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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 21

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 21 — Gebirge des Königs Herden hütete, und sagte zu ihm: „Astyäges befiehlt dir, diesen Knaben auszusetzen, wo das Gebirge am wildesten ist, damit er so schnell als möglich umkomme. Wenn du ihn nicht tötest, wird der König aufs härteste mit dir ver- fahren." Der Hirt brachte das Kind in seine Hütte und erzählte seiner Frau alles, was ihm Harpagus gesagt hatte. Als die Frau das starke und schöne Kind betrachtete, fing sie an zu weinen und bat ihren Mann, es doch ja nicht auszusetzen. Er aber sagte, es würden Kundschafter von Harpagus kommen, um nachzusehen, und er müsse des schmählichsten Todes sterben, wenn er es nicht thäte. Da sprach die Frau: „Siehe, unser eigenes kleines Kind ist eben gestorben. So nimm denn dieses und setze es aus; des Königs Tochterkind aber wollen wir aufziehen, als wäre es unser eigen Kind. Dann wirst du nicht ertappt werden auf deinem Ungehorsam und wir selbst find nicht übel beraten. Denn das tote Kind bekommt ein königliches Begräbnis und das lebendige verliert sein Leben nicht." Dem Hirten dünkte dies gut geraten: er setzte sein totes Kind im köstlichen Kleide des Fürstensohnes aus und als Har-pägus Boten schickte, um nachsehen zu lassen, ward es begraben. 4. Astyäges findet seinen Enkel wieder. — Der Enkel des Astyäges aber wuchs heran und ward ein schöner Knabe und übertraf an Verstand und Mut alle die übrigen Hirtenknaben. Als er zwölf Jahre alt war, spielte er mit andern Kindern auf der Straße. Die Knaben machten ihn in dem Spiele zu ihrem König. Da wollte einer unter ihnen, der eines vornehmen Mannes Sohn war, seinen Befehlen nicht gehorchen, und der kleine König ließ ihn dafür von den übrigen greifen, vor sich führen und züchtigte ihn mit recht derben Schlägen. Der Knabe lief weinend zu seinem Vater; der Vater aber ging sogleich zum Könige und klagte ihm die Sache. Als der König dies hörte, ließ er den Hirten samt seinem Sohne vor sich kommen. „Wie hast du es wagen können," sprach er zu dem Knaben, „den Sohn eines Mannes, der bei mir in hohen Ehren steht, also schnöde zu behandeln?" Der Knabe aber antwortete und sprach: „Herr König, dem ist nichts als sein Recht geschehen. Denn die Knaben

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 43

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 43 — ringe an ihre Hände und sprach: „Meine Tochter, wem gehörest du an?" Sie sprach: „Ich bin Bethuels Tochter." Da sprach er: „Gelobt sei der Herr, der mich diesen Weg geführt hat!" Rebekka aber lief und sagte solches alles in ihrer Mutter Hause. 3. Isaak und Rebekka. — Und Laban, ihr Bruder, als er sah die Armringe an seiner Schwester Händen und hörte die Worte Rebekkas, eilte hin zu dem Manne und sprach: „Komm herein, du Gesegneter des Herrn; warum stehest du draußen? Ich habe das Haus geräumt und für die Kameele auch Raum gemacht." Also führte er den Mann ins Haus. Da erzählte der alles, was geschehen war, und sprach: „Seid ihr nun die, so an meinem Herrn Freundschaft beweisen wollen, so saget mirs." Da antworteten Laban und Bethuel: „Das kommt vom Herrn. Da ist Rebekka, nimm sie und ziehe hin!" Des Morgens aber stand Elieser auf und sprach: „Lasset mich ziehen und haltet mich nicht auf." Und sie frugen Rebekka: „Willst du mit dem Manne ziehen?" Sie antwortete: „Ja, ich will mit ihm." Und sie segneten sie und sprachen: „Wachse in vieltausendmal tausend!" Also machte sich Rebekka auf und setzte sich auf die Kameele und zog hin. Isaak aber war ausgegangen zu beten auf dem Felde um den Abend und sah, daß Kameele daher kamen. Und Rebekka sah Isaak und sprach zu Elieser: „Wer ist der Mann?" Elieser sprach: „Das ist mein Herr." Und er erzählte Isaak alles. Da führte sie Isaak in die Hütte seiner Mutter Sarah, und nahm sie zum Weibe und gewann sie lieb. Abraham aber wurde 175 Jahre alt und starb. Und es begruben ihn seine Söhne Isaak und Jsmael bei Sarah, seinem Weibe. 4. Esau und Jakob. — Isaak und Rebekka bekamen zwei Söhne. Der erste war rötlich und ganz rauh, und sie nannten ihn Esau; den andern hießen sie Jakob. Und Esau war ein Jäger und Ackersmann; Jakob aber war ein frommer Mann und blieb in den Hütten. Und Isaak hatte den Esau lieb und aß gern von seinem Weidwerk; Rebekka aber hatte Jakob lieb. Eines Tages kochte Jakob ein Linsengericht. Da kam Esau vom Felde und war müde und sprach zu Jakob: „Laß mich kosten das rote

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 44

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 44 — Gericht." Aber Jakob sprach: „Verkaufe mir heute deine Erstgeburt!" Esau antwortete: „Siehe, ich muß doch sterben, was soll mir dann die Erstgeburt?" Und er schwur ihm und verkaufte also dem Jakob die Erstgeburt. 5. Isaak segnet den Jakob. — Und da Isaak alt geworden, daß seine Augen dunkel wurden, rief er Esau und sprach: „Nimm Köcher und Bogen und hole mir ein Wildbret, mache mir ein Essen, wie ichs gern habe, und bringe mirs herein, daß dich meine Seele segne, che ich sterbe." Und Esau ging hin. Da sprach Rebekka zu Jakob: „©ehe und hole mir zwei gute Böcklein, daß ich deinem Vater ein Essen davon mache. Das sollst du hineintragen zu ihm, auf daß er dich segne." Und er ging hin und brachte die Böcklein seiner Mutter. Und sie nahm Esaus Kleider und zog sie Jakob an; aber die Felle der Böcklein that sie um seine Hände und wo er glatt war am Halse. Und er ging hinein zu seinem Vater und sprach: „Ich bin Esau; setze dich und iß von meinem Wildbret." Und da Isaak ihn betastet hatte, sprach er: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hünde sind Esaus Hände." Und er kannte ihn nicht, und aß und trank. Darnach segnete er ihn und sprach: „Gott gebe dir Korn und Wein die Fülle. Sei ein Herr über deine Brüder!" 6. Jakobs Flucht. — Als aber Jakob kaum hinausgegangen war, kam Esau von der Jagd und trug auch ein Essen hinein zu seinem Vater und sprach: „Iß von dem Wildbret deines Sohnes." Da entsetzte sich Isaak sehr und sprach: „Dein Bruder ist gekommen mit List und hat deinen Segen hinweg." Aber Esau schrie laut und weinte und sprach: „Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne auch mich, Vater!" Da antwortete Isaak: „Siehe da, du wirst eine fette Wohnung haben auf Erden. Deines Schwertes wirst du dich nähren und deinem Bruder dienen." Und Esau ward Jakob gram um des Segens willen und sprach: „Ich will meinen Bruder Jakob erwürgen." Da sprach Rebekka: „Jakob, mache dich aus und fliehe zu meinem Bruder Laban." Und Isaak segnete ihn und fertigte ihn ab, daß er nach Mesopotamien zog zu Laban.

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 45

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 45 — 19. Jakob. 1. Jakobs Reise. — Jakob zog aus gen Haran und kam an einen Ort, da blieb er über Nacht. Und er nahm einen Stein unter sein Haupt und legte sich schlafen. Und ihm träumte, eine Leiter stände auf Erden, die rührte mit der Spitze an den Himmel, und die Engel Gottes stiegen daran auf und nieder. Und der Herr stand oben darauf und sprach: „Ich bin der Gott Abrahams und Isaaks, und das Land, darauf du liegest, will ich dir und deinem Samen geben. Und durch dich und deinen Samen sollen alle Geschlechter auf Erden gesegnet werden. Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten und dich wieder herbringen in dies Land." Da nun Jakob aufwachte, sprach er: „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels." Und er richtete den Stein, den er zu seinen Häupten gelegt hatte, zu einem Denkmal auf und hieß die Stätte Bethel und sprach: „So Gott mich behüten wird auf dem Wege, den ich reise, und mich in Frieden wieder heim bringen, so soll der Herr mein Gott sein." 2. Jakob kommt nach Haran. — Da nun Jakob weiter zog in das Land, das gen Morgen liegt, kam er an einen Brunnen auf dem Felde, und drei Herden Schafe lagen dabei. Und Jakob sprach zu den Hirten: „Liebe Brüder, wo seid ihr her?" Sie antworteten: „Von Haran." Er sprach: „Kennt ihr auch Laban?" Sie antworteten: „Wir kennen ihn wohl; siehe, da kommt seine Tochter Rahel mit den Schafen." Da aber Jakob Rahel sah, weinte er laut und sagte ihr, daß er der Rebekka Sohn wäre. Da lief sie und sagte es ihrem Vater an. Und Laban küßte ihn und führte ihn in sein Haus. 3. Lea und Rahel. — Und da Jakob nun einen Monat lang bei ihm gewesen war, sprach Laban: „Solltest du mir umsonst dienen? Sage an, was soll dein Lohn sein?" Laban aber hatte zwei Töchter: die älteste hieß Lea, die jüngste hieß Rah el und war hübsch und schön. Und Jakob sprach: „Ich will dir sieben Jahre um Rahel dienen." Als aber die sieben Jahre um waren, gab Laban ihm die Lea statt der Rahel und sprach: „Es

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 47

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 47 — Jakob aber kam zu seinem Vater Isaak nach Hebron. Und Isaak ward 180 Jahre alt und nahm ab und starb, alt und des Lebens satt. Und seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn. 20. Joseph. 1. Jakobs Lieblingssohn. — Jakob wohnte im Lande Kanaan, und Joseph, sein Sohn, war 17 Jahre alt, da er ein Hirte ward mit seinen Brüdern. Und er brachte vor ihren Vater, wo ein böses Geschrei wider sie war. Jakob aber hatte Joseph lieber denn alle seine Kinder, und machte ihm einen bunten Rock. Da das seine Brüder fahrn, wurden sie ihm feind. Dazu hatte Joseph einmal einen Traum und sagte zu seinen Brüdern: „Mir beuchte, wir bänden Garben auf dem Felde, und eure Garben neigten sich gegen meine Garben." Da sprachen seine Brüder: „Solltest du unser König werden?" Und wurden ihm noch feinder. Und er hatte noch einen andern Traum und sprach: „Mir deuchte, die Sonne, der Monb und elf Sterne neigten sich vor mir." Da strafte ihn sein Vater und sprach: „Soll ich, beine Mutter und beine Brüber kommen und bich anbeten?" Und seine Brüber neideten ihn. 2. Joseph in der Grube. — Da sie nun eines Tages das Vieh weibeten, sprach Jakob zu Joseph: „Gehe hin und siehe, ob es wohl stehe um beine Brüber und um das Vieh, und sage mirs wieder." Als sie ihn nun sahen von ferne, sprachen sie unter» einanber: „Sehet, der Träumer kommt daher. Lasset uns ihn erwürgen!" Da das Rüben hörte, sprach er: „Vergießet nicht Blut, sonbern werfet ihn in eine Grube." Er wollte ihn aber aus ihren Hänben erretten, daß er ihn seinem Vater wieber brächte. Als nun Joseph zu seinen Brübern kam, zogen sie ihm seinen bunten Rock aus und warfen ihn in eine Grube; aber es war kein Wasser darinnen. Und sie setzten sich nieber zu essen. 3. Joseph wirb verkauft. — Jnbessen sahen sie einen Haufen Jsmaeliter kommen mit ihren Kanteelen, die trugen Würze und Balsam und zogen hinab nach Ägypten. Da sprach Juba zu seinen Brüdern: „Kommt, lasset uns ihn verkaufen." Und sie zogen ihn aus der Grube und verkauften ihn um zwanzig Silberlinge.

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 50

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 50 — Ägypten und schüttete das Getreide auf, also, daß man es nicht zählen konnte. Danach fingen die sieben teuren Jahre an in allen Landen; aber in Ägypten war Brot. Da that Joseph allenthalben die Kornhäuser auf und verkaufte den Ägyptern; und alle Lande kamen nach Ägypten zu kaufen bei Joseph. 8. Josephs Brüder in Ägypten. — Da aber Jakob sah, daß Getreide in Ägypten feil war, sandte er 10 Brüder Josephs dahin, daß sie Getreide kauften; den Benjamin aber ließ er nicht mitziehen; denn er sprach: „Es möchte ihm ein Unfall begegnen." Da nun die Brüder kamen, fielen sie vor Joseph nieder. Aber wiewohl er sie kannte, kannten sie ihn doch nicht. Und er stellte sich fremd gegen sie und redete hart mit ihnen und sprach: „Ihr seid Kundschafter, zu sehen, wo das Land offen ist." Sie antworteten: „Nein, mein Herr, deine Knechte sind gekommen, Speise zu kaufen. Wir sind zwölf Brüder, und der jüngste ist noch bei unserem Vater; aber der eine ist nicht mehr vorhanden." Joseph sprsch: „Ihr seid Kundschafter und sollt nicht von dannen kommen, es käme denn her euer jüngster Bruder." Und er ließ sie beisammen verwahren drei Tage lang. Am dritten Tage aber sprach er zu ihnen: „Wollt ihr leben, so thut also, denn ich fürchte Gott. Seid ihr redlich, so lasset eurer Brüder einen im Gefängnis; ihr aber ziehet hin und bringet euren jüngsten Bruder zu mir, so will ich euren Worten glauben." Sie aber sprachen unter einander: „Das haben wir an unserem Bruder Joseph ver- schuldet." Und sie wußten nicht, daß es Joseph verstand, denn er redete mit ihnen durch einen Dolmetscher. Und er wandte sich von ihnen und weinte. Da er sich nun wieder zu ihnen kehrte, nahm er den Simeon und band ihn vor ihren Augen. Und er befahl, daß man ihre Säcke mit Getreide füllte und ihr Geld wiedergebe einem jeglichen in seinen Sack. Und sie zogen von dannen. Da sie nun heim kamen zu ihrem Vater Jakob, sagten sie ihm alles, was ihnen begegnet war. Und da sie die Säcke ausschütteten, fand ein jeglicher sein Bündlein Geld in seinem Sack, und sie erschraken samt ihrem Vater. Und Jakob sprach: „Ihr beraubet mich meiner Kinder: Joseph ist nicht mehr vor-

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 51

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 51 — Handen, Simeon nicht mehr; nun wollt ihr Benjamin auch hinnehmen. Aber er soll nicht mit euch hinabziehen, denn sein Bruder ist tot. Wenn ihm ein Unfall auf dem Wege begegnete, würdet ihr meine grauen Haare mit Herzeleid in die Grube bringen." 9. Zweite Sendung nach Ägypten. — Die Teuerung aber drückte das Land, und da verzehret war, was sie gebracht hatten, sprach ihr Vater: „Ziehet wieder hin und kaufet Speise." Da antwortete ihm Juda: „Der Mann band es uns hart ein und sprach: „Ihr sollet mein Angesicht nicht sehen, es sei denn euer Bruder mit euch." Laß also den Knaben mit uns ziehen. Ich will Bürge für ihn sein, daß ich dir ihn wiederbringe." Da sprach Jakob: „Muß es denn also sein, so thuts und nehmet von des Landes besten Früchten und bringet dem Manne Geschenke: Balsam und Honig, Datteln und Mandeln. Nehmet auch ander Geld mit euch, und das Geld, das euch in euren Säcken wieder geworden ist, bringet auch mit; vielleicht ist ein Irrtum da geschehen. Aber der allmächtige Gott gebe euch Barmherzigkeit vor dem Manne." 10. Joseph und Benjamin. — Da zogen sie nach Ägypten und traten zu Josephs Haushalter. Der brachte den Simeon wieder zu ihnen und führte sie in Josephs Haus. Da nun Joseph zum Hause einging, brachten sie ihm das Geschenk und fielen vor ihm nieder. Er aber grüßte sie freundlich und sprach: „Geht es eurem Vater wohl?" Sie sprachen: »Es gehet deinem Knechte wohl." Und er sah seinen Bruder Benjamin und sprach: „Gott sei dir gnädig, mein Sohn!" Und Joseph eilte hinweg, denn sein Herz entbrannte ihm gegen seinen Bruder, und er ging in seine Kammer und weinte daselbst. Dann trat er wieder heraus, hielt sich fest und sprach: „Leget Brot auf!" Und man setzte sie gegen ihn über nach ihrem Alter; deß wunderten sie sich. Und man trug ihnen Essen vor; aber dem Benjamin ward fünfmal mehr, denn den andern. 11. Vereitelte Heimkehr. — Und Joseph befahl seinem Haushalter: „Fülle den Männern ihre Säcke und lege jeglichem sein Geld oben in seinen Sack und meinen silbernen Becher in des jüngsten Sack." Als sie nun des Morgens zur Stadt hinaus 4*

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 79

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 79 — denen die Sage mancherlei merkwürdige Heldenthaten zuschreibt. Da wird erzählt, wie diese Helden gegen einander kämpften, wie sie Ungeheuer bezwangen, Frevler und Räuber vertilgten, Städte eroberten und zerstörten und Kriegszüge nach fernen Ländern unternahmen. Der gewaltigste dieser alten Helden war Herkules. Unter den großen Unternehmungen aber, an welchen sich viele Helden beteiligten, ist keine berühmter und in Sagen und Liedern mehr gefeiert, als der trojanische Krieg. 32. D e v U w l t 0. 1 Des Helden Jugendzeit. — Herkules war, wie die alten Dichter erzählen, ein Sohn des Zeus; seine Mutter war die Königin Alk mene in Theben. Die Göttin Hera aber war der Alkmene feind und wollte ihr den Sohn töten; daher schickte sie, als Herkules noch in der Wiege lag, zwei furchtbare giftige Schlangen aus, die schlichen durch die offene Thür in des Knaben Schlafgemach, ringelten sich an der Wiege empor und fingen an, ihm den Hals zu umschlingen. Da offenbarte sich zuerst feine Götterkraft. Er packte mit jeder Hand eine Schlange am Genick und erstickte sie beide mit einem einzigen Druck. Alle staunten, als die Wunderthat bekannt wurde, und ein berühmter Seher weissagte, der Knabe sei von den Göttern zu großen Dingen ausersehen und werde sich dereinst vor allen Helden hervorthun. Daher wurde er frühzeitig von den trefflichsten Meistern in allerlei Leibes- und Kriegsübungen, im Ringen und Faustkampf, im Wagenlenken, Speerwerfen und Bogenschießen unterwiesen; auch erhielt er Unterricht in der Buchstabenschrist, im Gesang und im Spiel auf der Leyer. Und Herkules war ein gelehriger Knabe und machte sehr gute Fortschritte. Aber er zeigte auch früh eine außerordentliche Heftigkeit. Als ihn einmal einer seiner Lehrer mit Schlägen züchtigte, erhob er wütend die Leier und schlug den Lehrer zu Boden. Zur Strafe für diese Unthat wurde er aus der Stadt verwiesen und auf das Land geschickt, wo er Rinderherden weiden mußte. Hier wuchs er zu gewaltiger Größe und Stärke heran: in seinem achtzehnten Jahre war er vier

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 81

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 81 — habe mit allen guten Menschen Verkehr. Meine Freunde sind geehrt bei Jung und Alt, geachtet vom Vaterlande, geliebt von den Göttern. Und kommt das Ende, so liegen sie nicht ruhmlos in Vergessenheit begraben, sondern leben, von der Nachwelt gepriesen, im Andenken aller Zeiten." — Hierauf verschwanden die Gestalten, und Herkules befand sich wieder allein. Er entschloß sich, den letzteren Weg zu gehen, den Weg der Tugend. Da sollten ihm freilich schwere Arbeiten und Kämpfe auferlegt werden; allein er bestand sie mit Heldenkraft und wurde dadurch der Wohlthäter seines Vaterlandes. 3. Die zwölf Arbeiten. Der nemeische Löwe. — Um seinen Mut und seine Ausdauer zu prüfen, erhielt er von dem Orakel zu Delphi den Befehl, dem Enrystheus, einem Könige im südlichen Griechenland, zwölf Jahre dienstbar zu sein und alles gehorsam auszuführen, was Eurystheus von ihm verlangen werde. In diesem Dienste vollbrachte er nun nach einander zwölf Arbeiten. Die erste Arbeit, welche er zu verrichten hatte, bestand darin, daß er einen grimmigen Löwen erlegen sollte, der in dem waldigen Thale Nemea hauste. Dieses Untier verbreitete Angst und Entsetzen in der ganzen Gegend; menschliche Waffen konnten sein zottiges Fell gar nicht durchdringen. Als Herkules in den Wald kam, suchte er lange umsonst nach dem Löwen; endlich am Abend sah er ihn auf einem Waldwege daher gelaufen kommen, um vom Raube in seinen Felsspalt zurückzukehren. Rasch verbarg sich Herkules hinter einen Baum, spannte seinen Bogen und schoß dem Löwen, als er nahe genug war, einen Pfeil in die Flanken zwischen Rippen und Hüfte. Aber der Pfeil prallte ab und fiel wirkungslos auf den Boden. Der Löwe stutzte und ließ die Augen forschend nach allen Seiten rollen. Wieder traf ihn ein Pfeil in dir Seite, ohne ihn zu verwunden; da entdeckte er plötzlich den Jäger, zog seinen langen Schweif an sich, schüttelte seine Mähne, krümmte den Rücken wie einen Reif und sprang mit einem gewaltigen Satz auf Herkules los. Herkules hatte schon den Bogen aus der Hand geworfen, und als der Löwe mit den fürchterlichen Krallen ihn gerade packen wollte, Andrä, Erzählungen aus der Weltgeschichte. Ausg. B. 6

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 82

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 82 — versetzte er ihm mit der Keule, die er sich im Walde gehauen hatte, einen solchen Schlag vor die Stirn, daß das Ungeheuer zurücktaumelte, die Augen verdrehte und betäubt zu Boden stürzte. Jetzt warf Herkules auch die Keule weg, sprang hinter den Löwen, schlang ihm die Arme um den Nacken und drückte so lange, bis das Tier erstickt war. Hierauf zog er dem getöteten Löwen die Haut ab und warf sie sich als Mantel um die Schultern, den Rachen des Löwen setzte er sich auf den Kopf, als ob es ein Helm wäre. So kehrte er zu Eurystheus zurück. Als der den Helden mit dem Löwenfell und der Keule sah, geriet er in solche Angst, daß er in ein ehernes Faß kroch. 4. Die Hydra. — Bald darauf legte Eurystheus dem Herkules die zweite Arbeit auf. In einer sumpfigen Einöde wohnte die Hydra, eine unmäßig große Schlange mit neun Köpfen, die arge Verheerungen anrichtete. Mit diesem Ungeheuer, dem kein Mensch zu nahen wagte, sollte jetzt Herkules den Kampf bestehen. Er nahm dazu seinen Freund Jo laus mit; der zündete, als sie an die Höhle der Hydra gekommen waren, ein Feuer im Walde an und machte dem Herkules die Spitze seiner Pfeile glühend. Mit diesen feurigen Pfeilen schoß nun der Held in das Loch hinein, wo die Schlange sich unter der Erde verkrochen hatte. Da suhr sie heraus, und es war grausig anzusehen, wie sie den ungeheuren Leib daherwälzte und drohend aus den neun emporgestreckten Hälsen zischende Zungen fletschte. Mit vorgehaltenem Schild und funkelndem Schwert sprang Herkules auf sie ein, und Kopf an Kopf flog unter seinen raschen Hieben herunter. Aber siehe, für jeden abgehauenen Kopf schossen alsbald zwei neue empor, die noch viel gräßlicher als die ersten zischten. Da rief er den Jolans herbei, der mit Feuerbränden die frischen Wunden bedeckte, daß kein Haupt mehr daraus hervorwachsen konnte. So gelang es dem Herkules endlich, alle Köpfe abzuschlagen. Darauf hieb er den Rumpf der Hydra in Stücke und tauchte seine Pfeile in das giftige Blut, so daß sie hinfort unfehlbar jeden töteten, den sie trafen. 5. Die Hirschkuh; der erymanthische Eber. — Die dritte Arbeit des Herkules war der Fang einer Hirsch-
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