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1. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 7

1854 - Münster : Aschendorff
7 unerlaubte Weise sich seinen Unterhalt verschaffe, und forder- ten ihn deswegen vor Gericht. Kleanthes erschien. Die Rich- ter theilten ihm den Verdacht seiner Ankläger mit und legten ihm auf, sich davon zu reinigen. Da holte er den Gärtner und die Frau herbei, für welche er bisher gearbeitet hatte; und diese bezeugten, daß er seinen Unterhalt zur Nachtzeit sich durch Arbeiten verdiene. — Von diesem seltenen Eifer des Jüng- lings wurden die Richter gerührt und beschlossen einmüthig, ihn durch ein Geschenk zu belohnen. Sein Lehrer Zeno verbot ihm aber, dies Geschenk anzunehmen. 14. Die Fliege und die Biene. Zur Biene sprach die Fliege: „Geliebte Biene, sprich, wie kommt es, daß man dich auf keinem deiner Züge verfolgt und jagt, wie mich? Vor jeder Hand muß ich mein kleines Leben hüten. Du schwingst dich frei empor, holst ungestraft aus Blüthen den Honigseim hervor. Mir, streck' ich meinen Rüssel nach eines Armen Brod, nach eines Reichen Schüssel, mir droht sogleich der Tod. Ich glaube, könnt' ich stechen und mich so scharf, wie du, an meinen Feinden rächen, man ließe mich in Ruh'." — „Du irrst, versetzt die Biene, was noch weit sich'rer mich in Schutz nimmt, ist, daß ich durch Fleiß den Menschen diene." 15 Die Gottesmauer. Die Leute eines einsamen Bauernhofes waren während eines Krieges in großen Aengsten. Besonders war eine Nacht für sie sehr fürchterlich. Der Feind nahte sich der Gegend; der nächtliche Himmel war bald da, bald dort von Feuersbrünsten roth wie Blut. Zudem war es Winter und das Wetter sehr kalt und stürmisch. Die guten Leute waren keinen Augenblick sicher, ausgeplündert und jetzt, zur rauhesten Jahreszeit, von Haus und Hof verjagt zu werden. Großeltern, Eltern und Kinder blieben die ganze Nacht hindurch in der Stube bei ein- ander auf und beteten beständig. Die Großmutter las aus einem alten Gebetbuche vor. In einem „Gebete zur Zeit des Krieges" kamen die Worte vor: Eine Mauer um uns baue. Daß dem Feinde davor graue!

2. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 8

1854 - Münster : Aschendorff
8 Der junge Bauer, der andächtig zugehört hatte, meinte jedoch, das Aufführen einer Mauer sei gar zu viel von dem lieben Gott verlangt. Indeß ging die Nacht vorüber, ohne daß ein feindlicher Soldat in das Haus kam. Alle im Hause wunderten sich darüber. Als sie aber Morgens sich vor die Thüre wagten, siehe, da war gegen jene Seite hin, wo die Feinde standen, der Schnee von dem Winde hoch wie eine Mauer ausgethürmt, so daß man gar nicht hindurchkommen konnte. Alle lobten und priesen Gott. Die Großmutter aber sagte: „Seht, so hat Gott eine Mauer aufgeführt, die Feinde von unserer Wohnung abzuhalten. Ich bleibe dabei: Wer auf den lieben Gott vertraut. Der hat auf festen Grund gebaut." 16 Das Haus des Herrn. Ein Haus lieb' ich vor allen. Da weil' ich gar so gern. Es hat mein ^Wohlgefallen: Das ist das Haus des Herrn. Will Leid mein Herz zernagen. Bleibt alle Hoffnung fern. Wem soll die Noth ich klagen? Ich geh' zum Haus des Herrn. Wenn Dunkel mich umhüllet. Ich kenn' den Himmelsstern, Weiß, wo die Wahrheit quillet, Zch geh' zum Haus des Herrn. Wenn alle mich verlassen. Mein Gott hat mich doch gern. Sein Kind kann er nicht hassen. Ich flücht' ins Haus des Herrn. Ist siech und krank die Seele, Bleibt jeder Arzt mir fern. Ich werde sonder Fehle Gesund im Haus des Herrn. Du heil'ge, traute Stätte! In dir wählt' ich so gern Mein letztes Ruhebette, Entschlaf ich einst im Herrn. Du bist mir lieb vor allen. In dir weil' ich so gern. Du hast mein Wohlgefallen, Du Vaterhaus des Herrn! 1?. Die beiden Bettler. Die Fürstin von Gallitzin erzählt in ihren Tagebüchern Folgendes: „Ich begegnete auf der fliegenden Brücke bei Wesel einem alten, lahmen Invaliden. Er sprach mich um ein Al- mosen an. Ich gab ihm einen halben Gulden. Da sah ich,

3. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 37

1854 - Münster : Aschendorff
37 50. Das arme Kind. Der Wald war dürr, der Weg war nass, Und einsam ging ein Mägdlein blass. Es schien kein Stern, kein Lied erklang, Und traurig war des Mägdleins Gang. Ihm war das Herz gar sorgenbang, Es weinte heiss und weinte lang. Nicht Lerche sang, noch Nachtigall, Der Wind nur pfiff mit lautem Schall. Und riss er leicht am Haselreis, Dann weint’ das Mägdlein still und leis; Und brach der Sturm die Eich’ entzwei, Dann weint’ das Mägdlein laut und frei. So kommt es hin zur Waldkapell’, Und knieet dort an heil’ger Stell’. Dem Kummer lässt es freien Lauf Und hebt die Hände schluchzend auf. „Mir ist, o Gott, so bang und yveh, Nur Leid und Leid ich vor mir seh’. Ach, gestern ging bei Kerzenschein Zu Grab der liebe Vater mein. Der Mutter Herz vor Gram zerbrach, Sie folgte heut dem Vater nach. Die Mutter gab mir Milch und Brod, Der Vater Kleider weiss und roth. Sie starben, ach, die Eltern mein, Nun bin ich armes Kind allein. Der Hunger drückt, der Wind ist kalt, Die Noth ist gross, mein Kleid ist alt. 0 reicher Christ vom Himmel du, 0 schenke deinem Kinde Ruh,“ So klagt’s und weint’s aus Herzensgrund, Bis stiller Schlaf ihm schloss den Mund. Da ward ihm leicht und wohl und süss, Als wär’s in Gottes Paradies. Ein Lied mit Flöt’ und Harf erklingt So lieblich, wie kein Vogel singt. Von vielen Lichtern, klar und hell, Erstrahlet rings die Waldkapell’;

4. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 39

1854 - Münster : Aschendorff
39 Und riss der Wind am Haselreis, Dann sprach das Mägdlein still und leis: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ Und wenn der Sturm die Eiche brach, Dann hell und laut zum Sturm es sprach: „Ich bin nicht auf der Welt allein, Im Himmel wohnt der Vater mein.“ 51. Das Vögelein. Ist die Noth am größten, so ist Gott am nächsten. An dem frühen Morgen eines nebeligen Herbsttages stand ein armer Mann an der Thüre seines kleinen Hauses. Auf die untere Hälfte derselben hatte er seine Arme gestützt und hielt mit beiden Händen sein bekümmertes Haupt. In den Augen standen ihm Thränen, und sein Herz seufzte zum Himmel. Denn es war der Tag, an welchem er einer kleinen Schuld wegen, die er trotz aller Sorge und Mühe nicht hatte bezahlen können, gepfändet werden sollte. Kein Schlaf hatte ihn während der langen Nacht erquickt, und schon beim ersten Ergrauen des Tages hatte er die Ankunft der Gerichtsboten befürchtet. Mit trüben Blicken sah er in die feuchte Luft und über die leeren Straßen hinaus, und rieb sich bisweilen die hohe, offene Stirn, welche auch jetzt noch den heiteren Wie- derschein seiner edlen Seele trug. Da kam plötzlich aus einer nahen Straße ein Vöglein geflogen. Aengstlich flatterte es eine Zeitlang hin und wieder, gleich als wäre auch ihm die Ruhe und heimathliche Sicherheit genommen; dann aber kam es schnell und schnurstracks auf den armen Mann zu, flog über seinen Kopf in die Hütte hinein und setzte sich auf einen Heerdschrank, der für die Pfändung schon ausgeleert worden war. Der Bekümmerte vergaß für einen Augenblick seine bangen Gedanken. Eilends schloß er die Thür, fing das Vögelchen ein und setzte es in ein altes Bauer, das er noch aus früher Jugendzeit besaß. Ein wenig klares Wasser reichte hin, um dem Thierchen wieder Muth und Heiterkeit einzuflößen. Lieb- lich fing es zu singen an, und es däuchfe dem Manne, als

5. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 41

1854 - Münster : Aschendorff
41 Wohlauf, mein Herz, so sei vergnügt. Und schwing dich himmelan; Wie Gott, der Herr, dein Leben fügt. So ist es wohlgethan! Ein Stündlein noch-, dann ist er aus Der Traum, der Leben heißt; Dann schwingt sich in sein ewig Haus Der gottversöhnte Geist! 53. Das Lotterieloos. Hans, ein armer Schuhflicker, war ehrlich und gutmüthig, zugleich aber auch leichtgläubig und ein wenig träge. Grete, seine Frau, war ihrem Manne ähnlich. Da sie keine Kinder hatten, so brachte die Langeweile sie auf allerlei thörichte Ein- fälle. Einst, als die letzte Ziehung der Lotterie herannahte, träumte Hans, daß er, wenn er Nummer 777 nähme, das große Loos gewinnen würde. Am andern Morgen erzählte er seiner Frau den Traum, welchen er gehabt hatte. Da dieselbe beistimmte, so ging er hin, um ein Loos kaufen zu können, bei seinem Nachbar auf ihr Häuschen das dazu erforderliche Geld zu leihen. Tag und Nacht dachten nun Mann und Frau an den Gewinn und an den Gebrauch, den sie davon machen wollten. Endlich kam der verhängnißvolle Tag. Hans stand in aller Frühe auf, legte seine besten Kleider an, rief dann seine Frau und sagte mit wichtiger Miene: „Grete, ich werde jetzt zum Rathhause hingehen, wo die Lotterie gezogen wird. Stelle du Alles im Hause zurecht, und gib Acht, ob ich in einer Sänfte zurückkomme. Sobald du dies siehst, so zerschlage nur Alles im ganzen Hause und wirf, was du greifen kannst, — ja, wirf das ganze Haus zum Fenster hinaus!" — Grete trug Alles zusammen, alte und neue Tassen, große und kleine Glä- ser, Töpfe und Schüsseln, und wartete nun mit ängstlicher Neugier. Plötzlich entstand ein Lärm auf der Straße. Ein großer Volkshaufe um eine Sänfte drängte sich auf ihr Haus zu. „Er hat's!" rief sie und schlug Alles in Stücke, selbst die Fenster. Dann lief sie hastig an die Thür und rief freudenvoll: „Hab' ich's so recht gemacht, liebes Hänschen?" — In dem- selben Augenblicke sah sie in die Sänfte. Hans saß darin, leichenblaß, und seufzte: „Ach, Grete, ich bringe — eine Niete!"

6. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 46

1854 - Münster : Aschendorff
46 Augen. Wenn sie mich manchmal Abends schon im Bette eingeschlafen glaubte, wachte ich noch, und horchte auf das Schnurren ihrer Spindel und ihren rührenden Gesang; denn sie saß spät auf, ihr Brod in Ehren zu verdienen. Der An- blick meiner holdseligen Mutter, wenn sie so bei Lampenschein vor sich hin sang und spann, rührte mich oft bis zu Thränen; warum, das weiß der liebe Gott gewiß, zu dem ich wohl zu- hörend mit kindlichem Herzen für sie gebetet habe. Einmal weiß ich, daß ich gar sehr weinen mußte, als ich sie Nachts bei ihrem Nocken so vor sich hin fingen hörte, da fing eine Nachtigall vor unserm Fenster auch an zu singen; es war schon sehr spät und der volle Mond schien klar und hell. Meine Mutter aber hörte nicht auf zu singen und sang das Vögelein und sie zugleich. Da habe ich zum ersten Male Traurigkeit empfunden und kindische Sorgen um den Ernst des Lebens gehabt, die ich wohl noch fühle, aber nicht auszuspre- chen vermag, da habe ich mich auch leise im Bette aufgerich- tet und meiner Mutter zugehört. Besonders traurig aber kam es mir vor, daß der Vogel und meine Mutter zugleich sangen und doch nicht recht mit einander, und hätte ich damals wohl wissen mögen, ob der Vogel auch in seinem Gesänge meiner Mutter gedächte.. Ich fragte sie darum mit den Worten: Mutter, was singt denn die Nachtigall dazu? Da sagte sie: Die Nachtigall lobet Gott, also thue ich auch. Aber Johannes, warum wachst du? Schlafe, du mußt morgen früh heraus und mit mir nach Kloster Arn- stein gehen; wenn du nicht schläfst, so nehme ich dich nicht mit. Da löschte sie die Lampe aus, und trat vor mein Bettlein und machte mir das Zeichen des Kreuzes auf Stirn, Mund und Herz und küßte mich, und da ich fühlte, daß sie weinte, schlang ich meine Arme um ihren Hals und drückte ihr Antlitz fest an das meinige, und da weinten wir Beide. Ich fragte sie aber: O liebe Herzmutter, was weinest du, und warum machst du mir nochmals das Kreuz! ich habe ja schön gebetet. Lieber Johannes, sprach sie hierauf, ich mache dir immer das Kreuz und küsse dich, wenn ich schlafen gehe, und bete dabei, daß dir Gottes und deiner Mutter Segen in der Nacht zu Gute kom- me; aber du hast bisher immer schon geschlafen, wenn ich es

7. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 23

1854 - Münster : Aschendorff
23 Was willst du damit machen? fragte Franziska den Uhr- macher. Eine Uhr sott das werden, liebes Kind, erwiederte der Mann sehr freundlich. Ei, meinte Franziska, daran kannst du lange arbeiten. Wie willst du nun damit fertig werden, alle diese Schrauben und Räderchen zusammen zu fügen? Ge- duld überwindet alle Schwierigkeiten, sagte der Uhrmacher, und wenn du ein Stündchen bei mir bleiben willst, so sollst du sehen, wie die Uhr fertig wird. Franziska blieb, und sah der Arbeit des fleißigen Mannes zu. Er ergriff mit seinen Werkzeugen ein Rädchen nach dem andern, eine Schraube nach der andern, und fügte Alles mit Geduld und Ruhe zusammen. Paßte dies oder jenes nicht, so feilte und versuchte er geduldig so lange, bis jedes Ding in Ordnung kam. Nichts übereilte er, sondern arbeitete sorgfäl- tig und genau, und siehe da! ehe eine Stunde vorüber war, wurde die Uhr aufgezogen, und ging tik! tak! tik! tak! wie am Schnürchen. Siehst du wohl, liebes Kind, sprach der Uhrmacher, daß man mit Geduld und Fleiß Alles wohl zu Ende bringt. Gut Ding will Weile haben. Franziska schwieg, aber sie vergaß die Lehre nicht, die sie erhalten hatte. Als sie mit der Mutter wieder nach Hause zurückgekehrt war, arbeitete sie fleißig an ihrem Teppiche und bemerkte mit Freude, daß er jeden Tag weiter vorrückte. Ehe des Vaters Namenstag kam, war er vollendet. Wie vergnügt war Franziska, als sie sah, wie sehr der Vater sich über das Geschenk freute. 33. Das Wundevkästcbcit. Eine Hausfrau hatte in ihrer Haushaltung allerlei Un- glücksfälle , und ihr Vermögen nahm jährlich ab. Da ging sie in den Wald zu einem alten Einsiedler, erzählte ihm ihre be- trübten Umstände und sagte: „Es geht in meinem Hause ein- mal nicht mit rechten Dingen her. Wißt ihr kein Mittel, dem Uebel abzuhelfen?" Der Einsiedler, ein fröhlicher Greis, hieß sie ein wenig warten, brachte über ein Weilchen ein kleines, versiegeltes Kästchen und sprach: „Dieses Kästchen müßt ihr ein Jahr lang,

8. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 48

1854 - Münster : Aschendorff
48 Als sich aber meine Mutter angekleidet hatte, trat sie hinter mich, und hielt mir freundlich die Augen zu mit den Worten: Warte ein wenig, liebes Kind, gleich wirst du etwas sehen, das du nie gesehen. Während sie mir so die Augen zuhielt, fragte ich sie: Liebe Mutter, ist das Gebet dann kräftiger und gefällt es dem lieben Gott dann besser, wenn man die Hände so zusammen faltet, wie du mit mir gethan? Gewiß, sagte die Mutter, wenn die, so es thun, sich so lieben, wie wir, aber den lieben Gott doch noch viel mehr als einander, und wenn in der Kirche alle Leute zusammen beten und der Prie- ster am Altare betet, da ist das Gebet des Priesters die Hand, in die Alle ihre Hände gefallen haben. Was habe ich dich von der christlichen Liebe gelehrt? Da sprach ich: Du sollst Va- ter und Mutter lieben, auf daß du lange lebest auf Erden, du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst und Gott über Alles. Recht, sagte die Mutter, o wie selig wäre die Welt, wenn alle Menschen so vereinet beteten, wie wir es heute thun konnten, und wie es eine fromme Gemeinde in der Kirche thut. Da sagte ich kindisch: Aber alle Menschen können doch nicht ihre Hände zu zwei Händen zusammen legen. O gewiß, das können sie, erwiederte die Mutter, und das in unsers lieben Erlösers Jesu Christi Hände, der überall und an allen Orten ist, und seine heiligen Hände für uns am Kreuze aus- gespannt hat, uns zu erlösen von der Sünde. Denn er hat uns ja das Gebet gelehret, und er ist die Hand, in welche wir unsere Hände legen müssen, so unser Gebet zu Gott drin- gen soll, denn er selbst hat auf Erden gesagt: Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater, und Niemand erkennet den Sohn, als nur der Vater, und Niemand kennet den Vater, als nur der Sohn, und wem es der Sohn will offenbaren. Kommet her zu mir, Alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken; und der heilige Johannes sagt: Der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm Alles in seine Hand gegeben. Wir haben einen Fürsprecher beim Vater, Jesum Christum, den Gerechten, der ist die Versöhnung für unsere Sünden, doch nicht allein für die unsrigen, sondern für die Sünden der ganzen Welt. Es ist ein Gott und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen, der Gottmensch Jesus Christus,

9. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 25

1854 - Münster : Aschendorff
25 — schnellen Lauf an starken Zweigen oft die vierzehn Enden auf. Er reißt sich los, er fleucht darauf, lobt seine Beine nun, und lernet noch imflieh'n, das Nützliche dem Schönen vor- zuziehen. 35. Die Lerche. Simon, ein siebenzigjähriger Landmann, war in steter Gottesfurcht und Arbeitsamkeit alt geworden. Seine silber- weißen Haare waren eine Ehrenkrone für ihn; denn er hatte sie gefunden auf dem Wege der Gerechtigkeit, und er war des- halb und seiner Klugheit und vielen Erfahrungen wegen überall geliebt und geehrt, und wurde von Jung und Alt mit Recht Vater Simon genannt. An einem heitern Frühlingsmorgen, da die Blumen des Feldes schon blühten, und das freundliche Lied der Lerche die Freuden des jungen Lenzes verkündete, pflügte Simon für die Sommersaat seinen Acker, und er war noch so munter, wie Mancher in den Jahren der Jugend nicht ist, und dabei freund- lich, wie die neubelebte Natur um ihn her. Neben ihm wan- deltp Stephan, ein junger und redlicher Mann, welcher vor Kurzem die Wirthschaft des Hauses übernommen hatte; denn es waren ihm seine Eltern gestorben. Vater Simon, so sprach er, mein Herz hat dich allzeit verehret, denn du verstehest zu rathen und klugen Bescheid von mancherlei Dingen zu geben. Auch hast du viele Jahre hindurch die Mühen des Lebens er- fahren, und gewirthschaftet im Segen; denn Gottes Hand war sichtbar mit dir. Sieh, ich hin noch jung und des weisen Ra- thes der Alten bedürftig. Wohlan denn, so sage mir: Was soll ich thun, daß mein Leben ähnlich dem deinigen werde, und daß Gottes Segen auch in mein Haus einkehren möge? Da zeigte Vater Simon hinauf gen Himmel und sprach: Du lieber Sohn meines seligen Nachbars, siehst du dort in hoher Luft schweben die muntere Lerche? Sie lehret dich, was du zu wissen begehrst. Sieh, auf der Erde sucht sie ihre Nah- rung, und sie lebet und schwebet in den Furchen des Feldes; aber sie schwingt sich auch singend zum Himmel empor, unv jubelt ihr Lied, und läßt sich dann wieder zur Erde hernieder. Also, mein Freund, ist auch jeglichem Menschen, er mag Bür-

10. Lesebuch für Ober-Klassen in katholischen Elementar-Schulen - S. 52

1854 - Münster : Aschendorff
52 Die Sonne bildet sich ab in dem klaren Bächlein und Ver- schönert das Wasser. Also strahlet in dem reinen Gemüthe des Edlen das Bild Gottes wieder. Dieser glänzende Wieder- schein verklärt sein Antlitz, und gießt darüber aus eine unbe- schreibliche Milde und Anmuth. Der Vater schwieg. Die Söhne aber riefen: Wär' ich, o Bächlein, dir gleich! 61. Die Leidenschaften. Ein heil'ger Eremit erging sich einst Mit seinem Jünger im Cypressenhain. „Mein theurer Vater! wie beginn' ich es Am leichtesten und sichersten, um mich Stets zu bewahren rein und fleckenlos?" So hub der Jünger seine Rede an. Mit seinem Finger zeigt der Meister hin Auf vier Cypressen, und bedeutet ihm. Sie auszureißen all' der Reihe nach. Die erste, klein, ein Jährling kaum, entreißt Der Jüngling ihrem Boden ohne Müh', Nur einer Hand bedient er sich beim Zieh'n. Schon größer ist die zweite, doch auch sie Reißt er mit beiden Händen bald heraus. Die dritte, welche tief re Wurzeln hat. Erfordert schon mehr Zeit, Geschick und Müh: Er dreht und beugt und wendet hin und her. Er wiederholet seinen Angriff oft. Und reißt mitsammt dem Boden kräftiglich Auch los den dritten Baum und freut sich sehr. Da nah't er wohlgemuth dem vierten sich; Er greift den Baum von allen Seiten an. Doch beuget er den ausgewachs'nen nicht. Er zieht am Baum mit voller Jugendkrast, Von seiner Stirne rinnt der Helle Schweiß, Er ärgert sich und müh't sich ab und stöhnt. Der Baum scheint stolz auf ihn herabzuseh'n. Er wankt nicht, seine Wurzeln sind zu tief. Da sprach zum Jünglinge der Eremit: „Mein Sohn! — so ist es mit der Leidenschaft: Hat sie noch feste Wurzeln nicht gefaßt. Steht sie im Herzensgarten kurze Frist, So ziehst du sie noch leicht und schnell heraus; Wenn sie zum Baum' herangewachsen ist. Mit festem, dicken Stamm' und hoher Krön',
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