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1. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 50

1808 - Innsbruck : Wagner
Zo Erzählungen nes Gesicht, und einst bekam er bei einer Schlägerei eine so gefährliche Beule am Kopfe , daß er einige Wo- chen heftige Schmerzen ausstehen mußte, und lebenslang eine Narbe davon behielt. Aber auch dieß Unglück des- serte den verwilderten und zornigen Gottlieb nicht, denn als er erwachsen war, brachte er einst bei einer Schlä- gerei in der Wuth seinem Gegner eine tödtlichc Wunde bei, und da dieser auch wirklich an der Wunde starb, so mußte der unglückliche Gottlieb als ein Mörder seine ganze übrige Lebenszeit im Zuchthause zubringen. So schrecklich sind die Folgen der Zanksucht und des Jäh- zorns ! 15. Die mutwilligen Kinder. ^n einer Schule waren zwei Knaben, welche von ih- ren Eltern sehr schlecht erzogen wurden, und daher eine Freude darin fanden, überall Schaden anzurichten, und nützliche Dinge zu verderben. In der Schule schnitten sie heimlich allerlei Figuren und Namen in die Tische und Bänke, suchten ihren Nachbarn die Schreibebü- cher mit Tinte zu beschmutzen, ihnen die Federn auf- zuspalten , und ihre Sachen zu verstecken. Auf der Straße machten sie es nicht besser. Den Fruchthändle- rinnen, welche auf dem Markte saßen, warfen sie auf eine listige Weise ihre Körbe um, oder bewarfen sie aus irgend einem Schlupfwinkel mit Koth und Stei- nen. Giengen sie des Abends auf der Straße, so schlu- gen sie mit großen Stecken an die Fensterladen, um die Leute zu erschrecken, oder zogen an den Klingeln der Hauser, und liefen dann schnell fort, oder versteckten sich. Aber eben bei diesem schändlichen Muthwillen wurden sie einst ertappt, und erhielten nun dis Stra- fe, welche sie schon längst verdient hatten. Ein Mann, den sie schon sehr oft durch Anschlagen an die Fen- sterladen erschreckt hatten, ließ ihnen mehrere Abende nach einander aufpassen, und endlich gelang es ihm auch wirklich, sie auf der That zu ergreifen. Er über- lieferte sie der Obrigkeit, und sie wurden, zur War- nung für Andere, öffentlich sehr hart gezüchtigt. Ver- dienten sie wohl Mitleiden? Wer war aber hiebei sehr zu bedauern?

2. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 51

1808 - Innsbruck : Wagner
zur Beförderung guter Gesinnungen re. Zb 16. Der Unzufriedene. dolph hatte wohlhabende und sehr gütige Eltern» Da sie nur den einzigen Cohn hatten, so wandten sie sehr viel an ihn, und Adolph hatte daher alles, was er sich nur wünschen mochte: gute Kleider, alle Tage gut zu essen, und manches Vergnügen» Aber eben darum, weil es ihm zu wohl gieng, wurde er ungenügsam und unzufrieden, das heißt: erfreute sich niemals über das, was er hatte, und fand immer etwas daran zu tadeln, daher er beständig etwas anderes und besseres verlang- te. Wenn er z. einen neuen Rock bekam, so hat- te er bald an den Knöpfen etwas auszusetzen, oder er war ihm zu weit, zu lang, zu eng u. s. w. Giengen seine Eltern mit ihm spazieren, so klagte er bald über die Hi- tze, bald über den weiten Weg, seufzte beständig, und sagte fast alle Augenblicke: wenn wir doch nur erst da waren! War man endlich angekommen, so gefiel es ihm wieder an diesem Orte nicht, und er wünschte, daß seine Eltern mit ihm nach einem andern Orte gegangen wären. Auf diese Art verbitterte sich der unzufriedene Adolph fast jedes Vergnügen, und wurde seines Lebens nicht froh. Er hatte keine Freunde, denn wer möchte wohl gern mit einem solchen Unzufriedenen umgehen? Er hatte aber auch fast niemals ein fröhliches Herz, und genoß das Gute, welches er hatte, wenig oder gar Nicht. Möchtet ihr ihm wohl ähnlich werden? 17. Der Barmherzige. »^unz und Klaus giengen an einem sehr kalten Wintertage mit einander über Feld. An der Straße fanden sie einen unbekannten Menschen im Schnee liegen, welcher fest zu schlafen schien. Kunz hatte Mitleiden mit ihm, und aus Besorgnisi, daß er er- frieren möchte, näherte er sich ihm, um ihn aus dem Schlafe zu wecken. Aber so viel er ihn auch rüttelte, so erwachte er doch Nicht. Den kannst du lange rüt- teln , rief Klaus lachend, er wird nicht aufwachen, er ist betrunken; laß den Kerl liegen, und komm, es ist kalt. Nein, antwortete Kunz, so unbarmherzig

3. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 52

1808 - Innsbruck : Wagner
52 Erzählungen kann ich nicht seyn, wie leicht könnte der arme Mensch erfrieren, und mag er immerhin betrunken seyn, ev ist ein Mensch, und zwar ein hülfsbedürftiger Mensch; ich will thun, was ich kann, um ihm das Leben zu retten. Nun, ft mache, was du willst, rief Klaus unwillig, ich n:ag nicht länger hier stehen und frieren, und dünnt tzieng er weiter. Kunz bedeckte nun eiligst den Schla- fenden mit Schnee, weil er gehört harte, daß der Schnee warme , und lief dann so schnell alv möglich nach dem nächsten Dorfe, nur einen Wagen zu holen. Glück- licher Weise fand er auch gleich einen menschenfreund- lichen Bauer, der eben aus der Stadt gefahren kam, und mit dessen Hülfe er den halbtodten Fremden sehr bald ins Leben brachte. Fröhlich wanderte er nun nach Hau- se. Was urtheilet ihr vom Kunz? lind was urtheilet ihr vom Klaus? Wessen Betragen wollet ihr zum Muster wehmeu? i8« Die Furchtsame. E i l h e l in i n c hatte eine abergläubische Wärterinn, welche ihr oft Gespenstergeschichten erzählte: dabei harte man es ihr angewöhnt, immer bei einer Lampe, und nie allein zu schlafen. Dadurch wurde sie furcht- sam. Sie war schon zehn Jahre alt, als es sich traf, daß alle ihre Geschwister krank wurden, und da ihr Vater gerade verreist war, so mußte es sich Wilhel- mine zum erstenural gefallen lassen, allein zu schlafen. Darüber gerieth sie nun in große Angst, besonders da die Mutter keine Lampe in ihrer Kammer wollte brennen lassen, sondern meinte: das große Mädchen könnte auch wohl einmal im Finstern zu Bette gehen. Gar zu gern hatte sie in der Krankenstube geschla- fen, aber dieß wollte die Mutter nicht zugeben, weil sie dadurch leicht hätte angesteckt werden können. Weis. nend gieng Wilheimine in ihre Kammer, zog sich ha- stig aus, und steckte aus Furcht den Kopf unter das Deckbette. Von Zeit zu Zeit zog sie ihn scheu her- vor, um Luft zu schöpfen, und sich ängstlich in der Kammer umzusehen. Auf einmal glaubte sie an der Kammerthür eine lange weiße Gestalt zu erblicken. Voller Schrecken zog sie sich das Deckbette über den

4. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 53

1808 - Innsbruck : Wagner
M Beförderung guter Gesinnungen rc. 5z Kopf, und der Angstschweiß lief ihr von der Stirn. Lange konnte sie es in dieser Lage nicht aushalten; sie wagte es endlich, auf einen Augenblick den Kopf hervor- zuziehen, und siehe da, die schreckliche weiße Gestalt stand nicht nur immer noch an der Kammerthür, son- dern bewegte sich auch. Jetzt sieng Wilhelmine laut an zu schreien, und in dem Augenblicke trat ihre Mutter in die Kammer. Aber Kind, was ist dir denn? rief sie ihr zu; träumst du, "oder wachst du? Ach Mutter! Mut- ter! die weiße Gestalt ! Ich glaube gar, du siehst Gespen- ster, erwiederte die Mutter; ermuntere dich, und fasse Muth. Was ängstigt dich denn ? Es kam nun heraus, Laß Wilhelmine ein weißes Handtuch, das an der Kam- merthür hieng, und worauf der Mond schien, für eine weiße Gestalt gehalten hatte. Die Mutter hatte an der Kammerthüre gehorcht, ob Wilhelmine schlief, und in- dem sie die Thür öffnete, hatte sich das Handtuch bewegt. Wilhelmine schämte sich ihrer kindischen Furchtsamkeit, und sahe seit dieser Zeit nicht wieder Gespenster. iy. Die gute Tochter; ^bi lhelm war sehr krank, und seine gute Mutter hatte, aus zärtlicher Besorgniß, schon drei Nächte hin- ter einander bei ihm gewacht. Marie, seine zwölfjähri- ge Schwester, fürchtete, daß ihre Mutter von den vie- len Nachtwachen endlich auch krank werden möchte. Da- her bat sie ihre Mutter herzlich, sie möchte ihr doch er- lauben, die vierte Nacht bei dem kranken Bruder zu wa- chen. Aber die zärtliche Mutter wollte dieß nicht zuge- den , theils weil Marie sehr schwächlich war, theils weil sie fürchtete, sie möchte einschlafen , und Wilhelm dann ganz ohne Hülfe seyn. Nun wurde es Abend, und die abgemattete Mutter mußte sich doch endlich aufs Bette legen, weil ihr die Augen zufielen. Maria hatte sich zwar auch, auf Befehl ihrer Mutter, zu Bette gelegt, aber aus Liebe und Besorgniß konnte sie nicht einschla- fen. Als sie hörte, daß die Mutter fest schlief, stand sie sachte auf, uahm ihr Strickzeug, und setzte sich ne- den dem Berte ihres kranken Bruders auf die Erde. Hier gab sie genau auf ihn Acht, und so bald er sich be-

5. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 58

1808 - Innsbruck : Wagner
58 Erzählungen Anken sehr gut kannte , da,; er sich jetzt mit seiner Frau und drey fseinen Kindern in einer recht trau- rigen Lage beende. Die armen Leute, sagte er, jam- mern mich sehr, denn sie sind, ganz ohne ihre Schuld, blos dadurch so herunter gekommen, daß sie von schlech- ten Menschen, denen sie Redlichkeit zutrauten, um be- trächtliche Summen betrogen wurden. Jeht^ekommt der arme Mann gar keine Arbeit mehr, denn er hat nicht einmal so viel Geld, um sich Leder zu kaufen, und seine besten Sachen stnd bereits verkauft. Wenn ich es nur einigermaßen übrig hatte, gern wollte ich ihm Geld borgen , damit er sich n ieder helfen könnte. Anton hatte dieß alles sehr aufmerksam angehört. Nach Tische kam er „um Vater, und sagte: lieber Va- ter ! wenn ich doch dem armen Martin (so hieß der Schuhmacher) das Goldstück, welches mir mein Pathe geschenkt hat, hintragen dürfte; erlaubst du es wohl? Der Vater hatte anfangs einiges Bedenken , denn ei war vorauszusehen, daß Martin auch diese paar Tha- ler nie würde wieder bezahlen können. Doch Anton hörte nicht eher auf, zu bitten, bis der Vater feine Er- laubniß gab. Froher war der gute Anton noch nie ge- wesen, als in dem Augenblick, da er sein Goldstück dem armen Martin hintragen durfte. Martin konnte nun einen kleinen Vorrath von Leder einkaufen, Antons Vater verschaffte ihm durch Fürsprache Arbeit genug, und bald war dem armen Manne so weit geholfen, daß er seine Betten , welche er in der Noth hatte versetzen müssen, wieder einlösen konnte, und von Nahrungs- sorgen, frey war. Freilich hat nicht jedes Kind ein Goldstück wegzuschenken, wieanton; aber jedes Kind kann doch etwas thun, um Unglücklichen zu helfeu, und sie zu erfreuen. 24. Was heißt schmollen. August hatte eine große Untugend, das Schmollen oder Maulen an sich; denn wenn er von jemand be- leidigt zu ferm glaubte, so war er viele Tage lang un- freundlich und mürrisch, svrach kein Wort mit ihm, antworretls quch nicht, wenn man ihn fragte, und sahe

6. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 60

1808 - Innsbruck : Wagner
6o Erzählungen Zu Pferde, der gerade auf sie zuritt, um sie zu fragen, in welcher E rraffe ein gewisser Gasthof läge, wo er ein- kehren wollte. Als der Fremde nahe kam, liefen die andern Knaben, aus einer unartigen Blödigkeit, davon; Albert aber blieb stehen, nahm seinen Hut ab, und antwortete auf die Fragen'des Fremden höflich und bescheiden, bot sich auch freiwillig an, ihm cen Weg nach dem Gasthofe zu zeigen. Das gefiel dem Fremden sehr: er ließ sich unter- wegs mit ihm in ein Gespräch ein, fragte nach feinen Eltern, wie sie hießen, wo sie wohnten, und nach an- dern Umständen. Vor dem Gasthofe stieg der Fremde ab, dankte Alberten freundlich für seine Gefälligkeit, und wollte ihm ein Geschenk an Gelde machen; allein Albert nahm es nicht an, denn sein dienstfertiger Vater harte ihm oft gesagt: man muß sich nicht jeden kleinen Dienst, den man andern leistet, bezahlen lassen. Fröhlich gieng er nun zurück zu seinen Kameraden. Der Fremde hatte sich in der Stille nach Albert erkun- digt, und als er erfuhr, daß er nicht blos ein höflicher, sondern auch ein ehrlicher und verständiger Knabe sey, und sehr arme Eltern habe, so ließ er ihn auf seine Ko- sten neu kleiden, und nahm ihn nach einiger Zeit in seine Dienste, wo es rhm sehr wohl gieng. 26. Die Berläumdcrinn. '^^enriette wollte sich gern bei ihren Eltern und Lehrern beliebt machen; und weil es ihr zu schwer dünkte, und zu lange dauerte, sich durch Fleiß, Sitt- samkeit und Redlichkeit diese Liebe zu erwerben: jo legte sie sich aufs Verleumden, denn sie hatte bemerkt, daß man sich bei Vielen dadurch auch in Gunst setzen könne, wenn man ihnen von Andern allerlei Nachrich- ten bringt. Sie fleug also damit an, daß sie alle Kleinigkeiten, jeden unschuldigen Spaß, und jede Unvorsichtigkeit oder Uebereilung ihrer Geschwister bei den Eltern heimlich angab, und durch ihre Zusätze recht gehäßig vorstellte. Dqhtt bat sie immer, daß man sie nicht als An-

7. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 65

1808 - Innsbruck : Wagner
zur Beförderung güter Gesinnungen it, 6$ Nnd auch denen, welche bessere Geiftesgaben von Gott em- pfangen hatten, als er. Jedermann liebte ihn - und wünschte dem Vater Glück zu einem solchen Sohne. Moritz aber war leichtsinnig, und achtete nicht auf die guten Lehren- die er in der Schule hörte. Spielen- Reiten, Fischen, und dergleichen Vergnügungen, waren ihm lieber, als Lernen-. Wenn er ermähnt wurde, flei- ßig zu seyn- so sagte er: ich werde ein Landwirth, und der braucht nicht viel zu wissen; wenn ich lesen, schreiben und rechnen kann - so bin ich geschickt genug- und dazu habe ich noch immer Zelt» Co gieng ein Jahr nach dem andern hin, und weil er glaubte, immer noch Zeit genug zu haben, so lernte er auch das Lesen - Schreiben und Rechnen nur sehr Mittelmäßig» Der Vater hatte es freilich lieber gese- hen- wenn sein Cohn fleißiger gewesen wäre; aber zwin- gen wollte er ihn eben auch nicht- und überdieß dachte er ebenfalls - daß sein Sohn in seinem künftigen Stan- de nicht viel zu wissen brauche- und daß es ihm nicht fehlen könne- wenn er ihm nur das Gut wohl eingerich- tet hinterließe» Aber beide irrten sehr; denn sie dachten nicht daran, daß die Gewöhnung an unnütze Desw,aftir gungcn noch weit schlimmere Folgen habe, als die bloße Versäumn iß des Guten- welches man in der Jugend hatte lernen können» Als Moritz in die Jahre trat- wo er die schule ver- lassen mußte, wollte ihn der Vater zur Wirthschaft an- führen, und trug ihm also bald diese- bald jene Ge- schäfte auf: aber Moritz gieng lieber seinen gewohnten Lustbarkeiten nach» Anstatt auf dem Felde zu seyn - und die Knechte zur Arbeit anzutreiben- ritt er in die Srad! seinen Bekannten - spielte- und ließ die Knechte ar- beiten- so viel sie wollten» Der Vater schalt ihn zwar deswegeü hart, aber es half nichts, und er starb- wie man sagt- vor Verdruß über die Liederlichkeit seines Sohnes» Nun war Mo- bitz Herr des Gutes - und konnte ganz nach seinem Wil- len handeln. Nach dem Sprüchwort: jung gewohnt, alt gethan, blieb er auch eben so leichtsinnig- wie er vorher war» Er lebte immer in den Tag hinein, ohne sich um die Wirthschaft zu bekümmern, und in ein paar E

8. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 66

1808 - Innsbruck : Wagner
66 Erzählungen Zähren war das Gut so verschuldet, das; es öffentlich verkauft werden mußte. Ein benachbarter Edelmann kaufte es, und Chri- stoph, der bisher als Verwalter auf demselben gestan- den, und durch Fleiß lind Sparsamkeit sich etwas er- worben hatte, nahm es in Pacht.' Das Geld von dem verkauften Gute reichte nicht rinmal zu, Moritzens Schulden zu bezahlen, und also hatte er ein Landläufer werden müssen, wenn sich Chri- stoph nicht, aus Dankbarkeit und Mitleiden, seiner an- genommen, und ihm freie Wohnung und freien Tisch bei sich gegeben hatte. Fleiß und Sparsamkeit bewahrt vor vielem Bösen^ aber Müssiggang lehrt alle Laster. Zi. Näscherei. O^ri d erike hatte die üble Gewohnheit, alles zu bena- schen, was sie von Eßwaaren oder Getränken sah. Sie war deshalb oft von ihren Eltern bestraft werden, weil Näscherei nicht nur sehr unanständig ist, sondern weil sie auch Ursach wird, daß man überhaupt seine Begier- den nicht mäßigen und unterdrücken lernt. Friederike ließ sich durch keine Strafe abhalten , wenn ihr die Lust ankam, zu naschen. Die Gartenthür mußte um ihrentwillen beständig verschlossen seyn, so lange Obst im Garten war, denn sie pflückte alles, was sie erreichen konnte, sogar unreif ab, biß die Äepfel und Birnen an, und warf sie weg, wenn sie noch harr wa- ren. So verdarb sie fast eben so viel Obst, wenn sie einmal in den Garten kam, wie das Ungeziefer. Gar zu gern schlich sie sich in die Milchkammer, 'wo sie die Sahne mit den Fingern aus den Mi.chgefä- sten nahm. Anfangs glaubte man, daß die Katze diese Nascherinn wäre, und schaffte sie ab; aber balo ent- deckte sich's, daß Friederike den Schlüssel zur Milchkam- mer sehr gut zu finden wußte. Es war also nicht zu verwundern, daß die Eltern gar kein Zutrauen mehr zu ihr hatten, und alles vor ihr verschlossen, wie vor ei- nem Diebe. Einigemal war sie sogar über den Wein gerathen, welchen der Vater für Freunde in einem Eß-

9. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 80

1808 - Innsbruck : Wagner
So Erzählungen Bette, und wollte zur Thür hinaus, als die weiße Ges sialt vor ihn trat, und ihn packte. Ohnmächtig stürzte Ferdinand auf die Erde, und gab keinen Laut von sich. Endlich merkten die bösen Buben, was sie mit ihrem unbesonnenen Spaße angerichtet hatten, und wollten nun den armen Ferdinand aus seinem Irrthum reißen; aber jetzt war es zu spat, Ferdinand lag leblos da. Angstvoll riefen sie ihre Eitern herbei, und mtt großer Mühe ward der ohnmächtige Ferdinand wieder ins Le- den gebracht, aber er erholte sich so bald nicht wieder, beim ein hitziges Fieber war die Folge der Angst, weiche er ausgestanden hatte. Nun bereueten die bei- den Knaben ihren Spaß, denn sie hatten sich nicht vorgestellt, daß er so übe! ablaufen könnte. Der Va- ter strafte sie sehr hart dafür, und bemühte sich, Fer- dinanden von seiner thörichten Furchtsamkeit nach und nach zu befreien. 41» Ehrlich währt am längstem $ -Leonhard war zwölf Jahr alt, als er das Unglück hatte, daß ihm sein Vater starb. Nun hatte er kei- nen Versorger mehr, denn seine Mutter war so kränk- lich , daß sie ihn unmöglich mit ihrer Hände Arbeit er- nähren konnte. Leonhard faßte daher den Entschluß, selbst sein Unterkommen zu suchen, um seiner Mutter nicht zur Last zu fallen. Kann ich doch fertig lesen, schreiben und rechnen, dachte er bei sich selbst; wie sollte ich nicht durch die Welt kommen, wenn ich flei- ßig und ehrlich bin. Er nahm von seiner Mutier Ab- schied, und wanderte nach einer nahe gelegenen Stadt, wo ein Freund seines Vaters wohnte, der ein wohlha- bender Kaufmann war. Bei diesem meldete sich Leon- hard, erzählte ihm sein trauriges Schicksal, und bat ihn um Unterstützung. Gern will ich vom Morgen bis zum Abend arbeiten, sagteer, wenn Sie sich um' mei- ner annehmen wollen. Herr Schulz (so hieß der Kaufmann) war bereit, den vaterlosen Knaben in sein Heus und m seine Dienste zu nehmen, wenn er ver- spräche, ihm treu und ehrlich zu dienen. T as versprach Lepnhard mit so vieler Treuherzigkeit, daß Herr Schulz Zu-

10. Lehr- und Lesebuch für die Schüler in Tirol - S. 29

1808 - Innsbruck : Wagner
und des Nachdenkens. 2y Lar ist? Aber wie heißt das Ding, welches in keiner Stu- be fehlen darf, eb es gleich den größten Theil des Jah- ves ganz unbrauchbar ist? Was bemerkst du in bieder Stu- be, und besonders an deinen Kleidungsstücken, das sonst an einem Thiere gesessen hat? Nenne mir die hölzernen, die eisernen und die kupfernen Gerätschaften, welche in keiner Küche fehlen dürfen? Nenne mir alle Theile deines Kopfes — alle deine Be- dürfnisse - alles, was du in der Schule gebrauchst —' alle die Thiere, deren Fleisch du gegessen hast? — Jetzt nenne mir einige vierfüßige Thiere, deren Name sich mir einem K. anfängt — und nun einige Nögel, deren Name sich mit eben diesem Buchstaben anfängt? Ich weiß ei- nige Fische zu nennen, deren Name sich mit einem K. anfängt. — Nenne mir ein Gewürz, dessen Name sich mit einem P. ansangt. — Weißt du auch einige Erd- arten zu nennen? Und einige Edelsteine? Jetzt nenne mir die wilden Thiere, deren Fleisch gegessen wird? Und nun diejenigen, deren Pelz kostbar ist? — Weißt du auch einige Thiere zu nennen, welche unter der Erde wohnen? Nenne mir einige Dinge, welche von Natur ein- grüne Farbe haben — und einige, weiche von Natur schwarz sind? Jetzt einige, welche sehr leicht sinh — aber einige, welche sehr schwer sind? Nenne Mir den zehnten Buchstaben des Alphabets, bett sechsten Mo- nat im Jahre, die Winter-Monate, einen Frühlings- Monat und einen Herbst-Monat? Nun auch den Mo- nat, in welchem du geboren bist? Nenne mir einige Dinge, welche im Wasser größer und weicher wer- den — einige, welche im Wasser schmelzen, und ei- nige, welche auf dem Wasser schwimmen? — Nenne mir etwas jehr süßes, etwas sehr saures und etwäl bitteres? Wie heißen die Theile eines Holzwagens, eines Spinnrades, eines Messers, einer Feder, eines Fen- sters und einer Thür? Nenne mir einige Fehler, wel- che Kindern eigen sind —• und die Tugenden eines gu- ten Schülers. Im Herbste ist die Luft — im Sommer ist sie —- Im Herbste werden, die Früchte Im Frühling
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