— 26 —
Ein Arbeiter zeichnet aus Platten mittels Lineal und Kohle Vierecke und
hämmert mit einem kleinen Hämmerchen so lange aus den Strichen
hin und her, bis die Steine die gewünschte Form haben. Aus diese Weise
sind die Pflasterplättchen unserer Haustennen bearbeitet worden. Der
dünnste Schiefer wird zu Dachplatten verwendet. Dabei sind fort-
während Leute beschäftigt, die Abfälle an die Schuttwälle am Rand des
Berges zu schaffen. Von den Steinbrüchen aus treten nun die Soln-
hofer Steine ihre Reise zu Wasser und zu Land durch die ganze Welt
an; denn überall begehrt man diese feinen, fchönen Steine, die man in
der Güte fönst nirgends mehr findet. Soln Hofen ist durch feine
Kalkplatten weltberühmt geworden.
Zusammenfassung: Was die Soluhofer Steinbrüche
liefern. In den Solnhofer Steinbrüchen bricht man den Kalk-
schiefer. Dieser findet als Lithographieschiefer, zum Pflastern und
Dachdecken Verwendung. Die Solnhofer Steine find weltberühmt.
6. Wie wohl diese einzelnen Schichten des Kalkschiefers entstanden
sein mögen? Wie es wohl kommt, daß der Schiefer bald dünn, bald
stärker ist und in ganz ebenen Flächen unter der Erde liegt? — Seht, ich
bringe in dieses Glas Wasser gelben Sand, schüttle tüchtig und lasse
das Wasser eine Zeit lang ruhen*). Was bemerkt ihr? Der Sand setzt
sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Nun pulverisiere ich etwas
Kreide, nicht so viel, wie ich vorhin Sand genommen habe, werfe diese
in das Wasser und stelle es wieder ruhig hiu. Was seht Ihr? Auch
die Kreide setzt sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Vergleicht
diese Schicht in bezug aus ihre Dicke mit der vorigen! Etwas dünner. —
Warum? Weil es weniger Kreide war als Sand. — Jetzt werfe ich
nun dieses kleine Schneckenhans ins Wasser! Es sinkt unter. — Nun
schütte ich noch blauen Sand ins Wasser! Auch er setzt sich zu
Boden und bildet eine Schicht. — Und unser Schneckenhaus? Dieses
befindet sich zwischen der weißen und blauen Schicht eingeschlossen.
Wie viele Schichten seht Ihr jetzt im Glas? Drei. — Wie sind diese
entstanden? Aus dem Wasser abgesetzt. — Wie werden die Schichten,
wenn wir das Wasser abgießen und das Glas im Zimmer stehen lassen?
Fest, hart.
Der Solnhofer Kalkschiefer bildet nuu auch solche Schichten. Wie
werden wohl diese entstanden sein? Auch sie haben sich aus dem Wasser
abgesetzt. — Ja, dort, wo jetzt der Jura ist, war vor vieleu, vielen
Jahren ein großes, großes Meer. Dieses Meer war sehr reich an
Muscheln, Schnecken, Seesternen, Seeigeln, Fischen und sehr großen Ei-
dechsen. Die Kalkschalen und Knochen der Millionen Tiere, die im
Laufe der Jahrhunderte starben, sanken mit dem Kalkschlamm auf
*) Dieses Experiment machen wir am besten einige Tage vvr dieser Lektion,
vielleicht am Schluß des Unterrichts.
— 44 —
dem reichgeschmückten Reichssaale. Hier wurden Jahrhunderte lang Reichs-
tage abgehalten. In den Gewölben befinde: sich die mit schrecklichen
Folterwerkzeugen ausgerüstete Folterkammer.
Dem Rathause gegenüber steht das Dollingerhaus mit dem
Dollingersaal. In letzterem erblickt man an einer Wand die Abbildung
eines schweren Kampfes zwischen zwei Rittern. Die (Sage*) weiß uns
darüber folgendes zu erzählen:
Einst durchzog Deutschland ein riesenhafter Heide aus Uugaru,
Namens Krako. Er war 10 Schuh groß. Sein Helm wog 20 Pfund,
sein breites Schwert maß 3 Ellen, seine Lanze war dick und lang wie
ein Baum. Seine Brust schützte ein Gewand aus der dickeu Haut eines
Elesanten. Der Riese forderte jeden Ritter zum Zweikampf heraus und
blieb immer Sieger; denn er stand im Bunde mit dem Teufel. Schrecken
verbreitete sein Name. — So kam er auch gelegentlich der Hochzeit des
Herzogs uctch Regeusburg, eben als Kaiser Heinrich der Vogelsteller dort
seinen Reichstag hielt. Höhnisch sorderte er die den Kaiser umgebenden
Ritter zum Kampf heraus. Keiner wollte es wagen. Das that dem
Kaiser über die Maßen leid. — Ein Regensburger Bürger, Hans Dol-
linger, der eben im Gefängnis faß, erfuhr dies. Er ließ den Kaiser
bitten, ihm den Kampf mit dem prahlerischen Ungarn zu erlauben.
Eiligst schickte ihm der Kaiser einen ehernen Schild, ein scharfes Schwert
und ein schnelles Roß. Der Kampf begann.**) Zweimal wurde der
brave Dollinger in den Sand gestreckt. Da bat er den Kaiser um ein
Kruzifix, um dem Höllenfürsten die Macht zu nehmen. Beim dritten
Anrennen flog Krako weithin in den Sand, sein Lästermund verstummte
für immer. Der Kaiser machte Dollinger zum Ritter.
Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Dollingerhaus.
Regensburg besitzt einen herrlichen Dom, welchen König Ludwig I.
vollendete. Im alten Rathaus befinden sich der prächtige Reichs-
saal und die schauerliche Folterkammer. Das Dollingerhaus er-
innert an den tapfern Dollinger.
6. Zur Walhalla.
Lehrmittel: Eine Abbildung von der Walhalla.
Wir besuchen heute von Regensburg aus eiu berühm-
tes Bauwerk Ludwigs I.
Welche Bauwerke Ludwig I. sind uns schon bekannt? Regensburger
Dom (Vollendung), Besreiuugshalle, Ludwigskanal, Pompejannm. — Ihr
seht, Ludwig I. hat geru fchöne Bauwerke aufgeführt. Eiu solches er-
reichen wir auch heute von Regensburg aus.
*) Nach: Weiß und Blau.
**) Kulturhistorisches Bild von Lehmann: Das Turnier.
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bis zur Donau streicht. Der Böhmerwald verdient den Namen „Wald";
denn in seiner ganzen Ausdehnung trägt er herrliche Buchen-, besonders
aber dunkle, düstere Fichtenbestände. Ja, „an manchen Stellen ist
der Wald noch so, wie er bei der Schöpfung gewesen war. Noch kein
Mensch hat darin gearbeitet. Es bricht keiner der uralten Bäume um,
als wenn er vom Blitze getroffen ist oder vom Winde umgestürzt wird.
Daun bleibt er liegen, und aus seinem Leibe wachsen neue Bäume und
Kräuter empor. Die Stämme stehen in die Höhe, und zwischen ihnen
sind die unangesehenen und unangetasteten Blumen und Gräser und
Kräuter." (Albert Stifter.) Wir dürften uns uicht ohne Führer durch
diesen Urwald wagen; denn wir würden in schwarzem Sumpf, in den
vermodernden Stämmen versinken, Ungeziefer würde emporschwirren und
uns den Atem und das Sehen behindern. — Nur die höchsten Gipfel
des Gebirges find, wie auch unser Waldkönig, kahl. Im Südosten des
Arbers erblicken wir zunächst den Rachel, dann den Lüsen. Der
Gipfel dieses Berges wird durch einen Hansen von Granitblöcken gebildet.
Davon erzählt die Sage, der Teufel habe im Lüsen seine Schätze ver-
borgen und die Steine darüber geworfen, um sie vor den Menschen zu
schützen. Als südöstlichste Erhebung erblicken wir den Dreisesselberg.
Ein sonderbarer Name! Der Sage nach haben einst die Herrscher von
Böhmen, Bayern und Osterreich auf dem Gipfel dieses Berges in mäch-
tigen Granitsesseln Beratung gehalten, und jeder saß in seinem eigenen
Lande.
Zusammenfassung: Reich des Waldkönigs. Der Arber
liegt etwa in der Mitte des Böhmerwaldes. Dieser erstreckt sich
in südöstlicher Richtung vom Fichtelgebirg bis zur Donau. Er ist
mit Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt. An manchen Stellen gibt
es sogar noch Urwälder. Nur die höchsten Gipsel sind kahl. Als
solche merken wir den Arber, den Rachel, den Lüsen und den
Dreisesselberg.
4. Die Maldl'er.
a. Ob in diesem Waldgebiet auch Menschen wohnen? —
Sucht einmal auf unserer Karte Wohnorte aus! Am Regen liegen:
Zwiesel, Regen, Biechtach, Kötzting. — Das sind die größten Orte, kleine
Städte. Außer diesen treffen wir im Böhmerwald, wie auch im baye-
rischen Wald, ganz kleine Örtchen, tief versteckt im Walde. Diese wollen
wir einmal besuchen. Wenige Häuser stehen beisammen. Der Wald
liefert dem Waldler das Baumaterial: Die Wohnhäuser sind aus starken
Fichtenstämmen errichtet. Die weit vorspringenden Dächer sind mit
Schindeln gedeckt. Auch das Innere des Hauses zeigt die größte Ein-
fachheit, daneben aber auch peinlichste Ordnung und Reinlichkeit. Wir
treffen im Hanfe überaus freundliche Leute, die immer froh sind, wenn
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— 53 —
sie wieder einen Fremden zu sehen bekommen, und können sie nun in
ihrem Äußern betrachten. Wir sehen, daß der Wald dem Waldler
nicht nur sein Haus bauen Hilst, sondern ihm noch mehr gewährt.
Mann, Frau und Kinder tragen Schuhe, die der Vater aus einem
Scheit Holz gearbeitet hat. Der Vater und die Knaben bedecken den
Kopf mit einer runden, braunen Mühe: sie ist aus Buchenschwamm
hergestellt. Wenn die Knaben zur Schule gehen, haben sie aus dem
Rücken große Schultornister aus Holz. Die Kleider der ganzen Familie
sind aus grober, blauer Leinwand gemacht, zu welcher der Waldler den
Flachs dem dürstigen Boden abgerungen hat. Reiche Leute sind das nicht,
das sehen wir schon an ihrem Haus und an ihrer Kleidung. Noch besser
lernen wir die Armut der Waldbewohner kenneu, wenn wir ihre Mahl-
zeiten während eines Tages ansehen. „Da gibt es als Frühstück saure
Milch mit Kartoffeln oder Schwarzbrot. Die Mittagsmahlzeit besteht
in Kraut und Kartoffeln, auch in groben Mehlspeisen oder harten Klößen.
Abends gibt es saure Milch oder Kraut mit Kartoffeln. Fleisch kommt
nur an den höchsten Festtagen auf den Tisch." Wir sehen, daß wir
wieder bei armen Leuten sind, wie? Aus der Rhön.
Zusammenfassung: Die Waldler sind arme Leute.*)
b. Woher wohl diese Armut kommt? — Warum sind
die Leute im Schweinsurter Gau so reich? Bodeu sruchtbar. — Also?
Hier im Wald ist der Boden wenig sruchtbar. — Wie kommt das
wohl? Denkt an die Rhön! Der Boden verwittert schwer, das Klima
ist rauh und kalt. — Wenn unsere Gegend schon im Blütenschmucke
Prangt, tragen die Berge des Böhmerwaldes und bayerischen Waldes
noch das weiße, kalte Schneegewand. Der Winter begräbt ost ganze
Dörfer im Schnee, so daß man von den Häusern oft kaum mehr als
deu Schlot sieht. — Welche Pflanzen gedeihen noch aus den Feldern
des Rhöngebirges? Wenig Getreide, Flachs und Kartoffeln. — Dieselben
baut auch der Waldler, namentlich Kartoffeln in großen Mengen,
da sie, wie wir an den Mahlzeiten sahen, die Hauptnahrung der Be-
völkeruug bilden. Der Flachsbau schafft dem Waldler noch weiteren
Verdienst. Ist die Feldarbeit zu Ende und haben Stürme und Schnee-
gestöber die Familie in das Haus gedrängt, so sehen wir Mann und
Frau, Töchter, Söhue und Dienstboten mit Flachsspinnen beschäftigt.
Alle sitzen mit schnurrenden Rädchen um das Licht.
Bei dem rauhen Klima trägt der Ackerbau wenig ein und kann
nicht alle Waldler ernähren. — Wie nützt der Rhöner seine Bergwiefen
aus? Rhönhämmel. — Ähnlich macht^s der Waldler. Auch er treibt
Viehzucht. Die Kühe und Kälber werden an den unteren Hängen
des Gebirges geweidet. Die Stiere kommen um die Mitte des Monats
Juni in Herden bis zu einigen Hunderten auf die Bergweiden, wo sie
*) Siehe Schüleraufsatz: C.
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— 57 —
Holz macht er Jaloufiebrettchen, Siebränder, Dachschindeln, Parkettboden-
brettchen, Zündhölzer und dergleichen.
Im Boden des Waldgebirges findet man Granit, Quarz, Graphit,
Porzellanerde, Torf. Aus dem Granit verfertigt der Waldler Pflaster-
steine, welche er fortschickt in die Städte. Aus dem Quarz wird Glas
bereitet. Der Graphit wird zu den feuerfesten Passauer Schmelztiegeln
verwendet. Aus der Porzellanerde werden verschiedene Gegenstände ge-
macht. Den Torf benutzt der Waldler zum Heizen seiner Stube.
Die Waldler siud zwar arme Leute, aber sehr sromm. Alle Sonn-
tage gehen sie in die Kirche. Sie sind noch im hohen Alter rüstig. Ein
Dichter sagte: „Der Waldler ist so rauh wie sein Klima und so hart
wie der Granit." (Schüleraufsatz aus der 4. Klasse.)
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Fugger. Vor ungefähr 500 Jahren war ein armer Weber, Namens
Hans Fugger, nach Augsburg gezogen. Durch Fleiß, Geschicklichkeit und
Sparsamkeit erwarb er sich Ansehen und Vermögen. Unter seinen Nach-
kommen vermehrte sich der Reichtum des Fugger'scheu Geschlechts in
ungeheurem Maße. Sie ließen ihre Waren auf allen Handelsstraßen in
die Welt gehen; sie sandten sogar eigene Schiffe übers Meer. Ihre
palastähnlichen Häuser waren außen mit Bildern bemalt, im Innern
strotzten sie vou Gold. Der Kaiser machte die Fugger zu Grafen; gar
manchmal Ueheu sie ihm oder andern Fürsten große Summen Geldes.
Einst besuchte Kaiser Karl V. deu Grasen Anton Fugger. Das
prachtvolle Zimmer, in dem der Kaiser bei dem Grasen saß, war dem
hohen Gast zu Ehren mit Zimmtholz geheizt. Der reiche Fugger hatte
dem Kaiser 800 000 Gulden geliehen und soll nun die Schuldverschreibung
des Kaisers ins Feuer geworfen haben. „Dieses Feyerlein dünkte dem
Kaiser gar lustig."
Zusammenfassung. Augsburg als alte Handelsstadt;
die Fugger.
6. Wenn wir heute durch Augsburgs Straßen gehen, so halten
wir bewundernd an manchem Bauwerk still, das in jener Zeit entstan-
den ist, da Augsburg eine der reichsten Handelsstädte war. Da sehen
wir einen altehrwürdigen Dom; schon vor 900 Jahren (995) wurde
mit seinem Bau begonnen. Das Innere enthält manche Kunstwerke.
Was wohl? Altäre, Bilder, Glasgemälde. —
Das Rathaus ist eines der schönsten in Deutschland. Es ent-
hält einen großen, prachtvollen Prunksaal, 32 m lang, 17 m breit,
14 m hoch. (Vergleichen mit den Maßen des Schulzimmers oder eiues
bekannten Saales!) Er heißt der „goldene Saal"; seine Wände und
namentlich die Decke, die nicht durch Säulen gestützt ist, sondern frei hängt,
sind mit Bildern und Goldverziernngen reich geschmückt. Welchen Zweck
hat wohl der Saal? Feste bei Anwesenheit von Fürsten n. s. w.
Jeder, der nach Augsburg kommt, schaut sich auch die Fuggerei
an. Das ist eine kleine Stadt für sich mit 4 Thoren, 0 Straßen,
1 Kirche und 53 Häuslein mit je 2 Wohnungen. Darin können arme
Familien sehr billig wohnen. Sie zahlen jährlich bloß 3,43 Mk. Haus-
zins. Die Fuggerei ist also eine Stiftung für arme Leute. (Erinnerung
an die Stiftungen des Heimatortes, aus denen die Armen Kleider, Kar-
tvffeln, Kohlen n. dgl. bekommen!) Die Anstalt heißt Fuggerei nach
ihrem Stifter Jakob Fugger. Auch viele andre Fugger verwendeten einen
Teil ihres Reichtums dazu, durch wohlthätige Stiftungen die Not der
Armen zu lindern.
Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Fuggerei.
e. Heute ist Augsburg mit feinen 75 000 Einwohnern die dritt-
größte Stadt unseres Vaterlandes. (Die zwei größten?) Es ist auch
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— 153 —
b. Kudwigshafen.
Welche Stadt ist unser heutiges Reiseziel? Ludwigshasen. —
Zeigen! —
a. Was sagt unsere Karte über die Lage dieser Stadt?
Ludwigshafen liegt nördlich von der alten Kaiser st adt Speyer
am linken Rheinufer. Gegenüber von Ludwigshafen liegt die
badische Stadt Mannheim. Bei Mannheim mündet der Neckar
in den Rhein. In Ludwigshafen laufen drei Eisenbahnlinien
Zusammen.
Ludwigshasen! Was denkt Ihr über diesen merkwürdigen
Namen? Aussprache der Schüler; anknüpfend hieran: Als man vor
5 0 Jahren in die Schule ging, fand man aus der Landkarte die Stadt
Ludwigshafen noch nicht verzeichnet; denn damals bestand diese Stadt
noch gar nicht. Was denkt Ihr über das Alter von Ludwigshasen?
Junge Stadt. — Seine Entstehung verdankt Ludwigshasen
dem „Retter des Doms zu Speyer", dem Erbauer der Wal-
halla und des Ludwigskanals. Nach dem Plane König Lud-
wigs I. wurde die Stadt vor 50 Jahren (1843) angelegt, wo-
bei sie ihren jetzigen Namen erhielt. Aus einem unansehnlichen Orte
mit etlichen hundert Einwohnern erwuchs in kurzer Zeit eine Stadt,
die heute über fünfmal so groß ist wie unser Schwabach, also über
40000 Einwohner zählt. Sie ist jetzt die größte Stadt der
Pfalz.
Zusammenfassung: Lage und Entstehung vou Ludwigs-
Hasen:
Ludwigshasen liegt am linken Rheinnser gegenüber der badischen
Stadt Mannheim und der Neckarmündung. In Ludwigshasen
lausen drei Eisenbahnlinien zusammen. Ludwigshasen ist eine
junge Stadt; denn sie besteht erst seit 50 Jahren. König Lud-
wig I. von Bayern war ihr Gründer. Heute ist sie fünfmal fo
groß als unsere Vaterstadt und zählt 40 000 Einwohner.
b. Warum wohl Ludwigshasen in so kurzer Zeit so groß
geworden ist? Aussprache der Schüler. — Was Ludwigshafeu fo rasch
groß werden ließ, sagt uns das zweite Wort seines Namens;
wie heißt es? Hasen. — Inwiefern? Die Schüler werden angeregt,
die Antwort selbst zu finden. Als Ergebnis der gemeinsamen
Arbeit von Lehrer und Schülern wird festgestellt:
Ludwigshasen verdankt sein rasches Wachstum seiner Lage.
Die Stadt liegt am Rhein und gegenüber der Neckarmündung.
Aus dem Rhein und Neckar sahren viele Schisse, bringen Waren
und nehmen andere wieder mit sort. Die Lage von Ludwigshafen
ist für den Handel sehr günstig. Deswegen baute man in Lud-
wigshaseu einen großen Rheinhasen, in welchem die Schisse an-
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— 166 —
2. Zweibrück en.
Viele Westricher suchen auch Arbeit und Verdienst in der Sadt
Zweibrücken. Zeigen! — Bestimme die Lage! — Zweibrücken be-
sitzt viele Fabriken; in denselben werden insbesondere Maschinen, Werk-
zeuge und Papier hergestellt. — Von den umliegenden Höhen aus
erscheint Zweibrücken samt drei mit der Stadt durch Gärten und
Häuser verbundenen Dörfern von ansehnlicher Größe. Ehemals war
Zweibrücken die Residenz von Herzogen, deren Schloß heute als
Justizpalast (Gerichtsgebäude) dient. In dem stolzen Ban der Alexander-
kirche ruhen viel Zweibrückener Herzoge aus dem Hause Mit-
telsbach.
Zusammenfassung: Zweibrücken war ehemals eine Herzogsstadt,
heute ist es eine Fabrikstadt.
An die Zeit der Zweibrückener Herzoge erinnert auch folgende
liebliche Pfälzer Sage:
' Emma, die fromme Gemahlin des Grafen Ruprecht in Zweibrücken,
kannte kein größeres Vergnügen, als den Armen zu helfen. „In eigener
Person besuchte sie die Hütteu der Armut, um Hungrige zu speisen und
Kranke zu laben. Aber ihr Gemahl, Gras Ruprecht, war ein rauher
und hartherziger Herr". Er sagte, es sei für eine vornehme Frau
unpassend, die Winkel der Armut und des Elends auszusuchen, und ver-
bot es ihr mit harten Worten. Doch die gute Gräfin konnte der hilss-
bedürftigen Armen und Kranken nicht vergessen; deshalb suchte sie die-
selben verstohlens, ohne Erlaubnis ihres Mannes auf und erfreute sie
durch ihre milden Gaben.
An einem kalten Wintertage wollte sie nun wieder einen armen,
kranken Mann besuchen. Eiu Körbchen, gefüllt mit Wein und gnten
Speisen, hing ihr am Arm. Da begegnete ihr auf der Schloßtreppe der
Graf. »Zornig fuhr er die fanfte Frau an: „Was trägst du da?" Die
Frau erschrak, und in ihrem Schrecken sagte sie: „Rosen". Und es war
doch mitten im Winter. „Was? Jetzt Rosen?" rief der Gras. „Die
möcht ich auch sehen!" Rasch riß er ihr den Korb vom Arm und hob
den Deckel auf. Aber, o Wunder! Das Körbchen war gefüllt mit
frischen, duftenden Rosen. Der Graf erstaunte und sah bald seine Ge-
mahlin, bald die Rosen an. Endlich saßte er sich und sprach: „Jetzt
erkenne ich, welch edle Frau ich besitze. Du bist eiu Engel. Verzeihe
mir! Du wirst mich in Zukunft anders finden!" — So war es auch.
Graf Ruprecht wurde so wohlthätig wie feine gute Gemahlin Emma.
Von der Schloßtreppe, auf der diese wunderbare Begebenheit ftattgefun-
den hat, ist keine Spur mehr da. Aber das Pfälzer Volk nennt noch
heute die Stelle, wo sie gestanden, die Rosentreppe. —
Zusammenfassung: Di e Sage von der Rosentreppe. —
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den Bewohnern des Altmühlthales das Christentum. Das Siegel des
Klosters ist noch unversehrt vorhanden und gibt uns ein Rätsel ans:
Es zeigt einen Esel und eiueu vou ihm geschlagenen und zu Tode
gebisseneu Wolf. — Seht, einmal soll dem Sola, als er auf einem Esel
ritt, ein erschrecklicher Wols begegnet sein. Der Esel war darüber, wie
man sich denken kann, sehr erschrocken, und wollte nicht mehr von der
Stelle. Da befahl ihm Sola, den Wols anzugreifen. Mutig ging nun
der Esel vor, schlug den Wolf mit den Füßen und erwürgte ihn.
Zusammenfassung: Der hl. Sola in Soluhofeu. An der
Altmühl liegt Solnhofen. Dieser Ort wurde vou dem Glaubens-
boten Sola gegründet. Sola war eiu Schüler des heiligeu
Bouisazius.
c. Soluhosen ist die Heimat der weißen Dachplatten, die wir aus
unserer Fahrt gesehen, der viereckigen Steine, womit der Boden unserer
Kirche und unsere Hausflur belegt ist, der feinen Platten, die man in
der hiesigen lithographischen Anstalt zum Steindrucken nötig hat. Um
Zu den Brüchen zu gelangen, aus denen diese Steine genommen werden,
müssen wir eiueu ziemlich steileu Berg erklimmen. Doch in ganz kurzer
Zeit ist die Höhe genommen. Oben angelangt, glauben wir, plötzlich
in eine unübersehbare Winterlandschaft gekommen zu sein, so blendend
weiß sind die Steine. Dieselben lagern teils in mächtigen Vertiefungen,
teils erheben sie sich in ansehnlichen Hausen. Ein kleines Dorf von
niederen, aber freundlichen Hütten dehnt sich an einer breiten Gasse aus.
Und da obeu wimmelt und schafft es, wie in einem Ameisen- oder
Bienenstaat, und siuubetäubendes Klirren, Klopfen und Klappern fchlägt
an unser Ohr.
Zusammensassuug: Was sieht der Wanderer zuerst in
den Steinbrüchen von Solnhosen? In der Nähe von
Solnhosen liegen auf der Höhe des Jura die Solnhofer Stein-
brüche. Diese sehen ganz weiß ans. Dort arbeiten viele Menschen.
Treten wir näher hinzu, um die Arbeiten genauer zu beobachten.
An verschiedenen Stellen sind Männer mit Pickel und Schaufel damit
beschäftigt, Rafeu, Erde und Schutt abzuheben und in bereitstehenden
Karren wegzuschaffen. Lange Schuttwülle, die sich am Raud des Berges
hinziehen, find Zeugen dieser Thätigkeit. Dazwischen stehen Arbeiter in
tiefen Gruben, deren Wände aus mehreren verschieden starken Schichten
von Kalkschiefer aufgebaut sind. (Zeichnung!) Mit dem starken Hebel-
eisen uehmen sie Schicht um Schicht ab und schaffen sie in Schieb-
karren zu den Hütten, wo sie weiter verarbeitet werden sollen. Dort
wählt ein Arbeiter die stärksten und schönsten Steine aus und schleift sie
mit seinem Sand und Wasser glatt. (Experiment!) Das gibt Steine
für den Steindrucker. Was nicht Lithographiestein ist, wird
zu Tischplatten, Fenstersimsen, Ofen ste inen, Grabsteinen,
Briefbeschwerern und manchen andern Gegenständen zurecht gemacht.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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den Meeresboden. Denkt an unser Glas! Was ist nun mit diesem
Kalkschlamm geschehen? Er hat eine Schicht gebildet. — Wann gab
es eine dicke Schicht? Wenn viel Schlamm vorhanden war. — Wann
eine dünne? — Denkt an unser Schneckenhaus! Was geschah mit
den Tieren, die zu Bodeu sanken? Sie wurden von einer späteren
Schicht zugedeckt. Sie wurden von zwei Schichten eingeschlossen. —
Sie müssen also doch wohl noch darinnen sein. Seht, wenn die Ar-
beiter in den Solnhoser Steinbrüchen eine Platte von der andern
wegnehmen, so finden sie häufig versteinerte Tiere: Wasserjnng-
fern mit ausgespannten, nnverkrüppelten Netzflügeln, Fische mit glän-
zenden Schuppen und Flossen, Krebse mancherlei Art, riesige Schnecken,
Seesterne, fliegende Eidechsen, Tiere, halb Fisch, halb Vogel n. a. (Vor-
zeigen von Versteinerungen!) Wann müssen diese Tiere gelebt haben?
Vor vielen tausend Jahren. — In welchen Teilen des Jura haben wir
auch Versteinerungen gesunden? Staffelberg, Hesselberg. — Man findet
solche im ganzen Jura. — Wie ist also der Jura entstanden? Abgesetzt
aus dem Wasser. — Wo ist aber das Jurameer hiugekommeu? Es
hat sich verlaufen. — Und der Kalkschlamm? Er ist zu Kalkstein geworden.
Zusammenfassung: Entstehung des Jura. Früher breitete
sich an Stelle des Jura eiu großes Meer .aus. Dasselbe war
reich an Tieren. Die Kalkschalen und Knochen derselben sanken
in den Kalkschlamm. Aus diesem sind die Kalksteine entstanden.
In denselben findet man versteinerte Tiere.
6. Lange Zeit war nun der schöne Kalkschieser bei Solnhosen unter
der Erde verborgen. Wer die schönen Steine zum erstenmal gesunden,
wer sie entdeckt hat, davon wollen wir in der nächsten Lesestunde lesen:
Siehe deutsches Lesebuch: „Der Solnhoser Knabe" von Stöber.
Zusammeusassung: Kurze Wiedergabe des Stückes, etwa in
folgender Weise:
Eine arme Witwe zu Soluhofen hatte einen Sohn. Dieser mußte
auf den umliegenden Bergen die Ziegen des Dorfes hüten. Der kleine
Hirtenknabe spielte dabei öfters mit herumliegenden Schiefersteinen. Er
rieb sie aneinander und saud, daß man sie sehr glatt machen könne.
Der Bube war ein denkender Kops. Darum nahm er Sand, damit das
Reiben und Glätten noch besser ging. Die Steine wurdeu blank und
fein. Daun gab er ihnen mit einem kleinen Hämmerchen eine viereckige
Form. Mit solchen sauberen Platten wollte er den Boden seines kleinen
Wohnstübchens belegeu. Zur selben Zeit war in dem benachbarten Eichstätt
die Domkirche erbaut worden. Lange beriet man, mit welchen Steinen
man den Fußboden der Kirche belegen wolle. Davon hörte der Hirtenknabe.
Mit einigen seiner Platten wanderte er nach Eichstätt und zeigte sie dem
Bischof. Diefem gefielen die Steine, und die Kirche wurde damit ge-
pflastert. Seit dieser Zeit waren die Solnhoser Steine bekannt.