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1. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 61

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
61 Dann wirst du, wie auf grünen Au'n, Durch's Pilgerleben geh'n, Dann kannst du ohne Furcht und Grau'n- Dem Tod ins Auge fth'n. Dann wird die Sichel und der Pstug In deiner Hand so leicht; Dann singst du froh beim Wafferkrug, Als wär dir Wein gereicht. Dem Bösewicht wird Alles schwer, Er thue, was er thu'; Das Laster treibt ihn hin und her Und läßt ihm keine Ruh. Der schöne Frühling lacht ihm nicht; Ihm lacht kein Aehrenfeld; Er ist auf List und Trug erpicht, Und wünscht sich Nichts als Geld. Der Wind im Hain, das Laub am Baum Saußt ihm Entsetzen zu; Er findet nach des Lebenstraum Im Grabe keine Ruh. Drum übe Treu' und Redlichkeit Bis an dein kühles Grab Und weiche keinen Finger breit Von Gottes Wegen ab. Dann segnen Enkel deine Gruft Und weinen thränen drauf. Und Sommerblumen voller Dust Vlüh'n aus den Thränen auf. 30. Räthselfragen. ■*’ ^s sind vier Brüder in der Wtlt Die haben sich zusammcngesellt; Der erste frißt und wird nicht satt, Der zweite läuft und wird nicht matt, Der dritte sauft und wird nicht voll, Der vierte pfeift und klingt nicht wohl.

2. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 17

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
17 hängte sie geladen hin, damit er sie gleich wieder brauchen könnte. Unterdessen kamen seine zwei Söhne, Adam und Gott lieb, in die Stube. Adam war 12 Jahre, und Gottlieb 10 Jahre alt. „Wir wollen Soldaten spielen," sagte Gottlieb, und nun nahm jeder eine von den Flinten des Vaters. Adam ergriff zum Unglück die geladene. Sie schrieen einander zu: „Gewehr hoch! schlagt an! gebt Feuer!" und in diesem Augenblicke drückten sie auf einan- der los, und Gottlieb lag in seinem Blute. Die Mutter hörte draußen den Schuß, kam herbeigelaufen, und fand, (welcher Schreck muß es ihr gewesen seyn!) ihr liebet Söhn- chen todt; es war keine Rettung; es war todt und blieb todt. Was lernst du aus dieser Geschichte? Mit den Ohren hast du sie gehört, mit den Augen haft du sie im Buche gedruckt gesehen, mit deinem Munde sie gelesen und aus- gesprochen; aber mit dem Verstände mußt du darüber nach- denken. Das Hören, Sehen, Sprechen hilft allein Nichts, wenn man etwas Gutes hört oder sieht, so muß man es auch merken und thun. Zu einem Ohr' hinein, Zum andern gleich heraus; Wer so lernt, bringt nicht Viel Im Kopfe mit nach Haus. 16. Ach habe eine Nase. Mit der Nase rieche ich. Die Rosen und Nelken riechen angenehm; der Mist wohl auch? Ich freue mich, daß ich riechen kann, denn dadurch werde ich bewahrt vor manchen Dingen, die mir schaden könnten: denn das Schädliche ist gemeiniglich dem Gerüche zuwider. Deßwegen ist auch die Nase gleich über dem Munde, ; daß man erst riechen soll, ehe man etwas isset. Das Riechen ist also nicht bloß angenehm, es ist auch nützlich. An- genehm ist, was bloß einen Reiz für unser Gefühl hat, einen Eindruck auf uns macht, der uns lieb ist, wenn er uns nicht lieb ist, so ist es unangenehm. Wenn ich schöne Blumen sehe, wenn ich eine wohlklingende Musik höre, wenn ich eine gut zubereitete Speise schmecke, so ist es mir angenehm. Durch den Geruch kann rch angenehme

3. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 72

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
72 Jeströ, ach mein Gott! stirb doch nicht, Großmutter! sagte der Kleine. Die Kranke verliert den Athem, und muß sich nieder- legen. Der Knabe und sein Vater zerfließen in Thränen. — Sie erholt sich aber bald wieder und sagt: Es ist mir schon wieder besser, da ich jetzt liege. — Rudeli. Du stirbst doch jetzt nicht mehr, Großmutter? Die Mutter. Thu' doch nicht so, du Lieber, ich sterbe ja gern, und werde dann auch zu einem lieben Vater kommen. Wenn du wüßtest, Rudeli, wie eö mich freut, - daß ich bald zu ihm kommen soll, du würbest dich nicht so betrüben. Rudeli. Ich will mit dir sterben, wenn du stirbst. Die Mutter. Nein, Rudeli! du wirst nicht mit mir sterben, du wirst, will's Gott, noch lange leben und' brav werden, und wenn einst dein Vater alt und schwach seyn wird, seine Hilfe und sein Trost seyn. Gelt, Rudeli, du willst ihm folgen und brav werden und Recht thun? Versprich mir's, du lieber! Rudeli. Ja,. Großmutter! Ich will gewiß Recht thun und ihm folgen. Die Mutter. Rudeli! der Vater im Himmel, zu dem ich jetzt bald kommen werde, sieht und hört Alles, was wir thun und was wir versprechen! Gelt, Rudeli, du weißt das und glaubst es? Rudeli. Ja, Großmutter, ich weiß es und glaub es. Oie Mutter. Aber warum hast du denn doch ge- stern hinter meinem Bette verstohlen Erdäpfel gegessen? Rudeli. Verzeih nm's doch, Großmutter! Ich will's nicht mehr thun. Verzeih mir's doch; ich will's gewiß nicht mehr thun, Großmutter! Die Mutter. Hast du sie gestohlen? Rudeli. Ja, Großmutter! (schluchzend.) Die Mutter. Wem hast du sie gestohlen? . Rudeli. Dem Mäu — Mäu — Mäurer I Die Mutter. Du mußt zu ihm gehen, Rudeli, und ihn bitten, daß er dir verzeihe. Rudeli. Großmutter, um Gottes willen, ich darf nichts Die Mutter. Du mußt, Rudeli! damit du es ein ander Mal nicht wieder thust. Ohne Wider,ede mußt du

4. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 77

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
77 And hauptsächlich mit Säbeln und Lanzen; diese besonders mit Flinten bewaffnet. Auch hat man sehr große Schießgewehre, die man Kanonen nennt, aus welchen sehr große Kugeln unter die Feinde geschossen werden. Diese müssen mit Pfer- den fortgezogen weroen, und die Soldaten, welche sie be- dienen, heißen Kanoniere. Wenn nun zwei feindliche Heere im Kriege aufeinanderstoßen, so schießen, stechen, hauen sie so lange aufeinander, bis der eine Theil so viel Leute ver- loren hat, daß er nicht mehr Widerstand leisten kann und sich zurückziehen muß; dann hat der eine Theil die Schlacht gewonnen, dev andere verloren. Aber che' das geschieht, müssen immer gar V ele sterben und noch Mehrere werden verwundet und verstümmelt. So ist es mir gegangen. Auch ich wurde Soldat, zog mit in den Krieg und kam zu einer Schlacht. Es ging hart her. Viele blieben todt Andere verloren ihre gesunden Glieder; mir zerschmetterte eine Kanonenkugel das linke Bein; das mußte hieraus abge- löst werden und ich empfing ein hölzernes, auf dem ich nun mit Hilfe der Krücke, die ich unter die Arme stütze, mich herumschleppe. Ach, seufzte Antonie, ein solcher Krieg ist ja ein recht böses Ding; warum gibt es nur sol- che düse Soldaten? Wohl ist der Krieg etwas Böses, sagte Jacob, nicht nur der Schlachten wegen, wo sich die Sol» baten gegenseitig einander morden, sondern er ist auch eine Plage für dir Länder; denn Feuersbrünste, Plünderung, Theuerung, Hungersnoth, Unsicherheit, böse Krankheiten sind gewöhnlich in seinen; Geso.'ge.' Doch darfst du das nicht den Soldaten zu schreiben, die sind wie andere Men- schen, Theils gut, Theils böse. An und vor sich aber ist der Soldat ein recht ehrenwether Mann, denn er ver- theidigt .ja das Vaterland gegen die fremden Feinde und beschützt die Schwachen, die Frauen und Kinder, die sich selbst nicht hellen könnten. Es ist daher auch Pflicht jedes guten Staatsbürgers, der von feiner ? Obrigkeit dazu auf- gefordert wird, seinem Könige oder Fürsten in dem gerech- ten Kriege zu folgen, und mü Gott für Fürst und Vaterland zu streiten. Ja, rief Otto darein, da will ich auch, wenn ich groß werde und fremde Feinde un, ser Vaterland angreifen! Recht so, lieber Sohn, setzte Ja- kob hinzu! Es ist auch am Ende die Gefahr, der sich der Soldat allerdings aussetzt, doch durch Muth zu besiegen

5. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 78

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
— 78 Sterben muß der Mensch einmal, ob mm hier oder anders- wo. Viele sterben leicht und schnell in der Schlacht. Und viele Menschen werden elend und krüppelhaft, die nicht in den Krieg kommen; denn es gibt ja gar viele Zufälle, die der Mensch nicht vermeiden kann, und jeder Beruf hat sei- ne Gefahren, wohl, wer in seinem Berufe stirbt. Aber, lieber Sohn, nur ein gutes Gewissen muß der Mensch hü- den, welcher mulhvoll der Gefahr entgegengehen soll. Der Soldat, der dem Tode ins Augi sehen soll, muß vor allen Dingen dafür sorgen, daß er jeden Augenblick dem höchsten Richter getrost entgegengehen kann. Der Soloat, der den wehrlosen Bürger plagt, der friedliche Menschen beraubt, mit Feuer und Schwert wüthet, der ist ein schlechter Mensch — und auch ein schlechter Soldat. 10. Die theure Zekt. Der alle Jakob hat uns erzählt, daß im Kriege oft auch theure Zeit entstehe; „was ist denn eine theure Zert?" fragte Otto seinen Vater. Theuere Zeit,, oder Theuerung nennt man, antwortete dieser, die Landplage, wenn die nothwendigen Lebensbedürfnisse im Preise so hoch steigen, daß der, welcher nicht selbst sein Brod erbaut, nicht mehr so viel Geld erarbeiten kann, als er für Erkaufung dessel- den bedarf. Fehlt das Getraide ganz, oder wird so theuer, daß es nur von ganz reichen Leuten noch bezahlt werden kann, so entsteht eine Hungersnoth. Eine solche Theuerung oder gar Hungersnoth kann allerdings leicht im Kriege entstehen, wenn zahlreiche Kriegsheere in einer Gegend alle Vorrathe aufzehren oder auch verwüsten; doch werden dann gewöhnlich bald aus andern Gegenden, wo- hin der Krieg nicht gekommen war, wieder Nahrungsmit- tel zugeschafft, so, daß zwar die Preise desselben höher steigen, aber doch der Mangel wenigstens nicht lange an- yält, und also keine-Hungersnoth daraus wird. Aber schlim- mer ist es, wenn durch ungünstige Witterung die Aernten mißrathen, wodurch zuweilen Theuerung und Mangel in ganzen Ländern und auf lange Zeit entstehen. Dieß ist dann eine große Noth. Die gefährlichste Theuerung, und an man- chen Orten wahre Hungersnoth, war in Deutschland in den Jahren 1771 und 1772,' wo in den Gegenden, die an Ge- rraide arm sind, z. B. im sächsischen Erzgebirge, mehrere

6. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 27

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
27 — kam langsam auf mich zu, sahe mich wehmüthig an und legte mir seine rechte Latze in den Schoß. Da sahe ich, daß sie ganz geschwollen und durchschmoren war, unter« suchte sie und fand, daß er sich einen großen Dorn einge- stochen hatte; den zog ich heraus, band ein altes Luch um den Fuß und so wurde er bald wieder gesund. Der Löwe war sehr erstellt, lccktt m'ch und wedelte, und gab mir zu verstehen, daß ich bei ihm bleiben sollte, weil er merkte, daß ich mich fürchtete. Er brachte mir nun alle Lage fri- sches Fleisch 'von Thieren, die er erlegt haltt. So ging eö längere Zeit. Endlich kam der Löwe einmal nicht wieder und ich merkte mit Betrübniß, daß man ihn ein- gefangen hatte. Nun konnte ich in der Höhle nicht mehr bleiben, ich verließ Höhle und Wald und war so unglück- lich meinen Verfolgern in die Hände zu fallen. Ich wurde gefangen, zum Tode vrrurtheilt, und erwartete mit Schrecken von einem wilden Thiere zerrissen zu werden. Jetzt öffnete sich der Käsig, ein großer Löwe stürzte heraus — aber eö ge- schah, waö ihr Alle gesehen habt; der Löwe verschonte mich, T- es war der, dem ich den Fuß geheilt und der mich er- nährt hatte. Gersihrt schenkte der Kaiser dem Sclaven Leben und Freiheit und den Löwen dazu, der ihn nun nicht wie- der verließ, sondern wie ein Hund neben ihm herlief und überall ganz zahm ihn begleitete. Ein vornehmer Herr lag einmal gefährlich krank darnieder, Er hatte ein Geschwür inwendig in seinem Halse, konnte mcht mehr sprechen und keine Lust mehr bekommen; man glaubte er müsse sterben. Da er keine Frau und keine Kinder hatte, so trugen seine Diener, die ihn aufwarten sollten, schon Alles fort und eigneten sich es zu. Pas sahe der Affe, den der Herr zu seinem Ver- gnügen batte und suchte nun auch im Zimmer herum, ob Nichts für ihn da sei. Da fand er endlich unter dem Bette eine große Schachtel, in welcher ein schöner Staatthut des Herrn lag. Diesen Hut nahm der Affe heraus, sitzte ihn sich auf und besah sich sehr wohlgefällig in dem Spiegel, wie ihm der Hut stände. Darüber mußte der krm'.e Mann fa lachen, daß das Geschwür im Halse ausging und er wieder gesund wurde. Was können wir aus diesen Geschichten schließen? Dsi Thiere können Elwaß bemerken, d, h, ssi' können.iw

7. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 81

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
— 81 — Da jammerten nun zwanzig Familien ohne Obdach, ohne La« gerstätte, ohne Nahrungsmittel, ohne Hausgerathe, ohne Handwerkszeug; denn die Mehresten hatten in der Angst und Bestürzung Nichts als das Leben gerettet. Ja, in dem einen Hause war sogar ein schlafendes Kind vergessen worden, und so mit verbrannt; in einem andern war die Mutter, die noch Etwas von ihren Habseligkciten retten wollte, vom Rauche erstickt worden. Einen Zimmermann, der mit Ein- reißen beschäftigt war, hatte ein herabfallender Balken so be- schädigt, daß er Zeitlebens nicht wieder wird arbeiten können. Da war allgemeines Wehklagen. Namentlich seufzte Wün- scher mit seiner Frau und Kindern; denn sie hatten Alles verloren. Zwar suchten wohlthätige Menschenfreunde durch Nahrungsmittel, Kleidungsstücke und Geld die Noth zu mildern, doch gehörten Jahre dazu, um den Verlust einiger- maßen zu verschmerzen. Wie war denn aber nur das Unglück entstanden, fragte das kleine Lottchen, das so viele Leute verderbte? Man weiß es nicht gewiß, antwortete Vater Müller; der diese Geschichte seinen Kindern erzählt hatte. Manche meinen, das Feuer sei von boshaften Menschen angelegt worden, wir wollen aber lieber glauben, daß es durch Unvorsichtig- keit entstanden sei. Es ist eine zu große Bosheit, wenn Jemand aus Neid, Rachsucht oder Schadenfreude das Haus seines Mitbürgers anzündet, und Habe und Leben in Gefahr setzt, als daß man glauben sollte, daß viele Menschen der-, selbe fähig wären. Es wird auch ein solches unmen'chl-ches Verbrechen von der Obrigkeit an Leib und Leben ha>t be- straft. Größtentheils en ist hen die Feuersbrünste durch Un- vorsichtigkeit, oft so, daß der Mensch, der sie veranlaßt hat, es selbst nicht weiß. Deßwegen rufen die Nachtwächter alle Abende Jedermann die Warnung zu: Nehmt in Acht das Feuer und Licht! ' Daß Niemandem Schade geschieht; und jeder Mensch sollte in Absicht aus das Feuer alle mög- liche Vorsicht anwenden; wozu auch die Kinder in den Schu- len schon ernstlich angewiesen werden. Nur eine Art der Ent- stehung der Feuersbrünste ist unvermeidlich, nämlich, wenn der Blitz die Gebäude entzündet. Dieser Fall ist aber der selt- nere, und auch dann kann die Vorsicht und gute Anstalten die Gefahr sehr mindern, besonders durch die Blitzableiter

8. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 86

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
— 8s bar das Vaterland zu verlassen, so lange es uns nicht aus- stößt. In der Kindheit hat es uns ernährt, hat und unter- richtet, herangebildet, und wenn wir nun so weit gekommen sind, daß wir wieder für das Vaterland Etwas thun kön- nen, sollten wir es dann verlassen dürfen? — Nein — Eh- re dein Vaterland! Werde ihm nützlich durch dein Handeln und durch dein Wissen! Befolge seine Gesetze und baue den Boden deiner Väter, damit, wo sie schlummern, auch du einst in Friede schlafen mögest! — 19. Die glückliche Familie, „Drei schöne Dinge find, wenn Brüder ein- find, die Nachbarn sich lieb haben und Mann und Weib sich mit einander wohl begehen." So sagt der Sittenlehrer Sirach, und daß es wahr ist, konnte man sehen an Paul Wohlfeld und seiner getreuen Gertrude. Sie besaßen daö schönste Bauerngut in Waizenhausen, ihre Kinder waren die beliebtesten im ganzen Dorfe, ihre Wirth- schaft war ein Muster für die Gegend. So war es nicht immer. Paul diente früher als Knecht in demselben Gute, das es jetzt als Eigenchümer bewirthschaftete. Seine Dienst- herrschaft hatte aber eine reiche Erbschaft gethan und war auf das größere Gut gezogen, das ihr zugefallen war. Paul, als redlicher Mensch und guter Wirth bekannt, wurde als Pachter zurückgelassen, ob' er gleich zu feiner Einrichtung Nichts hatte als hundert Thaler, die er in feiner Dienstzett nach und nach zurückgelegt hatte. Man vertraute ihm und brauchte für feine Ehrlichkeit und Ordnungsliebe keine Bürg- schaft. Seine Gertrud, die von ihren ehrlichen aber ganz armen Aeltern, außer den beßten Segenswünschen, Nichts bekommen konnte, brachte ihm doch eine hübsche Ausstattung zu, welche eine verstorbene Verwandte, die sie fünf Jahre lang gewartet und gepflegt, und deren wunderliche Laune sie mit großer Geduld ertragen hatte, in ihrem Testamente ihr aussetzte. Aus jenen hundert Thalern und dieser Ausstattung war nun ein ganzes Bauerngut, mit Haus, Hof, Feldern, Wiesen, Gärten, Waldung, Vieh, Schiff und Geschirre und Hauögerathe geworden — und das Alles durch die Befolgung einer ganz kurzen, einfachen Regel; diese heißt: Bete und arbeite; .Paul und Gertrude arbeiteten mit-

9. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 87

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
87 — einander ehrlich und treu, wie sie es vermochten, und da Ih- nen Gott Kinder schenkte, hielten sie dieselben auch zur Ar- beitsamkeit an, so daß sie selten fremde Menschen in ihrem Haushalte brauchten, die sie theuer hätten lohnen müssen, und welche hoch die Arbeit nicht so zum Nutzen würden ver- richtet haben. Mit dieser sorgsamen Thätigkeit verbanden sie aber auch eine weise Sparsamkeit, die, zwar weit entfernt von niedrigen Geize, doch jeden erlaubten Gewinn sich an- eignete unh jede unnütze Ausgabe zu vermeiden suchte. Diese Sparsamkeit zeigten sie besonders hei dem Genusse der Nah- rungsmittel uno in Absicht ihrer Bekleidung. In keinem Hause wurden nahrhaftere und schmackhaftere Speisen genos- sen, als in dem Wohlfeldschen; Alle befanden sich daher auch gesund und wohl; aber Leckereien, die sie erst kaufen mußtet» und we'che die Gesundheit zerstören, kamen nicht auf ihren Tisch. Eben so war Niemand im Dorf« reinlicher und an- ständiger gekleidet, als Wohlfeld und seine Familie, aber fast der ganze Anzug war aus Gertruden- eigner Wirthschaft hervorgegangen. So wurde durch Heu goldnen Spruch: „Kauf nicht, was du hättest gern, Pur, was du nicht kannst entbehrn.". so viel erspart, daß es zu den nöthigen Ausgaben nie am Gelde mangelte, und Wohlfeld nie an die Abtragung einer Schuld erinnert wurde, weil er gewöhnlich Alles bezahlte, ehe es gefällig war. Dabei vergaßen sie nie den Segen des guten Gottes auch durch fromme- Gebet sich zu eigen zu machen. Mit reinem Gewissen, da weder Muß ggang, noch drückende Armuth, die beides viel Böses lehren, sie in Versuchung führte, konnten sie auch frohen Muthe- zu dem emporsehen § der die Herzen der Menschen prüft, und ihm von ganzer Seele vertrauen. Auf einem solchen Hause mußte Gottes Segen ruhen. Ihre Arbeit brachte Hohn. Ihre Kmder wuchsen hoffnungsvoll heran, sie waren dem. Dorfe Muster der Eintracht, der Thätigkeit, dex Wohlan- ständigkeil, der Bescheidenheit, der Zufriedenheit, Selten sah man sie in anderer Gesellschaft, denn sie befanden sich nirgends besser, als im eignen Hause. Al-, Wohlsech. alt und lebensmüde starb, da weinten wohlversorgte Enkel an seinem Grabe, Gertrudens Töchter waren gepriesene Frauen, »hre Söhne angesehene Männer geworden; denn die Lu-

10. Lese- und Lehrbuch für den Bedarf der Volksschulen - S. 36

1829 - Neustadt a.d.O. : Wagner
36 Wer sich dessen rühmen kann. Der nur bleibt ein freier Mann. Die heftige Begierde, ein gefürchtetes Uebel abzuwen- den und diejenigen zu bestrafen, die uns solches zufügen wollen , heißt Zorn; der, wenn er schnell entstehet und vorübergehet, die Hitze; wenn er bleibend und eingewur- zelt ist, der Haß genannt wird. Feindschaft, Groll, Heimtücke sind Theils nur verschiedene Namen, Theils verschiedene Abstufungen derselben reizenden Leidenschaft die aus der Vorstellung irgend eines bedrohten Gutes ent- springt. Wie verderblich die Leidenschaft des Zorns in allen ihren' Verzweigungen ist, mag folgende wahre Geschichte lehren. 'Christian Blumenflor'» war der Sohn fthr armer Aeltern, die auf seine Erziehung wenig Fleiß wendeten , und ihn nicht einmal ordentlich zur' Schule anhielten. Da auch sein Vater frühzeitig starb, so wuchs der Knabe fast ganz in der Verwilderung auf und war sich immer selbst über- lassen. So blieb eö auch, da er in spätern Jahren bei ei- nem Hirten diente und ohne weitere Aufsicht nur unter dem Viehe lebte, das er zur Weide treiben mußte. Daraus ent- stand bei ihm eine Unmäßigkeit «nd Heftigkeit in allen sei» nen Begierden, weil nur durch eine vernünftige Erziehung der Mensch gewöhnt wird, seine Begierden zu bezähmen. Vor- züglich war er zum Zorne geneigt und wurde dadurch, wett er groß und stark geworden war, allen Schwächer» in der That fürchterlich; denn, wenn er irgend Etwas wollte, so ließ er sich von Niemand daran hindern, und von wem er sich beleidigt glaubte, der mußte ftine volle Rache fürchten. Daher ging Niemand gern mit ihm um; und da er später- hin Soldat werden mußte, so gefiel ihm die Lebensart, wo er seine Begierde mäßigen und seinen Vorgesetzten folgen sollte, so wenig, daß er zwei Mal davonlief und sich als Knecbl in ein Haus vermiethele, wo er, wegen der Mer- schwache des Herrn und'zuneigung der Frau zu ihm, volle Frei- heit hatte und ganz den Herrn spielte. Hier war es, wo seine Unverträglichkeit, seine Rachgier, fein Jähzorn ihn endlich ins Unglück stürzte. Er war nämlich mit mehreren Arbeitern auf einem Kvrnselde, um es abzuarnten; hier neckte er die
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