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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Lernbuch der Staatsbürgerkunde - S. 21

1915 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
b) Krondotation szivilliste). Er erhält ca. 18 Mill. M. b) Als Kaiser erhält er nichts; aber b) er hat einen Dispositionsfonds für Gnadenbewilligungen. c) Porto - und Gebührenfreiheit für Post c) und Telegraphie; Steuerfreiheit. o) a) Er ernennt nur die Richter, die in seinem Namen Recht sprechen. b) Er hat das Recht der Begnadigung und Strafmilderung. c) C. Richterliche Gewalt. a) Er ernennt die Reichsrichter auf Vor- schlag des Bundesrats. b) Wie in Preußen. o) Er führt die Bundesexekution aus (ist noch nie vorgekommen). a) Er schlägt Reichsrichter vor. d) c) Er schlichtet Bnndesstreitigkeiten und beschließt Bnndesexekution. Anmerkung. Die Aufzählung aller Rechte des Königs umfaßt nicht den Umfang seiner Rechte; denn er ist zu allem berechtigt, soweit ihn die Verfassung nicht beschränkt, der Kaiser dagegen hat gesetzlich nur die Rechte, die ihm die Verfassung zugesteht. Dem Bundesrat stehen grundsätzlich alle Funktionen zu, welche nicht ausdrücklich anderen Organen des Reichs übertragen sind. Tatsächlich ist es ja anders. Siehe S. 22, Sinnt. Co Organe der Staaten: König, Kaiser, Bundesrat.

2. Lernbuch der Staatsbürgerkunde - S. 32

1915 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Vorrechte der Abgeordneten. — Einnahmen Preußens und Deutschlands. Preußen. Deutsches Reich. 5. Alle Finauzgesetze gehen zu- nächst an das Abgeordnetenhaus. Das Herrenhaus kann sie nur im ganzen annehmen oder ablehnen. Anmerkung. In beiden Volksvertretungen gibt es einen „Senioren- Konvent", d. i. eine Versammlung der Parteiführer, deren Beschlüsse tat- sächlich meist maßgebend sind; denn sie — und nicht die sieben Abteilungen — bestimmen die Mitglieder der Kommissionen und die Redner. Die Rechte dieser unverantwortlichen Ratgeber sind eine Gefahr für die Abgeorduetenfreiheit und müßten gesetzlich festgelegt werden. 28. Welches find die Vorrechte der Abgeordneten des Landtags? des Reichstags? Die des Bundesrats siehe Frage 13 S. 18. 1. Alle Abgeordneten genießen Redefreiheit und können wegen ihrer Äußerungen nicht zur Verantwortung gezogen werden (Immunität). 2. Während der Sitzungen ruht jedes Strafverfahren gegen sie. 3. Sie erhalten Reisekosten; die des Abgeordnetenhauses auch 15 Mark Tagegelder (die des Herrenhauses nichts). Auf beides dürfen die Ab- geordneten des Abgeordnetenhauses nicht verzichten. wie in Preußen. 3. Sie erhalten freie Eisenbahn- fahrt von und nach Berlin, 3000 Mark Entschädigung — für jede versäumte Sitzung werden 20 Mark abgezogen. 29. Welches sind die Einnahmen? 1911: 1. Überschüsse a Millionen a) Grundeigentum: Domänen und Forsten (früher waren sie die Haupteiunahmen des Staates, jetzt sind sie nur noch gering)................80 d) Eisenbahnen, 1879 durch Bismarck verstaatlicht, liefern sie gegen vieler Erwartungen jetzt riesige Überschüsse (zwei Drittel der Einnahmen) . 700 c) Berg-, Hütten- und Sa- liuenverwaltung ... 20 d) Lotterien................15 s Staatsbetrieb. Millionen a) — b) 1. Reichseisenbahn (El- saß-Lothringen, strate- gisch wertvoll) ... 20 2. Post und Telegraphie (möglichst billig) ... 30 o) ci) -

3. Lernbuch der Staatsbürgerkunde - S. 29

1915 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Landtag und Reichstag. — Wahlverfahren. 29 Preußen. Deutsches Reich. 24. Wie ist das Wahlverfahreu zu beurteilen? B e i m Abgeordnetenhaus. 1. Daß alle Bürger, auch die, die keine Steuern zahlen, die also nicht so viel Interesse am Staat zu haben pflegen, wie die anderen, daß vor allem diejenigen, die ihren Wohn- sitz ändern und leicht wegziehen können, ebenso wählen dürfen wie alle die, welche Steuern zahlen und einen festen Wohnort und Grundbesitz haben, ist wohl zu weitgehend. Anderseits würde durch Beschrän- kung des Stimmrechts der unbemit- telten, unteren Volksklassen die libe- rale Richtung geschwächt und die konservative gestärkt. 2. Daß nur der „Geldbeutel" den Ausschlag gibt, wird außerdem gerügt. Wohl ist zu beachten, daß dies das älteste und leichteste Wahlverfahren ist und alle diejenigen, die die meisten Pflichten haben, auch die meisten Rechte haben dürfen, da sie ja auch mehr Interesse am Staatsleben haben. Aber daß Alter, Bildung und Grund- besitz nicht besonders geweitet werden, ist doch wohl ein Fehler. 3. Auch die Art der Wahl ist an- zufechten. In Kassel wählten z. B. in einem reichen Bezirk in der I. Kl. ein Herr mit 73000 M. Steuern Ii. „ 10 Herren „ 5000 „ „ Iii. „ alle anderen. Dagegen in einem armen Bezirk in der I. Klasse 20 Herren mit 73 Mark, Ii. „ 100 „ „ 37 „ Iii. „ alle anderen. 4. Die öffentliche Wahl ist wohl die idealste, aber da die meisten Wähler nicht unabhängig sind, werden sie leicht wirtschaftlich geschädigt. Beim Reichstag. Hier gilt dasselbe wie in Preußen. Das allgemeine gleiche Wahl- recht wird vor allem noch beanstandet, weil die Wahl geheim ist. Bis- marck wollte öffentliche Wahl, aber der Reichstag setzte die geheimewahl durch. Bismarck glaubte, letzterer würde durch das Reichstagwahlrecht „zum Brennpunkt des nationalen Einheits- gefühls", er wollte hierdurch den nationalen Sinn erziehen und stärken. Er glaubte, es sei nötig, gegen den Partikularismns der Fürsten; in Wirk- lichkeit hat der Bundesrat die allge- meinen deutschen Interessen mehr ver- treten als der Reichstag, der zu sehr Parteiinteressen vertrat. Ein so weit- gehendes Wahlrecht, das einer demo- kratischen Verfassung entnommen ist (Fr. 22), erfordert ein politisch ge- bildetes Volk. Eine Übertragung desselben auf Preußen wäre daher nicht gut. Getadelt wird außerdem, daß das Reich immer noch 397 Wahlkreise hat, trotzdem Deutschland über 60 Mil- lionen Einwohner hat. Freilich haben die Städte — die doch am meisten Steuern bezahlen — zu wenig Abgeordnete (Berlin nur sechs), aber dort ist auch die beweg- liche Bevölkerung, und den Grund- besitz hat das Land, das außerdem hauptsächlich die Wehrpflicht leistet.

4. 1870 - 1914 - S. 16

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
16 Das konnte und durfte nicht immer so bleiben; daher mußte Deutsch- land seine Einnahmen vermehren, um die Bevölkerung ernähren zu können. Bisher war es ein landwirtschaftlicher Staat, aber der Vod.n konnte doch nicht beliebig vermehrt werden. Sodann brauchte es auch Geld, um Waren zu kaufen. Wenn also nicht die überschüssige Be- völkerung zur Auswanderung gezwungen werden und damit dem Deutschtum verloren gehen sollte, mußte Deutschland auch ein Industrie- staat werden: die Voraussetzungen dafür, Kohle und Eisen, hatte es ja in reichem Maße; aber darüber hinaus fehlte fast alles — geschulte Arbeiter, Maschinen, eine Flotte, Geld —, und die Erzeugnisse der älteren Industrieländer beherrschten den Weltmarkt. Aber das Deutsche Reich setzte sich trotz aller Widerstände durch. Die deutsche Industrie nahm einen in der Geschichte einzig dastehenden Aufschwung, wenn er auch langsam und nicht ohne Rückschläge erfolgte. Die tatsächliche Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft zur Welt- wirtschaft ist also nicht das Ergebnis bewußten Wollens irgendwelcher führenden Staatsmänner, sondern die Auswirkung der natürlichen und wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands. Einige Zahlen werden den Aufstieg unseres Landes am besten klarmachen: Kohlen Eisen Schiffe Handel 1870. ... 30 Mill. t 1,5 Mill. t ca. 150 überseed. 5 Milliard. M. 1890.... 90 „ „ 5 „ „ „ 900 „ 8 Daraus ergab sich aber die Notwendigkeit, sowohl für den Bezug von Rohstoffen zu sorgen, als auch Absatzmärkte für die Industrieerzeugnisse zu beschaffen. Allen diesen Umständen hatte Bismarck nicht genug Rechnung ge- tragen; sein Gedanke vom gesättigten Deutschland konnte aber jetzt nicht mehr aufrechterhalten werden. Die deutsche Industrie verlangte Rohstoffe und Absatzgebiete. So wuchsen wir infolge unserer Über- völkerung und des Aufschwungs der Industrie in den Welthandel und die Weltwirtschaft hinein. Dem mußte auch unsere Politik Rechnung tragen; aus der Weltwirtschaft ergab sich naturgemäß die Weltpolitik. Richt Machthunger und Herrschsucht veranlaßten sie, wie unsere Gegner behaupten, sondern die Verhältnisse nötigten uns zu diesem Schritt, wenn anders Deutschland nicht verkümmern wollte.*) Cs ist das welt- geschichtliche Verdienst unseres Kaisers, daß er mit klarem Blick erkannte, daß die zunehmende Bevölkerung und der große wirtschaftliche Auf- schwung Deutschlands die Teilnahme an der Weltwirtschaft und Welt- politik verlangten, und daß er seinem Land Richtlinien für die neue Zu- kunft wies. Da wir durch den Welthandel Rebenbuhler der Großmächte, vor allem Englands, geworden waren, suchte Wilhelm Ii. die deutsche Poli- tik nach folgenden Gesichtspunkten zu gestalten: *) Caprivi sagte: „Entweder muffen wir Menschen oder Waren ausführen".

5. 1870 - 1914 - S. 20

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
20 immer mehr zu trennen, und das Deutsche Reich war bestrebt, sich dem Zweibund zu nähern. Das geschah nach dem Rücktritt Caprivis unter dem russenfreundlichen Reichskanzler Hohenlohe, besonders seit dem Re- gierungsantritt des Zaren Nikolaus Ii. (1894), der eine deutsche Prin- zessin geheiratet hatte (Alice von Hessen, die Schwester des Großherzogs von Hessen-Darmstadt). Ii. Abschnitt. Das Erwachen des Ostens; der Eintritt Japans uncl Nordamerikas in die weltpolitik. Die wachsende Spannung zwischen Deutschland und England und die Annäherung Deutschlands an den Zweibund. 1894-1898. 1. Der Chinesisch-japanische Krieg (Schimonoseki) 1894/95. Das Jahr 1894 bedeutet einen weltgeschichtlichen Wendepunkt; denn mit ihm beginnt nicht nur eine neue Gruppierung der Mächte um England und Deutschland, sondern in ihm tritt vor allem zum erstenmal die gelbe Rasse tätig in die Weltgeschichte ein. Vis daher hatten die Großmächte Europas die Welt beherrscht, 1894 trat plötzlich Japan dem russischen Eroberer in den Weg. Zn nur 30 Zähren hatte sich dies Znselreich überraschend schnell in einen neuzeitlichen Staat verwandelt. Wegen seiner starken Übervölkerung suchte es sich im gegenüberliegen- den Korea, das von China abhängig war, festzusetzen. Da stieß es auf den Widerstand Rußlands, das ebenfalls auf dieses Land die Hand legen wollte, um einen eisfreien Hafen zu gewinnen. Rach den Miß- erfolgen auf dem Balkan hatte es nämlich versucht, sich in Ostasien zu entschädigen. Cs hatte Sibirien immer mehr kolonisiert und den Hafen Wladiwostok (d. h. beherrsche den Osten) angelegt; seit 1891 hatte es den Vau der großen sibirischen Eisenbahn begonnen. Da aber der neue Hafen 4—5 Monate zufriert, suchte es südlichere Gebiete mit eisfreien Häfen zu erlangen. Dadurch wurden Rußland und Zapan Neben- buhler. Letzteres suchte möglichst schnell eine Entscheidung der korea- nischen Frage mit China herbeizuführen und begann 1894 den Krieg, um sich die Vormachtstellung in Korea zu sichern. Ein glänzender Siegeszug zu Wasser und zu Land offenbarte aller Welt die in wenigen Zähren und unbeobachtet geschaffene militärische Stärke — preußische Offiziere waren die Lehrer der Japaner — und sicherten ihm im Frieden von Schimonoseki (in Zapan) im April 1895 die Halbinsel Liau- tung mit Port-Arthur, die Znsel Formosa und die Unabhängigkeit Koreas. Da erhoben die europäischen Mächte Rußland, Frankreich und Deutschland gegen die Festsetzung auf dem asiatischen Festlande Einspruch. Warum? Rußlands Pläne wären durch die Herrschaft Zapans über die Straße von Korea vernichtet worden, Frankreich tat es wegen seiner Besitzungen in Hinterindien und des Handels mit China.

6. 1870 - 1914 - S. 23

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
23 lands gegen das kulturverwandte germanische Reich war dis Eifersucht aus den wirtschaftlichen Aufschwung Deutschlands im letzten Jahrzehnt, besonders nach 1895. 3. Englands Neid auf Deutschlands wirtschaftlichen Aufstieg. Schon früher (S. 16) ist gezeigt worden, wie Deutschlands Handel und Industrie nach 1871 gestiegen war, aber anfangs ging es doch nur langsam; allmählich aber holte Deutschland die anderen Länder ein und überflügelte sie sogar. Während wir früher vorwiegend ein acker- bautreibender Staat waren, der noch Getreide ausführte, blühte nun unsere I n d u st r i e immer mehr aus.*) In der Kohlenförde- rung näherten wir uns England immer mehr. 1875 förderte England dreimal so viel wie wir, 1890 nur noch zweimal so viel. 1875 1890 1900 1913 Deutschland . . . 50 90 150 280 Mill. t. England . . . . 150 180 220 290 „ „ In der Eisenerz gewinnung hat Deutschland sich England immer mehr genähert und es schon 1903 überholt. 1875 1890 1900 1903 1913 Deutschland ... 2 5 8 10 25 Mill. t. England .... 8 8 8'/, 0 15 „ „ Früher konnten wir die reichen Cisenlager Elsaß-Lothringens nicht ver- werten, da sie zu viel Phosphor enthielten; erst als es 1878 durch das Thomasverfahren gelang, das Eisen phosphorsrei zu machen, konnte es zu Stahl verarbeitet werden. Der Handel Deutschlands war von 1890 bis 1900 von 8 aus 11 Milliarden gestiegen, der Englands nur von 15 aus 18. Früher erfolgte der Handel Deutschlands größtenteils unter fremder Flagge; allmählich hatte es aber selbst Werften angelegt und Schisse gebaut. Vald hatte es nicht nur die größten Schiffahrtsgesellschaften, Hamburg- Amerika-Linie und Norddeutscher Lloyd, sondern auch die schnellsten und besten Schisse der Welt. Unsere Kaufleute eroberten Schritt für Schritt die Welt, die bisher England allein versorgt hatte, weil sie mit guten Sprachkenntnissen ausgerüstet waren und sich den Völkern bester anzupassen wußten als die selbstbewußten Engländer. Bisher war England das Industrieland, der Kaufmann der Welt gewesen, jetzt war Deutschland sein Nebenbuhler geworden. Das erregte seine Eifersucht, und aus diesem Handelsneid ging die deutsch- feindliche Stimmung hervor, die sich allmählich zum Haß auswuchs und einer der Hauptgründe des Weltkrieges ist. Seit 1887 versuchten die Engländer die deutschen Waren dadurch zu verdrängen, daß sie auf alle deutschen Erzeugnisse den Stempel „Made in Germany" d. h. in *) Daneben blieb unsere Landwirtschaft nicht nur bestehen — im Gegensatz zu England — sondern nahm auch einen glänzenden Aufschwung, s. Anm. 5 S. 71.

7. 1870 - 1914 - S. 38

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
38 Weltreich, das ich mir geträumt habe, soll darin bestehen, daß vor allem das neuerschaffene Deutsche Reich von allen Seiten das absolute Ver- trauen eines ehrlichen, friedliebenden Nachbarn genießen soll, und daß, wenn man dereinst vielleicht von einem deutschen Weltreich in der Ge- schichte reden sollte, es nicht auf Politik begründet sein soll durch das Schwert, sondern durch gegenseitiges Vertrauen der nach gleichen Zielen strebenden Völker." Deutlicher konnte nicht betont werden, daß die deutsche Weltmachtpolitik nur auf friedlichem Weg ihr Ziel erreichen, daß sie nur die Handelsfreiheit für die Zukunft sich sichern, daß sie, wie man sagt, den Grundsatz der „offenen Türe" aufrecht erhalten wollte. Die Erwerbung von Landbesitz in Marokko lehnte die deutsche Ne- gierung stets ab, auch gegen eine bloße Vormachtstellung Frankreichs hatte sie nichts einzuwenden, da Nordafrika ja französisches Kolonial- gebiet ist und wir uns in Marokko nicht halten können. Wenn aber Frankreich selbst seinem Freund England 1904 nur für 30 Fahre Handelsfreiheit gestattete, so hatte Deutschland für seinen Handel gar keine Freiheit zu erwarten, sobald Marokko französischer Besitz war. Darum mußte Deutschland eingreifen, ehe dies geschah. Warum war und ist die Erschließung überseeischer Gebiete, die Politik der offenen Türe für Deutschland so nötig? Da unsere Volkszahl und Industrie immer mehr wuchs, mußten wir neue Bezugs- und Absatzgebiete suchen. Nun gab es aber in der Welt nur noch wenige Staaten, die selbständig waren und in denen die freie wirtschaftliche Betätigung Deutschlands möglich war. Alle die Länder, die anderen Großmächten gehören, ziehen natürlich Landes- angehörige den Fremden vor und erschweren diesen die Erschließung ihres Gebietes und den freien Handel. Am so größeren Wert mußte — und muß — Deutschland darauf legen, daß die noch nicht unter- worfenen Länder, z. V. Marokko, Persien, China, für die Entfaltung seiner wirtschaftlichen Tätigkeit frei blieben, daß der Grundsatz der offenen Türe gewahrt blieb, d. h. daß die Türen in das Land für es offen gehalten wurden. Daß wir hierbei mit anderen Völkern, die ebenfalls in dem betreffenden Land Handel trieben, aneinander stießen, brachte die Sache mit sich und kann uns nicht zum Vorwurfe gemacht werden. c) Sturz Delcasses. Sobald sich also die deutsche Regierung davon überzeugt hatte, daß die Gleichberechtigung Dcutschands in Marokko bedroht war, brachte sie durch Kaiser Wilhelms Landung in Tanger zum Ausdruck, daß sie ein unabhängiges Land und die Gleichberechtigung aller Mächte verlange. Deutschland wählte diese Form des Einspruches, weil es damit aller Welt, die schon damals von England und Frankreich gegen uns verhetzt wurde, kund tun wollte, was es in Marokko wollte. Am 11. April 1905 schlug es den Mächten die Einberufung einer neuen Marokkokonferenz vor. Als Frankreich ängstlich wurde, versprach ihm die englische Regierung Ende Mai 1905 seine Unterstützung im Fall eines Krieges. Delcasso wollte es daraufhin auch zum Krieg kommen

8. 1870 - 1914 - S. 52

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
52 c) Das Potsdamer Abkommen 1910. Cine Entspannung der zugespitzten europäischen Lage trat dadurch ein, daß Sasonow, der neue Minister Rußlands, der Nachfolger Is- wolskis, scheinbar versuchte, freundschaftliche Beziehungen zu Deutsch- land herzustellen. Im Dezember 1910 reiste der Zar mit ihm nach Potsdam. Hier wurde das herzliche Verhältnis zu Kaiser Wilhelm betont, und im nächsten Jahre während des zweiten Marokko-'Abkommens auch eine deutsch-russische Verständigung über Persien und die Bagdad- bahn erzielt. Die Wolken schienen wie fortgeblasen. Heute nehmen wir an, daß Rußland w.gen seiner ungenügenden Rüstung Zeit gewinnen wollte und darum alle deutsch-feindlichen Bestrebungen nach außen ver- mied, während im Inneren gerade 1910/11 eine allgemeine Demschen- hetze einsetzte. Wenn der Zar es vielleicht ehrlich meinte, so hatte er nicht genügend Einfluß aus die Kriegspartei; außerdem wollte diese es wohl auch den Westmächten nahelegen, daß Rußland nicht von ihnen abhängig sei und nötigenfalls auch selbständig handeln könne. In Lon- don und Paris entstand jedenfalls lebhafte Beunruhigung über das scheinbare Abrücken des Dreiverbandsgenossen; beide Staaten bemühten sich nun mit doppeltem Eifer um ihn und erhielten auch bald von St. Petersburg die geheime Mitteilung, daß alles beim alten bleibe. In Berlin aber übersah man die Deutschenhehe und die feindliche Orientpolitik und glaubte zuversichtlich, die alte russische Freundschaft sei wiederhergestellt. Wie der Dreiverband tatsächlich gesonnen war, zeigte sich in seiner zweiten Machtprobe, der zweiten Marokkoentscheidung von 1911. 4. Das zweite Marokko-Abkommen 1911. Da man in England und Frankreich den damaligen Zustand als unbefriedigend empfand, hielt man einen neuen Vorstoß für nötig, und dazu sollte Marokko der Kampfgegenstand sein. Frankreich war nämlich nicht gesonnen, die Abmachungen von 1906 und 1909 zu halten, sondern nutzte die Wirren in Marokko aus, um den Sultan völlig von sich ab- hängig zu machen. Im März war Delcasse wieder Minister geworden und hatte gegen Deutschland gehetzt. Am 22. Mai 1911 zogen fran- zösische Truppen zum Schutz der angeblich bedrohten Hauptstadt Fes dort ein. Damit war aber die Selbständigkeit Marokkos vernichtet. Die deutsche Regierung war auch entschlossen, jetzt fest zuzugreifen, da sie damals durch Rußland sich im Rücken gedeckt glaubte, um die Marokkostreitigkeiten nun endgültig zu erledigen. Zur itberraschung der Gegner, die glaubten, Deutschland ließe sich einschüchtern, erklärte v. Kiderlen-Wächter, Deutschland könne die Besetzung Marokkos nur gegen anderweitige Entschädigungen anerkennen. Als die Verhand- lungen sich hinzogen, wurde das deutsche Kanonenboot Panther nach dem westmarokkanischen Hafen Agadir gesandt als Hinweis für Frank- reich, daß Marokko noch keine französische Kolonie sei. Eine Besitz- erwerbung von gewisien Teilen des Landes, die viele Deutsche wgen seines Crzreichtums erhofften, war von vornherein nicht beabsichtigt.

9. 1870 - 1914 - S. 37

1918 - Halle (Saale) : Gesenius
37 7. Die Liege der Japaner über die Rusten 1904/05. Inzwischen hatte Japan zu Lande und zu Wasser glänzende Cr- solge. Rach dem Siege bei Liaojan wurde die Festung Port-Arthur eingeschlossen. Schon im August begannew die Stürme aus ihre Vor- stellungen. Die russischen Geschwader waren besonders unglücklich. Der tüchtige Admiral Makarow geriet aus japanische Minen und ging unter; in der Seeschlacht im Gelben Meer wurde im August der Kern des Port-Arthur-Geschwaders vernichtet. In den Oktoberkämpfen am Schaho mußten die Russen wiederum weichen, und Anfang Januar siel Port-Arthur. Das erbitterte Ringen bei Mukden vom 7. bis 11. Mürz 1905 brachte den Rußen erneute Schläge. Als sie nun mit ihrer Ost- seeflotte einen letzten Versuch machten, das Schicksal zu wenden, verhielt sich Deutschland streng neutral. Beinahe wäre es jetzt zum Kampfe Rußlands mit England gekommen, als russische Schisse englische Fischersahrzeuge in der Rordsee für feindliche Torpedoboote hielten und beschossen; aber die englische Staatsklugheit vermied ihn. Die russische Gefahr war durch die vielversprechenden japanischen Erfolge schon hin- reichend abgeschwächt. Cs erschien daher vorteilhaft, keine Zukunfts- aussichten zu zerstören; denn als gefährlichster Gegner war in letzter Zeit mehr und mehr das Deutsche Reich erschienen. Diese Tatsache wurde gerade jetzt häufiger in englischen Zeitungen offen verkündet. In- zwischen rückte der Zeiger der Weltgeschichte vor und brachte die Marokko-Angelegenheit in den Vordergrund. 8. Fortgang des ersten Marokko-Abkommens, b) Besuch Kaiser Wilhelms in Tanger 1905. Im Oktober 1904 hieß es in einer Depesche des Bureaus Reuter in London: „Der Marokkovertrag enthält eine Reihe geheimer Be- stimmungen, die nicht veröffentlicht werden." Hierdurch wurde Deutsch- land schon mißtrauisch, noch mehr unter dem Eindruck der englischen Angriffe im Winter 1905. Als nun die Franzosen im Februar 1905 dem Sultan von Marokko eine Reihe von Forderungen vorlegten, die auf eine vollkommene Aufrichtung einer Oberherrschaft hinauskamen, hielt die deutsche Regierung ein längeres untätiges Zusehen für unter der Würde des Reiches. Auf einer Vesuchsreise in Lissabon befindlich, stellte Kaiser Wilhelm auf Anraten der Regierung seine Person in den Dienst der Politik und fuhr nach Tanger weiter. Dort hob er in der Begrüßungsrede hervor, sein Besuch gelte dem Herrscher des unab- hängigen Landes, das dem friedlichen Wettbewerb aller Völker ohne Sonderrechte und Ausschließung geöffnet bleiben sollte. Was wollte Deutschland hiermit erreichen, und welches Ziel ver- folgte es in Marokko? Die beste Aufklärung hierüber und über die Ziele der deutschen Weltpolitik gibt die Rede, die Kaiser Wilhelm vor seiner Ausfahrt am 23. März 1905 in Bremen hielt. Cr sagte damals: „Ich habe mir gelobt, aus Grund meiner Erfahrungen in der Ge- schichte, niemals nach einer öden Weltherrschaft zu streben. . . . Das

10. Abriß der allgemeinen Weltgeschichte bis auf die neueste Zeit - S. 15

1802 - Halle Leipzig : Ruff Ruff
Von der Sündstnth bis Moses. 15 wider, daß sie die Erde nach und nach besetzen sollten. Gorr verwirrte ihre Sprache, d h. sie wurden bey dem Bau uneins; die eine Parthei zog dahin, die andere dorthin Dieses geschah 100 Jahre nach der Sündfiuth. Denn da ward peleg, der Ururenkel des Sem gebohren, der von dieser Zerstreuung der Menschen seinen Na- men bekam. §. 3. Nun entstanden bald mehrere bürger- liche Gesellschaften und Reiche. Einzelne Par- theren^ die sich als Nomaden sehr schnell von Sinear entfernten, wurden nach und nach Wilde, und rwar so unwissende Wilde, daß sie sogav den Gebrauch des Feuers vergaßen. Nun legte Nimrod, ein Enkel des -Ham. den Grund zum Babylonischen, und Affnr, ein Sohn des S^m, den Grund zum Lyrischen Reiche. -Ham, oder sein Sohn Mizraim bevölkerte Egypren. Ein andrer Sohn des Ham, Kanaan gieng nach Pa, lästma, und seine eilf Söhne, Zibon, Hcrh, Ie- busi, Amoci, Gergasi, Hevi, Arki, Sinh Ar- vadi, Zemari, Hamachi wurden hier die Stamm- väter, der Sidonier, Hechicen, ^evuftcen, Amo- ricer, Gergesiter, Heviter, 2irkicer, Sinitett, Arvadiren, Zemaricen und Hanmcbircn^ Man versteht sie auch alle unter der Benennung der Bananicer. § 4. Vierthalb Jahrhunderte nach der Sündfluth lebte ein frominer, verehrungswür- diger Mann aus der Nachkommenschaft des Sem, Abraham, der erste Hebräer *). Weil die mehrsten Menscherk bey ihrer Zerstreuung die wahre Gotteserkenntniß und Verehrung verloren hatten: so bestimmte ihn Gott, daß durch ihn dieselbe *) So nannten die frühern Einwohner in Kanaan den Abraham, péril er von jenseit des Jordans zu ihnen kam.
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