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Steinbach als einen redlichen Mann, und keiner wollte an seine
Schuld glauben. Auf ein Zeichen des Grafen legte sich die
Unruhe, und der Angeklagte trat hervor. „Gott ist mein Zeuge,"
rief er aus, „daß ich frei bin von Mord und Verrat. Gerlach
von Scherven ist gefallen, aber in einem ehrlichen Zweikampf.
Weil ich von ihm angegriffen wurde, mußte ich mein Schwert
zur Verteidigung gebrauchen. Alles, was sonst Engelbrecht vom
Boltenberge gesagt hat, ist Lüge und Verleumdung." Vergebens
beteuerte der Ritter seine Unschuld. Die zwölf Männer aus
der Ritterschaft Engelbrechts beschworen die Anklage. Somit
mußten auch die Schöffen ihn für schuldig erklären. Dreimal
schlug der Graf von Berg mit dem umgekehrten Schwert auf den
Tisch, zum Zeichen, daß Gerhard von Steinbach für seine Tat
bestraft werden solle. — In heißem Zorn rief der Verurteilte
seinem Knappen zu, er möge ihm Roß, Schwert und Schild
bringen. Seinem Ankläger warf er den Handschuh hin; damit
wollte er ihm sagen: „Komm, ich fordere dich zu einem Zwei-
kämpf auf. Bin ich schuldig, dann werde ich unterliegen." Doch
höhnend entgegnete ihm Engelbrecht: „Mit einem Mörder und
Verräter kämpfe ich nicht." Auch die Schöffen verboten den
Zweikampf.
Nun versuchte Gerhard das letzte, seine Unschuld an den
Tag zu bringen. Er bestieg sein Roß, wies mit der Hand über
den Felsen, an dessen Fuß tief unten die Wupper rauschte, und
rief mit lauter Stimme: „Weil mir kein anderes Mittel bleibt,
meine Unschuld zu beweisen, so rufe ich Gott zum Zeugen an.
Von diesem steilen Felsen dort sind noch nie Roß und Reiter
hinuntergesprengt, aber mit Gottes Hilfe will ich es wagen. Bin
ich wirklich ein Mörder und Verräter, so wird mein Leib zer-
schmettert unten ankommen, und mein Leichnam mag den Fischen
in der Wupper zur Nahrung dienen!" Mit diesen Worten lenkte
er sein Roß an den Rand des Abgrundes. Das Pferd bäumte sich
auf; es grauste ihm vor der jähen Tiefe. Doch der Ritter drückte
ihm die Sporen in die Seiten, und wie ein Pfeil flogen Roß
und Reiter den steigen Abhang hinab, bis sie mit einem letzten
Sprunge von einem turmhohen Felsen in die Wupper hinab-
stürzten. Wohl spritzten die Wasser hoch, doch unversehrt richtete
sich der Kühne in seinem Sattel empor. Hoch schwang er Schwert
und Schild, und laut ließ er Gott seinen Dank erklingen. Voll
Entsetzen hatten seine Richter von der Höhe des Berges aus das
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Extrahierte Personennamen: Steinbach Gerlach
von_Scherven Engelbrecht Gerhard_von_Steinbach Engelbrecht Gerhard
- s -
Wasserstrahl hervor, der lustig über Baumwurzeln und Steine
dahinsprang, bald zu einem munteren Bächlein erstarkte und
im Tale als ein ansehnlicher Fluß weiterrauschte. Es war
die Wupper. An ihren Ufern konnte mit emsigem Fleiße
gearbeitet werden, bis, wie der Zwerg verheißen hatte, .der
Ruhm Elberfelds durch alle Welt gedrungen."
7. Vom Galgenkämpchen auf Karnap bei Varmen.
Im Norden von Elberfeld liegt das Üllendahl. Zwischen
Üllendahl und Barmen zieht sich ein bewaldeter Bergrücken hin,
der Karnaper Busch. Wenn man die waldige Höhe überschritten
hat und hinuntersteigt nach Karnap, so kommt man auf dem
Scheitel des Berges an einer sumpfigen Stelle vorüber, die mit
niedrigem Buschwerk bewachsen ist. Die Leute erzählen, daß hier
früher ein Galgen gestanden habe, und nennen den Ort das
Galgenkämpchen.
Der Letzte, der dort durch Henkershand starb, war unschuldig
verurteilt. Er war des Mordes angeklagt worden. Am Gericht
zu Düsseldorf wurde er verhört. Der Angeklagte beteuerte immer
wieder seine Unschuld; es half ihm aber nichts. Die Nichter, die
sich große Mühe gegeben hatten, die Wahrheit an den Tag zu
bringen, sprachen ihr „Schuldig" aus und verdammten ihn zum
Tode. An dem festgesetzten Tage wurde der Verurteilte nach dem
Galgenkämpchen auf Karnap gefahren. In dem Zuge befanden
sich unter anderen auch der Henker und der Richter, der das
Todesurteil ausgesprochen hatte. Der Richter hatte auf dem
langen Weg von Düsseldorf nach Karnap viel Zeit zum Nach-
denken. Er beobachtete im stillen den Verurteilten, und es
kamen ihm Bedenken, ob sein Richterspruch auch wohl gerecht sei.
Um sich zu trösten, sprach er bei sich selbst: „Hab' ich falsch gerich-
tet, so ward ich falsch berichtet."
Mittlerweile war der traurige Zug auf Karnap angelangt.
Es war ein trüber, stürmischer Tag, wie sie im Bergischen so
häufig sind. Düstere Wolken jagten am Himmel dahin. Der
Mann wurde runter den Galgen geführt, und der Henker legte
ihm den Strick um den Hals. Wie es damals Sitte'war, forderte
man ihn noch einmal dringend auf, seine Sünde zu bekennen.
Er aber richtete sein bleiches Gesicht zum Himmel, deutete mit der
Hand nach oben und rief mit tränenerstickter Stimme: „Gott ist
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- 18 —
Schon viele Tage war er südwärts gepilgert, da kam er in.
ein waldreiches Gebirge, den Spessart. Es war Abend geworden.
Der Schmied hatte bereits alle Hoffnung, eine Herberge für die
Nacht zu finden, aufgegeben. Da erblickte er plötzlich in der
Ferne einen Lichtschimmer. Er ging darauf zu und stand bald
vor einer halbzerfallenen Hütte. Auf sein Klopfen erschien eine
alte Frau in der niedrigen Tür. Der Schmied erschrak vor dem
finstern, häßlichen Gesicht mit dem zahnlosen Munde. Barsch
fragte sie: „Was wollt Ihr?" Der Wanderer bat freundlich:
„Nehmt mich doch für diese Nacht auf, ich habe mich im Walde
verirrt." „Ihr mögt bleiben," wurde ihm geantwortet, „doch
habe ich nur ein kleines, niedriges Kämmerchen für Euch. Zur
Nacht bekomme ich noch einen anderen Gast. Ehe Ihr schlafen
geht, kommt in meine Stube und eßt mit mir die Abendsuppe."
Wenn es dem Gesellen auch noch immer vor der Alten gruselte^
so war er doch froh, ein Unterkommen gefunden zu haben. Er
erzählte beim Abendessen auch, woher er komme, und warum er
nach Damaskus reise. Die Alte führte ihn in seine Kammer.
Trotz großer Müdigkeit konnte er nicht einschlafen.
Um Mitternacht gab es plötzlich einen lauten Knall, wie
wenn etwas Schweres durch den Schornstein herunterfiele. Leife
schlich der Geselle an die dünne Bretterwand, die sein.
Kämmerchen von der Wohnstube trennte. Da sah er am Herde
einen großen Mann sitzen, der finster und zornig drein schaute.
Er trug einen roten Rock, und den Hut zierte eine lange Hahnen-
feder. Seine Füße steckten in der Asche. Vor dem seltsamen
Gast stand die Alte. Sie schien ihn um etwas zu bitten und
ihm etwas zu erzählen. Doch konnte der Horcher nicht verstehen,
um was es sich handelte. Plötzlich drehte sich die Alte um und
kam auf die Kammertür zu. Schnell suchte der Jüngling sein
Lager wieder auf und stellte sich, als ob er schliefe. Die Frau
rüttelte ihn unsanft und raunte ihm zu: „Steh' geschwind auf;
hier ist jemand, der dir die Reise nach Damaskus ersparen kann."
— Sofort erhob sich der Jüngling und trat in die Wohnstube.
Der fremde Mann saß noch immer vor dem Herde und sah dem
Kochen eines Kessels zu. Als der Lange den Eintretenden be-
merkte, wandte er ihm sein finsteres Antlitz zu und fragte ihn
mit stolzem Blicke: „Was willst du?" Da erzählte der Jüngling
alles, was er vorhin schon der Alten mitgeteilt hatte. — Der
Fremde hörte grinsend zu und sagte dann, höhnisch lachend:
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und breit ausgetretene Arno gebildet hatte. Auf diesem Zug verlor er, der auf dem einzigen noch iibrig gebliebenen Elephanten ritt, in Folge einer Entzündung ein Auge. So gelangte er nach Etrurien und lagerte sich am trasimenischen See (Lago di Perugia); er nahm feilte Stellung so geschickt, theils in der Ebene, theils ans den sie umschließenden Höhen, daß die Römer, die arglos durch einen schmalen
Weg zwischen dem See und den Bergen in die Ebene zogen, schnell
umzingelt und zum großen Theil niedergehauen wurden; auch der Consul Flaminins fiel; viele wurden auf der Flucht eingeholt, die übrigen zerstreuten sich und kamen auf Umwegen nach Rom. Hier herrschte eine ungeheure Bestürzung, als man die Nachricht von der verlorenen Schlacht erhielt; in der Noth griff man zu einem feit langer Zeit nicht angewandten Mittel: man erwählte einen Dictator*), und zwar in der Person des Qnintns Fabins Maximus, der sich
bereits durch Kriegsthaten ausgezeichnet hatte.
Dieser faßte einen Plan, den er vorläufig als einziges Rettungsmittel erkannte, nämlich sich nicht mit Hannibal in duz offene Feld>chlacht einzulassen, sondern ihn durch Zaudern und Hinhalten allmählich zu ermüden und zu schwächen. Dieser benutzte die nächste Zeit, fein Heer, das durch Kämpfe und Märsche außerordentlich gelitten hatte, sich erholen zu lassen, und zog sich langsam nach Unter* italieu in die Landschaft Apulien und von da nach Eampanien. Fabins folgte ihm beständig zur Seite, aber so, daß er sich auf den Höhen hielt. Auf den vielfachen Märschen wäre Hannibal in einer Thalschlucht beinahe mit seinem ganzen Heer den Römern in die Hände gefallen, als er die List ersann, in der Nacht e ine Menge Ochsen mit brennendem Reisholz ans den Hörnern die Berge hinauf zu treiben. Die Römer, in der Meinung, das ganze finnische Heer fei im Anmarsch, eilten nach der Stelle hin und verließen den Ausgang der Schlucht, wo sie aufgestellt waren; durch diesen führte Hannibal dann fein Heer glücklich hindurch. Als Fabius kurz daraus zur Besorgung eines Opfers nach Rom gehen mußte, benutzte fein Reiteroberst Miuucius diese Gelegenheit, einen Angriff auf die Car-thaaer zu machen, der ihm gelang. Das Volk, hierüber erfreut und mit des fabins langsamer Kriegsführnng unzufrieden, ertheilte dem
*) Eigentlich Prodictator, weil der Consnl, der ihn zu ernennen hatte, abwesend war.
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Extrahierte Personennamen: Arno Fabins Maximus Hannibal Hannibal Hannibal Reiteroberst_Miuucius
Extrahierte Ortsnamen: Etrurien Perugia Rom Apulien Rom
67
gen namentlich beim Herabsteigen zu überwinden; viele Menschen
und Lastthiere kamen bei dieser Gelegenheit um, so daß er nach
einem Marsche von fünf Monaten und einem fünfzehntägigen
über die Alpen mit etwa 26,000 Mann und einigen Elephanten
in Oberitalien anlangte. Am Tieinus (Tessin) traf er auf ein
römisches Heer unter dem Consul Publius Scipio; hier entspann
sich ein heftiges Reitergefecht, in welchen: Scipio selbst in Le-
bensgefahr kam und nur durch die Dazwischenkunst seines Soh-
nes gerettet wurde.
Die Römer gingen nun über den Po zurück und nahmen
ihre Stellung an: Trebia, einem Nebenflüsse desselben. Der an-
dere Consul, Sempronius Longus vereinigte sich hier mit seinem
Collegen, der noch krank an seinen Wunden darniederlag, und
da er heftig verlangte, sich mit Hannibal zu messen, so kan: es
bald zu einer Schlacht, in welcher die Römer abermals geschla-
gen wurden. Den Rest des Jahres blieb Hannibal in Oberita-
lien, während welcher Zeit die Römer mit Anstrengung aller
Kräfte an Wiederherstellung ihrer Streitmacht arbeiteten. Ir-:
Frühling des Jahres 217 brach er dann auf und nahm seinen
Weg durch die Sümpfe, die der weit und breit ausgetretene
Arno gebildet hatte. Aus diesem Zug verlor er, der auf den:
einzigen noch übrig gebliebenen Elephanten ritt, in Folge einer
Entzündung ein Auge. So gelangte er nach Etrurien und la-
gerte sich am trasimenischen See (Lago di Perugia); er nahm
seine Stellung so geschickt theils in der Ebene, theils aus den sie
umschließenden Höhen, daß die Römer, die arglos durch einen
schmalen Weg zwischen dem See und den Bergen in die Ebene
zogen, schnell umzingelt und zum großen Theil niedergehauen
wurden; auch der Consul Flaminius siel; viele wurden auf der
Flucht eingeholt, die übrigen Zerstreuten sich und kamen auf Um-
wegen nach Rom. Hier herrschte eine ungeheure Bestürzung,
als man die Nachricht von der verlorenen Schlacht erhielt; in
der Noth griff man zu einem seit langer Zeit nicht angewandten
Mittel, man erwählte einen Diktator*) und zwar in der Person
*) Eigentlich Prodiktator, weil der Consul, der ihn zu ernennen hatte,
abwesend war.
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Extrahierte Personennamen: Publius_Scipio Scipio Scipio Scipio Hannibal Hannibal Arno
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Oberita- Etrurien Perugia Rom
68
des Quintus Fabius Maximus, der sich bereits durch Kriegs-
thaten ausgezeichnet hatte.
Dieser faßte einen Plan, den er vorläufig als einziges
Rettungsmittel erkannte, nämlich sich nicht mit Hannibal in eine
offene Feldschlacht einzulassen, sondern ihn durch Zaudern und
Hinhalten allmählich zu ermüden und zu schwächen. Dieser be-
nutzte die nächste Zeit, sein Heer, das durch Kämpfe und Märsche
außerordentlich gelitten hatte, sich erholen zu lassen und zog sich
langsam nach Unteritalien in die Landschaft Apulien und von
da nach Campanien. Fabius folgte ihm beständig zur Seite,
aber so, daß er sich auf den Höhen hielt. Auf den vielfachen
Märschen wäre Hannibal in einer Thalschlucht beinahe mit sei-
nem ganzen Heer den Römern in die Hände gefallen, als er
die List ersann, in der Nacht eine Menge Ochsen mit brennen-
dem Reisholz aus den Hörnern die Berge hinauf zu treiben.
Die Römer, in der Meinung, das ganze punische Heer sei im
Anmarsch, eilten nach der Stelle hin und verließen den Aus-
gang der Schlucht, wo sie aufgestellt waren; durch diesen führte
Hannibal dann sein Heer glücklich hindurch. Als Fabius kurz
darauf zur Besorgung eines Opfers nach Rom gehen mußte,
benutzte sein Reiteroberst Minucius diese Gelegenheit, einen An-
griff auf die Carthager zu machen, der ihm gelang. Das Volk,
hierüber erfreut und mit des Fabius langsamer Kriegsführung
unzufrieden, ertheilte dem Minucius nun gleichen Feldherrnrang
mit demselben. Hannibal, das stürmische Wesen des Minucius
in Rechnung Ziehend, lockte diesen Zu einem Kampfe heraus und
würde ihn gänzlich aufgerieben haben, wenn nicht Fabius zur
Hülfe gekommen wäre und ihn gerettet hätte.
„So hat uns endlich doch die Wolke auf den Bergen Sturm
und Regen gebracht!" sagte Hannibal, indem er zum Rückzüge
blasen ließ. Beschämt gab Minucius freiwillig dem Fabius den
Oberbefehl Zurück. Für das Jahr 216 wurden in Rom zwei
an Charakter sehr verschiedene Consuln gewählt, der bedächtige
und schon bejahrte Paulus Aemilius und der stürmische, aus
niedrigem Stande emporgekommene Terentius Varro. Gegen
den Rath des ersteren veranlaßte Varro an dem Tage, wo er
das Commando führte, auf einer Ebene bei dem Flecken Cannä
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gefährlich, das seit dem Untergange der Hohenstaufen aus einer Anzahl selbständiger Staaten mit republikanischen oder monarchischen Verfassungen bestand.
1. Mailand. Die lombardische Republik hatte ihr Ende gefunden, als der Kaiser Wenzel an das hier mächtige ghibellinische Haus Visconti den Herzogtitel verkaufte 1395, wodurch Mailand vom deutschen Kaiser völlig unabhängig wurde. Nachdem der Manns-stamm der Viscouti erloschen war 1450, riß das Haus Sforza die Herrschaft au sich. Unaufhörliche Parteifehden zerrütteten den Staat und lockten die Franzosen zu seiner Eroberung herbei. Als diese kamen, hatte der herrschsttchtige Ludovico Moro in Mailand die Gewalt in Händen.
2. Venedig, dessen Gründung in die Zeit Attilas fällt, war durch den Verkehr mit der Levante eine blühende Handelsrepublik geworden, in der aber der wachsende Reichthum bald eine ungleiche Vertheilnng der Güter und ein hartes Adelsregiment schuf. An der Spitze des Staates standen der Doge und der große Rath, wo seit 1297 nur Mitglieder einer bestimmten Anzahl vornehmer Familien saßen. Der Versuch des Dogen Marino Faliero, die Oligarchie zu stürzen, schlug fehl 1355. Die Betheiligung Venedigs am vierten Kreuzzug verschaffte diesem ersten Handelsstaate Besitzungen an der kleinasiatischen Küste und die meisten Inseln im Archipelagus. Dazu kameu bis zum Ende des 15. Jahrhunderts viele Städte der Lombardei, Istrien, Dalmatien, Griechenland und Cypern, so daß Venedig im Ausgange des Mittelalters sein volles Ansehen behauptete. Es sank mit der Ausdehnung des osmanischen Reiches im Osten und mit der Entdeckung des Seeweges nach Ostindien durch die Portugiesen.
3. Geuua, die zweite italienische Handelsrepublik, war nach der Unterdrückung Pisas in den Besitz von Eorsica und Sardinien gelangt. Aus seinen langwierigen Kriegen mit Venedig um den Besitz des morgenländischen Handels ging es siegreich hervor, doch schwächten den Staat wilde Parteikämpfe, die auch durch die Wahl eines lebenslänglichen Dogen 1339 nicht beendet wurden. Zuletzt stand Genua bald unter mailändischer bald unter französischer Herrschaft.
4. Florenz war lange Zeit der Schauplatz harter Verfassungskämpfe, denn auch hier erhoben sich die Zünfte gegen das Patricier-regiment. Als dieses im 12. Jahrhundert gestürzt worden war, trat
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Uebergewicht. Im Kriege gegen asiatische Eroberer hielten bte Phönicier lange stand. So behauptete sich Tyrus unter dem Kömg Hiram 1000 v. Chr. mit dem von Sidon gegründeten Neutyrus (auf einer Insel der Altstadt gegenüber) siegreich gegen den Assyrier Salmanassar (§ 5, 3), Neutyrus auch später gegen den Babylonier Nebukadnezar (§ 5, 4). 540 unterwarfen sich die Phönicier freiwillig den Persern (§ 7,4). Die Seeherrschaft im größten Teile des Mittelmeeres ging nun auf die Griechen über, während die vornehmen phönicifchen Handelsherren größtenteils nach Karthago übersiedelten. Eine mißlungene Empörung gegen die persische Herrschaft führte dahin, daß Sidon 350 in Flammen aufging (§ 22,1). Tyrus ward von dem macedonifchen König Alexander erobert und teilweise zerstört (§ 22, 2).
§ 4. Das Volk Israel.
1. Palästina wurde ursprünglich nur der Küstenstrich zwischen Phönicier: und Aegypten genannt, den die Philister bewohnten. Später übertrug sich der Name auf das innere Land Kanaan (Niederland) und schließlich auf das Gebiet östlich des Jordan. Dieser Fluß entspringt am Hermon, einem Gipfel des Antilibanon, fließt durch ein tiefes Längenthal nach Süden und ergießt sich, nachdem er den See Genezareth gebildet, in das tote Meer. In dem Berglande zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer erhebt sich im W. des Genezareth-Seees der Berg Tabor, unmittelbar am Meere steigt der Karmel auf. — Das Land westlich vom Jordan umfaßt: a) die Hügellandschaft Galiläa mit Nazareth; b) südlich davon Samaria mit Sichern am Fuß des Garizim und c) Judäa, wo die Hauptstadt Jerusalem liegt, mit dem Oelberg im Osten.
2. Das hebräische Volk, „Verehrer des alleinigen Gottes Himmels und der Erde", hat als Stammvater den Abram (Abraham), der mit seinen Herden aus Mesopotamien über den Euphrat nach Kanaan gezogen war. Auch sein Sohn Isaak und sein Enkel Jakob, nach dessen Beinamen Israel die Hebräer (die Fremden von jenseits) Israeliten genannt wurden, führten als Hirtenfürsten ein patriarchalisches Leben. Etwa um 1500 v. Chr. zog Jakob auf Veranlassung seines Sohnes Joseph, der beim Pharao eine hohe Stellung bekleidete, mit den Seinen nach Aegypten. Diese setzten im Weidelande Gosen, wo sie bald zu einem Volke anwnchsen, ihr Hirten-
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Extrahierte Personennamen: Sidon Salmanassar Nebukadnezar Alexander Alexander Palästina Jordan Abraham Isaak Isaak Jakob Jakob Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Karthago Israel Kanaan Niederland Jordan Jordan Berg_Tabor Nazareth Samaria Garizim Judäa Jerusalem Oelberg Mesopotamien Kanaan Israel Weidelande_Gosen
104 1815.
»vi numn kw wv kwwv vvvvxx uv| wvx vx mmvnvu ktvvwwv v%v vw
Zwei Brigaden aus dem Walde hervor, die Anhöhen hin-
ab , in den Rücken von Napoleons rechtem Flügel. Es war
ein furchtbar schöner Anblick, wie die Haufen der Preußen,
in geschloffener Ordnung, von den stuffenartig gebildeten Hö-
hen herabftiegcn, eine Schaar über der andern/und das (Ge-
schütz zwischen ihnen, welches schon in mehreren Reihen über
einander sein Feuer hinabsendete. Erst im Schritte, dann im
Lause, die Reuter trabten voran, gings die Hügel hinunter,
und immer neue Haufen traten da hinten aus dem Dunkel des
Waldes hervor. — Der Feind verlor jedoch die Besonnenheit
nicht, er wandte sogleich den ganzen Rückhalt unter dem Ge-
neral Mouton Legen die Preußen, und es begann ein mörde-
rischer, noch lange unentschiedener Kampf, während die An-
griffe gegen die Engländer gleichfalls fortdanerten.
Denn jetzt eben wollte sie Napoleon durch einen letztest
unwiderstehlichen Sturm von den lange behaupteten Hügeln
in den Soigner Wald zurückwerfen, und alsdann seine ganze
Macht gegen die Preußen wenden. Aus dem größten Theile
seiner Garden bildete er einen Angriffskeil, furchtbarer als
alle vorhergehenden, und führte ihn selbst bis an die entschei-
denden Höhen. In dichten geschlossenen Haufen, gleich dem
schweigend und dumpf herannahenden Ungewitter, stiegen die
alten Krieger, denen keine Gefahr neu und keine zu groß war,
hinan. Wellington sah sie herankommen und erkannte, daß
dieses nun die letzte, verzweifelte, und deshalb gefährlichste
Anstrengung des Feindes sey. Er stellte sein Geschütz auf die
rechten Flecke, dahinter sammelte er von seinen linken Flügel,
der eben jetzt durch die Preußen unter Ziethen verstärkt wor-
den war, 8090 Mann seines besten, noch übrigen Fußvolks,
ließ die Männer, die schon ein schweres Tagewerk bestanden
hatten, sich einen Augenblick lagern und ruhen; und als nun
der französische Sturmhaufe nahe war, daß kein Schuß auf
die dichten Massen verloren ging, da donnerte das Geschütz
mit Kartätschen in sie hinein. Dennoch wichen sie nicht, schlos-
sen die zerrissenen Reihen wieder, und rückten immer näher.
Aber es empfing sie das Feuer und die Bajonette des tapfern
Fußvolks, besonders der starken schottischen Männer, und zu-
gleich drang von den Seiten die furchtbare englische Reuterei
auf sie ein. Es war ein entsetzliches Blutbad. Da fiel Frianr,
einer der ersten Garde-Anführer; Ney's Pferd wurde erschos-
sen und er mußte zu Fuß siiehen; von allen Seiten ertönte das
Geschrei der englischen Reuter, sich zu ergeben. „Die Garde
ergibt sich nicht, sie stirbt!" rief Cambronne, der mit Napo-
leon auf der Insel Elba gewesen war, und sank schwer ver-
wundet nieder. Auch von der andern Seite fiel mancher tapfere
Mann; aber die Schlacht war nun auf diesem Flecke entschie-
den. Unaufhaltsam stürzten die Ueberbleibsel der Garde und
der übrigen Angriffshäufen wieder die Anhöhen hinunter. Sie
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146 Vi.ztr. Karl Vbkszum westph. Fried. 1620-1648
Ernst erhielt strengen Gehorsam. Schon sein An-
blick flößte Ehrfurcht ein; erne lange, stolze Ge-
stalt, das schwarze Haar kurz abgeschnitten, und
in den feurigen, tiefen Augen ein finsterer, ge,
heimnißvoller Blick.
Im Herbste 1625 brach er mit dem neuen
Heere durch Schwaben und Franken nach Nieder-
sachsen auf. Tilly mogte sich mit einem solchen
Helfer nicht vereinigen, der über ihm stehen woll-
te, un'd beide führten den Krieg gesondert. Wal-
lenstein , nachdem er. einen Haufen bewaffneter
Bauern, die sich ihm bei Göttingen entgegen-
stellen wollten, aus einander getrieben, zog sich in
das Halberstadtifche und Magdeburgische, weil
diese Gegenden noch picht vom Kriege ausgesogen
waren. .
Das Jahr 1626 fing mit ernsthafteren Waf-
fenthaten an. Der Graf von Mansfeld rückte
gegen Wallenstein an die Elbe, wurde zwar an
der Dessauer Brücke zurückgerrieben, wandte sich
aber mit kühner Entschlossenheit plötzlich nach
Schlesien, um sich mit dem siechen bürg Wen Fürsten
Bethlen Gabor zi! vereinigen und den Krieg
mitten in die östreichschen Länder zu versetzen.
Wailensiein war wider Willen gezwungen, ihm
mit seinem Heere zu folgen. fftach beschwerlichen
Zügen kam Mansfeld in Ungarn bei Bethlen an,
fand aber keine gute Aufnahme, weil er nicht,
wie jener erwartet hatte, große Geldsummen mit-
brachte. Verfolgt von Wallenstein, voin Rückwege
abgeschnitten, ohne Miltel, sich in dem fernen
Lande zu behaupten, verkanfte er Geschütz und
Heergeräth, entließ seine Krieger, und nahm mit
kleinem Gefolge den Weg durch Bosnien und Dal-
matien nach Venedig. Von da wollte er nach
England schiffen, um dort von neuem Gold zu
holen. Aber in deni Dorfe Urakowltz bei Zara
überwältigte die übermenschliche Anstrengung feinen
starken Körper. Als er die Annäherung des Todes
suhlte, zog er seinen Kriegsrock an, gürtete seinen
Degen um, und erwartete stehend, auf zwei
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vbkszum Karl Ernst Tilly Gabor