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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 24

1898 - Schwabach : Schreyer
— 24 — 4. In den Sotnhofer Stewvrüchen. Lehrmittel: Solnhofer Schiefer, womöglich mit Versteinerungen. a. Wir folgen mit der Bahn dem Engthal der Altmühl weiter nach Südosten. Ein Engthal haben wir fchon durchfahren? Thal der Pegnitz. — Ahnlich wie dort treten die Berge auch hier ganz nahe zusammen. Links und rechts der Altmühl steigen senkrecht nackte Kalkfelsen in die Höhe. In welchem Gebirge sind wir? Jura. — Betrachtet aus unserer Karte die Altmühl? Jetzt beginnen die vielen Krümmungen. — Wo- durch wird die Altmühl gezwungen, diese Krümmungen zu machen? Sie muß die Berge umfließen. (Erinnerung an das Mainviereck.) — Kaum gibt es in dem Engthal Raum für größere Ortschaften. Auffallend kommt es uns vor, daß die meisten Häuser der Orte nicht mit Ziegeln oder Schiefer, wie bei uns, sondern mit dünnen weißen Platten gedeckt sind. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das Städtchen Pappen- heim. Inmitten desselben erhebt sich aus steilem Felsen das alte Ge- mäuer eines Römerturmes, von welchem Bäume hoch in die Lüste ragen. Die Altmühl windet sich zwischen dem prächtigen neuen Schlosse, das dem Grasen von Pappenheim gehört, und dessen Blumengärten hindurch, um das Städtchen zu umfließen. Alle Höhen, die wir erblicken, sind mit schönen Laubwaldungen bewachsen, und die Wiesen des Thales er- höhen durch ihr freundliches Grün die Schönheit der Landschaft. Wieder setzt sich der Zug in Beweguug. Plötzlich werden wir in nnsern Be- trachtungen gestört. Im Wagen wird es mit einem Male Nacht, wir sind in einem Tunnel. (Hinweis auf das Pegnitzthal.) Doch bald ist dieser durchfahren. Der Zug hält, und vor nns liegt So lnh ofen, nnfer nächstes Reiseziel. Zusammenfassung: Fahrt im Altmühlthal von Treucht- l in gen bis So ln Hofen. Bei Treuchtlingen tritt die Altmühl in ihr Engthal ein. Sie durchfließt in vielen Windungen den Jura. In diesem engen Thal liegen Pappenheim und Solnhosen. b. Lieblich liegt das Dorf Soluhofeu im engen Thal der Altmühl. Viele Häuser sind an den Abhang des Jnra hingelehnt. An den Hängen weiden auffallend viele Ziegen. Anch hier sind sast alle Gebäude mit den weißen Platten gedeckt, die wir in den Ortschaften aus unserer bis- herigen Fahrt beobachtet haben. Solnhosen verdankt seine Entstehung und seinen Namen dem hl. Sola, einem der ersten Verkünder des Christentums in dieser Gegend. Er war ein Schüler des hl. Boni- sazius. (Dieser hat, wie wir wissen, den Dom in Würzburg gegründet.) Seine erste Wohnung hatte Sola in einer Höhle, die man uns heute noch als „Solahöhle" zeigt. In dieser Höhle lebte Sola, von aller menschlichen Gesellschaft abgesondert. Nach einiger Zeit sammelten sich um ihn einige fromme Brüder. Sie reuteteu die dichten Wälder aus und legten einen Hof an, den man den Solahof nannte. Bald gründeten sie auch ein Kloster, und die frommen Mönche zogen aus und predigten

2. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 26

1898 - Schwabach : Schreyer
— 26 — Ein Arbeiter zeichnet aus Platten mittels Lineal und Kohle Vierecke und hämmert mit einem kleinen Hämmerchen so lange aus den Strichen hin und her, bis die Steine die gewünschte Form haben. Aus diese Weise sind die Pflasterplättchen unserer Haustennen bearbeitet worden. Der dünnste Schiefer wird zu Dachplatten verwendet. Dabei sind fort- während Leute beschäftigt, die Abfälle an die Schuttwälle am Rand des Berges zu schaffen. Von den Steinbrüchen aus treten nun die Soln- hofer Steine ihre Reise zu Wasser und zu Land durch die ganze Welt an; denn überall begehrt man diese feinen, fchönen Steine, die man in der Güte fönst nirgends mehr findet. Soln Hofen ist durch feine Kalkplatten weltberühmt geworden. Zusammenfassung: Was die Soluhofer Steinbrüche liefern. In den Solnhofer Steinbrüchen bricht man den Kalk- schiefer. Dieser findet als Lithographieschiefer, zum Pflastern und Dachdecken Verwendung. Die Solnhofer Steine find weltberühmt. 6. Wie wohl diese einzelnen Schichten des Kalkschiefers entstanden sein mögen? Wie es wohl kommt, daß der Schiefer bald dünn, bald stärker ist und in ganz ebenen Flächen unter der Erde liegt? — Seht, ich bringe in dieses Glas Wasser gelben Sand, schüttle tüchtig und lasse das Wasser eine Zeit lang ruhen*). Was bemerkt ihr? Der Sand setzt sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Nun pulverisiere ich etwas Kreide, nicht so viel, wie ich vorhin Sand genommen habe, werfe diese in das Wasser und stelle es wieder ruhig hiu. Was seht Ihr? Auch die Kreide setzt sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Vergleicht diese Schicht in bezug aus ihre Dicke mit der vorigen! Etwas dünner. — Warum? Weil es weniger Kreide war als Sand. — Jetzt werfe ich nun dieses kleine Schneckenhans ins Wasser! Es sinkt unter. — Nun schütte ich noch blauen Sand ins Wasser! Auch er setzt sich zu Boden und bildet eine Schicht. — Und unser Schneckenhaus? Dieses befindet sich zwischen der weißen und blauen Schicht eingeschlossen. Wie viele Schichten seht Ihr jetzt im Glas? Drei. — Wie sind diese entstanden? Aus dem Wasser abgesetzt. — Wie werden die Schichten, wenn wir das Wasser abgießen und das Glas im Zimmer stehen lassen? Fest, hart. Der Solnhofer Kalkschiefer bildet nuu auch solche Schichten. Wie werden wohl diese entstanden sein? Auch sie haben sich aus dem Wasser abgesetzt. — Ja, dort, wo jetzt der Jura ist, war vor vieleu, vielen Jahren ein großes, großes Meer. Dieses Meer war sehr reich an Muscheln, Schnecken, Seesternen, Seeigeln, Fischen und sehr großen Ei- dechsen. Die Kalkschalen und Knochen der Millionen Tiere, die im Laufe der Jahrhunderte starben, sanken mit dem Kalkschlamm auf *) Dieses Experiment machen wir am besten einige Tage vvr dieser Lektion, vielleicht am Schluß des Unterrichts.

3. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 37

1898 - Schwabach : Schreyer
Leicht könnt Ihr mir nun sagen, wie das Meer der oberpfälzischen Hoch- ebene verschwunden ist? Der See hat sich einen Ausweg zwischen dem bayerischen Wald und dem Frankenjura gesucht. — Und das Wasser? Die Donan hat es weggeführt. — Wie hat also die oberpfälzische Hoch- ebene früher ausgesehen? Woher wissen wir aber, daß die oberpfälzische Hochebene früher ein Meer gewesen ist? —--Seht, das Meer hat selbst seine Denkmale hinterlassen. Wir finden heute noch in der oberpfälzischen Hochebene viele Weiher, die beim Abfluß des Meeres zurückgeblieben sind. Welchen Nutzen gewähren diese? Karpfen. — Die ausgedehnte Fischzucht in der oberpfülzischeu Hochebeue verdankt man dem srüheren Meere. Ob dieses vielleicht noch einen Nutzeu gewährt? Denkt an das Ries und an den Bamberger Kessel! Das Meer hat Schlcimm zurückgelassen und da- durch die Ufer der Raab fruchtbar gemacht. — Welchen Nutzen haben also die Menschen heute noch von dem srüheren Meere der oberpfälzifchen Hochebene? — Wovon haben wir zuerst gesprochen? Naab. — Dann? Ober- pfälzische Hochebene. — Wie nennen wir Naab und oberpfälzische Hoch- ebene zusammen? Naab gebiet. — Was wißt Ihr nun vom Naab- gebiet? Zusammenfassung: Das Naabgebiet. Die Naab durch- fließt die oberpfälzische Hochebene. Diese wird begrenzt durch das Fichtelgebirge, den Böhmerwald, den bayerischen Wald und den Frankenjura. Sie war srüher von Wasser bedeckt. Daher findet man in der Hochebene viele Weiher; die Naabnser sind srnchtbar. 3. Deutsche Treue. Wir wollen eine alte Ritterburg im Naabgebiet be - suchen! Diese liegt an einem Nebenflusse der Naab. Nenne und zeige die Nebenflüsse der Naab! Psreimt und Vils. — Unser Reiseziel liegt an der Psreimt. Woher kommt diese? Böhmerwolds — Begleite ihren Lans an der Karte und halte bei den Orten inne! Lies den Namen des ersten Ortes! Transnitz. — Welcher Ort liegt an der Mündung? Psreimt. — Die Burg liegt bei dem erstgenannten Ort und heißt, wie dieser, Trausnitz. a. Auf der einen Seite der Bnrg gähnt ein Abgrund; auf der an- dern befindet sich ein tiefer Graben. Eine kleine Brücke führt uns über denselben. Wir treten durch ein weites Thor ein in den Burghof. In den weiten Sälen des Schlosses erblicken wir Wappen und Bilder. Eine schmale, finstere Wendeltreppe sührt uns hinauf in den Turm. Schau- dernd blicken wir hier in ein enges Gefängnis mit niedriger Decke und

4. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 44

1898 - Schwabach : Schreyer
— 44 — dem reichgeschmückten Reichssaale. Hier wurden Jahrhunderte lang Reichs- tage abgehalten. In den Gewölben befinde: sich die mit schrecklichen Folterwerkzeugen ausgerüstete Folterkammer. Dem Rathause gegenüber steht das Dollingerhaus mit dem Dollingersaal. In letzterem erblickt man an einer Wand die Abbildung eines schweren Kampfes zwischen zwei Rittern. Die (Sage*) weiß uns darüber folgendes zu erzählen: Einst durchzog Deutschland ein riesenhafter Heide aus Uugaru, Namens Krako. Er war 10 Schuh groß. Sein Helm wog 20 Pfund, sein breites Schwert maß 3 Ellen, seine Lanze war dick und lang wie ein Baum. Seine Brust schützte ein Gewand aus der dickeu Haut eines Elesanten. Der Riese forderte jeden Ritter zum Zweikampf heraus und blieb immer Sieger; denn er stand im Bunde mit dem Teufel. Schrecken verbreitete sein Name. — So kam er auch gelegentlich der Hochzeit des Herzogs uctch Regeusburg, eben als Kaiser Heinrich der Vogelsteller dort seinen Reichstag hielt. Höhnisch sorderte er die den Kaiser umgebenden Ritter zum Kampf heraus. Keiner wollte es wagen. Das that dem Kaiser über die Maßen leid. — Ein Regensburger Bürger, Hans Dol- linger, der eben im Gefängnis faß, erfuhr dies. Er ließ den Kaiser bitten, ihm den Kampf mit dem prahlerischen Ungarn zu erlauben. Eiligst schickte ihm der Kaiser einen ehernen Schild, ein scharfes Schwert und ein schnelles Roß. Der Kampf begann.**) Zweimal wurde der brave Dollinger in den Sand gestreckt. Da bat er den Kaiser um ein Kruzifix, um dem Höllenfürsten die Macht zu nehmen. Beim dritten Anrennen flog Krako weithin in den Sand, sein Lästermund verstummte für immer. Der Kaiser machte Dollinger zum Ritter. Zusammenfassung: Dom, Rathaus, Dollingerhaus. Regensburg besitzt einen herrlichen Dom, welchen König Ludwig I. vollendete. Im alten Rathaus befinden sich der prächtige Reichs- saal und die schauerliche Folterkammer. Das Dollingerhaus er- innert an den tapfern Dollinger. 6. Zur Walhalla. Lehrmittel: Eine Abbildung von der Walhalla. Wir besuchen heute von Regensburg aus eiu berühm- tes Bauwerk Ludwigs I. Welche Bauwerke Ludwig I. sind uns schon bekannt? Regensburger Dom (Vollendung), Besreiuugshalle, Ludwigskanal, Pompejannm. — Ihr seht, Ludwig I. hat geru fchöne Bauwerke aufgeführt. Eiu solches er- reichen wir auch heute von Regensburg aus. *) Nach: Weiß und Blau. **) Kulturhistorisches Bild von Lehmann: Das Turnier.

5. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 49

1898 - Schwabach : Schreyer
Iv, Das böhmisch^bsgerilche Waldgebirge. A. Darbietung. 1. Durchs Megeuttjat zum Aröer.^) Wir wollen heute in die H eimat d es Regen wandern! Wir gehen von Regensburg aus das Thal des Regen entlang nach Norden. Die schönen und freundlichen Ufer zeigen uns üppige Wiefeu und fruchtreiche Saatfelder, welche den Bewohnern Wohlstand bringen. Plötzlich wendet sich das Thal nach Osten. Wahrend die oberpsäl- zische Hochebene zu unserer Linken einen weiten Ausblick gestattet, erheben sich zu unserer Rechten hohe Berge, welche uns lange auf unserer Wanderung begleiten werden. Wir kennen sie schon! Es ist der bayerische Wald. — Nach einiger Zeit werden auch zu unserer Linken große Berge sichtbar. Welchem Gebirge gehören diese an? Böhmerwald. — Nun strömt der Regen zwischen zwei mächtigen Bergreihen, dem bayerischen Wald und dem Böhmerwald, hindurch. Wir folgert dem engen nach Südosten gerichteten Thale. Wir erblicken viele Kirchen und Burgruinen. Zu unserer Verwunderung sehen wir die Ge- bände der Ortschaften nicht mit Ziegeln, wie bei uns, sondern mit Schindeln (d. s. kleine, dünne Brettchen) gedeckt. Bald wird unser Weg steiler; wir müssen ein hohes Gebirge, den Böhmerwald, erklimmen. Um uns herrscht feierliche, sast unheimliche Stille; wir begegnen keinem Menschen. Nach dreistündigem Ansteigen durch schöne, dichte Fichten- und Buchenwaldungen betreten wir eine kleine Lichtung. Hier liegt ein See, der kleine A r b e r s e e, aus welchem der Regen heraus- kommt. Wir steigen noch höher. Bald hört die Buche, der es hier oben zu kalt wird, auf, und nur noch Fichten umsäumen nnsern Psad. Aber auch diese verschwinden, und an ihre Stelle tritt die Zwergkiefer oder Latsche, bis wir endlich einen völlig kahlen Gipfel betreten. Nur weiches Moos überzieht noch die umhergestreuten Granitblöcke. Wir sind auf dem Arber, „dem Waldkönig, dem Altvater", auf dem höchsten Berge des Böhmerwaldes, angekommen. (1500 m). Auf der Spitze erblicken wir eine Kapelle und ein eisernes Kreuz. Unterhalb derselben gibt uns eine hölzerne Hütte Gelegenheit zum Übernachten. Aus der *) Auch hier schicken wir als Hausaufgabe voraus: Was erzählt uns die Karte von der Heimat des Regen? Geographie von Bayern. 4

6. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 50

1898 - Schwabach : Schreyer
— 50 — Ostseite des Berges liegt der große Arbersee. Dieser hat ein sonder- bares Aussehen: Sein Wasserspiegel ist am Saum kaffeebraun, gegen die Mitte zu tintenschwarz. Darin wohnen keine Fische. Wir vernehmen am See keinen Vogelgesang, sehen keine Käfer und Schmetterlinge, auch keine Raubvögel. Rings um den See stehen Tausende von abgestorbenen Fichten, denen die Rinde sehlt. Das Holz derselben ist gebleicht, und an den dürren Ästen hängt langer Baumbart, der im Winde hin- und herflattert. Wer im Mondenschein an den See kommt, meint, an dem- selben stüudeu Geister. — Wollen wir nun den Weg vom Arber bis zur Regenmündung übersehen! Zusammenfassung: Arber und Regen. Wir stehen auf dem Arber, dem höchsten Berge des Böhmerwaldes. Er heißt auch Alt- Vater oder Waldkönig. Auf ihm befinden sich zwei Seen, der große und der kleine Arbersee. Der große Arbersee hat dunkles Wasser. Weder darin, noch in seiner Umgebung zeigt sich Leben. Vom kleinen Arbersee kommt der Regen. Dieser fließt nach Nord- Westen und trennt den Böhmerwald vom bayerischen Wald. An seinen Ufern liegen viele Ortschaften, deren Häuser mit Schindeln gedeckt sind. Dann schlägt er eine westliche Richtung ein. End- lich macht er ein Knie und fließt nach Süden. Bei Regensburg mündet er in die Donan. 2. Z»er Iisctjer am Arliersee. Um das Becken des kleinen Arberfees spinnen sich allerlei düstere Sagen. Das Volk glanbt, seine Tiefe könne nie ergründet werden, und wer einen Stein in denselben Werse, der beschwöre ein heftiges Gewitter herauf. — Eine weitere Sage berichtet uns, daß in dem krystallenen Palaste des Sees wunderbare Goldfische mit „Schuppen von purem Golde, mit Augen von Edelstein" wohnten, von denen einer ein Königreich wert sei. Wie es einem habsüchtigen Fischer ging, der einst nach solchen Fischen angelte, erzählt uns folgendes Gedicht: Der Fischer am Arbersee. A. Müller. Der Fischer klimmt wohl den Arber hinan. Er klimmt wohl hinauf zum See, Zum See, umgürtet mit Fels und Tann Und kühler als Nordlands Schnee. Er birgt sich tückisch im Userrohr Und wirft die Schnur in die Well'; Bald reißt er ein zappelndes Fischlein empor: „Ei, grüß' dich, dn blanker Gesell!"

7. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 52

1898 - Schwabach : Schreyer
bis zur Donau streicht. Der Böhmerwald verdient den Namen „Wald"; denn in seiner ganzen Ausdehnung trägt er herrliche Buchen-, besonders aber dunkle, düstere Fichtenbestände. Ja, „an manchen Stellen ist der Wald noch so, wie er bei der Schöpfung gewesen war. Noch kein Mensch hat darin gearbeitet. Es bricht keiner der uralten Bäume um, als wenn er vom Blitze getroffen ist oder vom Winde umgestürzt wird. Daun bleibt er liegen, und aus seinem Leibe wachsen neue Bäume und Kräuter empor. Die Stämme stehen in die Höhe, und zwischen ihnen sind die unangesehenen und unangetasteten Blumen und Gräser und Kräuter." (Albert Stifter.) Wir dürften uns uicht ohne Führer durch diesen Urwald wagen; denn wir würden in schwarzem Sumpf, in den vermodernden Stämmen versinken, Ungeziefer würde emporschwirren und uns den Atem und das Sehen behindern. — Nur die höchsten Gipfel des Gebirges find, wie auch unser Waldkönig, kahl. Im Südosten des Arbers erblicken wir zunächst den Rachel, dann den Lüsen. Der Gipfel dieses Berges wird durch einen Hansen von Granitblöcken gebildet. Davon erzählt die Sage, der Teufel habe im Lüsen seine Schätze ver- borgen und die Steine darüber geworfen, um sie vor den Menschen zu schützen. Als südöstlichste Erhebung erblicken wir den Dreisesselberg. Ein sonderbarer Name! Der Sage nach haben einst die Herrscher von Böhmen, Bayern und Osterreich auf dem Gipfel dieses Berges in mäch- tigen Granitsesseln Beratung gehalten, und jeder saß in seinem eigenen Lande. Zusammenfassung: Reich des Waldkönigs. Der Arber liegt etwa in der Mitte des Böhmerwaldes. Dieser erstreckt sich in südöstlicher Richtung vom Fichtelgebirg bis zur Donau. Er ist mit Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt. An manchen Stellen gibt es sogar noch Urwälder. Nur die höchsten Gipsel sind kahl. Als solche merken wir den Arber, den Rachel, den Lüsen und den Dreisesselberg. 4. Die Maldl'er. a. Ob in diesem Waldgebiet auch Menschen wohnen? — Sucht einmal auf unserer Karte Wohnorte aus! Am Regen liegen: Zwiesel, Regen, Biechtach, Kötzting. — Das sind die größten Orte, kleine Städte. Außer diesen treffen wir im Böhmerwald, wie auch im baye- rischen Wald, ganz kleine Örtchen, tief versteckt im Walde. Diese wollen wir einmal besuchen. Wenige Häuser stehen beisammen. Der Wald liefert dem Waldler das Baumaterial: Die Wohnhäuser sind aus starken Fichtenstämmen errichtet. Die weit vorspringenden Dächer sind mit Schindeln gedeckt. Auch das Innere des Hauses zeigt die größte Ein- fachheit, daneben aber auch peinlichste Ordnung und Reinlichkeit. Wir treffen im Hanfe überaus freundliche Leute, die immer froh sind, wenn

8. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 53

1898 - Schwabach : Schreyer
— 53 — sie wieder einen Fremden zu sehen bekommen, und können sie nun in ihrem Äußern betrachten. Wir sehen, daß der Wald dem Waldler nicht nur sein Haus bauen Hilst, sondern ihm noch mehr gewährt. Mann, Frau und Kinder tragen Schuhe, die der Vater aus einem Scheit Holz gearbeitet hat. Der Vater und die Knaben bedecken den Kopf mit einer runden, braunen Mühe: sie ist aus Buchenschwamm hergestellt. Wenn die Knaben zur Schule gehen, haben sie aus dem Rücken große Schultornister aus Holz. Die Kleider der ganzen Familie sind aus grober, blauer Leinwand gemacht, zu welcher der Waldler den Flachs dem dürstigen Boden abgerungen hat. Reiche Leute sind das nicht, das sehen wir schon an ihrem Haus und an ihrer Kleidung. Noch besser lernen wir die Armut der Waldbewohner kenneu, wenn wir ihre Mahl- zeiten während eines Tages ansehen. „Da gibt es als Frühstück saure Milch mit Kartoffeln oder Schwarzbrot. Die Mittagsmahlzeit besteht in Kraut und Kartoffeln, auch in groben Mehlspeisen oder harten Klößen. Abends gibt es saure Milch oder Kraut mit Kartoffeln. Fleisch kommt nur an den höchsten Festtagen auf den Tisch." Wir sehen, daß wir wieder bei armen Leuten sind, wie? Aus der Rhön. Zusammenfassung: Die Waldler sind arme Leute.*) b. Woher wohl diese Armut kommt? — Warum sind die Leute im Schweinsurter Gau so reich? Bodeu sruchtbar. — Also? Hier im Wald ist der Boden wenig sruchtbar. — Wie kommt das wohl? Denkt an die Rhön! Der Boden verwittert schwer, das Klima ist rauh und kalt. — Wenn unsere Gegend schon im Blütenschmucke Prangt, tragen die Berge des Böhmerwaldes und bayerischen Waldes noch das weiße, kalte Schneegewand. Der Winter begräbt ost ganze Dörfer im Schnee, so daß man von den Häusern oft kaum mehr als deu Schlot sieht. — Welche Pflanzen gedeihen noch aus den Feldern des Rhöngebirges? Wenig Getreide, Flachs und Kartoffeln. — Dieselben baut auch der Waldler, namentlich Kartoffeln in großen Mengen, da sie, wie wir an den Mahlzeiten sahen, die Hauptnahrung der Be- völkeruug bilden. Der Flachsbau schafft dem Waldler noch weiteren Verdienst. Ist die Feldarbeit zu Ende und haben Stürme und Schnee- gestöber die Familie in das Haus gedrängt, so sehen wir Mann und Frau, Töchter, Söhue und Dienstboten mit Flachsspinnen beschäftigt. Alle sitzen mit schnurrenden Rädchen um das Licht. Bei dem rauhen Klima trägt der Ackerbau wenig ein und kann nicht alle Waldler ernähren. — Wie nützt der Rhöner seine Bergwiefen aus? Rhönhämmel. — Ähnlich macht^s der Waldler. Auch er treibt Viehzucht. Die Kühe und Kälber werden an den unteren Hängen des Gebirges geweidet. Die Stiere kommen um die Mitte des Monats Juni in Herden bis zu einigen Hunderten auf die Bergweiden, wo sie *) Siehe Schüleraufsatz: C.

9. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 54

1898 - Schwabach : Schreyer
— 54 — bei günstiger Witterung bis Ende September verbleiben. Hier weiden sie, ohne unter Dach zu kommen, gehütet von einem kräftigen Hirten, welchen man Senn heißt. Sennhütten mit angebauten Ställen sind an geschützten Orten errichtet, auch sieht man allenthalben Heustadel. Ein paar Ziegen, welche der Senne mit sich führt, liefern ihm die nötige Milch; in Zwischenräumen von 10—12 Tagen wird ihm Brot auf den Berg geschickt. Das ist während des Sommers seine einzige Nahrung. Zusammenfassung: Der Wal dl er treibt Ackerbau und Viehzucht. c. Aber noch immer reicht dies nicht hin, alle Lente des Waldes zu ernähren. Weiteren Verdienst sucht sich der Waldler in seinem Wald. Womit wird ihn dieser in erster Linie versorgen? Holz. — Ja, Holzhauer finden wir in großer Zahl. Sie erklimmen die steilen Berge, um die Bäume zu sällen. Das Holz von den schroffen Abhängen der Berge auf ihren Schlitten thalwärts zu fördern, ist ein schweres Stück Arbeit. Trotz grimmigster Kälte dringt den zähen Gestalten unter der großen Last ihrer Schlitten, die sie selbst hinausschleppeu müssen, in warmen großen Tropsen der Schweiß aus allen Poren. Das Herabsahren ist eine halsbrecherische Arbeit. Mit einer halben Klaster Scheit und mehr hinter sich fährt der „Anzieher" mit seinem Holzschlitten pfeilschnell zwischen den Bäumen hindurch den Berg hinab. Ein geringes Ausgleiten schmettert ihu an einen Baum, oder bringt ihn unter den eigenen Schlitten, und so kostet jeder Winter viele Menschenleben. Mit Tieren kann man diese gefährliche Arbeit nicht verrichten; daher wagt der Waldler sein Leben, um sein Brot zu verdienen. Nachts geht er in seine eiskalte Blockhütte, zündet ein Feuer an, röstet sich einen „Semmel- schmarrn", löscht den Durst mit Wasser und legt sich auf ein hartes Lager vou Streu. Am Ende der Woche zieht der arme, geplagte Holz- Hauer heimwärts zu Weib und Kind. Unten im Thale wird das Holz weiter verarbeitet. Wir wissen schon teilweise, was der Waldler daraus zu machen versteht? Holzschuhe, Haus, Schindeln. — Das ist aber nicht alles. Er verfertigt auch Bretter, Zündhölzer, Siebränder und mancherlei hölzerne Gegenstände. — Der Holzhandel schafft das Holz in andere Gegenden. — Und was macht endlich der Waldler aus dem Buchen- schwamm? Mützen. Zusammenfassung: Was der Waldler seinem Wald ver- dankt. d. Endlich weiß der Waldler auch seine Bodenschätze ansznnutzen. Welche Bodenschätze dieser Gegend sind uns schon bekannt? Granit. — Aus diesem Gestein macht der Waldler Pflastersteine, die in den Städten Verwendung finden. — Namentlich in der Nähe von Zwiesel, am Lüsen und Rachel, findet man ein weißes Gestein, das man Quarz nennt. Aus demselben wird in den Glashütten Glas bereitet, wozu der Wald billiges Holz liefert. — Der südliche Teil des Böhmerwaldes,

10. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 55

1898 - Schwabach : Schreyer
der die Jlz zur Donau schickt, gibt den Bewohnern Graphit und Porzellanerde. Aus ersterem Mineral werden fenerfeste Schmelz- tiegel (zum Schmelzen von Metall) hergestellt, während die Porzellanerde zu Porzellaugegeustäuden verarbeitet wird. — Endlich findet der Waldler in dem Bodeu seiner Berge noch Eisenerze (Verwendung!) und Tors. Zusammenfassung: Was der Boden dem Waldler liefert. e. Wir haben gesehen, daß sich die Waldbewohner umthun müssen, nm ihr Brot zu verdienen. Ihr ganzes Leben ist saure, harte Arbeit. Diese stete Arbeit aber, die derbe Kost, die einfache Lebensweife und der fortwährende Aufenthalt in der frischen Bergluft erhalten den Waldler gesund. Durch das rauhe Klima wird fein Körper gestählt und gegen mancherlei Krankheit geseit. „Er ist rauh wie sein Klima und hart wie sein Granit." Daher sehen wir mit Staunen, daß selbst hochbetagte Leute sich noch eine seltene Rüstigkeit bewahrt haben. — Bei aller Armut ist der Waldler zufrieden und hängt mit rührender Treue an feiner Heimat; deshalb läßt auch der Dichter deu wetterbraunen Sohn „des Waldes" sprechen: „Sei auch der Boden noch so dürstig, Weht auch die Bergluft uoch fo kalt. Mein Herz hängt an der Väter Hütte, Da fesselt's mich mit Allgewalt!" — Namentlich muß die Frömmigkeit des Waldlers hervorgehoben werden. Den sonntägigen Gottesdienst versäumt der Waldler nur selten, mag auch der Weg noch so weit und die Witterung noch so schlecht sein. Zusammenfassung: Eigenschasten des Waldlers. Merksätze: a. Flüsse vom böhmisch-bayerischen Waldgebirge sind: Wald- na ab, Pfreimt, Regen und Jlz. b. Der Bö h merwald erstreckt sich der Länge nach vom Fichtel- gebirg bis zur Donau. Der 1500 in hohe Arber ist der höchste Berg des böhmifch-bayerifchen Waldgebirges. Während wir bei feiner Besteigung anfangs durch Laub-, dann durch Nadelwälder kommen, sehen wir in den kalten höheren Lagen nur noch Krüppel- holz. Lange dauert im Wald der Winter; es sällt viel Schnee. c. Das böhmisch-bayerische Gebirge trägt herrliche Wäl- der. -— Auf den Feldern gedeihen gut Kartoffeln und Flachs, weniger gut Getreide. — Aus dem Boden gräbt man Graphit, Quarz, Porzellanerde, Granit, Eifenerze und Torf. cl. Die Waldler treiben zum Teil Viehzucht. Die meisten Be- wohner des Gebirges sind arme Leute. Zeichnung.
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