine niedrige Lade oder Bank trug rechts das Rad, links die Spindel und den Wocken. Das Rad hat an der einen Speiche einen Griff, durch den es mit der Hand in Bewegung gesetzt werden kann. Vermittelst einer doppelten Schnur wird die Spindel samt der Rolle gedreht. Letztere sind von den beiden heutigen fast durch nichts unterschieden. Ein drehbarer Arm trägt die hohe Wockenstange mit dem Flachse. Nlit diesem Rade ließ sich offenbar rascher arbeiten, aber in einer Einsicht hatte es doch auch eine Schattenseite. Nlit der Aunkel unterm Arme oder im Gürtel konnte die Spinnerin aus- und eingehen, jetzt aus die Rinder draußen vor der Thür achten, jetzt das Feuer aus dem Herde schüren und dabei fast ohne Unterlaß die Spindel schnur- ren lassen. Das Rad, wie es alte Bilder aufweisen, war nicht so leicht sortzuschaffen; jedenfalls mußte die Frau, wenn sie zwischendurch ihre häusliche Arbeit verrichten wollte, die Spinnlade stehen lasten. Uut der Zeit wurde eine wesentliche Verbesserung angebracht: an die Stelle des Handgriffs am Rade traten die beweglichen Fuß- bretter, welche nun vermittelst des sog. Anechtes und einer Aurbel das Rad in Drehung setzten. Damit war die rechte Hand frei ge- worden und konnte mit ziehen helfen. Nun wurde das Rad tiefer gesetzt, die Lade siel fort, und so erhielt das ganze Gestell mehr Leichtigkeit und damit auch Beweglichkeit.

6. Kurzgefaßte Geographie von Württemberg - S. 11

1885 - Eßlingen : Selbstverl. des Verf.
— 11 — stein und die der Alb aus Jurakalk gebildet sind, so besteht das Gestein der Berge und Hügelzüge des Ebenen- und Hügellandes größtenteils ans Keuper (Keuper- mergel und Leberkies, und Kenpersandstein mit Gipslagern). Der Flächengürtel zwischen Alb und Neckar, ein Te'l des Schur- nud Welzheimerwaldes, Schönbnch und Filder zeigen uns schwarzen Jura oder Lias (Liassandstein, der Eisenerz enthält, Lias kalk und Lias schief er; dieser mit versteinerten Fischeidechsen 2c.). Das Gestein im oberen und unteren Gän, im Enz- und unteren Neckarthale (vou Cannstatt an), sowie im Hohenlohischen und Fränkischen ist Muschelkalk, so ge- nannt, weil in demselben viele Versteinerungen vorkommen- In den Ebenen Niederschwabens sind große und gesegnete Frucht- selber; in den Thäleru und an den Thalabhängen giebt es reiche Dbst- gärten und Weinberge. Das Hügelland erzeugt sehr viel Holz. Der Schönbuch hat besouders Lanbholz, der W elz heim erwald Haupt- sächlich Nadelholz. In der Erde findet man Salz, vornehmlich bei Hall (Wilhelmsglück), Clemenshall und Friedrichshall, Niedernhall, Schwenningen, Sulz und Rottenmünster. Wein wird gebaut im mittleren und unteren Neckarthal und in seinen Nebenthälern. sowie im Tauberthal. Die besten Weine sind die von U h l b a ch, Ii n t e r t ü r k h e i m F e l l b a ch, S ch n a i t h, B e s i g h e i m, Mundelsheim, Großbottwar und Markelsheim. Auch hat das Ebenen und Hügelland bedeutende Mineralgnellen. Schwefelquellen sind zu Boll und Sebastiansweiler. Sauerqnellen sind in Niedernau, Cannstatt, Berg, Göppingen und Mergentheim. Zwischen dem Schwarzwald, der Alb und dem Welzheimerwald wohnen die Niederschwaben. In der Hohenloher Ebene sowie im Taubergrund wohnen die Franken. Die Bevölkerung beträgt über eine Million Seelen. Nenn Zehntel derselben sind evangelisch, und ungefähr ein Zehntel ist katholisch. Die Leute beschäftigen sich mit Acker-, Obst- und Weinbau, mit der Verarbeitung von Wolle und Baumwolle, Leder und Leinwand. Gewerbe finden sich hauptsächlich in den Städten; Viehzucht, Acker- und Weinbau werden mehr von der Landbevölkerung getrieben. Je- doch gewinnt die Fabrikthätigkeit immer größere Ausdehnung. Baumwollenspinnereien sind in Berg, Cannstatt, Eßlingen und Nur- tingen. Tuch- und Zeugmacher sind besonders in Göppingen, Metzingen, Sindel- fingen und Urach. Viele Leineweber finden sich in der Gegend von Stuttgart und Backnang und auf den Fildern. Viele Gerber sind in Reutlingen, Metzingen, Winnenden und Backnang- Die bedeutendsten Orte sind: 2. Im Neckarthale: Schwenningen, großes Psarrdors mit 4700 Einw. Uhrenfabriken. Rottweil * über 6000 Einwohner, alte ehemalige Reichsstadt; aufgeh bene Klöster;^ katholisches Convikt. Bedeutende Pulverfabrik. In der Nähe liegen die Salinen Nottenmünster und Wilhelmshall. Oberndors,^ berühmte Gewehrsabrik. Sulz,* Saline. Horb.^ Rottenburg,^ alte Stadt römischen Ursprungs, über 7000 Einw.; Bischofssitz; katholisches Priesterseminar. Hopfenbau. Tübingen an der Mündung der Steinlach und Ammer in den Neckar; 11700 Einw. Universität. Schloß Hohen- tübingen. Nürtingen,^ evang. Lehrerseminar und Taubstummenschule;

7. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 88

1883 - Wiesbaden : Kunze
88 Veränderungen an der Erdoberfläche. 1) Atmosphärische Lust, Wasser und Frost sind fort- während thätig, die Gestalt der Erdoberfläche zu verändern. Sie nagen an vorragendem Gestein, daß es verwittert und zackige Berggipfel sich abrunden. Flüffe führen Verwittertes und Abgewaschenes mit sich und füllen allmählich Seen damit aus, oder schwemmen es ins Meer. Manche Ströme, wie der Nil, der Mississippi, gestalten im Laufe vieler Jahre Deltas aus ihrem Schlamme, während das Meer Land anspült und allmählich Küstenstriche erweitert, wie bei Ravenua, das ehe- mals dicht am Meere lag. Wie bedeutend die An- schwemmungen der Flüsse sind, ergibt sich daraus, daß z. B. die Mündungen des Po seit 2 Jahrhunderten jährlich 70 m weit ins Adriatische Meer vorrücken und daß der Fluß jährlich etwa 46 Millionen cbm Land aus den Alpen herabbefördert. Durch Meeresbrandung werden aber auch Felsenufer unter- waschen, daß sie stürzen; die Insel Helgoland vor der Elbe- Mündung wird seit Jahrhunderten immer kleiner. Zuweilen überflutet das Meer eine Flachküste und reißt Baien und Golfe hinein, wie im I. 1225 die Znyderfee Hollands, und 1280 den Dollart. Manches Thal ist schon durch Berg- rutsche verschüttet worden, z. B. Goldan mit seiner Umgegend im Kanton Schwyz 1806. — Die Gletscher tragen auf ihrem Rücken ganze Massen von Steinschutt abwärts und häufen sie an den Stellen an, wo sie abschmelzen; ebenso wirken die Gletscher durch den Druck und die Reibung der gewaltigen Eismassen verändernd auf die Bahnen, in denen sie sich be- wegen. 2) Auch tief im Boden ist Bewegung und sind Kräfte thätig, die zur Veränderung der Erdoberfläche beitragen; Erdbeben und vulkanische Ausbrüche sind ihre Wirkungen. Erdbeben kommen an gewissen Orten häufiger vor als an anderen, kein Jahr jedoch ist frei davon, und häufig sind sie von furchtbar zerstörender Wirkung, wie z. B. das vielbe- schriebene Erdbeben von Lissabon 1755, und das noch größere von Sizilien 1683, das Cutanea nebst 49 Ortschaften ver- wüstete und 60000 Menfchen das Leben kostete; seruer das

8. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 89

1883 - Wiesbaden : Kunze
Veränderungen an der Erdoberfläche. 89 calabrische 1783, wo die Felsen an der Südspitze Italiens hüpften, auch Messina fast ganz in Trümmer fiel. Unterliegt solchen Erdstößen natürlich das zerbrechliche Meuscheuwerk eher als die Hügel und Berge, auf denen es errichtet war, so können heftige Stöße doch auch den Anblick einer Gegend dauernd verändern, indem sie Berge zerreißen, Thäler ver- schütten, den Boden emportreiben, Quellen fließen oder ver- siegen machen n. f. w. — In Verwandtschaft mit solchen Er- schütteruugen stehen die Ausbrüche der Vulkane, deren sehr viele erloschen sind oder erloschen scheinen, einige hundert aber noch thätig sind. Im I. 1772 wütete auf Java die Hohe Schmiede so gewaltig, daß einige hundert qkm Land mit 40 Dörfern versanken, und 1822 auf derselben Insel der Galunguug, der 114 Dörfer vertilgte. Die Vulkane haben die Gestalt eines mehr oder minder ab- gestutzten Kegels, dessen Böschungswinkel vom Fuß bis zum Gipfel allmählich bis zu 30" und 35° anwächst-, am Gipfel ist eine trichter- förmige Vertiefung, der Krater, von welchem eine Öffnung abwärts in das Erdinnere führt. Sehr lavareiche, erst in der Bildung begriffene Vulkane, wie z. B. der Mauna Loa und Mauna Kea auf der Sand- wichinfel Hawai, erscheinen noch wie flache, schildförmige Erhebungen des Bodens. Bei erloschenen Vulkanen ist der Gipfel häufig vollständig geschlossen. Zur Zeit eines Ausbruches werden aus dem Krater un- geheure Mengen heißen Wasserdampfes, glühender Schlacken- und zer- kleinerter grauer Gesteiusmasfeu (Steiuafche), mitunter auch Brocken und Blöcke mit außerordentlicher Gewalt hoch in die Luft empor- geschleudert; die in der kältern Atmosphäre schnell zu Wasser verdichteten Mengen Wasserdampfes fallen in verheerenden Regengüssen herab, welche, mit der vulkanischen Asche sich mischend, letztere in eine breiartige Masse verwandeln; Blitze, vom heftigsten Donner begleitet, schießen aus den Dampfwolken und zähflüssig geschmolzene Gesteinsmassen (Lava), aus dem Innern der Erde heraufgestiegen, quellen über den Rand der Offmmg oder aus plötzlich ausreißenden Seitenspalten hervor und fließen in oft 8 —10 in hohen Strömen den Abhang des Berges hinab. Die meisten thätigen Vulkane sind auf Inseln oder nahe an den Küsten der Kontinente gelegen; sie stehen ferner selten einzeln, sondern entweder in Gruppen beisammen um einen Mittelpunkt geschart oder in Reihen hintereinander. Die größte Zahl von Vulkanen findet sich teils auf den Inseln, die einen Kranz um das ö Asien bilden, teils nahe der langen Westküste Amerikas: in der Andeskette Südamerikas

9. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 90

1883 - Wiesbaden : Kunze
90 Veränderungen an der Erdoberfläche. zählt man 68 (worunter der Sahama, der höchste aller, 6900 in), in Zentralamerika 29; die Knrilischen Inseln haben 28, Kamtschatka 38, unter denen die Kljntschewskaja Sopka sich unmittelbar am Meere 4900 m erhebt; nirgends sind so viele Vulkane in kleinerem Räume so nahe beisammen als auf Java (fpr, Dschkiwa), wo ihrer etwa 40 ge- zählt werden. Auf der ganzen Erde zählt man 672 Vulkane, darunter 270 gegenwärtig noch thätige. Vulkane sind alt; zuweilen erscheinen aber noch neue. Man zeigt in Japan einen See von 20—30 km Länge und Breite, der im I. 285 n. Chr. zugleich mit dem 3700 m hohen Vulkan Fnsi-Jama entstand. So erhob sich ferner 1759 in Mexiko unter 90tägiger Erd- erschütterung der Vulkan Jorullo ^spr. Choruljo), welcher große Syenitfelsen mit emporriß und über der Umgegend eine Höhe von 513 m erreichte. In der Reihe der Aleuten entstand neben Unalaschka 1796 eine neue Insel mit Vulkan, und 1847 stieg iu Chili (spr. Tschili) aus schönem Weidelande eine gewaltige Felsmasse auf, die geraume Zeit uoch dampfte. 3) Sehr bedeutend ist ferner der Anteil, welchen gewisse Wassertiere und Wasserpflanzen an der Umgestaltung der Erdoberfläche nehmen; sie wetteifern darin mit den Geschieben und Sandmassen der Flüsse, ja überbieten sie noch. So ent- stehen z. B. durch die Thätigkeit der Korallenpolypen (be- sonders in Westindien, ferner im Großen und im Indischen Ozean) mächtige, für die Schiffahrt gefährliche Riffe und kleine flache Inseln, indem jene kleinen Tierchen, die kaum die Größe eines Nadelknopfes haben, in ungeheurer Menge unablässig thütig sind, auf Klippen unterm Wasser ihre Stein- gebilde aufzuführen und bis an die Oberfläche zu erhöhen. Der Meersand an vielen Stellen Westindiens besteht fast nur aus den Kalkschalen einer so kleinen Art von Tierchen (Wurzelfüßlern), daß ihrer 1000 Millionen auf einen Kubik- meter gehen. Und wie diese Tierchen, so tragen auch viele Seepflanzen zur Erhöhung des Bodens bei. 4) Aber auch ohne sichtbare Ursachen steigen, wenn- gleich langfam und unmerklich, große Strecken Landes auf- wärts, z. B. die Ostküste Schwedens, die Uferlande von Palermo, die sich 30, und die Ebenen s des La Plata, die sich 90 m erhöht haben sollen; während man an anderen

10. Theodor Schachts Schulgeographie - S. 91

1883 - Wiesbaden : Kunze
Veränderungen an der Erdoberfläche. 91 Küsten, z. B. in Dalmatien und Jstrien, an der Ostküste der Vereinigten Staaten Nordamerikas icv bemerkt, daß sie sich senken. Da diese Art des Steigens und Sinkens nicht plötzlich, sondern erst nach Jahren und Jahrhunderten auf- fallend wird, so bezeichnet man sie als säkulare Hebung und Senkung. So ist also die Erdoberfläche in steter Veränderung begriffen; so war es von jeher, wenn auch vormals in stärkerem Grade, und so wird es auch in Zukunft sein. Wie jetzt noch Vulkaue emporquellen oder durch Einsturz von Land Seen entstehen, so hat sich, allerdings in weit hinter uns liegender Zeit, das Oberrheiuthal gebildet, indem ein See Abfluß bekam. Daß auch hochgelegene Gegenden einst Meeresgrund ge- wesen, bezeugen die zahlreichen versteinerten Seetiere, z. B. die schönen Ammonshörner, die man dort ausgräbt. Manche Gegend, mancher größere Landstrich hat sogar mehr als einmal unter Wasser gestanden. Man sieht es an den verschiedenen, oft 100 und 1000 in dicken Schich- ten, woraus Gebirge und Ebenen bestehen, daß sie einst auf Meeres- bodeu abgesetzt und entweder zu Sandstein oder Kalk oder Thon und Schiefer verdichtet wurden. Wenn heutzutage aus tiefem Meeresgrunde Sand heraufgezogen wird, so sieht man, daß er fast nur aus Schalen zahlloser feiner Seetierchen besteht: und ebenso finden sich hie und da Erdschichten, die in gleicher Weise tierischen Ursprunges sind, z. B. der Nummuliteukalk und die Kreidegebirge. 8 23. Hauptbestandteile der Crdrinde^) Außer den meist durch Wasser abgelagerten geschichteten Gebirgsarten **) (Sedimentärgesteinen) gibt es auch unge- schichtete, die nicht aus dem Wasser, sondern in geschmolzenem Zustande aus dem Erdiunern aufstiegen und bei langsamer Erkaltung krystallinisch wurden. Man nennt sie Erstarrungs- gesteint, und je nachdem sie in der Tiefe oder an der Oberfläche zur Erstarrung gelangten, plutouisch oder vulkanisch. *) Für Schüler von etwa 14 Jahren wird dieser § nur dauu von Juteresse und belehrend werden, wenn Gelegenheit da ist, sie mit einer Sammlung von Exemplaren der Gebirgsarten und von Petre-- fakteu bekannt zu macheu. **) Der Bergmann nennt alle besonderen Gesteinsmassen, woraus die Erdrinde zusammengesetzt ist, Gebirg, ohne dabei an Bergformen zu denken.
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