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1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 44

1898 - Schwabach : Schreyer
— 44 — dem reichgeschmückten Reichssaale. Hier wurden Jahrhunderte lang Reichs- tage abgehalten. In den Gewölben befinde: sich die mit schrecklichen Folterwerkzeugen ausgerüstete Folterkammer. Dem Rathause gegenüber steht das Dollingerhaus mit dem Dollingersaal. In letzterem erblickt man an einer Wand die Abbildung eines schweren Kampfes zwischen zwei Rittern. Die (Sage*) weiß uns darüber folgendes zu erzählen: Einst durchzog Deutschland ein riesenhafter Heide aus Uugaru, Namens Krako. Er war 10 Schuh groß. Sein Helm wog 20 Pfund, sein breites Schwert maß 3 Ellen, seine Lanze war dick und lang wie ein Baum. Seine Brust schützte ein Gewand aus der dickeu Haut eines Elesanten. Der Riese forderte jeden Ritter zum Zweikampf heraus und blieb immer Sieger; denn er stand im Bunde mit dem Teufel. Schrecken verbreitete sein Name. — So kam er auch gelegentlich der Hochzeit des Herzogs uctch Regeusburg, eben als Kaiser Heinrich der Vogelsteller dort seinen Reichstag hielt. Höhnisch sorderte er die den Kaiser umgebenden Ritter zum Kampf heraus. Keiner wollte es wagen. Das that dem Kaiser über die Maßen leid. — Ein Regensburger Bürger, Hans Dol- linger, der eben im Gefängnis faß, erfuhr dies. Er ließ den Kaiser bitten, ihm den Kampf mit dem prahlerischen Ungarn zu erlauben. Eiligst schickte ihm der Kaiser einen ehernen Schild, ein scharfes Schwert und ein schnelles Roß. Der Kampf begann.**) Zweimal wurde der brave Dollinger in den Sand gestreckt. Da bat er den Kaiser um ein Kruzifix, um dem Höllenfürsten die Macht zu nehmen. Beim dritten Anrennen flog Krako weithin in den Sand, sein Lästermund verstummte für immer. Der Kaiser machte Dollinger zum Ritter. Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Dollingerhaus. Regensburg besitzt einen herrlichen Dom, welchen König Ludwig I. vollendete. Im alten Rathaus befinden sich der prächtige Reichs- saal und die schauerliche Folterkammer. Das Dollingerhaus er- innert an den tapfern Dollinger. 6. Zur Walhalla. Lehrmittel: Eine Abbildung von der Walhalla. Wir besuchen heute von Regensburg aus eiu berühm- tes Bauwerk Ludwigs I. Welche Bauwerke Ludwig I. sind uns schon bekannt? Regensburger Dom (Vollendung), Besreiuugshalle, Ludwigskanal, Pompejannm. — Ihr seht, Ludwig I. hat geru fchöne Bauwerke aufgeführt. Eiu solches er- reichen wir auch heute von Regensburg aus. *) Nach: Weiß und Blau. **) Kulturhistorisches Bild von Lehmann: Das Turnier.

2. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 52

1898 - Schwabach : Schreyer
bis zur Donau streicht. Der Böhmerwald verdient den Namen „Wald"; denn in seiner ganzen Ausdehnung trägt er herrliche Buchen-, besonders aber dunkle, düstere Fichtenbestände. Ja, „an manchen Stellen ist der Wald noch so, wie er bei der Schöpfung gewesen war. Noch kein Mensch hat darin gearbeitet. Es bricht keiner der uralten Bäume um, als wenn er vom Blitze getroffen ist oder vom Winde umgestürzt wird. Daun bleibt er liegen, und aus seinem Leibe wachsen neue Bäume und Kräuter empor. Die Stämme stehen in die Höhe, und zwischen ihnen sind die unangesehenen und unangetasteten Blumen und Gräser und Kräuter." (Albert Stifter.) Wir dürften uns uicht ohne Führer durch diesen Urwald wagen; denn wir würden in schwarzem Sumpf, in den vermodernden Stämmen versinken, Ungeziefer würde emporschwirren und uns den Atem und das Sehen behindern. — Nur die höchsten Gipfel des Gebirges find, wie auch unser Waldkönig, kahl. Im Südosten des Arbers erblicken wir zunächst den Rachel, dann den Lüsen. Der Gipfel dieses Berges wird durch einen Hansen von Granitblöcken gebildet. Davon erzählt die Sage, der Teufel habe im Lüsen seine Schätze ver- borgen und die Steine darüber geworfen, um sie vor den Menschen zu schützen. Als südöstlichste Erhebung erblicken wir den Dreisesselberg. Ein sonderbarer Name! Der Sage nach haben einst die Herrscher von Böhmen, Bayern und Osterreich auf dem Gipfel dieses Berges in mäch- tigen Granitsesseln Beratung gehalten, und jeder saß in seinem eigenen Lande. Zusammenfassung: Reich des Waldkönigs. Der Arber liegt etwa in der Mitte des Böhmerwaldes. Dieser erstreckt sich in südöstlicher Richtung vom Fichtelgebirg bis zur Donau. Er ist mit Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt. An manchen Stellen gibt es sogar noch Urwälder. Nur die höchsten Gipsel sind kahl. Als solche merken wir den Arber, den Rachel, den Lüsen und den Dreisesselberg. 4. Die Maldl'er. a. Ob in diesem Waldgebiet auch Menschen wohnen? — Sucht einmal auf unserer Karte Wohnorte aus! Am Regen liegen: Zwiesel, Regen, Biechtach, Kötzting. — Das sind die größten Orte, kleine Städte. Außer diesen treffen wir im Böhmerwald, wie auch im baye- rischen Wald, ganz kleine Örtchen, tief versteckt im Walde. Diese wollen wir einmal besuchen. Wenige Häuser stehen beisammen. Der Wald liefert dem Waldler das Baumaterial: Die Wohnhäuser sind aus starken Fichtenstämmen errichtet. Die weit vorspringenden Dächer sind mit Schindeln gedeckt. Auch das Innere des Hauses zeigt die größte Ein- fachheit, daneben aber auch peinlichste Ordnung und Reinlichkeit. Wir treffen im Hanfe überaus freundliche Leute, die immer froh sind, wenn

3. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 53

1898 - Schwabach : Schreyer
— 53 — sie wieder einen Fremden zu sehen bekommen, und können sie nun in ihrem Äußern betrachten. Wir sehen, daß der Wald dem Waldler nicht nur sein Haus bauen Hilst, sondern ihm noch mehr gewährt. Mann, Frau und Kinder tragen Schuhe, die der Vater aus einem Scheit Holz gearbeitet hat. Der Vater und die Knaben bedecken den Kopf mit einer runden, braunen Mühe: sie ist aus Buchenschwamm hergestellt. Wenn die Knaben zur Schule gehen, haben sie aus dem Rücken große Schultornister aus Holz. Die Kleider der ganzen Familie sind aus grober, blauer Leinwand gemacht, zu welcher der Waldler den Flachs dem dürstigen Boden abgerungen hat. Reiche Leute sind das nicht, das sehen wir schon an ihrem Haus und an ihrer Kleidung. Noch besser lernen wir die Armut der Waldbewohner kenneu, wenn wir ihre Mahl- zeiten während eines Tages ansehen. „Da gibt es als Frühstück saure Milch mit Kartoffeln oder Schwarzbrot. Die Mittagsmahlzeit besteht in Kraut und Kartoffeln, auch in groben Mehlspeisen oder harten Klößen. Abends gibt es saure Milch oder Kraut mit Kartoffeln. Fleisch kommt nur an den höchsten Festtagen auf den Tisch." Wir sehen, daß wir wieder bei armen Leuten sind, wie? Aus der Rhön. Zusammenfassung: Die Waldler sind arme Leute.*) b. Woher wohl diese Armut kommt? — Warum sind die Leute im Schweinsurter Gau so reich? Bodeu sruchtbar. — Also? Hier im Wald ist der Boden wenig sruchtbar. — Wie kommt das wohl? Denkt an die Rhön! Der Boden verwittert schwer, das Klima ist rauh und kalt. — Wenn unsere Gegend schon im Blütenschmucke Prangt, tragen die Berge des Böhmerwaldes und bayerischen Waldes noch das weiße, kalte Schneegewand. Der Winter begräbt ost ganze Dörfer im Schnee, so daß man von den Häusern oft kaum mehr als deu Schlot sieht. — Welche Pflanzen gedeihen noch aus den Feldern des Rhöngebirges? Wenig Getreide, Flachs und Kartoffeln. — Dieselben baut auch der Waldler, namentlich Kartoffeln in großen Mengen, da sie, wie wir an den Mahlzeiten sahen, die Hauptnahrung der Be- völkeruug bilden. Der Flachsbau schafft dem Waldler noch weiteren Verdienst. Ist die Feldarbeit zu Ende und haben Stürme und Schnee- gestöber die Familie in das Haus gedrängt, so sehen wir Mann und Frau, Töchter, Söhue und Dienstboten mit Flachsspinnen beschäftigt. Alle sitzen mit schnurrenden Rädchen um das Licht. Bei dem rauhen Klima trägt der Ackerbau wenig ein und kann nicht alle Waldler ernähren. — Wie nützt der Rhöner seine Bergwiefen aus? Rhönhämmel. — Ähnlich macht^s der Waldler. Auch er treibt Viehzucht. Die Kühe und Kälber werden an den unteren Hängen des Gebirges geweidet. Die Stiere kommen um die Mitte des Monats Juni in Herden bis zu einigen Hunderten auf die Bergweiden, wo sie *) Siehe Schüleraufsatz: C.

4. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 57

1898 - Schwabach : Schreyer
— 57 — Holz macht er Jaloufiebrettchen, Siebränder, Dachschindeln, Parkettboden- brettchen, Zündhölzer und dergleichen. Im Boden des Waldgebirges findet man Granit, Quarz, Graphit, Porzellanerde, Torf. Aus dem Granit verfertigt der Waldler Pflaster- steine, welche er fortschickt in die Städte. Aus dem Quarz wird Glas bereitet. Der Graphit wird zu den feuerfesten Passauer Schmelztiegeln verwendet. Aus der Porzellanerde werden verschiedene Gegenstände ge- macht. Den Torf benutzt der Waldler zum Heizen seiner Stube. Die Waldler siud zwar arme Leute, aber sehr sromm. Alle Sonn- tage gehen sie in die Kirche. Sie sind noch im hohen Alter rüstig. Ein Dichter sagte: „Der Waldler ist so rauh wie sein Klima und so hart wie der Granit." (Schüleraufsatz aus der 4. Klasse.)

5. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 133

1898 - Schwabach : Schreyer
Fugger. Vor ungefähr 500 Jahren war ein armer Weber, Namens Hans Fugger, nach Augsburg gezogen. Durch Fleiß, Geschicklichkeit und Sparsamkeit erwarb er sich Ansehen und Vermögen. Unter seinen Nach- kommen vermehrte sich der Reichtum des Fugger'scheu Geschlechts in ungeheurem Maße. Sie ließen ihre Waren auf allen Handelsstraßen in die Welt gehen; sie sandten sogar eigene Schiffe übers Meer. Ihre palastähnlichen Häuser waren außen mit Bildern bemalt, im Innern strotzten sie vou Gold. Der Kaiser machte die Fugger zu Grafen; gar manchmal Ueheu sie ihm oder andern Fürsten große Summen Geldes. Einst besuchte Kaiser Karl V. deu Grasen Anton Fugger. Das prachtvolle Zimmer, in dem der Kaiser bei dem Grasen saß, war dem hohen Gast zu Ehren mit Zimmtholz geheizt. Der reiche Fugger hatte dem Kaiser 800 000 Gulden geliehen und soll nun die Schuldverschreibung des Kaisers ins Feuer geworfen haben. „Dieses Feyerlein dünkte dem Kaiser gar lustig." Zusammenfassung. Augsburg als alte Handelsstadt; die Fugger. 6. Wenn wir heute durch Augsburgs Straßen gehen, so halten wir bewundernd an manchem Bauwerk still, das in jener Zeit entstan- den ist, da Augsburg eine der reichsten Handelsstädte war. Da sehen wir einen altehrwürdigen Dom; schon vor 900 Jahren (995) wurde mit seinem Bau begonnen. Das Innere enthält manche Kunstwerke. Was wohl? Altäre, Bilder, Glasgemälde. — Das Rathaus ist eines der schönsten in Deutschland. Es ent- hält einen großen, prachtvollen Prunksaal, 32 m lang, 17 m breit, 14 m hoch. (Vergleichen mit den Maßen des Schulzimmers oder eiues bekannten Saales!) Er heißt der „goldene Saal"; seine Wände und namentlich die Decke, die nicht durch Säulen gestützt ist, sondern frei hängt, sind mit Bildern und Goldverziernngen reich geschmückt. Welchen Zweck hat wohl der Saal? Feste bei Anwesenheit von Fürsten n. s. w. Jeder, der nach Augsburg kommt, schaut sich auch die Fuggerei an. Das ist eine kleine Stadt für sich mit 4 Thoren, 0 Straßen, 1 Kirche und 53 Häuslein mit je 2 Wohnungen. Darin können arme Familien sehr billig wohnen. Sie zahlen jährlich bloß 3,43 Mk. Haus- zins. Die Fuggerei ist also eine Stiftung für arme Leute. (Erinnerung an die Stiftungen des Heimatortes, aus denen die Armen Kleider, Kar- tvffeln, Kohlen n. dgl. bekommen!) Die Anstalt heißt Fuggerei nach ihrem Stifter Jakob Fugger. Auch viele andre Fugger verwendeten einen Teil ihres Reichtums dazu, durch wohlthätige Stiftungen die Not der Armen zu lindern. Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Fuggerei. e. Heute ist Augsburg mit feinen 75 000 Einwohnern die dritt- größte Stadt unseres Vaterlandes. (Die zwei größten?) Es ist auch

6. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 153

1898 - Schwabach : Schreyer
— 153 — b. Kudwigshafen. Welche Stadt ist unser heutiges Reiseziel? Ludwigshasen. — Zeigen! — a. Was sagt unsere Karte über die Lage dieser Stadt? Ludwigshafen liegt nördlich von der alten Kaiser st adt Speyer am linken Rheinufer. Gegenüber von Ludwigshafen liegt die badische Stadt Mannheim. Bei Mannheim mündet der Neckar in den Rhein. In Ludwigshafen laufen drei Eisenbahnlinien Zusammen. Ludwigshasen! Was denkt Ihr über diesen merkwürdigen Namen? Aussprache der Schüler; anknüpfend hieran: Als man vor 5 0 Jahren in die Schule ging, fand man aus der Landkarte die Stadt Ludwigshafen noch nicht verzeichnet; denn damals bestand diese Stadt noch gar nicht. Was denkt Ihr über das Alter von Ludwigshasen? Junge Stadt. — Seine Entstehung verdankt Ludwigshasen dem „Retter des Doms zu Speyer", dem Erbauer der Wal- halla und des Ludwigskanals. Nach dem Plane König Lud- wigs I. wurde die Stadt vor 50 Jahren (1843) angelegt, wo- bei sie ihren jetzigen Namen erhielt. Aus einem unansehnlichen Orte mit etlichen hundert Einwohnern erwuchs in kurzer Zeit eine Stadt, die heute über fünfmal so groß ist wie unser Schwabach, also über 40000 Einwohner zählt. Sie ist jetzt die größte Stadt der Pfalz. Zusammenfassung: Lage und Entstehung vou Ludwigs- Hasen: Ludwigshasen liegt am linken Rheinnser gegenüber der badischen Stadt Mannheim und der Neckarmündung. In Ludwigshasen lausen drei Eisenbahnlinien zusammen. Ludwigshasen ist eine junge Stadt; denn sie besteht erst seit 50 Jahren. König Lud- wig I. von Bayern war ihr Gründer. Heute ist sie fünfmal fo groß als unsere Vaterstadt und zählt 40 000 Einwohner. b. Warum wohl Ludwigshasen in so kurzer Zeit so groß geworden ist? Aussprache der Schüler. — Was Ludwigshafeu fo rasch groß werden ließ, sagt uns das zweite Wort seines Namens; wie heißt es? Hasen. — Inwiefern? Die Schüler werden angeregt, die Antwort selbst zu finden. Als Ergebnis der gemeinsamen Arbeit von Lehrer und Schülern wird festgestellt: Ludwigshasen verdankt sein rasches Wachstum seiner Lage. Die Stadt liegt am Rhein und gegenüber der Neckarmündung. Aus dem Rhein und Neckar sahren viele Schisse, bringen Waren und nehmen andere wieder mit sort. Die Lage von Ludwigshafen ist für den Handel sehr günstig. Deswegen baute man in Lud- wigshaseu einen großen Rheinhasen, in welchem die Schisse an-

7. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 166

1898 - Schwabach : Schreyer
— 166 — 2. Zweibrück en. Viele Westricher suchen auch Arbeit und Verdienst in der Sadt Zweibrücken. Zeigen! — Bestimme die Lage! — Zweibrücken be- sitzt viele Fabriken; in denselben werden insbesondere Maschinen, Werk- zeuge und Papier hergestellt. — Von den umliegenden Höhen aus erscheint Zweibrücken samt drei mit der Stadt durch Gärten und Häuser verbundenen Dörfern von ansehnlicher Größe. Ehemals war Zweibrücken die Residenz von Herzogen, deren Schloß heute als Justizpalast (Gerichtsgebäude) dient. In dem stolzen Ban der Alexander- kirche ruhen viel Zweibrückener Herzoge aus dem Hause Mit- telsbach. Zusammenfassung: Zweibrücken war ehemals eine Herzogsstadt, heute ist es eine Fabrikstadt. An die Zeit der Zweibrückener Herzoge erinnert auch folgende liebliche Pfälzer Sage: ' Emma, die fromme Gemahlin des Grafen Ruprecht in Zweibrücken, kannte kein größeres Vergnügen, als den Armen zu helfen. „In eigener Person besuchte sie die Hütteu der Armut, um Hungrige zu speisen und Kranke zu laben. Aber ihr Gemahl, Gras Ruprecht, war ein rauher und hartherziger Herr". Er sagte, es sei für eine vornehme Frau unpassend, die Winkel der Armut und des Elends auszusuchen, und ver- bot es ihr mit harten Worten. Doch die gute Gräfin konnte der hilss- bedürftigen Armen und Kranken nicht vergessen; deshalb suchte sie die- selben verstohlens, ohne Erlaubnis ihres Mannes auf und erfreute sie durch ihre milden Gaben. An einem kalten Wintertage wollte sie nun wieder einen armen, kranken Mann besuchen. Eiu Körbchen, gefüllt mit Wein und gnten Speisen, hing ihr am Arm. Da begegnete ihr auf der Schloßtreppe der Graf. »Zornig fuhr er die fanfte Frau an: „Was trägst du da?" Die Frau erschrak, und in ihrem Schrecken sagte sie: „Rosen". Und es war doch mitten im Winter. „Was? Jetzt Rosen?" rief der Gras. „Die möcht ich auch sehen!" Rasch riß er ihr den Korb vom Arm und hob den Deckel auf. Aber, o Wunder! Das Körbchen war gefüllt mit frischen, duftenden Rosen. Der Graf erstaunte und sah bald seine Ge- mahlin, bald die Rosen an. Endlich saßte er sich und sprach: „Jetzt erkenne ich, welch edle Frau ich besitze. Du bist eiu Engel. Verzeihe mir! Du wirst mich in Zukunft anders finden!" — So war es auch. Graf Ruprecht wurde so wohlthätig wie feine gute Gemahlin Emma. Von der Schloßtreppe, auf der diese wunderbare Begebenheit ftattgefun- den hat, ist keine Spur mehr da. Aber das Pfälzer Volk nennt noch heute die Stelle, wo sie gestanden, die Rosentreppe. — Zusammenfassung: Di e Sage von der Rosentreppe. —

8. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 56

1898 - Schwabach : Schreyer
— 56 8. Begleichung. 1. Das böhmisch-bayerische Waldgebirge und die Heimat. 2. Böhmerwald, Fichtelgebirge, Fraukeuw ald, Rhön und Spessart: Wald, Bodenschätze, Bodenerzeugnisse, Bewohner. 3. Zentrale Lage des Fichtelgebirges: 4 Gebirge, 4 Flüsse. C. Anwendung (und zur Konzentration). 1. Darstellung im Sandkasten. 2. Übnngsfragen und Ausgaben. 3. Naturkunde: Der Nadelwald. Der Quarz. Der Graphit. 4. Lesen: Geeignete Stücke aus dem L e s e b u ch. 5. Aussatz: a. Der Fischer a m Arbersee. b. Der Waldler. Der Böhmerwald und der bayerische Wald werden von den Wald- lern bewohnt. Sie sind arm. Ihre Hütte besteht aus Balken, und das Dach ist mit Baumrinde bedeckt, welche mit Steinen befestigt wird. Die Leute lieben Gastfreundschaft. Wenn man in ihre Stube eintritt, so ist es einfach und reinlich. Ordnung herrscht in dem Hause. Au deu Füßeu tragen die Waldler Holzschuhe, ihre Jacke besteht aus blauer Leinwand, die Mütze aus Buchen- oder Zündschwamm, welche Kleider von ihnen gefertigt werden. Die Kinder tragen ein kleines, zu- fammengenageltes Kistchen als Büchertasche. Sie müssen oft einen Weg von zwei Stunden in die Schule zurücklegen. Der Speisezettel der Waldler lautet: Früh saure Milch und Kartoffeln, Mittag Kraut und Kartoffeln, abends saure Milch und Kartoffeln. Nur an Festtagen gibt es Fleisch. Das Klima ist sehr rauh, und der unfruchtbare Boden trägt zwar Kar- toffeln und Flachs, aber wenig Getreide. Den Flachs verwendet der Waldler zur Leinwand. Im Winter schneit es sehr, daß nur der Schornstein vom Hause noch heraus schaut. In der Winterzeit sind alle bei der Arbeit rührig; sie spinnen und weben. Wenn der Schnee im Frühling geschmolzen ist, treibt der Hirte das Vieh aus die Almen oder Bergwiesen. Hier bleibt es vom Juni bis zum September. Aus der Alm befindet sich ein Heu- stadel und eine Sennhütte, in welcher Senn oder Sennerin wohnen. Der Waldler beschäftigt sich vor allem mit dem Fällen der Bäume. Die Stämme werden mit einem Schlitten ins Thal gebracht. Aus dem

9. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 63

1898 - Schwabach : Schreyer
— 63 — 3. Bei Augsburg auf dem Lechseld geschah die große Schlacht; da hat der Kaiser Otto den Hunnen warm gemacht. 4. Da war auch unser Schuster von Lauingen dabei; der schlug gar manchen Schädel aus einen Hieb entzwei. 5. Eiu Goliath der andre im Hunnenheer sich fand; wohl mancher deutsche Degen erlag von seiner Hand. 6. Da kam der wackre Schuster von Lauingen daher: „Ei, lasset mich zusammen mit diesem alten Bär!" 7. Nun ging ein scharfes Klingen der blanken Schwerter los; es dröhnten Schild und Panzer von manchem harten Stoß. 8. Ein Hieb durchbrach den Schädel; er stürzt: Viktoria! da lag der große Esel in seinem Blute da. 9. Und lauter Jubel schallte durchs ganze deutsche Heer! der Kaiser selber eilet auf seinem Roß daher. 10. Und eine goldne Kette, ein Mohrenkops daran, die hängt der deutsche Kaiser dem braven Schuster au. 11. Darnach beschloß zu Lauingen ein Hochwohlweiser Rat Zu Ehren eines Lauinger Schuhmachers Heldeuthat: 12. „Es soll derselbe Mohrenkops Hinsort im Wappen stehn." Und also ist zur selben Stund' in Lauingen geschehn. (Alexander Schöppuer.) c. Bei der Stadt Donauwörth erreicht das Donauried sein Ende. Bon dieser Stadt hat uus die Geschichte folgende Schreckenstat*) aufbewahrt: \@§ war im Winter 1255 auf 56, als Herzog Ludwig von Bayern wegen dringender Geschäfte aus längere Zeit verreisen mußte. Seine junge Gemahlin Maria von Brabant ließ er aus der Burg in Schwäbisch- Wörth zurück. Aus ihrer Einsamkeit schickte die Herzogin einen Boten mit zwei Briefen ab. Von diesen war der eine an ihren Gemahl, der andere an einen befreundeten Grasen gerichtet. Der Bote tras den Herog in Heidelberg an, verwechselte jedoch aus Unachtsamkeit die Briese. Ludwig, schon durch den Anblick des Schreibens erregt, hielt einige Aus- drücke darin sür verdächtig. In rasender Wut eilt er spornstreichs nach Wörth und läßt, den 18. Jänner, seine treue Gemahlin, ohne deren Beteuerungen zu beachten, durchs Schwert euthaupteu. Noch in selbiger grauser Nacht wurde der Leichnam der unglücklichen Herzogin ins Kloster gebracht und der Abt aufgefordert, ihu zur Ruhe zu bestatten. Dem- gemäß sand Maria von Brabant ihre Grabstätte in der Frauenkapelle des Klosters. Bald erkannte der gestrenge Herr die Unschuld seiner *) Aus: Weiß und Blau.

10. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 132

1898 - Schwabach : Schreyer
a. Nach welcher Richtung führt uns die Bahn? Nach Osten. - In welches Flußthal kommen wir? Jllerthal. — An der Jller liegt hier eine größere Stadt. Lies ihren Namen! Kempten. — Kempten ist die wichtigste Stadt im Algän. Die meisten Erzeugnisse desselben (Sennbutter, Käse, Bretter u. s. w.) werden in diese Stadt gebracht. Kempten verkaust die Waren weiter; es treibt damit Handel. Kempten hat große Fabriken, z. V. Webereien und Spinnereien; auch Papier und Zündhölzer werden dort gemacht. Zusammenfassung: Kempten, die wichtigste Stadt im Algäu. d. In welches Flußthal führt uns die Bahn weiter? Wertachthal. - Zeige den Fluß von der Quelle bis zur Mündung! In welchen Fluß mündet die Wertach? Lech. — Zeige diesen Fluß! — Im Mündungs- dreieck des Lech und der Wertach liegt die Stadt, der unser Besuch gilt. Lies ihren Namen ans der Karte! Augsburg. — Auf unserer Fahrt haben wir links und rechts keine Berge gesehen. Durch was für eine Gegend sind wir also gefahren? Ebene. Die Stadt Augsburg hieß ursprünglich Angnstusburg und zwar zu Ehren des römischen Kaisers Angnstns. Ein Sohn dieses Kaisers gründete nämlich einige Jahre vor Christi Geburt diesen Ort. Das alte Augsburg war eine prächtige römische Stadt, geschmückt mit Denkmälern, Altären und Tempeln. Da es für die Römer eine wichtige Festung war, verbanden sie es durch Straßen mit andern Teilen ihres Reiches. (Eine Straße führte z. B. zur Teufelsmaner.) Man findet heute uoch in Augsburg beim Graben von Kellern und dgl. Gegen- stände aus der Römerzeit, z. B. Gefäße, Münzen, Schmuckfachen n. a.; sie werden in einem Museum aufbewahrt. An den Ursprung der Stadt erinnert auch einer von den schönen Kunstbrunnen, welche die Straßen und Plätze des heutigen Augsburgs zieren. Er trägt aus einer Marmorsäule das Standbild des Kaisers Angustus und heißt Angnstus- b r u n u e u. Zus a mm eus assu u g: Augsburg als Römerstadt. c. Als in späteren Jahrhunderten das römische Reich zu Grunde ging, verfiel auch das römische Augsburg. An seiner Stelle entstand eine neue Stadt. Auch dieses Augsburg erlaugte bald eine große Bedeutung und wurde später eine mächtige freie Reichsstadt. Vor einigen Jahr- Hunderten war Augsburg neben Nürnberg der bedeutendste Handels- platz Deutschlands; denn wichtige Handelsstraßen berührten die Stadt. Aus dem Süden brachten die Frachtwägen der Kanslente Südfrüchte, fremde Gewürze, kostbare Stoffe u. f. w., die von Augsburg aus weiter nach Norden geschafft wurden. Anch mit Angsbnrger Waren, besonders mit Tuch, wurde Handel getrieben. Unermeßlicher Reichtum häufte sich in der Handelsstadt an. Zu den reichsten Handelsherren gehörten die
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