Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 2

1909 - : Schöningh
2 Einleitung. Wie die geschichtlichen Zeiträume sich nicht einmal mit Jahreszahlen genau begrenzen lassen — die angegebenen Jahreszahlen bezeichnen nur Höhepunkte der Übergangszeit —, so ist dies bei den prähistorischen Perioden erst recht nicht der Fall. „Diese Perioden verschmelzen ineinander wie die Farben des Sonnenspektrums." Die ältere Steinzeit bezeichnet die Kulturstufe des diluvialen Menschen. Neben Holz, Knochen und Horn diente vorwiegend der Stein, den man durch einfaches Zuschlagen zubereitete, als Werkzeug. Der palüolithische Mensch kannte weder den Ackerbau noch die Viehzucht; er besaß noch keine aus Tonerde geformten und gebrannten Gefäße. Er lebte unstät in Höhlen oder unter überhängenden Felsen (Schwäbische Alp, Fränkische Schweiz, Eisel, Harz), er jagte in der Voreiszeit, den Zwischeneiszeiten und der Nacheiszeit das Mammut, den Höhlenbären, den Urochsen, das Wisent und später das Renntier. Messer. Schaber, Bohrer, Pfriemen, Beile (ohne Ose), Pfeil- und Lanzenspitzen find die meist anzutreffenden Funde dieser Zeit. Als der älteste Fund körperlicher Überreste des Menschen gilt der sogenannte Neandertalmensch, der 1856 im Neandertale bei Düsseldorf gefunden wurde? Nach der Schädelbildung zu urteilen, gehörte er mit den gleichalterigen Funden aus Spy in Belgien und aus Krapina in Kroatien einer niederen Kulturstufe der Menschheit an; eine Abstammung des menschlichen Körpers aus dem tierischen aber läßt sich „auf Grund des vorliegenden Materials zurzeit weder beweisen noch direkt widerlegen". (Bumüller.) Die Diluvialzeit ging allmählich in die gegenwärtige Periode der Erdgeschichte über. Das kalte und trockene Klima der Eiszeit wich in Europa einem gemäßigten Klima. Mammut und Höhlenbär verschwanden völlig, das Renntier wanderte dem Norden zu. Gemse, Murmeltier und Steinbock zogen sich in höhere Gebirge zurück, und Löwe, Leopard und Hyäne suchten wärmere Gegenden auf. Dafür aber erscheinen jetzt neben dem Menschen die Haustiere: Rind, Ziege, Schas und später Schwein. Der Mensch ist zwar noch vorwiegend Jäger, gewöhnt sich aber allmählich an eine seßhafte Lebensweise und beginnt den Acker zu bestellen; er lernt bald auf Mahlsteinen Getreidekörner zerquetschen, Brot bereiten, Gespinstpflanzen zu Zeug verarbeiten und aus Tonerde, freilich noch ohne Töpferscheibe, Gefäße formen und an der Sonne oder am offenen Feuer brennen. Die ^-teinwerkzeuge i Näheres über den Neandertalmenschen sowie über die vorgeschichtliche Zeit am Rhein vgl. des Verfassers „Geschichtsbilder aus dem Rheinlande". 2. Aufl. 1906. Bonn, Hanstein oder „Heimatsgeschichte der Rheinprovinz". 1906. Seite 2 und ff.

2. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 118

1909 - : Schöningh
118 Iv. Tie landesfürstlich-städtische Zeit. Fleischerstraße), von bemerkenswerten Gebäuden (Kirch-, Burg-, Schloßstraße), von Toren, von Ausländern, die hier ansässig waren (Friesen-, Holländer-, Latnpert- [Lombarden-], Judenstraße), oder auch von einzelnen Ständen (Pfassengasse, Ritterstraße). Eine Beleuchtung der Straßen war nicht üblich. Die Häuser waren in der frühesten Zeit meist einfache Fachwerkbauten, die es auch erklären, daß Feuerbrünste damals oft furchtbar um sich greifen konnten. Man findet daher den Löschdienst, der meist bestimmten Handwerkern oblag, schon früh geordnet. Öffentliche Brunnen erleichterten in manchen Städten das Löschen der Brände. Seit dem 14. Jahrhundert wurden an vielen Orten die Fachwerkhäuser, die Stroh- und Schindeldächer verboten. Seit dem 15. Jahrhundert beginnt man die Fassaden des Privathauses immer reicher und schöner zu gestalten und besonders in Süddeutschland und in der Schweiz auch vielfach zu bemalen? Die Inneneinrichtung der Wohnhäuser der früheren Zeit war recht einfach; das Erdgeschoß barg Läden und Lager, im Obergeschoß befanden sich Wohn- und Schlafräume. Glasfenster waren bis zum 15. Jahrhundert unbekannt; Leinen, Ölpapier, Pergament oder Tierblafen ließen fpärliches Licht durch die kleinen Öffnungen der Holzladen eintreten. Das Mobiliar, das anfangs recht einfach war, wurde im 15. Jahrhundert mit dem erhöhten Wohlstände des Bürgers immer üppiger gestaltet. Die öffentlichen Gebäude — Kirchen, Rathäufer, Kaufhäuser, Gesell-schaftshäufer — wurden bei dem hochentwickelten Gemeinsinn der Bürger meist mit verschwenderischer Pracht errichtet. Hospitäler — mindestens eins für den Ausfatz und eins für andere Krankheiten — fehlten in keiner Stadt. Die Ausübung des Rechts und die Verwaltung der Stadt lagen anfangs in den Händen des Stadtherrn. Früher oder später aber errangen die Bürger überall eine freiere Rechtsstellung und eine selbständige Verwaltung. Bis znm Anfang des 13. Jahrhunderts war bereits eine fast völlige Loslösung der Stadt vom Stadtherrn erreicht. Größere persönliche Freiheit, auch für die eingewanderten Hörigen — wer Jahr und Tag (1 Jahr 6 Wochen) in der Stadt war, ohne daß fein Herr ihn zurückgefordert hatte, war frei: „Stadtluft macht frei" —, unbeschränktes Ehe- und Erbrecht, Freiheit des Erwerbs, Befreiung von den meisten Leistungen an den Stadtherrn — ausgenommen war der Grundzins —, Beschränkung des Pflicht des Heeresdienstes, eigene Wahl des Vogtes, des früheren Vertreters des Stadtherrn, Umgestaltung des Landrechtes mit besonderer Beziehung 1 Vgl. Schulz, Die Entwicklung des deutschen Bürgerhauses. Dürrs Deutsche Bibl. Bd. Xiii B Nr. 21.

3. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. uncounted

1909 - : Schöningh
Im Verlage von Ferdinand Schöningh in paderborn ist ferner erschienen: Ahler, Alois, Königl. Seminarlchrer, (guellenbuch für den Geschichtsunterricht. Viii und 444 Seiten, gr. 8. br. J<° 2,40, geb. Jk 3,—. Das Buch enthält 190 Stücke und reicht bis in die Gegenwart; es ist für Präparandenschnlen, Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und Realanstalten bestimmt. Tuellenstoffe und Lesestücke für den Geschichtsunterricht in Lehrerseminaren. I. Band: Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des 30jährigen Krieges. Dritte Aufl. 310 <5. gr. 8. br. Ji> 2,50, geb. Jt> 3,20. Ii. Band: Deutsche und brandenburgisch-preuhische Geschichte vom Ausgange des 30jährigen Krieges bis 1815. Zweite verb. Auflage. 234 Seiten, gr. 8. br. J(o 2,50, geb. J6 3,20. Iii. Band: Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart. 234 S. gr. 8. br. J& 2,40, geb. Jb 3, -. Das ganze Werk enthält 257 -Stücke. Das vorstehende, mit Sach- und Fachkenntnis herausgegebene Werk wird durchweg als ein gelungener Kommentar zu jedem Lehrbuch der Geschichte anerkannt, da es aufs beste geeignet ist, die auf Grund des unmittelbaren Unterrichts und an der Hand eines entsprechenden Lehrbuches erworbenen Kenntnisse in Geschichte durch nebenher betriebene Lektüre angemessen zu ergänzen und zu vertiefen. Hchiffels, Jos., Rektor, Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte. Nach den maßgebenden amtlichen Bestimmungen und methodischen Forderungen zunächst zum Gebrauch für Lehrer an Volksschulen. 2. neu bearbeitete und vermehrte Auflage. 248 S. br. Jfä 2,60, geb. Jk 3,40. Handbuch für den Unterricht in der preußischen Geschichte. Nach den maßgebenden amtlichen Bestimmungen und metho-difchen Forderungen zunächst zum Gebranche für Lehrer an Volksschulen. 4. verbesserte und vermehrte Anflage. Mit 13 Kartenskizzen. 449 Seiten, br. J(> 5,—, geb. Jt> 6,—. Brückmann, Ioh., Seminarlehrer, Methodik des Geschichtzunter-richtes in der Volksschule zum Gebrauche bei der Vorbereitung auf die erste und zweite Lehrerprüfung. 123 S. 8. br. 1,—•

4. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 13

1909 - : Schöningh
§ 1. Die Germanen. 13 Der Landbau geschah nach der sogenannten wilden oder ungeregelten Feld graswirtschaft; ein Feld, das mehrere Jahre mit Getreide bepflanzt worden war, lief; man wieder längere Zeit als Grasland liegen und benutzte es als Weide. Das Düngen des Bodens war unbekannt. Die Viehzucht nahm einen breiten Raum ein. Pferd, Rind, Schwein und Gans waren als Haustiere bekannt. Gerste, Roggen, Hafer, Weizen, Spelz und Hirse wurden als Getreide angebaut; daneben baute man auch Erbsen und Bohnen, Möhren und Rüben, Flachs, Hanf, Lauch und Waid. Vielleicht waren auch schon veredelte Apfel bekannt; andere Baumfrüchte und Beeren sowie Heilpflanzen sammelte man an wildwachsenden Bäumen und Stauden. Die Wirtschaft war zur Germanenzeit reine Naturalwirtschaft. Der Konsument war gleichzeitig fein Produzent. Der Tauschhandel befand sich noch in seinen Ansängen. Zwar besuchten schon phonizische, etruskische und griechische Händler die Germanen; doch sie brachten meist nur Schmuck und Luxuswaren, höchstens noch Gewänder. Im allgemeinen stellte jeder Haushalt den Bedarf an Lebensrnitteln, Kleidern, Geräten und Werkzeugen selbst her. Handwerker, die berufsmäßig für andere Gebrauchgegenstände gegen Entgelt herstellten, kannte man nicht. Zwar scheinen die Schmiederei, besonders Wassenschmiederei — Eisen wurde bereits bergmännisch gewonnen — und an der Küste der Schiffbau, die auch von den Freien geübt wurden, schon früh als selbständige Handwerke sich herausgebildet zu haben. Eine gewisse Arbeitsteilung aber fehlte auch der Naturalwirtschaft der Germanen nicht. Die Besitzer größerer Höse verteilten jedenfalls die einzelnen Arbeiten nach Neigung und Fähigkeit. Die wirtschaftliche Arbeit wurde zum größten Teile von den Unfreien, von Knechten und Mägden, verrichtet. Diese wohnten vielfach auf der Scholle des Herrn in besonderen Hütten und besaßen eigene Familien; dabei ist es nicht ausgeschlossen, daß bei den wenig begüterten . Freien neben Weib und Kindern auch der Mann bei der Arbeit zugriff, 1 sowohl im Feldbau als auch bei der Pflege des Viehes. Reiche nahmen zur persönlichen Bedienung im Hause erlesene Knechte und Mägde, j 3>n ^r Halle der späteren Könige erlangten diese Hausdienste (ministeria) eine derartige Bedeutung, daß aus ihnen der Stand der Ministerialen hervorging. Während die äußere Kultur der Germanen die frühere ureuro-päische Kultur nicht wesentlich überragt, zeigt das Geistesleben eine höhere Stufe. Eigentliche Schriftzeichen nahmen die Germanen erst nach der Völkerwanderung von den Römern an, und auch da noch

5. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 120

1909 - : Schöningh
120 Iv. Die landesfürstlich-städtische Zeit. Wagen, Kranen, Brücken) und dem Umgelt), der Accise auf Mehl, Fleisch, Wein, Bier, Malz, Tuch, Wolle u. a. In der ersten Zeit der freien Stadtverfasfnng lag das Stadtregiment meist in den Händen der Geschlechter, die durch Ansehen und Reichtum sich vor den anderen Bürgern auszeichneten. Seit dem 13. Jahrhundert aber verlangten die Zünfte Anteil am Stadtregiment, das sie auch meist, wenn auch erst nach blutigen. Kämpfen mit den Geschlechtern (Weberschlacht in Köln 1371) erreichten. In einigen Städten (Augsburg, Magdeburg, Braunschweig) erhielten die Zünfte das gesamte Regiment, in anderen (Frankfurt a. M., Halle) ließ man den patrizischen Rat bestehen, ergänzte ihn aber durch eine Anzahl von Ratsherrn aus den Zünften, in Köln wählten die Bürger — gleichviel ob zu den Zünften oder Geschlechtern gehörig — nach dem Vermögen den Rat. Während die Städte ansangs von ihren Stadtherrn abhängig waren, wurden sie später immer selbständiger. Dem Kaiser ordneten sie sich meist nur in äußerlichen Beziehungen unter; namentlich die Reichsstädte galten als fast völlig frei: sie leisteten dem Kaiser nur Huldigung, Heeresfolge und gewisse Steuern; auch die Bischoss-städte erlangten große Selbständigkeit. Weniger selbständig waren die Landstädte, die unter der Oberhoheit weltlicher Fürsten standen. Um größeren politischen Einfluß zu gewinnen, schlossen sich oft Städte zu Bündnissen zusammen (Hanse, schwäbischer und rheinischer Städtebund) und triumphierten im 14. Jahrhundert über Könige und Adel; seit dem Ende des 15. Jahrhunderts neigte das Übergewicht sich jedoch wieder auf die Seite der Fürsten. Die Zahl der Einwohner war auch zur Zeit der Blüte verhältnismäßig gering. Köln und Lübeck zählten im 15. Jahrhundert etwa 30—35000, Straßburg und Nürnberg etwa 26000 Einwohner. Die Bedeutung der Städte lag auch weniger in der Zahl der Bewohner als vielmehr in dem Reichtum der Bürger und der Kraft des gewerblichen Mittelstandes. Den größten Posten der Ausgaben bildeten die Aufwendungen für die Stadtverteidigung. In Köln z. B. erforderten sie in dem Friedensjahre 1379 sogar 82% sämtlicher Ausgaben. Die Organisation der Bürgerschaft für den militärischen Dienst ist nach den einzelnen Städten verschieden. Im Prinzip wird die allgemeine Wehrpflicht beobachtet; es werden jedoch nicht alle Bürger ohne Unterschied aufgeboten, sondern vielfach nur die, die über einen bestimmten Besitz verfügen. Die reicheren Bürger müssen zu Roß, die minder bemittelten zu Fuß dienen. Ursprünglich waren so die meisten

6. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 157

1909 - : Schöningh
§ 12. Die Reformation und der Dreißigjährige Krieg. 157 Entdeckungen deutsche Großkaufleute klug und energisch sich den neuen Bedingungen des Weltverkehrs angepaßt. Da aber Deutschland keinen Anteil an dem überseeischen Kolonialbesitz erworben hatte, so erlangte es auch auf die Dauer keinen nennenswerten Anteil am Welthandel. — Verhängnisvoller aber war für den deutschen Handel der Zusammenbruch der großen oberdeutschen Kaufhäuser und Handelsgesellschaften. Sie hatten ehedem sich auf den Geldhandel verlegt und die Hauptgeschäfte mit dem Auslande in Händen gehabt; besonders viele fürstliche Schuldner besaßen sie im Auslande. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts geschah es nun wiederholt, daß fürstliche Schuldner, namentlich in Frankreich und Spanien, Zahlungseinstellungen verfügten. Dadurch gingen der deutschen Volkswirtschaft Millionen verloren; in der Folge legte man lieber das Vermögen in rentenbringendem Grundbesitz im eigenen Lande an, als daß man es in Geldspekulationen einsetzte. — Der norddeutsche Handel litt sehr unter dem gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung Englands und Hollands. Sogar in den deutschen Binnenhandel drängten sich vielfach Ausländer ein. Die Hanse löste sich auf; — der letze Hansetag war zu Lübeck 1669. Der deutsche Kaufmann, der ehedem eine so bedeutende Rolle spielte, wurde zum Händler zweiten Ranges herab-gedrückt. Auch die gewerbliche Kraft Deutschlands erlahmte mit dem zurückgehenden Handel ganz von selbst. Die bürgerliche Gewerb-tätigfeit litt sehr darunter, daß die Lebensmittelpreise höher anstiegen als die gewerblichen Löhne und die Preise der Gewerbeerzeugnisse. Das Ansteigen der Lebensmittelpreise aber übte einen wohltätigen Einfluß aus auf die Landwirtschaft. So konnte die Landbevölkerung, wenn sie auch in den Bauernkriegen eine Reform der Agrarverfassung vergebens erstrebt hatte, in wirtschaftlicher Hinsicht sich einigermaßen erholen. Der Dreißigjährige Krieg zerstörte nach der langen wirtschaftlichen Krisis die gesamte deutsche Kulturarbeit in Stadt und Land. Die Bevölkerung war auf etwa ein Viertel zusammengeschmolzen. Weite Strecken, die einst mühevoll dem deutschen Anbau gewonnen worden waren, bedeckten sich mit Gestrüpp oder versumpften. Der Bauer besaß kein Vieh und Saatgut mehr; in den Städten waren Handel und Wohlstand dahin. Das gesamte Geistesleben des 16. Jahrhunderts wurde von dem religiösen Gegensatz beherrscht. Durch die Reformen des Konzils von Trient erstarkte der Katholizismus wieder, und nachdem

7. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 66

1909 - : Schöningh
66 Iii. Das deutsch-römische Reich im Bunde mit der Kirche. Der Handel des früheren Mittelalters wird meist unterschätzt. Zur Zeit des Frankenreichs befand er sich vorwiegend in den Händen von Italienern und Juden; früh aber treten auch schon einheimische Kaufleute auf. In den Städten entwickelten sich die Händler allmählich zu einem selbständigen Stande, vorwiegend unter dem Einfluß des Handwerks. Anfangs vertrieben die Handwerker auf dem Markte ihre Waren selbst; das eigentliche Gebiet des Kaufmanns waren zunächst die viel begehrten Waren des Orients (Gewürze, Weihrauch, feine Tuche, Edelsteine) fowie Wein und Ol, Getreide und Wachs. Allmählich lieferten die Kaufleute auch dem Handwerker die Rohprodukte und vertrieben seine fertigen Waren. Schon im 10. und 11. Jahrhundert entwickelte sich der Handel in drei Gebieten Deutschlands recht lebhaft: die Kaufleute Süddeutschlands, besonders aus Regensburg, Augsburg, Konstanz, Straßburg, Bafel und Zürich, unterhielten lebhafte Handelsbeziehungen die Donau abwärts bis nach Byzanz; auch mit Italien nahmen die Handelsbeziehungen, besonders seit der Zeit, als die politische Verbindung enger wurde, an Bedeutung zu. Besonders lebhaft wurde schon im 10. und 11. Jahrhundert der Handel am Rhein mit Mainz und Köln als Mittelpunkten; letztere Stadt unterhielt damals schon bedeutende Handelsbeziehungen mit England. Der wichtigste Handel mit England lag in den Händen der Friesen, die auch auf dem Festlande den ausgedehntesten Tuchhandel in ganz Europa unterhielten. Ein ganz neues Gebiet eröffnete sich dem deutschen Handel im Osten durch die von Karl dem Großen begonnenen und besonders von Otto I. fortgeführten Kolonisationsbestrebungen. Immer häufiger ist von wohlhabenden Kaufleuten in den Städten die Rede. Die Könige unterstützten die Kaufleute durch mancherlei Privilegien; sie erhielten zuerst ein besonderes Recht und wurden dadurch der Gerichtsbarkeit der Grundherren entzogen. Das Sonderrecht der Kaufleute wurde die Grundlage des sich allmählich herausbildenden Stadtrechtes. Die besondere Blütezeit des Handels führten die Kaufleute dadurch herbei, daß sie sich eng zusammenschlössen; im 10. und 11. Jahrhundert liegen die Anfänge der Hansa. In dieser Zeit beginnt auch der Übergang von der Naturalwirtschaft zur Gerwirtschaft. Der Geldvorrat und die Bedeutung des Geldes für den Verkehr nahmen feit dem 10. Jahrhundert fortwährend zu. Durch die Einfälle der auswärtigen Feinde und die Wirren im Innern war in der Spätkarolingerzeit eine völlige Rechtlosigkeit entstanden. Die stärkere Macht der Ottonen brachte Recht und Gesetz wieder zur Geltung. Heinrich I. und Otto I. übten eine strenge Rechtspflege und zogen friedensbrüchige Große zur Rechenschaft; unter

8. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 99

1909 - : Schöningh
§ 8. Die Weltmacht der Hohenstaufen und die Kolonisation des Ostens. 99 weiterte man sie so, daß man neben ihr eine Stadt in derselben Weise wie die erste anlegte. Die neugegründeten Städte erhielten deutsches Recht. Die Ver-sassung und Berwaltung entwickelte sich ähnlich denen in den mutterländischen Städten, und auch Handel und Handwerk erhoben sich bald zu einer gewissen Blüte. Die Volkszahl der einzelnen Städte belief sich vielfach nur auf einige Hundert, die Zahl der im Osten gegründeten Städte aber war fehr hoch. Ihre Gesamtzahl beläuft sich aus mindestens 350. Im Zeitalter der Staufen wuchs das städtische Leben, besonders im Westen, rasch seiner späteren Blütezeit entgegen. Die Kreuzzüge hatten der deutschen Wirtschaft neue Bahnen nach dem Osten und Süden geöffnet, und die Kolonisation des Landes jenseits der Elbe hatte Deutschlands Herrschasts- und Wirtschaftsgebiet ganz bedeutend erweitert. Die immer mehr durchdringende Geldwirtschaft hob in der folgenden Zeit den Handel zu ungeahnter Blüte. (Siehe: „Blütezeit der Städte.") Während so aus wirtschaftlichem Gebiete die Staufenzeit eine aufsteigende Linie bildet, stellt sie auf geistigem Gebiete einen Höhepunkt dar. Der Erweiterung des räumlichen Horizonts steht eine nicht minder bedeutende Erweiterung des geistigen Gesichtskreises zur Seite. Seit den Kreuzzügen und der innigen Verbindung Deutschlands mit Italien hob sich das Geistesleben im ©taufenrache bedeutend. In Bologna und Padua entstanden bedeutende Rechtsschulen. Salerno glänzte durch seine medizinische, Paris durch seine theologische Schule. Die erste eigentliche Universität gründete Friedrich Ii. in Neapel. — Die mittelalterliche Geschichtschreibung erreicht ihren Höhepunkt in Otto von Freising, der eine bis 1146 reichende Chronik und eine Lebensbeschreibung Kaiser Friedrichs I. verfaßte; die Slawenchronik Helmolds, die Darstellungen Arnolds von Lübeck und Heinrichs von Livland berichten über die Kolonisation des Ostens, und die Kreuz-züge beschrieb Wilhelm von Tyrus. Die sogenannte sächsische „Weltchronik" ist das erste Geschichtswerk in deutscher Sprache. Die geographischen Kenntnisse erfuhren durch den Venetianer Marco Polo, der in der 2. Hälfte des 13. Jahrhundert das östliche Asien bereiste, eine bedeutende Erweiterung. — Die Rechtswissenschaft zerfiel in die Kenntnis des römischen und kanonischen Rechts; das Gewohnheitsrecht wurde von Eike von Repgow (Anhalt) im Sachsenspiegel (1215/1235) ausgezeichnet, und in demselben Jahrhundert entstand auch der Schwabenspiegel, wahrscheinlich in Augsburg. — Das wissenschaftliche Leben wurde im Mittelalter vornehmlich von der

9. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 123

1909 - : Schöningh
§ 10. Die Städte u. die Kulturzustände des ausgehenden Mittelalters. 123 In der Entwicklung der Hanse unterschied man zwei Stufen: den Zusammenschluß bort Personen und den Bund der Städte. Der Zusammenschluß von Kaufleuten tritt zuerst in London in die Erscheinung; dort vereinigten sich Kölner Kaufleute in der sogenannten Gildhalle; bald wurden Lübecker und Hamburger Kaufleute in den Bund aufgenommen, und fo wurde aus der Kölner eine deutsche Gildhalle. Solche Vereinigungen von Kaufleuten bildeten sich auch bald in Wisbh auf Gotland und in Nowgorod. Die Gesamtheit der deutschen Kaufleute erscheint zuerst als geschlossene Gemeinschaft in einem Vertrage mit der Stadt Brügge (1252), in dem die Rechte der deutschen Kaufleute in Brügge festgelegt wurden. Schutz der Mitglieder und ihres Eigentums, Erlangung besonderer Vorrechte und Begünstigungen iußezug auf Zölle und Absatz der Waren, Schaffung von gemeinsamen Herbergen und Warenlagern waren die Hauptzwecke für diesen Zusammenschluß der Kaufleute. Die zweite Stufe der Entwicklung der Hanse bildet der Bund der Städte, in denen die Kaufleute zu Haufe waren. Schutz des Handels und der Handelswege, Regelung des Münz-, Markt-und Schuldrechts sind der Zweck dieses Städtebundes, der mit der Vereinigung der Städte Lübeck und Hamburg (1241) seinen Ansang nahm. Zur Zeit ihrer Blüte im 15. Jahrhundert zählte die Hanse mehr als 70 Städte von Flandern bis Finnland zu Mitgliedern. An der Spitze stand Lübeck, mit dem Köln mehreremal um die Führerrolle stritt. Die Vororte der vier Quartiere waren Köln (rheinisch-westsälisches), Braunschweig (sächsisches), Lübeck (wendisches) und Danzig (preußisches Quartier). Die Verwaltung der gemeinsamen Angelegenheiten geschah aus den Hansetagen, bei denen die Mitglieder durch Abgeordnete vertreten waren? Die zur Verteidigung nötigen Mittel (z. B. zu Kriegszwecken) wurden von Fall zu Fall bewilligt. Ein fester innerer Zusammenhang hat nie bestanden. Die Bedeutung der Hanse liegt vorwiegend darin, daß sie den gesamten Zwischenhandel beherrschte. Aus Flandern holte man die dorthin gebrachten Südfrüchte, Ol und Seide, aus Frankreich Wein, aus England Stahl und Eisen, aus Rußland Getreide, Wachs, Holz und Honig, aus Schweden Eisen und Kupfererz und aus Dänemark Fische. Ausgeführt wurden aus Deutschland vor allem Wein und Einbecker Bier. Die Hanse schützte aber auch den Handel: König Waldemar von Dänemark, der den Sundzoll erheben wollte, 1 Dgl. Schäfer, Die Organisation der Hanse. Dürrs Deutsche Bibl. Bd. Xiii B Nr. 24.

10. Von der Urzeit bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 124

1909 - : Schöningh
124 Iv. Die landessürstlich-städtische Zeit. wurde durch den Fehdebrief von 77 Städten zur Flucht gezwungen, und die Vitalienbrüder (Klaus Störtebecker und Gödecke Michel) wurden bezwungen. Der gewaltige Umschwung auf wirtschaftlichem Gebiete vollzog sich im Mittelalter durch den Übergang von der germanischen Naturalwirtschaft zur modernen Geldwirtschaft, die das Durchdringen der eigentlichen Stadtwirtschaft ermöglichte. Geld (mhd. gelt = Vergeltung, Ersatz) ist das wirtschaftliche Gut, das auf Grund einer Verkehrsgewohnheit oder einer staatlichen Anordnung als allgemeines Tauschmittel oder als Bewertung aller anderen Güter im Tauschverkehr verwandt wird. Die Geldwirtschaft bestand schon im römischen Reich; die Germanen aber waren noch nicht fähig, sie bei ihrer Berührung mit den Römern mit anderen Kulturfortschritten sich zu eigen zu machen. Im 10. Jahrhundert zeigten sich erst die Anfänge der reinen Geldwirtschaft, um die Wende des 12. und 13. Jahrhunderts brach sie sich allmählich Bahn, und zur Zeit der Blüte der Städte war sie durchgedrungen. Die Grundlage des Münzsystems bildete anfangs das Pfund Silber, das in 240 Denare oder Pfennig zerfiel; später galt das halbe Pfund Silber — die Mark — als Norm. Im Interesse des Handels versuchten die Städte bald eine größere Einheitlichkeit des Münzverkehrs herbeizuführen. Die Stadt Köln hatte ihr Münzwesen so vortrefflich geordnet, daß es nicht nur für Deutschland, sondern auch für Dänemark, Schweden und Frankreich als Muster diente. Die Gewichtseinheit, die Mark (= 234 Gramm), zerfiel in 12 Schillinge oder 144 Pfennig. Mark und Schilling dienten als Rechenmünze, geprägt wurde nur der Pfennig, der halbe Pfennig (Heller) und der Viertelpfennig (Vierling) aus Silber. Größere Beträge wurden in ungemünztem Gold und Silber dem Verkäufer zugewogen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts kamen auch Goldmünzen in Gebrauch. Den Florentiner Gulden — zuerst in Florenz gebraucht — ahmte man auch seit der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts in der Rheingegend und in Lübeck nach. (Der rhein. Gnlden = 24 Albus oder Weißpfennig = 192 Pfennig = 240 Heller.) Der Vorrat an barem Gelde nahm beständig zu; das geht schon aus dem Sinken des Zinsfußes hervor: er betrug noch im 14. Jahrhundert 10%, im 15. schwankte er zwischen 5% und 8%, und um 1550 betrug er fast überall 5%. Der Übergang von der Natural- zur Geldwirtschast bildete gleichzeitig den Übergang von der hofrechtlichen Verfassung zur Stadtwirtschast. Der mittelalterliche Herrenhof war
   bis 10 von 482 weiter»  »»
482 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 482 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 2
1 7
2 8
3 14
4 44
5 61
6 16
7 44
8 7
9 3
10 69
11 12
12 15
13 21
14 4
15 7
16 50
17 5
18 18
19 11
20 2
21 1
22 5
23 9
24 15
25 22
26 38
27 4
28 25
29 29
30 7
31 6
32 0
33 61
34 19
35 10
36 17
37 173
38 14
39 101
40 3
41 12
42 5
43 112
44 3
45 28
46 26
47 23
48 12
49 11

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 14
1 139
2 0
3 10
4 57
5 4
6 8
7 10
8 8
9 31
10 20
11 8
12 15
13 6
14 6
15 4
16 32
17 162
18 2
19 29
20 10
21 25
22 23
23 37
24 3
25 8
26 5
27 0
28 17
29 7
30 1
31 4
32 13
33 3
34 6
35 8
36 71
37 20
38 56
39 61
40 11
41 26
42 10
43 21
44 15
45 26
46 8
47 6
48 17
49 16
50 12
51 9
52 8
53 1
54 18
55 5
56 8
57 5
58 0
59 27
60 30
61 26
62 3
63 2
64 10
65 20
66 6
67 2
68 40
69 7
70 22
71 32
72 57
73 5
74 9
75 20
76 18
77 89
78 7
79 14
80 3
81 4
82 120
83 15
84 6
85 9
86 5
87 42
88 16
89 13
90 1
91 15
92 69
93 3
94 58
95 4
96 6
97 12
98 28
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 27
1 29
2 61
3 51
4 18
5 112
6 72
7 177
8 12
9 116
10 103
11 36
12 71
13 30
14 42
15 34
16 31
17 75
18 132
19 83
20 23
21 90
22 45
23 12
24 43
25 50
26 79
27 50
28 10
29 101
30 41
31 23
32 55
33 453
34 68
35 114
36 24
37 41
38 34
39 130
40 53
41 137
42 38
43 59
44 147
45 9
46 20
47 56
48 35
49 9
50 102
51 156
52 127
53 17
54 222
55 69
56 37
57 35
58 37
59 379
60 47
61 155
62 114
63 14
64 46
65 225
66 12
67 158
68 12
69 9
70 13
71 125
72 75
73 29
74 25
75 42
76 26
77 56
78 89
79 34
80 126
81 652
82 15
83 63
84 9
85 44
86 43
87 23
88 34
89 29
90 27
91 97
92 7
93 24
94 15
95 31
96 12
97 100
98 38
99 60
100 308
101 40
102 172
103 54
104 53
105 34
106 28
107 22
108 22
109 85
110 47
111 105
112 140
113 11
114 38
115 21
116 79
117 31
118 42
119 73
120 60
121 209
122 50
123 62
124 36
125 26
126 33
127 87
128 32
129 34
130 45
131 134
132 51
133 58
134 42
135 21
136 247
137 13
138 17
139 49
140 66
141 69
142 91
143 98
144 39
145 115
146 49
147 16
148 54
149 8
150 48
151 216
152 114
153 26
154 40
155 108
156 166
157 164
158 54
159 51
160 41
161 20
162 33
163 35
164 24
165 68
166 104
167 24
168 25
169 71
170 65
171 130
172 40
173 98
174 69
175 91
176 87
177 177
178 17
179 80
180 30
181 25
182 200
183 346
184 60
185 24
186 19
187 19
188 93
189 31
190 50
191 47
192 71
193 75
194 33
195 39
196 168
197 34
198 99
199 67