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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 13

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 13 — nach Westen, so liegen die vielfachen Gebirgsverzweiguugen an der Lenne vor uns. Als einzelne Teile unterscheiden wir das Hünen- gebirge, das kuppige Lenne-Gebirge am rechten Ufer des gleich- mimigen Flusses, sowie ebendort die Hellefelder Mark und die Homert, auf der linken Seite aber den breiten Rücken des Egge- gebirges mit seinem höchsten Gipfel, der Nordhelle von 666 m. Südlich und südwestlich vom Astenberge zieht sich aus dem Eder- köpf hin ein massiger Gebirgsrücken, das Rothaar- oder Rotlager- Gebirge, das in einzelnen Gipfeln bis zu 700 m steigt. Seinen Namen trägt es von der Farbe seines eisenschüssigen Thonschiefers. Es verzweigt sich nach Südosten ins Wittgensteinsche mit einem durch- schnittlich 500 m hohen Plateau und nach Süden in das Siegerland bis zum kahlen Rücken „Auf der kalten Eiche" (vielleicht Ecke) und zu den letzten Ausläufern des rheinischen Westerwaldes. Dus ganze sauerländische Gebirge ist älter als die übrigen West- salens. Diese gehören der dritten Periode der Gesteinsbildung an, während jenes aus der zweiten stammt. Im Süden, in den Kreisen Siegen, Wittgenstein, Olpe finden sich Schichtungen von Sandstein, Granwacke und Thonfchiefer. Der größte Teil der Berge besteht aber aus mergeligem Schiefer, dem Lenneschiefer. Ter nordwestliche Teil ist von einem wenige Kilometer breiten Rande von Kalk- spatgestein. Hier liegt eine große Zahl der westsälischen Höhlen, die durch ihre Tropfsteinbildungen und durch ihre vielen Tier- Versteinerungen bekannt geworden sind, namentlich die Dechenhöhle bei Iserlohn, die Warsteiner, die Balver, die Klusensteiner Höhle und die Suudwicher Höhlen, die teilweise eingestürzt sind und das Felsenmeer gebildet haben. Je mehr man nach Osten kommt, um so großartiger die Höhlen. Auch die reizvollen Landschaftsbilder werden durch diesen Kalksteinrand mit hervorgerufen, z. B. im Lenuethale die Gegend von Letmathe, Altena und Hohenlimburg, an den Höhen die Thalnngen von Klnsenstein. Im nördlichen und nordwestlichen Gebiete bergen die sauerländischen Berge reichliche Kohlenlager. Die Bewässerung und damit zugleich die Befruchtung des Lan- des, die Erleichterung des Verkehrs und die Anmut der Landschaft wird in der Provinz durch die Flußsysteme der Weser, der Ems und

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 28

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 28 — waren zu einer großen Blüte gelangt: und die ganze Provinz war durchdrungen von der lebendigen Überzeugung, daß sie all' diese Segnungen nächst Gott vorzugsweise der landesväterlichen Für- sorge ihrer Fürsten verdanken habe. Darum sollte der Ge- deuktag in der Hauptstadt der Provinz festlich begangen werden, und Se. Majestät der König selbst hatten mit dem königlichen Hause die Teilnahme an dem Feste huldvollst zugesagt. Der Beginn der Huldigungsfeier und der hieran sich knüpfen- den Festlichkeiten in Münster wurde demgemäß am 18. des ge- nannten Monats gegen 7 Uhr durch feierliches Glockengeläute in allen Kirchen der Stadt verkündet. Viele Tausende von Menschen, die von nah und fern herbei- geeilt waren, um Zeugen der dem geliebten Herrscherpaare dar- gebrachten Huldigung und Verehrung zu sein, durchströmten die im herrlichsten Festesschmuck prangenden, beflaggten Straßen; über- all herrschte eine freudige, durch die schöne Witterung noch mehr gehobene Stimmung. Se. Majestät der König und die königliche Familie geruhten, nm 10 Uhr dem Gottesdienste in der evangelischen Kirche beizu- wohnen, während in gleicher Weise die katholischen Mitglieder der Stände, Behörden und Deputationen zur feierlichen Andacht sich im Dome vereinigt hatten. Dann erfolgte die erneute Huldigung. Vor dem Schlosse war über dem Hauptportal iu der ganzen Länge der nach der Frauenstraße gekehrten Front eine 25 Meter lange, 6 Meter breite Tribüne errichtet und mit farbigem Tuche, Laubwerk und Fahnenstangen festlich ausgeziert. Im Hintergrunde dieser Tribüne, gerade vor der Mitte des Haupteinganges zum Schlosse, war auf einer mäßigen, den freien Uberblick des großen und herrlichen neuen Platzes begünstigenden Erhöhung, unter einem mittelst goldener Krone gehaltenen Baldachin von rotem Sammet, der königliche Thron aufgestellt. Sobald der König und die königliche Familie aus dem Schloß- saale heraustraten, stimmte der Sängerchor den Festgesang an. Nach demselben trat der Landtagsmarschall vor und hielt namens des

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 46

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 46 - Germanicns, Cäcina, stand mit einem zweiten Heere drohend in der Nähe. So konnte Germanicus den Rückzug nach Mainz zu an- treten, ohne von Feinden beunruhigt zu werden. Da aber kamen Gesandte des Segest, die um Hülfe gegen Angehörige ihres eigenen Heimatsstammes baten und ihn zur Umkehr bewogen. Segest nämlich hatte dem Armin in seiner Abwesenheit die Thusnelda wieder geraubt und wurde nun von dem erzürnten Gatten, zu dem die meisten Cherusker standen, in seiner befestigten Hofstätte belagert. Ger- maniens, erfreut, dem gefährlichsten Feinde schaden, vielleicht gar ihn in seine Gewalt bringen zu können, nahm die Gesandten gnädig auf und ließ das Heer umkehren. Vor Segests Burg kam es zum Kampfe gegen Arnim. Mit leichter Mühe vertrieben die über- mächtigen Römer die kleine Schar des Belagerers. Segest mit seiner Sippe und einem stattlichen Gefolge wurde befreit und begab sich in römischen Schutz. Unter den vornehmen Frauen, die der Römling mit sich brachte, war leider auch die edle Thusuelda, mehr dem Gatten als dem Vater gleichend. Thränenlos trug sie ihr herbes Geschick, das sie auf immer von dem geliebten Manne schied. Tie Hände über der Brust gefaltet, ohne dnrch ein bittendes Wort ihre Lippen zu entweihen, schritt sie gesenkten Blickes einher. So geriet sie, das Weib des Befreiers der Deutschen, durch die Niederträchtigkeit ihres Vaters auf immer in die Hände der Römer, die sie als ein kostbares Unterpfand gegen ihren Totfeind mit Freuden empfingen und festhielten. Die Gatten haben einander nie wiedergesehen, nie hat das Auge des Vaters sich an dem Anblick des erhofften Söhn- leins erlabeu können. Denn in der Gefangenschaft gebar Thusnelda einen Knaben, das Kind ihres Armin, und nannte ihn Thumelikus. Er ward zu Ravenna erzogen und dann, wie Tacitns sagt, von einem schmählichen Los betroffen. Wir wissen nicht, wie der beklagenswerte Jüngling sein Leben beschloß. Man vermutet, er sei unter die Gladiatoren gesteckt worden, jene Elenden, die für klingenden Lohn zur Belustigung des römischen Pöbels in den Kampfspielen des Cirens mit einander fochten. Auf die Nachricht von Segest's Übertritt und Thnsnelda's Gefangenschaft durchflog Armin verzweifelt alle Gaue der Cherusker

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 133

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 133 Da kämpft das Bruderpaar in wilder Stärke, Zwei Herzen sterben einem Streiche, Der Blonde stürzt auf seines Bruders Leiche, Um selbst zu sterben trüben Blicks. Da kam das junge Weib zum Wald gegangen, Den Gatten suchend wohl mit bangem Herzen. Ein Schrei, — sie lacht und weint in wilden Schmerzen, Sie kann das Grause nicht verstehn. Der wirre Wahn hält ihren Geist befangen, Bis man sie tot auf seinem Grab gefunden. — Jedoch auf rotem Grund in finstren Stunden Bewegts die Luft wie Geisterwehn. Ilse Stach von Goltzheim. Bischof Franz I. von Braunschweig glich mehr einem fehde- lustigen Ritter des 12. oder 13. Jahrhunderts, als einem Kirchen- fürsten. Kaum siebzehn Jahre alt, der Politik seines Hauses zufolge zum Bischöfe berufen, kehrte er, nachdem er 1508 auf dem Großen Tomhofe einen feierlichen Lehnstag gehalten, nach Braunschweig zurück, und erst im Jahre 1511 finden wir ihn wieder in Minden, wo er in Gegenwart seines Vaters sowie sämtlicher Prinzen und Herzöge des Hauses Braunschweig-Lüneburg auf dem mit Stroh bedeckten Marktplatze vierzehntägige Turnierspiele abhalten ließ. Nun beginnt eine sortlaufende Kette der abenteuerlichsten Züge, so gegen Hoya, Utrecht, Friesland und endlich die berüchtigte Hildesheimer Fehde, welche das ganze Stift mit Ausnahme der Stadt in einen Schutthaufen verwandelte und damit endete, daß der Bischof sein Land verlassen und bis zum Jahre 1520 heimatlos in der Welt umherirren mußte, bis er endlich durch das Eintreten seiner Brüder in das Stift zurückkehren durfte. Die Stadt hatte seine Abwesenheit dazu benutzt, sich gehörig zu befestigen und sich auch in der Person des gegnerischen Herzogs von Holstein-Schauenbnrg eines Schutz- Herrn versichert, der, als Petershagen von den heranrückenden Hildes- heimern eingenommen und dem Erdboden gleich gemacht, einen billigen Frieden vermittelte und Minden vor der Zerstörung be-

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 136

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 136 — zusammenhielt, beschloß den für unser Gefühl so empörenden, im Geiste jener Zeit gottgefälligen Akt. Sehr häufig wurde auch die Wasserprobe angewandt, namentlich in Petershagen, wo zu vem Zwecke unmittelbar neben dem Schloß eine besondere Vorrichtung, die sogenannte Hexenwippe, angebracht war. Tieselbe bestand aus einer Art Schlagbaum, an deren oberes Ende die vermeintlichen Hexen befestigt und dann plötzlich in das Wasser hineingelassen wurden. Gingen sie unter, so waren sie unschuldig und wurden entlassen- schwammen sie dagegen auf dem Wasser, so waren sie schuldig und wurden als Hexen verbrannt. Ter dreißigjährige Krieg fand die Stadt nicht unvorbereitet. Sie hoffte sich nicht nur in gehörigen Verteidigungszustand gesetzt, sondern hoffte auch ihre Neutralität behaupten zu können, und warb zu dem Zweck aus eigenen Mitteln Trnppen an, doch bald erschien es, daß es vorteilhafter war, einen zuverlässigen Freund zu besitze», als von zwei Seiten zugleich ausgeplündert zu werden. Jetzt be- gegnen wir eigentümlicher Weise, daß nun, während der katholische Bischof und das noch katholischere Tom-Kapitel sich an den zur Zeit bei der Nienburg lagernden König von Dänemark um Unterstützung wandte, der protestantisch gesinnte Rat den Kaiserlichen unter General Graf Tilly seine Thore öffnete. Durch die Besetzung durch die kaiser- lichen Truppen, welcher die von Tilly anbefohlene Entlassung der städtischen Söldner aus dem Fuße folgte, wurde<die Selbständigkeit der nahezu reichsunmittelbaren Stadt ein für allemal zu Grabe getragen, und bald zeigte es sich, daß es sich im Gegensatz zu allen seinen Traditionen der katholischen Partei angeschlossen hatte. Neuu Jahre zwölf Wochen und zwei Tage mußte die Stadt die Besatzung nicht nur nähren, kleiden, sondern auch bezahlen, und wurde während des 16. Jahrhunderts der so überaus blühende Wohlstand der Stadt von Grund aus zerstört. Schlimmer noch als der politische und finanzielle Druck war die durch die Jesuiten ins Leben gerufene kirchliche Reaktion. Denn obwohl Tilly in seinem Kapitnlations-Revers vom 10. August 1626 zu Haus Himmelreich (eigentlich Hammelreck = Hammelreich) bei Minden den Bürgern ausdrücklich das Recht der freien Religionsübuug zugestanden.

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 60

1900 - Minden i. W. : Volkening
offenen Felde. In dieser ersten offenen Feldschlacht wurde mit großer Erbitterung gekämpft; nur mit Mühe hielt Karl stand; er wurde so geschwächt, daß er sich nach dem nahen Paderborn zurückziehen mußte, um Verstärkungen zu erhalten. Nochmals stellten sich ihm die Sachsen zur offenen Schlacht unter Wittekinds Führung an der Hase unweit Osnabrücks. Die Franken hatten den Vorteil größerer Kriegserfahrung und besserer Bewaffnung; denn viele von ihnen waren mit eisernen Helmen und Panzern bewaffnet. Bei den Sachsen war dies nur den Vornehmen gestattet; denn ihr Land war nicht reich an Eisen. Aber mehr als aus Eisen vertrauten sie auf ihre Sache und auf ihre Liebe zum Vaterlande. Sechstausend Sachsen lagen erschlagen, da flohen die übrigen. Karl marschierte über die Weser zur Elbe und kehrte dann nach völliger Unterwerfung der Sachsen nach Worms zurück. Aber trotz der harten Schläge herrschte noch nicht Ruhe bei den Sachsen. 784 wagten sie nochmals, unterstützt von den Friesen, den Widerstand, durch Westfalen in der Richtung zur Weser. Karl zog Huckulbi zu (entweder Huckele oder Hockele, dem jetzigen Petershagen a. d. Weser, Regbz, Minden, oder das alte Okuln, später Oyel in der Grafschaft Hoya, Negbz. Hannover), ging jedoch nicht über die Weser, souderu, gehindert durch die Überschwemmungen, wandte er sich südwärts und ging von Thüringen aus gegen Ostsachsen (Ostsalen) vor. Von Worms ans mußte er dann in demselben Jahre nochmals ein Heer nach Westfalen führen, weil sein Sohn Karl sie nicht völlig hatte unter- werfen können, und kam bis Rehme am Zusammenfluß der Weser und Waharra (Werre). Wieder hinderten die Überschwemmungen und die Jahreszeit. Er zog nach Eresburg zum Uberwintern und machte von da aus verheerende Einfälle in die Umgegend im folgenden Frühjahre. Im Juni wurden dann auf dem zweiten Reichstage zu Paderboru strengste Gesetze, dem drakonischen gleich- artig, festgesetzt. Auf jedes Vergehen gegen Karls Anordnung stand die Todesstrafe. Dann durchzog er, ohne Widerstand zu finden, ganz Sachsen, gelangte nach Dersia und zerstörte die Befestigungen jenseits der Weser. Wittekind und Albion, am Widerstande der- zweifelnd, und, wie es scheint, von Karl freundlich gelockt und geladen.

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 143

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 143 — Schlacht. Armin fragte weiter, welche Belohnung er empfangen habe. Ter Bruder nannte sie mit dem Stolz des echten Römlings: Solderhöhung, die Ehrenkette, den Ehrenkranz und andere Dienst- auszeichuungen. Da lachte Armin und rief in bitterem Hohn: „Ei sieh doch, wie billig ist die Knechtschaft zu kaufen!" Flavus suchte sich zu rechtfertigen; er redete von Roms Größe, von der Macht des Kaisers; wie des trotzigen Besiegten schwere Strafe harre, wie aber den Unterwürfigen Gnade und Freundschaft erwarte; auch seine Gattin Thusnelda und sein Söhnchen würden übrigens nicht feindselig behandelt. Nun aber brach bei Armin der ganze Schmerz und Ingrimm, die ganze liebevolle Bitterkeit seiner gramschweren Seele durch und machte sich in erschütterten Worten Luft. Er sprach von des Vaterlandes gutem Recht, von der alten Freiheit der Väter, von den trauten heimischen Göttern. Er sprach auch von der lieben Mutter, die als Witwe in seinem Hofe faß und deren Thränen noch immer um den ungetreuen Sohn flössen. Er beschwor den Ab- trünnigen, um der Mutter willen möge er doch nicht sein Haus, die Blutsfreunde, die treuen Mannen, ja den ganzen Stamm ver- lassen und schnöde verraten, deren Fürst und Herr er von Rechts wegen sein sollte. Der Römling blieb gewiß nicht nngetroffen von so ungestüm-herzlicher Rede. Aber er hatte nicht die Kraft, die unwürdigen Ketten, die ihn fesselten, abzuwerfen; er barg die Be- schämung hinter heftigen Worten. Da schleuderte ihm Armin die peinlichste Kränkung zu, beide gerieten in leidenschaftliche Wut. Hätte nicht der Strom sie getrennt, sie wären handgemein geworden. Schon rief Flavus in heftigem Zorn nach seinem Roß und seinen Waffen. Einer seiner römischen Freunde eilte herbei und hielt ihn zurück. Armin aber streckte drohend den Arm empor und kündigte in lateinischen Worten eine Schlacht an, so daß die Römer die An- sage verstanden. Am folgenden Tage setzte Germanicus, vom Feinde ungehindert, auf das rechte Weserufer hinüber und schlug hier ein Lager auf. Es kam für heute nur zu kleinen Reitergefechten, in denen die batavischen Hülfstruppen der Römer schwere Verluste erlitten. Durch einen Überläufer erfuhr der Feldherr, an welchem Orte Armin die

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 145

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 145 — gestüm und ihre unbezähmbare Kampfeswut. Gegen Armins Befehl brach die Hauptmasse der Cherusker zu früh hervor und stürzte sich auf die stärksten Reitergeschwader. Da befahl Germanicns der übrigen Reiterei, seitwärts eine Wendung zu machen und die Angreifer im Rücken anzufallen. Jetzt griff auch das Fußvolk an, und zu gleicher Zeit fiel die Reiterei den Deutschen in den Rücken und in die Flanken. Nach einem wild-verzweifelten Kampfe geriet die deutsche Schlachtordnung in gräßliche Verwirrung. Die einen drängten von der Ebene dem Walde zu, die andern aus dem Walde ins Freie. Ter Teil der Cherusker, der aus der Anhöhe mit Armin gehalten hatte, wahrscheinlich das Gefolge des Herzogs, wurde jetzt herab- gedrängt. Weithin kenntlich ragte über alle der große Held hervor. Durch gewaltige Thaten und ermunternden Zuruf, durch Hindeuten auf seine frisch blutenden Wunden suchte er den Kampf zum Stehen zu bringen. Umsonst! Wunder der Tapferkeit verrichtend, stürzte er auf die Bogenschützen los, um ihre Reihen zu durchbrechen, und dies wäre ihm geglückt, wenn nicht die keltischen Kohorten sich ihm entgegengeworfen hätten. Dennoch schlug er sich durch, dank der Riesenkraft seines Armes und dem feurigen Ungestüm seines Nosses. Mit dem Blute der Wunde bestrich er sich das Antlitz, um nicht erkannt zu werden. Jetzt sprengte er gegen die Schar der Chauken, die in römischem Dienst standen. Diese freilich erkannten ihn doch. Aber wenn sie auch römische Waffen trugen, so war doch die deutsche Treue nicht ganz in ihnen erstorben. Wie auf Ver- abredung öffneten sich ehrfürchtig die Reihen vor ihm und ließen ihn durch. Auch Jngomer entrann. Die meisten Mannen lagen tot auf dem Schlachtfeld. Von der letzten Stunde des Vormittags bis zur Nacht hatte das Morden gedauert. Tie Römer hatten einen glänzenden Sieg erfochten und mit geringen Opfern. Auf der Walstatt errichteten sie einen hohen Erd- Hügel, häuften auf diesen die erbeuteten Waffen zu einem Sieges- zeichen und schrieben daran die Namen der in der Schlacht besiegten Völker. Aber der Mut der Deutschen war trotz ihrer furchtbaren Verluste nicht gebrochen. Wütende Scham erfüllte aller Herzen, daß der heimische Boden das römische Siegesmal trug. Schon nach Schulze, Heimatskunde. 1 n

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 65

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 65 — Und bäumt die schlanken Vorderfüße Und bringet seine besten Grüße. Da sprach der Sachse: „Siehe da, Das ist des Sachsenvolkes Bild!" Der Franke reichet ihm die Hand. „Das war ein Wort zu seiner Zeit! Du sollst von sränkscher Großmut hören; Dem Kampf der Völker will ich wehren. Tu, denke dieser Stunde heut, Ich bin der König Karl genannt." Der Sachse reicht ihm auch die Hand. „Hast sränk'sche Großmut du genannt, So lern auch Sachsentreue kennen! Ich will dir deinen Gastfreund nennen: Herr Karl, du bist in mächt'ger Hand, Ich bin der Wittekind genannt." Da rief der Karl: „Ja, treu und frei? Das edle Roß, das ist dein Bild! Nun soll der goldne Frieden tagen; Tu sollst die Herzogskrone tragen; Das weiße Roß, das führ im Schild, Für ewig sei es treu und frei!" Freiherr Max von Der. Der Besuch Wittekinds bei Karl dem Großen. Ehe der Friede zwischen Karl und den Sachsen geschlossen war, sprach der tapfere Wittekind zu seinem Waffenbruder Albion: „Auf, laßt uns gehen, wir wollen Karl in seiner Burg besuchen und sehen seine Macht, denn er ist der höchste in seinem Lande!" Da zogen die kühnen Helden hin, ein Bettlergewand verhüllte ihre starken Glieder; sie wollten unerkannt sein und selber sehen und prüfen. Furcht war nicht in ihren mutigen Herzen. Sie wanderten und wanderten manchen Tag, und wo sie hinkamen, die Christen speisten sie. Da fragten sie sich einander: „Sind das die Christen?" Sie Schulze, Heimatskunde. g

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 67

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 67 — War das der starke Held, dessen blitzendes Schwert im Kampfe traf und tötete? War das der Mann, dessen Auge funkelte vom Zorn der Schlacht? Hier trägt er kein Schwert, sein Auge leuchtet im Frieden. Als er vor dem Altar steht, nimmt er demütig seine Krone ab und legt sie aus den Boden, dann beugt er seine Kniee auf den Stufen des Altars und betet zu Jesus Christus, dem Christengotte, und alles Volk fällt auf die Kniee und betet, und die himmlische Musik des Lobgesanges ertönt von neuem: Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede aus Erden, und den Menschen ein Wohl- gefallen' Ta steht Karl auf und setzt sich auf einen Stuhl, und der Mann im weißen Kleide predigt von Jesu, der gekommen ist, die Sünder selig zu machen, und Karl beugt sein hohes Haupt, so ost Jesu Name genannt wird. Ta segnet der Priester die Gemeinde, der Gottesdienst ist aus. Es war nicht Karls Haus, in dem sie gewesen, es war Gottes Haus, in welchem Karl gebetet hatte. Gott ist größer, als Karl, darum mußte auch Gottes Haus das größeste sein in der Stadt. Die Waffenbrüder gingen aus der Kirche. Vor der Kirchthür stand ein großer Haufe Bettler in gleichem Gewände, wie sie es anhatten. Karl geht mild und freundlich zu den Armen und giebt jedem ein Stücklein Geld und sagt: „Gott segne es euch, meine Kinder, betet auch für mich." „Ist das König Karl?" fragen sich die erstaunten Blicke der Helden. Da tritt der König auch zu ihnen, sieht sie freundlich an und spricht: „Ihr seid noch nicht hier gewesen, meine Freunde, kommt in mein Haus, da will ich euch geben euer Teil." Er geht, und sie folgen ihm. Sie kommen in sein Haus; das war kleiner als Gottes Haus. Sie treten in seine Stube, da heißt er die Diener hinausgehen und geht auf Wittekind und Albion zu und reicht ihnen wie ein Bruder die Hand und spricht: „Willkommen, ihr starken Helden der Sachsen in meiner Burg, Gott hat mein Gebet erhört, meine Feinde werden nun meine Freunde. Legt weg eure Lumpen, ich will euch fürstliche Kleider anziehen." Und er läßt ihnen fürstliche Kleider anziehen und sagt weiter: „Nun seid ihr meine Gäste, und bald auch, hoffe ich, meines Herrn Gottes Gäste." Das hatten die beiden Helden nicht erwartet, daß Karl sie in ihrer Verkleidung erkennen würde, das noch viel weniger, 5*
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